Kurzgeschichte
Weißweisschen - Endloswinter

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"In diesem Märchen erfährt ein Mächen warum alles seinen Sinn hat und es vier Jahreszeiten gibt."
Veröffentlicht am 15. Januar 2014, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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In diesem Märchen erfährt ein Mächen warum alles seinen Sinn hat und es vier Jahreszeiten gibt.

Weißweisschen - Endloswinter

Es war einmal vor langer Zeit als nach den drei Jahreszeiten endlich die Letzte folgte und das Land in ein Weiß tauchte, dass man seit hundert Jahren nicht mehr gesehen hatte. Alles versank in Schnee, es herrschte eine Eiseskälte und die Wipfel der Tannen in den Wäldern brachen fast unter den Schneemassen. Die Tiere des Waldes, welche nicht die weiße Färbung oder das unschuldige Gemüt des Winters hatten schliefen den Winterschlaf und so war alles in einer Klarheit und Reinheit in der Farbe der Unschuld, die ihres gleichen suchte. In allen Tagen dieses Winters begab sich ein kleines Mägdelein in den Wald um der Stille zu lauschen, denn der Schnee

verschluckte jeden Laut, um die Tiere des Waldes zu füttern und um auf dem zugefrorenen See zu schlittern. Eines Tages als es wieder die Rehe fütterte und die Stille es umgab, rief es aus: „Ich wünschte der Winter würde nie enden. Ich wünschte alles in meiner Welt wäre so still wie hier. Ich wünschte alles an mir und um mich, wäre so weiß wie Schnee.“ Ein pechschwarzer Bär, den sie zuvor nicht gesehen hatte, stand plötzlich neben ihr und sprach: „Jede Zeit hat ihren Sinn, Kind.“ Das Mägdelein erschrak sehr, denn die Mutter erlaubte ihr nie zu anderen Jahreszeiten als den Winter in den Wald

zu gehen, da der Bär, der im Winter schlief gefährlich war und Lämmer riss, und allerlei anderes unschuldiges Getier. „Friss mich nicht“, bat es und warf sich auf die Knie, doch der Bär machte keine Anstaten es zu fressen und sprach mit tiefer Stimme weiter: „Das werde ich nicht. Im Gegenteil kann ich dir deine Wünsche erfüllen, wenn du es willst. Aber noch einmal sage ich dir, jede Zeit, jedes Tier, jeder Laut, jede Farbe, jede innerliche Gesinnung, jedes Unheil und überhaupt Jedes hat seinen Sinn von Gott erhalten. Und warne dich vor deinem Wunsch.“ „Oh, nein“, rief das Kind aus. „Schöner als weiß, kann nichts

sein. Selbst die unschuldige Braut trägt einen weißen Schleier. Ja, wenn doch nur alles weiß wäre. Nein, der Winter soll niemals enden. Alles soll so still sein wie hier. Und alles an mir und meiner Umwelt, soll weiß wie Schnee sein.“ „Alles kann ich nicht, weiß machen. Die Unschuld und Reinheit des Geistes muss wachsen. Darum sage ich dir halte ein. Nur Gott ist vollkommen innerlich weiß und hat allem seinen Platz zugewiesen.“ „Ach, lieber Bär...“ „Halte ein!“ „Nein“, sprach es auf einmal trotzig. „Erfülle mir meinen Wunsch und mach meine Welt wenigsten so weiß, wie du es

vermagst.“ „Das werde ich, törichtes Kind.“ Kaum wars ausgesprochen, war der Bär verschwunden. Das Mädchen wunderte sich sehr, aber voller Eifer ging es zum See, um zu schlittern und um nachzusehen, ob die Enten vielleicht so weiß waren wie die Schwäne. Sie waren es, und so wusste das Mägdelein das ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war. Die Enten fraßen ihr das Brot aus der Hand, aber sie schnatterten nicht zu Dank wie sonst. Das Mädchen bemerkte das die Stille auch auf die Laute der Tiere ihre Auswirkungen gehabt hatte und eilte hastig nach Hause, denn ihr

