Romane & Erzählungen
The Story of Linda Capaceloni - Reloaded

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"The Story of Linda Capaceloni - Reloaded"
Veröffentlicht am 01. Januar 2014, 462 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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The Story of Linda Capaceloni - Reloaded

The Story of Linda Capaceloni - Reloaded

Vorwort

Das Buch wurde noch nicht ĂĽberarbeitet.


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Prolog

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es würde mir gefallen. Diese Demütigung – jeden verdammten einzelnen Tag. Jeden Tag, diese fremden Körper auf meinem Körper zu spüren. Den abartigen Atem fremder ungepflegter Männer auf meiner Haut zu fühlen. Jeden Tag fühlt man sich immer dreckiger. Es ist aber Alltag – jeden Tag das Selbe. Es gibt keine Liebe mehr in meinem Leben. Ich weiß nicht mehr genau, was sie überhaupt ist. Ich bin nicht für die Liebe geboren. Ob ich es freiwillig mache? Nein, ganz sicherlich nicht. Niemals. Ich wünsche mir, da endlich raus

zukommen, aber wie? Ich stecke fest in einer dunklen Welt – ohne jede Liebe. Mein Leben besteht aus den Freudenhäusern, die es bei mir im Umkreis in Massen gibt. Bei uns hier zählt nicht die Liebe – sondern der Spaß, der meistens kein Spaß ist. Es ist unmöglich, aus diesem furchtbaren Geschäft raus zukommen.  – Ja, unsere Gegend ist die meistbesuchte, wenn es um die Etablissements geht. Unsere ganze Gegend ist ein Rotlichtmilieu. – Erschreckender Weise. Meine Eltern, die sind weg. Ich weiß nicht wo. Mein Bruder, irgendwo. Was hier passiert, ist nicht normal, aus der Sicht der

Menschen, die nicht aus unserem Umkreis kommen. Für euch ist es erschreckend, aber bei uns ist es normal, wenn ein 55-jähriger alter Knacker kommt und eine 14-jährige nimmt – Er darf das. Ab 14 MÜSSEN, die meisten Mädchen schon in dieser ‚Branche’ arbeiten, sich erniedrigen lassen, nächtelang sich quälen lassen mit den schlimmsten Albträumen, aber was wiederum am nächsten Tag Realität ist. So ist das Leben hier, bei uns. Es ist furchtbarer, als ihr euch vorstellen könntet. Ich bin Linda. Linda Capaceloni.   In dem Freudenhaus, in dem ich

arbeitete, wohnten derzeit 100 Mädchen beziehungsweise Frauen. 55% davon waren unter 18. Ich war eine davon. Eine von den 55%, denn ich war noch 15. In jeder Ecke wurden Drogen verkauft – von Crystal Meth bis Haschisch war alles dabei. In unserer Stadt gab es um die 20-30 Sexshops. Es gab zehn bis fünfzehn Bordellen in unserer Gegend mit je 50-120 Prostituierten. Von den ganzen Huren, die hier arbeiteten waren 60% minderjährig. Es kamen sogar Männer aus anderen Ländern extra hierher, nur um eine sehr junge ‚Frau’ – im Bett zu haben. Niemand versteht uns. Unsere Welt ist nicht normal. Sie ist krank.

Einfach nur krank. Unsere Stadt Ledoromio ist groß. Sehr groß, im Umkreis sind noch ein paar Dörfer. Nicht viele. Erst 100 km weiter ist die nächste Stadt. Seit drei Jahren habe ich nicht mehr meine Eltern gesehen oder gehört. Mein Bruder? Er ist vor einem Jahr abgehauen. Ich war hier auf mich ganz alleine gestellt.

Die SCHULE DER HUREN

„Aufwachen! Aufwachen!“, schrie Debra Konskolinski mit ihrer krächzenden Stimme, als ob sie eine jahrelange Kettenraucherin wäre. Sie war schon 45 Jahre alt und arbeitete schon über 30 Jahre in der Prostitution, aber ist aus diesem Geschäft schon (fast) raus. Sie hatte lange blondierte Haare, die ihr bis über die Brust reichten. Ihre Brüste waren offensichtlich mit Silikon gestopft – ich schätzte mal Körbchengröße D und sie hatte rehbraune Augen. Sie besuchte ziemlich oft ein Solarium und das sah man ihr wirklich an, denn ihre Haut war schon ganz lederartig und ich würde

mich nicht trauen diese jemals anzufassen, weil genau bei dieser Vorstellung überströmte mich ein Schauder. Konskolinski war auch nicht gerade groß und ich würde sie niemals als intelligent bezeichnen. Sie war unsere 'erstklassige Lehrerin’. Wir wachten alle langsam auf. Es war 6:30 Uhr. Ich bemerkte, wie das grelle Sonnenlicht auf mein Gesicht schien und versuchte mit einer Hand mich vor dem Licht zu retten. In jedem Zimmer wohnten drei bis fünf Mädchen. Serena, Dana und ich lebten zusammen in einem Zimmer. Ihre Eltern sind auch weg. Ich habe mich vor einem Jahr mit ihnen

angefreundet, auch wenn es anfangs schwer für mich war, denn ich wurde direkt in eine andere Welt hinein gewürfelt. Mir machte das alles hier schrecklich Angst. Obwohl es immer noch so ist, gewöhnte ich mich an diese Dimension. Auch wenn es nicht ganz freiwillig war. Serena war ein sechzehnjähriges, großes Mädchen mit einem blassen Teint und langen blauschwarzen Haaren, die bis zur Taille makellos glatt hingen. Sie erinnerte mich mit ihren schönen schlanken Körper leicht an Schneewittchen und ich fand es schade, dass sie diesen Job hier seit zwei Jahren verrichten musste.

Dana dagegen war das komplette äußerliche Gegenteil von ihr. Ihre kurzen Haare, die gerade einmal zu den Schultern gingen, waren zu einem hellem strahlendem Blond gefärbt und ihre Haut hatte von Natur aus eine leichte ausgeglichene Bräune. Manche würden Dana vielleicht als mollig bezeichnen, jedoch fand ich, dass sie die perfekten Kurven hatte und diese noch mehr verstärken könnte, wenn sie ins Fitnessstudio gehen würde. Auch wenn die beiden im selben Alter waren, war Dana um einen halben Kopf kleiner als Serena. Wir verstanden uns immer gut, auch

wenn wir Startschwierigkeiten hatten. Wir wollten alle drei weg von hier. Diese schreckliche Gegend verlassen. Aber wie? Diese Frage wollte unsere Gedanken nicht verlassen. Diese Frage verfolgte uns. Schritt auf Tritt. „Linda, hör auf weiter zu schlafen!“, versuchte mich Serena aufzuwecken. Erfolglos. Ich wollte nicht aufstehen, auch wenn mich diese verdammte Sonne nicht in Ruhe lassen wollte. „Ach komm, nur noch fünf Minuten.“; brummelte ich vor mich hin. Serena ließ aber nicht locker und schrie: „Du hast schon eine halbe Stunde verschlafen. Jetzt steh’ auf. Du hast nur noch zwanzig Minuten Zeit.“ Mit voller Begeisterung startete

ich natürlich in den Tag. – Na ja, nicht ganz. Es war bereits sieben Uhr. Und um halb acht beginnt die Schule – circa fünf Minuten brauchten wir zu unserem Klassenzimmer. Die Schlafräume sahen fast alle gleich aus. Kleine Fenster, mittelmäßig-bequeme Betten. Jedes Mädchen hatte einen Schminktisch. Die Wände waren rot angestrichen und die Böden waren aus Ebenholz. Ich schminkte mich kurz – wie immer tuschte ich meine Wimpern sehr stark, denn das betonte meine wasserblauen Augen. Zum Schluss trug ich noch meinen hellrosanen Lippenstift auf und band meine Haare zu einem

Pferdeschwanz. Ich musste ins Klassenzimmer rennen – weil ich mir wieder so viel Zeit gelassen hatte – wie immer. Die Flure waren mit rot-schwarzen Tapeten tapeziert – sie waren sehr schmal und hatten auf den Böden immer einen roten Teppich. An den Wänden hingen Bilder von irgendwelchen Prostituierten (vom Mittelalter wahrscheinlich) und an den Decken teure, klare, glänzende Kronleuchter. Zweimal ging es die Treppe runter – gerade aus – nach links abbiegen – und dann war man am Klassenzimmer. Ich klopfte. „Linda! Wieso bist du schon wieder zu

spät?!“, maulte ‚Frau Konskolinski’ herum. Ich mochte diese ‚Frau', die in meinen Augen keinerlei Stolz hatte, überhaupt nicht. „Was wollen Sie denn machen?!“ Es wurde still im Klassenzimmer. Wenn Blicke töten könnten – dann wäre ich in diesem Moment gestorben, doch es war mir egal was Debra dachte. Sie sollte ruhig meinen Hass spüren, den ich empfand. Ich saß mich hin und konnte schon gar nicht erwarten, was meine ach so geliebte ‚Lehrerin’ heute erzählt. Ich konnte es gar nicht mehr anhören. Unser Unterricht war nicht wie an normalen Schulen so was wie Literatur, Mathematik, Kunst. Nein – es war hier:

Runter holen, Blasen, Aussehen, Homosexualität, … und so weiter. Jeden Tag kam ein Mist nach dem anderen. Bei diesem Geschwätz hätte ich mich schon längst übergeben können. Aber nach einem Jahr gewöhnt man sich daran. Es war unglaublich schwer sich daran zu gewöhnen. Nie hatte Debra über Liebe geredet – ich wollte wissen was Liebe ist. Meine Mutter hatte mir damals erzählt, dass Liebe, das wundersamste Gefühl ist, was man gegenüber einem Menschen empfinden kann. Ich fragte sie: „Mama? Und wie spüre ich das? Das ich jemanden liebe?“ Sie antwortete darauf und nahm mich dabei in den Arm: „Linda, wenn du diese

Person siehst, dann spürst du wie dein Bauch anfängt zu kribbeln. Du möchtest ganze Zeit in seiner Nähe sein und möchtest ihn gar nicht mehr verlassen. Er fehlt dir, wenn er gerade nicht bei dir ist. Dein Herz klopft schneller als normalerweise…ja so ungefähr könnte man Liebe beschreiben. Aber Liebe ist eigentlich noch weitaus mehr als das.“ Ich wollte schon immer wissen, wie sich dieses Kribbeln im Bauch anfühlt. Ja, ich war eigentlich indirekt auf Suche nach der Liebe, aber ich habe gewusst - hier werde ich sie auf jeden Fall nicht finden. Ich stellte mir immer wieder diese Fragen: Wieso sind meine Eltern weg? Wieso

verschwand mein Bruder vor einem Jahr? Und so viele Fragen auf die ich höchstwahrscheinlich niemals eine Antwort bekommen werde. Und obwohl ich wusste, dass diese unbeantwortet bleiben, konnte ich es einfach nicht lassen mir diese Fragen zu stellen. „Meine Lieben! Es wird Zeit, dass Liliana wieder kommt. Und ihr wisst was es heißt!“, verkündete Debra. Liliana war eine sehr eigenartige Frau. Sie schaute unseren Körper an und unser Gesicht. Und sagt dann, was an uns verändert werden soll: Zum Beispiel die Brust, die Nase oder der Mund – und vieles mehr. Niemand mochte die Tage, an denen sie zu uns kam und das Schlimmste war,

falls man sich noch im Wachstum befand und zum Chirurg musste, könnte es später einmal zu Missbildungen kommen und man machte diese Operationen nur, dass man jedes Mal aufs Neue misshandelt wird. Einfach umsonst. Einfach nur damit man hier weiter gequält wird und immer wieder aufs Neue vergewaltigt wird. Auch wenn man sich langsam daran gewöhnt – diese Schmerzen und die gewaltigen Qualen lassen niemals los. Serena meldete sich: „Frau Konskolinski, ist diese Frau sich nicht bewusst, was für Missbildungen entstehen können, wenn wir uns in diesem Alter was an uns machen

lassen?!“ Allgemein – Serena hatte immer ein offenes Mundwerk und das, was sie schon sagte hätte sich schon niemand getraut. Debra war streng. Sie war kalt. Emotionslos. Null Gefühle. Kein Herz. „Und Serena? Was ist dein Problem? Es ist nicht ihr Problem. Wir versuchen nur, dass dieses Geschäft weiter so gut läuft!“, meinte sie und als sie das sagte, sah man genau wie sich ihre Iris verdunkelte. Sie sprach meistens, wie ein Roboter, wenn irgendjemand an ihr was auszusetzen hatte. Man konnte nie mit ihr lachen. Nie. Allgemein fiel und das Lachen sehr schwer. Oft dachten wir daran, wieso uns Gott so ein

Schicksal bescherte. Es war ein qualvolles Gefühl zu wissen, dass andere eine normale Schule besuchen können und einfach normal leben können. Dieses Gefühl ließ mich nicht los und nagte immer tiefer an meinem Inneren. „Ach so, schön zu wissen, aber mir ist mein Körper viel wichtiger, als diese Schmerzen und Demütigungen hier oder wie sie es auch nennen wollen“, widersprach Serena. Jeder blickte zu Serena rüber. „Wieso seht ihr mich gerade so bescheuert an? Ich geh! Machen Sie, Debra, was Sie wollen, aber Sie werden niemanden von uns unter dem Messer liegen sehen!“ Es war still hier. Debra ‚Frau Konskolinski’

wurde schon ganz rot und sie sah Serena mit einem eisigen Blick hinterher, als sie das Klassenzimmer verlassen wollte. Niemand hatte sie bis jetzt Debra genannt. Serena verließ den Klassenraum und knallte die Türe so zu, dass es bestimmt die ganze ‚Schule’ gehört hatte. Keiner wusste so genau, wieso Serena so ausrastete, aber Dana und ich wussten es. Natürlich wollte niemand operiert werden, aber das es genau Serena war, überraschte so einige hier.  – Wir wussten, das Serena ihre Brüste vielleicht operiert werden müssten. Sie wollte nicht – nein, sie wollte es auch nicht zulassen. Wieso? Weil sie nicht aussehen möchte wie Larissa. Sie musste

Silikon in ihre Brüste hineinstopfen lassen und zwei Jahre später entzündete sich alles und bekam Brustkrebs. Ich konnte Serena verstehen. Wer will denn schon mit 18 Brustkrebs? Oder überhaupt? „Also, meine Mädchen. Unser heutiges Thema ist ‚Wenn man sich in einen Freier verliebt’“, sprach Debra, die sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Als sie diesen Satz sagte, löste es in meinem Gehirn was aus, es war ganz anders, als normalerweise. Ich hörte zu! Ein Wort was mit Liebe zu tun hatte! „Es ist nicht nur einmal passiert, dass sich eine Prostituierte in einen Freier verliebt. Die Meisten waren schon 18

oder älter und konnten deshalb kündigen, aber die, die noch unter 18 waren, was taten sie wohl?“ Ihre Blicke gingen von links nach rechts durch die ganzen Tische. Sie lief durch die Bänke und blieb vor Dana stehen. „Und Dana? Was denkst du, was sie taten?“ Debras Hände waren am Rücken und sie blickte genau in Danas Augen. „Eh, sie haben versucht zu flüchten?“, piepste sie. Dana war allgemein total schüchtern und etwas zurückhaltend. Sie war das komplette Gegenteil von Serena. „Ja genau, das hatten sie versucht, aber sie haben es nicht geschafft und weißt du wieso?“ „Eh…weil…sie ins Gefängnis kamen?“, stotterte sie. Konskolinski lächelte Dana

an und ging zum Lehrerpult zurück. „Diese Mädchen, die versucht hatten zu fliehen. Sie kamen ins Gefängnis. Und wie ihr wahrscheinlich wisst, sind unsere Gefängnisse anders als in anderen Städten. Was genau geschieht, weiß eigentlich keiner, aber es starben schon ein paar dort. Also versucht es ja nicht zu fliehen!“ Es wurde wieder still. Noch nie war so ein Auf und Ab, wenn es um die Lautstärke ging. Alle wollten weg von hier, aber niemand wusste wie. „Verstanden?“, betonte Debra ihre Warnung. Alle nickten, doch in Wahrheit dachten sie sich schon lange einen Fluchtweg aus. „Also was macht

man dann, wenn man weiß, dass man nicht flüchten kann, aber sich in einen Freier verliebt hat?“, fragte Konskolinski. Eine ‚Schülerin’ aus der letzten Reihe meldete sich: „Sie mussten ihn vergessen?“ „Ja genau, das mussten sie. Somit ist das Thema damit beendet!“  Fünf Minuten lang und zum ersten Mal in meinem ganzen Schulleben kam mal ein Thema, das mit Liebe zu tun hatte. Danach verkündete Debra etwas: „Morgen fahren wir nach Tredomio und müssen ein paar wichtige Sachen erledigen. Mehr dazu sage ich morgen!“ Am Anfang waren alle glücklich – sie sahen eine andere Stadt! Aber dieses Glücklichsein verging schon

nach ein paar Minuten, alle dachten schon daran was morgen passieren würde. Kamen wieder irgendwelche alte Säcke zu uns? Jeder wollte sich diese Vorstellungen aus dem Kopf schlagen, aber das ging schlecht, weil dies ja unser Alltag ist, aber niemand mochte diese Gedanken auch wenn man sich daran schon gewohnt hatte. Niemand hörte mehr Debra zu.  Sie fing wieder mit den ganzen Themen an, bei denen jedem das Essen wieder hochkommen könnte. Es war Pause. Wir hatten immer fünfundvierzig Minuten Pause. Dana und ich waren auf dem Weg zu unseren Schlafraum. „Was denkst du,

was wir morgen in Tredomio machen werden?“, fragte mich Dana. „Dana, ernsthaft, ich will darüber nicht mal denken!“  Sie wurde sofort ruhig. Wir schlossen die Tür zu unserem Zimmer auf. Serena war immer noch schlecht drauf und fragte uns mürrisch: „Ach und was hat euch die Nutte noch so erzählt?“ „Wir fahren morgen nach Tredomio!“, sagte Dana zu ihr. „Ach und was machen wir da?“, fragte wieder Serena. „Wir haben keine Ahnung. Sie sagt es uns erst morgen“, antwortete ich ihr. „Diese Schlampe kann mich mal!“; schrie Serena durch das ganze Zimmer. Einerseits freuten wir uns mal

Ledoromio zu verlassen. Mal zu sehen wie anderen Menschen leben. Normal. Ohne Zwangsprostitution. Mit Liebe. Serena hatte auch ein Geheimnis wie jedes andere Mädchen. Niemand wusste es, außer Dana und ich. Als Serena 13 war, entführte sie ein 48-Jähriger. Sie wusste damals nicht wo es hinging, sie wusste noch nicht mal, dass man sich hier prostituieren musste. Er brachte sie in Gefängnis. Ja, sie war von uns allen die Einzige, die im Gefängnis war, aber was dort passierte, dass war nicht normal. Serena erzählte am Anfang, wie er zu den Wachen sprach, es gibt bald eine neue Jungfrau auf dem Tisch. Was er in

dem Moment meinte, wusste sie da noch nicht. Sie war angekettet und ihr Mund war mit einem Streifen Klebeband zugeklebt. Ein paar Minuten später hatte man sie mitgenommen. In einem dunklen Raum – der bloß mit einem grellen, roten Licht beleuchtet wurde. Man kettete sie wieder an, aber dieses Mal ans Bett. Klebte wieder einen Streifen Klebeband auf ihren Mund und dann kamen alte Männer ins Zimmer. Sie bekam Panik und dachte: „Was wollen sie von mir?“ Doch wer konnte ihr helfen? Sie war hilflos. Man fing an sie zu betatschen und ihr unter das Top zu greifen. Einer, der so um die 55 war, setzte sich auf sie

drauf und zerriss mit einem Messer ihr Top. Und dann hatte sie erst eine Vorstellung von dem, was auf sie zukommen konnte. Dieser alter Sack griff mit seinen dreckigen Händen unter ihren BH. Sie empfand dieses Gefühl beschämend und sie musste aufpassen, dass ihr Essen nicht jeden Moment hochkam. Er lächelte sie noch richtig bescheuert an. Dann kamen noch zwei andere. Die waren genauso um die 55. Sie wollte wegrennen, aber es ging nicht. Sie war angekettet, es war unmöglich zu entkommen. Dann schnitt der andere ihren BH auf und saugte an ihren Brustwarzen. Und noch ein Anderer

machte langsam ihre Hose auf und steckte seinen Mittelfinger erstmals in ihre Scheide. Sie empfand nur Ekel und versuchte ständig ihre Augen zu schließen, um die Falten und Warzen der Männer nicht sehen zu müssen. Dann holte einer ein Messer. Und schlitzte ihre Hose auf. Und steckte seinen Penis in sie. Die Männer lachten amüsiert und behandelten sie wie ein Haufen Dreck. Sie war so verkrampft und hatte solche Schmerzen und wollte am liebsten schreien. Es ging nicht. Ihr kamen Tränen. Und dann kam einer nach den anderen. Die Schmerzen verteilten sich auf den ganzen Körper bis zur Brust hinauf. Nachdem das alles vorbei war,

befreiten sie sie und sperrten sie in den Kerker – für einen Monat – bis zu ihren 14.Geburtstag. Es war immer noch Pause und wir mussten Serena überreden, dass sie mit uns in die Cafeteria geht. Sie war immer noch ziemlich aufgebracht wegen Debra. „Ach komm, Serena. Es wird schon alles gut!“, versuchte Dana sie zu beruhigen. „Wie denn?“, schrie Serena. „Ja, wir reden einfach mal mit Debra“, schlug Dana vor. Serena nickte, war jedoch nicht gerade begeistert von dem Vorschlag. Wir gingen gemeinsam durch den Korridor, die Treppen runter und immer gerade aus, machten die Türe auf und betraten die große Cafeteria. Der

Boden, die Decke und die Wände waren aus reinem Kernnussholz. Auf dem Boden lagen 4 lange rote Teppiche und an den Wänden hingen Kerzenleuchter aus Gold und auf der Decke war ein eigenartiges Bild, auf dem man eigentlich nicht erkennen konnte, was es darstellen sollte. Man könnte auch stundenlang die Deckenbemalung ansehen, aber man würde niemals darauf kommen, was dieses Bild ausdrücken soll. Und es standen vier sehr lange und große Tische in der Cafeteria. Dort saßen sich die Schülerinnen, je nach Jahrgangsstufe hin. Wir holten uns an der Theke belegte Brötchen – beispielsweise mit Käse,

Schinken, Bierschinken, italienischer Salami oder warmen Leberkäse. Serena nahm sich ein Käsebrötchen, Dana nahm eins mit Salami und ich nahm mir ein anderes mit Leberkäse. Wir saßen uns zu unserem Tisch. Dieser war der zweite von rechts. „Ich will endlich wissen, was wir in Tredomio machen werden!“, regte ich mich auf. Dana grinste mich an. „Ja, bestimmt nichts besonderes, vielleicht shoppen?“  „Das können wir genauso hier“, sprach Serena mit totaler Begeisterung. „Das weiß ich auch, Serena! Aber hier gibt es ja immer nur das Gleiche!“ „Ja ja, aber ich glaube nicht, dass wir

extra nach Tredomio fahren um Shoppen zu gehen?“, sagte ich. „Sehen wir ja noch!“ Serena war richtig genervt. Beruhigt hatte sie sich immer noch nicht. Und das hörte man an ihrer Tonlage. Dana murmelte nur leise vor sich hin. „Ja, sehen wir noch!“ Serena und Dana hatten schon mal ab und zu ihre Auseinandersetzungen, aber das lag auch daran, dass sie so unterschiedlich sind. Dana war das Gegenteil von Serena. Sie war eher schüchtern und Serena war total extrovertiert. Wir aßen in Ruhe weiter. Na ja – nicht ganz. Die Beiden schauten sich ganze

Zeit an. Sozusagen: Welcher Blick könnte den anderen am Schnellsten umbringen? Nachdem die Pause vorbei war, gingen wir ins Klassenzimmer. Das war nicht weit von der Cafeteria entfernt. Wir saßen uns auf unsere Plätze. Wir waren in der vorletzten Reihe links. Die meisten Wänden an unserer ‚Schule’ waren rot angestrichen. Mit einem richtig dunklen Rot! Debra Konskolinski spazierte selbstbewusst ins Klassenzimmer und blieb vor dem Lehrerpult stehen und begrüßte uns. Gleich danach kündigte sie an: „Also ich habe gerade mit der Direktorin gesprochen. Wir bleiben drei Tage in Tredomio. Packt also Klamotten

und sonst noch was ihr so braucht ein!“ „Und was machen wir da?“, fragte eine aus der ersten Reihe. „Wie schon gesagt, dass verrate ich euch morgen!“, lächelte sie uns mit einem hinterhältigen Lächeln an. Alle in der Klasse schauten sich gegenseitig an. Wir hatten alle kein gutes Gefühl. Doch Dana war wahrscheinlich die Einzige, die an etwas Positives gedacht hatte. „Wir gehen bestimmt Shoppen!“, schrie auf einmal Dana durch das ganze Klassenzimmer. Alle mussten lachen. Sogar Konskolinski! „Nein Dana. Nein!“ Debra kriegte sich nicht mehr ein. Dana wurde ganz rot, aber musste dann selber lachen. Die nächsten zwei Stunden kamen die

üblichen Themen. Nachdem der Unterricht beendet wurde, gingen wir zurück ins Zimmer und packten unsere Sachen für den nächsten Tag. „Och, ich habe keine Lust mehr. Dieses…“, regte sich Serena auf „scheiß Leben hier. Ist doch voll für den Arsch!“ Dana und ich schauten sie an. Sie war richtig schlecht drauf. Immer noch. „Was glubscht ihr so?“ Serenas schlechte Stimmung machte auch Bekanntschaft mit unserer Laune und dabei steckte das Schlechte uns auch an. Dana und ich waren genervt. Serena nervte nur noch. Mit ihrem Getue zerstörte sie unseren Tag, beziehungsweise bis zum

Nachmittag. Dana und ich verließen unser Zimmer, weil Miss Serena Gonzales wieder mal ihre arrogante, nervige Art präsentieren musste. Wir wollten in die Stadt und dort einen Latte Macchiato trinken. Wir hatten diese Woche ausnahmsweise frei. Dana beschwerte sich: „Serena nervt! Ich kann ihr Gelaber nicht mehr anhören!“ „Ach komm, chill doch!“ „Ja, wie soll man da bitte sehr chillen können?“ „He, habe doch Verständnis dafür?“ „Na ja, ich versuche es!“ Nachdem wir bezahlt haben, gingen wir zurück in die Schule und beobachteten was sehr eigenartiges. Wir hörten

Debras Stimme aus unserem Zimmer. „Serena, ich werde alles dafür tun, damit du nicht so eine scheußliche OP machen musst. Ich verspreche es dir!“ Dana schaute mich an und verdrehte die Augen. „Danke Debra!“ Ich flüsterte zu Dana: „Was? Hatte Serena gerade eben zu Debra danke gesagt?“ Ich konnte dies nicht in meinem Kopf registrieren. „Im Unterricht nannte Serena sie doch auch einmal Debra?“, sprach Dana zu mir. Ich fand es sehr eigenartig. Wir gingen lieber in die Cafeteria, bevor Konskolinski uns noch sah. Halbe Stunde später liefen wir wieder hoch. „Hallo Leute“, lächelte uns Serena an. „Hi? Warum plötzlich so gut

gelaunt?“, fragte Dana. Serena lächelte nur und antwortete: „Ach nichts!“ Dana und ich dachten bestimmt das Gleiche. Serena wollte es vor uns verschweigen und sicherlich nicht nur das! Es war schon Abend und wir packten noch die restlichen wichtigen Sachen und dann ins Bett. Mitten in der Nacht wachte ich auf. Durch das Licht des Mondscheins konnte ich eindeutig erkennen, dass sich Serena etwas in die Brüste hinein spritzte. Ich wusste nicht, ob es Heroin war, aber das spritzte man wo anders rein. Sie bemerkte mich nicht. – Zum Glück! Ich versuchte zu Schlafen. Erfolglos.

Nur der Gedanke daran, was sie sich hinein spritzte, raubte meinen Schlaf. Irgendwie schlief ich dann doch ein. Um sieben Uhr klingelte der Wecker. „Guten Morgen, um wie viel Uhr fahren wir heute weg?“, fragte Serena verschlafend. Dana gähnte und antwortete: „Um halb neun.“ Wir zogen uns an und nahmen unsere Koffer mit in die Cafeteria. Es gab zum Frühstück Müsli und Brötchen mit Marmelade oder Nutella – je nachdem. Jede nahm sich das, was man wollte und Dana und ich saßen uns schon mal zu unserem Tisch. „Wenn du wüsstest, was ich heute Nacht gesehen hab…“ „Was hast du gesehen?“,

fragte Dana erschrocken. „Ach, Serena hat sich irgendetwas in die Brüste hinein gespritzt!“, antwortete ich genervt. „Jetzt echt?“ „Ja!“ Plötzlich kam Serena zu uns an den Tisch und man sah ihr an, dass sie glücklich war. Wir wussten schließlich den Grund, aber Dana und ich machten uns Sorgen um das, was in der Spritze drin war. „Ich bin so was von darauf gespannt, was wir in Tredomio machen werden!“, sagte Serena so, als ob sie im siebten Himmel schweben würde. Entweder waren da irgendwelche Drogen in der Spritze oder irgendetwas, dass sie so überaus glücklich machte. Zu glücklich, als sie normalerweise jemals

war. Besser gesagt, ich habe sie nie noch nie so glücklich gesehen. Und allein, dass ihre Brüste doch nicht operiert werden müssen, ist kein Grund! Auf einmal fragte Dana: „Wieso bist du seit gestern so überaus anders?“ „Wie meinst?“, konterte Serena mit einer Gegenfrage entgegen. „Ja, so wie du einfach normalerweise nicht bist. Du bist zu nett. Und wir wissen wohl alle drei, dass du immer ein offenes Mundwerk hast!“ Ich war anfangs geschockt, dass so etwas aus Danas Mund posaunte. Sie war normalerweise nicht so. Normalerweise. Doch Serena blieb locker und antwortete

nur: „Das werdet ihr schon erfahren!“ Wir wussten nicht, wieso sie es uns verschwieg. Dana und ich schauten uns an und wir dachten an das Gleiche: „Was wollte sie uns nicht erzählen?“ Nachdem wir mit dem Frühstücken fertig waren, war es viertel nach acht. Debra Konskolinski betrat die Cafeteria. „Also Mädels in zehn Minuten steigen wir in den Bus ein und fahren nach Tredomio. Und dann im Bus wird euch verkündet, was euch dort erwarten wird!“ Wir waren fünfzehn Mädchen. Die Klassen waren nicht großartig groß. Es kamen zwar auch andere Mädchen von anderen Bordellen hierher um auf die Schule zu gehen, aber trotzdem sind wir nicht

gerade viele.   Wir warteten bis der Bus kam. Danach stiegen wir ein. Ich saß mich neben Dana, und Serena ging weiter nach hinten zu einer anderen aus unserer Klasse. „Serena ist irgendwie komisch!“, sagte ich zu Dana. „Ja und wie!“ „Ich will wissen, was sie uns verschweigen will.“ „Wir müssen das irgendwie herausbekommen. Serena führt doch ein Tagebuch oder?“ „Ja. Wieso?“ „Wir müssen es in unsere Hände bekommen“, zwinkerte mich Dana dabei noch an. „Irgendwie…“ Wir schauten aus den Fenstern. Die Landschaft war wunderschön. Es war

alles grün und Schafe und Pferde standen auf der Wiese. Wie in einem Bilderbuch. Alle waren begeistert von dieser Landschaft, von diesem Ausblick, den wir eigentlich nie in Ledoromio hatten. „Dana, so was schönes habe ich noch nie in meinem Leben gesehen!“ „Ich auch!“ Die meisten sind hier in Ledoromio geboren, haben vielleicht als kleines Kind so eine Landschaft und Tiere gesehen. Aber man konnte sich schließlich schlecht daran erinnern, was vor zehn Jahren war. Wir fuhren auf einer Autobahn Richtung Tredomio. Sie war sehr breit. Jede Seite

war viergleisig. Alle 500 Meter konnte man zu einer Raststätte raus fahren oder sein Fahrzeug volltanken. Auf großen Plakaten hingen Werbungen für Erotikshops. Man sah, dass man versuchte, die Gegend in Ledoromio zu pflegen – besonders für das, das so viele Autos hier durchfuhren. Vorne machte jemand das Fenster auf. Die Luft roch frisch, obwohl so viele Autos ihre Abgase hinterließen. Bestimmt mussten hier die Autos, LKWs und Busse eine Umweltplakette haben. Aber das alleine konnte nicht reichen. Wahrscheinlich hatten die irgendein Gerät, womit sie die Luft bereinigen. Ich fand meine Logik zwar selbst nicht logisch, aber es war

wenigstens eine Idee, wie die Menschen das geschafft haben die Luft so frisch und sauber zu halten. Es fiel noch die Hälfte der Strecke. Hundert Kilometer noch! Wir machten an einer Raststätte eine Pause. „Ich hab Hunger!“, sprach ich zu Dana. „Ich auch!“ Wir gingen in die Raststätte und kauften uns ein paniertes Schnitzel mit Pommes. „Wo ist überhaupt Serena?“, fragte mich Dana. „Keine Ahnung. Aber wie kommen wir jetzt an ihr Tagebuch?“ „Wir sind doch im Hotel mit ihr in einem Zimmer, oder?“ „Ja, klar.“ „Also Eine geht mit ihr irgendwo hin und die Andere sucht ihr Tagebuch.“ „Die Idee ist nicht

schlecht!“ „Ist sie auch nicht!“, zwinkerte sie mir zu. Circa eine Minute später kam Serena und saß sich zu uns. Sie war ungewöhnlich ruhig, was sie eigentlich nicht war. – Normalerweise nie. „Wieso so ruhig?“, fragte ich Serena. Sie antworte: „Ich bin einfach bloß müde.“ „Hm…Ach so.“ Ob sie wirklich müde war, wussten wir nicht. Aber wir konnten es ihr nicht glauben. Davor versprühte sie noch so positive Laune. Nach einer halben Stunde Essenspause stiegen wir wieder in den Bus und fuhren diese 100 Kilometer noch. Nach einer Stunde verließen wir die Autobahn und dann fuhren wir über eine

schmale Straße, die leicht an eine Landstraße erinnerte. Sie war zwischen vielen Bäumen, die alle in einer Reihe waren. Hinter ihnen waren Felder mit Weintrauben oder Getreide. Die Straße führte nach Tredomio – eine alte Stadt, aber die jedoch irgendetwas Modernes an sich hatte. Die Häuser waren im altrömischen Stil gebaut, doch die Mode- und Elektrogeschäfte gaben der Stadt einen modernen Kick, der sich mit dem Alten vermischte und dadurch die Stadt besonders machte. Tredomio war besonders für seine Einkaufsmöglichkeiten und berühmten Designer berühmt. Wir fuhren durch die

Stadtmitte und leicht außerhalb der Stadt befand sich unser Hotel, das wiederum im futuristischen Stil gebaut war. Es war von außen lila-blau und das Äußere erinnerte an das Aussehen von Acrylglas. Die Tür reagierte auf Bewegung und auf uns warteten schon ein paar Portiere. Auf unseren Koffern standen die Zimmernummern drauf und die Portiere brachten diese dann zu uns ins Zimmer. Wir betraten das Hotel – ich war anfangs erstaunt. Die Decke war aus Kupfergold. Die Rezeption war ebenfalls aus Kupfergold und aus edlem Holz. Erst dann sah ich an der Eingangstür die fünf Sterne. Das Hotel war richtig luxuriös und der

Boden sah so aus, als hätte man ihn gerade eben geputzt und dann war in der Mitte ein Stern aus Gold mit einem verschnörkelten Schriftzug der Name des Hotels: „Tredomio Palace“ Dann wurden uns die Zimmernummern genannt. Dana, Serena und ich hatten das Zimmer ‚312’. Das Hotel hatte 450 Zimmer. Es war unglaublich groß. Nach der Reihe holte man sich die Karten für die Zimmer. Danach gingen wir in den zweiten Fahrstuhl, von denen es insgesamt drei Stück gab. Wir fuhren in den dritten Stock. In den Fahrstuhl könnten circa elf Leute reinpassen. Er war ebenfalls edel ausgestattet. Danach suchten wir unser Zimmer. Die

geraden Zahlen waren auf der rechten Seite und die ungeraden auf der anderen. Wir gingen also nach rechts und fanden sehr schnell unser Zimmer. Wir schlossen es auf. Das Zimmer war sehr modern und somit passte es wieder zum Äußeren des Hotels. Die Wände waren Lila gestrichen. Es standen zwei Doppelbetten im Zimmer. Die Bettlaken waren aus Satin und in der Farbe Blau. Der Teppichboden war in einem dunklen Lila – passend zur Wand. „Das Zimmer ist der Hammer!“, sagte Serena begeistert. „Finde ich auch“, antwortete Dana. Ich packte meine Sachen in den Schrank, der riesig war. Danach wollte ich schnell

ins Bad um mich schnell zu Duschen. Das Badezimmer war aus Gold und Kacheln, die beige waren. Die Handtüchern waren auch beige und immer mit goldenem Faden wurde ‚Tredomio Palace’ rein genäht. Ich ging in die Dusche und genoss wie das anfangs kalte Wasser über meinen Körper runter floss, dann wurde das Wasser wieder wärmer und ich genoss auch noch, das ich diese Woche diesen verflixten Job nicht machen musste, doch am Montag fing es wieder an. Es war nun halb Zwei und ich war mit dem Duschen fertig. Um zwei Uhr mussten wir fertig geschminkt und angezogen sein, da wir in den

Konferenzraum müssen. Ich zog mir schnell meinen schwarzen String und den dazu passenden BH an, danach schwarze Shorts aus Lederimitat und ein knall-pinkes T-Shirt an. Danach verließ ich das Badezimmer und Serena und Dana waren auch schon angezogen. Wir schlossen unser Zimmer ab und sahen uns das Hotel an. Die Flure waren beige. Und an der Wand hingen moderne Lichter. Dann fuhren wir mit dem Fahrstuhl in die Lobby. Von dort aus gingen wir in den Konferenzraum. Fünf Minuten später kamen auch die anderen und Konskolinski kam dann auch. Der Konferenzraum sah eher etwas

einfach aus. Grauer Teppichboden und violett angestrichene Wände. „Guten Tag, Mädchen. Wir sind hier in Tredomio, weil Tredomio möchte auch die Prostitution ab 14 hier einführen!“, kündigte Debra an. Wir waren alle geschockt. Wir waren hier, weil sie den Mädchen hier das Gleiche antun wollten? Die ersten paar Sekunden war es hier ruhig. „Wieso wollen die jetzt in Tredomio die Zwangsprostitution einführen?“, fragte Eine. „Ach komm, drück es bitte nicht so aus. Weil Ledoromio, die reichste Stadt unseres Landes ist und die Einnahmen des Landes erhöhen möchte!“ „Geht das nur, wenn man DAS macht?“,

fragte Dana. „Was sonst? Guten Sex bekommen heutzutage nicht viele Leute und wir haben die besten! Die den besten Sex geben können.“ „Das ist doch gestört!“, rastete ich aus. „Wieso denn?“, fragte Debra so, als ob sie nicht wüsste, was ich meinte. Ich sagte dann: „Den besten Sex hat man mit der Person, die man liebt und nicht mit irgendeiner billigen Prostituierten!“ „Aber die Person, die man liebt, die kann nicht alles geben, was eine Prostituierte geben kann.“ „Vielleicht wenn es um die körperlichen Bedürfnisse geht, aber nicht wenn es um die Gefühle geht!“ „Huren sind NUR für das körperliche

da!“ „Ja, LEIDER!“ Somit war dieses außergewöhnliche Gespräch zu Ende. „Also müsst ihr am Sonntag unser Bordell vorstellen! Und ihr könnt euch so lang überlegen, wie ihr das macht. Morgen Abend um sieben Uhr, nach dem Abendessen, besprechen wir das dann!“, fügte noch Konskolinski hinzu.

