Am nächsten Tag fühlte ich mich sehr ausgeruht. Ich drehte mich zu John herum, aber er war schon aufgestanden. Warum hatte er mich nicht geweckt? Ich stand auf und zog mich um. Er saß auf der Couch und las ein Buch. „Guten Morgen mein Schatz“, begrüßte ich ihn. „Guten Morgen mein Engel. Hast du gut geschlafen?“ „Ja, wo sind denn die Jungs?“ „Sie sind heute früh schon zeitig los“ „Ach so“, antwortete ich knapp. „Hast du Hunger?“, er setzte seine Lesebrille ab und schaute mich an. „Ja ich mach mir gleich was“ „Ach setze dich hin. Ich mache dir etwas.“, er lächelte mich an und stand auf. Langsam lief ich zu ihm und gab ihm ein Kuss auf seine weichen
Lippen. Dann verschwand er auch schon in der Küche. Ich schaute ihm verträumt hinterher und setzte mich an den Tisch. Gedankenversunken schaute ich durch das Haus. Ich konnte mir richtig vorstellen, hier mit John ewig zu leben. Es fehlten nur noch unsere eigenen Kinder. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen und John sah es. „An was denkst du denn?“ „An unsere Zukunft“, ich lächelte ihn weiterhin an. „Auf die freue ich mich auch schon“, seine grauen Augen funkelten vor Freude. Ein Jahr später Auf Arbeit lief alles gut, klar es war manchmal echt stressig. Aber das hielt ich durch. Am meisten freute ich mich immer mit den älteren Leuten zu reden. Denn auch sie waren froh, mit jemanden reden zu können.
Am Abend kam ich nach Hause und John war noch nicht da, dabei hatte er doch gesagt er wäre heute pünktlich. Ich stellte mich in die Küche und fing an das Abendessen vorzubereiten. Da klingelte das Telefon, schnell ging ich ran. „Lorenz“, nahm ich ab. „Ich bin es Schatz. Leider wird es bei mir heute wieder später. Warte mit dem Essen nicht auf mich“ „Okay“, dann legte ich traurig auf. In letzter Zeit war er kaum noch zu Hause. Immer war er arbeiten und wenn ich ihn fragte warum. Sagte er, er dürfe darüber nicht reden. Es nervte mich immer alleine zu essen und so beschloss ich mir auch nur eine Schnitte zu machen. Jeden Abend stellte ich mich hin und kochte... Langsam hatte ich keine Lust mehr dazu. Ich aß auf und beschloss Sarah anzurufen. Wir telefonierten öfters miteinander,
nur war es immer so teuer. Ich wählte ihre Nummer, es dauerte eine Weile bis sie heran ging. „Hallo Catherine, na wie geht es dir?“ „Hi Sarah, ganz gut und dir?“ „Ach alles gut. Was denn los? Du klingst so bedrückt?“, hackte sie nach. „Es ist wegen John“, ich machte eine kurze Pause. „Ihr habt euch doch nicht getrennt?“ „Nein oh Gott, dann wäre ich nicht mehr hier. Er ist in letzter Zeit immer solange arbeiten. Es macht mich traurig. Jeden Abend sitze ich alleine hier und schaue fernsehen. Er kommt immer erst spät in der Nacht zu Hause.“ „Hast du schon mit ihm darüber geredet?“ „Ja aber er gibt mir keine klare Antwort“ Sie sagte eine Weile nichts mehr, ich hörte sie nur ins Telefon atmen. „Sarah?“ „Ich bin noch dran keine Angst. Hast du denn
schon daran gedacht, das er vielleicht eine andere hat?“ „Das würde ich John nie zutrauen. Du etwa?“ „Ich weiß nicht. Aber das wäre für mich jetzt die einzige Erklärung.“ „Nein daran möchte ich gar nicht denken“ „Alles gut, Catherine. Es war nur ein Gedanke, vergiss ihn wieder.“ „Hmm...“ „Cathi, ich glaube nicht das er dir fremd gehen würde. Ihr seit doch ein so süßes Paar und ich liebt euch doch“ „Ja... Ich werde jetzt schlafen gehen. Ich halte dich auf dem laufenden. Gute Nacht“ „Denk bitte nicht mehr daran. Schlaf gut“ Danach legte ich auf. Hatte sie Recht und John hatte eine andere? Dabei hatten wir eigentlich genug Sex. Aber vielleicht war es für ihn nicht ausreichend. Suchte er sich deswegen eine andere? In meinem Kopf drehte sich alles und mir liefen die Tränen über die Wangen. Nein
