Philipp, 2001 geboren, wohnt mit seinen Eltern und seiner Schwester Amelie in Schwabach / Wolkersdorf. Er besucht dort das musische Gymnasium Wolfram-v.- Eschenbach. Seine Hobbys sind Klavier- und Posaunespielen, Judo, Fantasy-Romane und natürlich Schreiben...
Illustration:Amelie
Lektorat: Ulrike Paula
Layout: Klaus (auch Muggel genannt)
Tom saß im Zug. Leider, ja. Er hatte sich erhofft, nach Italien zu reisen. Aber statt Sonne und Wonne musste er zu seinem Großvater auf einen alten Bauernhof, irgendwo in Ostdeutschland, wo Monate lang Schnee liegt und kein Schwein lebt.
Die Sache war die: Tom war aus der Großstadt, er lebte mit seinen Eltern in einer Wohnung im Stadtzentrum. Fast jeden Tag unternahm er etwas, wie ins Kino gehen, im Sommer ins Schwimmbad oder Freizeitparks und die restliche Zeit vor der
Spielkonsole. Nun saß er schon Stunden im Zug und langweilte sich. Seine Mutter hatte ihm nicht erlaubt, die Spielkonsole mitzunehmen: “Du sollst draußen spielen, statt zu zocken.“ „Toll! Warum muss ich bei meinem durchgeknallten Großvater sein. Wahrscheinlich muss ich Holz hacken, Tiere füttern und Ställe ausmisten“, murmelte Tom ärgerlich.
Er schaute aus dem Fenster, die Landschaft wurde langsam wilder und hügeliger. Dann kam durch die Lautsprecher-anlage: “Endstation
Wolkersdorf.“
Tom nahm seinen Koffer und ging zur Zugtür. Der Zug wurde langsamer und stoppte. Sofort sah er seinen Großvater am Bahnsteig stehen, die Türen öffneten sich und er trottete zu ihm.
Da stand der Großvater, groß und kräftig. Er umarmte Tom und rief: „Schön, dass du da bist. Ich bringe dich jetzt mit dem Karren zum Hof.“
„Hallo Opa. Was meinst du mit Karren? Bei uns sagt man Auto.“ „ Ich habe doch kein Auto, mit dem hier fahren wir!“, antwortete er und zeigte auf einen alten Heuwagen, an dem zwei Pferde angespannt waren. Tom stöhnte. Das fing ja gut an. Der Junge stieg auf den Karren und der
Großvater folgte ihm. „Hüa“, rief er und die Pferde setzten sich in Bewegung. Der Bauernhof lag etwas abseits vom Dorf und nach einer Viertelstunde hatten sie ihn erreicht. „Da sind wir“, sagte der Großvater fröhlich, „ich hoffe, es gefällt dir. Da ist das Wohnhaus, dort der Stall und die Scheune. Es gibt hier Kühe, Schafe, Ziegen und Hühner. Sie gingen ins Wohnhaus. Es war eine alte Holzhütte. Innen waren ein paar Stühle und ein Holztisch. Dahinter prasselte das Feuer im Kamin. „Jetzt zeige ich dir dein Zimmer.“ Der
Alte stieg die Treppe hoch und Tom folgte ihm. Der Raum war karg eingerichtet, ein schlichtes Bett und ein Stuhl aus Holz. „Wie sieht es hier mit Läden aus?“, fragte Tom. „Im Dorf gibt es einen Tante-Emma-Laden.“ „Und wie ist es hier mit Netz?“ „Fischernetze gibt es hier genug. Da musst du dir keine Sorgen machen. Wir haben sogar einen Weiher neben dem Hof. Da wimmelt es nur so von
Fischen.“ „Ach Opa. Ich meine das Netz für's Handy.“ „Ach so, da musst du auf den Berg steigen und dann hast du es.“ „Oh nein“, dachte Tom, „was soll ich denn die ganze Zeit über hier machen?“ „Gut, ich muss jetzt die Tiere füttern und dann das Abendessen vorbereiten. Nach der langen Reise wirst du bestimmt Hunger haben“, meinte der Großvater und ging die Treppe hinunter.
