Fantasy & Horror
Die zwei Schwestern - Ein Familienmärchen

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"Die zwei Schwestern - Ein Familienmärchen"
Veröffentlicht am 03. Oktober 2008, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin Autor und freier Lektor aus Rostock, habe verschiedene Kurzgeschichten und Gedichte und 2008 meinen ersten Roman, "Das Lächeln der Kriegerin", im Publikumsverlag veröffentlicht. Wie es die Zeit erlaubt, werde ich hier immer mal ein paar Texte oder Leseproben einstellen.
Die zwei Schwestern - Ein Familienmärchen

Die zwei Schwestern - Ein Familienmärchen

Beschreibung

Diese Geschichte entwickelte sich aus den Namen meiner engeren Verwandschaft und deren Bedeutungen als Weihnachtsgeschenk für die Familie.

Es war einmal ein Land, in dem eine mächtige Fürstin regierte. Ihr Name war Sarah und das Land, das sie führte, nannte man Borewo.
Lange lebten die Bürger und Bauern des Fürstentums in Frieden, denn keiner der benachbarten Fürsten oder Grafen hätte es gewagt, der stolzen Sarah entgegenzutreten. Und wenn es ihr beliebte, war es ihr ein Leichtes, ihr eigenes Reich gar noch zu vergrößern.

Doch eines Tages drangen Gerüchte nach Borewo. Es hieß, die Nachbarländer seien von einer fremden Macht bedroht. Riesige Horden wilder, halbnackter Krieger bewegten sich in Richtung Borewo. Sie brennten alles nieder, töteten und versklavten. Dies alles geschehe unter der Führung einer wunderschönen Kriegerin, die auf einem Wolf reite und von ihren Gefolgsleuten Barbara gerufen werde.
Die Fürstin beriet sich mit ihren Ministern, doch wollte sie die Furcht vor der wilden Barbara nicht teilen.
„Seit Jahren konnte niemand unsere Grenzen ernstlich bedrohen, keiner hat es gewagt, den Frieden mit Borewo zu brechen, und nun soll ich vor dahergelaufenen Barbaren zittern? Ich werde das Kriegerweib zu meiner Hofdame zähmen und mich auf dem Fell ihres Reittieres zum Schlafe betten.“

Die Kriegskunst Sarahs war weithin bekannt und so zweifelte niemand, dass sie samt ihrem prunkvollen Heer siegreich aus der Schlacht heimkehren werde, der sie nun entgegenritt.
Doch sie waren erst den zweiten Tag unterwegs, als ihnen ein einzelner Reiter entgegenkam. Sarah ließ das Heer halten und ritt mit ihren Feldherren dem Fremden entgegen. Er war ein großer Krieger auf einem mächtigen Streitross, seine Kleidung und die blonden Haare unter dem gehörnten Helm verrieten den Nordmann, doch die Kraft seiner Arme und der Mut in seinen Augen erinnerten an die alten Helden.
„Ich bin Tronje von Hagen. Ich grüße Euch, Fürstin.“
„Auch Ihr seid gegrüßt, Tronje von Hagen“, antwortete Sarah. „Kommt ihr, um an meiner Seite zu kämpfen?“
„Ob ich an Eurer Seite bin oder nicht“, erwiderte der Recke, „diese Schlacht könnt Ihr nicht gewinnen.“

So erfuhr die Fürstin von Tronje, er sei vor vielen Monden aufgebrochen, sie zu finden, um ihr eine Schriftrolle zu überbringen. Denn in seinem Volk gäbe es eine Prophezeiung, die von der schrecklichen Barbara berichte. Niemand könne ihr Einhalt gebieten, wenn sie Land um Land niederbrenne, denn ein furchtbarer Fluch liege auf ihrer Seele und nur der junge Sohn der Fürstin könne sich auf die Reise begeben, den Fluch zu bannen.
Sarah entrollte die ihr dargebotene Schrift und fand dort in drohenden Lettern:

Kriegerwitwe Wolfesross
wildes Heer in ihrem Tross
keine Macht hält diesen Zorn
Hoffnung nur ein kleines Korn
Kranz aus einer Fürstenkrone
Fürstenhaus der Amazone
elternloser Tochter Sohn
weiser Rat der drei von Hohn

