Kurzgeschichte
Die Apothekerin - Das Nachspiel

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"Die Apothekerin - Das Nachspiel"
Veröffentlicht am 04. September 2008, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Manchmal bin ich so ermüdend heiter. Manchmal bin ich so erdrückend liebend.Manchmal liege ich verzagt am Glücke.Manchmal liege ich verzückt am Boden.
Die Apothekerin - Das Nachspiel

Die Apothekerin - Das Nachspiel

Beschreibung

Segelhafen, Tausend Gänse und... Viel Spaß beim Nachspiel lesen Euer Rattenfänger

Die Apothekerin

 

Hallo, ihr lieben Leute, ich sitze hier auf dem neuen vorgebauten Ponton des Segelhafens, vier wunderbare Sitzbänke darauf, auf einer ich, und schaue natürlich auf den Segelhafen mit seinen rund Tausend Yachten. Ich atme die gespürte Unabhängigkeit eines Segelkapitäns --- ja, auch auf dieser verlängerten Promenade der Seglerpromeniermeile.

 

Vor Jahren bin ich jedes Jahr mehrmals so als Küchenmamsel oder Hilfsruderführer oder „Fender klar zum Anlegen“ oder Shantysänger Segeltörns auf der deutschen und dänischen Ostsee mit gesegelt. Und auch in den französischen, spanischen und kroatischen Mittelmeergewässern durfte ich in dieser leitenden Stellung an Bord wunderschöne Stunden und Tage versegeln. Oh, wow. Ich komme so richtig ins Schwärmen und Träumen und vom Thema ab. Vielleicht noch so viel, weil ich gerade dabei bin. Meistens waren wir so vier bis sechs Leutchen unterschiedlichen Alters aber gleicher Interessen. Nämlich segeln, segeln, segeln und nochmals segeln und Kameradschaft auf engstem Raum. So auf 12 bis 26 Fuß, je nach dem, wie unsere Gemeinschaftskasse gefüllt war.

 

Apropos Fuß. Ich setze doch meine Füße in Bewegung, als ich heute morgen in der Küche so ein grauenvolles Fauchen vernehme, eile zum Fenster und sehe direkt vor ihm so ein kleines Luftschiff schweben mit zwei Leutchen, die unter ihm in so einem Drahtgeflecht sitzen und die eifrig ein Feuer in das Schiffchen heizen auf dessen Gummibauch eine wunderschöne dunkelhaarige Bikinischönheit sich unbeeindruckt von der fauchenden Glut, vollmundig lächelnd durch die Luft umherschiffen, umher gleiten lässt.

 

Apropos gleiten. Die Sonne prallt mir auf diesem Ponton in voller Hitze aus dem Süden auf den Kugelschreiber und das Papier und ein leichter Nordwest bläst mir ziemlich kalt in den Nacken. Wer wird siegen? Die Sonne oder der Wind aus Grönland? Ihr siegt, meine lieben Leser. Ich halte für euch den Gegensatz aus, obwohl mich ein leichter Druck auf die Blase zum Weiterfahren verleiten will. Willensstark bleibe ich auf der Bank sitzen und lasse den Kugelschreiber mal mit sanftem, mal mit festem Druck über das Papier gleiten. Neben mir schwafelt gerade eine mittelalterliche Dame ins Handy und glaubt, dass ihre Tochter sie nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Obwohl, mit meinem Handy geht das schon. Aber nicht mit dem alten Gerüst, dass die da drüben in der Hand hält. Außerdem erzählt sie, dass heute Sonntag ist.

 

Apropos Sonntag. Ich glaube sofort auch, dass es Sonntag ist. Während ich hier so sitze und so für euch schreibe, sagt eine mir nicht unbekannte Stimme „Hallo“ und ebenso „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“. Ich bin nicht sonderlich gewillt, von dem Papier und meiner euch zu erzählenden Episode aufzublicken…und ich blicke auch nicht auf und, wie ihr Leser es ja beim Lesen merkt, schreibe ich weiter und weiter.

