Kurzgeschichte
The Desire - Bis an unser Ende

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"The Desire - Bis an unser Ende"
Veröffentlicht am 25. Januar 2014, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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The Desire - Bis an unser Ende

The Desire - Bis an unser Ende

Klappentext

Ich erzähle euch eine Geschichte, die Geschichte meiner Schwester, über ihren größten Wunsch, ihre große Liebe und wie sie ihn wieder gefunden hatte. Sie hat es verdient, dass ihre Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, mehr kann ich nicht mehr für sie tun.

The Desire - Bis an unser Ende

Es ist Hebst, die Blätter fallen von den Bäumen, bedecken den sonst so kahlen Boden, dicke graue Wolken haben sich vor die Sonne geschoben und große Regentropfen schlagen gegen die Fensterscheibe. Der Himmel weint Tränen, er weint mit mir. Alleine sitze ich im Zimmer meiner Schwester. Es wirkt so leer ohne sie, so kalt. Auf meinem Schoß liegt eine offene Pappschachtel und in meinen Händen halte ich ein Blatt Papier. Immer wieder lese ich die Worte, die von einem kleinen Mädchen geschrieben wurden, die gerade erst das schreiben gelernt

hatte. Ich schlucke meine eigenen Tränen hinunter. Das Papier ist zu wertvoll, ich darf es nicht besudeln. Erst vor wenigen Tagen habe ich sie das letzte Mal gesehen. Es ist für mich wie eine Ewigkeit aber es scheint auch so als ob es erst gestern gewesen wäre. Kurz bevor sie gegangen war, hat sie mir noch eine Geschichte erzählt, ihre Geschichte. Sie geht so.... Sie war noch ein kleines Mädchen gewesen, gerade einmal sieben Jahre, aber schon über beide Ohren verliebt. Schüchtern wie sie war, schaffte sie es nicht ihn anzusprechen, noch nicht einmal „Hallo“ zu sagen. Die beiden

gingen in die selbe Klasse, in die zweite, doch sie konnte ihn einfach nicht ansprechen, beobachtete ihn aus der Ferne mit hochrotem Kopf. Eines Tages, zur Weihnachtszeit kam ihre Lehrerin mit Stiften, Pappe und weißem Papier in die Klasse. Sie hatte eine kleine Idee zur Weihnachtszeit. Sie alle sollten aus der Pappe eine kleine Schachtel basteln, eine ziemliche Sauerei mit den ganzen Schnipseln und dem Flüssigkleber. Dann verteilte die Lehrerin das weiße Papier und legte die Stifte so hin, dass jeder sie nehmen konnte wenn nötig. Nun sollten sie einen Wunsch aufschreiben, egal welchen, es konnte alles mögliche sein

und ihn dann in die Schachtel tun. Die Meisten schrieben das auf was sie sich zu Weihnachten wünschten, aber nicht meine Schwester. Sie sah zu dem Jungen und dann auf ihr Blatt, nahm einen roten Glitzerstift, schrieb ihren Wunsch auf und verschloss ihn in der Schachtel, dort würde er bleiben bis ihr Wunsch in Erfüllung ging. Nach Weihnachten konnten alle ihre Schachteln öffnen, alle außer meiner Schwester. Ihr Wunsch würde sich wohl nie erfüllen, denn an dem Tag an dem sie ihn aufgeschrieben hatte, ereignete sich ein schrecklicher Unfall. Es war später am Tag gewesen, sodass der Horizont die Sonne schon wie ein

Messer schnitt und ihre runde Form dahin war. Sie ging gerade nach hause, sie war noch bei einer Freundin gewesen, da sah sie ihn auf der anderen Straßenseite. Er hatte sich umgezogen und sah aus der Entfernung verändert aus, seine Haltung und sein Gang waren anders, auch sein Haar schien kürzer als sonst. Die Ampel an der er stand schlug auf Grün und er lief über die Straße. Meine Schwester blieb stehen und kratzte all ihren Mut zusammen. Heute, heute wollte sie ihn zumindest „Hallo“ sagen. Plötzlich raste etwas an ihr vorbei, ein Auto hupte und laut quietschten Reifen. Etwas silbernes erfasste den Jungen und