Tom zog sein Handy aus der Tasche und zockte. Nach einer Weile rief der Alte: „Komm Tom, Essen ist fertig.“ Er schlurfte nach unten. Dort sah er einen reich gedeckten Tisch. Es gab Ziegenkäse, Fisch, Brot, Camembert und Tomaten aus dem Garten. „Wo ist die Wurst und der Babybel?“, moserte Tom. „Wurst gibt es nur am Wochenende und Babybel kenne ich nicht. Aber dafür gibt es viele andere gute Sachen.“ „Toll“, dachte Tom, „ mit dem soll ich es sechs Wochen lang
aushalten.“
Er setzte sich an den Tisch und begann zu essen. Es schmeckte ihm so gut, dass er vier Brote verdrückte.
Danach befahl der Großvater: „Erledige den Abwasch, danach kannst du im Bett lesen.“
Schreib mir was!Am nächsten Tag nach dem Frühstück meinte Tom, dass er spazieren gehen wolle. In Wirklichkeit wollte er nur auf die Bergspitze, um dort Handyempfang zu haben. So lief er am frühen Morgen den Berg hoch. Als er rastete, hörte er plötzlich ein Rascheln und Scharren im Gebüsch. Plötzlich rannte eine schwarze Bestie auf Tom zu. Es war ein Wildschwein. Voller Angst begann er zu schreien. „Hau ab, du blödes Vieh“, rief er und trat
auf das Tier ein. Auf einmal tauchte einJunge auf, der das Wildschwein mit einem Stock verjagte. „Danke“, stammelte Tom. „Du kommst aus der Stadt, oder?“, fragte der Junge. „Ja, warum?“ „Weil keiner, der hier lebt, so dumm ist, ein Wildschwein zu triezen.“ „Ich bin nicht dumm. Nur habe ich bisher ein Wildschwein nur auf Bildern gesehen. Übrigens: Ich heiße Tom und bin 13 Jahre alt. Ich verbringe die Ferien bei meinem Großvater auf dem Hof.“ Tom zeigte auf den Hof, der von hier oben
winzig klein aussah. „Ah, den kenne ich. Mein Name ist Pelle. Ich bin 12 Jahre alt.“Erst jetzt sah Tom den Jungen genauer an. Er trug eine Lederhose und einen Wollpullover. Er war für sein Alter ziemlich klein, hatte schwarze Haare und guckte ihn aus dunkelbraunen Augen an. „Was ist das eigentlich für ein Wald dort drüben?“, fragte ihn Tom. „Das ist der Teufelswald. Darin leben Wildkatzen, Luchse und Wölfe.“ „Glaub ich nicht.“ „Ist aber so.“ Sie unterhielten sich noch eine Weile, dann machte sich Tom auf dem Heimweg
zum Großvater. Als er am Hof angekommen war, erzählte er seinem Großvater von dem Jungen. Der Großvater meinte, dass Pelle für ihn manchmal die Ziegen und Schafe hütete. Am Abend half Tom die Tiere zu füttern und die Eier der Hühner einzusammeln. Dann ging er erschöpft ins Bett.
Auf einmal schreckte Tom aus dem Schlaf hoch. Hörte er da nicht lautes Geblöke der Schafe? Tom rannte die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, die Tiere wurden von Bestien gejagt. Aber er fasste sich den Mut und rannte auf die wilden Tiere zu, dabei schrie er: “Haut hab ihr blöden Viecher!“ Die wolfsähnlichen Tiere verschwanden im Teufelswald. Langsam beruhigten sich wieder die Schafe. Endlich kam der Großvater und sagte: “Wölfe! Ich wusste, dass sie wieder
kommen, aber keiner hat mir ja geglaubt. Tom, das hast du gut gemacht.“ Dann nahm er die Taschenlampe und rief : “Rex, komm!“ Rex war ein großer Hirtenhund, der humpelte zum Großvater, anscheinend hatte er sich bei einem Kampf mit einem Wolf verletzt. Sie schauten, ob ein Schaf gerissen wurde. Leider fanden sie ein totes altes Schaf. Der Großvater meinte: “Die Wölfe nehmen meist die alten und schwachen
Tiere.“
Danach trieben sie die Schafe in den Stall und verarzteten den Hund Rex.
