die spieluhr
Der Professor hat absolut recht, dachte Kriminalhauptkommissar Büttner. Das Motiv für den brutalen Mord an der jungen Nürnberger Uhrmacher-Meisterin Konstanze Henlein, schien ihm klar und deutlich auf der Hand zu liegen. Dies war gewiss ein Raubmord. Ihr Wandsafe wurde professionell aufgebrochen und leergeräumt, die zum Teil kostbaren Uhren gestohlen und last but not least, der wertvolle goldene Schmetterlings-Schlüssel zum Aufziehen jenes geheimnisvollen Federwerks war samt goldener Halskette, ebenfalls spurlos verschwunden. Jemand musste es also
bewusst darauf abgesehen haben.
Die Gelegenheit war zudem äußerst günstig, denn die Eingangstür zur Diele, welche in die Werkstatt führt schien definitiv nicht verschlossen gewesen zu sein. Warum eigentlich nicht? Sehr ungewöhnlich, befand Büttner. Jeder Besucher, der sonst irgendwie zur Uhrmacherin wollte, musste läuten und darauf warten, dass ihm die Tür von innen geöffnet wurde. Kam der Besucher dann mit bis in die Werkstatt, musste er ihr den langen Weg durch die Diele folgen. Die Uhrmacher-Werkstatt befand sich nämlich ganz am Ende des Flures. Somit war die Eingangstür von der Werkstatt aus nicht zu kontrollieren. Hatte die Uhrmacherin womöglich irgendwann einfach nur vergessen, diese massive Eingangstür
wieder abzusperren? Aber das wäre dann schon ein sehr seltsamer Zufall und Büttner hatte sich schon vor langer Zeit abgewöhnt, an Zufälle zu glauben. Oder hatte sie dem letzten Besucher weit nach Mitternacht selbst die Tür geöffnet und ihn mit in die Werkstatt genommen? Das wiederum würde aber bedeuten, dass die Uhrmacherin ihren späteren Mörder gekannt, oder ihm zumindest aber getraut haben musste. Die Frage lautete also, wer war der letzte Besucher in der Werkstatt? Das allerdings würde Büttner hier am Mittagstisch, in der Kantine des Polizeipräsidiums nicht klären können.
Hannes Bertin, der sportlich, dynamische Chef der Spurensicherer, hatte ihm dagegen versprochen, sich umgehend um die
Videoaufzeichnungen von dem nahen Geldautomaten der benachbarten Holzmann-Bank zu kümmern. Büttner würde die Antwort gleich nach dem Essen erhalten und wenn er großes Glück hatte, konnte man auf den Aufzeichnungen sogar erkennen, wer als letzter Besucher den Eingang zu der kleinen Uhrmacher-Werkstatt benutzt hatte. Schnell schlang er die restliche Mittagsmahlzeit in sich hinein. Leckerer Grünkohl mit Knacker. Wahrlich, ein gar weihnachtlich angepasstes Menü. Eigentlich eine seiner Lieblingsspeisen an Weihnachten, bei der er sich sonst eher Zeit ließ, um sie zu genießen. Heute aber hatte er dafür keine Zeit, denn heute war Heiliger Abend und an den nachfolgenden Feiertagen würde eh‘ kaum jemand zu
erreichen sein. Eile war also geboten, solange die Spur noch heiß war. Überhaupt, fand er, sehr clever von dem Täter einen solchen Tatzeitpunkt auszuwählen, wo sich die halbe Republik bereits im alles allein selig machenden Weihnachttaumel befand und die erlösenden Feiertage mit einer saftigen Gänsekeule in der einen und einem Glas zünftigen Rotweins in der anderen Hand, unmittelbar bevorstanden. Helfen würde es dem Mörder am Ende aber trotzdem nicht, denn er, Büttner, würde ihm jedenfalls keine Ruhe gönnen. Feiertage, hin oder her…
*
Wie groß war seine Überraschung erst, als
Bertin über das ganze Gesicht grinsend bereits bei ihm im Büro saß. In der Hand hielt er ein paar Fotografien und fächelte sich damit Luft zu.