schleuderte ihn in die Luft. Eine Ewigkeit schwebte er, bewegte sich nicht, bis er langsam wieder zu Boden glitt und auf der Straße aufkam. Er rührte sich nicht, kein Stück, blieb einfach liegen. Das silberne etwas hielt an, ein Auto, und fuhr dann weg. Meine Schwester starrte auf den in Blut getränkten Körper des Jungen in den sie so verliebt war und lief davon, ohne noch einmal zurück zu blicken. In den nächsten Tagen, hatte ihre Lehrerin gesagt, der Junge sei krank und dann nach wenigen Wochen, dass er und seine Familie weggezogen war. Jeder glaubte ihr, wie denn auch nicht? Doch meine Schwester wusste das sie

log, sie wusste das er nicht krank gewesen war, das er nicht umgezogen war, sondern das er tot war, gestorben an jenem Tag vor ihren Augen, erfasst von einem silbernen Auto. Selbst nach neun Jahren, hatte sie noch immer ihre Schachtel und noch immer war sie ungeöffnet, der Inhalt in ihr verborgen, ihr Wunsch so noch immer existent. Meine Schwester war nun 16 Jahre und der Sommer ging zur neige. Das neue Schuljahr begann, ein neuer Abschnitt, die Oberstufe, eine neue Schule, eine neue Klasse, neue Leute, ein ganz neues Leben. Sie war schon lange nicht mehr so schüchtern wie damals, aber noch immer genug um diese

liebenswürdige Eigenart nicht verloren zu haben, so fand sie neue Freunde, war beliebt und schrieb gute Noten. Alles schien perfekt, sie musst ihre Vergangenheit hinter sich lassen, doch die Schachtel und den Jungen konnte sie nicht vergessen. Dann kam, mitten im Schuljahr ein Junge in ihre Klasse. Er hatte einst schon einmal hier gewohnt, war mit seinen Eltern wieder hier her gezogen und kam meiner Schwester bekannt vor, viel zu bekannt. Dieser Junge war ein Einzelgänger, jeder Versuch mit ihm zu sprechen war zwecklos, er hielt sich von den anderen fern und sprach nur wenn es unbedingt notwendig war. Meine

Schwester wollte ihn ansprechen, irgendetwas zog sie zu ihm. Vielleicht war es seine abweisende Art, vielleicht die Tatsache das er ihr so vertraut schien, doch sie fühlte sich wie damals, zu schüchtern um ihn anzusprechen. Es war seltsam, so schlimm war es sonst nicht, diese Schüchternheit. Sie konnte nicht anders, sie war dazu verdammt gewesen ihn zu beobachten, doch sie war glücklich. Dann eines Tages, ging er fort, verschwand und ließ sie zurück. Monate vergingen und der Winter brach herein. Sie musste andauernd an ihn denken, konnte ihn nicht vergessen wie ihre erste Liebe. Oft streifte sie durch die

Straßen auf der Suche nach im, doch nie konnte sie ihn finden. Dann kam der Tag, der an dem ihre erste Liebe gestorben war, genau vor zehn Jahren. Es war kalt und es schneite. Sie lief zu der Kreuzung, zu der Ampel, an der er gestorben war. Schockiert und voller Überraschung blieb sie stehen. Der Junge, der einfach so verschwunden war, stand vor ihr an der Ampel. Sein Haar wehte im Wind und Schneeflocken verfingen sich in seinem Mantel.Er stand dort wie ein Engel der über das trauerte was einst dort geschehen war. Ein zweites mal nahm meine Schwester an diesem Ort all ihren Mut zusammen. Sie trat neben ihn und sagte: „Hallo.“ Er

blickte sie an, lange blickte er sie einfach nur an, dann lächelt er. Schweigend standen sie nebeneinander, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, wachten über den Ort und dessen Opfer das er vor zehn Jahren gefordert und es sich einfach genommen hatte. Seitdem trafen sie sich fast jeden Tag um die selbe Zeit genau an dieser Ampel. Der Junge der damals dort überfahren wurde, war sein Zwillingsbruder gewesen, seiner Eltern hatten den Verlust nicht verkraftet und konnten nicht mehr in der Stadt leben in der sie ihren zweiten Sohn verloren hatten. Durch ein gutes Jobangebot