Drei TAGE TREDOMIO

„Gehen wir in die Stadt?“, fragte Serena. Dana und ich nickten. Wir holten nur schnell unsere Tasche von unserem Zimmer und verließen dann das Hotel. Wir gingen Richtung Stadtmitte. Zum Glück wussten wir noch ein wenig den Weg.   Der Weg führte uns zu einem hübschen Café. Wir saßen uns zu einem Tisch, der sich auf der Terrasse des hübschen Cafés befand. Im Juli war es bei uns besonders heiß. 32°C im Schatten! Gegenüber von uns saßen drei verdammt gut aussehende Typen. „Der, der rechts da sitzt. Der ist hübsch!“, sagte Serena.

Seine Haare waren hellblond und er hatte braune Augen und war gebräunt. – Nicht mein Geschmack! „Der in der Mitte ist hübscher!“, fand ich. Als ich ihn sah, machte es in meinem Gehirn einen Wow-Effekt! Seine dunkelbraunen Haare und seine fast schwarzen Augen übertrafen alles, was ich bis jetzt in meinem Leben schon gesehen hatte. Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Er schaut rüber. Unsere Blicke trafen sich. Dana musste lachen und sagte nur: „Was ihr an die süß oder hübsch findet, weiß ich nicht!“ Serena und ich schauten Dana mit einen ‚du-hast-Probleme’-Blick an. „Ja, tut mir Leid“, sprach sie dann

jedoch noch ganz beruhigt.  Ich sah, dass die drei zu uns hergeschaut hatten. Paar Sekunden später standen sie auf und blieben vor unserem Tisch stehen. Serenas Favorit sprach Serena an: „Hey, du bist mir gleich von Anfang an aufgefallen. Du siehst echt nicht schlecht aus. Mein Name ist Leo. Genauer gesagt Leonardo. Und wie heißt du?“ Es überraschte mich, dass er sie mit so viel Stil angesprochen hat – was man von den meisten nicht erwarten könnte. „Oh, danke. Eh, ich heiße Serena.“ Man sah Serena an, dass ihre Knie weich wurden und sie fing schon leicht an zu Zittern, wahrscheinlich weil sie so

nervös war. Eine sehr süße Seite von ihr! Der ganz links saß, sprach Dana an. Ich achtete nicht darauf, was er sprach, denn mein Favorit redete in dem Moment mit mir. „Hey, du siehst bezaubernd aus“, lächelte er mich dabei an „und falls ich mich vorstellen darf. Ich heiße David und du?“  „Ich heiße Linda!“ „Ach so, freut mich. Wohnst du hier oder wieso habe ich dich noch nie gesehen?“ „Ne, ich bin nur mit meiner Klasse hier für drei Tage, also bis Sonntag.“ „Dann werden wir uns wahrscheinlich noch öfters sehen oder?“ „Vielleicht.“ Er hatte voll das süße Lächeln und seine

Zähne waren abnormal weiß. - Ein richtiger Traummann! „Wie alt bist du?“, fragte er. Seine Stimme war total angenehm. „15. Und du?“ „Ich bin 18. Eh, könnte ich vielleicht deine Handynummer haben? Ich weiß, ich frage dich wahrscheinlich viel zu früh, aber meine Jungs und ich müssen jetzt gehen und ich wollte dich heute Abend noch sehen.“ Ich fand das echt zu schnell von ihm, aber was tat man nicht für jemanden, der so gut aussah? „Gib mir dein Handy und ich tippe meine Nummer ein!“ Er gab mir sein Handy und ich tippte meine Nummer ein. „Okay, danke! Ich geh dann jetzt. Und

nochmals danke. Bis heute Abend vielleicht!“ „Bis heute Abend!“ Zum Schluss zwinkerte er mir zu. Oh Gott, wie warm es mir ums Herz wird. Die Jungs sind gegangen. Ich fand David irgendwie sympathisch. Serena hatte ein breites Lächeln auf dem Gesicht: „Woah! Leo ist so toll!“ „Ach und der Typ mit dem ich geschwätzt hab, der war einfach nur scheiße!“ „Wieso?“, fragte ich.  „Der hat nur Mist gelabert. Ich weiß nicht mal, wie der Schwachkopf heißt!“ Serena und ich mussten voll lachen. „Das ist nicht lustig. Ich war in der Hoffnung, das der vielleicht was in Kopf hatte. Aber der war echt so was von bescheuert!“ Wir mussten immer mehr

lachen. „Ich geh heute wahrscheinlich mit David weg!“ „Und ich mit Leo!“ „Und was mach ich dann?“, fragte Dana. Ich zwinkerte ihr mit meinem linken Auge zu, so dass es Serena nicht sehen konnte. Ich hoffte, sie wusste, dass ich das mit dem Tagebuch gemeint hatte. Wir bezahlten und gingen dann zurück ins Hotel. Und schon bekam ich die erste SMS von David:   Von David:   Hey Linda, ich hoffe, du hast heute Abend wirklich Zeit. Du bist total sympathisch und hast

eine super Ausstrahlung. Hoffentlich können wir uns heute Abend irgendwo treffen.   David   Ich schrieb ihm eine SMS zurück.   An David   David (: Ja, ich glaube schon, dass es heute geht. Schreib mir davor wo und wann. Und ich würde mich freuen, wenn wir uns heute noch sehen würden!   Linda

<3   Ich  wartete auf eine Antwort. Um fünf Uhr schrieb er mir zurück: Von David   Linda, zum Glück klappt es bei dir! :-D Um Sieben? Im welchem Hotel bist du? Ich hol dich dann ab. ;)   David :*   An David   David (: Tredomio Palace, 7 Uhr! Ich warte!

:*   Linda. <3   In diesem Moment war ich im siebten Himmel. Eine Verabredung – es ging nur um Gefühle. Nicht um Sex. Nicht um Geld. Wie oft ich bloß so etwas erleben noch kann? Es war sechs Uhr und wir gingen in den Essenssaal und wir bekamen zum Abendessen: Kleine Kartoffeln mit Ente in Honig. Davor schminkte ich mich, damit ich mich dann nur noch anziehen musste. „Das Essen schmeckt grandios!“, schwärmte Dana. „Du hast auch nichts

anderes über was du reden kannst!“, sprach Serena so, als ob sie damit etwas andeuten wollten. Dana dagegen: „Was willst du mir damit sagen?“ „Hör auf so anspruchsvoll zu sein!“ „Der Typ war aber so bekloppt! Dafür kann ich doch nichts!“ „Hey Leute, jetzt beruhigt euch mal!“, unterbrach ich die zwei. Die beiden schauten mich mit ihren Lass-uns-doch-streiten-Blick an. „Isst doch in Ruhe! Danke!“, sagte ich noch zum Schluss und der Frieden war wieder eingekehrt. – Fast. Die beiden schauten sich ab und zu noch ‚böse’ an. Aber wenigstens bewarfen sie sich nicht gegenseitig mit

Wörtern. Ich sah ganze Zeit auf die Uhr, die oben an der Wand hing und konnte es kaum erwarten David zu sehen. Es war nun halb sieben und ich rannte schnell ins Zimmer um mir was anderes anzuziehen. Ich suchte und suchte und ich fand was perfekt zum heutigen Abend passen würde: einen beigen Bandeau-BH und den dazu passenden String-Tanga. Darüber zog ich ein Bandeaukleid an, das ebenfalls beige war und dazu passende 13-cm-High-Heels. Es war nun Fünf vor Sieben und ich fuhr mit dem Aufzug in die Lobby und da stand schon David. „Hey!“, begrüßte er mich und umarmte mich.  „Hi! Und wo

geht’s hin?“, fragte ich ihn. „Das ist eine Überraschung!“ Wir verließen das Hotel. Wir gingen nicht in die Stadtmitte, weil den Weg kannte ich bereits. Da ‚Tredomio Palace’ auf einem Hügel war, gingen wir den runter und dieser Weg führte uns zu einem Rosenpark. Mit lauter verschiedenen Rosen – blaue, rote, gelbe, rosa und mehr. „Es ist total schön hier!“ Ich war total begeistert. Es war schon dunkel. Und die Lichter im Park bewirkten eine romantische Stimmung. Wir saßen uns auf eine Bank. „Linda, erzähl mir bitte mehr über dich!“ „Ich wohne in…“ Ich musste ihn anlügen. Hätte ich gesagt, dass ich in Ledoromio wohnte, dann wusste er, dass

ich eine Nutte wäre. „Efenzia.“ „Ich liebe diese Stadt einfach. Und zum Glück ist sie gar nicht weit von hier. Bloß 30 Kilometer!“, schwärmte er von meinen ‚Wohnort’. „Ja, Efenzia ist echt eine fabelhafte Stadt!“ Ich mochte Davids hoch gestylten Haare. „Wann hast du deinen Abschluss?“, fragte er mich. „Nächstes Jahr bin ich fertig!“ „Ah okay. Ja, ich bin gerade im vorletzten Ausbildungsjahr.“ „Als was machst du eine Ausbildung?“ „Als Event-Manager.“ „Ach so, klingt interessant.“ „Ist es auch!“ „Was möchtest du dann später mal machen?“ Ich musste wieder lügen.

Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich als Hure arbeiten musste. „Weiß ich noch nicht. Vielleicht irgendein künstlerischer Beruf.“ „Ach so!“, lächelte er mich an und tat seine Hand auf meine Oberschenkel. Er fuhr mit seiner Hand immer von unten nach oben. – Das war das Gegenteil von Sex! Die Zärtlichkeit, die er mir in dem Moment gab, war das was ich niemals bekommen hatte. Im Bordell ging es immer gleich zur Sache. Auch wenn da ab und zu mal hübsche Typen kamen – es war trotzdem keine Lust, sondern immer noch Schmerz. Ich stöhnte nicht, sondern ich schrie, aber das genossen

sie. „Bist du noch Jungfrau?“, fragte er. In dem Moment wusste ich nicht, was ich antworten sollte. „Nein, bin ich nicht mehr!“ „Ist auch nicht schlecht! Hm, falls ich zu schnell ran gehe, dann sage es mir!“ Ich dachte ganze Zeit daran: „Junge, küss mich verdammt!“ Er streichelte immer noch meine Oberschenkel. Es turnte mich so was von an, dass ich sogar Gänsehaut bekam. Ich saß mich auf ihn drauf. Er musterte meinen ganzen Körper und hörte auf meine Oberschenkel zu streicheln. Seine Hände gingen weiter hinauf, doch seine Hände waren NOCH auf meinem Kleid

und er tastete meine Brüste leicht ab. Er schaute mich so süß mit seinen dunkelbraunen Augen an und lächelte dabei. Ich dachte mir jedoch, dass er etwas zu schnell ran ging, aber ich WOLLTE ES! Ich konnte ihm nicht widerstehen. Er küsste mich am Hals und knabberte dabei leicht. „Gefällt es dir?“, fragte er. „Und wie!“ Ich konnte glatt stöhnen. Wie er mich liebkoste und wie er an meinen Hals knabberte – es machte mich unglaublich verrückt! Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Ich konnte es nicht mit einem Orgasmus vergleichen, weil ich nie einen hatte! Wie sich wohl ein Orgasmus

anfühlt? „Darf ich dich küssen?“ „Auf das warte ich schon ganze Zeit!“, antwortete ich. Obwohl nicht einmal so viel Zeit verging. Wollte ich es so schnell, weil ich so ein wunderschönes Gefühl spürte? Unsere Gesichter gingen immer näher zusammen. Er schloss seine Augen. Ich auch. Er machte seinen Mund etwas auf. Ich auch. Unsere Zungen trafen sich. Ich fing schon damit an, in eine Ekstase zu verfallen. Er küsste so gut! Und ich musste mich damit auskennen. In mir steckten schon hunderte Zungen – und das auch im

Mund! „Du küsst verdammt gut!“, machte ich ihm ein Kompliment. „Aber lange nicht so wie du!“ Ich dachte mir: „Natürlich kann ich gut küssen. Ich war mit mehr Zungen in Verbindung, als du es jemals haben wirst.“ Man konnte dies als Vorteil oder Nachteil ansehen. „Sicherlich nicht!“, sagte ich.  Er steckte seine Hände in meinen BH und sah mir dabei in die Augen und fragte: „Darf ich?“ „Frag nicht. Mach es!“ Ich merkte sofort, wie sein Verlangen nach meinen Körper wuchs und ich fand, dass ich in dem Moment leicht wie eine Domina klang, aber ich glaubte, dass es ihn antörnte.

Er schob langsam mein Kleid bis zu meinen String runter und er bemerkte sofort meinen Bauchnabelpiercing – ich erkannte das an seinen Blick. Er war gierig nach meinen Körper, aber er suchte auch noch Zärtlichkeit. Ich konnte das Spüren. Wir waren auf der gleichen Ebene. Ein wundervolles Gefühl. Sein Körper zuckte immer wieder, wenn er erregter wurde. Ich spürte, dass es bei ihm unten herum wärmer wurde und nicht nur das. Ich spürte auch, dass sein kleiner Freund raus möchte. „Du hast aber große Brüste! Was hast du für eine Körbchengröße?“ „75D – noch!“

Er ließ am Anfang noch meinen BH in Ruhe und küsste anfangs das, was aus meinen BH raus glubschte. Dabei rutschte ich einige Zentimeter zurück und meine Hand wanderte dort hin, wo er es zu mindestens nach meinen Intuitionen brauchte. Ja, ich spürte, dass es ihm gefiel. Ich lächelte ihn an und küsste ihn – lange! Und massierte dort unten weiter und machte mit der anderen Hand seinen Gürtel auf. Er machte mit zwei Fingern meinen BH hinten auf und zog ihn mir aus. Er küsste mich und ich flüsterte ihm danach ins Ohr: „Mach weiter so!“ Er nickte

nur. Ich machte den Knopf und den Reißverschluss seiner Jeans auf und schob meine Hand langsam rein und massierte sein bestes Stück – und es war wirklich sein bestes Stück, so wie es sich anfühlte! Währenddessen massierte er meine Brüste und saugte an meinen Brustwarzen. Ich sah, dass hinter dem Zaun ein alter Mann uns zusah. Es war mir egal. Es turnte mich nur mehr an. Im Freien. Beobachtet und das mit einem heißen Typen. Ich nahm Davids Hand und führte sie langsam nach unten. Er verstand, was ich wollte. Er fing an schwer zu atmen.

Ja, ein sehr eindeutiges Zeichen, das es ihm gefiel und das er wollte, dass ich ihm es schneller besorgte. Aber ich machte es mit Absicht im gleichen Tempo weiter. Ich wollte nicht, dass er sofort abspritzte. Er führte seine Hand nach unten. Ich spreizte leicht meine Beine, so dass es ihm leichter fiel und schob dabei seinen Mittelfinger und Ringfinger in mich und fand dabei meinen G-Punkt, der sich in mir drin befand. Bei jeder Frau ist der G-Punkt an einer anderen Stelle. Der G-Punkt könnte auch die Brustwarze sein, aber bei mir war es in mir. Am Anfang fing ich an schwer zu Atmen

und stöhnte leise und leicht. Ich holte dabei auch David immer schneller ein runter. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren – ich musste so was von Stöhnen. David lächelte mich nur an und küsste mich. Doch dann fing er auch an die Kontrolle zu verlieren und stöhnte laut und spritzte dabei seinen Sperma auf meinen Bauch. Der Mann, der uns beobachtete, konnte nicht glauben, was er sah. Das Licht belichtete meine schönen, runden, prallen Brüste. Ich nahm mit meinen Finger das Sperma vom Bauch und leckte es davon genussvoll ab. David beobachtete mich dabei. Ich stand auf und sagte: „Ich glaube, das reicht

für heute!“ Er schaute mich enttäuscht an. Aber für das allgemein, verschwanden wir 1 ½ Stunden – OK, verschwendet ganz sicherlich nicht, aber im Bordell würde es verschwendet heißen. 1 ½ Stunden nur ein Vorspiel? „Sehen wir uns morgen?“ „Auf jeden!“ „Linda?“ „Ja?“ Ich zog meinen BH an und zog mein Kleid hoch. „Ich liebe dich!“ Ich konnte kaum etwas zurück sagen. Er küsste mich sofort. In diesem Moment spürte ich zum ersten Mal dieses Bauchkribbeln. Und als wir aufhörten uns zu küssen, fragte ich ihn: „Wieso liebst du mich? Ich dachte, das wäre was

Bedeutungsloses!“ Er war geschockt von meiner Aussage: „War es etwa für dich bedeutungslos?“ „Ich weiß es nicht. Sag du es mir?“ „Ich hoffe, dass es für dich eine Bedeutung hatte.“ Ich küsste ihn noch einmal und sagte zum Schluss: „Das wirst du morgen noch spüren! Bis morgen!“ „Gute Nacht!“ „Gute Nacht.“ Ich verließ den Park und der alte Mann sah mich an. „Du bist aber ein heißes Stück“, versuchte er mich anzubaggern und wollte mich betatschen, aber ich schlug seine Hand weg. „Mit so einem alten Sack wie du, würde ich nicht mal in zehn Millionen Jahren

schlafen!“ OK, logischerweise, schlief ich ihm Bordell mit hunderten alten Säcken, aber das ging ihn nichts an. Doch er kapierte es nicht und versuchte erneut mich zu betatschen. Ich nahm einen High Heel und schlug damit gegen sein Schlüsselbein ein paar Mal – wie oft genau, wusste ich nicht, aber jedenfalls so oft, dass er schlussendlich umflog. Ich nahm den Anderen auch noch und rannte dann zum Hotel zurück. Es war zehn Uhr, als ich im Hotel ankam. Ich schlich mich in unser Hotelzimmer. Dana machte mir auf. Serena war noch nicht da. „Dana, weißt du wann Serena kommt?“ fragte ich sie. „Ja, sie schrieb mir, dass

sie um elf Uhr kommt!“ „OK, das ist gut. Hast du ihr Tagebuch gefunden?“ „Ja, ich zeig dir, was ich fand!“   Liebes Tagebuch,   heute sagte mir Debra, das ich meine Brüste doch nicht operieren muss. Sie gab mir eine Spritze, die Stoffe enthalten, die das Brustwachstum beschleunigen. Ich kann das aber nicht Dana und Linda sagen, weil die bestimmt Verdacht schöpfen würden, das ich mit Debra befreundet bin. Und das schon ein paar

Monate. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Länger belügen kann ich sie nicht, aber die Wahrheit sagen auch nicht.   Serena   „Also sie ist mit Debra befreundet!“, sagte Dana. „Ich bin geschockt Dana! Seit wann? Und wieso kann sie es uns nicht sagen? Aber wenigstens wissen wir jetzt, was es mit der Spritze auf sich hat!“ „Ja, wenigstens das. Doch wir müssen noch raus finden, seit wann sie mit Debra befreundet und besonders – wieso?“

„Leg das Tagebuch wieder zurück. Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir jetzt erfahren, wieso sie mit Debra befreundet ist! Stand darüber nichts im Tagebuch?“ „Nein, leider!“, sagte sie noch und legte das Tagebuch zurück. Wir hatten natürlich ein schlechtes Gewissen, aber wir wollten nicht noch einmal angelogen werden. „Dana?“ „Was ist, Linda?“ „Wir müssen verhindern, dass die Zwangsprostitution hier eingeführt wird.“ „Und wie?“ „Wir müssen Argumente gegen die Zwangsprostitution in Tredomio finden!“ „Wenn Serena kommt reden wir darüber,

okay?“ „Geht klar!“ Ich schminkte mich in der Zeit noch ab und schlüpfte in meine Nachtwäsche. Danach legte ich mich schon mal ins Bett. Ich musste daran denken, was an dem Tag alles passierte: Das mit mir und David ging zu schnell! In mir steckte doch eine kleine Hure. Eine kleine miese Schlampe. Zwar nicht aus Leidenschaft, aber ich bin eine Nutte und bleibe eine. Ich konnte mir in diesem Moment selbst nicht verzeihen. Wieso verliebte er sich in mich? Er hatte mit mir nur einen Teil der körperlichen Liebe – sonst nichts! Kann man sich etwa so schnell in jemanden verlieben

und das auch so schnell gestehen? Geht das? Ich konnte ihm nicht widerstehen. Er wusste nun, dass ich eine leichte Beute war. Doch am nächsten Tag nicht mehr. Ich wollte ihn nicht Zittern lassen. Ich wollte, dass er um mich wenigstens etwas kämpfte. Es klopfte an der Tür. Ich stand auf und machte die Türe auf. Serena hatte ihren Schlüssel vergessen. „Hey, wir müssen mit dir reden!“, sagte Dana. Sie hat sich sofort erschrocken: „Wegen was?“ „Wir müssen verhindern, dass sich hier die Mädchen auch noch prostituieren müssen!“ Serena war sofort erleichtert. „Ach so. Hm, machen wir

das morgen?“, fragte sie. „Ja OK, dann schlafen wir jetzt. Gute Nacht!“, sagte ich und legte mich wieder in mein Bett. Ich dachte ganze Zeit daran, was wohl David jetzt über mich dachte. Irgendwann schlief ich doch ein. Um acht Uhr klingelte der Wecker. Wir wollten, aber immer noch schlafen. Das Vorspiel von Gestern raubte meine ganze Kraft und die bekam ich auch nicht wieder so schnell zurück. Wir standen trotzdem auf. Dana ging als erstes ins Bad und mir fiel auf das Serenas Brüste größer geworden sind, aber die rechte war größer wie die linke – und das nicht nur ein bisschen! Ich sprach sie darauf nicht an und

wartete bis Dana aus dem Bad kam. Danach ging ich hinein und putzte meine Zähne und zog mir was anderes an. Nach mir ging Serena ins Badezimmer. Später, als sie fertig war, gingen wir frühstücken.  Ich holte mir ein Brötchen und Nutella. „Also, wie verhindern wir jetzt das Ganze?“, fragte ich. „Ledoromio ist doch die reichste Stadt unseres Landes, oder?“, sagte Serena. „Ja?“, sprach Dana. „Also dann würden die ganzen Freier nicht nur nach Ledoromio kommen, sondern auch nach Tredomio. Also wäre es ein großes Risiko, das Ledoromio nicht mehr so viele Einnahmen nehmen würde, genauso wie

Tredomio!“, dachte Serena. „Bist du dir da ganz sicher?“, fragte ich. „Wir könnten es versuchen!“, sagte Dana. „Willst du jetzt etwa zu Debra rennen und das sagen?“, fragte ich Serena. „Nein, wir rufen bei der Regierung an!“ „Ach so, und wer macht es von uns?“, fragte ich noch mal. „Ich!“, schlug Serena sich selber vor. Dana und ich nickten natürlich. Denn wer will den schon, mit einem Angestellten von dort reden?! Wir überließen die ganze Sache Serena, so dass wir unsere Ruhe hatten. Das Resultat davon, würden wir am Abend

sehen. Wir aßen weiter, doch meine Gedanken waren ganz wo anders. Nämlich bei dem gestrigen Abend. Ich empfand es als Fehler, was passierte. Man sollte es eigentlich nicht als Fehler ansehen, was man gemacht hat – wenn man in diesem Moment glücklich gewesen ist. Ja, ich war glücklich und wie glücklich ich war! Ich hätte es jeder Zeit wiederholt. Es wäre schön, wenn ich dieses Mal wirklich in einer Ekstase verfallen würde, aber ich wollte nicht schon wieder zu schnell herangehen – auch

wenn ich es wollte! Am Liebsten würde ich sofort mich ausziehen und auf seinen nackten Körper liegen. Nicht nur das! Ich wünschte mir, ich würde mich mit ihm in eins vereinen. Und das tut man nur beim Sex! In diesen Sekunden, in der sein ‚bester Freund’ in mir ist, bin ich Eins mit ihm! Und genau das ist das Schöne an Sex! Eigentlich sollte man für so was kein Geld bezahlen, sondern es mit seiner Liebe tun. Ich glaube, niemanden ist klar was Sex ist. Die meisten denken nur, das ist ein schönes Gefühl, auch wenn man keinen

Orgasmus bekommt. Aber es ist weitaus mehr. Es ist das Gefühl, mit jemand Eins zu sein. Und für diese Sekunden ist man wieder und immer wieder vereint. Die Ehe zeigt nur öffentlich, das man zusammen GEHÖRT. Aber Eins ist man nur beim Sex! Also das ist und war meine Definition von Geschlechtsverkehr. Und was war für mich Vorspiel? Mal ganz ehrlich, das wusste ich damals noch nicht und ich war dabei daran zu forschen. Ich würde alles dafür tun, damit ich mit David noch Eins werde. Das Gute war, er konnte nicht spüren,

dass hunderte schon in mir drin steckten. Ich trainierte so – dass es unten schön eng blieb. Wieso wollen viele Jungs oder Männer eine Jungfrau? Es ist am Anfang so schön eng und wahrscheinlich war dieses Gefühl immer atemberaubend toll. – Wieso kann ich auch nicht sagen. Aber ich konnte es mir vorstellen. Beim Runter holen muss die Hand eng um seinen Penis sein, sonst spürt er kaum was. So war es bestimmt mit einer Vagina und einer ausgeleierten. Bei der ausgeleierten spürt er viel weniger, als bei einer engen. Somit war für mich das tägliche Training

wichtig. Es hieß es jeden Tag – anspannen und das für mindesten zehn Sekunden, dann wieder eine kurze Pause und wieder anspannen. War anstrengend, doch es brachte mir viel. Beispielsweise gestern: David dachte bestimmt, ich hätte wenige Sexualpartner gehabt. Da hatte er sich eindeutig geirrt. „Wann rufst du dort an?“, fragte Dana Serena. Sie antwortete: „Heute Nachmittag irgendwann!“ „Vergiss es aber nicht!“, fügte ich noch hinzu, sobald ich mit dem Essen fertig geworden war. Nachdem ging ich rauf ins Zimmer – ohne die zwei. Ich wartete auf eine Nachricht von

David. Ich wollte ihn sehen. Und erinnerte mich dabei an das Bauchkribbeln, das ich beim Abschiedskuss hatte. Er liebte mich. Ich konnte dies nicht verstehen. Ich fragte mich, wieso er sich in mich verliebte. Es stimmte, dass es nicht ganz bedeutungslos war – und das irgendwie Gefühle dabei waren. Vielleicht spürte er irgendetwas. Sein Körper schickte ihm irgendwelche Signale, welche die ihm zeigten dass er etwas für mich empfindet. Mein Handy klingelte: „Linda!“ „Oh David.“ „Und wie geht es dir?“ „Eigentlich gut und dir?“ „Ja auch! Hast du heute was vor?“ „Noch nichts und

du?“ „Willst du mit mir ins Kino?“ „Gerne!“ „In zwei Stunden hol ich dich, dann trinken wir davor einen Café und danach gehen wir ins Kino!“ „OK, bis nachher!“ Ich freute mich. Er meldete sich. Ich vermisste ihn. Ist das Liebe? – Nein, so früh kann es doch nicht sein! Ich stellte mir vor, wie es wäre, seine Zunge mit meiner Zunge herumwirbeln zu spüren. Das erregte Küssen – wenn man schon anfängt schwer zu Atmen, weil es sich so geil anfühlt und immer schneller mit der Zunge herumwirbelt – aber jedoch immer noch nicht zu schnell.

Sondern man spürt das erregende Gefühl. Das man schwerer Atmen muss. Und am Liebsten mehr will. Dadurch dass man Gefühle für diese Person empfindet, steigern sich die Lust und das Verlangen nach was Körperlichem. Vielleicht ist ja das genau das Vorspiel? – Das Steigern des körperlichen Verlangens und die Erweiterungen der Lust und der Sinne. Ich glaube, somit kann ich meine Forschungen abschließen!   Mein Bauch fing an zu kribbeln, wenn ich schon an David dachte. Die

Erinnerung, wie er anfing mit seinen Zärtlichkeiten. Nein, ich durfte nicht zu sehr daran denken. Spätestens am nächsten Tag würde ich ihn nicht mehr sehen. Ich stellte mir schon vor, wie er anfängt mich auszuziehen, meine Beine breit zu machen und ich zum ersten Mal einen Orgasmus bekomme. – Ich wollte die Leidenschaft und die Liebe beim Sex erleben. Stopp. Raus aus meinen Gedanken. Zurück in die Realität. Serena und Dana kamen ins Zimmer. Dana sah total gelangweilt aus und Serena dagegen strahlte. „Leo will mit mir ausgehen!“, prahlte

Serena, was man an ihren Tonfall erkannte – und man merkte ihr an, dass sie damit Dana neidisch machen wollte. Ich verstand nie, was die beiden Zicken für ein Wettstreit die ganze Zeit führten, aber die beiden waren damit glücklich, den anderen zu besiegen – falls die eine mal bei etwas verloren hatte, war die andere, aber trotzdem nicht traurig. Die, die verloren hatte, schmiedete schon meist einen Plan, wie sie es der anderen zurückzahlt. Und somit brachte es der schon ein Lächeln ins Gesicht, wenn sie schon daran dachte, wie der Plan ausgeht – wenn alles nach Plan verläuft. Und so, war es die ganze Zeit. „Schön Serena, aber dein Penner kann

mir doch eigentlich egal sein, oder nicht?“ „Was willst du jetzt damit andeuten?“ „Du willst mich eifersüchtig machen mit etwas, das mich nicht interessiert.“, meinte Dana. „Ach so. Ich will dich mit etwas eifersüchtig machen?“ „Ja.“ „Aha.“ „Ja, aha.“ Und somit war wieder einmal die Diskussion zwischen den Zweien beendet und in solchen Momenten wusste Keine von den beiden, wer gewann und wer verlor. Mein Drang David zu sehen wuchs immer

mehr. Mein Herz klopfte schon, wenn ich an ihn dachte. Nicht nur das. – Bei mir wurde es immer feuchter! Und das war kein Witz. Diese Erinnerung von gestern. Jede Frau und jedes Mädchen weiß, wie toll das Gefühl ist verwöhnt zu werden – egal auf welche Weise. Auf die romantische Art und Weise – in der es nur um die Zärtlichkeiten geht oder auf die erregende Art (wobei die andere Art ebenfalls sehr antörnt!) und Weise in der es mehr darum geht mit ihr Eins zu werden – also Sex oder Vorspiel. „Triffst du dich heute mit David?“, fragte mich Serena. Ich antwortete: „Ja,

ich freue mich total darauf.“ „Ich mich auch auf Leo!“ Ich machte den Schrank auf um zu Suchen, was ich heute anziehe. – Kein Kleid! Deshalb holte ich eine helle Jeansshorts und dazu eine weiße Bluse. Ich wollte nichts Extravagantes anziehen – was Einfaches hätte dieses Mal gereicht. – Und noch einmal werde ich mich nicht für ihn auf stylen. Ich schminkte mich nur noch kurz nach und dann ging es runter in die Lobby. Dort wartete schon David und ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu küssen. Mein Herz schlug schneller. – Nein. Es knallte hundertmal pro Sekunde gegen meine Knochen. Es tat weh. Aber das

war nun wahrscheinlich die Liebe. Am Liebsten würde ich in seine Armen fliegen, doch ich wusste wie man – richtig – mit einem Mann umging. Dadurch lernten die Männer auch, wie man mit einer Frau umging. Für mich galt immer eins: Männer haben einen Jägerinstinkt. Sie suchen eine Frau, die es bei ihnen auslöst. Der Trick war nur dabei, ihn warten zu lassen und mit seinen Gefühlen zu spielen – das heißt nicht, dass man ihn verletzen soll oder auf irgendeiner Art weh zu tun, sondern ihn zappeln zu lassen und seinen Jägerinstinkt frei zuschalten. Und wenn das  erledigt war, dann ging der Rest ziemlich von alleine.