Sie schliefen beunruhigt ein.
Am nächsten Tag rief der Großvater den Wachtmeister an, wegen des Vorfalls in der vorherigen Nacht. Der kam zu Toms Entsetzen nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad. Der Bauer schilderte ihm den Vorfall und der Wachtmeister versprach, den anderen Bauern Bescheid zu geben. Dann ging der Polizist. Als das erledigt war, begruben sie das Schaf.
Schließlich fragte Tom seinen Opa: “Kann ich Pelle treffen, wo wohnt er?“ „Der wohnt relativ weit oben auf dem Berg in einer Hütte .Du kannst ruhig zu
ihm gehen.“ Der Alte gab Tom etwas Käse und Tee mit, denn der Weg zur Hütte war weit. Dann sagte der Bauer :“Geh nicht in den Teufelswald, dort verirrst du dich noch und da lauern wilde Tiere! „ So machte sich der Junge auf den Weg.
Es dröhnte immer noch in seinen Ohren: „Geh nicht in den Teufelswald.“ Mit einmal verdunkelte sich der Himmel. Dunkle Wolken zogen auf. Tom bekam den ersten Tropfen zu spüren. „Komm, das wird schon nicht so
schlimm“, dachte der Junge. Es fing immer stärker an zu regnen. Schließlich goss es in Strömen und es war Donnergrollen zu hören und Blitze zu sehen. Plötzlich hörte er ein Heulen. „Wölfe“, dachte Tom. Er bekam es mit der Angst zu tun und rannte und rannte. Aber dann hörte er wieder das Heulen und er sah eine graue Gestalt. Auf einmal schlug ein Blitz gegenüber von ihm in eine alte Eiche ein. Sie begann zu brennen. Tom blies der Rauch ins
Gesicht.
„Hilfe, Hilfe!“, schrie er. Plötzlich erfasste ihn eine starke Windboe und es fetzte ihn zu Boden. Wieder begann er zu schreien. Das Feuer erlosch langsam. Da lag er auf dem Boden im Matsch. Aber wo war er? Dunkle alte Bäume und Nebel. Kein Zweifel, er war im Teufelswald. Wie sollte er den Weg zurück zum Hof finden?
„Hilfe, ich werde von Wölfen umzingelt und sie werden mich gleich zerreißen!“ Der Junge war verzweifelt. Da war wieder das Heulen und Tom sah plötzlich die gelben Augen und die grauen Schatten der Wölfe. Er zitterte voller Angst. Seine Haut war schweißnass. Es wurde dunkel, aber durch den Vollmond konnte er noch etwas sehen. Er erkannte jetzt, was die Wölfe taten. Sie fraßen ein erbeutetes Tier. Ihm wurde schlecht. Mit einmal war da ein Lichtstrahl. Die Wölfe verschwanden und im Mondschein erkannte Tom den Jungen von gestern.
