Kurzgeschichte
Betrachtungsweisen

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"Betrachtungsweisen"
Veröffentlicht am 09. Januar 2014, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Betrachtungsweisen

Betrachtungsweisen

Betrachtungsweisen

Mit Vierzehn hörte ich Biermann. Mein Vater verbot es.

Irgendwann schrieb ich eigene Texte. Schickte sie an Zeitungen.

Alle kamen mit einem roten Balken quer über das Blatt zurück, in den das Wort Subversiv eingeprägt war. Das Wörterbuch zeigte mir, was es bedeutet. Ich hatte also eine politische Gesinnung. Toll!

Ich schrieb weiter, verschickte, bekam Ablehnungen.

Bis eines Tages zwei Herren vor der Tür standen. Mit ernster Miene und nadelstreifenbekleidet. Mutter warnte

immer vor fremden Onkels. Ich solle niemals mit ihnen gehen. Diese fragten aber nicht, zerrten mich in ihren Fiat und ab gings in die Stasi-Keller der Stadt. War das aufregend.

Alle meine Texte lagen da rum. Ich musste sie vorlesen. Angestrahlt von einer grellen Tischlampe, bis mir der Schweiß den Arsch lang runter lief. Fragen. Antworten. Fragen.

Wenn es zu lange dauerte, wurden die Onkels böse und schlugen mich, bis Blut aus der Nase lief.

Nach acht Stunden durfte Vater mich abholen. Von der Partei bekam er die Auflage, mich strengstens zu kontrollieren. Das tat er gewissenhaft.

Ich schrieb weiter, verschickte aber nichts mehr.

Als aus dem seltsamen Halbstaat ein ganzer gemacht wurde, der ebenso seltsam war, verschickte ich meine Texte wieder.

Die kamen zurück mit dem Hinweis, sie beschrieben zu allgemein.

Ich erinnerte mich ans Nasenbluten in der Magdeburger Straße, verstand die Welt nicht mehr und schrieb meiner Freundin ein Liebesgedicht.

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Lyrus

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Zentaur Diese Zeiten kenne ich aus eigener Erfahrung, einer meiner Freunde hat den Knast nicht lebend verlassen.
lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Lyrus ... o, das tut mir sehr leid und leider ist er nicht der Einzige ...
LG Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
DoroGlueck Einmal Hut ab, vor Deiner Stärke und Deinem Mut, von denen Du hier sehr klasse, berichtest! Sehr gerne gelesen, Du schreibst unaufdringlich spannend! Chapeau! L. G. D.
Vor langer Zeit - Antworten
Lyrus ... ein schönes Kompliment, Doro - vielen Dank ...
G Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks Ich bin so froh, diese Erfahrungen nicht gemacht haben zu müssen...
als die Mauer noch stand, studierten Freunde von mir in West-Berlin und ich sollte sie besuchen kommen - so oft haben sie darum gebeten, aber ich wollte nicht, weil ich damals noch ein sehr politischer Mensch war...;-))

Mir gefällt Deine Betrachtungsweise, Ralf....

Ganz liebe Grüße
roxanne
Vor langer Zeit - Antworten
Lyrus ein interessanter Kommentar, Roxanne - es gibt eben so mannigfaltige Betrachtungsweisen und deren Hintergründe - vielen Dank ...
LG Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
Sealord Ja, so kann es gehen! Guter und interessanter Text.
Grüße Uwe
Vor langer Zeit - Antworten
Lyrus ... vielen Dank, Uwe - letzten Endes bin ich aber froh, diese Erfahrung gemacht zu haben ...
LG Ralf
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Sealord Ich bin mir nicht sicher, ob ich das für mich dann auch sagen könnte!
Chapeau!
LG Uwe
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