»Heureka, mein Lieber. Volltreffer. Die Überwachungskamera des Bankautomaten hat alles aufgezeichnet, sowohl den letzten Besucher, als auch das Fahrzeug des Täters. Und jetzt halt dich fest. Wir konnten mittels Trick 17 sogar das Kennzeichen des PKW's ermitteln, obwohl es fast stockdunkel war. Es ist ein dunkelblauer Ford, ein Firmenwagen eines internationalen Pharma-Konzerns mit Sitz in Palermo, laut Auskunft der italienischen Kollegen. Die Fahndung nach diesem Fahrzeug läuft, Bertin schaute auf seine Armbanduhr,…seit exakt zweiunddreißig
Minuten… Was sagst du nun?«
Büttner grinste immer noch überrascht,
»Im Ernst, Hannes? Das habt ihr ja prima hinbekommen. Na dann zeig doch mal her, was du da hast…«
Bertin schob ihm einen Stoß Bilder über den Tisch. Sie zeigten zwei Männer, wie sie eine große Reisetasche im Kofferraum eines PKW verstauten. Die Gesichter waren leider etwas unscharf und wirkten daher wie verschwommen. Bertin warf die nächste Bilderserie auf den Tisch.
»Dies sind allerdings nur die interpolierten, also die speziell nachbearbeiteten Fotos, aber darauf lassen sich die beiden männlichen Personen sehr viel deutlicher erkennen. Ich denke, sie genügen sogar für eine
zweifelsfreie Identifizierung. Vor Gericht werden sie natürlich ganz bestimmt keinerlei Beweiskraft haben. Aber schauen wir doch mal, was uns die beiden Herren wohl dazu zu sagen haben, wenn du ihnen diese Fotos unter die Nase reibst«, schmunzelte Bertin.
Büttner nickte zustimmend,
»Aber dazu müssen wir sie erst mal haben, mein Lieber. Und heute ist Heilig Abend, nicht zu vergessen….«
Das klingelnde Telefon schnitt Büttner quasi das Wort ab. Es war noch einmal der Professor, ihm wäre da noch etwas eingefallen. Ob es aber für den Fall wichtig wäre, könne er jedoch nicht sagen. Büttner machte sich während des kurzen Gespräches ein paar Notizen und nickte gelegentlich. Am
Ende bedankte er sich bei dem Pensionär und legte mit starrem Blick langsam den Hörer auf.
»Na das ist ja höchst interessant«, sagte er weiterhin sinnierend, »das könnte unter Umständen womöglich ein gänzlich neues Licht auf unseren Fall werfen…«
Und er informierte Bertin über den Inhalt des Gespräches.
»Frag doch einfach den Jonas, der kennt sich damit bestimmt viel besser aus.« Büttners ausgestreckter Zeigefinger bohrte sich durch die Luft und wies auf seinen Kollegen. Dann grinste er kurz und wählte die Nummer der Pathologie.
»Ja, ich bin’s noch mal, Henry. Sag‘ mal Jonas, wer könnte denn ein vehementes Interesse daran haben, dass Konstanze
Henlein nicht zu einem internationalen Kardiologen-Kongress nach Paris fährt? Genau das sollte sie nämlich Mitte Januar nächsten Jahres tun. Lange hatte Professor Kirchner sie zu dieser Reise überreden müssen, bis sie ihm zuliebe endlich einwilligte. Dort wollte Kirchner der medizinischen Fachwelt den lebendigen Beweis für ein jahrelang zuverlässig funktionierendes Kunstherz auf rein mechanischer Basis präsentieren. Er fand, dass die Zeit nach zehn Jahren längst reif dafür wäre. Denn es gibt immer mehr Patienten in den Wartepositionen, während zugleich die Zahl der potentiellen Organspender durch diverse Transplantations-Skandale stetig abnimmt. Wen also würde der Einsatz eines solchen Kunstherzens finanziell,
nur mal rein wirtschaftlich betrachtet, wohl am meisten schaden? Den Medizinern doch eher kaum, oder?«