Der kam zu ihm und fragte besorgt: „Bist du okay?“ „Ja, es geht schon. Aber das waren Wölfe. Sind die weg?“ „Ja, mach dir keine Sorgen. Aber dein Großvater hat sich welche um dich gemacht und deshalb die Polizei gerufen. Genauer gesagt, den Wachtmeister. Der ist mit seinem Fahrrad unterwegs und sucht dich. Er hat auch bei uns angeklopft, aber ich sagte, du seist nicht bei mir. Aber ich dachte schon, dass du dich verirrt hast und im Teufelswald bist. Deshalb habe ich dich hier gesucht.“ „War ich solange
weg?“
„Ja, das warst du. Komm jetzt zu unserer Hütte. Dort wartet dein Großvater.“
Sie liefen gemeinsam zurück. Der Großvater hatte sich sehr viel Sorgen um ihn gemacht, war aber froh, dass er wieder sicher in seinen Händen war. Sie warteten bis der Sturm aufgehört hatte und gingen gemeinsam nach Hause.
Am Morgen des nächsten Tages fragte Tom seinen Großvater beim Frühstücken: „Opa, kann ich mit Pelle Campen gehen?“ „Ja natürlich, gute Idee. Das Wetter soll die nächsten Tage gut bleiben. Ich habe noch ein altes Zelt, das könnt ihr nehmen. Und ich packe euch viel zum Essen ein.“ Dann riefen sie Pelle mit dem Dampftelefon an und der war begeistert. Sie suchten alles zusammen: das Zelt, Kompass, ein Fernglas, eine Karte von der Umgebung, Wasser, belegte Brote, Paprika und Tomaten aus
dem Garten und Kekse. Schon klingelte es an der Haustür und vor ihnen stand ein ausgerüsteter Pelle. Sie verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg in Richtung Teufelswald. Sie bogen ab in den Auenwald, der etwas abseits lag und nicht so dunkel war. Plötzlich sprang eine Hirschkuh aus dem Gebüsch und verfehlte die Jungen nur knapp. Dann rannte sie weiter, als wäre der Teufel hinter ihr her. Auf einmal sprintete ein Wolf heran. „Schnell, hinterher“, rief Pelle. Tom lief es eiskalt den Rücken hinunter, weil der
Wolf direkt vor seiner Nase gewesen war. Aber er rannte mit los. Der Wolf war der Hirschkuh immer noch dicht auf den Fersen und plötzlich sprang er auf das Tier zu und es brach zusammen.
„Oh nein!“, schrie Tom „Ist sie tot?“ „Ja“, antwortete Pelle. „Du blödes Vieh“, brüllte Tom und wollte auf den Wolf losgehen. Doch dann knurrte der Wolf. „Spinnst du?“, schrie Pelle, „du kannst doch keinen Wolf angreifen.“ Er zerrte Tom weg und sagte: „Komm. Wir verschwinden hinter den Busch.“ Auf einmal fing der Wolf an zu heulen und eine Wölfin und ihre Jungen kamen.
Dann machten sie sich über die Hirschkuh her. Tom moserte: „Komm, lass uns gehen, das ist eklig.“ „So ist die Natur“, meinte Pelle.“Du kannst ja gehen, ich schaue zu.“ Und so blieben sie noch eine Weile und beobachteten die Fleischfresser, bis sie fertig waren. Tom schlug vor: „Wir können ja mal schauen, wo die Wölfe hin gehen.“ Sie folgten ihnen langsam bis zu einer Höhle, in der sie verschwanden. Die beiden Jungen versteckten sich hinter einem Busch. Plötzlich erschien der Wolf wieder und benahm sich merkwürdig. Anscheinend roch er die
Kinder. Dann rannte er mit seiner Familie weg.
Die Beiden schlugen ihr Zelt an einer Lichtung auf und aßen Ziegenkäse mit Brot. Danach wollten sie schlafen und das machten sie auch.
