Will war der Erste, der den Verhörraum betrat. Dicht gefolgt von Thommy, der wie immer alles aus sicherer Entfernung erkundete und deshalb stehen blieb, um sich an den Türrahmen zu lehnen.
„Und du bist wirklich sicher, dass die beiden weg sind?“ fragte Thommy und erntete von seinem Kollegen einen bösen Blick.
Will mochte diese Frage nicht. Und schon gar nicht, wenn jemand sie stellte, der eigentlich gar nicht hier her gehörte. Wenn es nämlich nach seinem Willen gegangen wäre, würde Thommy auf jeden Fall hinter einem der vielen Schreibtische sitzen.
Er mochte Thommy, darin bestand kein
Zweifel, aber wenn es darum ging, sich in einem Fall gegenseitig zu ergänzen, sah er schwarz und das auf ganzer Linie.
„Du hast Lina doch gehört. Die sind bestimmt schon über alle Berge und wir müssen uns jetzt beeilen. Pack mal mit an!“ forderte Will ihn auf.
Unter einem deutlich hörbaren Grummeln tat Thommy ihm den Gefallen und wenige Sekunden später lehnte Gordy McDavon mit dem Rücken gegen die Wand. Will und Thommy hockten nun vor ihm.
„Ich fand es im Übrigen nicht sehr schön, dass Lina uns die Spritzen verpasst hat!“ nörgelte Thommy herum.
Will verdrehte die Augen.
„Es musste glaubhaft rüber kommen. Und
jetzt halt die Klappe okay?“
Ein paar kleine Ohrfeigen reichten aus, um Gordy McDavon wieder zum Leben zu erwecken.
Stöhnend versuchte er, sich aufzurichten, doch Will hielt ihn zurück. Er sollte lieber erst mal wieder richtig zur Besinnung kommen, ehe er seinen Kreislauf forderte.
„Brauchen Sie was zu trinken, Sir?“
McDavon kniff die Augen zusammen und erkannte wohl eben erst, mit wem er es zu tun hatte.
„Whiskey wäre gut!“ sagte er, lehnte sich ein Stück vor und klopfte Will freundschaftlich auf die Schulter.
„Sehr witzig.
Thommy! Hol ihm ein Glas Wasser und bring ein Handtuch mit!“
Er befolgte die Anweisung, wenn auch nur widerwillig.
„Wie gut, dass sich Lina mit dem ganzen Waffenmist auskennt!“ sagte Gordy und holte einmal tief Luft. „Ich gehe davon aus, dass die Beiden weg sind!?“
Will nickte.
„Helfen Sie mir auf!“
McDavon hielt sich an Wills Jacke fest und der zog ihn langsam nach oben. Leichter Schwindel überkam ihn, doch es dauerte nicht lange und er gewöhnte sich wieder daran, auf zwei Beinen zu stehen.
„Wir müssen jetzt schnell handeln!“ sagte
McDavon.
Währenddessen kam Thommy mit einem nassen Handtuch und einem Glas Wasser zurück. Der Polizeipräsident schnappte sich das Glas, nahm einen Schluck und stellte es dann auf dem Tisch ab.
Mit dem Handtuch fuhr er sich einmal übers Gesicht. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen, seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Aber das hier war eine Ausnahmesituation.
Wichtig war nur, dass Mason dem Ganzen Glauben schenkte.
„Wir bringen Sie raus hier. Und Sie sind sicher, dass Sie das durchziehen wollen?“
„Beantworten Sie mir eine Frage, Will: „Was wäre, wenn ich wirklich nicht mehr
leben würde?“
Will verstand sehr schnell und nickte einfach nur.
McDavon wusste, dass es nicht leicht werden würde und dennoch hatte er sich eines in den Kopf gesetzt: Seinen Plan umzusetzen, völlig gleich, ob er über Leichen gehen musste.