hatten sie keine andere Wahl gehabt, weshalb sie wieder zurück kamen. Eines stellte sich heraus, für sie ganz entscheidend, sein Bruder war nicht der Junge gewesen in den sie sich damals verliebt hatte, ihre Lehrerin, die in der zweiten Klasse, hatte sie in nicht angelogen, denn ihre erste große Liebe stand vor ihr und war so lebendig wie er nur sein konnte. Sie wurden ein Paar, wie hätte es anders sein können, und heirateten zwei Jahre später, obwohl sie noch so jung gewesen waren. Vor wenigen Tagen flogen sie in die Flitterwochen, nach Amerika, doch das Flugzeug kam dort nie an. Es stürzte ab und riss sie beide

mit in die Tiefe, in den Tod. Nun sitze ich hier, der Regen prasselt gegen das Fenster, die Schachtel auf meinem Schoss und das Papier in meinen Händen. Ich bin hierher gekommen um etwas zu finden was meiner Schwester sehr wichtig gewesen war, etwas wie die Schachtel. Ich habe sie geöffnet, obwohl ich weiß, dass sie doch solange geschlossen bleiben sollte, bis sich ihr Wunsch erfühlt hat. Aber das hat er, ihr Wunsch hat sich erfühlt. Sie wollte mit ihrer ersten großen Liebe, mit dem Jungen aus der zweiten Klasse, gemeinsam sterben damit keiner von ihnen traurig sein musste.

Ich stehe auf, lege die Schachtel beiseite, behalte ihren Wunsch in meiner Hand und blicke aus dem Fenster. Ihr Wunsch, ihr erfühlter Wunsch, möchte ich in ihr Grab legen, in ihr leeres Grab. Ihren Körper werden wir niemals beerdigen können, er liegt versunken unter tausenden von Tonnen Wasser und mit ihr ihre Liebe

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Lighania

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HipHipHurra Bitterschöne Geschichte in glaubhaften Bildern erzählt ... die große Trauer der Schwester verhindert die Nachfrage, wer und was das silberne Auto darstellt ... das könnte in einem dikatorischen Regime ein skrupelloses Mitglied gewesen sein, welches gefühllos handelt ... oder es ist allgemeiner wie ein Blitz aus heiterem Himmel das Schicksal, das hier die erste Liebe zerstört.
Für mich war es überzeugend und verstörend!
LG, Olaf
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schnief Wunderbare Geschichte und ich hoffe sie ist fiktiv, weil sie ja unter Kurzgeschichte eingetragen ist.
Liebe Grüße Schnief
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Lighania Sie ist fiktiv :)
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schnief Gott si Dank:)
Vor langer Zeit - Antworten
Phil_Humor Ja, die Feen warnen immer wieder, dass man Obacht geben sollte, wie man seine Wünsche wünscht: mit welcher Intensität, die Wortwahl, die Richtung ...

Offensichtlich hat ihre Schwester da einiges verkehrt gemacht. Da liest man so viele Gebrauchsanweisungen - aber die fürs Gehirn und fürs Ego, die wird nicht einmal standardmäßig mitgeliefert.

LG
Phil Humor
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Flebia Hat mich gefesselt, toll geschrieben!
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Lighania Danke :)
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PaulRecke Alles in allem eine schöne, traurige und schlüssige Geschichte. Leider finde ich den Schluss etwas abrupt, ein bewusst gesetztes Schockelement? Fazit, schön, traurig, aber schön
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Lighania Danke ^^ Richtig bewusst war das Ende nicht, da ich die Geschichte, wie unten schon geschrieben habe ein Traum gewesen war, der auch wirklich so geendet hat, aber irgendwie finde ich das es passt, weshalb ich das Ende so gelassen habe.
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra Das ist so tragisch und voller Zufälle... so grausam und wunderlich ...
ich weiß gar nicht was ist dazu sagen könnte.
Ist das wirklich so passiert? War das wirklich die Geschichte deiner Schwester?
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