Als der nächste Tag anbrach, fragte Tom: “ Was gibt es zum Essen, ich hab Hunger?“ Davon wachte Pelle auf und antwortete: “ Unsere Brote sind aufgebraucht, also sammeln wir Pilze im Wald.“ So gingen sie in den Auenwald und sammelten Steinpilze und Egerlinge. Sie brieten sie in einer kleinen Pfanne am Lagerfeuer. Als sie das Mahl beendet hatten, liefen sie den Berg weiter hinauf, dort wo die Höhle der Wölfe war. Sie versteckten sich hinter einem großen Stein. Da
bemerkte Tom: “Ihh, die fressen ja immer noch die Hirschkuh.“ Plötzlich wurden die kleinen Wolfswelpen neugierig und tapsten zu den Jungen. Tom streckte seine Hand aus, um sie zu streicheln. Pelle warnte ihn, aber Tom streichelte nur noch eifriger. Wo war der Vater der Welpen? Wahrscheinlich, wie Pelle dachte, auf der Jagd. Plötzlich war ein Knurren zu hören. Die Wölfin hatte die Kinder bemerkt: Sie schritt auf die Beiden zu. Tom stockte der Atem und er fing an zu rennen. Dabei
stieß er einen Welpen um. „Bleib stehen, du Idiot“, schrie Pelle aus vollem Halse. Die Wölfin nahm keine Notiz von Pelle, sondern verfolgte Tom. Tom keuchte und stöhnte. Auf einmal packte ihn die Wölfin am Unterschenkel. Die Zähne bohrten sie in sein Fleisch, er konnte sein Blut spüren, das aus den Körper quoll. „Hilfe“, schrie Tom voller Angst. Pelle eilte schnell zu ihm hin. Er schritt wagemutig auf die Wölfe zu und die flüchteten.“ Ist alles okay“, fragte Pelle besorgt. „Die Bestie hat mir ins Bein gebissen“, stammelte
er.
Die Wölfin hatte ziemlich was angerichtet.
Pelle betupfte die Wunde mit Jod, verband sein Bein mit einem Stofffetzen und nahm ihn unter die Schulter und sie gingen zum Zelt.
„Mir reicht es! Ich erzähle den Angriff meinem Großvater!“, sagte Tom ärgerlich. „Sage ihm nichts davon“, warnte Pelle und begann eine Geschichte zu erzählen. „Vor 10 Jahren siedelten sich hier Wölfe an, die ersten seit 150 Jahren. Genauer gesagt waren es eine Wölfin mit ihren sechs Welpen. Alle waren im Dorf damit einverstanden, bis auf einen. Olaf Retzki. Obwohl die Wölfe keine Schafe rissen, stellte er illegal Wolfsfallen auf. Zum Glück traten die Wölfe nicht hinein. So machte der Viehzüchter die
Höhle der Wölfe aus. Während die Mutter Wolf auf der Jagd war, tötete der Mann alle Welpen mit einem Messer auf brutalste Weise. Als er beim letzten angekommen war, kehrte das Muttertier zurück. Als sie das mit ansehen musste, rannte sie auf ihn zu und biss ihn in die Kehle. Der Mann starb. Die Wölfin versteckte sich im Teufelswald. Die Polizei suchte nach dem Mann und fand ihn tot in der Höhle, gestorben durch einen Wolfsbiss. Die Welpen kümmerten sie nicht. Und so fällte der Richter das Todesurteil. Die Wölfin wurde erschossen und ausgestopft.“
Die Geschichte hatte Tom nachdenklich und traurig gemacht und er kam zu dem Entschluss, seinem Großvater nichts zu erzählen. Dann schliefen sie ein. Plötzlich nahm Tom Polizeisirenen wahr. Er schlich leise aus dem Zelt. Pelle wurde wach und fragte: „Was ist das für ein Lärm?“ Sie sahen den Berg hinunter. Ein Polizeiauto fuhr Richtung Bauernhof. „Schande, hoffentlich ist meinem Opa nichts passiert.“ Beide Jungen stürmten den Berg
hinunter. Tom hatte echt Angst um seinen Opa, so dass er ganz vergaß, dass er verletzt war. Ein starker Wind blies ihm ins Gesicht. Als sie am Hof angekommen waren, sahen sie den Großvater und zu ihrem Entsetzen drei tote Schafe. Sie wussten genau, was geschehen war. Der Wachtmeister und zwei weitere Polizisten untersuchten die Schafe. Auf einmal rief der Wachtmeister dem Großvater zu: „Sie haben das Abschussrecht.“ Die Polizisten fuhren wieder weg. Sofort lief Tom zu seinem Opa und
fragte: „Ist alles okay?“ „Sie haben drei meiner Schafe gerissen, diese Biester. Nicht gefressen, nur getötet. Und bei den Nachbarn haben sie auch welche gerissen. Endlich habe ich das Abschussrecht!“ „Großvater“, schrie Tom „du kannst doch nicht die Wölfe abschießen, das ist gesetzwidrig.“ „Die Polizisten werden es doch besser wissen als du, du Rotzbengel“, schimpfte sein Opa. Der
Alte ging ins Haus zurück.