Falls man ihn wirklich liebt, kommt man mit ihm zusammen. Aber ein Happy End war es zum Schluss nicht immer. „Linda!“ Sein Gesicht strahlte. Meins dagegen strahlte innerlich. „Ich bin so froh dich zu sehen!“, sagte er. Man merkte ihm an, dass er heute mehr wollte und mehr von mir erwartete. Doch heute konnte er das vergessen. Dieses Gefühl befriedigte meine Psyche. – Und das war kein Scherz. Jede Frau müsste wissen, wie süß Rache manchmal sein kann. Und manchmal ist es schon eine Rache, wenn man den einen warten und zittern lässt.  Männer stehen auf gefährliche Frauen –

aber jeder definiert gefährlich oftmals immer etwas anderes. Frauen, die Männer in den Arsch kriechen, wundern sich meistens wieso sie immer verarscht werden. – Wieso? Sie werden langweilig. Und das ganz schnell. Sie sind für die Machos geboren. – Obwohl man es ändern könnte. Naive Däumchen sind aber schwerer zu ändern, als man denkt. Die kamen nämlich immer mit dem Satz, wenn man sie auf ihre Dackelposition ansprach: „Ich liebe ihn doch. Er ist mein Ein und Alles. Was würde ich ohne ihn tun?!“ In Wahrheit wollen doch die Männer ein

Spiel spielen. Das Spiel der Liebe. Das Spiel kann so unglaublich spannend sein. Aber was machen die Dackeln? Sie machen das Spiel absolut langweilig. Sie lassen mit sich machen, was die Männer wollen. Und schieben sie danach ab, schneller als ein One Night Stand. „Ich bin auch froh dich zu sehen, David!“, und umarmte ihn. Es war keine freundschaftliche Umarmung. Sondern eine richtige körperliche Umarmung. Es trafen sich nämlich genau die zwei Stellen, die sich eines Tages treffen eh mal würden. Und es ist unglaublich zu spüren, wie sehr das Herz des Anderen schlägt. Seins schlug richtig schnell. Ich fragte ihn: „Wo gehen wir jetzt hin?“

„Ins Kino. Ich hab schon alles reserviert!“ Er lächelte mich an und fragte: „Hast du kein schlechtes Gewissen wegen Gestern?“ „Fast gar nicht. Und du?“ „Ich schon!“ „Wieso?“ Es wunderte mich, dass ER es bereute, obwohl ich es eigentlich bereuen sollte, oder nicht? „Hätte ich vielleicht früher gespürt, dass ich dich liebe, dann hätte ich lieber gewartet.“ Sein Kopf beugte sich nach unten und ich merkte, dass es ihn sehr bedrückte. „Ach komm, reg dich nicht so sehr darüber auf. Schlecht, war es ja nicht.“ „Das stimmt. Aber hätte ich morgen

nicht gespürt, dass ich dich liebe, dann wärst du jetzt nicht neben mir, sondern im Hotel und hättest dich wie Dreck gefühlt. Linda, ich bin kein Beziehungstyp!“ „David…ich doch auch nicht.“ Er schaute mich mit seinen dunkelbraunen Augen an und ihm gefiel das, was er hörte. Ja, sein Jagdinstinkt wurde gerade frei geschaltet. „Oh, echt. Nicht schlecht!“ Wir standen vor dem Kino. „Was schauen wir für einen Film an?“, fragte ich ihn. „Wirst du schon sehen.“ „Aber kein Porno, das weiß ich!“ „Geht schlecht!“, lachte er. Wir Zwei standen fast auf der gleichen

Wellenlänge. Nur ich wusste noch zu wenig von ihm, dagegen er über mich fast gar nichts. Es kam SCHLECHTER als ich erwartete: Eine Komödie. Wow. Na ja, begeistert war ich nicht. Ich mochte Komödien irgendwie nicht. Wahrscheinlich weil mein Leben eine reine Tragödie ist. Und dann kommen solche Komödien und wollen uns weiß machen, dass wir alles mit Humor nehmen sollen. Oder ich mochte die einfach nicht, weil ich niemanden hatte, mit der oder dem ich lachen konnte. Aber in diesem Fall hatte ich jemanden mit dem ich lachen konnte. Nämlich

David. Er bezahlte die Tickets, das Popcorn und die Cola. Ein richtiger Gentleman. – OK, wollen wir es nicht übertreiben. Ein Gentleman hätte einen Abend zuvor nicht mit mir so etwas gemacht. – So etwas Versautes! Aber er war süß! Er wurde gut erzogen, aber seine Eltern wussten bestimmt nicht, mit wie vielen Weibern ihr geliebter Sohn im Bett war. Ganz sicherlich nicht. Höchstens der Vater, aber die Mutter wusste zu hundert Prozent nichts. Wir saßen uns sehr weit hinten hin. Der Kinosaal war groß und es befanden sich sehr wenige Leute noch im Saal. Und die

waren weiter vorne. Und das war gut. Ich wusste nicht, wie weit mich meine Lust an diesem Tag ritt, aber ich wusste, sie wollte mehr wie Küssen. Wahrscheinlich wollte ich so viel körperliche Liebe, weil ich es nie so bekam beziehungsweise freiwillig. Ich wollte vielleicht immer mehr, weil ich genau wusste, wenn ich weg bin, wird es nie wieder so sein. Die Lichter gingen aus und es fing an mit der Werbung – die liebten ja alle. David und ich hatten ein großes Popcorn zusammen. Immer wenn wir zusammen in die Popcorntüte griffen, schlug mein Herz in dieser Sekunde viel schneller, mein Körper zuckte zusammen und wir

sahen uns immer in diesem Moment immer an und ich spürte Liebe. Dieses Gefühl, was meine Mutter mir erzählte. Es fühlte sich viel wunderbarer an, als ich es mir früher vorstellen konnte. Er küsste mich. Und ja. Es fing wieder an. Ich wollte mehr. Ich wollte mehr von David spüren. Also fing ich an, an seinen Ohrläppchen zu knabbern und nebenbei machte ich seinen Gürtel auf, was mir dieses Mal leichter fiel, weil er den gleichen Gürtel trug. Er knöpfte langsam meine Bluse auf, was bei den einen oder anderen nicht so schnell ging, aber das hielt er aus. „Ich liebe dich!“ flüsterte er mir ins Ohr und mir kamen Freudentränen. Es

berührte mein Herz mehr wie zuvor. Ich merkte, das ich glücklich war den je. „Ich dich auch!“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich wollte ihn nicht enttäuschen. Ich wäre am nächsten Tag weg. Ich gönne es ihm und mir. Plötzlich wollte ich das alles nicht mehr. Ich liebte ihn zwar, aber ich meine Lust verging. – Ich wollte nicht mehr. „David, lassen wir es heute?“ Er schaute mich verwundert an. „Wieso das?“ „Ich möchte, dass wir das alles langsam angehen.“ „Hm, ja OK. Vielleicht ist es auch besser so.“ Ich knöpfte meine Bluse wieder zu und schnallte seinen Gürtel wieder zu. „Tut mir Leid.“ Der Film fing an. Wir

schauten uns immer wieder in die Augen und lachten, wenn lustige Szenen kamen. Es war ein schönes Gefühl mit ihm zu Lachen. Allgemein – es war schön mit ihm meine Zeit zu verbringen. Doch am nächsten Tag war es wieder vorbei, deshalb genoss ich jeden Atemzug mit ihm. Das Popcorn war sehr schnell leer. Über die Hälfte war schon nach der Werbung leer. Ich konnte mir in diesem Moment nicht vorstellen, wie das Leben ohne ihn sein wird. Auch wenn ich noch nicht so viel Zeit mit ihm verbrachte – es ist eine wunderschöne Zeit, die ich seit

Ewigkeiten nicht mehr hatte. Ab dem Moment begann ich mit meiner neuen Erforschung: Was ist Liebe? Wieso verlieben wir uns gerade in die Person und nicht in eine andere? Lauter solche Fragen, auf die ich Antworten suchte. Genau im Kino kamen mir zum ersten Mal diese Fragen in meinen Gedanken. „David?“ „Ja?“ „Wieso liebst du mich?“ Ich wollte unbedingt wissen, was er denkt. Aber ich wusste, dass ich keine gescheite Antwort bekomme. „Ich spürte es einfach“, antwortete er, lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf den Mund. Ich erwartete sowieso nicht viel von

seiner Antwort. Aber trotzdem suchte ich zu all dem Antworten und bei Liebe ging es nicht so leicht wie bei dem Vorspiel oder Sex. – Da Antworten zu finden ist viel schwieriger als man manchmal denkt. Der Film war zu Ende. Wir verließen den Kinosaal und dann sagte David zu mir: „Ich kann es nicht fassen, dass ich dich morgen nicht mehr an meiner Seite spüren werden.“ „Ich auch nicht.“ „Ich verlieb’ mich nicht oft und wenn, dann richtig!“ „Hm…“ „Und morgen bist du weg…“ „Heute Abend?“ „Auf jeden Fall und wo?“ „Zu dir nach Hause?“ „Ich glaub’ das wird gehen! Ich schreib dir noch!“

Er gab mir einen Abschiedskuss. Als ich im Hotel ankam war es fünfzehn Uhr. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl zu unseren Stock. Danach lief ich zu unserem Zimmer und begrüßte Dana. Kurz darauf fragte ich sie: „Und hat Serena schon angerufen?“ „Ach, ich hab echt keine Ahnung. Sie nervt mich nur noch!“ „Wieso das?“ „Wie sie uns anlügt und dabei immer noch meint sie wäre die Beste von uns, doch in Wahrheit ist es keine von uns. In jede von uns steckt eine Hure, aber Serena die Größte!“ „Das ist echt scheiße, dass sie uns anlügt…aber wieso soll sie die größte Hure sein?“ „Als du nicht mehr da warst, erzählte sie

mir, was sie für heißen Sex mit Leo hatte und wie groß seiner gewesen sei und vieles mehr. Von Anal bis Oral – alles war dabei.“ Es schockte mich. Ich selber hielt mich schon für eine große Schlampe, was wäre dann Serena. OK, das was ich mit David einen Abend zuvor hatte, war auch nicht gerade brav, aber ich kannte noch meine Grenzen, statt zu Serena. Serena log uns dazu noch ständig an – wir vertrauten ihr einfach nicht mehr. „Dann war ja das mit mir und David echt gar nichts.“ „Was war bei euch?“ „Ein kleines Vorspiel. Nicht viel. Hat nur lange gedauert.“ „Wie lange?“ „Ein und halb Stunden!“ „Oha, ist wohl ein

Rekord oder?“, lachte Dana. „Oh ja! Wo hatte es eigentlich Serena?“ „Auf einer Toilette…in der Disko!“ „Haha, jetzt echt?“ „Ja!“ „Alles klar…ich traute ihr viel zu, aber an so etwas dachte ich nicht einmal.“ „Tja! Ich hoffe, sie hat wenigstens dort angerufen…“ „Wir haben ihr eine wichtige Aufgabe erteilt!“ „Schon…ich hoffe, dass sie es erledigt hat.“ „Ich auch.“ Ich war geschockt. Serena war nicht nur eine Prostituierte (mehr oder weniger freiwillig), sondern auch in ihren Liebesleben eine Hure. OK, ich war vielleicht auch nicht besser, aber ich kannte statt zu ihr noch meine

Grenzen. Wir warteten bis Serena kam, denn wir konnten es kaum erwarten zu wissen, ob sie uns enttäuscht hat oder nicht. Eine Stunde später kam Serena zurück. Es war Viertel nach Vier. Dana fragte Serena und schaute sie sehr ernst an: „Und hast du angerufen?“ „Ja!“ Dana war verblüfft. „Und was haben die gesagt?“, fragte ich. „Das werdet ihr heute noch beim Abendessen erfahren!“ Wenigstens hatte Serena dort angerufen. Circa zwei Stunden später war Abendessen. Wir saßen uns hin und dann bat uns Debra um unsere Aufmerksamkeit. „Heute solltet ihr eigentlich unser Bordell

vorstellen, doch die Regierung rief mich heute an und sagte zu mir, dass ich diese ganze Sache lassen soll, weil das Risiko zu hoch ist, dass es alles doch nicht klappen würde.“ Dana und ich lächelten Serena an, genau in dem Moment wusste ich, dass Dana Serena verziehen hatte. Wir haben es geschafft, dass die Mädchen in Tredomio sich nicht prostituieren müssen. Wir fanden unsere innere Ruhe einigermaßen wieder und genossen ab dieser Sekunde unser Leben – bis zum nächsten Tag, denn danach begann wieder unser altes Leben. „Also morgen nach dem Abendessen fahren wir wieder zurück nach

Ledoromio. Ich konnte die Rückreise nicht umbuchen, deshalb bleiben wir morgen noch hier. Und nun guten Appetit!“, fügte noch Konskolinski hinzu. Es freute mich, dass sich Dana und Serena wieder vertrugen. Indirekt – aber sie stritten nicht. Doch ich vertraute Serena immer noch nicht ganz. Sie verschwieg uns etwas und genau das wollten wir noch herausfinden, aber dafür hatten wir noch Zeit. Wir aßen und danach ging ich mit Dana in unser Zimmer rauf. Serena dagegen hatte ein ‚Date’ mit ihren Leo. „Dana?“ „Ja?“ „Bis morgen genießen wir

noch alles, danach können wir überlegen, was uns Serena verschweigt!“ „Ist glaub auch besser so, wenn wir jetzt unsere Ruhe noch haben!“ „Finde ich auch!“ Danach bekam ich einen Anruf von David: „Hey Linda und willst du heute Abend noch mit mir ausgehen?“ „Hey David, na klar, wann und wo?“ „In eine Stunde hol ich dich ab, danach gehen wir zu mir!“ „Geht klar! Bis nachher.“ Ich freute mich auf den letzten Abend mit David und dabei überlegte ich, ob ich ihn dieses Mal heranlassen sollte oder nicht. Mein Körper verlangte nach ihm. Ich wollte ihn auf meiner Haut spüren. Nein – nicht nur das! Ich wollte ihn

auch in mir spüren – mit ihm eins sein. Ich wusste, dass ich ihn mit meiner Bettkunst verrückt machen würde und ich wusste auch, dass er sich dann lange an mich erinnern würde. Somit zog ich meinen schwarz-rosaroten String an und den dazu passenden BH an. Darüber zog ich mein pinkes Kleid an und dazu die passenden High Heels. Ich sah aus wie eine Barbie, nur mit braunen Augen. Ich selber fand mich total hübsch. Es mag zwar eingebildet klingen, doch es war so und daran hatte sich nie etwas geändert. Danach tuschte ich noch meine Wimpern und meinen Lieblingslippenstift trug ich auf meine Lippen auf – in

rosa! Unten in der Lobby wartete schon David. Er umarmte mich und meine Nase nahm Kontakt mit seinem unverwechselbaren Duft auf – der so richtig erotisch war! „Und gehen wir jetzt zu mir?“, fragte er mich und ich lächelte ihn an und antwortete: „Gerne!“ Wir waren auf dem Weg zu ihm. Er nahm meine Hand fest, jedoch nicht zu fest, aber so, dass ich spürte, dass er sie nicht loslassen wollte. Ich verstand immer noch nicht, wieso mich David liebte. Ich empfand für ihn das Gleiche. Doch am nächsten Tag musste ich damit abschließen – auch wenn ich es nicht

wollte! Wir liefen weiter. David lebte in einem reichen Viertel. Die Villen waren so schön. Meine Augen fielen fast raus, so erstaunt war ich. Dann standen wir vor seiner. Seine Villa war mit einem jedoch nicht weiblichen wirkenden Violett angestrichen mit einen riesigen Pool und einem Whirlpool. Bei ihm war niemand zuhause. Wir hatten das alles für uns alleine. Also konnten wir es überall tun, wo wir wollten. Als Erstes gingen wir rauf in sein Zimmer. Sein Zimmer war groß und er hatte ein Doppelbett und ein eigenes Badezimmer mit einem Whirlpool. „David, was willst du heute mit mir machen?“ „Was willst

du machen?“, fragte er total angespannt. „Sex!“ Ich wollte nicht warten. Ich wollte es sofort. Seine Pupillen erweiterten sich auf eine Sekunde. „Wirklich?“, fragte er nervös. „Oh ja!“, stöhnte ich schon vor mich hin. Ich stteckte als Erstes mein linkes Bein. Er zog meinen Schuh aus. Danach kam das andere. Dabei küsste er mich hin und wieder. Als Nächstes stand ich auf und knöpfte sein Hemd auf – aber dabei küsste ich ihn immer wieder und hielt Blickkontakt. Wieso? Das turnt Männer viel mehr an, als wenn man ganze Zeit auf die Knöpfe starrt. Er zog mir mein Kleid aus, indem er den Neckholderträger runter zog und mir das

Kleid nach unten auszog. Dabei kniete er sich hin. Danach schmiss ich ihn auf das Bett und machte seinen Gürtel auf und zog danach seine Hose aus und legte mich dann zu ihm aufs Bett und küsste ihn. „Linda, ich liebe dich!“ „Ich dich auch!“ Wir schmusten herum und dabei machte er meinen BH mit einem Finger auf. Und riss den von meinem Körper weg. Ich spürte, wie sich seine Lust steigerte. Er spielte mit meinen Brüsten und zog mit seiner Zunge an meiner Brustwarze und drehte sie immer wieder dabei und gleichzeitig glitt seine Hand nach unten und steckte dann erst mal einen Finger rein. Ich stöhnte auf. Wir machten wild

herum dabei. Ich nahm seine Hand raus und tat meine Hand in seine Boxershorts und nahm seinen Penis in meine Hand. Mit der anderen Hand schob ich seine Boxer runter. Meine Hand glitt an seinem besten Stück immer hoch und runter, immer schneller und schneller, ab und zu auch langsamer. Mit der anderen Hand zog ich leicht an seinen Hoden. Die darf man nämlich nicht vergessen. Das turnt nämlich Männer noch mehr an, als wenn man nur mit der einen Hand die gleichen Bewegungen machen. Ich wollte nicht, dass er mich abspritzt, deshalb hörte ich noch rechtzeitig auf beziehungsweise ich verlangsamte meine

Bewegungen und ließ seine Hoden in Ruhe. Er machte mit einer Hand die Schublade auf und holte ein Kondom raus und riss die Packung auf. Ich nahm das Kondom und überzog damit seinen Penis. Er riss meinen String von mir und ich spreizte meine Beine und er drang in mich hinein. Ich stöhnte wieder auf und rief: „Schneller!“ Und er durchführte meinen ‚Befehl’. Er wurde schneller. Immer schneller und fester drang er in mich hinein. Ich stöhnte und küsste ihn. Mein Atem wurde richtig schwer. Meine Nägel kratzten seinen Rücken. Er stöhnte auch

– und wie! Er wollte mehr. Er drang in mich herein wie ein Tier. Ich verfiel in einer Ekstase. Der beste Sex überhaupt! Den hatte ich ja nicht jeden Tag. Plötzlich platzte sein Vater ins Zimmer. Anfangs fiel es uns nicht auf. „DAVID!“, schrie sein Vater und wir stoppten. „Fuck!“, flüsterte ich vor mich hin und David reagierte sofort und nahm seinen besten Freund aus mir: „Scheiße man! Geh doch raus! Und tu so als hättest du nichts gesehen!“ Ich vermutete, dass David keine gute Beziehung zu seinen Eltern hatte beziehungsweise zu seinem Vater. Ich erschrak mich, als er anfing seinen Vater anzuschreien. Ich verstand es nicht! OK, er hat uns beim Sex

erwischt, aber trotzdem. „Lassen wir es jetzt lieber!“ „Ach komm, Süße!“ „Ich bin nicht mehr in Stimmung!“ „Hm, OK!“ Ich stand auf und zog mich wieder an. „Sehen wir uns dann morgen?“ „Morgen Mittag – das letzte Mal!“ „Leider…hm. Willst du vielleicht zur Hintertür raus, damit du meinen Vater nicht begegnen musst?“, fragte er mich. „Ja, wäre glaub besser so.“ Er begleitete mich bis zu der Hintertür. Sein Vater hat uns auf diesem Weg zum Glück nicht gesehen. „Bis morgen“, flüsterte er mir ins Ohr und gab mir einen Abschiedskuss. Ich verließ ‚seine’ wunderschöne Villa, lief langsam zum

Hotel und dachte nebenbei an den morgigen Tag. Ich hatte Angst. Ich wollte nicht gehen. Im meinem Kopf ging in diesem Moment so viel herum. Irgendwie bereute ich es doch wieder, dass ich mit David geschlafen habe. Wieso? Ich hatte Angst, dass er sich morgen nicht melden würde. Mein Handy vibrierte. Eine SMS von David: Es war wunderschön mit dir! Mein Herz fing in diesem Moment plötzlich 100x pro Sekunde zu schlagen. Er machte mich verrückt. Und das nicht nur mich, sondern noch mein Herz. Ich dachte daran, wie das Leben ohne ihn weiter ginge. Was mir ehrlich gesagt

ziemlich schwer fiel, weil es einfach nur so unglaublich schön war. Der Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen wird weh tun. Ich war mir sicher, dass ich David liebte und er mich genauso. Schon wieder vibrierte mein Handy: Morgen um ein Uhr im Park! „Geht klar!“, schrieb ich zurück. Schon der Gedanke an morgen machte mich kaputt. Mir kamen die Tränen, weil mein Herz ihn wollte. Und das nicht nur mein Herz, sondern auch mein Verstand. Meine Mutter sagte mir damals immer: „Wenn dein Herz und Verstand sich einmal verstehen, dann ist es Liebe.“ Ich verstand das damals überhaupt nicht,

doch jetzt wusste ich, was sie damit meinte. Aber die Liebe mochte mich nicht, denn David würde mich bestimmt nicht akzeptieren, wenn er wüsste wer und was ich wirklich bin. Ich bin eine Hure! Nichts, außer einer Hure! Mit mir schliefen schon hunderte Männer. Junge und Alte. Mit und ohne Kondom, was für mich auch ein großes Risiko war, aber so befiel das Gesetz von Ledoromio: Durch mehr Bezahlung muss eine Prostituierte OHNE Kondom mit einem Freier schlafen. Zum Glück hatte ich kein HIV oder jegliche Geschlechtskrankheiten. Ich war nur noch wenige Minuten vom

Hotel entfernt. Mir ging es immer schlechter. Meine Zukunft spielte sich vor meinen Augen ab und sie war grausam. Ich will weg! Ich ging ins Hotel. Die Lobby war leer. Gut so! Somit wartete ich auf den Aufzug und lief ins Zimmer. Serena war wie immer noch nicht da und Dana packte schon ein paar Sachen. „Und wie war es?“, fragte mich sie mich. „Dana, es war gut. Doch ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Leben ab Montag beginnen soll.“ „Wie immer?“ „Dana, ich habe mich verliebt!“ „Das ist doch nur ein Typ!“ „Ja, aber auch meine erste Liebe!“ „Na und? Davon wirst du wegkommen!“ „Das sagst du so

einfach!“ „Was soll das jetzt heißen?“ „Du weißt doch gar nicht einmal, was Liebe ist!“ „Woher willst du das wissen?“ „Wann warst du bitte sehr verliebt? NIE!“ „Beruhige dich!“ „Also habe ich recht! Du kannst es nur nicht ertragen, wenn andere Leute sich verlieben!“ „Weil Liebe uns auffrisst!“ „Was willst du jetzt damit sagen?“ „Liebe frisst uns auf, Linda. Liebe bringt uns nichts. Wir sind hoffnungslos. Wir brauchen niemanden, außer uns! Wir müssen uns unterstützen und nicht irgendjemanden hinterher weinen! Wir haben genug andere Probleme. Linda, da brauchen wir niemanden über den wir trauern!“ „Aber…“ „Was aber? Du

erträgst einfach nur nicht die Wahrheit. Liebe frisst uns auf, wie schon gesagt. Wir dürfen nicht mit Liebe leben, weil wir sie eh nicht bekommen werden. Denkst du etwa, dieses Wochenende war für ihn was Einmaliges? Und übrigens ich war schon mal verliebt und bin es immer noch. Ich weiß doch, dass es nicht geht!“ „Er sagte, dass er mich liebt!“ „Sagen kann ich auch vieles. Er wollte dich nur ins Bett bekommen, mehr nicht!“ „Hör auf damit, du bist nur neidisch. Was ist aus dir nur geworden?“ „Was aus mir geworden ist? Schau du dich mal an, frisch gevögelte Hure!“ „Du warst vor paar Tagen noch so anders und jetzt? Ach, vergiss nicht, du bist

ebenfalls eine Hure.“, sagte ich. Ich war so aufgebracht. Was war mit Dana los? „Ja, aber schau mal, wie uns Serena belügt und verarscht! Und das soll mir egal sein? Sie spielt uns was vor und das lasse ich nicht zu. Ja, ich bin zwar auch eine Hure, aber keine frisch durchgeknallte!“ „Was ich verarsche euch?“, kam plötzlich Serena ins Zimmer. „Wir haben dein Tagebuch gelesen!“, sagte ich. Ja, in dieser Situation stand ich auf Danas Seite, obwohl ich sie trotzdem auf eine Weise nicht verstand. „Ihr vertraut mir nicht?“, meinte Serena. „Du hast Recht, wir vertrauen dir nicht – mehr!“, sagte Dana. „Ach und wieso

nicht?“ „Wir haben das gehört, was du mit Debra gesprochen hast und dann lesen wir in deinem Tagebuch, dass ihr befreundet seid!“, rastete Dana aus. Serena versuchte sich trotzdem irgendwie zu verteidigen: „Ihr habt trotzdem kein Recht MEIN Tagebuch zu lesen!“ „Aber wenn wir dachten, dass du uns wieder anlügst, wie sollten wir sonst herausfinden, was los ist?“, sprach ich. „Ihr hättet mich fragen können!“, redete sie sich raus, als ob sie uns dann die Wahrheit gesagt hätte. „Um noch einmal angelogen zu werden? Nein danke! Auf so was können wir verzichten! Du hast uns nichts von deiner

Brustvergrößerungsspritze erzählt. Als ob die keine Nebenwirkungen hätte. Die eine ist größer wie die andere!“, sagte ich dazu. „Du bist einfach nur die größte Hure von uns! GEH!“ „Ich soll gehen? OK, wenn ihr wollt. Ich gehe zu Debra. Mit ihr kann ich wenigstens über alles reden, ihr scheiß Nutten!“ „Komm verpiss dich und lass dich nie wieder bei uns blicken!“, schrie Dana und gab Serena eine Ohrfeige. „Das wirst du noch bitter bereuen, meine Süße!“, sprach Serena mit einem eigenartigen Tonfall. „Jetzt verpiss dich zu Debra!“, fügte ich noch dazu und Serena packte schnell ihre Sachen und ging.

Dana kam dann zu mir her und umarmte mich: „Es tut mir Leid, aber du darfst dich nicht von David kaputt machen lassen. Du brauchst DEINE Kraft. Liebe nimmt dir die Kraft!“ Ich wusste, dass Dana recht hatte, aber ich wollte es nicht begreifen. „Ich will nicht zurück.“ „Ich doch auch nicht, Linda, aber du musst dich zusammenreißen. Wir werden es schon zusammen schaffen. Glaub es mir!“ „Wir zwei werden alles schaffen!“, sagte ich und lächelte Dana an. Ich war froh, dass es sich wieder geklärt hatte, aber Serena wollten wir nicht mehr in die Augen sehen. Unser Vertrauen hat sie

gebrochen!   Wir legten uns ins Bett, aber keine von uns konnte einschlafen. Ich dachte an David, wie es wohl weiter geht und Dana dachte an das Ganze mit Serena. Serena kannte sie nämlich schon sehr länger, als ich sie kannte. Die Augen schlossen sich nach einer langen Zeit, aber ganz langsam. Ich wachte mitten in der Nacht auf. „Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte mich Dana. „Ehrlich gesagt nicht richtig.“ „Ich bin so enttäuscht von Serena.“ „Ich auch. Und ich denke gerade an David…ich habe Angst Abschied zu nehmen!“ „Du wirst es

schaffen…“ „Hoffe ich…ich versuche weiter zu schlafen. Gute Nacht!“ „Gute Nacht!“ Der Wecker klingelte. Meine Augen öffneten sich ganz langsam. Ich wollte nicht aufstehen. Wollte eigentlich bloß weiterschlafen. „Jetzt Linda, steh auf!“ „Wieso denn?“ „Frühstück?“ „Mir egal!“ „Irgendwann musst du so oder so aufstehen!“ „Ja OK!“ Ich stand also auf, doch meine Motivation für den heutigen Tag fehlte. Ich sah heute David zum letzten Mal. Serena hat uns verarscht. Ich betrat das Badezimmer und sah in den Spiegel. Ich war schockiert, als ich

sah, was für tiefe Augenringe ich hatte. Meine Nacht war auch nicht gerade die schönste! Ich putzte meine Zähne und wusch mein Gesicht und zog mir danach irgendetwas an. Mir ging es schlecht. Nein, nicht körperlich – sondern psychisch. Meine Gedanken drehten sich um David. Ich konnte mir am Freitag noch nicht vorstellen, wie schwer mir der Abschied fallen würde, doch jetzt stand ich kurz davor und es tat mir weh. Eine Träne floss vom linken Auge runter. „David!“, schrie ich und schlug die Schminke von Dana und mir auf den Boden. „Ist alles OK?“, fragte Dana mit einer sorglichen Stimme. „Dana, ich will nicht

weg von hier!“, schrie ich und eine Träne kam nach der anderen. Ich konnte es nicht mehr stoppen. Meine Wimperntusche verschmierte sich und mein halbes Gesicht war schwarz von ihr. „Mach die Türe auf!“, schrie Dana und schlug mit ihrer Faust gegen die Tür. „Geh Dana! Geh! Bitte! Ich brauch’ meine Ruhe!“ „Mach verdammt noch einmal die Türe auf!“ „Wieso?“ „Weil ich dir helfen will! Du bist meine beste Freundin!“ „Du kannst mir da nicht helfen. Das sind Gefühle! Die kann man nicht löschen!“ „Linda, wenn du meinst, dass man dir nicht helfen kann, dann gehe ich jetzt,

aber überlege es dir! Du weißt, ich bin immer für dich da!“ Sie verließ unser Zimmer. „David!“, stöhnte ich vor mich hin. Ich schrie sein Namen immer wieder und schlug gegen irgendwelche Gegenstände, nur um meinen Frust rauszulassen, doch ich bemerkte, dass es alles nicht brachte. Ich saß mich auf den Toilettendeckel und dachte noch einmal über alles in Ruhe nach und mir wurde klar, dass ich stark bleiben muss. Mein Leben hatte schon oft seine Höhen und Tiefen, doch ich habe es immer wieder geschafft aufzustehen. Vielleicht tut es mir so weh, weil David meine erste Liebe ist?

Vielleicht. Mit einem Wattestäbchen machte ich das Schwarze weg und schminkte mich erneut. Sprühte mir nur kurz etwas Parfüm drauf und ging hinunter in den Frühstückssaal. Ich saß mich zu Dana. „Hast du etwa kein Hunger?“, fragte sie mich. „Ne, aber echt nicht!“ „Ach komm, etwas musst du schon essen!“ „Ich will nicht.“ „Ja OK. Geht es dir wenigstens besser?“, fragte sie mich. „Ein kleines bisschen.“ Darauf sprach sie:„Wenigstens das.“ Meine Stimmung befand sich auf den Nullpunkt. Ich wusste nicht, wie es

heute mit David sein wird und Serena sah mich ganze Zeit mit einem ‚Killerblick’ an. Die Zeit verging schnell – komischerweise. Serena saß bei Debra – was mich ehrlich gesagt auch nicht wunderte. „Heute um achtzehn Uhr kommt der Bus. Bis dahin möchte ich, dass ihr eure Koffer gepackt habt. Das Abendessen ist heute um siebzehn Uhr!“, verkündete Debra. Ich wollte nicht weg von hier! Ich sah HIER die schöne Seite des Lebens und jetzt sollte ich weg von hier? Als Dana mit dem Essen fertig war, gingen wir ins Zimmer zurück.

Ich suchte für mich ein hübsches Kleid – für später. Um dreizehn Uhr sah ich David zum letzten Mal. Ich wollte nichts Schickes – ich wollte lieber, was Alltags-taugliches. Ich fand zwar kein Kleid, aber eine hellblaue Hose und ein weißes Top, aber das reicht aus. Die Zeit verging eigenartig schnell. Zu meinem Outfit suchte ich noch die passenden Schuhe und den passenden Schmuck aus. Ich nahm die schwarzen Peeptoes, die ich unter dem Hotelbett versteckt hatte, und die goldene Kette mit einer Eule. Ich zitterte am ganzen Körper, denn es

war bald so weit: Der Abschied. In zehn Minuten musste ich loslaufen. Ich wollte nicht. Ich wollte für immer hier bleiben. Meine Hormone spielten verrückt, denn die liebten dieses unfassbare Glücksgefühl. Und ich selber wollte auch nicht davon Abschied nehmen. Dieses Gefühl wollte ich nicht hier lassen. Ich wollte nicht zurück. Mein Körper zuckte immer wieder zusammen. Mein Herz schlug so stark, so dass es immer wieder gegen meine Rippen prahlte – ob so etwas möglich ist, wusste ich nicht, aber so fühlte es sich an. „Geht es dir gut?“, fragte Dana mit einer sehr sorglichen Stimme. Ich antwortete darauf: „Es könnte besser

sein. Ich hab Angst, Dana. Mein Leben hat sich in so einer kurzen Zeit so verändert und das ins Positive. Wenn du das erlebt hättest, was ich erlebt habe, dann würdest du auch nie wieder in dieses beschissene Dreckloch wollen!“ „Beruhige dich, Linda! Wir schaffen, dass zusammen glaub es mir!“, versuchte sie mich zu beruhigen, obwohl bei mir die Sicherung schon längst durchgebrannt ist. Ich schubste Dana zur Seite – sie flog auf das Bett – glücklicherweise. „LINDA!“, schrie sie. „Was willst du überhaupt?“ „Was ich will? Ich will das es dir gut geht!“, versuchte sie mir einzureden. „Ach echt? Du kannst du nicht mal akzeptieren, dass

ich hier so glücklich war!“ „Doch, dass kann ich. Ich werde immer hinter dir stehen. Aber merkst du, verdammt noch einmal nicht, dass dich LIEBE kaputt macht?“ „Nicht Liebe macht mich kaputt – sondern Ledoromio!“, widersprach ich ihr. Dana nahm sanft meine Hand und sagte zu mir mit einer ruhigen Stimme: „Linda, wir werden es packen. Irgendwann sind wir da draußen. Wir werden verhindern, dass Mädchen weiter so etwas machen müssen. Aber Linda, dafür musst du erst in deinen Schädel rein bekommen, dass David nicht deine einzige Liebe sein wird!“ „Vielleicht!“ Sie ließ meine Hand los und

ging ins Badezimmer. Ich musste los. Ich war total angespannt. „Bis nachher!“, verabschiedete ich mich noch von ihr. Dana wollte mir helfen. Ja, sie war eine gute Freundin. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in die Lobby – wie jedes Mal, aber zum letzten Mal war es dieser Anlass. Ich lief zum Park, wie ausgemacht. Als ich da war, hatte er nicht mehr diese wunderschöne Ausstrahlung. Ich dachte mir, was ich falsch gemacht habe. Sehe ich etwa nicht gut aus? Oder sitzen meine Haare gerade nicht perfekt, wegen des starken Windes? Oder hatte sein Vater gestern Abend

herum gestresst? Ich wusste nicht, was los war. Sein Blick machte mir immer mehr Angst. Er lächelte nicht. Ich holte immer wieder tief Luft ein und versuchte mich zu beruhigen. Meine Beine zitterten – hoffentlich bemerkte er dies nicht. Ich lief immer langsamer. Er wartete, sagte nichts und er lächelte immer noch nicht. Mein Herz schlug immer heftiger. Mein Atem wurde immer schwerer. Ich bekam kaum noch Luft. Und dachte mir ganze Zeit, was mit ihm los sei. Meine Verunsicherung wuchs immer schneller.   Ich blieb vor ihm stehen. „Weißt du, was

lustig ist?“, fragte er mich mit einer sehr ernsten Stimme. Er machte mir immer noch Angst. Er umarmte mich nicht und gab mir auch keinen Kuss. „Was?“, fragte ich ihn leise. Und plötzlich schrie er: „Dass ich kostenlos mit einer HURE aus Ledoromio geschlafen habe!“ „David! Ich kann das dir erklären!“ „Was denn? Ich weiß, dass du mit hunderten Typen geschlafen hast. Das ist ja genau das Eklige daran!“ „David, es tut mir Leid. Ich kann aber nichts dafür!“ „Du billige Nutte! So etwas wie dich brauche ich nicht!“ „David, lass es mich doch wenigstens erklären!“ „Geh einfach

aus meinem Leben!“, schrie er immer wieder und verließ den Park.   Und ich? Ich fiel auf die Knien und eine Träne nach der anderen floss. Wer hatte es ihm gesagt? Serena? „DAVID!“, schrie ich ganze Zeit, aber ich wusste tief im Inneren, dass er schon weg war, aber nicht aus meinem Herzen. Es tat mir so weh. Es fühlte sich so an als würde man mein Herz mit einem Messer durchbohren. Ich sah nicht mehr klar. Alles war verschwommen. Meine Finger waren schwarz von meiner verwischten Schminke, da ich sie immer wegwischte beziehungsweise versuchte sie

wegzuwischen. Meine Hose hatte Erdflecken. Ja, jetzt fühlte ich mich wirklich dreckig. „Wieso nur?“, schrie ich ganze Zeit. Ich weinte ganze Zeit – die Tränen wollten nicht stoppen. Nein, sie flossen immer schneller über mein Gesicht herunter. „ICH LIEBE DICH, VERDAMMT!“, schrie ich ganze Zeit. Die Wolken wurden grau und es tröpfelte langsam. Meine Hose war schon so dreckig und meine Stimmung genauso. Ich war verletzt. Ich dachte ganze Zeit daran, wer mir so etwas antun wollte. Debra? Vielleicht hatte es ihr Serena gesagt. „Fick dich!“, fluchte ich, obwohl ich nicht wusste, wen ich beschimpfte. Ich

schrie Ausdrücke durch den Park. Es war leer. Niemand war bei diesem Wetter draußen. Und für mich war es klar: Ich werde David nie wieder sehen. Nie wieder. Es machte mich so fertig. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es weiter gehen soll. Und ebenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sein wird, wieder eine Prostituierte zu sein, obwohl ich es lange schon bin. Aber ich wusste, dass das Leben trotzdem weiter geht und somit stand ich auf, wischte die Tränen aus meinem Gesicht und sah wahrscheinlich nun so aus, als hätte man mich hinter einem

Busch vergewaltigt. Meine ursprünglich hellblaue Hose war nun voller Matsch und Grasflecken und mein weißes Top sah selber auch nicht besser aus. Mein Make-Up war total ruiniert und meine Haare waren verwuschelt und hatten zigtausende Knoten. Somit ging ich zurück ins Hotel – langsam. Die Autofahrer sahen mich erschrocken an, aber es war mir egal. Für mich war es wichtig zu wissen, wer es David gesagt hat. In mir entwickelte sich so ein Hass, den ich schon lange nicht mehr hatte.

hUREN SIND NUR FĂśR DIE KĂ–RPERLICHE LIEBE DA

Meine Sachen hatte ich schon gepackt. Dana wollte ebenfalls unbedingt wissen, wer mich verraten hatte. Sie dachte ganze Zeit an Serena, doch irgendwie hatte ich Serena nicht in Verdacht, denn sonst hätte sie sich selbst verraten. Ich wusste nicht genau, wen ich verdächtigen konnte. Für mich selbst war das alles kompliziert. Zu kompliziert. In eine Stunde fuhren wir los. Und ich musste zurück in mein altes Leben. Das konnte ich immer noch nicht glauben. Dana und ich gingen mit den Koffern schon einmal in die Lobby. Oben auf

dem Zimmer hatten wir nichts mehr zu tun. Ich war immer noch depressiv, was auch verständlich war. In der Lobby trunken wir noch einen Latte Macchiato und warteten bis die anderen kamen. Nach einiger Zeit waren auch die anderen unten und stellten ihre Koffer neben den Sesseln des Lobbycafés. Alle warteten noch auf Debra und Serena. Wahrscheinlich hat Serena in ihr ihre neue allerbeste Freundin gefunden. Ach keine Ahnung. Es sollte mir egal sein. Sie war aus meinem Leben gestrichen. Nach einiger Zeit kamen auch die zwei und dann kündete Debra an für die Fahrt: „Wir fahren durch. Also keine Pause! Wer auf die Toilette muss, geht

jetzt!“ Und sofort rannten irgendwelche hässlichen Gesichter zur Toilette. Dana und ich mussten sofort lachen. Serena sah mich mit einem sehr eigenartigen, bösen Blick an. Eifersüchtig? Der Bus kam und der Busfahrer schleppte unsere Sachen in den Kofferraum. Wir stiegen schon mal ein. Es ging los. Die meisten schliefen auf der Fahrt ein. Auch ich. Wir wurden durch Debras kratziger Stimme geweckt und stiegen alle total verpeilt aus dem Bus. Bevor wir aber jedoch unsere Koffer nahmen, sagte Konskolinski: „Morgen fangt ihr um 18 Uhr an zu arbeiten,

davor müssen noch einige Dinge erledigt werden! Und nun gute Nacht!“ Wir nahmen unsere Koffer und gingen ins Zimmer. Die Betten waren alle schön aufgeräumt und der Boden und die restlichen Möbel waren blitzblank. „Die Putzfrauen haben aber gründlich geputzt!“, sagte ich zu Dana. „Und wie!“, antwortete sie. Somit konnten wir unsere Klamotten in die Schränke einräumen, ohne uns Sorgen zu machen, dass Staub darauf kommt. Die Zeit verging schnell. Wir waren müde und fielen ins Bett. Und komischerweise schlossen meine Augen schneller zu als ich erwartet hatte, aber dafür erlebte ich am nächsten Morgen

eine Überraschung. Ich machte meine Augen ganz langsam auf. Plötzlich stand ein Mädchen vor mir. Sie schaute mich mit ihren wunderschönen, mandelförmigen Augen an. „Oh. Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe!“, entschuldigte sich dieses abnormal süße Wesen. Sie sah wirklich zauberhaft aus. „Wer bist du?!“, gähnte ich vor mich hin. Sie antwortete mit einer relativ tiefen Stimme, die nicht zu ihrem äußerlichen Erscheinungsbild passte: „Ich bin Milena. Milena Jedov.“ Ich fand, dass ihr Name so wunderschön war. Dana war schon aus dem Zimmer - bemerkte ich, als ich mich schon

aufgesetzt hatte. „Was machst du hier?“, fragte ich sie. „Ich bin nun eure neue Zimmergenossin.“, antwortete Milena. Sie hatte lockiges, langes, dunkel-mahagonibraunes Haar. „Fuck!“, schrie ich sofort. Mir tat dieses Mädchen so Leid. Sie war neu! „Wann bist du vierzehn geworden?“, fragte ich sie. Sie war eher schüchtern und sprach zu mir: „Am Freitag.“ „Weißt du was auf dich hier zu kommt?“, wollte ich von ihr wissen. „Ich weiß. Und heute Abend wird meine Jungfräulichkeit versteigert.“, sagte sie und kehrte mit dem Rücken zu mir und verließ das Zimmer. Komisch.