Eine Zeitlang war es still in der Leitung. Dann aber räusperte sich der Pathologe,
»Nun, ich bin zwar kein Kardiologe, aber ich denke, am meisten würde wohl die Pharma-Industrie darunter leiden. Es ist dir sicherlich bekannt, dass ein Patient nach einer solchen Organtransplantation sein Leben lang teure Medikamente einnehmen muss, die das Abstoßen des Transplantates verhindern. Sogenannte Immun-Suppressiva. Dazu gehören etliche Glucocorticoide, sowie Alkylantien und diverse Antimetabolite, um nur einige zu nennen. All diese kostspieligen Abwehrmedikamente würde ein Kunstherz,
wie dieses von Konstanze Henlein natürlich nicht mehr brauchen. Nun rechne das mal hoch, da kommt schon was zusammen, nur allein europaweit gesehen.«
Büttner nickte zustimmend,
»Ich hab‘ mir doch beinahe so etwas gedacht. Vielen Dank, Jonas, du hast mir damit sehr geholfen«, bedankte er sich bei dem Pathologen und beendete das Gespräch. »Jonas meint, dass die Pharma-Industrie, am empfindlichsten davon betroffen wäre, wenn ein solches Herz weltweit zum Einsatz gelangte. Klingelt da was bei dir, Hannes?«
Der Chef der Spurensicherung nickte,
»Und ob, der Ford, die italienische Zulassung des Fahrzeugs auf einen Pharma-Konzern. Das ergibt vielleicht sogar ein ganz neues
Motiv. Möglicherweise war der ganze Raub nur vorgetäuscht, um den Verdacht in eine völlig andere Richtung zu lenken.«
»Jetzt bekommt die Sache sogar einen tieferen Sinn, denn dieser heimtückische Mord an der Uhrmacherin lange nach Mitternacht, verbunden mit dem dreisten Diebstahl der Uhren und dem goldenen Schlüssel, wird nun erst plausibel. Hier geht es um weit mehr, als nur ein paar gestohlene Uhren. Mit diesem Mord an der jungen Frau hier sollte gezielt verhindert werden, dass ein unter Umständen bahnbrechendes medizinisches und technisches Wunderwerk international Furore macht. Jemand aus der Lobbyriege der Pharma-Industrie hat davon Wind bekommen und einen verdammten Auftragskiller in
Marsch gesetzt. Möglicherweise wäre es sogar besser gewesen, wenn Professor Kirchner und Konstanze Henlein überraschend und unangemeldet auf dem Kongress in Paris erschienen wären. Dann hätte die Uhrmacherein sehr wahrscheinlich gar nicht sterben müssen und das Kunstherz hätte womöglich sogar seinen Siegeszug um die Welt angetreten. Aber der Professor hatte es im vorigen Monat in der internationalen Fachpresse explizit als eine bedeutende und aufsehenerregende Sensation angekündigt, was sich nun allerdings als ein besonders tragischer Fehler herausgestellt haben könnte.«
Bertin erhob sich,
»Klingt wirklich plausibel, wahrscheinlich hast
du sogar recht damit, Henry. Ich kümmere mich schnell darum, dass diese Fotos an Interpol geschickt werden und wer weiß, vielleicht wissen die sogar mehr über diese beiden Typen hier, denn die hiesigen Datenbänke haben bislang nichts verlauten lassen. Eher selten greift man nämlich auf einheimische Auftragskiller zurück. Einreisen, Auftrag ausführen, wieder ausreisen. Das verschafft vielfach den benötigten Vorsprung, um nach der Tat ohne großes Aufsehen zu erregen, rasch und unerkannt wieder untertauchen zu können.«
Büttner wollte ihm gerade noch einen Hinweis mit auf den Weg geben, aber Bertin war schon zur Tür hinaus, als das Telefon erneut schrill und fordernd läutete.