Pelle weinte: „Der kann doch nicht die Wölfe töten.“
Doch zu spät. Der Großvater kam mit einem Gewehr aus dem Haus und fing an, es zu laden.
„Gut, ich gehe jetzt auf die Jagd und ihr Beiden könnt ins Dorf gehen.“
Die Jungen machten sich niedergeschlagen auf den Weg ins Dorf.
Eine halbe Stunde später waren sie am Dorfplatz angekommen und setzten sich in das Café. Dort bestellten sie Limonade und zwei Schnitzel mit Pommes. Während sie genüsslich ihr Essen verspeisten, schritt ein merkwürdiger Mann in das Café. Er hatte blonde Haare und trug eine braune Cordhose und ein blaues T-Shirt. Er setzte sich an einen Tisch und maulte: „Durst!“ Sofort eilte die Kellnerin herbei und fragte: „Was wollen Sie haben?“ „Ein Bier!“, brüllte er.
„Der ist ja unhöflich“, dachte Tom. Die Bedienung verschwand in der Küche. Plötzlich stürzte der Mann zur Kasse, grabschte nach ihr und flüchtete aus dem Café. „Der Mann hat die Kasse geklaut“, schrien Tom und Pelle wie aus einem Munde. Die Frau rannte aus der Küche und verfolgte den Dieb. Pelle und Tom hinterher. Dann schrie sie: „Polizei! Haltet den
Dieb!“ Ein mutiger Mann stellte sich dem Verbrecher in den Weg, aber der Bösewicht schubste ihn brutal auf den Boden. Zum Glück kam der Wachtmeister und schoss mit seiner Pistole in die Luft. „Bleiben Sie stehen, dies ist eine Anweisung der Polizei!“ Aber der Dieb rannte weiter und stieg in einen geparkten Landrover ein, in dem noch ein Mann saß. Der Motor heulte auf und der Wagen fuhr los. Auf einmal nahm der Polizist seine Pistole und schoss gezielt auf den Reifen. Der
platzte quietschend, aber es nützte nichts. Der Wagen fuhr weiter. Gerade wollte er nochmal schießen, als das Beifahrerfenster herunter gekurbelt wurde und das Gesicht des Verbrechers zu erkennen war. Er bedrohte den Polizisten mit einem Revolver und schrie: „Leg die Waffe weg oder wir knallen dich ab.“ Erschrocken legte der seine Waffe auf den Boden. Der Wagen verschwand im Wald. Sofort nahm er sein Funkgerät und meldete: „Kasse aus dem Café am Marktplatz geklaut. Mindestens einer ist bewaffnet. Mit Wagen Richtung Wald geflüchtet.
Verstärkung! Over.“
Nach 20 Minuten sahen die Jungen drei Polizeiautos mit Blaulicht und Sirene anrasen. Sie stoppten und es stiegen sechs Polizisten aus. Sie ließen sich von der Kellnerin und den Jungen den Mann beschreiben.
Danach liefen die Kinder getrennt nach Hause. Am Abend erzählte Tom dem Großvater, was im Dorf geschehen war. Der Alte hatte keinen Erfolg gehabt auf seiner Jagd nach den Wölfen.
