Bruno und unser Garten
Mein Büchlein UNSER GARTEN erschien ja vor einigen Tagen und vielleicht hat es der eine oder andere von Euch gelesen. Hier nun die Fortsetzung. Vielleicht habt Ihr ein wenig Spaß daran.
Eine geraume Weile hatten wir nun schon unseren Garten auf dem Dorf. Inzwischen war er sehr schön geworden. Wir hatten sehr viel Gemüse angebaut und das erforderte natürlich auch Zeit für die Pflege. Zwei bis dreimal in der
Woche waren wir dort, hackten, harkten und gossen. Wenn bloß nicht die dreißig Kilometer wären, die wir immer fahren mussten, aber anders ging es nun mal nicht, damit hatten wir uns abgefunden.
Aber die gesamten Wochenenden, bis auf wenige Ausnahmen, gehörten unserem Garten. Hier konnten wir entspannen, würden wieder Kraft für die neue Woche tanken. Der Bungalow wurde geputzt, der Garten bekam „Komplettpflege“ und die nachbarlichen Beziehungen wurden weiter ausgebaut. So weit, so gut, wären da nicht Bruno und Berta gewesen.
Berta, unsere schwarz-weiße Katze hatte
keinerlei Probleme mit dem Dorfleben. Kaum angekommen, war sie auch schon wieder weg, sicher um den hier ansässigen Katern die Köpfe zu verdrehen. Bruno dagegen hatte da so seine Probleme. Schon bei der Abreise zum Garten zickte er gewaltig rum. Kaum, dass seine Transportbox in Sichtweite war, gab er Fersengeld. Da wir das von früheren Ausflügen schon kannten, hatten wir Vorsorge getroffen. Die Fenster und Türen waren geschlossen und Bruno wurde mit Leckereien in die Küche gelockt. Eigentlich war er ein schlauer Kater, aber wenn es ums Fressen ging, schien er mit einem Klammerbeutel gepudert zu
sein. Er fiel immer wieder auf unsere Tricks herein.
Fuhren wir dann endlich mit Katze und Kater vom Hof, waren mein Mann und ich total geschafft.
Berta entließen wir meist schon vor der Gartenanlage aus ihrer Transportbox. Blitzschnell war sie verschwunden. Den schweren Brocken Bruno mussten wir 400m bis zum Garten schleppen. Dort platzierten wir ihn auf der Terrasse und öffneten seine Box. Wer nun aber annimmt, Bruno würde den Korb verlassen, der irrt gewaltig. Das einzige, was wir aus dem Korb zu hören bekamen, war ein furchtbar bedrohliches
Knurren und fauchen. Bruno nicht weiter beachtend machten wir uns an unsere Arbeit und irgendwann war auch Bruno der Gartenydille entflohen. Wie wir aus Erfahrung wussten, würde das aber nicht lange anhalten.
Am Nachmittag saßen wir dann auf der Terrasse und tranken Kaffee. Lange war uns keine Ruhe gegönnt, denn plötzlich raste Bruno an uns vorbei, gefolgt von einigen anderen Katern. Schnell war er, das musste man ihm lassen, denn in Windeseile war er auf dem Terrassendach und von dort ins Dachinnere verschwunden. Ich rief laut: „Halt“, was die verfolgenden drei Kater zur Vollbremsung veranlasste. Sie waren
über meine Einmischung so erschrocken, dass sie auf der Stelle wendeten und so schnell wie sie gekommen waren, auch wieder verschwanden. Bruno pflegte wahrscheinlich sein gekränktes Ego, denn er ließ sich erst mal nicht blicken. Irgendwann legte er sich dann in die Sonne und machte eine ausgedehnte Körperpflege. An diesem Tag war es sehr heiß und Brunos schneeweißes Fell hatte wohl sein Übriges getan, jedenfalls bekam er wahrscheinlich einen Hitzekoller , denn er raste wie ein los gelassener Luftballon durch den Garten. Mein Mann grinste, zog sich ein paar Schweißerhandschuhe an und wir machten uns daran, Bruno einzufangen,
was meinem Mann dann auch nach einiger Zeit gelang. Kurz entschlossen packte er Bruno im Genick und schwenkte ihn wie ein Lappen kurz durch das Regenfass. Das kalte Wasser brachte ihn wohl wieder richtig zu sich. Klack, klack wurden die kräftigen Krallen ausgefahren und mein Mann konnte ihn gerade noch runter werfen. Der arme Bruno. Nun hatte er die Nase voll. Den Rest des Tages saß er schmollend im Bungalow. Mit einigen leckeren Happen kratzten wir uns wieder bei ihm ein. Während der Nachtbehielten wir ihn im Häuschen, denn wir hatten so ein Gefühl, als wenn die feindliche Streitmacht schon wieder
gegen Bruno rüstete.
Am Sonntag hatten wir noch zu tun, ehe wir uns wieder auf die Heimfahrt machten. Bruno hatte sich doch noch aus dem Garten geschlichen und war schon eine Weile fort.
Doch plötzlich wieder das uns schon bekannte Bild: Bruno im Schnelllaufmodus und etliche kleine Tiger hinter ihm her. Bruno wieder aufs Dach und Katzen zurück ins Dorf.
Am Nachmittag, kurz vor unserer Abfahrt, stand Bruno au der Terrasse und sah uns groß an.
Mein Mann sagte plötzlich: „Bruno, du altes Weichei, kannst du denen nicht mal
eine verpassen? Du bist so stark und hast so kräftige Krallen. Das wäre doch ein Klacks für Dich. Als kastrierter Kater bist Du ja nicht mal eine Gefahr für sie. Mensch, hau bloß ab du Weichei, brauchst Dich hier vorläufig nicht mehr sehen lassen.“ Bruno sah meinen Mann unendlich traurig an, drehte sich um und schlich mit gesenktem Kopf auf dem Weg Richtung Gartenausgang. Mir kamen fast die Tränen bei dem Anblick des geknickten Katers. Mein Mann empfand wohl so ähnlich, denn er rief: „ Bruno komm zurück, ich hab dich doch lieb!“ Nun kamen mir doch die Tränen. Bruno blieb kurz stehen, drehte sich ganz langsam zu uns um, sah uns an und
dann geschah das Unglaubliche. Er kam zu uns zurück und schnurrte verzeihend um unsere Beine.
Als wir wieder zu Hause ankamen, erzählten wir das unseren Nachbarn. Die wussten ja auch, was das immer für ein Theater war, Bruno in seine Box zu bekommen. Am nächsten Tag kamen sie zu uns und machten uns den Vorschlag, Bruno in Zukunft zu Haus zu lassen, wenn wir in den Garten fuhren. Sie würden sich um ihn kümmern, was sie dann auch immer taten. Ich glaube, Bruno war mehr als zufrieden mit diesem
Kompromiss.