daran durfte ich nicht denken, John würde mich doch nicht betrügen. Mit einem schlechten Gefühl legte ich mich ins Bett und schlief ein. In der Nacht wurde ich wach, ein Blick auf die Uhr und ich sah das es um drei war. Kam er jetzt wirklich erst nach Hause? Solange konnte man doch gar nicht arbeiten. Als er sich leise ins Schlafzimmer schlich, schaltete ich das Licht ein. „Wo kommst du denn jetzt her?“, fragte ich ihn. „Von Arbeit, ich habe dir doch gesagt das es länger dauert“ „Schaust du mal auf die Uhr? Es ist drei Uhr! Solange arbeitet doch keiner“ „Wir hatten wichtiges zu besprechen, das kann eine ganze Weile dauern“, konterte er. „Ist klar, erzähl mir keine Lügen“, meckerte ich. „Es ist aber so entweder du glaubst mir oder du lässt es“ „Ich glaube dir nicht. Ich hoffe du erzählst mir
irgendwann man mal die Wahrheit.“ „Das ist die Wahrheit“ „Gute Nacht“, zischte ich ihn an und schaltete das Licht wieder aus. Ich konnte ihm nicht glauben das er solange arbeiten war. Was wichtiges zu besprechen, ist klar. Jeden Tag oder was. Jetzt wieder einzuschlafen fiel mir sehr schwer. Die restliche Nacht schlief ich fast gar nicht mehr. Andauernd hatte ich Alpträume das ich John mit einer anderen erwischte. Um sechs stand ich auf und ging duschen. Meine Spätschicht ging erst um drei los und so beschloss ich etwas im Haushalt zu tun. Aber zu erst frühstückte ich gemütlich. Um zehn kam John die Treppe herunter. „Guten Morgen“, sagte er brummig. „Guten Morgen“, antwortete ich. Dann legte er auch gleich los: „Kannst du mir mal sagen was das die Nacht sollte?“ „Kannst du mir mal sagen wo du so spät
herkommst?“, konterte ich zurück. „Na von Arbeit wie oft denn noch?“ „Das glaube ich dir aber nicht. Wahrscheinlich hast du eine andere, mit der du dich in der Nacht vergnügst!“, schrie ich ihn an. „Du hast mit Sarah telefoniert oder? Nur sie kann die so einen Unsinn in den Kopf setzen.“ „Ja ich habe mit ihr telefoniert und ja sie hat das gesagt. Aber da ist doch was wahres dran. Wo treibst du dich denn bitte so spät herum? Kein Meeting geht bis in die Nacht“ „Wenn du mir nicht glaubst, hast du Pech. Dann denke doch weiter das ich eine andere habe. Aber eigentlich müsstest du wissen, das ich nicht so bin. Niemals würde ich dich betrügen. Ich dachte das du mir vertrauen kannst nach der langen Zeit, aber da habe ich mich wohl geirrt“, er funkelte mich zornig an. Noch nie hatte ich ihn so wütend gesehen. Ich stand auf und brachte mein Geschirr in die Küche. Hatte ich ihm vielleicht doch unrecht
getan? Aber woher sollte ich wissen was er machte, wenn er nie darüber redete. Wir unterhielten uns in letzter Zeit sowieso kaum. Wann auch wenn er immer so spät nach Hause kam. Entweder ich schlief schon oder er sprach kein einziges Wort mit mir. „War ja klar das du mir jetzt nicht mehr antwortest und einfach abhaust“, brüllte er mir hinterher. Mir liefen die Tränen über die Wange, hatte ich mich wirklich so geirrt? Ich lief bis zum Rahmen der Küchentür. „Wie soll ich dir denn glauben, wenn wir uns kaum noch unterhalten. Wir entfernen uns immer weiter voneinander, bemerkst du das denn nicht?“ „Wir unterhalten uns doch, nur meistens artet es in einen Streit aus“ „hmm“, antwortete ich nur. Er kam auf mich zu und umarmte mich. „Nie würde ich dich betrügen. Ich liebe dich“ „Ich liebe dich auch“, er gab mir einen
vorsichtigen Kuss. „Leider muss ich auch schon wieder los. Heute Abend bin ich pünktlich, Versprochen“, er hob mein Kinn langsam hoch um mir tief in die Augen zu schauen. „Okay“ „Ich werde heute kochen. Bis heute Abend“, er küsste meine Stirn und ging. Na hoffentlich hatte er nichts zu zeitig versprochen. Ich schaute auf meinen Kalender und sah das heute der Fotograf im Altenheim war. Ich lief die Treppe hinauf und sah in den Spiegel, meine grünen Augen leuchteten nur so und das alles nur weil ich weinen musste. Ich legte mich noch mal ins Bett und stellte mir den Wecker auf um elf. Dann fiel ich in einen tiefen Schlaf. Nur widerwillig stand ich auf als mein Wecker klingelte. Ich hatte heute keine Lust zu arbeiten und überlegte schon anzurufen. Aber das konnte ich meinen älteren Leuten nicht an
tun, sie freuten sich ja immer so.