Dana kam in den nächsten Sekunden zurück und fragte mich: „Wer war denn das?“ „Die Neue!“, antwortete ich. „Die sieht ja mal richtig niedlich aus!“ „Dana, sie ist die Neue!“ Dana wollte es vermutlich nicht kapieren, was auf Milena zukam. „Warte. Was hat sie zu dir gesagt?“, änderte sie sofort ihre Stimmlage. Sie war besorgt um Milena. „Heute Abend wird ihre Jungfräulichkeit versteigert!“, sagte ich zu ihr. „Oh mein Gott…“ Schockiert verdrehte Dana die Augen. Dana wusste wie es ist, seine Jungfräulichkeit an einer Versteigerung zu verlieren. Durch solche

Versteigerungen nahmen die Bordelle hier in der Stadt sehr viel ein. Niemand hatte ein schönes erstes Mal. Ich konnte mich an meines nicht einmal erinnern. Die meisten hier verloren ihre Jungfräulichkeit an einer Versteigerung. Die anderen irgendwo anders, aber ebenfalls auf eine schreckliche Art und Weise. Dana verlor ihre nämlich circa vor ein und halb Jahren an einer Versteigerung. Die Versteigerungen sind von Montag bis Donnerstag und am Wochenende führt der Gewinner sein Gewinn durch. Um 19 Uhr jedes Wochentages, ausgeschlossen Freitag, sind ungefähr

50-100 Männer da und das Mädchen ist auf einer Bühne, nur mit String und High Heels. Dann werden Zahlen angeboten und wer das Meiste zum Schluss bietet gewinnt – wie auf NORMALEN Versteigerungen. Und wenn das Mädchen dann entjungfert wird, dann achtet man nicht auf ihre Gefühle. Man steckt ihn einfach mit voller Wucht rein. Die Neue tat uns Leid. Ihr erstes Mal wird sie leider so erleben. Milena ihre Art war jedoch eigenartig.   David ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Ich wollte immer noch wissen, wer mich verraten hatte.

Ich liebte ihn immer alles. Und ich vermisste ihn. Seine Stimme fehlte mir. Seinen Atem spürte ich nicht mehr auf meiner Haut. „Die Neue ist komisch.“, sagte ich. Dana fragte mich dann: „Wieso das denn?“ „Sie hat kaum eine Mimik im Gesicht und sie spricht so langsam und ohne dass sich die Stimmlage verändert!“ „Vielleicht ist sie einfach nur vom Charakter her so!“, versuchte Dana sie zu verteidigen. „Bestimmt nicht!“, sagte ich zu ihr. „Wenn du meinst!“, sagte sie bloß. Auch wenn mir Dana nicht glauben wollte. Milena hatte was zu verstecken!

Ich habe ein Gespür für so etwas. „Wieso glaubst du mir nicht?“, fragte ich Dana. „Schau sie doch an. Die ist einfach zuckersüß. Denkst du etwa, so was versteckt etwas?“ Dana war geblendet von ihrer Ausstrahlung. „Ja, denke ich!“, sprach ich zu ihr. „Hm. Liefere mir Beweise!“, wollte sie. „Mache ich! Keine Sorge!“ Paar Minuten später kam Milena herein und Dana versuchte sich sofort mit ihr anfreunden. Ich vermute, dass sie eine Art Ersatz in ihr suchte – aber Milena war ein schlechter Ersatz. Milena war einfach nicht das, was Serena war. Sie war langweilig –

eigenartig und langweilig. Mein Eindruck wird sich nicht ändern, dass wusste ich jetzt schon. Ich wollte unbedingt wissen, was Milenas Geheimnis war. Dana würde mir erst glauben, wenn ich ihr Beweise vorlegen kann. Und das werde ich auch noch. Milena und Dana unterhielten sich. Die Zeit ging heute so langsam vorbei. Ich steckte zu tief in meinen Gedanken. David wollte mir immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Es war gerade mal ein Tag her, an dem es passiert ist. Ich war immer noch zutiefst verletzt und ich hatte das Bedürfnis dazu, die Person umzubringen, die das getan hatte. OK,

vielleicht etwas übertrieben, aber ich hatte einfach das Bedürfnis dazu. „Milena, seit wann wohnst du in Ledoromio?“, fragte ich sie. „Hm, seit zwei Wochen ungefähr.“ „Wieso seid ihr hierher gezogen?“ Das war schon leicht verwunderlich, wieso man extra nach Ledoromio zieht, wenn man genau weiß, dass sich die Mädchen hier prostituieren müssen. „Mein Vater bekam hier eine Arbeitsstelle“, meinte sie. Ich dachte mir: „Als Zuhälter oder was?“ „Ach so!“, murmelte ich dann jedoch vor mich hin. Und schon bekam ich wieder Lust dazu einen Joint zu rauchen. Daraufhin fragte

ich dann Dana: „Willst du heute auch einen Joint mit mir rauchen?“ „Oh ja, haben wir ja schon lange nicht mehr! Verkauft der Typ neben dem Kaufhaus noch Gras?“, freute sich Dana schon darauf. „Glaube ich schon. Also nach dem Frühstück gehen wir zu ihm, oder?“, antwortete ich. „Ja können wir. Milena, kommst du mit?“ Und schon war meine Laune auf dem Tiefpunkt. Egal – ich wollte kein Streit mit Dana, aber ein Joint mit Milena zu rauchen – das wird was. Ich zog mir nur schnell irgendetwas an und dann gingen wir drei runter in die

Cafeteria um zu frühstücken. Ich holte mir zwei Brötchen, Butter und italienische Salami. Ich liebe italienische Salami! Milena holte sich zwei Brötchen, Butter und Käse. Wenn es ums Essen ging hatten wir, wie es aussah, nicht den gleichen Geschmack. Dana holte sich das Gleiche, obwohl sie kein Käse mochte! Mich wunderte Danas Geschmackswechsel. Sie hasste Käse – wie ich! Wir saßen uns zu unserem Stammtisch. Ich aß meine Brötchen und war vertieft in meinen Gedanken. Ich dachte daran, ob David noch an mich dachte und daran wie atemberaubend der Sex mit ihm war.

Sex mit ihm war unfassbar gut. Ich hatte mit ihm meinen ersten Orgasmus und ich träumte davon wie schön es wäre, wieder in so eine wundervolle Ekstase zu verfallen. Und ich sage euch sofort: Sex mit Gefühlen ist tausendmal besser als ohne! „Linda!“, rief Dana und weckte mich aus meinem Tagtraum. „Was ist?“, fragte ich sie. „Wie viel Gras brauchen wir?“ „Holen wir einfach mal 30 Gramm, dann bleibt etwas übrig für die nächsten Male. Haben wir Tabak noch oben?“, antwortete ich darauf. „Ja genug!“, sprach Dana. Milena lachte und sagte: „Ihr seit ja wie Junkies!“ Dana und ich schauten Milena mit einem

bösen Blick an. „Du wirst es auch früher oder später brauchen!“, sagte zu ihr. Ich fügte zu Dana ihrer Aussage noch hinzu: „Jeder raucht hier ab und zu einen Joint und das ist noch harmlos!“ Milena hielt sofort ihren Mund und das war auch besser so. Wer keine Ahnung davon hat, hat die Klappe zu halten. Dana war etwas enttäuscht von Milena, dass sie sofort behauptete wir wären Junkies. Wahrscheinlich hatte sie dies nicht schlecht gemeint, aber trotzdem: Diese Aussage hätte sie stecken lassen können! Somit wandte sich Dana sofort zu mir und vergaß (mit oder weniger Absicht), dass Milena, ‚unser Engel’, neben ihr

saß: „Und wie geht es dir heute wegen David?“ Als Dana Davids Namen erwähnte, leuchteten plötzlich Milenas Augen. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Ich antwortete ihr: „Ach, nicht gerade besser, aber was will man da tun?“ Dana wollte gerade eben was sagen und Milena fragte schon aus voller Neugier, wer David sei. „Lange Geschichte.“ Mehr sagte ich nicht. Milena machte einen Schmollmund und kreuzte ihre Arme und schaute mich so an, als hätte ich es ihr sagen MÜSSEN. „Sag es mir bitte!“, flehte sie mich an. Ich hatte kein Mitleid mit ihr. Sie tat so,

als wäre diese Information aus meinem Leben lebensnotwendig für sie. „Ich kenne dich dafür einfach viel zu wenig! Versteh das einfach bitte!“, sagte ich zu ihr und schon starrte sie mich so an, als würde sie mich gerne umbringen. Und mit so etwas soll ich heute einen Joint rauchen – na danke! Ein Joint ist zur Entspannung da. Zum Relaxen brauche ich garantiert nicht solche Leute an meiner Seite. Mir war die Freundschaft mit Dana einfach viel zu wichtig um mit ihr über Milena zu streiten und von daher machte ich was mit Milena und ihr – zusammen. Als wir mit dem Frühstücken fertig waren, gingen wir raus und wollten zum

Kaufhaus gehen und uns dort unser Geld holen. Das Geld hatte Dana in ihrer Handtasche und auf dem Weg dorthin liefen wir an einigen Sexshops vorbei. Nachts hatte Ledoromio ein Las Vegas Flair, doch nur dass das, was leuchtete keine Casinos oder Hotels waren, sondern Sexshops und Bordelle. Paar Minuten später sind wir angekommen und schon stand dort Jake – unser Dealer. „Oh, Linda und Dana! Mädels, wollt ihr wieder ein bisschen Gras?“, begrüßte er uns mit offenen Armen. „Wie immer halt!“, freute ich mich und umarmte ihn schließlich und Dana ihn auch. Jake war kein Junkie. Er nahm ab und zu welche Drogen,

abhängig war er noch nie von denen. Er verkaufte Drogen im Anzug und lief immer mit einer schwarzen, stylischen Sonnenbrille herum. Jedoch rauchte Jake viele Zigaretten – 2 Schachteln am Tag sind normal. Dadurch sah Jake älter aus als er ist. Er war gerade einmal 25, sah jedoch aus wie schon fast 35. „Wie viel Gramm?“, fragte er mit seiner ziemlich rauen Stimme, die ich aber richtig erotisch fand. „30 Gramm, denn den Rest können wir ja noch aufbewahren!“, antwortete Dana ihm. „Geht klar. Und wer ist die Neue?“, fragte er. „Ich bin Milena Jedov!“, stellte sich Milena vor. „Ah OK.“ Wie es aussah,

war Jake nicht so begeistert von unserer ‚Schönheit’. Jake packte eine Tüte mit 50 Gramm Gras raus und gab diese Dana und sagte: „Die 20 Gramm gehen auf mich. Also dafür müsst ihr nichts bezahlen. Wollen wir zusammen einen Joint rauchen?“ „Ja gerne!“, antwortete ich und somit gingen wir in den Cannabis-Club nebenan. Dana und Jake waren schon einmal ein Paar. Sie machte jedoch Schluss, weil sie keine Lust mehr hatte, mit einem Drogendealer zusammen zu sein, aber sie liebte ihn – auch noch bis zu diesem Moment. Jake liebte Dana ebenfalls noch, denkt aber, dass sie nichts mehr von ihm

wissen will und somit saßen wir uns zu einem Ecktisch mit einem bequemen Sofa. Danach drehte Jake die Joints und gab sie uns. Er gab uns noch die Feuerzeuge und dann zündeten wir sie an. So wie Milena daran gezogen hatte, war es bestimmt nicht ihr erster Joint. Nach einem halben Joint fing Dana damit an einen ‚Unsinn’ zu labern wie: „Jake, ich liebe dich!“ Jake, der in einem noch nüchternen Zustand war, küsste natürlich Dana. „Ich glaube, wir sollten gehen!“, sagte ich zu Milena. Sie nickte und wir saßen uns wo anders hin. „Wieso sagte gerade Dana zu Jake, dass sie ihn liebt?“, fragte

Milena, als ob sie es sich nicht denken könnte. Ich antwortete: „Dana und Jake waren schon einmal zusammen.“ „Echt jetzt?“, schaute mich Milena total geschockt an. „Ja und Dana liebt Jake immer noch und so ist umgekehrt auch.“ Der Kellner kam und fragte uns, was wir trinken möchten. Ich bestellte mir einen Pina Colada und Milena bestellte für sich einen Bloody Mary. Und schon wieder hatte sie nicht den gleichen Geschmack wie Dana. Sie hatte gar nichts mit ihr gemeinsam. „Aber wieso sagte sie heute vor dem Frühstück, ob der TYP beim Kaufhaus noch Gras verkauft? Wieso sagte sie

nicht einfach Jake?“, fragte sie. „Ich vermute, weil sie wollte, dass du nicht weißt, dass sie mal mit Jake zusammen war und das sie ihn noch über alles liebt!“, antwortete ich ihr. OK, das es heute in der Früh Dana so gesagt hatte, ist wirklich komisch. „Wer hat Schluss gemacht? Und wieso?“, fragte sie mich immer noch. Ehrlich gesagt ihre Fragen gingen mir nach einer Weile auf die Nerven, als ob sie UNSER Liebesleben etwas angeht. Sie ist neu. Sie muss nicht alles wissen. „Dana, weil sie nicht mit einem Drogendealer zusammen sein will, aber sie liebt ihn einfach.“, antwortete ich ihr mal wieder. Und wir rauchten unseren

Joint weiter. Ich zog daran langsam und genoss es. Milena dagegen zog so schnell daran wie möglich und verließ schnell ihre Nüchternheit. Sie lachte ganze Zeit und laberte irgendeinen Mist, der mich keineswegs interessierte. Somit war ich die Einzige, die noch nüchtern war und ich schaute kurz nach Dana, die mit Jake, wie es aussah, schon verschwunden war. Wahrscheinlich auf die Toilette oder so. Jake sah attraktiv aus, aber er konnte auf jeden Fall nicht David überbieten. Und somit rauchte ich den Joint zu Ende und verließ genauso meinen nüchternen Zustand und rollte mich auf dem Boden und lachte. So ging es 30 Minuten lang.

Und somit müsste eigentlich Dana schon längst wieder normal sein, aber sie kam immer noch nicht. Also ging ich wieder zurück zu Milena, die auch schon längst wieder nüchtern war. Wir warteten auf Dana eine halbe Stunde, was uns jedoch wie eine Ewigkeit vorkam. Dana gab Jake noch einen Abschiedskuss und legte ihre Arme um seinen Hals und seine Hände glitten runter zu ihrem Po. Der Abschiedskuss dauerte viel länger als gedacht. Als die zwei Turteltauben fertig waren, kam endlich Dana zu uns. „Seid ihr etwa wieder zusammen?“, fragte ich sie. „Nein. Ich hab zu ihm gesagt, dass ich nichts Festes

möchte.“ Wir gingen wieder zurück zu unserem Zimmer und ruhten uns ein wenig aus. „Milena, dein Vater ist bescheuert!“, regte sich Dana auf. Milena sah Dana schockiert an und sprach dann: „Wieso?“ „Wieso?! Er hätte den Job hier nicht annehmen sollen, denn du musst dich jetzt prostituieren und das ist alles anderes als schön!“, schrie Dana durch das ganze Zimmer. „Hm. Woher konnte er das wissen?“, fragte Milena. Dana ballte ihre Fäuste zusammen und sah Milena mit nicht gerade einem netten Blick an und schrie: „Weil es absolut jeder weiß!“ Milena blieb ruhig und sagte lieber nichts und

verließ das Zimmer. „Wieso regst du dich darüber so auf? Es kann dir eigentlich egal sein!“, sagte ich zu Dana. Ich verstand sie nicht. Es könnte ihr egal sein. Es ist Milenas Leben nicht ihres. „Weil sie mir Leid tut!“, sprach Dana. „Na und? Mir tut sie auch ein wenig Leid, aber wir haben noch anderes zu tun. Sie ist erst seit ein paar Stunden unsere Mitbewohnerin und schon mischt sie sich in unser Leben ein, das sie eigentlich gar nichts angeht. Wir wissen so wenig über sie und sie will von unserem Leben alles Mögliche wissen. Ich hab kein Mitleid mit ihr. OK, uns geht es zwar nicht gerade bestens, aber

sie wird es auch durchstehen – wie jede Einzelne von uns. Jede lebt trotzdem noch und sie wird es genauso schaffen, also lass es Dana! Sie kann ihr Leben alleine im Griff nehmen! Dafür braucht sie nicht dich!“, schrie ich. Ich wollte, dass sie es kapiert, dass Milena nur eine Mitbewohnerin ist und das sie es alleine alles schafft, genauso wie wir! „Hm…aber jetzt ist Milena da und nicht mehr Serena. Das wäre komisch, wenn wir nicht immer zu dritt sind!“, suchte Dana vergeblich nach einem Widerspruch. „Na und? Milena ist aber nicht die Dritte! Sie passt nicht zu uns! Akzeptiere es!“ Genau in dem Moment

passierte das, was ich eigentlich verhindern wollte. Ich wollte nicht mit ihr streiten! „Wer dann?“, fragte sie, als ob wir Milena so dringend nötig hätten. Sie machte einen Schmollmund und tat so, als ob sie jeden Moment anfingen würde zu weinen. „Nicht Milena!“, schrie ich. Dana sah mich an und schüttelte den Kopf und verließ ebenfalls das Zimmer. Wahrscheinlich suchte sie Milena. Ich räumte ein bisschen das Zimmer auf und plötzlich klopfte es an der Tür: Es war Serena! „Darf ich reinkommen?“, fragte sie. „Ja, komm

rein.“ Sie saß sich auf ihr altes Bett, das jetzt Milena gehört. „Es tut mir Leid, dass ich euch so viel verheimlicht habe“, fing sie an. „Und?“ „Kannst du mir wenigstens verzeihen“, bettelte sie mich an. „Das Vertrauen ist weg. Serena, es war zwar eine tolle Freundschaft. Ohne dich ist es nicht mehr so, wie es einmal war, aber es geht nicht!“ „Hm…ja OK…wie ist eigentlich die Neue?“ Man merkte, dass sie ein Gespräch mit mir anfangen wollte. Ich hatte eh nichts Besseres zu tun. „Ich mag sie nicht“, sagte ich. Darauf fragte Serena wieder: „Wieso?“ „Sie ist komisch und Dana sucht in ihr eine Art

Ersatz, aber sie würde dich nicht ersetzen können“, antwortete ich. „Entschuldigung…“, entschuldigte sie sich wieder. „Es ist zu spät! Und jetzt geh bitte!“, sagte ich zum Schluss. Sie stand auf und machte die Türe auf und sagte: „Tschüss!“ Ich wunderte mich, wieso sie auf einmal mit mir beziehungsweise mit uns befreundet sein wollte. Paar Minuten später kam Milena wieder raus und fragte mich mit einer gerade noch ruhigen Stimme: „Wieso magst du mich nicht?“ „Wer sagt das?“ „DANA!“, schrie sie plötzlich. Ich dachte mir, was auf einmal mit dem braven Mädchen von nebenan passiert

ist. „Hör auf zu schreien, Süße. Ich hab nicht gesagt, dass ich dich nicht mag. Ich hab gesagt, dass dein Leben mir egal ist und dass Dana sich nicht so sehr in dein Leben hineinsteigern soll!“, schrie ich zurück. „Mein Leben geht sie wohl etwas an! Wenn du ein Problem damit hast, dann schön. Glaub mir, Dana wird bald erkennen, dass ich die bessere Freundin für sie bin!“, schrie sie wieder. Was hatte sie für Probleme? Irgendetwas stimmte bei ihr sicherlich nicht! „Ach echt? Dana würde nie unsere langjährige Freundschaft aufs Spiel setzen wegen dir! Sie sucht eh nur ein

Ersatz in dir! Aber weißt du, du wirst es nicht mal schaffen ein Ersatz zu sein, weil da war sogar Serena besser!“, regte ich mich auf. Ich war nah daran ihr eine hineinzuschlagen. Sie hatte es verdient. Dann fügte ich noch hinzu: „Ich hoffe, dass so ein richtig ekliger Typ kommt und dich entjungfert!“ Sie kam immer näher zu mir und sagte, bevor sie das Zimmer wieder verließ: „Glaub mir, so schlimm wird es gar nicht.“ „Oh doch!“, schrie ich ihr hinterher und sie knallte die Türe zu. Was für eine Hure ist das? Und in diesem Moment machte ich mir ernsthafte Sorgen, was aus der

Freundschaft zwischen mir und Dana wird. Milena versuchte, wie es aussieht, alles zu zerstören. Ich war erstaunt, was sich anfangs auf dem zauberhaften, süßen Mädchen entpuppte: Eine falsche, psychisch gestörte Hure! Doch ich werde noch herausfinden, was bei ihr nicht stimmt. Und das zeigte sich gerade einmal in 24 Stunden.   David. In meinem Kopf spielt sich eine wunderschöne Melodie ab, die mich in einen Tagtraum entführt. David nimmt meine Hand und hatte einen niedlichen drei Tag Bart, obwohl niedlich kein maskulines Wort ist! Aber ich fand es

niedlich. Er lächelte mich an und schaute mir tief in die Augen. Sein Blick geht wo anders hin, aber er kümmert sich trotzdem noch um mich. Er knabberte an meinem Ohrläppchen, ging dann weiter runter zu meinem Hals und machte mir ein Knutschfleck. Es kitzelte so, dass ich ganze Zeit lachen musste. Ich saß mich auf seinen Schoß und meine Hände wanderten zu seinem Gürtel und dabei sah ich tief in seine braunen Augen. Seine Hände wanderten unter meinem T-Shirt und dann immer weiter hoch zu meinem BH. Ich machte seinen Gürtel schnell auf und danach entfernte ich den Haargummi und schüttelte meine langen dunkelbraunen Haare. Es war dunkel.

Wir waren in einer leeren Scheune. Draußen war es kalt, doch wir spürten diese Kälte nicht, denn unsere Lust hielt uns warm, doch plötzlich knallte jemand die Türe zu und dies holte mich aus meinem Tagtraum zurück in die Realität.   „Was bildest du dir ein?“, schrie plötzlich Dana. „Was willst du überhaupt? Geh zu Milena und lass mich in Ruhe!“, schrie ich zurück. „Du weißt, dass Milena dich nie ersetzen kann…“ „Dann bitte hör auf mir so ein Gefühl zu geben, dass sie das kann. Milena passt nicht zu uns und übrigens Serena war da!“, sagte ich zu ihr, diesmal aber

gelassener. „Was wollte sie?“ „Sie wollte sich entschuldigen, doch ich habe gesagt, dass das Vertrauen einfach weg ist!“, antwortete ich ihr. „Ach so. Und was noch?“ „Ich hab zu ihr gesagt, dass du in Milena eine Art Ersatz suchst“, sagte ich mit voller Absicht. „Wieso hast du das zu ihr gesagt?“, sprach sie enttäuscht. „Weil es die Wahrheit ist. Du, irgendetwas stimmt nicht mit Milena! Auch wenn du es mir jetzt nicht glaubst, aber ich werde schon herausfinden, was hinter ihr steckt!“ Ich machte ihr eine Ansage und ich werde noch irgendetwas über sie

herausfinden!   „OK! Ich warte! Aber bitte sei solang nett zu ihr!“, flehte mich Dana an. „OK, ich mach es!“ Es wäre gut, nett zu ihr zu sein, weil ich dann mehr über sie erfahren könnte. Um siebzehn Uhr war Abendessen und es war bald so weit. Das Päckchen Gras hatte Dana im Schrank versteckt und irgendwie wollte ich wieder ein Joint. Es wurde mir viel zu viel: David hat mich verletzt, Serena hat uns verarscht und Milena, die hat mir gerade noch gefehlt. „Rauchen wir nachdem Abendessen wieder einen Joint?“, fragte ich sie. „Ja

können wir. Milena wird nach dem Abendessen auf die Versteigerung vorbereitet.“ Als ob es mich interessieren würde, ob nach dem Abendessen Milenas Versteigerung vorbereitet wird oder nicht. „Dann haben wir wenigstens noch eine halbe Stunde Spaß, bevor die Realität wieder beginnt!“, sagte ich zu ihr. Sie nickte bloß. Ich konnte gar nicht abwarten mit meinem Detektivspielchen. Ich musste natürlich als erstes so etwas über Milena herausfinden. Eins habe ich schon: Mit ihr stimmt etwas nicht. Jedoch bringt mich das, nicht so weiter.

„Wo ist Milena?“, fragte ich Dana. Sie antwortete: „Sie redet gerade eben mit Debra und danach wartet sie auf uns in der Cafeteria. Aber bitte Linda, reiß dich zusammen!“ „Mach ich“, sagte ich ihr. Ich packte das Gras, den Tabak und das Papier zum Drehen in meine Tasche. Danach gingen wir zusammen in die Cafeteria. Dort wartete schon Milena, die mich mit einem nicht gerade erfreulichen Blick anschaute. Wir holten uns am Buffet, etwas zum Essen und dann saßen wir uns am Tisch. Ich entschuldigte mich bei Milena, was jedoch nicht ernst gemeint war: „Milena,

tut mir Leid wegen vorhin. Versuchen wir es noch einmal?“ „Versuchen wir es!“, lächelte sie mich mit einem gefälschten Lächeln an. Ich hasste sie. Schon am ersten Tag zeigte sie ein Teil ihres wahren Gesichtes. Wir aßen und ich genoss diese Vorstellung, was für ein ekliger Typ Milena durchnehmen wird. Und wie ich diese Vorstellung genoss. Dana unterhielt sich mit ihr, jedoch war ich so vertieft in meiner Vorstellung, so dass ich dies nicht beachtete. Als wir fertig mit dem Essen waren, rannte Milena zu Debra und wir gingen in den Bordellgarten. Ich holte Gras und

Tabak aus der Tasche und das Papier zum Drehen. In die Mitte des Papiers legte ich etwas Gras rein und sehr viel Tabak und rollte das Papier dann und drehte es am Ende so, dass eine Öffnung unten noch frei war, mit der ich dann rauchen konnte. Und so machte ich es mit der Zweiten. Den ersten Joint gab ich Dana und der zweite war für mich. Das Gefühl voll und weg zu sein ist ein so wunderbares Gefühl. Man vergisst seine Probleme. Man lacht, als könnte das Leben nicht schöner sein. Es könnte nicht wundervoller sein. Dana und ich lachten, als wäre nie etwas dazwischen gekommen. Und ich lachte, obwohl ich tief im Inneren ein

gebrochenes Herz hatte. Für einen Moment ließ der Effekt des Joints sehr nach und ich hörte auf zu lachen. Ich sah vor mir wie David schon mit einer anderen herum schmuste. Dana fiel mein plötzlicher Aussetzer nicht auf. Langsam fing ich wieder an wie ein Trottel zu kichern. Nach einer Zeit beruhigten wir uns wieder und das Lächeln verwandelte sich schnell in das Gegenteil. „Es wird wohl Zeit wieder damit anzufangen, oder?“, sprach Dana zu mir. „Ja, leider.“ Somit gingen wir ins Bordell und dort standen schon ein paar Freier. Ich lief in das Zimmer 132, zog mich um und dann

klopfte schon einer. Davor müssen sich die Typen die Bilder von uns ansehen, dann wählen sie eine aus und sagt man ihnen unsere Zimmernummer und dann ist es wohl klar, was dann kommt. „Guten Tag! Kommen Sie herein.“, begrüßte ich ihn. Es war ein circa vierzigjähriger, blond haariger, braunäugiger Mann. Ich fand ihn nicht attraktiv. Kein bisschen. Seine Stimme klang so, als hätte er schon mit neun begangen zu rauchen. Nicht gerade erotisch. Er verlangte: „Also meine Frau lässt mich nicht an ihr Arsch ran! Ich wollte das schon so oft machen und mit euch kann man ja hier alles

anstellen!“ Seine Einstellung gefiel mir nicht. Seine arme Frau. Wusste sie überhaupt, dass er zu einer minderjährigen Prostituierten geht? „Sie müssten beachten, dass man bei dem Analverkehr am Anfang langsam seinen Penis einführt. Mit Kondom und mit sehr viel Gleitgel!“, musste ich ihm sagen. „Ach was! Und was ist, wenn ich es nicht so mache, wie du es mir sagen?“, fragte er. „Ich will nicht, dass das Leben meines geliebten, wohlgeformten Pos wegen Ihnen versaut wird. Also befolgen Sie meine

Regeln!“ Ich war angeekelt von diesem Typen. Jede Sekunde immer mehr und mehr. Diesmal nickte er mit einem leicht geschockten Blick. Und jetzt hieß es: Hol ihm einen runter, danach bläst du ihm einen, danach ziehst du den Kondom über seinen Penis drüber und dann ran an das Hauptprogramm! Nachdem ich mit dem ganzen Vorspiel fertig war, ging es an das Hauptprogramm. Ich hasste Analverkehr. Es tat mir selber verdammt weh, besonders wenn welche die Regeln überhaupt nicht beachteten. „Ich sage es noch einmal: Erst einmal sehr viel Gleitgel darauf schmieren und

dann LANGSAM einführen und nicht sofort reinstecken! Wären Sie an meiner Stelle, dann wüssten Sie wie verdammt qualvoll das ist!“ Er schaute mich mit einem sehr komischen Blick an und ich erhoffte mir, dass wenigstens dieser die Regeln befolgen würde. Ich kniete mich hin, aber nicht so, dass meine Pobacken auf meine Unterschenkeln saßen, sondern auf meine vier 'Pfoten'. Schon der Gedanke daran, wieder Analverkehr zu haben, störte mich und wie. Alles war bei mir verspannt. Mehr als die letzten Male. Er zog langsam meinen String aus. Ich streckte als Erstes das eine Beine und

dann das Andere, damit das Ausziehen ohne Probleme ging. „Du weißt, wie es geht!“ Er sagte nichts. „Hallo?“, fragte ich, weil er kein Wort von sich gab. Ich drehte mein Kopf etwas nach links und plötzlich fing er an zu weinen. Also stand ich auf und fragte ihn: „Was ist los?“ „Ich kann das nicht!“, weinte er und schon hatte ich ein ganz anderes Bild von diesem Typen. Ganz klar: Er wollte nur auf hart tun und wusste schon ganze Zeit, dass er das nicht tun konnte. „Dann lassen wir es einfach“, war ich beruhigt und konnte lächeln, weil mir keiner sein Penis in meinen After hinein schob. „Ja! Das ist echt besser so, aber

ich bezahle trotzdem den vollen Preis!“, sagte er und zog sich schnell an und gab mir das Geld und verschwand ohne sich von mir zu verabschieden. Egal. Ich war erleichtert. Und wie. Mein Zimmer 132 wurde für mich extra in ein knalliges Pink gestrichen. Ich würde das Zimmer lieben, wenn das, was hier geschieht, nicht geschehen würde. Das Bett war super bequem und die Satinbettwäsche mit Leopardenmuster war ein Traum. In der rechten Ecke stand ein Whirlpool. In einer Ecke des Whirlpools stand ein Eimer, gefüllt mit Eiswürfeln und einer Flasche Champagner. Im Laufe des Abends passierte nichts Eigenartiges oder Besonderes. Nach meinen

Feierabend, der um ein Uhr nachts war, traf ich Dana. „Und wie war dein Arbeitsabend?“, fragte sie mich. „Ach ein Typ hat losgeheult!“, musste ich lachen. „Ach was! Wieso das?“, musste sie ebenfalls kichern. Ich antwortete darauf: „Er konnte es plötzlich doch nicht!“ Sie musste es lachen. Zum ersten Mal, das niemand konnte. Somit gingen wir zurück ins Zimmer. Milena schlief schon. Zum Glück.   Der nächste Morgen begann so, dass auf einmal der Wecker klingelte und ich war noch viel zu müde dazu, um die Augen aufzumachen. Also suchte ich den Wecker. Ich tastete über all ab, wo er

sein könnte. Plötzlich hörte ich, wie etwas runter flog. Ich erschrak mich dabei so sehr, dass ich richtig wach wurde. Also schaute ich auf den Boden und unten lag mein Wecker – in vielen Teilen zersplittert. Na ja. Er war eh schon alt! Also stand ich langsam auf und wie es aussah waren Milena und Dana schon frühstücken und das ohne mich! Wurde immer besser mit Milena. Das Einzige was mich interessierte war, was für ein ekelhafter Typ sie entjungfern wird. Deshalb beeilte ich mich mit dem Schminken und mit dem Anziehen, damit ich die zwei noch beim Frühstücken erwischen konnte.

