Charles B hätte es gefallen
„Das ist jetzt ein schlechter Witz!“ Ich schaute Sheila lange ins Gesicht, dann wieder auf den Scheck. „Das ist alles?“
Meine Agentin druckste kurz herum, dann sagte sie: „Es kommen auch bessere Tage!“
„Bessere Tage?“ Ich lachte bitter. „Was soll noch besser werden? Ich bin dreiundvierzig und kann nicht mal für mich Sorgen! Bekomme noch einmal am Tag einen hoch und spritze nach fünf Minuten ab! Und diese Farce! Das ist kein Scheck, dass ist ein schlechter Witz!“
„Ich habe genug Geld.“ Sheila schaute mir in die Augen.
„Hör zu. Ich bin Schriftsteller, seit dreißig Jahren schreibe ich. Ich habe zwei Bestseller geschrieben und zwei Flops. Meine ganze Kohle steckt in dem Arsch der Schlampe, die ich geehelicht habe. Und jetzt sagen nicht nur die Weiber, dass ich es nicht mehr bringe?“
„Maik, du bringst es noch. Im Bett, wie auf dem Papier.“ Sie rekelte sich in meinen schmutzigen Laken. Ihre Fotze war feucht und der Kitzler stach aus den ergrauten Locken hervor. Sie wollte ficken, wollte von mir gefickt werden.
Ich stand vor dem Bett, nackt. Meine Arschbacken hingen fast auf meine Waden,
ich hatte vielleicht mal vor zwölf Jahren die Ladys verrückt gemacht, aber ich hatte den Zenit eines Liebhabers um Längen überschritten. Ich war alt und abgehalftert. Mein Pimmel hing schlaff auf meinen Eiern, die seit einigen Jahren tiefer baumelten als das Seil. In der einen Hand hielt ich den Scheck, auf dem zwölf Euro verbucht waren, in der anderen ein Limonadenglas mit billigem Rotwein. Ich war sogar so arm, dass ich mir nicht mal einen richtigen Bauch leisten konnte. Und diese Fregatte von einer Frau wollte mich aushalten. Als sei ich ein Bubie, der gerade seine ersten Walzer auf den Tasten tanzte.
Ich hatte Weiber, die waren so jung, dass sie mich fast in den Knast gebracht hätten,
sie sprangen mir mit ihren willigen Unterleibern ins Gesicht und wenn ihre Mütter auftauchten um sich zu beschweren, bumste ich diese auch!
Und jetzt?
Ich hatte einen Band aus geschissen, mit dem Besten was ich zugeben hatte, ich ritt eine perfekte Welle. Es sollte das Highlight meines Schaffen sein und das Publikum ignorierte mich, diese degenerierten Hurensöhne und – töchter!
Vor zwanzig Jahren liebten sie mich. Mein Erstling. Ein neuer Stern am Literaturhimmel! Danach der Flop, ich sollte mich schämen, dass ich mich Autor schimpfte. Kein Leben, keine Wut. Kein Fleisch! So jagten sie mich fort. Dann mein
Comeback. Der strahlende Phönix aus der Asche. Die Weiber lagen mir zu Füßen. Ich wurde auf Partys rumgereicht. Von Vollpfosten angegraben. Ich muss es zugeben: Ich wurde arschgefickt! Von einem verdammten Homo, der eine Party gab und mir Honig ins Ohr träufelte. Irgend so ein Amerikaner, der damit angab, dass er den alten Ernest noch kennengelernt hatte. Der mir erzählte, dass ich das Talent hätte ein europäischer Hemingway zu werden. Ich wurde von einem schwulen Amerikaner arschgefickt und belogen. Dann wurde ich von dieser Schlampe, meiner Exfrau in den Arsch gefickt. Sie hat mein ganzes Geld einkassiert. Nur weil sie mich mit ihrer
heroinsüchtigen Schwester erwischte. Auf dem Frühstückstisch. Den Pimmel im Marmeladenglas und einen Finger in ihrer rasierten Fotze. Haus weg, Auto weg und ein halbes Jahr mit dreckiger Wäsche in der BILD-Zeitung. Pleite.
Ich hatte zwölf Euro verdient, saß angetrunken in einer schäbigen Hütte und wurde von meiner Agentin ausgehalten, die zu abgedreht war einen Mann fürs Leben zu finden. Sie hatte mir erzählt, ich solle auf den Vorschuss verzichten, dafür bei den realen Einnahmen mitverdienen. Ein Griff ins Klo!
„Es ist nicht gerade die Zeit für dein Buch. Die Alten saufen und lesen nach der Maloche nur noch wenig und die Kids
stehen auf Crime und Mysterie!“ versuchte Sheila mir zu erklären.
„Ja. Hannibal der Kannibale, Harry Dotter und der Schwanz des Weisen und irgendwelche Teenyhexen und Vampire, die versuchen die Welt zu retten. Shi, ich bin Literat! Es brennt mir unter den Nägel, den Menschen vom Leben zu berichten. Von einem drögen Fick, von Herzschmerz und all dem Dreck. Was es heißt, Scheiße zu fressen. Aber alle wollen nur einen jungfräulichen Alien mit einem pickligem Zauberlehrling Petting machen sehen! Was ist aus dieser Welt geworden. Ich hab den großen, alten Ernest in 3Sat gesehen. Lag mit seinem fetten Bauch auf der Erde, ein Couchkissen unter seinem riesen Schädel,
und ein Whiskyglas in der Hand. Er hatte das Mädchen, das ihn gerade fotografierte gefickt und war glücklich. Hatte genug Geld in seinem Portemonnaie und sein Sack war leer. So wollte ich alt werden. Reich und berühmt.“
„Berühmt bist du.“
„Ich kann nicht mal den Wein bezahlen, den ich trinke. Mein Körper sieht aus, wie der von diesem Opa aus diesem seltsamen Metallicavideo, mein Schwanz ist schlaff und ich bin nicht mal fünfzig. Und niemanden gefällt mein Buch!“
Sheila lachte. „Charles B. hätte es gefallen.“
Ich blickte ihr tief in die Augen. „Shi. Was würde ich nur ohne dich machen?“
„Dir einen runter holen.“
Ich grinste fies und trank meinen Wein aus. Dann begab ich mich zu ihr ins Bett. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht.
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