Zwei Zivilfahnder der Polizei hatten in der Nähe von Passau den in Fahndung stehenden dunkelblauen Ford gesichtet und das Fahrzeug daraufhin angehalten. Der Fahrer wurde kontrolliert und der Kofferraum seines Wagens durchsucht. In einer großen Reisetasche, die sich im Kofferraum des PKWs befand, wurden diverse alte Uhren entdeckt, die auf die Beschreibung der am Tatort vermissten Gegenstände passten. Unter diesem Aspekt wurde der Fahrer des Fords vorläufig festgenommen und dessen Reisetasche als relevantes Beweismittel sichergestellt. Bei einer weiteren intensiveren Durchsuchung der Reisetasche auf dem Polizeirevier in Steinbach entdeckten die Beamten im getarnten Zwischenboden dieser
Reisetasche ein zirka 20 Zentimeter langes Stilett…
»Das reicht mir«, sagte Büttner, »ich schicke Ihnen nach Steinbach einen Polizeihelikopter, bringen Sie mir den Mann und die Beweismittel hierher in das Polizeipräsidium Mittelfranken nach Nürnberg. Den PKW lassen Sie bitte ebenfalls umgehend nach Nürnberg überstellen. Und richten Sie bitte an die Kollegen meinen Dank aus. Gute Arbeit und das auch am Heiligen Abend. Frohe Weihnachten für Sie und die Kollegen.«
Kurz nachdem er das Gespräch beendet hatte, spuckte das Faxgerät ein Blatt Papier aus, auf welchem der Pass des kürzlich Festgenommenen fotokopiert worden war. Büttner ergriff das Blatt und studierte sowohl
den Namen, als auch das Passbild des Verdächtigen. Er verglich die Bilder aus der Bankautomatenkamera mit dem Passbild. Eine frappante Ähnlichkeit mit einem der beiden männlichen Personen, die das Haus der Uhrmacherin spät in der Nacht verlassen hatten, dachte Büttner. Ich fress‘ nen‘ Besen, wenn das nicht einer unserer Täter ist.
Dann schickte er das Papier mit dem dringlichen Vermerk rasch an Interpol, die Identität des Verdächtigen zu bestätigen. Mit einem runden schwarzen Magneten heftete er das Blatt an seine weißlackierte Blechtafel, welche die Überschrift trug,
"Mordfall-Konstanze Henlein“
Mit einem Lächeln setzte der Kommissar die neue Espresso Kaffeemaschine in Gang und
stellte seinen blau-weiß-karierten Kaffeepott neben das aufdampfende Küchengerät.
*
Der Minutenzeiger der Wanduhr taktete seinen nächsten Schritt und vollendete damit die sechzehnte Stunde. Jetzt wäre also die Zeit für die Bescherung gekommen, dachte Büttner, als er auf die schmucklose Uhr an der Wand starrte. In Wahrheit jedoch feierte er schon lange kein Weihnachtsfest mehr, seit seine Frau vor drei Jahren in der Adventszeit von einem sturzbetrunkenen Autofahrer lebensgefährlich verletzt angefahren wurde und ausgerechnet am Weihnachtsabend ihren schweren inneren Verletzungen in der Klinik erlegen war.
Seither übernahm er immer an den entsprechenden Feiertagen freiwillig den Kriminal-Bereitschafts-Dienst, wofür ihn seine Kollegen stets außerordentlich dankbar waren.
Gerade hatte er seine Papiere noch einmal durchgesehen und geordnet, als die Tür geöffnet wurde und zwei uniformierte Polizisten mit einem grauhaarigen, mürrisch reinschauenden Mittfünfziger das kärglich möblierte Büro der Mittelfränkischen Mordkommission betraten. Dem kräftigen Mann waren stählerne Handfesseln angelegt worden, da er unter Mordverdacht stand. Nun gab der Kommissar dem Polizeimeister einen Wink, dem Festgenommenen die Handschellen zu entfernen.
Der andere Polizist übergab dem Kommissar
unterdessen die zuvor bereits sichergestellte Reisetasche und den Pass des Mannes. Büttner nickte den beiden Polizisten zu,
»Danke, meine Herren.«
Dann deutete er dem Polizisten, der dem Verdächtigten die Handfesseln abgenommen hatte an, sich weiterhin im Raum aufzuhalten, während sein Kollege das Zimmer verließ und sich draußen auf dem Flur postierte.
Büttner wies dem mürrischen Grauhaarigen mit einer schnellen Handbewegung einen Stuhl zu,
»Bitte, so nehmen Sie doch Platz, Herr…«, er blickte in den Pass des festgenommenen Mannes. »Kostic…?« Dann schaute er ihn fragend, offen an.
»Ganz recht, Herr Kommissar, Milan Kostic,
ich bin serbischer Staatsbürger. Wie kommen Sie überhaupt dazu, mich hier festhalten zu wollen. Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass dies hier ein unangenehmes Nachspiel für Sie haben wird, Herr Kommissar…?«, antwortete der Mann in einem nahezu akzentfreien Deutsch.