Ich war fertig. Daraufhin rannte ich die Treppen runter, weil mir nicht sicher war, seit wann die zwei frühstückten. Als ich endlich in der Cafeteria ankam, saßen die zwei noch am Tisch. Ich war völlig aus der Puste, war jedoch froh, die Beiden rechtzeitig erwischt zu haben. „Guten Morgen!“, begrüßte ich Milena und Dana. „Guten Morgen!“, sagten die beiden. Meine Neugierde konnte sich nicht zusammenreißen, also fragte ich Milena: „Und wie war die Versteigerung?“ „Ach irgend so ein alter Sack hatte so viel Kohle, dass er jeden immer wieder überbieten konnte!“

Sie war enttäuscht, doch mein Herz machte Saltos vor Freude. Hoffentlich war es so ein richtiger ekliger Typ! Ich holte mir Müsli mit Milch und aß in Ruhe. In zwei Stunden musste ich beginnen mit der Arbeit, doch dies war mir in diesem Moment egal. Milena bekam das, was sie verdiente und ich hoffte, ich würde so schnell wie möglich herausfinden, was für ein Geheimnis sie hatte. Sie sah mich ab und zu beim Frühstücken so an, als ob sie mich jeden Moment, am liebsten ersticken würde. Ich war aber trotzdem noch ziemlich müde, deshalb versank ich schnell in meine Gedanken. Und ich fragte mich

ganze Zeit, wer mich verraten hatte und wieso. Ich glaubte nicht, dass es Serena war, weil sie sich sonst auf verraten hätte. Debra war es vermutlich auch nicht. Aber wer dann? Ich stellte mir diese Frage zu oft, aber ich kam nicht annähernd auf die Antwort. Als ich mit den Frühstücken fertig war, ging ich wieder in das Zimmer 132 und was ich dort sah, brachte mich zum Schreien. In dem Eimer, in dem eigentlich der Champagner stand, war ein Kopf eines Mädchens und im Kopf steckte ein Messer. Auf dem Messer klebte ein Zettel: Das Gleiche wird demnächst auch mit dir

passieren! Wer wollte mir das antun?! Ich verließ das Zimmer und sperrte die Tür dieses Mal zu. Dann rannte ich zu Debra. Sie wohnte im Dachbodengeschoss. Ich klopfte. „Wer ist da?“, fragte sie. „Frau Konskolinski, ich bin es Linda!“, antwortete ich in Hektik. Sie machte die Türe auf und bat mich herein. „Was ist denn los?“, fragte sie besorgt. „Bei mir in Zimmer ist ein Kopf eines Mädchens...“, sagte ich. „WAS?!“ Debra ihre Pupillen erweiterten sich und sah mich sehr geschockt an. „Komm ich gehe jetzt mit dir nach unten und wir rufen die Polizei an!“, sprach sie. Wir liefen so schnell es ging in mein

Zimmer. Mein Herz klopfte nicht mehr im richtigen Takt. Ich dachte mir, wer mich umbringen will. Als wir vor meinem Zimmer standen, sperrte ich die Türe auf und wir betraten das Zimmer. Debra ihre Augen fielen fast heraus. „Oh mein Gott!“, schrie sie. Konskolinski rief mit ihrem Handy die Polizei an. „Und wann kommen die?“, fragte ich. „Sie beeilen sich wie möglich. Linda, könntest du dir denken, wer so etwas machen könnte?“ „Ich habe echt keine Ahnung!“ Wir sahen den Kopf an. Sogar Konskolinski zeigte Gefühle. Sie machte sich Sorgen um mich! Sofort kam Dana

mit Milena herunter. Dana stand sprachlos vor dem Eimer. Milena dagegen musste sich ihr Lächeln verkneifen. „Was ist denn daran lustig, Milena?!“, schrie Debra. Und sofort hörte sie auf zu Lächeln. Geschockt war sie nicht, was mich irgendwie wunderte. Die Polizei kam ins Zimmer. „Guten Tag, Frau Konskolinski. Welchem Mädchen gehört das Zimmer?“ „Mir!“, sagte ich. „Dann kommst du mit ins Revier. Wir müssen dir nämlich ein paar Fragen stellen.“, sprach ein dunkelblonder Polizist. Der hellblonde nahm mit Handschuhe den Kopf und packte den in eine Tüte ein. Das Messer ließ er

drin. „Wir werden das durchsuchen lassen.“, sagte der hellblonde. „Linda, heute musst du nicht arbeiten!“, lächelte mich Debra an. Die Polizisten nahmen mich mit. Als wir auf dem Revier waren, gingen wir in ein dunkelgraues Zimmer. Und schon kamen die ersten Fragen: „Könntest du dir denken, wer dir so etwas antun wollen würde?“ Ich antwortete darauf: „Ja, Milena Jedov.“ „Milena Jedov? Der Name kommt mir bekannt vor“, sagte der hellblonde Polizist und der dunkelblonde sagte: „Ja, mir auch.“ Es überraschte mich, dass Milena schon bekannt bei der

Polizei sei. „Wieso denkst du, sie könnte dahinter stecken?“ „Ach, als sie ins Zimmer reingekommen ist, musste sie lächeln und sie hat versucht dieses Lächeln zu verkneifen!“, antwortete ich. „OK, das ist mehr als eigenartig!“, fand der Dunkelblonde. Der Hellblonde sagte dann zu mir: „Also mehr müssen wir momentan dich nicht fragen, aber wir werden mal mit Milena Jedov reden!“ Dann ging ich zurück in unser Zimmer. Nein, nicht Zimmer 132, sondern unser Schlafsaal. Dort wartete schon Dana auf mich. „Und?“ „Milena ist schon bekannt bei der Polizei!“, sagte ich. „Ach was! Das kann doch nicht stimmen!“, meinte Dana. Es regte mich

so auf, dass sie mir nicht glauben wollte. „Wieso hat es mir dann die Polizei gesagt? Jedenfalls wollen sie dann mit ihr reden!“, sagte ich darauf. „Denkst du etwas Milena war es? Du spinnst doch!“, schrie Dana. Ich lachte und schrie dann zurück: „Komischerweise hat sie gelächelt, als sie den Kopf gesehen hatte. Und was ist daran lustig? Gar nichts!“ Und sofort hielt Dana ihr Mund. Irgendwas stimmte nicht mit Milena. Ich verließ das Zimmer, um Debra zu suchen. Ich wollte nicht mehr im Zimmer 132 sein! Dann traf ich eine Klassenkameradin, die ganz besorgt um mich war: „Ist alles in Ordnung mit dir,

Linda?“ „Ja, es passt! Könntest du mir vielleicht sagen, wo Debra ist?“, fragte ich. „Sie sitzt in der Cafeteria!“, antwortete sie. „Danke!“ Somit ging ich in die Cafeteria und dort saß schon Debra. „Frau Konskolinski, könnte ich mit Ihnen reden?“, fragte ich. „Ja klar!“, sagte sie. „Könnte ich bitte ein anderes Zimmer haben?“ „Wegen dem wollte ich mit dir später reden...“, fing sie an, „...und wenn du willst, kannst du auch ein paar Tage dich ausruhen. Ist glaube ich auch selbstverständlich!“ „Oh danke! Sagen sie mir dann Bescheid, welches Zimmer ich bekomme?“, freute

ich mich. „Heute Abend sage ich es dir noch!“ Ich verabschiedete mich von ihr und ging dann zurück ins Zimmer. Und schon als ich ankam, wartete Milena auf mich. „Denkst du etwa, ich war es?“, fragte sie mich. „Ja, denke ich.“ „Nur weil ich dich nicht mag, musst du nicht denken, dass ich so etwas tue!“, schrie sie. „Aber ich denke es!“, schrie ich zurück. „Wieso sollte ich so etwas machen, nach zwei Tagen?“ „Du hast gelacht, als du den Kopf gesehen hast! Was ist denn daran witzig?“ Ich rastete komplett aus und packte Milena am Hals, jedoch nicht zu fest. „Ich sage dir, wenn es raus kommt,

dass du es warst, dann schwöre ich dir, du wirst den Tag bereuen, an dem du das gemacht hast!“ Und dann ließ ich sie los. „Und du denkst, ich hätte Angst vor dir?“, provozierte mich Milena. „Es war nur eine Warnung!“ Ich verließ das Zimmer, um mich abzureagieren. Was bildete sich bloß dieses kleine Miststück ein? Sagte Dana etwa zu ihr, dass ich behaupte, sie war es? Denn so schnell konnte die Polizei doch nicht mit ihr reden! Ich wollte zum Kaufhaus, um mit Jake zu reden. Als ich endlich ankam, stand er zum Glück dran. „Linda? Was machst du denn hier?“ Völlig erschrocken sah er

mich an. „Ach, ich muss mit dir reden. Gehen wir in den Cannabis-Club?“ „Ja klar!“ Auf dem Weg zum Club fragte er mich: „Was ist denn passiert?“ „Dana hat sich so verändert, seit dem die Neue da ist. Ich will nicht noch eine Freundin verlieren. Und dann ist heute noch etwas passiert...“ „Hm...OK? Soll ich wegen dem vielleicht mit ihr reden? Und was ist heute passiert?“ Ich antwortete darauf: „Wird nichts bringen! Sie ist so stur geworden! Das glaubst du mir nicht. Und das in so einer verdammt kurzen Zeit! In meinem Zimmer war ein Kopf...und in dem

steckte ein Messer. Und dann klebte auf dem Messer noch ein Zettel und auf dem stand: Das Gleiche wird demnächst auch mit dir passieren!“ „OK? Das ist ja mal richtig eigenartig!“, sagte er und sah mich völlig schockiert an. „Das ist noch nicht mal alles! Als die eine Neue, die Milena, ins Zimmer hereinkam, musste sie anfangen zu lächeln!“ „Denkst du etwa, sie war das?“, fragte er sofort. Ich nickte. „Ich kann dich da echt verstehen!“, sagte Jake. „Und Dana tut das eben nicht!“, beschwerte ich mich bei ihm. Endlich kamen wir an. Im Cannabis-Club waren nicht viele und wir gingen in den

VIP-Raum, weil da niemand war. Jake drehte die Joints. Den ersten Joint gab er mir und sagte: „Du musst dich ablenken!“ Ich nahm den Joint und holte das Feuerzeug aus meiner Hosentasche. Ich zündete ihn an und genoss jeden einzelnen Zug von Anfang an. Jake rauchte auch schon längst seinen. Plötzlich versuchte er meine Shorts aufzuknöpfen. Ich ließ es zu. Ich war teilweise schon ein bisschen weg. Er zog sie aus und die Atmosphäre hier war perfekt. Niemand war hier. Rotes Licht und etwas dunkel. Ein bequemes Sofa. Ich lachte und er tat seine rechte Hand in meinen String-Tanga und dann steckte er seinen Mittelfinger in meine Vagina.

Dann kam der Ringfinger und der Zeigefinger. Ich stöhnte und er fragte mich: „Gefällt es dir?“ „Und wie!“, stöhnte ich die ganze Zeit und immer lauter. Dann zog er auch meinen String aus und er machte seinen Gürtel auf und zog die Hose aus. Danach zog ich seine Boxershorts aus und sah darauf, dass seiner schon etwas steif war. Ich massierte seinen besten Freund und er holte nebenbei noch einen Kondom aus seiner Hosentasche. Er gab den mir und ich zog ihn über seinen Penis. Ich lag mich auf das Sofa und rauchte den Joint weiter und musste aufpassen, dass ich mich währenddessen nicht verschluckte. Ablenkung – von David und von dem

Miststück. Er schob ihn langsam rein. „SCHNELLER!“, schrie ich. Und schon gab er Vollgas! Ich stöhnte und war so glücklich, dass ich dafür nicht bezahlt wurde. Ja, es tat so verdammt gut. Ich war fertig mit dem Joint. Jake auch. Wir machten weiter. Auf einmal verging der Effekt des Joints. Ich sah Jake an und fragte ihn dann: „Was machen wir da überhaupt? Du liebst Dana und sie dich auch!“ Sofort hörte er auf und tat das Kondom runter und zog sich an. Ich zog mich ebenfalls an. „Scheiße!“, sagte er. „Es tut mir Leid!“, fügte er noch hinzu . „Das muss dir nicht Leid tun. Ich wollte das doch

auch. Aber es war ein Fehler.“ „Ich liebe sie nicht mehr...“, sagte er plötzlich. „Wie – du liebst sie nicht mehr?“ „Ach, das ist schon länger so...“ „Aber Dana hat mir gestern noch gesagt, du wolltest was Ernstes, aber sie nicht?“ „Das war eigentlich umgekehrt!“, sagte er mir auf einmal. „Ich gehe jetzt. Und übrigens: Schlecht im Bett bist du ja nicht!“, verabschiedete ich mich von ihm. Ich bereute es, mit Jake zu schlafen. Und das noch mehr, weil Dana mit ihm wieder etwas Ernstes anfangen wolle. Ich fühlte mich so, als wäre ich der letzte Dreck. Dana war meine beste

Freundin, auch wenn die Situation zur Zeit einfach schwierig war. Ich war enttäuscht von mir. Richtig entsetzt von meinem Verhalten. Wie konnte ich bloß so falsch sein? Und egoistisch? Als ich oben ankam, klebte ein Zettel auf unserer Tür: Linda, komm bitte zu mir hoch ins Zimmer. Debra. Also lief ich hoch zu Debra und klopfte an der Tür: „Wer ist da?“, fragte sie. „Ich bin es. Linda!“, antwortete ich. Sie machte die Türe auf und schon fing sie an: „Die Polizei hatte mit Milena geredet. Sie fanden keine Fingerabdrücke auf dem Messer oder auf dem Kopf und sonst wo. Jedoch gibt es eine Info, die ich dir unbedingt sagen

muss!“ Mit dieser Aussage machte sie mir Angst. „Und was?“, fragte ich angespannt. „Milena ist aus irgendeiner Psychiatrie ausgebrochen. Sie haben aber noch nicht genauere Infos, aus welcher Psychiatrie und wieso sie dort da war.“ „Oh mein Gott!“, schrie ich. „Aber bitte sag dies noch nicht Dana. Milena bleibt jetzt noch bei uns, aber die Polizei recherchiert auf jeden Fall und ruft in jeder Psychiatrie an!“, versuchte mich Debra zu beruhigen. „Die ist gerade mal zwei Tage da und schon macht sie solche Probleme?“, fragte ich. „Wie es

aussieht...“ Ich verabschiedete mich von Debra. Der Rest der Woche verlief einigermaßen normal. Ab und zu konnte ich nachts nicht richtig schlafen, weil ich Angst hatte, Milena würde mir irgendetwas antun. Die Polizei fand keine Informationen. Mit Jake hatte ich noch ab und zu telefoniert. Wir haben vereinbart, dass wir es niemanden erzählen, jedoch sei er froh gewesen, mit mir geschlafen zu haben. Ich erzählte ihm aber, dass ich es zutiefst bereue mit ihm 'im Bett' gelandet zu sein. Er akzeptierte das. Konskolinski gab mir den Rest der Woche frei, um mich von dem Schock 'auszuruhen', was mir aber

nicht so viel brachte, weil die Person, die mir das wahrscheinlich antun will, im selben Raum schläft. Mit Dana hatte sich immer noch nicht alles geregelt. Sie schwört auf Milenas Unschuld. Es war Sonntag. Nacht. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich hielt es nicht mehr aus, mit Milena im selben Zimmer zu schlafen. Im selben Stockwerk gab es einen Computerraum und dort wollte ich unbedingt ins Internet um etwas über Milena herauszufinden. David machte es mir auch nicht gerade leichter. Ich hörte nichts mehr von ihm. Und ich vermisste ich furchtbar sehr. Wieso muss Liebe so kompliziert sein? Aber genau jetzt habe

ich ein anderes Problem, das ich zuerst lösen sollte: Milena! Also schrieb ich mir als erstes die Städte auf, in denen es eine Psychiatrie gibt und dann googelte ich zunächst zehn Städte. Ich fand anfangs gar nichts. Zutiefst deprimiert saß ich vor dem Bildschirm. „Wieso finde ich nichts?“, fragte ich mich. Diese Schlampe muss doch irgendwo zu finden sein. Ich dachte, ich steckte vor einer Sackgasse. Werde ich es noch lange mit ihr aushalten müssen? Aber dann fiel mir noch eine Stadt ein, die ich mir zur Liebe verdrängt hatte. Nämlich Tredomio. Ich tippte in Google ein: Most Wanted Tredomio. Auf der ersten Seite der

Gesuchten fand ich gar nichts. Ich machte mir schon ernsthafte Sorgen, ob ich überhaupt noch etwas über sie herausfinden werde. Wieso denke ich manchmal so pessimistisch? Doch dann half mit eine höhere Kraft und schon auf der zweiten Seite fand ich einen göttlichen Volltreffer. Gesucht: Milena Jedov, 16 Jahre, wegen mehrfachen Mordes „Fuck! Sie hat doch gesagt, sie wäre 14!“, flüsterte ich vor mich hin und plötzlich schlug mir jemand auf dem Kopf. Nach paar Sekunden erlangte ich wieder mein Bewusstsein und Milena stand vor mir und sah mich an: „Und jetzt kennst du teilweise meine wahre

Identität!“ „Was fehlt denn noch? Und was willst du hier?“ „Haha, soll ich es dir wirklich sagen?“, lachte sie wie eine psychisch Gestörte. (OK, das war sie eigentlich.) „JA!“, schrie ich. „Schrei nicht so!“, flüsterte sie, als hätte sie Angst, dass jemand reinkommt. „Ich war mal David seine Freundin!“, sagte sie mit vollem Stolz. „Und jetzt?“, sprach ich. „Er hatte mich verlassen. Dabei hatte er nicht einmal einen Grund genannt! Er hatte mir tausendmal gesagt, wie sehr er mich liebte, aber das war, wie es wohl aussieht nur eine verdammte Lüge!“, fing sie an zu weinen. Ich hatte kein Mitleid mit ihr. Dagegen war ich

geschockt, dass sie mit David mal zusammen war. Und dann redete sie weiter: „Also mit jeder, mit der er etwas angefangen hatte, brachte ich um. Und dann kam ich ins Spiel und tröstete ihn und dann haben wir zusammen so schönen Sex gehabt! Einfach traumhaft! Und dann habe ich ihn mit dir gesehen und dann verfolgte ich dich und dann habe ich gewusst, dass doch die Huren aus Ledoromio da waren. Dann schaute ich im Internet nach und sah dort dein Gesicht: Linda Capaceloni! Da dachte ich mir schon: So ein beschissener Name. Und du bist eine Hure aus Ledoromio! Das druckte ich natürlich aus! Und zeigte es ihm. Haha, du hättest sein

Gesicht sehen müssen! Er konnte es nicht glauben. Der Arme. Du hast sein Kopf verdreht, obwohl ich ehrlich gesagt nicht verstehen kann wie. Das Problem war, dass ich so schnell wie möglich wieder flüchten musste und das Beste ist gewesen, dass ich nach Ledoromio kam und dort mit dir das mach, was ich mit den anderen gemacht habe! Davor musste ich mir aber ein Jungfernhäutchen operieren lassen, damit ich nach Ledoromio konnte und das machte ich dann auch. Zum Glück verdient mein Daddy so viel Geld, dass ich eine OP sofort in den nächsten paar Stunden bekam“ „Du bist doch echt gestört!“, schrie ich.

„HALT DIE KLAPPE! Du bist eh gleich tot!“, schrie sie dann. Sie packte aus ihrer Tasche ein Messer aus und auf einmal stürmte Dana ins Zimmer und schmiss sich auf Milena und riss ihr das Messer aus der Hand. „Du wirst ihr gar nichts tun!“, schrie Dana Milena an. „Du verstehst es doch nicht!“, sagte Milena. Dana warf mir ihr Handy zu und rief: „Ruf die Polizei an!“ Ich wählte sofort die Nummer der Polizei und sagte total in Panik: „Bitte kommen sie ins Bordell Ratordia, Stockwerk 7, Zimmer 478! Es ist dringend!“ Der Polizist sagte, dass sie so schnell kommen wie möglich. „Was bildest du dir ein, Milena?“, schrie Dana und gab Milena eine Ohrfeige.

Milena dagegen lachte und sagte ganz entspannt: „Denkt ihr etwa, ihr könntet gegen MICH gewinnen?“ Dann schubste sie Dana weg und nahm das Messer und ging auf Dana zu. „Dich steche ich dann eben als erstes ab! Das war zwar nicht in meinem Plan, aber das ist wohl nötig.“, sprach sie mit einem gestörten Grinsen. „DU MACHST GAR NICHTS!“, schrie ich und stürzte mich auf sie und nahm mit der linken Hand das Messer. Ich warf es in die Ecke und dann kam die Polizei herein. „Was ist hier los?“, schrie sofort ein Polizist. Milena lag erschöpft auf dem Boden und atmete schwer. „Sie wollte uns abstechen!“,

sagte ich und zeigte auf Milena. „Das ist doch Fräulein Jedov!“, lachte der Polizist und packte die Handschellen aus. Der andere Polizist nahm uns mit, solange drei andere Polizisten die Handschellen dran machten. Als wir auf dem Revier waren, stellten uns die Polizisten ein paar Fragen. „Frau Capaceloni, was machen Sie mitten in der Nacht im Computerraum?“, fragt einer. Ich antwortete: „Ich wollte wissen, was wirklich hinter Milena steckt!“ „OK, und was haben Sie gefunden?“ „In Tredomios Most Wanted fand ich sie. Milena Jedov, 16 Jahre, gesucht wegen mehrfachern Mordes.“, sagte ich

zu den Polizisten. Dann fragte ein anderer: „Was passierte dann?“ „Sie schlug mir auf dem Kopf! Gott sei Dank kam ich wieder schnell zum Bewusstsein und dann erzählte sie mir sehr 'interessante' Dinge“, erzählte ich weiter. „Und was alles?“ „Sie war mit einem David zusammen und als wir in Tredomio waren, hatte ich etwas mit ihm. Und sie erzählte, dass sie jede umbrachte mit der er etwas hatte und deshalb war sie auch in Ledoromio. - Um mich umzubringen! Und wegen dem ist sie aus der Psychiatrie ausgebrochen, damit sie David hinterher spionieren kann!“, sprach ich

weiter. „Sie war in der Psychiatrie?“, fragte der Polizist total geschockt. „Ja? Frau Konskolinski erzählte mir, dass die Polizei in jeder Psychiatrie anruft!“ „Das kann nicht stimmen! Wir haben mit Psychiatrien kaum etwas zu tun! Und wir konnten kaum etwas über Milena herausfinden, da sie in der Psychiatrie war. So etwas steht nicht in den Akten der Landespolizei!“, sagte ein anderer Polizist in einer sehr tiefen Stimmlage. Dann schrieb sich der Polizist auf: Debra Konskolinski einladen zum Verhör. „Und was hatten Sie mit der ganzen Sache zu tun?“, fragte der Polizist Dana. Und dann schilderte sie alles.

Als wir das Revier verließen, entschuldigte sich Dana bei mir: „Es tut mir so schrecklich Leid! Ich habe echt nicht gedacht, dass sie so ist! Sie kam immer anders rüber. Ich hätte dir von Anfang an glauben sollen!“ „Das passt schon. Jedenfalls weiß ich jetzt, wer mich verraten hatte. Milena!“ Ich war froh, dass Dana begriff, was Milena für eine ist. „Aber was hatte Debra damit zu tun?“, fragte Dana. „Keine Ahnung, dass frage ich mich gerade auch!“ Wir wollten in die Cafeteria. Wieso? Wir wollten Debra darauf ansprechen! Als wir endlich ankamen, saß sie an einem

Tisch, so wie es das Schicksal wollte: „Frau Konskolinski, wir müssen unbedingt mit Ihnen reden!“ „Was ist denn wieder passiert?“, fragte Debra und ließ sofort die Gabel fallen. Dana antwortete: „Ach, wieso sagten Sie zu Linda, das die Polizei in jeder Psychiatrie anruft, obwohl die Polizei nicht mit Psychiatrien zusammen arbeitet und nicht gewusst hat, das Milena überhaupt in der Psychiatrie war!“ „Hm...Milena erzählte mir, dass sie in der Psychiatrie war, weil ihre Eltern gestorben seien...ich habe mir nichts dabei gedacht...“,sagte sie zu uns „...wer hätte gedacht, dass in ihr eine Mörderin steckt? Es tut mir so

schrecklich Leid!“ „Lügen Sie uns doch nicht an! Frau Konskolinski, Sie wissen doch viel mehr! Sie haben gesagt, dass die Polizei in jeder Psychiatrie anruft! Das muss doch etwas bedeuten!“, schrie ich. „Ja, ich habe etwas gewusst über sie. Etwas Grauenvolles! Das gebe ich jetzt zu. Aber ich dachte, sie hatte sich geändert. Das erschien mir so. Es tut mir doch so Leid!“, versuchte sich Debra herauszureden. Dana und ich waren entsetzt. Wir standen mit offenem Mund dar. Sie hatte etwas gewusst. Die Frage war jetzt nur noch was. „Was haben Sie gewusst?“ „Das sie jemanden umgebracht hat!“,

schrie sie und weinte. Ihre Stimme zitterte. Aber auch ihr Körper zuckte. „Aber wieso haben Sie sie dann da gelassen?“, schrie ich. „Wie schon gesagt, ich dachte,... sie hatte sich geändert!“ „Ach! Und deshalb denken SIE, SIE können sie bei uns lassen?“, schrie Dana. Ihre Stimme wurde immer tiefer. „Ich habe mich geirrt. Es tut mir Leid!“, entschuldigte sie sich tausendmal und trotzdem zuckte ihr Körper. „Sie haben einen großen Fehler begangen!“,sagte ich noch zum Schluss und wir gingen zurück ins Zimmer. Als wir ankamen, wollte ich unbedingt einen Joint rauchen. „Willst du auch?“,

fragte ich Dana. Sie antwortete: „Nein danke!“ Ich holte das Päckchen Gras raus und schon verging mir selbst die Lust. Es erinnerte mich an Jake. Ich starrte lange auf das Päckchen und war enttäuscht von mir. Somit versteckte ich wieder das Gras im Schrank. „Willst du nicht mehr?“, fragte Dana überrascht. „Nein. Irgendwie ist mir der Appetit darauf vergangen!“, sagte ich und ich hatte so ein Gefühl, als würde ich kaum Sauerstoff bekommen. Für paar Sekunden war ich nicht mehr in der Realität, sondern in einer Erinnerung. Die Erinnerung, die alles zerstören würde, wenn Dana davon wüsste.

„Ist irgendwas?“, fragte Dana besorgt um mich. „Es passt schon wieder!“, beruhigte ich sie. Am Abend lag ich im Bett und dachte über alles nach: Debra wusste, dass Milena eine Mörderin war, jedoch ließ sie sie trotzdem bei uns. Jake würde zwar nichts sagen, aber ich hatte ein zu großes schlechtes Gewissen. Ich dachte auch an das Ende – das Ende mit Milena. Wie geht die ganze Sache wohl aus? Wie wird sie bestraft? Kommt sie wieder in die Psychiatrie? Und werde ich im Gericht David wieder sehen? Wird er mich dann anschauen? Wird er mit mir reden?

Ja, so viele Fragen und keine Antwort. Der nächste Morgen war stressig. Die Polizei war da. „Frau Capaceloni?“, fragte mich ein Kriminalpolizist. „Ja, das bin ich!“ „In zwei Monaten ist der Gerichtstermin. Um neun Uhr! Sie erhalten noch einen Brief mit dem genauen Datum.“, richtete er mir aus. Ich nickte und das Gleiche sagte er nochmal zu Dana. Ich fragte einen anderen Polizisten: „Haben Sie schon mit Frau Konskolinski gesprochen?“ „Nein, aber wir werden sie jetzt mit auf das Revier nehmen.“ Darauf sprach ich dann zu dem

Polizisten mit einer ernsten Stimme: „Frau Konskolinski wusste, dass Milena Jedov in der Psychiatrie war wegen Mordes!“ „Wirklich? Das ist jetzt aber interessant!“ Schockiert sah mich der Polizist an und machte sich diese Aussage zur Notiz. Der Rest des Tages verlief normal. Jedoch kam abends ein interessanter Anruf: „Guten Abend, Frau Capaceloni, hier spricht die Polizei!“ „Guten Abend, was ist denn?“ Und das war genau die Aussage, die mir dann ein Lächeln auf das Gesicht schenkte: „Debra Konskolinski und Milena Jedov sitzen jetzt in

Untersuchungshaft!“ „Wegen was sitzt denn Frau Konskolinski?“, fragte ich neugierig. „Das werden Sie in zwei Monaten erfahren! Und auf Wiedersehen!“, verabschiedete sich der Polizist. „Was war denn das?“, fragte Dana. „Debra sitzt in Untersuchungshaft!“ „Wegen was?“ „Das wissen wir erst in zwei Monaten!“, sagte ich und legte mich ins Bett. Ich war fix und fertig. „Dana?“ „Ja?“, reagierte sie sofort. „Was sollte ich wegen David machen? Ich bekomme ihn nicht mehr aus dem Kopf!“, bat ich sie um Rat. Sie meinte: „Wie lang ist es jetzt her?

Eine Woche! Da kannst du nicht erwarten, dass du jemanden vergisst. Lass dir Zeit dabei. Aber du weißt, für uns ist es schlecht zu lieben, denn – Huren sind nur für die körperliche Liebe da!“

Die wahre liebe ist auch keine lovestory

„Steh' doch endlich auf, Linda!“ Dana versuchte mich zu wecken. Ich hörte sie, doch ich wollte nicht aufstehen. „HEUTE IST DER GERICHTSTERMIN!“, schrie sie sofort. Und ich stand sofort auf und war erstmals total durcheinander, da ich vergaß, das er an diesem Tag war. Ja, zwei Monate vergingen. Ob ich von David losgekommen bin? - Nein, ich lag jede Nacht in meinen Bett, zitterte und betete zu Gott, das alles gut wird zwischen uns. Und genau heute war der Tag, an dem ich David sehen würde und das nach so einer langen Zeit. Ich weiß

nicht, ob ich mich freuen soll, denn ich weiß nicht, was mich erwarten wird. Zwei Stunden hatte ich noch Zeit, bis die Verhandlung anfing. Serena versuchte sich wieder mit uns anzufreunden. Dana und ich waren auch schon am Überlegen ihr zu verzeihen. Aber da ließen wir uns noch Zeit, denn wir wissen nicht, ob sie uns dieses Mal die Wahrheit sagen wird. Ich schaute in meinem Schrank nach etwas Schlichtem. Einen schwarzen Blazer, ein Bleistiftrock, und eine weiße Bluse. Perfekt! Damit würde ich bestimmt so aussehen als hätte ich 'Ehre', die ich angeblich nicht hatte, aber ich wusste, ich hatte so lang noch eine Ehre, bis mir dieser Mist Spaß machen

würde, denn dann hätte ich erst meinen Stolz verloren. Oft dachte ich daran, was sich meine Eltern dabei gedacht haben, mich hier zu lassen. Ihre Tochter als Prostituierte hier zu lassen. Alleine. Wie kann man das einem Kind an tun? Wie? Das würde ich zu gerne wissen. Doch ich weiß, dass ich niemals eine Antwort dazu bekommen würde. Ich war nervös. In meinem Kopf ging nicht Milena durch, sondern David und meine Hoffnung zu ihm. Wird er es jetzt vielleicht akzeptieren können? Oder bin ich ihm ganz egal geworden? Fragen – auf die ich heute endlich eine Antwort bekommen würde. Endlich. Mein Herz schlug immer schneller. Ich war

ziemlich aufgeregt. Wie wird es sich anfühlen David nach über zwei Monaten endlich in die Augen blicken zu können? „Zieh' dich doch schneller an!“, schrie Dana, die selber ziemlich aufgeregt war. „Mache ich doch!“ Nachdem ich endlich angezogen war, schminkte ich mich nur noch kurz und dann gingen wir runter in die Cafeteria um dort zu frühstücken. Dort holte ich mir ein Brötchen mit Nutella. Als wir am Tisch saßen, sprach ich Dana: „Ich habe so Angst vor heute!“ „Wegen was genau? Milena? Debra? Oder David?“, fragte sie dagegen. „David!“, antwortete ich

sofort. „Ach was! Das wird schon!“, versuchte sie mich zu beruhigen. Ich spürte, wie meine Beine zitterten. Meine Aufregung wuchs. Nach dem Frühstück liefen wir zum Gericht. Unser Gerichtssaal hatte die Nummer: 218. Die Wände des Gerichtes wurden mit kühlen Farben wie grau, marineblau und vieles mehr gestrichen. Man sollte nicht damit anfangen, sich hier wohl zu fühlen. Das merkte man. Schon nach paar Minuten fanden wir ihn. Vor dem Saal saß David auf der Bank. Ich blieb stehen. Dana lief weiter. Dann drehte sie sich um: „Was ist los, Linda?“ Und dann drehte er auch seinen Kopf –

in meine Richtung. Er sah mich an. Nein, er schaute nicht sofort weg. Er sah mich weiter an. Oh Gott, wie mein Herz kurz aufhörte zu schlagen. Ich vergaß für einen kurzen Moment Dana und Milena. Nur er war gerade in meinem Kopf. David. Seine leuchtend braunen Augen trafen mich mitten ins Herz. Ich wusste nicht, ob ich weiter gehen sollte oder ob ich zu ihm gehen sollte. Also blieb ich lieber stehen. „Linda!“, schrie er und kam zu mir rüber. Meine Tränen kamen hoch. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Meine Tränen konnte ich nicht aufhalten. Ich konnte nicht einmal unterscheiden, ob ich gerade Freude oder Angst verspürte.

„David...“, sagte ich leise vor mich hin. Das konnte doch nicht wahr sein. Mein Name hörte sich aus seinem Mund wundervoll weich an. Ich konnte es nicht fassen, dass er den ersten Schritt wagte nach all dem. „Es tut mir so Leid!“, entschuldigte er sich bei mir. „Was tut dir Leid?!“, fragte ich sofort. „Viel zu viel...“, stotterte er. Und dann rief man mich in den Gerichtssaal, doch ich wünschte, dass ich wüsste, was ihm Leid tat. „Ihr Name ist Milena Jedov. Sie sind fünfzehn Jahre alt und sind als Beruf Prostituierte. Und sind nicht verwandt oder verschwägert mit der Angeklagten. Stimmt das?“, sprach die Richterin. „Ja,

das stimmt.“ Und dann sprach sie weiter: „Sie dürfen unter keinen Umständen lügen! Also erzählen sie uns von der Nacht, in der Milena Jedov versucht hatte Sie umzubringen!“ Ich fing dann mit meiner Aussage an: „Bis zu diesem Zeitpunkt war Milena schon eine Woche bei uns. Jedoch fand ich ihre Art schon von Anfang an eigenartig. Besonders ab dem Moment, als sie lachte, als sie in meinem Zimmer den Kopf eines Mädchen sah. Deshalb verdächtigte ich sofort Milena. Sie lachte, obwohl es nicht lustig war. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Und dann an diesem

Sonntag – in der Tatnacht konnte ich es überhaupt nicht mehr aushalten mit ihr in einem Zimmer zu leben. Ich hatte Angst, dass sie mir jeden Moment etwas antun würde. Also schlich ich mich aus dem Zimmer und ging in den Computerraum um mir ein paar Informationen über Milena zu holen, da mir Frau Konskolinski den Tipp gab, dass die Polizei in jeder Psychiatrie anruft um dort mehr über Milena herauszufinden. In Tredomios Most Wanted Seite fand ich dann das, was ich gebraucht hatte. Der Beweis, dass Milena doch nicht so unschuldig war, so wie sie es von sich gab. Milena war in Wahrheit keine 14, sondern 16. Sie war in der Psychiatrie

wegen mehrfachen Mordes und ist dann ausgebrochen. Plötzlich spürte ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf. Jedoch gelang ich nach ein paar Sekunden wieder zum Bewusstsein. Zum Glück! Als ich aufwachte, gestand sie mir, das sie einmal mit David zusammen war.“ „Das war aber nicht alles?“, fragte die Richterin noch einmal nach. „Natürlich war das noch nicht alles. Sie gestand mir auch noch, dass sie jede umbrachte, die etwas mit David hatte. Und sie wollte auch mich umbringen!“, erzählte ich weiter. „Frau Jedov, was sagen Sie denn dazu?“, fragte der Staatsanwalt Milena. „Ich bestreite das ja nicht ab. Ich wollte

sie umbringen. Sie hat es verdient!“ „Wieso sollte Frau Capaceloni so etwas verdient haben? Nur weil sie mit David ein paar Tage verbrachte? Frau Jedov, bekommen Sie bitte ihre Eifersucht in Griff!“, sprach der Staatsanwalt. Und das Beste war, was Milena in diesem Moment von sich gab: „Ich bin nicht eifersüchtig! Und war es auch nie!“ „Nicht? Wieso hast du sie dann alle umgebracht? Und wieso wolltest du mich umbringen? Wenn du nicht eifersüchtig warst? Aus welchem Motiv dann?“, fragte ich Milena. Ja, sie wäre angeblich nie eifersüchtig gewesen. Ironie. „David hatte was besseres verdient!“, meinte sie. „Und das bist du, oder

was?“, fragte ich. „Vielleicht.“ „Meine Damen, beruhigen sie sich wieder! Frau Capaceloni, schildern Sie bitte den versuchten Mord!“, schrie die Richterin. „Jedenfalls packte sie ein Messer aus, aber dann stürmte Dana ins Zimmer, flog auf Milena und riss ihr das Messer aus der Hand. Dann warf mir Dana ihr Handy zu, damit ich die Polizei rufen konnte. Das tat ich dann natürlich auch. Danach schubste Milena Dana und riss dann ihr das Messer aus der Hand und wollte sie dann als erstes abstechen. Jedoch kam ich dann von hinten und nahm das Messer und warf es dann in die Ecke.

Dann kam zum Glück auch die Polizei. Diese Nacht kann ich einfach nicht vergessen“, machte ich weiter meine Aussage. „Und könnten Sie das mit Frau Konskolinski erklären?“ „Was genau?“, fragte ich. „Das Frau Konskolinski behauptete, die Polizei würde in jeder Psychiatrie anrufen!“ „Ja, an dem Tag, an dem ich den Kopf in meinen Zimmer gefunden hatte, meinte sie an dem Abend, dass die Polizei in jede Psychiatrie anrufen würde. Und das war es!“, sagte ich. „OK, gut. Hat jemand noch Fragen?“, fragte die Richterin. Die Verteidigerin und der Staatsanwalt antworteten: „Keine

Fragen mehr offen!“ „Frau Capaceloni, dann können Sie sich als Nebenklägerin neben den Staatsanwalt setzen!“ Dann wurde David herein gerufen. Sofort als er reinkam, sah er mich an. Ich schaute weg. Er saß sich angespannt hin. Die Richterin sprach: „Sie heißen David Pencer. Sie sind 18 Jahre alt und wohnen in Tredomio. Sie machen gerade eine Ausbildung als Event-Manager und sind nicht verwandt oder verschwägert mit der Angeklagten, stimmt das?“ „Ja!“, sagte er und dann sprach die Richterin: „Bitte schildern Sie ihre damalige Beziehung mit Frau Jedov!“ „Anfangs war es eigentlich ganz schön.

Ich verbrachte gerne die Zeit mit ihr, doch nach ein paar Wochen fing sie total an, sich an mich zu klammern. Und das ging mir natürlich dann immer mehr auf die Nerven. Ich machte Schluss. Sie weinte und sie stand jeden Tag vor meiner Haustür. Nach zwei Wochen blickte sie sich dann endlich nicht mehr! Aber das Komische war dann, das jede Frau, mit der ich was hatte, nach spätestens einer Woche verschwand!“, erzählte David. „Was haben Sie denn vermutet, an was es wohl liegen könnte?“, fragte der Staatsanwalt. „Jedenfalls nicht an mir! Ich dachte schon, dass es was mit Milena zu tun

hatte, aber nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass sie sie umgebracht hatte. Ich dachte eher, dass sie vielleicht, irgendetwas auf die eingeredet hätte oder so. Aber immer mehr Leichen wurden gefunden – zum Glück! Dann konnte diese Gestörte endlich in den Knast, aber das Urteil lautete: Sie ist nicht schuldbewusst! Und wie sie es ist!“, erzählte David weiter. Ich spürte seinen Hass gegenüber Milena. Dann hackte die Richterin noch weiter nach: „Aber Herr Pencer, wieso wunderte es Sie dann nicht, dass Frau Jedov auf freien Boden war, als sie Ihnen zeigte, dass Frau Capaceloni eine Prostituierte

war?“ „Es wunderte mich zwar, aber das war in dem Moment für mich eine Nebensache. Ich war in diesem Augenblick eher zu enttäuscht von Linda. Ich hatte mich in sie so sehr verliebt und dann kam raus, dass sie eine Prostituierte war beziehungsweise ist!“, meinte er. Die Richterin war aber nicht mit Davids Antwort zufrieden und hackte darum noch weiter nach: „Aber kam Ihnen nicht in den Gedanken, dass Frau Jedov Frau Capaceloni umbringen würde?!“ „Nein! Und das bereue ich gerade zutiefst!“, sagte David und sah mich dabei an. „David, es passt

schon!“ „Es passt eben gar nichts. Ich habe viel zu viel Mist gebaut! Ich war ein Arsch. In diesem Moment habe ich viel zu viel an mich gedacht, doch ich hätte dabei an dich denken sollen. Es war falsch von mir“, meinte er. Die Richterin unterbrach uns jedoch: „Ihr könnt nach der Verhandlung weiter reden! Und Herr Pencer, Sie können sich jetzt nach hinten auf die Bank setzen!“ David saß sich auf die Bank und sah mich ständig an. Wie gerne ich ihn in diesem Moment neben mir gehabt hätte, denn er hätte mir in dieser Situation gut Kraft geben können. Die Richterin rief Debra

herein. „Frau Konskolinski, setzen Sie sich bitte auf den Stuhl!“ Debra war total nervös und sie zitterte am ganzen Leib. Sie saß sich hin und die Richterin fing an: „Ihr Name ist Debra Konskolinski. Sie arbeiten als Lehrerin und Betreuerin im Bordell Ratordia. Sie sind 45 Jahre alt und sind nicht verwandt oder verschwägert mit der Angeklagten. Stimmt das?“ Debra nickte bloß. Der Staatsanwalt fragte Konskolinski: „Frau Konskolinski, Sie wussten das Frau Jedov in der Psychiatrie wegen Mordes und trotzdem ließen Sie Frau Jedov im Bordell.

