Fantasy & Horror
Das Team - Forumsbattle-30-Randbeitrag

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"Mobbing in der Zukunft"
Veröffentlicht am 29. Januar 2014, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Mobbing in der Zukunft

Das Team - Forumsbattle-30-Randbeitrag

Vorbemerkung

Ein Randbeitrag zur Storybattle 30

Thema: MOBBING


Manchmal fällt so etwas auf die Gruppe selbst zurück.


geforderte Stichworte:

Katzenauge; Läufer; Fingerhut; Schmutz; Nähmaschine; Luft; Geld; Egoismus; Tafel; Computer Bonus: hinterhältig


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig


Das Team

"Joe, das ist doch wohl nicht wahr", schrie mich Carl an.

"Und ob das wahr ist", blökte ich dagegen.

"Du kannst nicht einfach den Kurs wechseln, wie du willst. Wir haben Vorgaben!"

"Ja, ja, Vorgaben von der Erde, aber nicht hier draußen! Und ich bin hier der Pilot!"

"Und ich bin hier der Kapitän, mein Guter, halt die Luft an! Und ich sage wo es lang geht. Also los auf Kurs, Joe! Und zwar auf der Stelle!"

"Bitte sehr, der Herr", knirschte ich. Dieses Arschloch, keine Ahnung vom Ionenantrieb, aber sich wichtig tun, dieser Scheißer! Carl begab sich ins Unterdeck zu seinem

Computertisch. Kurz darauf erschien der erste Ingenieur, den wir alle nur Blaufuchs nannten, obwohl er eigentlich Iwan hieß. Ich mochte ihn. Er war etwas unkonventionell mit seinem blauen Kurzhaarschnitt, aber drahtig und immer gut aufgelegt.

"Na Joe, kleiner Hosenknopf, steuerst du unseren Eimer mal wieder an den nächsten Meteoriten", begrüßte mich Iwan mit breitem Lächeln

"Ich bin geladen", zischte ich, während ich versuchte mit dem Katzenauge am Monitor die Flugbahn abzugleichen.

"Hat der Olle wieder gemault?"

"Und wie! Weiß mal wieder alles besser, der Herr Großkotz. Hat natürlich wieder die Rangordnung raus hängen lassen. Von

Egoismus zerfressen, das ist er!"

Blaufuchs nickte wissend.

"Was glaubst du, wie der uns auf den Senkel geht, unten im Maschinenraum. Meint, er hätte irgendeine Ahnung, der Herr fürnehm Kapitän. Sogar Russ, der Gute, ist auch schon ausgeflippt."

Russ war die rechte Hand von Blaufuchs und der gutmütigste Kerl, den man sich denken kann.

"Der auch?"

"Kaiser Carl wollte an dem elektrischen Feld, an den Einstellungen rumfummeln. Und das, als Russ gerade den Neutralisator überprüfte!"

"O Gott", lachte ich, "da war was los, wenn Carl an Russ’ Baby geht."

"Das kannste wissen! Der meint, bloß weil er mehr Geld kriegt, ist er der Oberzampano."

Es entstand eine Pause des Einvernehmens. "Findest du eigentlich auch, dass Carl immer nervöser wird?"

"Nervöser? Unausstehlich ist das Arschloch, das ist er! Ich habe nur einen kleinen Bogen gemacht. Etwas näher zum Saturn. Dann wollte ich wieder zurücksteuern. Damit haben wir die Schwerkraft vom Saturn als Kick genutzt, Swing by, verstehste!

"Klar wie Kloßbrühe. Das bringt uns tollen Zeitgewinn."

"Nach Meinung von Helga sparen wir drei Wochen Reisezeit bis zum Ziel. Und weil ich mitdenke, nicht so wie gewisse andere, habe ich auf Helga gehört."

"Man muss Hirntot sein, wenn man nicht auf Helga hört", dozierte Iwan.

"Carl hat nich' mal 'nen Fingerhut voll Hirn!" "Richtig!"

Helga war unser grandioser Supercomputer an Bord. "Und das passte Kaiser Carl nicht? Hast du es ihm denn nicht erklärt?"

"Ich kam gar nicht dazu. Er fing gleich an rumzubrüllen."

"So’ n Arschloch", bestätigte Iwan, der Blaufuchs. Wir hatten an Bord unseres Raumschiffs strenge Routine einzuhalten, so wollte es die Erde. Deshalb trafen wir uns im Aufenthaltsraum gemeinsam zum Essen. Leider war das Tafeln wie auf der Erde im Raumschiff nicht möglich. Immerhin, einen

Tisch gab es und auch Sitze zum festschnallen. Ich kam mir dabei immer vor, als ob ich von einer Nähmaschine angetackert wäre.


Jane lutschte wortkarg an der Tube. Unsere Biologin und Chemikerin hatte sich schon von Anfang an über Carl beschwert. Offensichtlich konnte er die Finger nicht von ihr lassen. Belastend! Schmutzfinger beim Grapschen, bloß weil er Kapitän ist! Dabei war ich selbst an der rassigen Gazelle interessiert. Ich dachte immer, dass ich nicht landen könnte, weil ich nur Pilot war und nicht Kapitän.


Carl selbst glänzte durch Abwesenheit.


Unser Versorgungsoffizier, die kleine Mathilda, brach das Schweigen.

"Stellt euch vor, der Alte hat sich doch glatt erkundigt, was die Vorräte machen. Dabei ist doch sowieso alles von Anfang an berechnet worden. Und wir sind total im Soll", schniefte sie.

"Er hat wie ein Feldwebel rumgeplärrt, dass ich es neu einteilen soll. Die Reserve erhöhen. Dabei haben wir sowieso schon ein drittel Reserve!"

