UNSER GARTEN
Wir hatten einen Garten in der Nähe unseres Wohnortes Magdeburg. In DDR Zeiten war es nicht so leicht, einen Pachtgarten zu bekommen. Wir wohnten in einem Hochhaus in der 15. Etage. Die Wohnung war in Ordnung, nur gefiel mir nie, dass Küche und Bad keine Fenster hatten. Auch die schöne Aussicht aus den Fenstern machte das nicht wett. Was nutzte uns das Grün der Natur in weiter Ferne?
Also stürzten wir uns nun ernsthaft auf
das Problem der Gartensuche. Zu Hilfe kam uns der Umstand, dass wir uns gerade einen klapprigen, alten Trabi zugelegt hatten und somit doch etwas mobiler waren. In einem Dorf, fünf Kilometer hinter Magdeburg wurden wir pfundig. Leerer Garten, fünfhundert Quadratmeter in einer Kleingartenanlage. Der Bahnhof lag in direkter Nähe und wir konnten mit der S-Bahn direkt bis zu unserer Arbeitsstelle fahren. Das alles geschah im Frühjahr 1987. Mit Feuereifer machten wir uns an die Arbeit und schon ein Jahr später konnten wir uns über unseren Garten freuen. Die Kinder, Geschwister und andere Verwandte
hatten uns geholfen. Der Bungalow stand, die Blumen blühten, wir waren glücklich.
Dieses Glück hielt nicht sehr lange vor, denn 1989 kam die Wende. Die Anzahl der Gartenfreunde nahm rapide ab, denn der Westen lockte. Das Jahr 1990 brachte mir eine neue Arbeitsstelle. Mein Mann konnte zwar in unserem alten Betrieb weiter arbeiten, aber mit viel Kurzarbeit. Alles wurde irgendwie anders. Die Kinder mussten sich in der Schule umstellen. Zwei meiner Kinder zogen in weit entfernte Städte. Nur unser Garten blieb. Er war in dieser unruhigen Zeit immer eine Insel der
Ruhe für uns. Nichts war schöner, als am Morgen auf der Terrasse zu sitzen, die Vögel zu beobachten und den schön angelegten Garten zu bewundern. Wir verbrachten den gesamten Sommer dort, übernachten inklusive. Das durfte damals noch sein.
1993 wurde ich arbeitslos und nahm sofort eine Tätigkeit in Hamburg auf. Nur an den Wochenenden konnte ich dann den Garten noch genießen. Er war dann ein Quell der Kraft für mich. Als der Betrieb aus Hamburg dann in der Nähe von Magdeburg baute, hatte ich die Möglichkeit, dort zu arbeiten. Der Betrieb meines Mannes war inzwischen auch den Bach hinunter gegangen und er
fing im gleichen Betrieb an zu arbeiten, wie ich.
Deshalb beschlossen wir, von Magdeburg in unseren neuen Arbeitsort umzusiedeln. Unsere jüngste Tochter hatte auch ihren eigenen Weg eingeschlagen und so stand unserem Umzug eigentlich nichts mehr im Weg. Wenn da nicht der Garten wäre. Aber von unserem neuen Wohnort aus, waren es nur 30 km bis dort hin und wir beschlossen, ihn vorerst zu behalten.
Zu unserer neuen Wohnung gehörte ein niedlicher kleiner Mietergarten. Hinter dem Haus gelegen, mit vielen Tannen und genug Platz für Blumen.
Nun ging es uns eigentlich ganz gut. Von
unserer Küche aus, konnten wir in den Garten sehen, oder im Garten essen, ganz wie wir wollten. An den Wochenenden waren wir dann in der Gartensparte. Viele Gartenfreunde waren zurück an Ort und Stelle und es wurde dort wieder richtig gemütlich, fast wie vor der Wende.
Lest im nächsten Buch, BRUNO UND UNSER GARTEN, wie es so weiter ging.