Ein bewegtes jahr
Meine Jahre laufen nun völlig ohne Planung ab, dennoch irgendwie geordnet,
was allein den immer wiederkehrenden Bewegungen eines Jahres gestundet sein dürfte. Die Jahreszeiten, das Erwachen der Natur, welches ich stets als Wunder wahrnehme, die Paradiese der Erde, die sich mir durch wundervolle Reisen erschließen und das jährlich wiederkehrende Jammern der Wirtschaft über ein angebliches Sommerloch, auch der Wahn, rechtzeitig die Menschen daran zu erinnern, dass es wieder Weihnachten wird und man gefälligst ans Kaufen der Geschenke denken solle, all das wird auch im kommenden Jahr eintreten.
Wenn mir nichts Schlimmes widerfährt, werde ich die Welt bereisen, fremde
Persönlichkeiten näher kennen lernen, über ihre Lebenseinstellungen erfahren und ich werde mich bemühen, ihnen immer mit Toleranz zu begegnen.
Wie wichtig ist in unserer sattuierten Gesellschaft der Wert des Menschen? Sehen wir auf schlechter Gestellte mit Arroganz und Gnade herab oder gelingt es, mit allen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren? Es wäre nicht schlecht, wenn wir wenigstens dafür einen gewissen Ehrgeiz entwickeln könnten.
Alles ist verwoben, die Welt rückt zusammen aber es ist ist nicht immer ein Segen. Die Globalisierung lässt die Entscheidung zwischen Recht und
Unrecht immer schwerer fallen. So versuche ich meine Meinung, die leider immer auch nur auf Halbwahrheiten beruhen kann, durch möglichst viel Wissen zu untermauern. Das ist nicht leicht, denn die Flut an Informationen erschlägt mich täglich. Ich bin hin und her gerissen, eine ewig Suchende und Fragende, die manchmal versucht, die Antennen in der Einsamkeit auszufahren, um Erkenntnisse zu gewinnen, um sich selber zu verstehen, um einen Sinn im Leben zu entdecken. Vermutlich liegt er in den Wiederholungen, im Sterben, in der Geburt, im Leben, in den Bewegungen der Jahre, den Begegnungen in den
Jahren, in unserer Zuversicht, damit auf ganz individuelle Weise umgehen zu können. Genau das muss jedes Geschöpf, jede Pflanze, einfach alles. Unbewusst oder bewusst.
hans Huckebein
Wo ist sein Paradies?
Hans Huckebein stellte sich seit geraumer Zeit diese schwierige Frage,
denn er war es leid, in dieser Welt stets als Unglücksrabe bezeichnet zu werden.
Diese Menschen benehmen sich als würden sie etwas von Recht und Unrecht verstehen, dabei leben sie nur in dem Wahn, die Krönung der Schöpfung zu sein aber von Raben haben sie leider gar keine Ahnung, von ihren Rechten, auch ein Wunder der Natur zu sein, haben sie keinen blassen Schimmer.
Ist nicht jedem Geschöpf gleichermaßen mit Toleranz zu begegnen?
Ein Rabe ist ein schwarzer Vogel, der mit dem Unglück an sich nicht das Geringste zu tun hat. Basta.
Die mehr als dämliche Lebenseinstellung von abergläubischen
Menschen in Verbindung mit ihm, dem armen Huckebein, Unglück zu sehen, hielt er für einen völlig unangebrachten und überflüssigen Wahn.
„Es ist eine psychologische Selbstverständlichkeit, dass derjenige, der mit der absoluten Wahrheit des gesellschaftlichen Lebens in Widerspruch gerät, an irgendeiner Stelle seines Lebens auch den Gegenstoß zu spüren bekommt.
Meist verstehen diese Menschen nicht, daraus zu lernen, sondern fassen das ganze Unglück als ein ungerechtes, persönliches Missgeschick auf, als ein Pech, das sie verfolgt. Sie verbringen
ein ganzes Leben damit, mit großem Ehrgeiz festzustellen und zu beweisen, welches Pech sie immer haben, dass ihnen gar nichts gelinge, dass alles missglücke, wenn sie Hand daran legen. Manchmal trifft man sogar auf eine Neigung, sich mit Niederlagen zu brüsten, als ob es eine unheimliche Macht gerade auf sie abgesehen hätte.
Wenn man diesen Standpunkt ein wenig überlegt, so kommt man darauf, dass auch bei dieser Betrachtung wieder die Eitelkeit ihr böses Spiel treibt. Es sind Menschen, die so tun, als ob sich eine finstere Gottheit nur mit ihnen beschäftigen würde, bei einem Gewitter keine anderen Gedanken haben, als dass
der Blitz gerade sie aufsuchen müsse, die sich allmählich mit der Furcht abquälen, dass sich gerade bei ihnen ein Dieb einschleichen könnte, kurz, die bei jeder Schwierigkeit des Lebens immer nur den einen Eindruck gewinnen, als ob sie diejenigen wären, die das Unglück sich aussuchen werde.“ ( Alfred Adler), 1927 geschrieben)
Man kann mit solchen Lebenseinstellungen zwar nicht über den Wert des Menschen an sich einen Stab brechen aber ein Erwachen aus diesem Wahn wäre für den angeblichen Unglücksraben höchst dienlich.
Hans Huckebein glaubt nicht wirklich an
Wunder, solche Typen sind für ihn mehr oder weniger fremde Persönlichkeiten, von denen er sich besser fern hält als Rabe sowieso.
Er hat es gründlich satt, sich für diesen Quatsch herzugeben. So fliegt Hans Huckebein, der kein Unglücksrabe sein will, tief in den Wald, um dort friedlich und nach Rabenart seine Antennen in der Einsamkeit auszufahren. Hier findet er sein Paradies, um zum Beispiel über die Arroganz und Gnade der Menschen nachzudenken, die sich nicht um die Tiere kümmern, die denken, wenn man den Pferden einen Gnadenschuss gäbe oder dem geliebten Haustier das Gnadenbrot, ihnen eine vermenschten
Friedhof anlegt, damit schon etwas für Tiere getan zu haben.
Hans Huckebein wünscht sich ein artgerechtes Paradies, eine Zone, die dem krankhaften Ehrgeiz nach Macht, nach Profilierung, nach persönlicher Bereicherung nicht zugänglich ist, doch er weiß nicht, wo dieser Ort sein könnte. Schließlich kommt er auf eine rabenschwarze Idee.
Das Paradies könnte im Loch sein, im tiefen, jährlich immer wieder beschriebenen Loch. Es wurde nie wirklich gesichtet aber alle Welt spricht davon und es muss schrecklich groß sein, denn fast jeder fühlt sich betroffen, fast schon hinein gesogen und
doch wurde auch das nie belegt und dokumentiert. Es ist das schaurige Sommerloch, indem vermutlich alle Paradiese der Welt verschollen sind.
Das ist aber nur die Vermutung eines Hans Huckebeins, der kein Unglücksrabe sein will. Im nächsten Jahr wird er sich in dieses Sommerloch stürzen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er wird sein blaues Wunder erleben.