Eine Ode an die Dichtkunst,
nach der Vorlage eines alten Meisters, der Hinweis am Umschlag wird wohl nicht nötig sein um das Original zu erkennen.
Der Dichterlehrling
Hat der alte Wortverbieger
sich einmal hinwegbegeben!
Und nun sollen des Schülers Lieder
auch auf uns herunter regnen.
Seine Wort´ und Verse
kribbeln meinen Bauch,
vom Kopf bis zu der Ferse
liebkosen sie mich auch.
Dichte!Schreibe
Manche Zeile,
dass Langeweile,
schnell zerfließe
und jedem Mann und jedem Weibe
ein schöner Traum sich bald erschließe
Und nun komm, du alte Feder!
Nimm die schlechten Wörterhüllen;
Feg sie weg, sodass ein jeder
mag sich einen Wunsch erfüllen!
Ein, zwei Strophen fließen
Füllen erst den Kopf,
bis sie sich ergießen
lösen jeden Knopf!
Dichte!Schreibe
Manche Zeile,
dass Langeweile,
schnell zerfließe
und jedem Mann und jedem Weibe
ein schöner Traum sich bald erschließe
Horch, er greift zum Stifte wieder,
Wörter sind erneut im Flusse,
bringt sie schnell mit Tinte nieder
prächtig verreimt in trautem Gusse.
Nicht zum letzten Male!
Gedanken die gestillt
Mit Nektar aus der Schale
Die mit Lyrik gefüllt!
Halt ein! Halt ein!
denn wie gehört
sind wir betört
vom Ton besessen! -
Ach, ich merk es! Lass es sein!
Bevor wir uns noch ganz vergessen!
Ach, die Worte, schön verwoben
Zart und sanft, wie Morgentau.
Können stechen, schlagen, toben
Mal strahlend hell, dann dumpf und grau!
Immer neue Zeilen
bringt er schnell herein,
Ach! Ich muss verweilen
Muss lesen, lachen, schrei´n.
Nein, nicht länger
kann ichs lassen?
lass mich passen!
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Deine Verse sind wie Stricke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll mein ganzer Geist ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon deine Wörter laufen.
Ein verruchter Dichter,
Der nicht hören will!
Lösche deine Lichter,
Halt ein, hör auf, sei still!
Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und den alten Stift behende
mit dem scharfen Beile spalten.
Seht da kommt er schreibend wieder!
Wie ich mich nun auf dich werfe,
gleich, o Feder, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, sie ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
jetzt als Stift
völlig fertig in die Höhe!
Helft mit Feuer, Wasser, Gift!
Und er schreibt! Mit beiden Händen
Über Papier und Tisch hinaus.
Die Zeilen wachsen an den Wänden
Helft! Sonst ist bald alles aus
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
"In die Ecke,
Feder, Stift!
Tinte, kein Gift.
Denn als Geister
ruft euch nur zu diesem Zwecke,
erst hervor der alte Meister."