Tom schreckte aus dem Schlaf hoch. Das Heulen der Wölfe war wieder zu hören. „Hoffentlich greifen sie nicht wieder die Schafe an“, dachte Tom bange. Plötzlich war ein Poltern zu hören und eine Stimme flüsterte: „Pass doch auf, du Dödel!“ Tom zog den Vorhang beiseite und spähte aus dem Fenster. Zwei dunkle Gestalten machten sich am Kellerfenster zu schaffen. Dem Jungen stockte der Atem. Einbrecher! Sofort nahm er sein Handy und fotografierte die Beiden. Jetzt
sah er, wie sie mit einer Rohrzange das Fenster aushebelten. Dann war ein dumpfer Schlag zu hören. Gerade wollte Tom zu seinem Großvater rennen, als er das Glas auf dem Nachttischchen umstieß. Es fiel klirrend zu Boden. Er hörte einen der Einbrecher sagen: „Ist da wer? Zeig dich oder wir knallen dich ab!“ Da erkannte er die Stimme des Diebes aus dem Café. Tom erstarrte vor Schreck. Einer der beiden schaute zu seinem Fenster hoch. Er duckte sich schnell.
„Ah sieh, es war nur die Katze“, sagte der Andere und tatsächlich hörte Tom ein Miauen. Er schlich aus dem Zimmer zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei. Es ertönte die Stimme des Wachtmeisters. Tom schilderte kurz den Vorfall. Danach lief er zu seinem Großvater. Als sie in Toms Zimmer kamen und aus dem Fenster sahen, war niemand mehr zu sehen. „Die haben sich schon aus dem Staub gemacht“, murmelte der Junge „oder sie sind im
Keller.“ Sofort sprinteten Tom – ausgerüstet mit einer Bratpfanne – und der Großvater mit Rex an der Leine die Kellertreppe hinunter. Da hörten sie die Stimmen der Einbrecher: „Komm, nimm noch die alten Münzen und den Säbel mit.“ „Fass, Rex!“ Der Hund stürmte auf die Einbrecher zu und biss den einen ins Bein. Die Münzen fielen klirrend zu Boden und der Mann taumelte zurück, fiel und stieß mit dem Kopf an das Heizungsrohr. Er verlor das Bewusstsein. Rex kläffte den Anderen an. Der flüchtete aus dem
Kellerfenster. „Schande“, fluchte Tom. Plötzlich nahmen sie Polizeisirenen wahr. Der Großvater und Tom rannten zur Haustür. Acht Polizisten waren da. Der eine Verbrecher vom Wachtmeister in Handschellen festgenommen. „Wo ist der Andere?“, fragte er. „Unten im Keller.“ Zwei Beamte gingen hinunter und brachten ihn halb bewusstlos her. „Ihr seid verhaftet wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Diebstahl und Morddrohung. Führt sie
ab!“, sprach der Wachtmeister.
„Und was euch angeht“, meinte der Polizist zu Tom und dem Großvater gewandt, „es war sehr leichtsinnig, allein gegen diese Verbrecher loszugehen.“
Dann fuhren sie mit den Polizeiautos weg.
Am nächsten Tag, als sie beim Frühstück saßen, fragte der Großvater: „Wie hast du eigentlich die Einbrecher bemerkt?“ „Durch das Wolfsgeheul bin ich aufgewacht. Bitte erschieße die Wölfe nicht!“ bettelte Tom. „Gut, weil sie uns vor den Einbrechern gewarnt haben. Der Wachtmeister hat mir gesagt, dass die Beiden in Untersuchungshaft sitzen und wahrscheinlich mindestens fünf Jahre ins Gefängnis kommen. Und später können wir mit der Pferdekutsche in die Stadt fahren und einen Elektrozaun
besorgen.“
„Vielleicht hilft uns Pelle ja“, lachte Tom. Das würden tolle Ferien werden!