 

„Heute morgen waren sie aber freundlicher zu mir“, sagt das Wesen neben mir zu mir herüber und…im Grunde fühle ich mich nicht angesprochen und ich lasse mich auf meiner Sitzbank, auf dem vor gelagerten Ponton mit Blick auf Stadt, Segelhafen und pralle Sonne von vorn und eisigem Nordwest im Nacken auch nicht von Osten her ansprechen. Also blinzle ich, so dass die von nebenan das nicht so unbedingt mitbekommt, mit dem linken Auge, so gut ich das hinbekommen kann, in Richtung Stimme und…

 

Apropos und…Was ich jetzt schreibe, das ist natürlich ein Rückblick, denn während des Blinzelns fing mein Herz an zu blubbern und der Druck aufs Blut, so wie die Frau Doktorin sagte, war so hoch dass ich ganz gegen die jahrelangen Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht sofort glühte wie Osram. Sie lächelte mich unter dunklen Haaren, blauen Augen , etwas zu spitzbübischer Nase, mit lila- oder pink, ich kann mir einfach den Unterschied nicht merken, geschminkten Lippen an und in der Mitte der etwas unregelmäßigen weißen Beißerchen zeigten sich zwei süße Schneidezähne, die einem Häschen zur Ehre gereicht hätten.

 

Ja, was soll ich euch noch so erzählen, was in der Öffentlichkeit einer wirklich wahren Begebenheit möglich ist? Das ist schwierig, denn in so einem kleinen Städtchen stelle ich so ein zartes Geschöpf weiblicher Reiznatur sofort an den Pranger. Aber im Grunde sollte es mir wurscht sein, denn was ich von ihr preis gebe, gebe ich auch von mir preis.

 

Schließlich müsste ich dann doch auch das Geschwätz aushalten, dass dieser strahlend blaue Samstag Nachmittag, der sich wie ein Sonntag verhält, erst am nächsten Morgen nach Kaffee stark, Brötchen mit lecker Honig und kirschiger Marmelade (fast) endete. Dass ihre Füßchen unter dem Frühstückstisch die meinen suchten und sich zwischen den Schienbeinen in eine Zone manövrierten, die ein erfahrener Segler in seinem Heimathafen sozusagen im Schlaf ansteuert.

 

Apropos Schlaf ansteuert. Uns war jetzt gar nicht danach und so wurde es dann doch Mittag an diesem wunderschönen Sonntagmorgen.

 

Apropos Sonntagmorgen. Dieser Morgen hatte auch einen Nachmittag, der vom Wetter her gesehen  genau so war wie gestern. So wie beim Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ oder so ähnlich hieß er, wo sich alles, alles, ja fast alles wiederholt. Auf jeden Fall bin ich mit meiner Episode so gut wie durch. Dass da was war, spüre ich mit einem leichten Kribbeln genau in der Zone, ihr wisst schon, wo sie als Kapitän mich während des Frühstücks ansteuerte. Hm.Hm.Hm. Außerdem krault sie mich sehr liebevoll im Nacken, so dass der Kugelschreiber in nicht nur leichter Brise schwankt. Ich hoffe doch sehr, dass die Schrift für euch lesbar bleibt. Eine Apothekerin weiß doch eben ganz genau, was die rechte Medizin ist.

 

Apropos rechte Medizin. Ich wollte euch gestern von den ungefähr Tausend Gänsen berichten, die sich nordöstlich vom Segelhafen, so in einer kleinen stillen Bucht, angefunden hatten und einen gehörigen Gänselärm veranstalteten. Gänse sind die rechte Medizin für die Seele, so pflegte mein Großvater zu sagen, während er stundenlang mit seinem Wehrmachtsglas, dass er als kleine Erinnerung an seinen Russland-Feldzug mit nach Hause genommen hatte, wohl jede einzelne Gans betrachtete.

 

Apropos Gans betrachtete. Meine kleine Gans, die Apothekerin mit den dunklen Haaren und den blauen Augen, hat flugs aus dem wieder bieder gewordenen, rezeptlosen Arztgänger, einen flatternden Gänserich gezaubert. Blödsinn. Nicht gezaubert. Der Gänserich ist verzaubert. Großvater hatte mal wieder recht.

 

 

 

 

 









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Rattenfaenger
Manchmal bin ich so ermüdend heiter. Manchmal bin ich so erdrückend liebend.Manchmal liege ich verzagt am Glücke.Manchmal liege ich verzückt am Boden.