„Die Ältesten von Hagen sind sich einig“, erklärte Tronje, während die Fürstin las. „Diese Zeilen können nur auf Euren Sohn zutreffen. Auf ihm ruhen all unsere Hoffnungen.“
„Warum seid Ihr so sicher, mein Sohn sei gemeint?“
„Auf dem Weg hierher sprach man oft von Euch. Man nannte Euch die Amazone, da Ihr im Kampf den stärksten Männern überlegen seid. Und nicht erst in Euerm Land begegnet man diesem Namen. Ihr wisst das. Und auch bei uns weiß man, dass Euer Vater noch vor Eurer Geburt starb und Eure Mutter darauf dem Wahnsinn verfiel.“
„Hütet Eure Zunge, Tronje von Hagen, und wisset, ich bin nicht die einzige Menschentochter, die von den Eltern ihres Vaters aufgezogen wurde“, entgegnete Sarah und es schien, als wolle sie dem Recken keine weitere Beachtung schenken.
Schon gab sie Befehl weiterzuziehen, und trieb ihr Pferd an, da stellte sich ihr der junge Prinz Stefan in den Weg.
„Aber Mutter, wenn er nun doch die Wahrheit spricht? Wenn die Barbarin niemand besiegen und nur ich sie aufhalten kann?“
„Mein Sohn! Zweifelst du an meiner Stärke? Glaubst du eher an die Worte einer alten Schriftrolle als an das Kriegsgeschick deiner Mutter?“
„Natürlich zweifle ich nicht an Euch, Mutter. Doch könnte es nicht schaden, wenn ich nach Hohn ritte, um die Weisen zu befragen. Bis Ihr die Grenze erreicht, vergehen sieben Tage. Dort wollt Ihr Barbara erwarten. Sollte ich in Hohn erfolglos bleiben, könnte ich rechtzeitig zurück sein, euch beizustehen. Andernfalls können wir auf die Prophezeiung hoffen.“
Die Fürstin, ungeduldig die Schlacht erwartend, gab schließlich widerwillig dem Drängen ihres Sohnes nach. Dieser stieg sogleich auf sein schnellstes Pferd und machte sich mit nur zwei Mann im Gefolge auf nach Hohn, während Sarah an der Spitze ihres Heeres Barbara entgegenritt.

Drei Tage ritt der Fürstensohn, bis er Hohn erreichte. Dort durchquerte er ohne Halt das Dorf und erreichte am Abend die einsame Hütte der drei Weisen. Er begehrte Einlass und wurde von Frieder, Josef und Mendel empfangen.
„Ah, sehet“, sprach sogleich der alte Mendel zu seinen weißhaarigen Brüdern. „Der Kranz, der die zukünftige Krone sein wird, ist mit uns.“
„Der Sohn der Elternlosen“, fügte Joseph hinzu.
„Wenn er uns folgt, wird er das Land vor Waffengewalt schützen“, sagte nun Frieder, „und so den Frieden bringen, dessen Herrscher ich andernfalls nicht länger zu sein vermag.“
„Also bin ich der Richtige?“, fragte Stefan. „Der, der in der Schriftrolle genannt wird?“
„Du bist der Richtige. Doch kennst du noch nicht das ganze Lied der Schwestern.“
Und so brachten ihm die drei Weisen eine Schriftrolle, auf der die Zeilen, die Stefan schon kannte, noch fortgeführt wurden:

schnelle Rösser Punenwald
vergessne Bande die einst galt
Erinnerung seit Jahren währt
der Unbekannten Schmerzen nährt

Stefan war verwirrt: „Was soll das bedeuten? Sagt mir, was ich tun soll.“
„Den Frieden retten“, antwortete Frieder. „Finde den einzigen Schutz vor der Gefahr.“
„Suche den Herrn der Rösser“, fügte Josef hinzu.
„Finde ihn im Punischen Wald. Mit ihm ist die Unbekannte“, schloss Mendel.

Der Punische Wald lag weitere drei Tagesritte westwärts von Hohn und so erreichte ihn Stefan am Abend des sechsten Tages, seit er das Heer seiner Mutter verlassen hatte. Spät in der Nacht fand er eine große Lichtung, auf der Hunderte wilder Pferde grasten. Sie waren hoch und schlank gewachsen und sie zeigten keine Furcht, als Stefan mitten unter sie ritt. Er staunte über die edlen Rösser, die voller Lebenskraft waren, und er konnte sich nicht satt sehen, bis er in der Mitte der Lichtung auf eine kleine Hütte stieß. Dort erwartete ihn ein Mann, der gleichzeitig jung und alt zu sein schien. Sein Name war Philipp und er war der, den Stefan suchte.
Als der Herr der Rösser sich Stefans Bericht angehört hatte, schien er wenig überrascht, und als Stefan ihn drängte, ihm zu helfen, sagte er nur: „Wartet bis zum Morgen.“
Widerwillig schlugen der Fürstensohn und seine Begleiter in der Nähe der Hütte ihr Nachtlager auf, der Herr der Rösser aber suchte keinen Schlaf und wanderte den Rest der Nacht zwischen seinen vollblütigen Freunden umher.