wurde bewusst das sie vielleicht nicht alle Auswirkungen hatte absehen können. Wie erschrak es aber, als es sah, dass das Häuschen der Eltern aus Eis war. Die Eiszapfen versperrten, die Fenster und die Mutter war so hellblau, vor Kälte, das es fast aussah als wäre sie ein Teil des Eishauses. „Mutter“, rief es erschrocken aus. „Was habe ich getan?“ Die Mutter strich ihr zärtlich über die Wange, antwortete aber nicht. Selbst die Stimme des Mägdeleins war drang so leise an ihr eigenes Ohr, der Wind, der durch das Fenster pfiff verschluckte es, und der Schnee auf dem gefrohrenden Fensterbrett saugte es auf. Das Feuer im Ofen war aus und der Atem

kondensierte vor dem Mund und verband sich mit der Schönheit des weißen Hauses zu weißem Nebel. Es war wunderschön anzusehen, aber das Weiß begann sie in den Augen zu schmerzen. Wie sehr schmerzte das Weiß in den Augen nach ein paar Jahren. Das Mädchen war inzwischen eine Maid geworden und die Eltern waren verstorben. Immer noch war es Winter und schon lange wünschte sie sich das Grün der Felder zurück. Trotzdem die reinen und weißen Tiere keine Feinde hatten, waren sie mit den Jahren gestorben, denn sie fanden nichts mehr zu fressen, um sich von einem

Winter zu erholen. Lange schon hatte sie nichts mehr gehört, sie sang nicht mehr, denn der Schnee verschluckte ihre Stimme. Eines Tages beschloss sie in den Wald zu gehen und dort nach dem Bären zu suchen. Vielleicht, dachte es, vielleicht erhört es mein Flehen und macht alles rückgängig. „Bär, mach alles rückgängig. Bitte“, rief es so laut es konnte mal hierhin, mal dorthin und stolperte durch den Wald, bis es Nacht war. Als sie vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnte, stand auf einmal der Bär vor ihr, und sprach: „Du darbst mich. Ich werde deinen Wunsch

erfüllen.“ „Oh, wie schön. Vielen Dank.“ Das Mädchen sank auf die Knie und weinte bitterlich vor Erleichterung. „Ja, alles soll wieder so werden wie es war. Siehst du jetzt ein das alles seinen Sinn hat?“ „Oh, ja. Wie dumm, konnte ich nur sein, nicht auf deinen Rat zu hören.“ „Du bist nun innerlich weiß geworden. Ich werde am Zahn der Zeit nagen, und alles wird sein, wie vor sieben Jahren. Vergesse nie das Gott allein den Sinn hat, für das Vollkommende, und niemand, nicht mal eine uralte Greisin in weißem Haar, vollkommen seine Weisheiten durchblicken wird. Alle

Farben, so wie das Schwarz, das das Unheil ankundigt haben ihren Sinn. Den Schwarz ist die Farbe der Vollendung. So sollst du von nun an Weißweisschen heißen und jedem deine Erfahrungen kundtun.“ Kaum war es gesagt, war der Bär verschwunden. Die Maid war wieder ein Mägdelein. Es war wieder Tag und als es sich umsah bemerkte es, dass es gar nicht weit vom Futtertrog der Rehe weg stand wie damals, als ihm der Bär das erste Mal begegnete. Ein paar Rehe standen davor und ästen. Sie streichelte sie und lief nach Hause. Als es aus dem Wald heraus trat, sah es

schon von der Anhöhe das Haus der Eltern. Es war alles so wie vor etlichen Jahren. Die Mutter wusch im Bach, in dem der Vater dabei war ein Loch zu hacken, Wäsche. Freudig wollte es zu ihnen eilen, als es bemerkte, das an einer Stelle kein Schnee mehr war. Das Grün stach hervor und eine Blume war zu sehen. Der Wind pfiff auch sanfter schon und flüsterte: „Weißweisschen...“

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GerLINDE 
Hallo Lovemetal,
ein wunderschönes Wintermärchen hast Du geschrieben. Ich habe es mit Freude gelesen.
Und dafür schenke ich Dir "Coins".
- Herzlich Willkommen bei myStorys -
Lieben Gruß
Gerlinde
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