»Büttner, Kriminalhauptkommissar und Leiter der hiesigen Mordkommission. Und ja, natürlich ist mir klar, dass es diesbezüglich ein Nachspiel geben wird. Nur wird über die Rollenverteilung in diesem Rund noch zu reden sein, Herr… Kostic. Sie werden hiermit nämlich beschuldigt, die Uhrmacherin Konstanze Henlein aus Nürnberg ermordet zu haben...« Sorgfältig legte Büttner nun die Fotos aus dem Bankautomaten vor dem
Beschuldigten auf den Tisch. »Wo also waren Sie in der vergangenen Nacht und wer ist die zweite Person, auf diesem Bild hier?«
Der Angesprochene machte eine wegwerfende Geste und nachdem er sich lässig zurückgelehnt hatte, grinste er dem Kommissar breit ins Gesicht,
»Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen darauf antworten werde, Herr Kommissar.«
»Sie müssen hier gar nichts. Wenn Sie auf meine Fragen nicht antworten wollen, so ist das allein Ihre Sache. Wir vermerken es einfach im Protokoll und können somit das ganze Verfahren deutlich abkürzen.« Büttner schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr, »Dann komme ich zeitlich gesehen, sogar noch zu meiner ganz privaten Weihnachtsfeier
zurecht. Ich nehme Sie also wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes vorläufig fest und morgen früh werden Sie dem Haftrichter vorgeführt. Ach, und bitte glauben Sie mir, die Beweise gegen Sie in dieser für Sie so unliebsamen Angelegenheit sind dermaßen erdrückend. Von anderen Dingen will ich jetzt hier gar nicht erst reden, die es mehr als nur rechtfertigen, Sie auch noch deutlich länger in Haft zu behalten. Und das reicht dann aber mindestens für die nächsten zwanzig Jahre, wenn nicht gar noch länger. Abführen den Mann, Polizeimeister!«, befahl der Kommissar nun eiskalt.
Kostic war bei Büttners letzten Worten leicht zusammen gezuckt.
»Warten Sie, Hauptkommissar, Sie machen da
einen entscheidenden Fehler. Bitte rufen Sie umgehend den BND an…«
Büttner stutzte,
»Warum sollte ich das tun, Herr Kostic, oder besser, Herr... Branco Vukovic? Oder wie gefällt Ihnen der Name... Ivo Boskovic? Seinerzeit einst ein hochdekorierter First Lieutenant des serbischen Geheimdienstes UDBA und 1992 höchstpersönlich beteiligt an dem Massaker in Rogatica...Von mir sind Sie heute festgenommen worden, wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes an der Uhrmacherin, Konstanze Henlein, die Sie im Auftrage eines internationalen Pharma-Konzerns töteten. Aber ich fürchte, auch wenn Sie früher einmal Informant beim BND waren, so wird man Sie da nicht wieder herausboxen
können, denn mittlerweile liegt gegen Sie nun auch ein internationaler Haftbefehl vom Kriegsverbrecher-Tribunal aus Den Haag vor, Herr Boskovic...«
Kostic setzte ein abfälliges, schmieriges Grinsen auf,
»Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass man mich für diese kleine dreckige Spieluhr, dieser Schlampe von Uhrmacherin je behelligen wird, Herr Kommissar. Dazu ist mir der BND noch viel zu sehr etwas schuldig…«
»Polizeimeister, legen Sie diesem Mann hier wieder Handschellen an und schaffen Sie ihn mir für heute aus den Augen. Schließlich wollen wir doch nicht zulassen, dass er ein weiteres Mal aus einem vermeintlich sicheren Gewahrsam entkommen kann…«
Kostics Augen funkelten nun zornsprühend, während die stählernen Fesseln wieder um die Handgelenke des überführten Mörders klickten,
»Das wird Ihnen noch leidtuen, Bulle.«
Büttners Augen verdichteten sich zu schmalen Sehschlitzen,
»...Ihnen auch frohe Weihnachten, Herr Boskovic…«
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Teil 1
"Die Spieluhr"
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Text: Bleistift
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