Am andern Morgen wurde Stefan durch die glockenhelle Stimme eines singenden Mädchens geweckt, und als er zu ergründen suchte, wem diese gehörte, traf er eine wunderschöne Frau, die mit den Jahren nicht zu altern schien und deren Jugend sich vor allem in ihren Augen bewahrte.
Als der junge Prinz sie ansprechen wollte, hob sie abwehrend die Hand. „Ihr müsst mir nichts erklären, Kranz von Borewo. Ich kenne Eure Geschichte. Und ich kann Euch helfen. Ich bin Monika.“
„Dann seid Ihr die Unbekannte des Liedes der Schwestern?“
„So bin ich dort benannt. Doch Eile ist geboten. Heute erreicht Eure Mutter die Grenze ihres Landes und schon morgen wird sich ihr Barbara entgegenstellen.“
„Dann ist es zu spät“, erwiderte Stefan. „Wir können nicht vor dem sechsten Tage dort sein.“
„Wir werden die Hilfe Philipps benötigen. Seine Freunde können uns in der geforderten Zeit zur Schlacht tragen. Nicht um sie zu schlagen, sondern um sie zu verhindern.“

Nie zuvor war Stefan so schnell geritten und nie hatte er einen Ritt so sehr genossen. Schon am Abend des übernächsten Tages erreichten sie das Schlachtfeld. Die Gefechte hatten bereits begonnen und in der Mitte ihrer Heere standen sich die beiden schönen Führerinnen gegenüber. Auf ihrem großen Streitross stolz und kühn die eine, auf dem mächtigen knurrenden Wolf wild und ungezähmt die andere.
Da rief Monika mit göttergleicher Stimme über die Köpfe der Kämpfenden hinweg: „Haltet ein! Siehe, Barbara, hier steht deine Schwester.“
Die Krieger beendeten ihre Kämpfe, auch Barbara und Sarah ließen voneinander ab. Dann ritt Monika, gefolgt von dem erstaunten Fürstensohn, durch die Reihen der Streiter und sowohl die Gefolgsleute der Fürstin als auch die Krieger Barbaras machten ihr ehrfürchtig Platz. Als sie die Heerführerinnen erreichten, sprach Monika weiter: „Ja, Barbara, ich bin deine Schwester und du hast nun gefunden, was du suchst. Doch nicht ich bin es, deretwegen du die Lande verwüstest. Einst wurden wir getrennt, als du selbst zur Fürstin wurdest. Doch der Schmerz um den Tod deines Mannes trieb dich in den Wahnsinn. Nun suchst du das Kind, das du in jenen Tagen zurücklassen musstest. Doch ist Sarah nicht diejenige, die es um den Thron brachte, sie ist es selbst. Vor dir steht deine Tochter und es wird Zeit, dass du sie erkennst.“

Und in diesem Augenblick erkannten sich Mutter und Tochter und sie schlossen sich in die Arme und ihre Gefolgsleute warfen die Waffen nieder und jubelten ihren Fürstinnen zu. In ganz Borewo wurde die Wiedervereinigung noch viele Tage gefeiert. Dann krönte Sarah ihren Sohn, um fortan mit Mutter und Tante in einem schönen Haus auf dem Lande zu leben, nicht allzu weit von der Burg des jungen Fürsten entfernt.
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Über den Autor

PhilippB
Ich bin Autor und freier Lektor aus Rostock, habe verschiedene Kurzgeschichten und Gedichte und 2008 meinen ersten Roman, "Das Lächeln der Kriegerin", im Publikumsverlag veröffentlicht.
Wie es die Zeit erlaubt, werde ich hier immer mal ein paar Texte oder Leseproben einstellen.

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PhilippB Re: :-) -
Zitat: (Original von Meryl am 06.10.2008 - 17:27 Uhr) das hab ich mir wieder ausgedruckt,
um es in Ruhe zu lesen ...

Noch einmal ein Kompliment und meine Hochachtung zum Buch
Das Lächeln der Kriegerin !
toll geschrieben Philipp !

es grüßt
Meryl


Das freut mich sehr, dass dir das Lächeln auch im Ganzen gut gefallen hat.
Und nun bin ich gespannt, wie dir die Schwestern gefallen.

LG
Philipp
Vor langer Zeit - Antworten
Meryl :-) - das hab ich mir wieder ausgedruckt,
um es in Ruhe zu lesen ...

Noch einmal ein Kompliment und meine Hochachtung zum Buch
Das Lächeln der Kriegerin !
toll geschrieben Philipp !

es grüßt
Meryl
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