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FSBlaireau Re: Re: Re: Re: Mein lieber KH -
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 05.09.2008 - 15:13 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 15:09 Uhr)
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 05.09.2008 - 15:03 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 14:38 Uhr) Hat so im Schreibstil was von Thomas Mann, ich würde allerdings nicht so oft apropos verwenden wie auf Seite 2 und 3. Sonst wie immer sehr schön zu lesen. DF


Du bist, lieber Falk, sehr großzügig mit Deinem Vergleich. Ich danke Dir sehr. Ja, das mit dem apropos hatte ich auch schon überlegt. Hatte es dann aber doch gelassen, weil es hilft, den Stil, so wie Marianne es schreibt, etwas konfus, etwas unstet zu halten. Ich denke aber darüber nach.
LG
DKH

Du hast deinen eigenen Schreistil, mit deinem Gefühl wirst du immer recht behalten. Ich mach mir da keine Sorgen:-)


Merci, mein lieber Dachs!!!
DKH

Kein Ding mein lieber!
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Re: Re: Re: Mein lieber KH -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 15:09 Uhr)
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 05.09.2008 - 15:03 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 14:38 Uhr) Hat so im Schreibstil was von Thomas Mann, ich würde allerdings nicht so oft apropos verwenden wie auf Seite 2 und 3. Sonst wie immer sehr schön zu lesen. DF


Du bist, lieber Falk, sehr großzügig mit Deinem Vergleich. Ich danke Dir sehr. Ja, das mit dem apropos hatte ich auch schon überlegt. Hatte es dann aber doch gelassen, weil es hilft, den Stil, so wie Marianne es schreibt, etwas konfus, etwas unstet zu halten. Ich denke aber darüber nach.
LG
DKH

Du hast deinen eigenen Schreistil, mit deinem Gefühl wirst du immer recht behalten. Ich mach mir da keine Sorgen:-)


Merci, mein lieber Dachs!!!
DKH
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Re: Re: Mein lieber KH -
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 05.09.2008 - 15:03 Uhr)
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 14:38 Uhr) Hat so im Schreibstil was von Thomas Mann, ich würde allerdings nicht so oft apropos verwenden wie auf Seite 2 und 3. Sonst wie immer sehr schön zu lesen. DF


Du bist, lieber Falk, sehr großzügig mit Deinem Vergleich. Ich danke Dir sehr. Ja, das mit dem apropos hatte ich auch schon überlegt. Hatte es dann aber doch gelassen, weil es hilft, den Stil, so wie Marianne es schreibt, etwas konfus, etwas unstet zu halten. Ich denke aber darüber nach.
LG
DKH

Du hast deinen eigenen Schreistil, mit deinem Gefühl wirst du immer recht behalten. Ich mach mir da keine Sorgen:-)
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Re: Mein lieber KH -
Zitat: (Original von FSBlaireau am 05.09.2008 - 14:38 Uhr) Hat so im Schreibstil was von Thomas Mann, ich würde allerdings nicht so oft apropos verwenden wie auf Seite 2 und 3. Sonst wie immer sehr schön zu lesen. DF


Du bist, lieber Falk, sehr großzügig mit Deinem Vergleich. Ich danke Dir sehr. Ja, das mit dem apropos hatte ich auch schon überlegt. Hatte es dann aber doch gelassen, weil es hilft, den Stil, so wie Marianne es schreibt, etwas konfus, etwas unstet zu halten. Ich denke aber darüber nach.
LG
DKH
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Mein lieber KH - Hat so im Schreibstil was von Thomas Mann, ich würde allerdings nicht so oft apropos verwenden wie auf Seite 2 und 3. Sonst wie immer sehr schön zu lesen. DF
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Re: Die ... -
Zitat: (Original von MarianneK am 04.09.2008 - 19:44 Uhr) Herrlich ... mir gefällt dein leicht konfus wirkender Schreibstil. Aber aufpassen, Gänse können ganz schön beißen ... lach.

LG Marianne


Hallo, liebe Marianne, Du hast recht. Lies mal den Entenbraten --:))
Danke Dir und lG
Karl-Heinz
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Die ... - Herrlich ... mir gefällt dein leicht konfus wirkender Schreibstil. Aber aufpassen, Gänse können ganz schön beißen ... lach.

LG Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Re: grins -
Zitat: (Original von Coeur am 04.09.2008 - 17:38 Uhr) wunderschön erzählt... habe mich köstlich amüsiert!
Applaus!
LG, Erna


Hallo, liebe Erna, wow***** Dein Applaus schenkt mir ein wunderbares Kribbeln...-:))
Danke und liebe Grüße
Karl-Heinz
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Coeur grins - wunderschön erzählt... habe mich köstlich amüsiert!
Applaus!
LG, Erna
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