Wieso?“ Sie antwortete nicht. „Beantworten Sie sofort meine Frage!“ „Sie hat mir Geld angeboten!“, antwortete Konskolinski. „Wie hoch war denn die Summe?“, fragte die Richterin. „Fünfzehntausend!“ „Und nur wegen Geld ließen Sie sie im Bordell?“, fragte der Staatsanwalt total schockiert. „Ja! Ich habe dieses Geld gebraucht!“, antwortete Debra total verzweifelt. Die Richterin fragte Milena: „Frau Jedov, woher hatten Sie das Geld?“ „Das war ein Erbe meines Vaters.“ „War das, das ganze Erbe ihres Vaters?“,

wollte die Richterin wissen. „Nein. Das Erbe war fünfzigtausend.“ „OK. Frau Konskolinski, jedenfalls müssen Sie das Geld zurückgeben, jedoch nicht Frau Jedov, sondern an Frau Capaceloni, da ihr Leben dadurch gefährdet wurde!“, sagte die Richterin. Genau in dem Moment schaute Milena richtig bescheuert. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Mund war offen. Sie wollte mich umbringen, aber jetzt bekomme ich einen Teil von dem Erbe ihres Vaters. Danach schickte die Richtern Konskolinski nach hinten auf die Bank. Sie sagte nichts mehr und sie schaute ganze Zeit auf dem Boden. Richtig

beschämend. Dann wurde Dana herein gerufen. Sie schilderte nochmal das, was sie gesehen hatte und was ihr fast zugestoßen sei. „Gibt es noch Zeugen?“, fragte die Richterin. Der Staatsanwalt und die Verteidigerin schüttelten mit dem Kopf. Nach einer halben Stunde stand auch Milenas Urteil fest. Die Richterin sprach: „Milena Jedov ist schuldig nach Strafgesetzbuch §129 wegen mehrfachen Mordes und versuchten Mordes. Daher wird sie zur einer Todesstrafe verurteilt. Die Todesstrafe sieht so aus, dass Frau Jedov mit einer Flasche vergewaltigt wird, aber die Flasche wird an der

Öffnung zerbrochen und somit werden durch diese Splitter ihr Darm und andere wichtige Körperteile zerrissen. Dadurch wird sie sehr viel Blut verlieren und ihre Organe werden versagen. Das wird dann ein langer, schmerzvoller Todesprozess sein. Wir haben diese Strafe ausgewählt, da wir die Meinung teilen, dass die Psychiatrie Milena Jedov nichts mehr bringen würde und da sie sehr gefährdet ist aus dem Gefängnis auszubrechen und wieder Morde zu begehen, sehen wir keine andere Strafe ein außer diese. Viele Untersuchungen haben ergeben, dass jede ermordete Frau an einer grausamen Art und Weise ermordet wurde. Somit sollte Frau Jedov auch an einen

schmerzvollen Tod sterben. Niemand darf dann bei dieser Todesstrafe zusehen, da sie viel zu grauenvoll ist um zu zusehen. Gegen Frau Konskolinski wird es auch noch ein Verfahren geben! Das Geld, das Frau Konskolinski von Frau Jedov bekam, muss an Linda Capaceloni und Dana Rinalda ausgezahlt werden!“ Die Todesstrafe von Milena Jedov wurde zwei Tage später durchgeführt. Debra Konskolinski bekam in einem weiteren Verfahren eine Bewährungsstrafe von drei Jahren. Zwei Tage vor Milenas Tod, nach der

Gerichtsverhandlung „Linda, bleib bitte stehen!“, flehte mich David an. „Was ist?“, drehte ich mich um und fragte. „Es tut mir so Leid! Was ich damals gemacht habe – das war so falsch von mir! Und das Milena dich umbringen wollte... Ich weiß, dass es unverzeihlich ist, aber ich muss doch irgendwie um dich kämpfen!“, entschuldigte er sich. Ich meinte dazu: „David, wenn du mich so sehr willst, wieso hast du dann nicht früher um mich gekämpft? Wieso erst jetzt? Weißt du, wie es schmerzte, jeden Abend im Bett zu liegen und zu denken: Was ist, wenn ich ihn nicht wieder sehe? Du hattest doch so viele Möglichkeiten!

Ich hatte die nicht! Ich bin hier gefangen! Verstehst du das? Ich mache das hier sicherlich nicht freiwillig und das Schlimmste ist, dass ich mich verliebt habe! Und dadurch wurde es nur noch schwieriger! Für mich war es nur noch widerlicher mit anderen Männern zu schlafen, weil ich Gefühle für jemand anders hatte. Nämlich für dich!“ Er kniete sich hin und ich sah, dass sogar Tränen bei ihm hochkamen: „Aber wieso machen wir es uns jetzt so schwer? Linda, wir können es doch versuchen – irgendwie.“ Dann nahm er noch meine Hand und sprach: „Ich verspreche dir – ich hole dich hier raus! Mein größter Wunsch ist

es, dass wir beide miteinander glücklich werden.“ Ich legte meine Hand auf seine und sagte: „Ich hoffe es!“ Danach verließen wir Hand in Hand das Gericht. In diesem Moment war ich so glücklich. Ich konnte nicht fassen, dass ich seine Hand gerade halte und das ich ihm genauso fehlte wie er mir. Wir saßen uns an einem Tisch eines kleines Cafés in Ledoromio. Die Kellnerin brachte uns die Karten und ich wollte einen Latte Macchiato und David bestellte für sich einen doppelten Espresso. David sah mich mit seinen schönen, mandelförmigen braunen Augen an und fragte mich: „Linda, ich hoffe die Frage macht dir nichts aus, aber wie war

eigentlich dein erstes Mal?“ „Eh? Wie kommst du jetzt auf die Frage? Na ja, mal ganz ehrlich. Ich weiß nicht mal, wie mein erstes Mal war. Ich weiß auch nicht mit wem und wo...“, gestand ich ihm. „Wie das?“, wunderte er sich. „Keine Ahnung. Frag mich nicht. Aber als die Leute vom Bordell kamen um zu schauen, ob ich schon Sex hatte, war ich keine Jungfrau mehr!“, erklärte ich ihm. „Aber man muss nicht unbedingt ein Jungfernhäutchen haben, um Jungfrau zu sein?“, fragte er nochmal nach. Dann erklärte ich ihm weiter: „Ja, aber es war bei mir nicht mehr so eng, wie es eigentlich bei einer Jungfrau sein sollte. Meine Familie war geschockt. Als ich ins

Bordell kam, waren sie schon längst vor zwei Jahren weggezogen. Alle – außer mein Bruder. Der blieb eine Zeit lang noch da und damals war Serena total in ihn verliebt. Aber er zog dann schließlich auch weg und seitdem hörte ich auch nichts mehr von ihm...“ „Hm...das tut mir Leid!“, tat er auf Mitleid. Was er wohl nun von mir denkt? „Passt schon. Daran hatte ich mich schon gewohnt, aber erzähl mal etwas über deine Familie!“ Ich wollte mehr von David erfahren. Wieso denn auch nicht? Wenn man eine Person liebt, dann sollte man schon einiges von ihm wissen. „Meine Mutter starb vor sieben Jahren. Mein Dad fand jedoch sehr schnell

wieder eine Neue. Ich mochte sie bis jetzt immer noch nicht. Zu ihm habe ich kein gutes Verhältnis. Der ist einfach nur geldgeil und hat es voll nötig – also Sex und so etwas.“´Ach und David, du hast es etwa nicht nötig? „Hm...wieso ziehst du dann nicht aus?“, fragte ich ihn. „Wieso? Ich brauch das Geld und in der Ausbildung verdiene ich noch nicht so viel. Das braucht alles seine Zeit. Das Beste ist ja noch, dass er meine Stiefmutter auch noch betrügt. Der Typ ist so was von sexsüchtig! Ich frage mich ganze Zeit, wie es meine Mutter bloß damals mit ihm aushalten konnte!“, erzählte er. „Ich weiß es nicht...Wie lange bleibst du

eigentlich in Ledoromio?“, fragte ich David. Er antwortete mir und die Kellnerin brachte unsere Getränke: „Ich könnte, wenn du willst, bis morgen Abend bleiben.“ „Das wäre schön. Ich habe nämlich die nächsten zwei Tage frei. Zum Glück!“, freute ich mich und ich trank meine Latte. Es war so unglaublich wieder Zeit mit David zu verbringen. Die Sonne schien. Und ab und zu war es etwas windig. Der Wind strich durch meine Haare. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Der Tag konnte vermutlich nicht besser werden! Ich setzte meine Sonnenbrille auf. Dann fragte er mich: „Wieso sind deine Eltern nicht früher von Ledoromio

weggezogen? Also damit du nicht anschaffen gehen musst?“ „Ich weiß es nicht. Glaub mir, ich habe selbst so viele Fragen. Ich weiß nicht, wo die sich gerade befinden oder ob man überhaupt noch an mich denkt...“, antwortete ich. Als wir fertig waren, gingen wir in das große Kaufhaus. Dort stand Jake. Er wurde sofort blass, als er mich sah und dann ging er sofort auf mich zu. „Linda!“ „Eh. Hey, Jake“, begrüßte ich ihn. Was wollte er von mir? David sah mich mit einem eigenartigen Blick an, als wollte er mich fragen, wer das ist. „Hättest du Lust auf einen Joint?“, fragte er und wie es aussah, wollte er wieder mit mir

schlafen, doch ich wollte nicht. „Nein. Tut mir Leid! Aber ich habe gerade jemand wichtiges bei mir!“, sagte ich zu ihm und ging weiter. Ich wartete nicht darauf, was er dazu antwortete. Das wollte ich auch gar nicht. „Wer war das?“, fragte mich David schockiert. „Danas Ex!“, antwortete ich sofort. David meinte: „Mit so etwas war Dana zusammen? Der hört sich ja mal richtig bekifft an!“ „Er raucht nur viel.“ „Du meinst, er raucht zu viele Joints!“, widersprach er mir. „Das nur ab und zu!“ Dann sagte er nichts mehr dazu. Ich probierte ein weißes, schimmerndes, langes Kleid an. Als ich aus der

Umkleidekabine raus kam, um David das Kleid zu zeigen, war er weg. Stattdessen war Jake da. „Was willst du verdammt nochmal?“ Ich war auf 180, als ich ihn sah. „Du empfindest doch auch mehr als nur Freundschaft für mich!“, meinte er. Er war fest davon überzeugt, dass ich ihn lieben würde. „Nein, sicherlich nicht!“, antwortete ich. Dann kam David und gab Jake eine Ohrfeige und drohte ihm: „Wenn du noch einmal ihr zu nahe kommst, dann bist du so richtig am Arsch! Also jetzt bewege deinen hässlichen Hintern hier raus und wehe, du blickst dich noch hier!“ „Ja, ist doch schon OK!“, meinte Jake und hob dabei seine Arme hoch und

verließ das Geschäft. David sah ihn mit einem eifersüchtigen Blick an und dann als er weg war, schaute er sofort auf das Kleid und sagte: „Du siehst bezaubernd aus!“ „Danke! Aber nicht für das Kompliment, sondern wegen ihm“, bedankte ich mich bei ihm. „Ist doch glaub klar, dass ich mein Goldstück beschütze, oder nicht?“, sprach er und lächelte mich an. „Kann sein“, zwinkerte ich ihm zu und fragte ihn dann noch zusätzlich: „Soll ich das Kleid kaufen?“ Er nickte bloß. Also kaufte ich mir das Kleid. Meine Laune verschlechterte sich. Jake hat Gefühle für mich und das darf nicht sein! Die Situation wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. David bemerkte,

dass sich meine Stimmung änderte. „Was ist denn los?“, fragte er. Ich antwortete einfach mit: „Nichts“. Er sollte nichts von der Affäre mit Jake mitbekommen. Wir liefen zum Park, der sich nur zehn Minuten zu Fuß vom Kaufhaus befand. Dort saßen wir uns auf eine Bank. Die Vögel zwitscherten und um unsere Bank befanden sich lauter rosa Rosen. Die Bäume leuchteten schön grün und die Luft roch rein. David legte seine Hand auf mein Oberschenkel und flüsterte mir ins Ohr: „Weißt du noch...damals?“ Ich antwortete ihm, aber nicht flüsternd: „Wie könnte ich nur das

vergessen?“ Milenas Todestag, in der Todesanstalt Dana, Konskolinski und ich standen vor der Tür – hinter der gerade Milena 'umgebracht' wird. Aber nicht nur wir standen hier, sondern auch Serena. Keine Träne. Kein Lachen. Jeder stand ruhig vor dieser Tür. Auf einmal stürmte ein Mann aus der Tür und trug Milena in seinen Armen. Mehrere Polizisten rannten ihm hinterher. Er schrie ständig: „Meine Tochter ist unschuldig. Sie kann doch nichts dafür!“ Es war Milenas

Vater. Wir rannten alle hinter her. Die Gassen waren dunkel und eng. Milena war jedoch fast am Verbluten. „Sie überlebt es doch eh nicht!“, schrie Dana, doch ihr Vater sah dies nicht ein und meinte dann: „Doch, wenn ich es will!“ Dann schnappten endlich die Polizisten ihn und rissen sie aus seinen Armen. Ein Polizist trug sie zurück und sperrte sie in einem Zimmer ein. Ihr Vater wurde für fünf Jahre ins Gefängnis gesperrt. Komischerweise erzählte Milena, dass sie das Geld aus dem Erbe ihres Vaters habe. Wieso sie das erzählte, blieb ein Geheimnis.

Es vergingen mehrere Wochen... David und ich schrieben uns regelmäßig. Ab und zu konnten wir sogar telefonieren. Es störte ihn zwar noch, dass ich eine Prostituierte war, aber er wusste, dass ich schlecht etwas dafür konnte. Es fiel mir jedoch immer schwerer Sex mit anderen Männern zu haben, auch wenn welche einigermaßen gut aussahen. Nur David war in meinem Kopf. Nur er war der eine, mit dem ich auch mein Bett teilen würde und auch meine Brüste zur Verfügung stelle. Freiwillig. Wie gerne ich doch mit ihm einschlafen und aufwachen würde. Gott, schenke

mir Freiheit, bitte! Im unseren Bordell änderte sich einiges. Früher kamen immer alte Männer, doch jetzt kommen frisch gewordene Volljährige hier her. Nein, es waren keine gutaussehende. Die hätten so etwas nicht nötig, sondern richtig ungepflegte Jung'frauen'. Total sexy! Aber das war nicht das Einzige, was sich hier änderte. Dana und ich näherten uns wieder Serena. Wie das? Serena war uns nie egal. Und ich glaube, es wäre falsch ihr keine zweite Chance zu geben. Jeder Mensch braucht sie einmal. Vielleicht habe ich auch irgendwann einmal ein Geheimnis, das mir schwer fällt zu erzählen. Jetzt kann ich sogar

nachvollziehen, wieso uns Serena manches verschwiegen hat. Sie hatte Angst vor unserer Reaktion. Leider merkten wir das nicht so früh. In zwanzig Minuten würden wir uns mit ihr treffen. Dana steht jedoch noch in der Dusche und dank ihr würde ich mich ebenfalls verspäten. „Jetzt beeile dich doch endlich!“, schrie ich genervt. „Ja, warte doch noch ein bisschen!“, meinte sie dann.

bESUCH EINES NAHEN WEIT ENTFERNTEN

Als wir endlich die Cafeteria betraten, saß schon Serena da, mit einem Zettel in der Hand. Völlig verzweifelt sah sie ihn an. Was war los? Dana bemerkte auch, dass Serena irgendetwas bedrückte und fragte mich: „Weißt du was mit ihr los ist?“ „Woher denn?“ Wir setzten uns zu Serena. „Ich bin euch eine Erklärung schuldig.“, meinte sie sofort. Sie war es zwar nicht schuldig, aber es wäre echt schön zu wissen, was los ist. Dana hackte sofort nach: „Wegen was genau.“ „Wir haben uns ja damals so gestritten und ich konnte es euch wirklich nicht sagen.

Dafür war ich echt noch nicht bereit. Aber ich muss es euch irgendwann mal sagen. Ihr seid meine besten Freunde. Ich wüsste auch nicht, was ich ohne euch machen soll. Ihr habt mir in der Zeit, in der wir nicht miteinander geredet haben so gefehlt!“, sagte sie uns. Das hat uns natürlich sehr berührt. Aber wir wollten unbedingt wissen, was sie uns sagen wollte. „Du hast uns ebenfalls sehr gefehlt und man hat gemerkt, dass jemand nicht da ist. Hat das, was du uns sagen möchtest, etwas mit diesem Zettel was zu tun?“, fragte ich. Sie nickte und gab ihn mir. Und das was ich las, hatte mich

geschockt. Serena, das, was du jetzt liest, musste ich dir so oder so irgendwann mal gestehen. Ich erkannte dich kaum wieder. Nach deiner Geburt musste ich dich sofort abgeben. Ich war genauso eine wie du – eine Prostituierte von Ledoromio. Uns war es verboten unsere Kinder zu behalten. Es war eine anonyme Adoption. Jedoch schrieb ich einen Wunsch auf: Meine Tochter sollte niemals eine Prostituierte werden. Aber es passierte. Und das tut mir so Leid! Ich hoffe, du verzeihst mir und gibst mir die Chance es dir persönlich genauer

zu erklären. In Liebe Debra Konskolinski Dana war ebenfalls aus der Fassung und fragte Serena (obwohl die Frage überflüssig war): „Debra ist deine Mutter?“ „Ja“, sagte sie nur. „Ich bin mehr als nur als ein bisschen geschockt!“, sprach ich und war immer noch entsetzt darüber. Dann erzählte Serena weiter: „Eigentlich darf das niemand wissen, aber ich glaube bei euch darf ich eine Ausnahme machen. Es muss unter uns bleiben!“ „Ja klar...wenn Debra deine Mutter ist,

dann kann sie uns helfen hier raus zukommen, oder nicht?“, fragte Dana und sah in Konskolinski praktisch einen Ausgang. Da hat sie sich definitiv geschnitten. „Ganz sicherlich nicht, Dana. Was denkst du dir dabei? Wenn sie uns beispielsweise helfen würde hier raus zukommen und es käme heraus, sie wäre es gewesen, die uns geholfen hat, dann wäre sie so was von am Arsch!“, meinte Serena, aber ich war ihrer Meinung. „Da hat sie Recht, Dana! Wir müssen es irgendwie alleine schaffen!“, stimmte ich Serena zu. „Gehen wir mal zu Debra!“, sagte plötzlich

Serena. „Wieso?“, fragte Dana überrascht. Darauf antwortete Serena: „Ich glaube, sie sollte wissen, dass ihr es wisst!“ Und dann kamen wir mit zu Konskolinskis Büro. „Was wollt ihr hier?“; fragte Debra, als wir den Raum betraten. „Sie wissen es“, antwortete sofort Serena darauf. Sofort drehte sich Konskolinski um, sah uns an, gab aber keinen Ton von sich. Serena schaute Debra an, aber wusste auch nicht so recht, was sie sagen sollte. Nach einer Minute fing Debra endlich an zu reden: „Es darf niemand wissen, dass Serena meine Tochter ist. Es war eine anonyme Adoption. Ihre Adoptiveltern durften nicht meinen Namen wissen. Ich

gab ihr den Namen Serena, da man den selten findet. Aber bitte verspricht mir, dass ihr es niemanden sagen werdet!“ „Ich verspreche es“, sagte ich. „Ich verspreche es auch“, sprach Dana auch. Es vergingen mehrere Tage, bis man mir eine wichtige Nachricht mitteilte. Ich wurde zu Konskolinskis Büro bestellt. Was wollte sie mir denn sagen? Ich dachte, ich hätte jetzt ein 'problemloses' Leben. Zwar fehlte mir David. Ich würde zu gerne wieder seine Nähe spüren. Letztens als wir telefonierten, sprach er zu mir: „Linda, ich liebe dich. Und mich widert es so sehr an, dass andere noch mit

dir schlafen. Ich weiß, ich kann nichts dagegen tun, obwohl ich das will. Ich wünschte, du wärst bloß meine! Mein Mädchen, meine Frau.“ In diesem Moment musste ich sofort anfangen zu weinen. Ich wünschte, ich wäre bei David. Nur in Davids Armen. Ich klopfte an der alten Holztür. Sie öffnete die Tür und ich konnte echt nicht fassen, wen ich da sah: Meinen Bruder. Meinen Bruder!!! Oh mein Gott! Das kann echt nicht wahr sein. „Alex!“, schrie ich und fiel in seine Arme. „Meine Kleine“, flüsterte er mir ins Ohr und drückte mich noch fester gegen seine Brust. Debra lächelte mich an und sagte: „Du

bekommst fünf Tage frei! Viel Spaß mit deinem Bruder!“ Wow, Konskolinski war komischerweise nett zu mir. Lag vielleicht daran, dass ich mit ihrer Tochter befreundet war. Wir verließen das Zimmer. Ich musste immer noch grinsen. Wie lange war ich schon nicht mehr so glücklich? Seitdem David und ich uns vertragen haben? Verdammt! „Was machst du hier?“, fragte ich neugierig. Er antwortete: „Ich denke, meine kleine Schwester braucht ein bisschen Unterstützung!“ „Hm. Bei was?“, antwortete ich. Bei was Unterstützung, bitte sehr?! „Wie geht es dir überhaupt?“, fragte er und lächelte mich an. Ich senkte meinen

Kopf und beschwerte mich bei ihm: „Hier geht es mir schrecklich. Man fühlt sich schmutzig. Sehr schmutzig.“ „Das tut mir Leid...ich würde dich liebend gerne hier heraus holen. Aber es geht nicht.“, sagte er und legte seinen linken Arm um meine Schulter. Mein Bruder. Ein anderer Mann in meinem Leben, der mir Kraft gab. Vielleicht fand ich jetzt die Antworten auf meine Fragen. „Ich weiß. Ich muss durchhalten. Leider. Was machst du eigentlich jetzt so?“, fragte ich ihn. Er lächelte mich an und währenddessen wir die Treppen herunterliefen, antwortete er: „Ich bin ebenfalls nach Efenzia gezogen. Dort arbeite ich jetzt als Bauarbeiter. Zwar kein

Traumjob, aber ich habe fast keine Schulbildung, denn hier ist alles anders als in den anderen Städten.“ „Ebenfalls?“, fragte ich verwundert. Er schaute auf den Boden und sagte dann, ohne mich dabei anzuschauen: „Zu unseren Eltern.“ „Oh. Mhm. Wie geht es ihnen?“, wollte ich mich erkundigen. Unsere Eltern sind weggezogen, als ich gerade mal zwölf war. Meinen Bruder, der damals noch 16 war, ließen sie hier alleine mit mir. Ich verstand das nie. Sie überwiesen uns monatlich genug Geld um zu leben. Ich war enttäuscht, dass wir nicht viel früher nach Efenzia gezogen sind. Mein Leben wäre dann garantiert anders verlaufen.

Vielleicht wäre ich dann auch David begegnet und es wäre nicht so verlaufen. Wir hätten eine normale Beziehung beginnen können ohne das er sich vor mich ekeln müsste. David meinte: „Ich verzichte lieber auf den Sex mit dir, denn ich kann es nicht ertragen, dass es hundert andere mit dir davor taten und nach mir werden. Ich will das unser Sex besonders ist – nicht irgendwie Sex, sondern das du es mit vollen Zügen genießen kannst. Verstehst du?“ Doch in Wahrheit wusste ich, dass er sich ekelte mit mir zu schlafen, obwohl ich ihn gerne wieder in mir spüren würde. Es verletzte mich sehr, doch ich konnte ihn sehr gut verstehen. „Es geht ihnen gut. Aber sie sind

enttäuscht von dir“ sagte auf einmal Alex. „Wieso das denn?“, fragte ich ihn verblüfft. Er schaute mich wieder einmal nicht an, als er antwortete: „Weil du schon keine Jungfrau mehr warst, als man dich überprüfte.“ „Ich weiß selbst nicht, wie es dazu kam. Ich hab keine Ahnung davon wie mein erstes Mal war und mit wem!“, rastete ich aus. Er sah mich verblüfft an und schüttelte mit dem Kopf: „Wer weiß, wer weiß. Linda, du hattest eben das Bedürfnis und hast es gestillt. Daran ist doch nichts Schlimmes. Und das du dein Hobby als Beruf gemacht hast, ist doch eigentlich großartig, oder nicht?“ Ich konnte es nicht glauben, was in diesem

Moment aus seinem Mund kam. Ich war in seinen Augen nicht seine Schwester, sondern eine billige Schlampe, die es liebend gerne mit zig-tausende tat. Wieso ist Alex hier her gekommen? In seinen Augen war ich doch eh eine Hure. Entsetzt starrte ich ihn an. Er sah mir dabei tief in die Augen. Ich merkte, dass er sich nicht für seine Wörter schämte oder dass diese ihm im geringsten Leid taten. Er spürte meinen Schmerz, doch wieso dachte er so von mir? Wieso? Wir waren im Garten und saßen auf einer Bank, als ich ihm endlich zu seiner Aussage antwortete: „Denkst du wirklich, dass ich das alles hier liebe? Das ich nur so tue, als würde ich nichts von meinem

ersten Mal wissen? Wieso sind wir nicht vor drei Jahren mit ihnen weggezogen?! Dann wäre ich vielleicht ein glückliches Mädchen und könnte eine normale Schule besuchen! Ein ganz normales Leben führen! Dank dieses Loch hier habe ich fast den allerbesten Mann meines Lebens verloren! Und sag mir nicht noch einmal, ich hätte mein Hobby zu meinem Beruf gemacht!“ Schockiert sah er mich an. Er fand keine Worte. Hunderte Mal schüttelte er mit dem Kopf, formte seine Hände so, als würde er beten und schaute in den Himmel. Ich wandte meinen Blick nicht von ihm ab. Was überlegte er so lange? Sag mir doch was, irgendwas. Dann schaute er mich

endlich wieder an und sagte: „Linda, wir konnten damals nicht weg! Sie wollten dich da haben. Sie haben gemeint, dass du die Kassen gut füllen könntest, dass man etwas aus dir machen könnte. Ich hatte so Angst um dich! Ich konnte nichts dagegen machen. Das tut mir so Leid. Du bist meine Schwester...vor all dem hier hätte ich dich schützen sollen. Es tut mir so Leid...“ Alex nahm mich in seine Arme. Wie gut es doch tat eine vertraute Person wieder bei sich zu haben. „Alex...“, flüsterte ich und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich drückte meinen Körper noch mehr gegen seinen. Plötzlich kamen Dana und Serena angerannt. Darauf er flüsterte vor sich hin:

„Oh mein Gott!“ Ganz kurz blieb Serena stehen und sah Alex an. Sie hat damals so sehr von ihm geschwärmt. Ich ließ ihn los und sie schrie: „Alex!!!“ Er stand auf und nahm sie in seine Arme. Die beiden wären schon ein süßes Pärchen. Sie wurde sofort ganz nervös und rot im Gesicht. „Was machst du hier?“, fragte Serena total neugierig. Er antwortete ihr darauf: „Ich wollte meine kleine Schwester endlich wieder sehen. Wird ja auch mal wieder Zeit.“ Serena freute sich total, umarmte ihn noch einmal und wollte ihn schon gar nicht mehr loslassen. Ich schaute zu meinem Bruder und erwischte ihn dabei, wie er seine dunkelgrünen Augen verdrehte.

Dana kicherte, da sie genau wusste, dass Alex überhaupt nicht auf sie stand. Doch Serena stand auf meinen braunhaarigen großen Bruder. Und wie. Damals weinte sie nächtelang wegen ihm und konnte es kaum aushalten ohne ihn. Sie hatte schlimme Depressionen wegen Alex. Alex ließ Serena los und ich merkte, dass sie vor Freude strahlte. Danach stolzierten wir alle in die Cafeteria, nahmen uns etwas zum Essen und saßen uns zu unserem Stammtisch. „Wo übernachtest du denn?“, fragte Dana. Alex lächelte sie an und antwortete: „In einem Hotel um die Ecke.“ Serena konnte nicht die Augen von ihm lassen.

Wahrscheinlich kamen die ganzen Gefühle hoch. Sie kann so zuckersüß sein, wenn sie verliebt ist. Dann fragte er mich aus reiner Neugier: „Wen meintest du denn mit 'der allerbeste Mann deines Leben'?´“ Sofort sahen mich Dana und Serena an. Darauf antwortete ich seine Frage: „Meinen Freund.“ Überrascht sah er mich mit seinen vitriolgrünen Augen an. Höchstwahrscheinlich erwartete Alex nicht, dass ich einen Freund haben könnte. Ich bin ja eine Hure. „Genauer?“, hackte er noch weiter nach. Dann sagte ich zu ihm: „Er heißt David und er gibt mir Kraft.“ Komischerweise fing er an zu lachen. Sein Verhalten war eigenartig. Sogar Serena

und Dana waren entsetzt von seinem Verhalten. Was ist daran lustig? Das verstehe ich echt nicht. Ich konnte es nicht ertragen, dass er mich auslachte, deshalb fragte ich ihn: „Wieso lachst du jetzt?“ „Oh man. Wie naiv bist du? Wer liebt eine Nutte? Niemand. Und bei was gibt er dir bitte sehr Kraft?“, meinte er. Und ich merkte, wie überzeugt er von seiner Meinung war. Wieso wechselte er seine Meinung hin und her? Einmal spielt er den fürsorglichen Bruder und dann zeigt er mal seine kalte Schulter. Ich verstand ihn nicht. Möchte er sich etwa vor Serena so aufspielen? Auf seine Meinung konterte ich: „Dürfen Prostituierte etwa nicht lieben? Mir macht es keinen Spaß. Ich

muss jeden Tag viel ertragen. Ich muss jeden Schmerz aushalten, damit ich nicht schreie. Die anderen müssen sich ja an meinen Körper erfreuen. Ich fühle mich hier verdammt dreckig. Aber David gibt mir Hoffnung, Wärme und Liebe. All das, was ich hier nicht bekomme! Weißt du, wie schön es ist zu wissen, dass es eine Person gibt, die mich liebt? Ich spürte das schon lange nicht mehr. Unsere Eltern haben mich verlassen. Du mich ebenfalls. Denkst du wirklich ich schaffe das hier alleine? Noch drei verdammte Jahre? Jeder Tag ist schlimmer als ein Albtraum. Doch David hat mir gezeigt, dass mein Körper nicht das einzige ist, das ich bieten kann. Ich bin auch nicht so dumm, wie ich dachte. Ich

fühlte mich ungebildet, da ich hier keine normale Schulbildung bekomme. Doch trotz all diesen Umständen befinde ich mich auf einer Ebene mit ihm. Und deine Meinung hat mich enttäuscht. Du hast mich enttäuscht. Verhält sich etwa so ein Bruder, der noch vor kurzem gesagt hat, dass er seine Schwester vor all dem hier schützen hätte müssen? Alex, das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Verwirrt starrte er mich an. Konnte er etwa selbst nicht verstehen, wie schnell sich seine Meinung änderte? Serena und Dana merkten, dass sie fehl am Platz waren und daraufhin sagte Serena: „Ich glaube, wir gehen lieber!“ Dana stimmte ihr zu und sprach: „Ja, das glaube ich

auch. Tschüss!“ Und schon gingen die zwei so schnell wie möglich weg. Er sah mich immer noch verwundert an. Wieso sagt er denn nichts? Ich verstand Alex nicht und fragte ihn darauf: „Wieso sagst du jetzt nichts mehr?“ Alex starrte erst einmal auf den Boden. „Es tut mir Leid“, sagte er. „Das ist wirklich das Einzige, das du dazu sagst?“, hackte ich noch einmal nach. Denn ich konnte nicht glauben, dass er sich bloß entschuldigte. Und ich dachte, dass er viel mehr dazu sagen kann. Ich wusste es sogar. Mein Bruder tat einmal auf Mitleid, dass andere mal meinte er, mich konnte niemand lieben. Alex, was ist nur aus dir

geworden? „OK, wenn du nichts mehr dazu sagen kannst, dann lassen wir es für heute. Ich rufe deshalb David an und frage, ob er demnächst kommen kann, denn ich will, dass du ihn kennenlernst, obwohl du ein beschissener Bruder bist!“, brummte ich vor mich hin und wand mich von ihm ab. Ich lief einige Schritte und dann hörte ich ihn schreien: „Linda, bleib doch stehen!“ Also drehte ich mich um und sah in seine leeren dunkelgrünen Augen. Ich konnte nicht aus ihnen lesen. Dann fragte ich ihn: „Was willst du jetzt noch? Ich glaube, du brauchst etwas Zeit nachzudenken. Melde dich später bei mir, sonst wird das jetzt zu viel für

mich.“ Und nun wand ich mich wieder von ihm ab, aber dieses Mal lief ich auch weiter ohne mich wieder umzudrehen. Als ich auf dem Zimmer ankam, waren Serena und Dana noch nicht da. Aus diesem Grund freute ich mich schon darauf gleich wieder Davids schöne tiefe Stimme zu hören. Seine Stimme war reiner Telefonsex. Ich konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Aus keinem Mund hörte sich mein Name so wahnsinnig erotisch an wie aus seinem. „Hallo, mein Schöner“, sprach ich ins Telefon und versuchte meine Stimme zu verstellen, damit sie sich wenigstens halb so erotisch anhörte wie seine. Darauf

hörte ich sein wundervolles Lachen und er sagte: „Es ist so toll deine Stimme wieder zu hören. Wie geht es dir, mein Schatz?“ Ich spürte, wie mein Grinsen immer breiter wurde und dann fragte ich ihn: „Gut, seitdem ich deine Stimme gehört habe und dir?“ „Ebenfalls. Was gibt es Neues?“, antwortete er und daraufhin erzählte ich ihm: „Heute ist mein Bruder gekommen und ich möchte, dass ihr euch kennenlernt.“ Ein paar Sekunden hörte ich nichts von der anderen Leitung. „Dein Bruder?“, hackte David nach. „Ja“, flüsterte ich, da ich nicht so recht wusste, was er dachte. Das bereitete mir

Sorgen. Schon wieder musste ich einige Sekunden auf seine Antwort warten. „Was will der auf einmal?“, fragte er wütend. Auch wenn er weit entfernt von mir war, konnte ich die Veränderung seiner Stimme deutlich heraushören. „Er wollte mich einfach mal wieder sehen...und wollte wissen, wie es mir geht“, sagte ich ihm beruhigend. David brauchte schon wieder etwas Zeit, als er zu mir sprach: „Wie sollte es dir gehen, wenn dich ein ekelhafter Typ nach dem anderen vögelt? Wie sollte es dir gehen, wenn dich deine Familie hier in diesem Drecksloch zurückgelassen hat? Wie sollte es dir gehen, wenn du keine

anständige Beziehung haben kannst?“ Und ich hörte, wie er anfing zu weinen. „David...bitte weine nicht. Mir geht es solange gut, solange du an meiner Seite bist. Bitte, gib ihm nicht die Schuld. Er konnte das alles hier nicht aufhalten. Komm zu mir für ein paar Tage, damit du ihn kennenlernen kannst. Mir zu Liebe.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Dieses Mal antwortete er ohne zu zögern: „Ich komme sofort, meine Schöne.“ Erfreut darüber, dass David kam, schrieb ich Alex eine SMS: „David kommt heute.“ Ich habe schon eine Zeit lang David nicht mehr gesehen und ich konnte es kaum erwarten wieder in seinen Armen zu sein. Eine Viertelstunde später bekam ich eine

SMS zurück: „Wenn er da ist, schreibst du mir. Bis dann.“ Nach einiger Zeit vibrierte mein Handy. Ich nahm es in meine Hand. David. Daraufhin nahm ich den Anruf an und ich sagte verschlafen: „Ja?“ „Ich bin da, meine Schöne.“ Sofort legte ich auf und rannte nach unten zum Hauptkorridor. Da stand er mit seiner vollen Pracht. Er war vor kurzem beim Friseur, denn seine dunklen Haare waren um einiges kürzer als zuvor. Dadurch sah er nur noch besser. „David!“, rief ich und eilte sofort in seine Arme. Er zog mich noch näher zu sich hin und drückte mich so fest gegen seine Brust, dass ich mich schon leicht erdrückt fühlte, doch trotzdem

war es so ein wundervolles Gefühl seine Nähe wieder zu spüren. „Linda“, hauchte er in mein Ohr und fuhr mit seinen Fingern durch meine dunkelbraunen, glatten Haaren. Dann ließ er mich nach ein paar Minuten los und fragte: „Und wo ist dein Bruder?“ „Willst du ihn etwa jetzt schon kennenlernen?“ „Dann habe ich es schneller hinter mir“, antwortete er leicht genervt. Sofort schrieb ich Alex eine SMS: „Er ist da. Kommst du hierher oder treffen wir uns in einem Café?“ Kurz darauf antwortete er: „Wir treffen uns in dem italienischen Café neben meinem Hotel.“ David und ich liefen Hand in Hand zum Café. „Aber ich verstehe immer noch

nicht, wieso er nach so einer langen Zeit hierher kommt. Er hat dich in Stich gelassen und jetzt spielt er den fürsorglichen Bruder.“ Na ja...nicht ganz fürsorglich. Darauf sagte ich zu ihm: „Er konnte nichts dagegen tun. Hör auf ihm die Schuld zu geben!“ Er sah mich entsetzt an und sprach kein einziges Wort mehr. Als wir ankamen, saß Alex schon an einem Tisch. Wir saßen uns zu ihm und Alex sah David mit einem prüfenden Blick an. „Also du bist David?“, fragte er nicht gerade begeistert. David nickte bloß, doch er sagte nichts. „Und wie ist es so, eine Nutte zu lieben?“, fragte Alex und lachte amüsiert. „ALEX!“, schrie ich schockiert und konnte es nicht

fassen, dass er so etwas fragte, doch er lächelte mich bloß mit einem schiefen Lächeln an. David konnte es selbst nicht verstehen, dass er so etwas von sich gab und brauchte einige Sekunden bis er etwas sagen konnte: „Und so redest du über DEINE Schwester?“ „Ja, weil es die Wahrheit ist.“ Ich verstand ihn nicht. Er hatte sich doch noch vor ein paar Stunden entschuldigt. Mir wurde es zu viel. Deshalb nahm ich meine Tasche, stand auf und schrie zu Alex: „Ich will dich nie wieder sehen.“ „Linda!“, schrie mir David hinterher, doch er stand nicht auf. Nein, er blieb bei ihm. Und ich lief weinend wieder zurück – alleine. Als ich oben im Zimmer ankam,

lagen Dana und Serena auf ihren Betten. „Hey Linda, wo ist denn Alex?“, fragte Serena verwundert. Als sie mein Gesicht und mein verschmiertes Make-Up sahen, waren beide entsetzt. Daraufhin fragte Dana besorgt: „Oh mein Gott, Süße. Was ist passiert?“ Zuerst saß ich mich auf mein Bett und fing dann an zu erzählen: „Ach für meinen BRUDER bin ich nur eine elendige Hure. Ich wollte unbedingt, dass David und Alex sich kennenlernen und was passiert? Da fragte Alex ihn eiskalt, wie es doch so wäre eine Nutte zu lieben! Als erstes beleidigt er mich, dann entschuldigt er sich und dann macht er mich schon wieder fertig. Und David ist jetzt da geblieben. Ich habe keine Ahnung, worüber

die zwei jetzt reden und...das alles macht mich einfach kaputt.“ „Ach komm...mach dir nicht viel zu viele Sorgen. Vielleicht braucht Alex noch etwas Zeit um sich ein Bild von dir zu machen. Und über David brauchst du dir echt keine Sorgen machen“, versuchte mich Dana zu beruhigen. Aber Serena sagte bloß dazu: „So etwas hätte ich echt nicht von Alex erwartet. OK, wir haben es ja selbst miterlebt, aber...ich stimme da Dana zu. Vielleicht benötigt er einfach nur etwas Zeit.“ Leider war ich nicht mit den Antworten zufrieden und meinte dazu: „Zeit? Er hat genug Zeit gehabt. Wieso ist er dann gekommen, wenn er mich nur fertig macht?

