Kurzgeschichte
Die Wanze am Körper

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"Die Wanze am Körper"
Veröffentlicht am 18. Januar 2014, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!
Die Wanze am Körper

Die Wanze am Körper

die wanze am körper

„Die Fahrausweise …!“ Sie hat nicht bitte gesagt. Oder doch? Ich lese weiter, sie ist erst am Wagenanfang und mein Platz in der Mitte. Langsam arbeitet sie sich vor, ich fingere schon mal Onlineticket, Kreditkarte und Bahncard heraus, halte alles in der Linken bereit. Aber dann gibt es eine Stockung … „Sie haben keinen Fahrausweis?“ – „Nein, die Zeit war zu knapp.“ Die andere ist der Stimme nach eine junge Frau. Sie sitzt genau hinter mir, ich kann sie nicht sehen.

„Dann sind Sie also ohne Fahrausweis im Zug. Das heißt …“ – „Ich löse nach, natürlich.“ – „Ist bei uns nicht mehr möglich – das sollten Sie schon wissen …“ Dann eine Pause, ich muss an zwei Fechter denken, Angriff und Parade – und was dann? „Dann brauche ich Ihren Personalausweis.“ – „Ich hab keinen dabei.“ – „Sonst irgendein Dokument, Führerschein oder was anderes?“ – „Nichts.“ – „Sehen Sie doch mal in Ihrer Tasche nach.“ – „Nein, da ist auch nichts.“ – „Sie schauen ja nicht mal

rein … Also müssen wir’s anders machen. Sie bleiben hier am Platz.“ Unmittelbar danach die Durchsage: Ob ein Polizist im Zug sei, er möge in Wagen sechs kommen. Die Zugbegleiterin scheint fest mit ihm zu rechnen und während sie auf ihn wartet, kontrolliert sie gegenüber andere Fahrgäste. Ich kann die Angestellte aus dem Augenwinkel sehen. Sie hat alles unter Kontrolle, auch die ohne Fahrausweis hinter mir. Der Bundespolizist kommt flott heran. „Die da?“ – „Die da.“ – „Ihren Ausweis, bitte.“ – „Hat sie angeblich nicht“, sagt

die Angestellte und dann liegt auf einmal etwas wie Triumph in ihrer Stimme: „Sie hat aber ein Handy dabei.“ – „O, das ist gut, das ist viel besser als ein Ausweis. Ein Handy – das ist die Wanze am Körper.“ Und dann geht das Theater weiter. Die junge Frau sagt, ihr Handy funktioniere gerade nicht. Die Angestellte hat vorhin was anderes gesehen: „Schalten Sie’s schon ein …“ – „Na, also“, sagt der Polizist, „geben Sie es mir, bitte.“ Er hat bitte gesagt und scheint jetzt das Gerät zu bedienen. Kurz darauf: „Soweit sind wir dann schon. Jetzt kommt Harburg, sie steigen dort bitte mit mir

aus. Die Formalitäten erledigen wir dann oben.“ Auf dem Bahnhof kann ich die beiden durch das Zugfenster sehen. Die junge Frau: eine unauffällige Erscheinung, beinahe unscheinbar, wie sie jetzt neben ihm die Treppe hinaufgeht. Wie ein Zootier, kommt mir in den Sinn, das ausgebrochen war und nach einem Betäubungsschuss die Rampe des Transporters hinaufgeschoben wird.

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Über den Autor

Abendschoen
Geboren und aufgewachsen in Süddeutschland. Lange in Berlin und Hamburg gelebt, später in der Lüneburger Heide. Neuerdings wieder in Berlin. Autor von bisher drei Romanen, von Erzählungen und von Kurzprosa. Eine Buchveröffentlichung: Alle Männer sind Brüder, Roman (BoD Norderstedt 2007). Weitere Werke als eBooks unter www.bookrix.de/-arno.abendschoen gratis lesen und herunterladen!

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Boris wie immer super Text, mit Spannung und Witz...

LG Jürgen
Vor langer Zeit - Antworten
Abendschoen Danke, Jürgen. Und die Moral von der Geschicht: Schwarzfahrer, lasst euer Handy nicht sehen.

LG Arno
Vor langer Zeit - Antworten
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