"In alles steckt er die Nase rein", grummelte Russ grimmig, der anscheinend immer noch wegen seines Babys beleidigt war.

"Ich bin der Meinung, dass wir auf sein Geschwätz gar nicht mehr hören sollten. Wir ignorieren ihn einfach. Was soll er schon

machen. Da ist er gearscht", sezierte Blaufuchs bedeutungsschwer.

"Aber er ist doch der Kapitän", wandte Mathilda ein.

"Was solls, Kleine", lächelte Jane hinterhältig.

"Das nächste mal kriegt er eine Backpfeife, wenn er mir schräg kommt."

"Hauptsache du kommst", kicherte Blaufuchs. "Blödmann", knuffte Jane.

"Ich habe sogar den Neutralisator etwas höher eingestellt", tat Blaufuchs geheimnisvoll.

"Das bringt noch zusätzlich Zeitgewinn. Je weniger lang wir das Großmaul ertragen müssen, desto besser!"

Meine Jane hüpfte vor Begeisterung. Carl

hatte offensichtlich bei ihr ausgeschissen. Ich tat es ihr gleich. Alle hüpften vor Freude. "Sobald wir am Ziel sind, übernimmt eh Joe die Führung. Bei der Landung hat der überhebliche Vollpfosten sowieso nichts zu melden."

Wir alle verstummten, als Carl auf der Bildfläche erschien. Er hatte eine Kladde in der Hand.

"Stellt sich der Führer auch mal zum gemeinsamen Essen ein", fragte Iwan frech.

Seine kurzen, blauen Haare wirkten angriffslustig.

Carl hatte eine blasse, ungesunde Haut, stellte ich fest. Sein Gesicht schien gealtert.


Er räusperte sich.

"Ich weiß schon, dass ihr alle", er blickte durch die Runde, "ihr alle mich von Anfang an nicht gemocht habt."

Betretenes Schweigen.

"Ihr habt zum Teil meine Anweisungen nicht befolgt. Ihr habt euch sogar über die Vorgaben vom Raumfahrtzentrum hinweg gesetzt. Der Kurs wurde geändert, der Ionenantrieb verstärkt und die Lebensmittel nicht weiter rationiert. Nun sind wir schneller unterwegs. Prima, ihr Helden! Hier ist die Kladde. Es hat gedauert, bis die Ergebnisse von Helga mit den Großcomputern auf der Erde bestätigt wurden."


Wir wussten Alle,dass Helga, unser Supercomputer an Bord sich noch nie geirrt hatte.

Damit reichte er die Kladde an Russ weiter. "Ich lege mich in meine Koje. Es lohnt sich nicht mich zu mobben", rief er noch zurück, als er sich an der Handstange entlang hangelte. "Nun könnt ihr sehen sehen, wie weit ihr kommt."

Auf der Flucht, der fleißige Läufer, dachte ich.

Wir alle stürzten uns vor Neugier über die Kladde.

Wir hatten mit unserem Schiff zu viel Schwung, sagten die Zahlen. Ich erkannte es

sofort. Selbst wenn wir augenblicklich drosselten, schossen wir am Ziel vorbei. Und ohne es neu berechnen zu müssen, das Herumkurven, um das Ziel doch noch zu erreichen, würde durch den großen Bogen irrsinnig viel Zeit, Antriebsschub kosten. Schub, der uns später fehlen würde. Wir konnten froh sein, wenn wir überhaupt noch nach Hause navigieren konnten. Ich überschlug Pi mal Daumen. Würden wir nun sofort die Umkehr nach Hause einleiten, wohlgemerkt, das Ziel außer Acht lassen, würden meiner Meinung nach die Vorräte dafür nicht reichen. Ich befürchtete nicht nur die Mission war gescheitert.

Zu deutsch, wir waren alle im Arsch.

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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CHM3663 Ja, warum sollte es in einem Raumschiff anders zugehen als in irgendeiner Firma...
Menschen sind und bleiben schließlich Menschen...
Das hast Du wieder wunderbar geschrieben – mit der für Dich so typischen Mischung aus fesselnder Spannung und herrlichem Humor!
Genau so geht es zwischen Kollegen leider oft zur Sache, und die ganze Geschichte wird dadurch doppelt lebendig und real!
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Das Team..."
Raum-Alltag, originell verpackt...
... und eines Tages wird es vielleicht einmal so kommen... smile*
Es hat jetzt schon eine gewisse Ähnlichkeit
mit einem Großraumbüro einer x-beliebigen Firma,
bei der auch manchmal so Einiges im A ... rgen ... zu sein scheint... ...grinst*
beste Grüße
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste So ähnlich war mein Anliegen: Einerseits Unverständnis, andererseits mangelnde Führungsqualität. der Bezug zu heutiger Aktualität ist gewollt!
Danke fürs Lesen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Silbenfaeller Kann mich nur anschließen - gut geschrieben und gedacht! Musste auch in mich gehen, um meinen Büroalltag diesbezüglich abzuklopfen.
Mein Randbeitrag schlummert noch im Kopf, mal sehen.
lg SF
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Klasse geschrieben!
LG
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ich wollte, trotz Jurymitglied, auch einen Beitrag für unsere Forumsbattle leisten. Vor allem, wenn ich später über die Beiträge kalt urteilen muss! Ich finde, die Forumsbattle sollte nicht einschlafen.
Es freut mich sehr, dass meine Story gut ankommt.
Danke Dir!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
matgy Eine spannende Geschichte. Du hast einen sicheren Schreibstil, gefällt mir. Lieber Gruss, Matthias
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