Er ist mein Bruder verdammt nochmal. Er sollte hinter mir stehen!“ Dana und Serena schauten sich gegenseitig an, denn sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Mir war klar, dass sie das alles ebenfalls nicht von ihm erwartet hätten. Nach einiger Zeit bekam ich einen Anruf von David: „Hi, wie geht es dir?“ Genervt antwortete ich ihm: „Wie sollte es mir denn gehen?“ „Beruhige dich doch bitte. Ich habe mit ihm geredet und es tut ihm Leid“, versuchte er mich zu besänftigen. Ach so...wie vorhin auch und danach kam der selbe Mist. „Was meinte er?“, fragte ich um nähere Details zu erfahren. Darauf antwortete David: „Er lädt uns heute

Abend zum Essen ein. Auf was hättest du Lust?“ Ich war gespannt, was dann dort passierte. „Italienisch“, flüsterte ich. Wir saßen alle am Esstisch. Ich bestellte mir eine ordentliche Portion Tortellini alla Panna. Das Restaurant war total edel eingerichtet. Unzählige Gemälde schmückten die smaragdgrünen Wände. Die Säulen wurden mit Blattgold überzogen und die Möbel waren alt, doch sehr luxuriös. Alex aß ein Stück Rumpsteak mit Kräuterbutter und mit einer Ofenkartoffel. Rechts von mir saß David, der eine große Portion Lasagne aß. „Das Essen schmeckt köstlich!“, sagte David und verschlang das Essen so als hätte er schon seit einer halben Ewigkeit nichts mehr gegessen.

Darauf lächelte Alex und erzählte mir: „Linda, weißt du noch? Früher saßen wir oft mit unseren Eltern hier. Das war dein Lieblingsrestaurant.“ Ich sagte erst einmal nichts, stattdessen sah ich mich um. Tatsächlich kam mir das Restaurant bekannt vor. Auf einmal erinnerte ich mich an den letzten Abend mit Mum, Dad und Alex an einem Tisch. Das war damals an meinen zwölften Geburtstag. Ein paar Tage später sind sie nach Efenzia gezogen und haben uns alleine gelassen. Sie lachten am Tisch, als hätte ich eine sorgenfreie Zukunft...so als hätten sie nie vorgehabt uns zu verlassen...so als hätten sie nicht gewusst, was mal aus mir werden würde. „Ein hoch auf Linda, damit sie eine

erfolgreiche Zukunft hat, immer gesund bleibt und später einen tollen Mann findet!“, sprach meine Mum den Trinkspruch aus. Erfolgreiche Zukunft? Sie wusste genau, was ich für eine Zukunft haben werde. Immer gesund bleiben? Sie wusste genau, dass mein Gesundheitsrisiko sich durch diese 'erfolgreiche' Zukunft erhöhen würde. Einen tollen Mann? Wer würde schon so eine Hure wollen wie mich. Doch dann sah ich zu David rüber und er lächelte mich an. Vielleicht hatte sie damit nicht so ganz unrecht. Ich hatte einen überaus fabelhaften Mann an meiner Seite, der mir Kraft und Hoffnung gab und genau die Liebe, die ich schon immer benötigt

habe. „Ja, ich erinnere mich“, antwortete ich ihm. „Dich haben alle mit Geschenken überschüttet. Du warst ihr kleiner Engel...ihr kleiner Engel“, erzählte er stotternd „doch sie haben bei diesen Geschenken ganz vergessen, was aus dir werden würde.“ Sofort sah David Alex mit einen warnenden Blick an. Dann fuhr Alex fort: „Nämlich eine wunderschöne junge Frau.“ Doch ich wusste genau, was er schon wieder dachte. „Nein wirklich. Du bist atemberaubend hübsch. David kann wirklich froh sein dich zu haben“ fügte er hinzu. Aber ich dachte mir: „Hör auf zu lügen...“ „Deine Schwester hat in diesem Jahr sehr viel durchgemacht, Alex. Du

solltest sie für ihre Stärke bewundern. Sie ist eine wahre Kämpferin“, meinte David und lächelte dabei, jedoch beachtete er mich nicht. „Ja, sie ist eine wahrhaftige Kämpferin. Ich bin stolz auf dich, Linda. Glaub mir das bitte“, log Alex wie gedruckt. „Das würde ich zu gerne“, dachte ich mir. „Ich glaube es dir dieses Mal“, sprach ich zu ihm und er lächelte mich wieder schief an. Zum Nachtisch aßen wir einen typisch italienischen Tiramisu. „Das Essen ist der Knaller!“, schwärmte David und konnte seine Zunge nicht oft genug über die Lippen fahren. Die Portionen waren nicht gerade klein, so dass man zum Schluss jeden Löffel in sich hineinzwängen musste.

Enttäuscht stellte ich fest, dass Alex nicht mehr der war, den ich mal kannte. Es war beinahe so, als wurde er ausgewechselt. Zum Abschied drückte mich Alex und gab mir ein Küsschen auf die Wange. Danach lief ich mit David zu seinem Hotel und er sprach zu mir: „So schlecht war das heute doch gar nicht.“ „Ja passt schon“, antwortete ich. Doch David war immer noch sehr angetan vom Essen und meinte: „So ein erstklassiges Essen habe ich schon lange nicht mehr gegessen!“ „Ich hab schon verstanden“, murmelte ich leicht vor mich hin. Immerhin bemerkte er jetzt, dass es mir nicht gut ging...dass mir etwas fehlte. „Was ist los?“, fragte er äußerst hingebungsvoll. „Liebe mich,

David...bitte“, flehte ich ihn verzweifelt an. Mit einem erstarrten Blick sah er mich an, blieb kurz stehen und sprach: „Das tue ich doch!“ Wohingegen ich mit dem Kopf schüttelte und leise sagte: „Aber nicht körperlich.“ „Du weißt, ich kann das nicht“, flüsterte er und wandte seinen Blick von mir ab und schaute ins Leere. „Sieh mich an“, befahl ich ihm. Er blickte zu mir rüber und darauf schlug ich vor: „David, ich brauche dich so sehr. Und eine einfache platonische Beziehung kann ich nicht führen. Ich will dich. In mir. Ich möchte DEINE Berührungen auf meiner Haut spüren. Bitte liebe mich so, wie du es am Anfang getan hast. Wir können auch langsam anfangen. Hauptsache ich spüre

deine nackte Haut auf meiner. Ich liebe dich so sehr, dass es mir schon fast das Herz zerreißt dich nicht in mir haben zu können...dich einfach nicht spüren zu können. Wie schon gesagt, wir können langsam anfangen.“ Sprachlos stand er vor mir. Entsetzt von meinem Worten brachte er kein Wort raus. „Linda, ich weiß nicht, was ich nun sagen soll“, sprach er leise. Dazu hauchte ich ihm bloß ins Ohr: „Du musst nichts sagen...tu es einfach.“ Später kamen wir ins seinem Hotelzimmer an. David übernachtete in einem Vier-Sterne-Hotel an der Grenze. Die Tapeten des Zimmers waren beige und goldfarben. Das Bett wurde mit einer goldenen Tagesdecke überzogen. „Ein sehr

extravagantes Zimmer. Es ist einfach nur ein Traum!“ „Möchtest du Champagner?“, fragte David und lächelte mich mit seinen phänomenalen Lächeln an, das zutiefst aphrodisierend auf mich wirkte. „Ich glaube den brauchst eher du – nicht ich.“ „Ich bestelle trotzdem einen“, sagte er und musste lachen. Ihn lachen zu hören, machte mich einfach nur glücklich, da unsere Beziehung richtig schwierig war. Und sein Lachen bemerkte sich spürbar auf meine Stimmung. „Ein Champagner auf Zimmer 349, bitte.“ Kurze Zeit darauf schenkte mir David Champagner in das Glas und wir machten uns einen wunderbaren Abend. „Er schmeckt einfach köstlich“, bemerkte ich

beim Trinken. David nickte bloß und stellte das Glas auf die Seite. „Stell es ab!“, befahl er mir und als ich es tat, gab er mir einen äußert intensiven Zungenkuss und vereinte meine Zunge mit seiner. „Du schmeckst viel besser als der Champagner, meine Schöne“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich genoss unsere Zweisamkeit und wollte mehr – viel mehr. Deshalb knöpfte ich langsam sein Hemd auf. „Linda...“, stöhnte er meinen Namen verblüfft. Er ließ es einfach auf sich kommen. Das freute mich. Dann machte ich mich an seinen Gürtel zu schaffen. Diesen bekam ich erfreulicherweise nach ein paar Sekunden auf. Danach machte ich den Knopf und den Reißverschluss auf. Infolgedessen stand

ich auf und zog seine Hose schlussendlich aus. Oh Gott...David hatte so einen göttlichen Körper. Mit voller Gier wollte ich seine Boxer noch ausziehen, doch er verbat es mir: „Linda. Wir fangen langsam an. Das hat du doch gesagt, oder nicht?“ Ich nickte enttäuscht. „Jetzt lass mich dich ausziehen“, sprach er leise und ziemlich erregend. Dann zog er mein royalblaues Cocktailkleid und meinen BH aus. „Deine Brüste sind perfekt“, flüsterte er und konnte den Blick von ihnen nicht abwenden. Da er mich immer noch nicht berührte, sagte ich zu ihm: „Fass sie an.“ Er sah mir kurz in meine blauen Augen und dann umfasste er mit seiner rechten Hand meine rechte Brust. Kurz darauf saugte er

an meiner linken Brustwarze und massierte währenddessen meine rechte Brust. Das Gefühl war so schön intensiv. „David“, stöhnte ich. „Gefällt es dir?“, fragte er und lächelte mich dabei an. Ich konnte kein Wort von mir geben und nickte bloß. Etwas später fragte ich ihn: „Darf ich dich berühren?“ Doch er schüttelte mit dem Kopf und meinte: „Jetzt noch nicht.“ Niedergeschlagen lag ich in seinen Armen und dachte nur: „Wann lässt er mich endlich wieder an sich ran?“ Kurz bevor wir einschliefen, sagte er mir leise in mein Ohr: „Ich liebe dich, meine Schöne.“ Am nächsten Morgen wachte ich vor ihm auf. Ich beobachte ihn beim Schlafen und David schnarchte leise vor sich hin. Aus

diesem Grund musste ich lachen und dadurch wachte er auf. Deshalb fragte er total verschlafend: „Schon wach?“ Ich nickte. Er kam näher zu mir und umschlang mich mit seinen starken Armen. Ich spürte seinen heißen, feuchten Atem auf meiner Haut und fragte ihn: „Bist du jetzt bereit?“ Er antwortete mir flüsternd: „Noch nicht. Aber bald.“ Niedergeschlagen dachte ich darüber nach, ob er wirklich mal bereit sein würde. Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und ging ins Bad. Währenddessen nahm ich mein Handy in die Hand und sah unzählige Anrufe von Dana und Serena. Aus diesem Grund rief ich sofort Dana und fragte: „He, was ist los?“ „Was los ist? Wir haben uns die

ganze Nacht schreckliche Sorgen gemacht!“, schrie sie völlig außer sich. „Ich habe bei David im Hotel übernachtet. Ihr hättet euch echt keine Sorgen machen müssen“, versuchte ich sie zu besänftigen. Jedoch schien ich dadurch nichts zu erreichen: „Du hättest uns anrufen können oder eine SMS schreiben können. Wer weiß, vielleicht wäre dir auch etwas zugestoßen. Wir können es nicht wissen!“ Ich probierte noch einmal sie zu beruhigen: „Aber ich bin in sicheren Händen.“ „Ja, Gott sei Dank auch. Und wie war die Nacht?“, fragte mich Dana darauf. „Es passt.“ „Nur passt? Wieso das denn? Ich dachte, du hattest diese Nacht großartigen Sex und du sagst nur passt“, sagte sie

erstaunt. Ich meinte dann: „Ach, dazu wird es vielleicht die nächste Zeit nicht kommen.“ „Hm. Wann kommst du denn nach Hause? Dann könnten wir reden“, schlug sie vor. „Weiß ich noch nicht. Aber garantiert heute noch. Also bis später dann und sag Serena, dass alles in Ordnung ist!“ „Mache ich sowieso. Viel Spaß dir noch! Ciao“, verabschiedete sich Dana. Als mein David nur mit einem Badetuch untenrum eingewickelt aus dem Bad kam, konnte ich nicht mehr widerstehen. Deshalb stand ich auf und wollte das Badetuch von ihm reißen, doch er stoß mich von ihm weg. „Nein, Linda. Es geht nicht so schnell. Wann kapierst du das endlich?“, schrie er plötzlich wutentbrannt.

Erschrocken darüber wie er mit mir sprach, konnte ich nichts dazu sagen. Verdammt, ich liebte ihn einfach so sehr. Zu sehr, dass ich meine Tränen nicht stoppen konnte. „Oh Gott, Linda. Nein, dass wollte ich nicht“, sprach er auf einmal aufgebracht. Er saß sich sofort neben mich und nahm mich in seinen Armen. Eine Zeit lang saßen wir so dran. Ekelte er sich wirklich so sehr? Ich konnte für all das nichts. „Es wird alles wieder gut“, flüsterte er mir ins Ohr, aber ich schüttelte den Kopf und fragte ihn: „Widere ich dich etwa so sehr an? Ich liebe dich zwar, aber ich will, dass du dein Glück findest...und deinen Spaß hast. Und wenn du das alles nicht mit mir haben kannst, dann muss ich

dich eben gehen lassen. Egal, wie sehr mir das weh tut, aber so bin ich auch nicht gerade glücklich. Ich will...dich, aber nicht nur die emotionale Seite, sondern ich will auch deinen Körper. Aber bitte sehe mich nicht als Hure deshalb, denn du bist der Einzige, den ich am liebsten die Klamotten vom Leib reißen möchte und mit dem ich den Sex genieße, sonst ist es immer eine Qual. Es fühlt sich jedes Mal so an, als wird man immer wieder aufs Neue vergewaltigt. Meistens muss ich mich nach dem Oralsex übergeben oder wenn jemand gerade meinen Hintern zutiefst durchgenommen habe, dann na ja. Das möchtest du lieber nicht wissen. Auf jeden Fall sind das höllische, körperliche

Schmerzen und das Ganze macht meine Seele kaputt. Aber jetzt bitte sag mir die Wahrheit: 'Ekelst du dich vor mir?'“ Ganz lange war eine Funkstille zwischen uns. Er hatte lange gebraucht, um mir zu antworten und dann flüsterte er vor sich hin: „Ja, das tue ich.“ Die Antwort fühlte sich an wie ein Stich ins Herz. Schon wieder brannten mir die Tränen in den Augen und schlussendlich kullerten sie herunter. Er umschlang seinen Arm noch fester um mich, doch ich befahl: „Lass mich los!“ Das tat er sofort. Er stand auf und sah mich mit seinen feuchten Augen an. Er hat ebenfalls geweint und ich bemerkte das nicht. Ich konnte nicht in seine Augen schauen, denn das tat mir zu sehr weh.

„Ich tu dir nicht gut. Linda, ich mache dir unnötig Probleme“, sprach er und ich bemerkte die Qual in seiner Stimme. Und ich wusste, dass er mit mir Schluss machen wollte, denn wir taten uns gegenseitig nicht gut. Wer weiß? Vielleicht hatte er in Tredomio schon eine andere. Eine, die ein geregeltes und normales Leben führte. Eine, die nicht tausende Typen am Start hatte. Eine, die vollkommen war. Eine, wie für ihn gemacht. Bei den Gedanken schmerzte mein Herz. „Linda...wir verletzten uns gegenseitig. Ich sehe keinen Sinn mehr...in unserer Beziehung“, fuhr er fort. Das Ende kam. Genau jetzt ließ er mich alleine. Ich hatte keinen Halt mehr – einfach gar nichts.

Währenddessen starrte ich ganze Zeit auf den Boden. Bei seinen Worten konnte ich einfach einfach in sein Gesicht blicken. Das würde alles nur noch unerträglicher machen. Doch dann sagte er: „Aber ich werde versuchen wieder einen Sinn zu finden. Für uns!“ Ich blickte wieder zu ihm hinauf. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich konnte es nicht fassen. Ein kleines Lächeln umspielte sich um seine Lippen. Dabei musste ich selbst grinsen und kam auf ihn hinzu. Er umarmte mich fest und flüsterte: „Ich liebe dich einfach zu sehr um dich loszulassen, meine Schöne.“ Die Panik war vorüber und ich konnte die Wärme seines Körpers in Ruhe

genießen. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit David schlenderte ich den Weg nach Hause. Am Abend würde ich mich wieder mit David treffen und Dana und Serena würden mich dann gleich schon oben im Zimmer erwarten. Dabei vergaß ich völlig meinen ach so geliebten Bruder. Auf Alex war ich überhaupt nicht gut zu sprechen. Als ich oben ankam, saßen die beiden auf den Betten. „Linda!“, schrien sie beide im Chor und umarmten mich. „Erzähl, wie war die Nacht mit David?“, fragte Serena total aufgeregt. Jedoch stellte ich als erstes meine Tasche auf den Boden ab und erzählte ihnen vom Abendessen und wie sehr sich David vor mich ekelt. Bei den

Gedanken kamen mir schon fast die Tränen. Entsetzt starrten mich Dana und Serena an und wussten selbst nicht so recht, was sie sagen sollen. Auf einmal vibrierte mein Handy und zerstörte die Stille. Ich schaute auf das Display – Alex. Ehrlich gesagt hatte ich keine Lust ihn noch einmal zu sehen, doch er war gerade da und vielleicht würde ich es bereuen, wenn ich ihn jetzt zum Teufel schicken würde. Dana und Serena sahen mich fragend an und darauf sagte ich zu ihnen: „Das ist Alex. Entschuldigt mich ganz kurz.“ Ich verließ das Zimmer und nahm das Gespräch an. „Hi“, begrüßte ich ihn. Anschließend fragte er mich dann: „Und hat meine kleine Schwester gut

geschlafen?“ Ich verdrehte meine Augen, weil er nur so tat, als würde er sich um mich sorgen. „Na klar. Ich habe auch bei David geschlafen“, antwortete ich und wartete gespannt auf seine Antwort. „Interessant...hättest du vielleicht Lust heute Nachmittag etwas zu unternehmen? Aber ohne David.“ Ohne David? War das so eine gute Idee? Nach kurzen Überlegungen stimmte ich den Vorschlag ohne zu zögern zu. Zwar hatte ich Angst, dass er mich wieder als Hure bezeichnen würde – doch er würde mir sonst nichts anderes tun. Ich konnte auch ohne David auf meinen Beinen stehen. Alex und ich waren um fünfzehn Uhr in einem griechischen Restaurant verabredet.

Nachdem Telefonat betrat ich wieder das Zimmer und gab Dana und Serena Bescheid, dass ich später mit Alex verabredet war. Serena erzählte kurz darauf, wie sie einen angeblich hübschen 18-jährigen gestern Abend die Unschuld genommen hatte: „Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen danach. Er sah so überglücklich aus. Ich hasse zwar das, was ich mache, aber irgendwie befriedigte mich der gestrige Abend selbst. Ich habe ihn gefragt, wieso er ausgerechnet mit einer Prostituierten sein erstes Mal haben wollte und dann erzählte er von seinen missglückten Beziehungen und von seinem Kumpel, die schon eine nach der anderen hatten und er konnte nie wirklich mitreden.

Zum Schluss sagte er zu mir, dass es sich besser anfühlt als er sich vorstellen konnte.“ Mir ging in diesem Moment Serenas Geschichte regelrecht ins eine Ohr raus und durch das andere genauso. Es war mir total egal. Natürlich tat ich so, als wäre ich total interessiert, doch ich musste mein eigenes Leben erst einmal in den Griff bekommen. Die Sache mit Alex ist für mich noch ein großes Rätsel und die Beziehung zwischen mir und David müsste sich erst stabilisieren. Währenddessen sie erzählte, bemerkte ich das außergewöhnliche Strahlen in ihren Augen. Wahrscheinlich genoss sie den Sex mit ihm, sonst würde sie nicht so schwärmend darüber berichten. Doch plötzlich brach

Dana in Tränen aus. Entsetzt fragte ich: „Was ist passiert?“ Sie starrte schockiert auf ihr Smartphone: „Jake ist tot.“ Fassungslos sah ich zur ihr rüber. Sie konnte ihre Tränen nicht aufhalten und kurz darauf rollten diese über ihre Wangen. Mit ihren verschmierten Augen sah sie zu uns hinauf und flüsterte: „Er sprang vor dem Zug...sein Körper wurde in tausend...Teile zerrissen. Oh Gott...ich kann das nicht fassen.“ Serena und ich saßen uns neben Dana und versuchten sie zu trösten. Noch nie sah ich sie in diesen Zustand. Doch jetzt konnte ich mir sicher sein, dass das zwischen mir und Jake niemals herauskommen würde. Kurz bevor ich ging, sagte ich noch zu

Serena, dass sie sich gut um Dana kümmern soll. Sie ist am Boden zerstört und leider plagte mich ein schlechtes Gewissen, da ich mit ihm mal schlief und es einfach ihr nicht sagen konnte. Dafür bedeutete sie mir zu viel. Ja, dafür könnte ich mich hassen. Doch es war zu spät und ich wollte sie nicht kränken. Egal wie sehr mich mein schlechtes Gewissen nun folterte – ich musste es aushalten. Angekommen beim Griechen, saß ich mich in das hübsch eingerichtete Restaurant hinein. Alex war noch nicht da. Sogar ich selbst war über zehn Minuten zu spät und er war nicht da. Wo blieb er bloß? Weil ich keine Lust hatte unnötig zu warten, rief ich ihn an: „Wo zum Teufel steckst du?“

„Ich bin gleich da. Keine Sorge. Ich musste nur schnell was klären!“, antwortete und lag sofort auf. Was musste er denn bitte sehr klären? Mit David etwa? Oh nein...ihm konnte ich nicht noch mehr zumuten. Ich wollte wieder glücklich mit ihm sein. Ihm endlich wieder nahe kommen. Nach fünf Minuten traf auch endlich Alex ein. „Was musstest du denn klären?“, fragte ich ihn neugierig. Doch er antwortete kopfschüttelnd: „Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe eine Überraschung für dich übermorgen.“ Eine Überraschung? Was hatte Alex vor? Ich durfte nicht so negativ denken. Vielleicht wollte er alles wieder gut machen, was er angerichtet hatte. „Hm OK. Ich bin

gespannt“, sagte ich. Er lächelte schief und meinte: „Das würde dir gefallen.“ Das Essen schmeckte vorzüglich, aber das verbesserte nicht die Gegenwart von Alex. Er fühlte sich nicht mehr wie mein Bruder an, auch wenn er sich äußerlich nicht stark verändert hatte, aber er war mir nun völlig fremd. „Wir müssen irgendwann mal wieder zum See fahren“, sprach Alex, „wie damals. Ich habe für dich damals die Matratze aufgeblasen, weil unser Vater nie Lust dazu hatte. Aber warst du erst einmal auf der Matratze, so bist du dann sofort herunter geflogen.“ Dabei grinste er leicht, doch bei meiner Antwort verging ihm das schnell: „Ja, damals war alles noch schön. Und was heißt bei dir irgendwann? In drei

Jahren, wenn ich das alles hinter mir habe? Wenn meine Psyche schon richtig am Arsch ist?“ „Linda...“, flüsterte er vor sich hin. „Alex, die Jahre hier kann man nicht einfach rückgängig machen.“ Er wandte seinen Blick eiskalt von mir ab. Was er wohl dachte? „Ich will gar nicht wissen mit wie vielen Männern und Frauen ich genau gefickt habe. Wenn ich daran nur denken muss, wird mir übel. Das macht mir keinen Spaß. Und ich fühle mich immer wieder erneut vergewaltigt“, fügte ich noch hinzu. Er sah kurz in meine Augen und atmete tief durch, als er mir antwortete: „Das tut mir so unendlich Leid, Linda.“ Doch ich lachte, weil ich wusste das es einfach nur eine Lüge war. Falsches Mitleid konnte ich

gar nicht gebrauchen, deshalb antwortete ich ihm: „Das habe ich in den letzten Tagen nicht gemerkt. Ich habe ab heute keinen Bruder mehr. Bitte reise heute noch ab. Ich kann deine widerlichen und falschen Lügen nicht mehr hören!“ Ich packte meine Tasche und als ich mich mit dem Rücken zu ihm wandte, hörte ich ihn sagen: „Warte bis morgen Abend ab. Ich verschwinde heute noch nicht.“ Ich jedoch ignorierte ihn und verließ das Restaurant. In meinem Kopf kreiste sich nur noch seine sogenannte Überraschung und Jakes Tod ließ mir auch keine Ruhe. Das wurde mir alles zu viel und deshalb ging ich in den Park. Es war gerade einmal siebzehn Uhr dreißig, als ich auf der Bank

saß und auf mein Display starrte. Keine Nachricht von David, Serena, Dana oder sonst wer. Ich atmete die frische Luft ein und versuchte an rein gar nichts zu denken. Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich nie hier gelebt hätte? Wäre ich glücklich? Was wäre dann mein Schicksal gewesen? Wie kann man hier noch einen kühlen Kopf bewahren, wenn man das alles durchmachen muss? Mir stiegen die Tränen in die Augen. Schon wieder. Ich fühlte mich schwach, obwohl David versuchte unsere Beziehung wieder zu retten. Doch trotzdem stellte ich fest, dass ich alleine war, auch wenn ich von Davids Liebe umgeben war, spürte ich mehr die schweren Steine, die auf unserer

Beziehung lagen. Wieso schmiss sich Jake vor den Zug? Ich hoffte zu sehr, dass es nicht wegen mir war. Ich war überfordert mit meinen ganzen Leben. Mit all den Situationen, die mich immer wieder konfrontierten. Mein Handy vibrierte und mir schrieb David: „Und was machen wir heute Abend?“ Doch ich konnte jetzt nicht daran denken. Aber echt nicht. Mir brannten die Tränen immer mehr in den Augen, aber ich versuchte es zu unterdrücken. Ich wollte stark sein, aber ich musste begreifen, dass ich es gerade nicht war. Ich war ein hilfloses Wrack. Niemand könnte mich jetzt aufbauen. So ging es mir am Anfang, als ich mit all dem hier anfangen musste. Noch drei Jahre

müsste ich noch aushalten. Drei verdammte Jahre. Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und die Tränen rollten über meine Wangen. Dabei schrie ich mir die Seele aus dem Hals und war froh das weit und breit kein Mensch war. Mein Smartphone fing an länger zu vibrieren. Deshalb schaute ich auf das Display. David rief mich an. Um ihm unnötige Sorgen zu ersparen, versuchte ich mich zu beruhigen und nahm den Anruf an: „Hi Schatz.“ „Was ist denn los, meine Schöne?“, klang er besorgt. Er hörte, dass es ich geweint habe. „Es ist alles in Ordnung. Du brauchst dir keine Sorgen machen“, antwortete ich ihm, doch instinktiv wusste ich, dass er sich mit der

Antwort nicht zufrieden geben würde. „Du bist schlecht im Lügen, weißt du das?“ Irgendwie musste ich dabei leicht lächeln. „David...“ Darauf fragte er mich sofort: „Wo steckst du? Ich komme sofort!“ Das er unbedingt zu mir wollte, freute mich irgendwie. Ich antwortete ihm etwas erleichtert: „Ledoromio Stadtpark.“ Kurz nach fünf sah ich schon David vom weitem. Etwas davor erfrischte ich mein Make Up, um nicht ganz so scheußlich auszusehen. David sollte weiterhin in mir die 'seine Schöne' sehen. Ich stand auf und er begrüßte mich mit einem breiten Lächeln und nahm mich in seine Arme. Wir saßen uns auf die dunkle Holzbank und er

erkundigte sich, was denn mit mir los sei. Ich erwiderte mit einem leichten Seufzer: „Es ist für mich letzter Zeit alles zu viel. Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.“ „Wegen Alex?“ David saß rechts von mir und ich sah ihm in die Augen, als ich zu ihm sagte: „Nicht nur das. Jake ist tot.“ Er sah erst verblüfft an und dann sprach er: „Ist das der vom Kaufhaus?“ Ich nickte. „Was ist mit ihm passiert?“ „Er schmiss sich vor dem Zug.“ David und ich spazierten durch Ledoromio. Den Spaziergang könnte man nicht mit einen in Paris vergleichen. Egal wo wir liefen – ein Bordell nach dem anderen. Der Anblick war schrecklich und es verbesserte nicht unsere Stimmung.

Harmonisch war es letzter Zeit nicht bei uns. Die Lust mit David zu schlafen verging mir ebenfalls. Alex sein Verhalten, Jakes plötzlicher Selbstmord und das David offensichtlich angewidert von mir war, steuerten dazu bei, dass dieses Bedürfnis verging. Ich brauchte eine nur Wärme. Eine starke Schulter an der ich mich abstütze, doch desto mehr ich Zeit mit ihm verbrachte, desto mehr merkte ich, dass er nicht in meine Welt passte und ich nicht in seiner. Ich müsste erst einmal mein Leben auf die Reihe bekommen. Lautlos schlenderten wir durch die Gassen Ledoromios. Unsere Stille wurde durch die unüberhörbare Vibration meines Smartphones durchbrochen. „Hi Serena“,

sprach ich und war froh, dass sie mich anrief. „Du musst unbedingt herkommen!“, schrie sie plötzlich ins Telefon. „Was ist denn los?“, fragte ich panisch. Kam etwa das mit Jake heraus? Aber wie denn? „Dana möchte sich ihr Leben nehmen! Sie ist spurlos verschwunden!“ Nein – schlimmer konnte das nicht mehr werden. „Nicht dein Ernst? Wieso das denn? Ich dachte, du bist ganze Zeit bei ihr und passt auf sie auf!“ Wütend antwortete mir Serena: „Linda, sie ist kein kleines Baby mehr. Ich habe gerade eben einen Abschiedbrief gefunden. Ich weiß nicht, wo sie steckt. Debra weiß auch schon Bescheid, denn ein Freier hatte heute einen Termin bei ihr und sie ist nicht

erschienen. Dana ist am Ende. Und ich weiß nicht, wo sie ist. Ich halte das nicht mehr aus. Sie darf nicht sterben!“ Ich hörte, wie Serena anfing am anderen Ende zu weinen. Oh Gott. Das war für mich eindeutig zu viel. Aber ich konnte nicht einfach davon rennen. „Steht im Brief irgendeine Andeutung, wo sie ist?“, fragte ich sie. „Natürlich nicht!“ Kurz überlegte ich und antwortete ihr: „Warte. Ich glaube, ich weiß, wo sie stecken könnte. Ich rufe dich dann an!“,sprach ich zu ihr und lag auf. Entsetzt fragte mich David, was los sei. „Wir müssen schnell ins Kannabis Café“, antwortete ich ihm. Auf dem Weg dorthin, erklärte ich David, dass Dana sich umbringen möchte und ich

kannte keinen andere Ort, wo sie sich sonst verkriechen würde. Immer wenn es uns schlecht ging, zogen wir an einem Joint und das Leben sah schon viel schöner aus. Als wir ankamen, fragte ich den Besitzer, ob Dana sei. Er nickte und zeigte auf den Tisch rechts in der Ecke. Ich bedankte mich bei ihm und wir gingen zu ihr. „Dana!“, schrie ich. Sie hat schon längst etwas genommen. Ihre rauchgrauen Augen waren gerötet und sie sah mich total verstört an. Sie antwortete mir nicht, aber sah mich weiterhin an. Kurz schaute ich zu David und er war geschockt. So hatte er sich unsere gemeinsamen Tage nicht vorgestellt – ich ja auch nicht. „Du kommst jetzt mit mir“, flüsterte ich.

Plötzlich fuchtelte Dana wild um sich herum und schrie: „Nein, ich bleibe hier!“ „Was sollen wir nun tun?“, fragte ich hilflos David. Ich merkte, dass er ebenfalls überfordert jetzt war, aber er blieb trotzdem bei mir. Als erstes fuhr er mir seiner Hand durch seine dunkelbraunen Haare und atmete tief durch. Dann schlug er vor: „Ruf mal Serena an. Ich glaube, wir werden Verstärkung brauchen.“ Daraufhin rief ich sie an: „Sie ist im Kannabis Café und sie will nicht mit. Komm bitte sofort!“ „Natürlich! Ich mache mich sofort auf den Weg!“ „Serena kommt dann gleich“, sagte ich zu David und wir beide waren am Ende und ich fragte mich, wie der Abend wohl noch verlaufen würde.

Ich sah die Verzweiflung in Davids Augen. Seine dunklen Augen verloren ihren Glanz und ich war bedrückt, weil ich ihn nicht beglücken konnte. Dana zog an den Ansatz ihrer hellblonden Haare und fing auf einmal an zu weinen: „Wieso musste er das tun?! Wieso?!“ David sah mich hoffnungslos an und sprach leise zu mir: „Schatz...tut mir Leid, aber ich muss kurz vor die Tür.“ Ich nickte, weil ich verstand, aber froh darüber war ich nicht gerade. Ich saß mich auf das braune Ledersofa gegenüber von Dana und legte meine Hand auf ihre. Ein Kellner kam und fragte mich: „Madam, was kann ich Ihnen bringen?“ „Einen Joint, bitte.“ Als mir der blondhaarige, kleine Kellner

den Joint brachte, fragte ich ihn: „Was hat sie sich vorhin bestellt? Sie sieht total fertig aus.“ „Sie hat keine Drogen genommen. Sie hat nur ein bisschen was getrunken. Ich glaube, Sie sollten sie auch daran ziehen lassen“, antwortete er mir leicht genervt und drehte sich sofort mit den Rücken zu mir. „Arsch“, flüsterte ich leise vor mich. Ich nahm einen Zug und bot dann Dana an auch einen zu nehmen. Sie sollte lockerer werden, auch wenn es nicht der perfekte Zeitpunkt und Ort war, doch wenigstens für eine Nacht sollte sie die Probleme vergessen und ich auch. Einige Zeit später kam David mit Serena rein. Sie band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und trug einen lässigen

royalblauen Jogginganzug. David war neben ihr einen halben Kopf größer und zusammen ergaben sie ein harmonisches Gesamtbild, ob es wohl an dem Joint lag? Ich rauchte in Ruhe weiter. Er setzte sich neben mich und fragte mich entsetzt: „Linda? Was ist jetzt mit dir los?“ „Entspannung. Möchtest du vielleicht mal probieren?“, sagte ich ihm und lächelte etwas schief dabei. Dana nahm meinen Joint die Hand und zog daran. Ihr ging es viel besser als vorhin. Sie lachte wieder und der Anblick tat mir gut. Sogar ich vergaß meine Probleme. David wollte aber nicht probieren und meinte dann energisch: „Weißt du was, Linda? Ich habe keine Lust mehr. Ich geh jetzt.“ Fassungslos sah ich

ihn, wie er wieder aufstand und mir dabei noch in die Augen schaute. Er wollte, dass ich mich schlecht fühle. Als er sich kurz vor dem Ausgang befand, rannte ich zu ihm und umarmte seine Taille von hinten. „Bitte bleib hier, David“, flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass es nicht der richtige Ort für ihn war. Ich schaute zu ihm hoch und er machte kurz die Augen und dann sagte er zu mir: „Gehen wir zwei kurz vor die Tür...wir müssen reden.“ Betrübt ließ ich ihn los und folgte ihm nach draußen. Er stand gegenüber von mir und David war ein Hingucker. Durch seine kurz geschnittenen braunen Haare kamen seine männlichen Gesichtszüge noch mehr zur Geltung. Ich liebte seinen vollen

Lippen so sehr und seine braunen Augen strahlten Arroganz und Dominanz aus. Doch auch wenn sein Äußerliches soviel Selbstbewusstsein verkörperte, tat es lange noch nicht sein Inneres. „Weißt du wie gerade ausschaust?“, fragte mich David, musterte mich dabei von oben nach unten und schüttelte mit dem Kopf. Mit großen Augen guckte ich ihn an und war schockiert über seine Worte. „Wie eine Cracknutte“, beantwortete er die Frage selbst und wandte seinen Blick von mir ab. „Und das nennst du einen Sinn finden für uns?“, meinte ich und musste dabei lachen. Der Joint stimmte mich wirklich lockerer und das passte in diese Situation perfekt. „Nein, aber du lässt es so gar nicht zu,

dass ich überhaupt einen Sinn finden möchte. Linda...ich würde alles für uns tun. Nur hier...das passt alles gar nicht. Du mit dem Joint im Mund. Mit deinem verschmierten Make Up. Ich finde dich wirklich wunderschön...aber genau jetzt siehst du so aus wie du aussehen solltest.“ Die letzten Worte waren wie ein Stich ins Herz. Ich konnte nicht fassen, dass er das gerade wirklich sagte. Serena kam auf einmal raus und fragte mich: „Kommt doch rein! Die Stimmung ist jetzt viel besser!“ Ich antwortete ihr mit einem gefälschten Lächeln: „Ich komme gleich.“ Sie grinste breit und verschwand dann auch wieder. Zu David sagte ich noch, bevor ich das Café wieder betrat: „Bitte geh jetzt.“ Er

presste die Lippen zusammen und meinte: „OK, wenn du meinst.“ Er drehte sich um und lief zu seinen Hotel – ohne einmal nach hinten zu schauen. Am nächsten Tag wachte ich gegen Mittag auf. Serena und Dana waren schon längst weg. Ich streckte mich und gähnte, denn am liebsten hätte ich weiter geschlafen. Dann schaute ich kurz auf mein Handy. Eine SMS von David und Alex. David schrieb mir: „Tut mir Leid wegen gestern Abend. Ich hoffe, wir können heute reden.“ Dann sah ich nach, was Alex mir schrieb: „Glaub mir – die Überraschung wird dir gefallen. Heute um 18 Uhr im Theatersaal.“ Ach Mist – die Überraschung von Alex habe ich glaub

vergessen. Aber danach ist er hoffentlich weg. Mir wäre es jetzt lieber gewesen, wenn er niemals gekommen wäre. Langsam suchte ich nach ein passendes Outfit für heute. Ich wollte nicht die Beziehung mit David aufgeben, aber die letzten Tage waren hart für uns, aber das würden wir durchstehen. Mein heutiges Outfit war eine enge schwarze Hose und ein rotes, eng geschnittenes Sweatshirt in dem meine Brüste wunderbar in Szene gesetzt wurden. Daraufhin rief ich David an: „Hi.“ „Hey, Linda...wie geht es dir?“, fragte er mich mit einer angstbefüllten Stimme. Ihn so zu hören, stimmte mich depressiv. Was haben wir uns eigentlich da angetan? „Es passt eigentlich und dir?“, antwortete ich

ihm. Darauf antwortete er mir: „Ja...geht schon. Hättest du dann heute etwas Zeit für mich?“ Ich war glücklich darüber, dass er uns trotz all dem noch eine Chance gibt, deshalb antwortete ich ihm sofort: „Klar, um zwei im Park.“ Ich saß mich vor meinen Schminktisch und fing an mich für ihn hübsch zu machen. Serena und Dana hinterließ ich einen Zettel, auf den ich schrieb, dass ich mit David unterwegs war. Als ich im Park antraf, saß er schon auf der gestrigen Bank und ich lief zu ihm. Er sah zu mir rüber, aber seine Haltung deutete daraufhin, dass er nicht ziemlich angeschlagen war. Ich gab ihm vorsichtig einen Kuss auf die Wange und saß mich

links von ihm. „Ich habe gestern übertrieben...ich hoffe, du verzeihst mir“, flüsterte er leise vor sich hin und sah mir danach kurz in die Augen. Ich sah ihn nie so verzweifelt. Der Anblick brach mir schon fast das Herz. Ich erwiderte dann mit einer beruhigenden Stimmlage: „Natürlich verzeihe ich dir...das war einfach nicht der richtige Ort für dich. Ich kann das schon verstehen. Zu lieben heißt keine Entschuldigung zu erwarten.“ Statt etwas zu sagen, nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich so leidenschaftlich wie schon lange nicht mehr. Der Kuss war traumhaft. Dadurch weckte er meine Lust wieder, doch instinktiv wusste ich, dass er immer noch

nicht bereit war. „Hast du schon etwas gegessen?“, fragte er mich lächeln. Ich schüttelte meinen Kopf und bemerkte die eine Träne, die gerade über seine rechte Wange herunter kullerte. Es war kurz vor vor achtzehn Uhr und David stand an meiner Seite. Nebenbei stellte ich fest, dass Alex so einige Mädchen aus unseren Bordell eingeladen hatte. Sogar Konskolinski. Sie stolzierte mit ihren schwarzen hohen Plateau High Heels an uns vorbei und trug ein kurzes beigefarbenes Kleid. Dabei lächelte sie mich an. Ich war total angespannt. David hielt meine zitternde Hand und irgendwie verriet mir mein Bauchgefühl, dass Alex nichts Gutes im Schilde führte. Nach ein

paar Minuten kam auch Alex kurz zu uns her und meinte: „Ich müsste mich jetzt um die Technik kümmern. Und ihr könnt den Film ruhig genießen. Nach diesen Film wird sich dein Leben komplett ändern, Linda.“ Sprachlos sah ich ihn an. Was sollte das bedeuten? Ich schaute zu David hoch, doch er zuckte ahnungslos mit seinen Schultern. Immer mehr hatte sich das mulmige Gefühl verstärkt, dass er sich nicht entschuldigen will – sondern eher etwas verschlimmern. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was das für ein Film sein sollte. Der Saal füllte sich mit immer mehr Personen und desto mehr Leute hier warnen, desto mehr bekam ich Panik. Dann ertönte plötzlich Alex's

Stimme: „Meine Damen und Herren setzen Sie sich bitte hin, denn das was Sie gleich sehen werden, wird Sie möglicherweise vom Hocker hauen. Und bitte bewahren Sie Ruhe bei den Szenen, die sie nun sehen werden.“ Mir wurde noch übler bei den Worten. David hielt immer noch meine zittrige Hand und dann fing der Film an. Und ich erschrak fürchterlich, als der Titel des Films auf der Leinwand erschien: Lindas erstes Mal. David schaute sofort zu mir rüber und fragte mich entsetzt: „Kannst du mir das erklären?“ Doch ich schüttelte den Kopf und ich zitterte immer mehr. Mein Herz schlug immer heftiger. Dann sah man noch den jüngeren Alex vor der Kamera und er sagte: „Also heute ist

Lindas dreizehnter Geburtstag. Meine Jungs und ich sind gerade hier und machen eine richtig fette Party. Und was macht die kleine Linda an ihren Geburtstag? Sie hat natürlich keine Freunde und chattet deshalb im Internet – an ihren Geburtstag. Von daher möchten wir sie heute beglücken!“ An den Tag konnte ich mich gar nicht erinnern. Ein Tag, der für mich nie als verloren galt. David sah ziemlich angespannt aus, aber er sagte nichts und schaute stur den Film. Tyson, Patrick und Alex liefen die Treppen hoch zu meinem Zimmer und dann flüsterte Alex leise in die Kamera: „Wir trinken jetzt etwas mit ihr, doch sie weiß nicht, was in ihren Gläschen steckt. Nämlich GHB.“ Sie klopften dann

lachend an meinem Zimmer und ich schrie: „Ja?“ Sie kamen dann alle in mein Zimmer und sangen „Happy Birthday to you“. Ich musste vor Glück weinen und umarmte meinen Bruder. „Komm trink etwas mit uns. Deine Eltern sind eh nicht da!“, sprach Tyson. Er war groß, dunkelhäutig und sehr breit gebaut. Ich nahm das Glas dankend an und wir stoßen gemeinsam an und die Jungs sagten: „Auf Linda!“ Plötzlich flüsterte mir David geschockt ins Ohr: „Was hat er da bloß mit dir angestellt?“ Fassungslos antwortete ich ihm: „Das weiß ich leider selbst nicht.“ Daraufhin sprach Alex leise in die Kamera: „So jetzt dauert es nur noch einen kurzen Moment und es kann losgehen!“ Auf

einmal wurde der Film vorgespult. Alex und die anderen zogen mich aus und mehr konnte ich nicht mehr ansehen. Ich fing an zu weinen und David sagte zu mir: „Die haben dich vergewaltigt.“ „Ich werde ihn umbringen!“, schrie ich und stürmte ins Technikzimmer. „Ach Linda, auf dich habe ich schon gewartet!“, sprach Alex mit einem hinterhältigen Lächeln. Völlig außer sich fragte ich ihn: „Wie konntest du nur so etwas widerliches tun?! Ich bin deine Schwester! Deine Schwester, verdammt nochmal!“ Doch er schüttelte den Kopf, ließ seinen Kopf nach hinten fallen und lachte heuchlerisch. „Bist du nicht“, antwortete er plötzlich. „Wie?“, fragte ich ihn und war geschockter als zuvor. „Du

wurdest adoptiert, Linda. Und jetzt wiederholen wir das vor zwei Jahren, aber ich will dich nicht wieder mit Drogen betäuben“, gestand er mir und knöpfte dabei sein dunkelgrünes Hemd auf, doch ich schüttelte den Kopf und brüllte: „Nein! Geh weg von mir!“ Doch er schlug mich gegen die Wand, so dass mein Hinterkopf mit voller Wucht dagegen prellte. „Ah!“, stöhnte ich vor Schmerzen und sank langsam auf den Boden. Auch wenn ich eine Prostituierte war – nein, das konnte ich nicht machen. Und auch wenn er nicht mein richtiger Bruder war – er war für mich mein Bruder. Aber nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich adoptiert wurde. Desto länger ich Alex ansah, desto

weniger erkannte ich meinen Bruder von damals. Er war mir fremd. Und dadurch noch mehr als durch die Tage davor. Bevor er seine Hose vom Ledergürtel befreite, entdeckte ich rechts von mir eine Flasche. Alex stand mit dem Rücken zu mir, deshalb ergriff ich die Chance und nahm die Glasflasche in meine Hand und schlug sie auf seinen Hinterkopf. Ich rannte sofort zum Ausgang, doch die Tür war verschlossen. Dann schrie er auf einmal: „Du kleine Schlampe, ich habe die Tür abgeschlossen. Ah...wieso hast du mir die Flasche Spiritus auf den Kopf geschlagen?!“ Daraufhin drehte ich mich um und sah ihn auf den Boden liegen. Er hielt seine Hände

auf seinen Hinterkopf, doch ich suchte währenddessen nach einen Feuerzeug und Streichhölzern. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich doch insgeheim nicht mehr leben – für was? Drei weitere Jahre hier? Nein, das konnte ich nicht und ich fing an zu weinen. Neben dem PC lag links von der Zigarettenschachtel eine Packung Streichhölzer. Irgendwie hat sich der Nahe Tod nach einer Befreiung angefühlt, auf die ich sehnlichst gewartet habe. Ein kurzes Lächeln spielte sich um meine Lippen als in die kleine Pfütze Spiritus einen angezündeten Streichholz warf und mich dabei von Alex verabschiedete: „Lebe wohl. Das ist das Beste und nicht nur für mich.“ Eine große Flamme entstand und

diese nahm auch langsam immer mehr Alex in sich, als wäre er ihre Nahrung. Es war so schön seinen Tod mitanzusehen – besonders kurz vor meinen. „Linda...wieso?“, schrie er. Lautlos lag ich mich auf den Boden und starrte auf die Decke und flüsterte: „Gott...bitte nimm mich trotzdem in den Himmel.“ Die Luft wurde immer stickiger und mir fiel es immer schwerer zu atmen. Der Raum füllte sich immer mit Rauch. Plötzlich sah ich wie die Tür einbrach und wie David schrie: „Linda...ich rette dich.“ Doch ich war schon zu schwach um noch irgendetwas wahr zu nehmen.

Schwache liebe

Ungefähr zwei Monate später... „Wie sollen wir ihr das bloß erklären?“, hörte ich Serena flüstern. Darauf antwortete Dana: „Wer weiß, ob sie überhaupt noch aufwachen wird, aber dass er sie einfach so in Stich lässt, hätte ich nie im Leben von ihm erwartet.“ Ich versuchte meine Augen zu öffnen und mich umzudrehen, doch es ging nicht. Ich war wie gelähmt. Aber wen meinten sie? Mein Körper fühlte sich schwach an. Total leer. „Denkst du ich etwa? Ich dachte, er würde ihr den nötigen Halt geben, aber er macht so etwas...er sollte sich schämen. Einfach nur schämen“, meinte Serena. Redeten sie über David? Dana ihre Stimme klang

enttäuscht und sagte dann zu ihr: „Er war ein schwacher Mann.“ Nun strengte ich mich noch mehr an, um eine Augen endlich zu öffnen. Unendlich langsam öffneten sich meine Lider. Die Wände waren weiß und es roch alles so steril. Schlagartig schrie Serena: „Sie ist aufgewacht!“ Auf einmal trat Dana vor meinen Augen und sie sprach ganz leise: „Ja, das ist sie wirklich.“ „Ich hole schnell eine Schwester!“, sagte Serena und klang dabei total glücklich. Doch ich lag immer noch wie paralysiert dar. Plötzlich ertönte Konskolinskis Stimmte Zimmer im Raum: „Und wie geht es ihr?“ Dana lächelte und antwortete ihr mit voller Freude: „Sie hat ihre Augen geöffnet?“ „Wirklich?“, sprach

Debra total überrascht und dann war sie ebenfalls genau vor meinem Gesicht. Sie hatte sich ihre Haare dunkelbraun gefärbt – das sah viel besser aus. Ihre Haut kam auch nicht mehr zu künstlich rüber dadurch. Ich konnte rein gar nichts sagen. Auf der weißen Liege lag ich wie ein Stein. Dann hörte ich, wie die Tür zugeschlagen wurde und Serena unterhielt sich mit einer Frau: „Sie hat aber nur ihre Augen offen mehr nicht.“ Debra und Dana traten zur Seite und eine Krankenschwester starrte mich an und meinte: „Das wird auch noch ein bisschen dauern bis sie sich wieder bewegen kann. Sie war auch mehr als zwei Monate im Koma. Aber Frau Capaceloni wird wieder

auf die Beine kommen. Und nebenbei muss ich jetzt erwähnen, dass die Besuchszeiten herum sind. Ich bitte Sie nun zu gehen. Die Patientin wird nun mehr Ruhe brauchen als davor.“ Ich konnte gar nicht glauben, dass ich wirklich zwei Monate im Koma lag. Dana, Debra und Serena winkten mir noch zum Abschied. Die Krankenschwester sah mich mit einen bemitleidenswerten Blick an und verschwand ebenfalls. Nach einiger Zeit wachte ich wieder auf. Meine Blase war relativ voll und durch diese Schmerzen wurde ich geweckt. Ich musste unbedingt auf die Toilette. Neben dem Bett sollte es doch eigentlich einen Knopf geben, mit dem man die Schwester rufen könnte. Mit gewaltiger Anstrengung

versuchte ich meinen Körper auf die rechte Seite zu verlagern. Und es funktionierte! Ich konnte mich wieder bewegen. Ein Grund mehr, um sie zu holen. Rechts neben dem Bett fand ich den runden Knopf und drückte ihn. Eine gefühlte Viertelstunde später kam die Schwester von heute Nachmittag. Sie lächelte mich an und fragte: „Können Sie sich wieder bewegen, Frau Capaceloni?“ Bewegen konnte ich mich nun und deshalb versuchte ich wieder zu reden: „Ja.“ „Schön. Und reden auch noch. Wollten Sie mich nur auf den neusten Stand bringen oder haben Sie ein Problem?“, wollte sie noch wissen. Die Schwester war sehr zuvorkommend und freundlich. Ich fragte

mich, ob ich im Ledoromio Krankenhaus war und ob sie das Gleiche durchmachen musste. „Ich...muss auf...die...Toilette“, antwortete ich ihr, doch leider bemerkte ich, dass ich noch nicht allzu flüssig redete. Sie kicherte ein bisschen, als sie mir berichtete: „Ja, Sie tragen jetzt eine Windel, aber ich vermute, Sie möchten lieber ganz normal ihren Stuhlgang durchführen.“ Ich wunderte mich schon, was für eine überdimensionale Binde ich tragen würde. Es fühlte sich so unangenehm an, als wäre ich ein Riesenbaby, aber ich fühlte mich immer noch sehr erschöpft. Ich nickte der Schwester zu und darauf sagte sie mir dann: „Ich werde Ihnen gleich helfen. Sie

sind noch zu schwach und können noch nicht richtig laufen. Ihr Körper braucht noch etwas Zeit. Frau Capaceloni, auch wenn es für Sie etwas unangenehm ist. Sie sind junge Frau und tragen eine Windel...aber ich werde diese Ihnen entfernen und bei ihren ersten normalen Stuhlgängen werde ich Sie begleiten bis ich der Meinung bin, dass Sie auch ohne meine Hilfe klar kommen. Ich möchte nicht, dass Ihnen wieder etwas zustößt.“ Die Frau war so lieb und fürsorglich, deshalb nickte ich ihr nur lächelnd zu. Langsam setzte ich mich aufrecht und sie versuchte mich zu stützen, währenddessen ich mich schleppend aufstand. Schritt für Schritt begleitete sie mich zur Toilette. „Nehmen

Sie das Kleidchen bitte hoch, damit ich die Windel jetzt entfernen kann.“ Ich nahm das Kleid hoch und entfernte sie vorsichtig von mir. Dann saß ich mich auf die Toilette und bat sie: „Könnten...Sie...bitte...rausgehen?“ Sie nickte verständnisvoll und sagte: „Falls Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich einfach ich warte vor der Tür auf Sie.“ Die Schwester begleitete mich zum zweiten Mal zu meinem Bett. Das Laufen fiel mir noch schwer und sie meinte, dass ich mit Übung bald wieder wie früher gehen könnte. Dann stellte sie sich vor: „Mein Name ist Maria. Ich habe ganz vergessen vorzustellen. Wenn der Doktor da ist, erzählen wir Ihnen, was mit Ihnen

los war. Ich glaube, dass möchten Sie bestimmt wissen, oder?“ Ich nickte lächelnd. „Brauchen Sie noch etwas?“, fragte Maria mich bevor sie gehen wollte. Sie hatte mahagonibraunes, langes Haar, das sie bisher immer zu einem Zopf flocht. Maria ihre Haut wurde mit einer olivbraunen Farbe bereichert. Diese Frau war etwas kleiner und hatte etwas mehr auf ihren Hüften als ich, aber dünner könnte ich mir sie nicht vorstellen. „Trinken“, antwortete ich ihr. Es war noch mitten in der Nacht als mir Maria ein Glas Mineralwasser brachte. Ich versuchte selbstständig zu trinken und es klappte, auch wenn nicht ganz mühelos. Schlafen wollte ich nicht mehr – dafür war

ich schon hellwach, doch sie meinte, ich sollte lieber schlafen, denn mittags würde ich wie immer Besuch bekommen. Maria verließ das Zimmer, wünschte mir eine gute Nacht und schaltete das Licht aus. Doch ich lag erst einmal im Bett und dachte über den Abend mit Alex nach. Doch leider erinnerte ich mich nur noch an wenige Bruchstücke. Wie David mich in der letzten Minute noch rettete. Er hat mein Leben gerettet. Desto länger ich über den Abend nachdachte, entsinnte ich mich auch daran, dass ich meinen Tod eigentlich wollte. Ich wollte nicht mehr drei Jahre lang durch die Hölle gehen. Aber was geschah mit David? Die Sonne strahlte und der Himmel war

blau. Auf den Dächern der Häusern lag weißer Schnee. Ich konnte gar nicht fassen, dass schon Winter war. Über zwei Monate schlief ich und würde mich zu gerne daran erinnern, wer alles da war. Das könnte ich möglicherweise Maria fragen. Ich hatte einen Bärenhunger und mich würde allzu gerne interessieren, wie spät es genau war. Etwas später betrat Maria mit einen Arzt den Raum. Sie lächelte mich an und er reichte mir seine Hand und stellte sich vor: „Guten Morgen, Frau Capaceloni. Ich bin Doktor Kennsky und habe Sie in den letzten zwei Monaten behandelt. Mich freut es wirklich sehr, dass Sie wieder aufgewacht sind. Ich werde Ihnen jetzt

erklären, was wir in den zwei Monaten behandelt haben, OK?“ Doktor Kennsky war um die vierzig und seine Haare waren leicht ergraut, aber er hatte eine jugendliche Ausstrahlung. „OK“, sprach ich und er fing an mir zu erklären: „Sie wurden mit schweren Brandverletzungen und einer schweren Rauchvergiftung eingeliefert. Frau Capaceloni, Sie können wirklich von Glück reden, dass Sie das überlebt haben. Da Sie schon bei der Einlieferung ihr Bewusstsein verloren, wurden Sie sofort an einer Beatmungsmaschine angeschlossen. Durch die bekamen Sie reinen Sauerstoff. Die Verbrennungen zweiten Grades sind fast alle verheilt, jedoch gab es an kleinen,

vereinzelten Stellen leider auch welche dritten Grades. Diese konnten leider nicht vollständig verheilen, dadurch kam es auch zur Narbenbildung. Aber wir werden diese weiter behandeln, so dass diese immer unsichtbarer werden. Und Sie sehen jetzt wirklich gut aus. Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Sie haben wirklich Glück gehabt.“ Sprachlos lag ich da. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ich bei der Einlieferung aussah. Was mit mir überhaupt passierte. Ich erinnerte mich an rein gar nichts. Dann fügte er noch hinzu: „Und wir mussten Ihre Haare etwas abschneiden, weil sie leider teilweise verbrannten. Sie können Ihren neuen

Haarschnitt später im Spiegel betrachten. Schwester Maria hat sich hervorragend um Sie gekümmert und das wird sie weiterhin.“ Er sah zu ihr rüber und lächelte sie leicht verliebt an. Maria grinste daraufhin. Ich sah zu ihr rüber und sprach: „Danke.“ „Das ist meine Arbeit. Sie brauchen sich nicht dafür bedanken.“, sagte sie, als ob es selbstverständlich wäre, sich so gut um eine fremde Person zu kümmern. Es waren noch lange nicht alle Krankenschwestern so. „Haben Sie noch welche Fragen?“, fragte mich Doktor Kennsky. Ich nickte und antwortete: „Ja...was ist...mit...meinen Bruder?“ Maria und Doktor Kennsky sahen sich verzweifelt an. Sie starrte auf den Boden,

als er mir gestand: „Er verstarb leider. Ihr Bruder überlebte dies nicht.“ Ich konnte nicht fassen, was ich da gehört habe. „Ich habe...ihn...umgebracht“, flüsterte ich vor mich hin und fing an zu weinen. Sofort saß sich Maria auf die Kante des Bettes, strich mir über die Wange und sagte mit einer beruhigenden Stimme: „Sie haben keine Schuld an dem, was geschah. Bitte nicht weinen! Sie brauchen Ruhe.“ Doch ich wusste, dass ich schuld war. Ich – ganz allein. Eine kurze Zeit später brachte Maria mir mein Essen: Champignoncremesuppe mit Weißbrot und ein Gläschen Orangensaft. Sie stellte das Tablett auf den weißen Tisch neben dem Fensterbrett. „Komm

setzen Sie sich. Wir können uns unterhalten, wenn Sie möchten.“ Ich nickte und Maria half mir aus dem Bett. Die Suppe schmeckte für ein Krankenhaus wirklich gut und sie meinte: „Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlten. Ich weiß, wieso Sie so gehandelt haben.“ Entsetzt sah ich sie erst einmal an und dann hinterfragte ich: „Das...Feuer?“ Sie nickte und meinte: „Ich habe gesehen, was er Ihnen angetan hat. Vor sieben Jahren war ich frei. An meinen achtzehnten Geburtstag. Das war ein wundervoller Tag. Das nicht mehr machen zu müssen...aber Sie wären echt fast draufgegangen. Auch wenn Sie sich prostituieren müssen...es ist noch lange kein Grund sich umbringen zu

müssen.“ Maria war damals auch eine von uns. Doch ich schüttelte den Kopf und sprach: „Sie...sind...aber...nicht ich...Sie wissen nicht...was ich...durchmachen musste.“ Mich selbst so reden zu hören, war eine blanke Qual. Sie schmunzelte ein bisschen, bevor sie mir sagte: „Trotzdem. Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich. Es kann sich noch vieles ändern und das wird es sich auch. Aber jetzt müssen wir Sie erst mal richtig gesund machen.“ Gegen Mittag kamen Serena und Dana vorbei. „Linda! Wie geht es dir?“,fragte mich Dana als sie sich auf die linke Bettkante saß. „Es...geht. Und euch?“ Serena fing an zu erzählen, wie froh sie seien, dass ich endlich aufwachte und dass

sie jeden Tag hier waren und hofften, dass ich endlich aufwachte. Wie wäre es gewesen, wenn ich jetzt tot wäre? Ich machte mir schon früher oft Gedanken, um das Leben nach dem Tod. Lebt die Seele da noch weiter? Oder ist man weg – einfach weg? „Grup...penku...scheln?“, fragte ich und lachte. Dana und Serena kamen näher zu mir und wir umarmten uns. Und irgendwie war ich froh, doch noch am Leben zu sein. Ich saß im Rollstuhl, als wir im Park des Ledoromio Krankenhauses spazierten. „Was...gibt...es...eigent...lich Neues?“, fragte ich stotternd. Dana berichtete mir mit voller Freude dann: „Debra hat den Ruhestand beantragt. Sie möchte

spätestens in einem Jahr mit all dem fertig sein.“ „Ach so...hm...was...ist...mit David?“, wollte ich lieber wissen. Sofort senkten sie ihre Blicke auf den Boden und ich fragte mich, was passiert sei. Ist ihm etwas zugestoßen? „Was ist?“, hackte ich noch einmal nach. Sie verzogen ihre Lippen, aber Serena erzählte mir dann schlussendlich: „Er hat eine Neue und hat dich verlassen. Das tut mir so Leid, Linda.“ Fassungslos saß ich da. Ich konnte gar nicht glauben, dass er mich verließ. Er hatte einfach die Situation ausgenutzt und mich verlassen, obwohl ich hilflos im Koma lag. Und nun lag er eine andere flach. „Das...kann...doch nicht...wahr...sein! Ich...will...mit ihm reden!“, schrie ich und

konnte meine Wut nicht mehr kontrollieren, doch Dana meinte sofort: „Lass das lieber, Linda! Das ist absolut keine gute Idee!“ Aber mir war es ganz egal, was sie davon hielt und ich sprach darauf: „Er ist mir...eine...Erklärung schuldig!“ „OK. Ich rufe ihn später an“, flüsterte Serena vor sich hin. Etwas später holte mich Maria zur Krankengymnastik ab. Wir befanden uns in einem Raum, in dem blaue Matratzen auf dem Boden lagen und an den Wänden standen Gymnastikbälle in allen möglichen Farben. „Wir wollen ja, dass Sie so schnell wie möglich wieder ohne Hilfe laufen können. Deshalb machen wir heute ein paar Übungen“, sprach Maria mit ihrer

etwas hohen Stimme. Ich sollte vom Spiegel, der die ganze Wand bedeckte, und wieder zurück laufen. Dabei hielt Maria meine Hand fest. Es schmerzte etwas, doch nach und nach ging es etwas besser. Dann brachte sie mich wieder zu meinem Zimmer zurück und kurz bevor sie wieder ging, sagte sie: „Sie sollten froh sein, dass Sie im Koma lagen...sonst hätten Sie furchtbare Schmerzen gespürt.“ Ich lag im Bett und versuchte zu schlafen, aber es funktionierte nicht. Ich dachte an Alex seinen Tod, an dem ich alleine schuld war. Und an David, der mich verließ, obwohl ich hilflos im Koma lag. Weil ich tot sein wollte, brachte ich Alex um...obwohl er es auch irgendwie verdient

hatte. Ich versuchte mich immer mehr an den Abend zu erinnern und dann erschien mir der Film so, als wäre ich wieder zurück an diesen Abend. Kopfschüttelnd musste ich anfangen zu weinen und konnte nicht glauben, dass ich so ein Leben lebte. Womit verdiente ich das alles? Ich dachte, David wäre ein Mann, mit dem ich nach dem ganzen hier ein Leben aufbauen könnte. Ein gemeinsames Leben. Aber eigentlich waren wir zu verschieden. Desto länger ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass David und ich zu verschieden waren. Im Grunde wusste ich nichts über ihn. Was machte er in seiner Freizeit? Was war seine Lieblingsmusik? So vieles wusste ich nicht. Aber trotzdem war es

unter aller Würde, mich in dieser Zeit zu verlassen. Ich hoffte, dass Dana oder Serena David Bescheid sagten, denn ich wollte unbedingt mit ihm reden und meine offenen Fragen abschließen. Darüber hinaus fragte ich mich, ob meine sogenannten Eltern mich besuchten, denn Alex lag im selben Krankenhaus wie ich. Ich versuchte mir meine Zukunft vorzustellen, doch ich sah keine. Am nächsten Morgen wurde ich von Maria geweckt. Sie brachte mir mein Frühstück und wollte mir auf dem Weg zur Toilette helfen, aber ich wollte alleine gehen. Zwar humpelte ich etwas dabei, aber es war schon etwas besser als am Anfang. Wieder

mal leistete mir Maria Gesellschaft, währenddessen ich aß. „Besuchten mich meine Eltern?“, fragte ich voller Neugier. Allerdings rechnete ich mit der schlimmsten Antwort. „Ja“, antwortete sie plötzlich nach langen Überlegungen. Verdutzt sah ich sie an, denn ich glaubte ihr kein Wort und sagte: „Wirklich?“ Sie nickte, fügte aber dann hinzu: „Ja...wirklich. Aber nur ganz kurz. Mehr kann ich aber nicht sagen.“ „Könnten Sie nicht, weil Sie es nicht wissen oder weil es mich verletzen würde?“, hackte ich noch einmal genauer nach. Fassungslos sah sich mich erst mal an und sprach: „Sie können ja wieder flüssig reden!“ Sie lächelte mich an und ihre Augen funkelten wie ein

Diamant dabei. Kurz lächelte ich dabei selbst, doch ich wollte nicht, dass sie von der Sache ablenkte und sagte: „Ich will eine Antwort.“ Maria schmunzelte dabei und antwortete mir wider Willen: „Tut mir Leid...aber sie haben...über Sie hergezogen.“ „Wie fern?“, fragte ich entsetzt. Sie konnte mich nicht einmal anschauen, solange sie mir erzählte: „Sie haben vor deinem Bett gestanden und ich habe solange hinter der Wand gelauscht. OK, ich weiß, dass darf ich nicht. Aber das hat mich so schockiert, da konnte ich einfach nicht anders. Also...sie sagten...so etwas...in der Art...wie...schau mal...diese Schlampe...hat unseren Sohn umgebracht. Ich konnte das gar nicht fassen, wie man

so über seine Tochter reden kann.“ „Adoptivtochter“, korrigierte ich Maria ohne jegliche Emotion. Die Antwort schmerzte zwar, aber nicht so sehr, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Diese Menschen waren für mich keine Eltern mehr. Ab diesen Moment waren sie für mich gestorben. „Ich möchte kurz zum Spiegel. Können Sie mich bitte begleiten?“ Sie nickte und half mir beim Gehen. Zum ersten Mal seit langem sah ich mich im Spiegel an. Ich war schneeweiß und habe deutlich abgenommen. Meine Haare reichten mir nun ungefähr fünf Zentimeter über meiner Schulter. „Sie sind eine wunderschöne, junge Frau“, versuchte mich Maria aufzuheitern, doch ich sah

mein Spiegelbild und mir war bewusst, dass ich grausam aussah. Starke Augenringe kennzeichneten sich unter meinen Augen und meine Wangenknochen kamen nun mehr zum Vorschein, weil ich durch die starke Abnahme auch meine vollen Wangen verloren habe. Die Person im Spiegel kannte ich nicht. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und flüsterte zu Maria: „Was ist bloß mit mir passiert?“ „Sie sind nur noch etwas schwach. Das legt sich mit der Zeit“, meinte sie und zog mich vom Spiegel weg. Wieder lag ich im Bett und wartete gespannt auf Dana und Serena, doch ich konnte nicht glauben, wer durch die Tür lief. Es war David. Kurz bevor er näher zu

meinem Bett ging, blieb er stehen. Ich sagte nichts, sondern starrte ihn an und er mich genauso. Er holte ohne ein Wort ein Stuhl und stellte diesen rechts von meinem Bett. Dann saß er sich hin, atmete tief ein und die ersten Worte, die er sprach, waren: „Ich habe dich nicht geliebt.“ Ich war nicht entsetzt über seine Worte, sondern über den Zeitpunkt. Eiskalt warf er mir das hin. Wenigstens hatte er die Männlichkeit dazu, um hierher zu kommen. Kochend heiße Wut stieg in mir auf, weil er nicht einmal fragen konnte, wie es mir ging. Das war das Mindeste, wenn man mich doch genau in diesem Zeitpunkt verlassen hatte. Ich sah ihn an ohne etwas zu sagen. Er biss sich auf die Lippe und

sein Outfit war zu übertrieben für ein Krankenhausbesuch. Ein perlweißes Hemd kombinierte er mit einen schwarzen Nadelstreifen-Hosenanzug. Ob er danach wohl ein romantisches Dinner mit seiner neuen hatte. Dann sprach ich gefühlsarm: „Schön, dass wir uns beide gegenseitig belogen haben.“ Sein Blick erstarrte und er rechnete garantiert mit einer anderen Reaktion. Doch genau seine Enttäuschung stimmte mich wieder ein wenig glücklicher. Plötzlich fragte er eingeschüchtert: „Wie geht es dir?“ „Und die Frage konnte er nicht davor stellen“, dachte ich mir. „Nach was sieht es aus?“, konterte ich dagegen. „Linda, nimm es mir nicht übel. Damals habe ich nur zu dir ich liebe dich gesagt,

weil ich dich ins Bett kriegen wollte. Und dann hatte ich nach der Sache mit Milena einfach nur Mitleid mit dir. Nach einiger Zeit merkte ich, dass es nicht mit uns so weiter gehen konnte. Ich wollte schon so oft Schluss machen, aber du bist ein Wrack, mit dem ich immer wieder Mitleid bekommen habe. Und als ich dich auf den Boden liegen sah, konnte ich nicht mehr. Es war zu viel für mich. Wir passen einfach nicht zusammen“, meinte er und ich merkte, dass David total nervös war. Ich lächelte ihn an und sprach: „Du hast Recht. Wir passen nicht zusammen, doch bei einer Sache muss ich dir widersprechen. Ich bin noch lange nicht ein Wrack, David. Ich habe einfach nur ein

schwieriges Leben. Und jetzt bitte geh. Ich hoffe, du wirst nun glücklich. Auf nimmer Wiedersehen.“ Er stand auf, brachte den Stuhl zurück und sah mich kurz an, als er sich verabschiedete: „Ich wünsche für dich, dass du noch dein Glück finden wirst und von hier wegkommst. Und man sieht sich immer ein zweites Mal im Leben. Also auf Wiedersehen.“ Entsetzt über die letzten Worte, die ich mit David gewechselt habe, lag ich im Bett. Ich hatte so eine schöne Kindheit. Niemals konnte ich mir vorstellen, dass mir mal so etwas geschehen würde. Vor meinen Augen spiegelte sich mein Leben wie in einem Film wieder. Wie Alex und ich damals im Sandkasten gespielt haben und

wie meine vermeintlichen Eltern und wir jedes Jahr zum Urlaub gefahren sind. Jedes Jahr wo anders hin. Der schönste Urlaub war in Hawaii. Da war ich elf Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt war ich noch ein richtig glückliches Kind. Die frische Luft und der zarte Wind, durch meine Haare wehte. Das Rauschen des Meeres, das wie Musik in meinen Ohren klang. Die warme Sonne, die eine ausgeglichene Bräune auf meine Haut zauberte. Plötzlich bemerkte ich, wie eine Träne auf meinen Gesicht hinunter floss. Mir wurde klar, dass mich die Worte der letzten Tage doch mehr mitgenommen hatten, als ich eigentlich wollte. Ich versuchte all dies zu unterdrücken, doch in

Wahrheit war das alles hier die reine Folter. Ich wusste, ich war eine Mörderin. Eine Hure, die ihren Bruder umgebracht hatte. Ich war ein Wrack, dass sich umbringen wollte. Ja, ich war zugegeben ein Wrack – so sah ich genau im Moment aus. Ich fing an am ganzen Leib zu zittern und ich musste meine Gefühle herauslassen. Auf einmal schrie ich: „Nein!“ Und konnte die Tränen, die nach und nach hinunter kullerten nicht mehr stoppen. Mein ganzer Körper vibrierte und ich atmete immer schneller ein und aus. Ich hatte das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen und mein Herz schlug ohne Pause. Mir wurde schrecklich heiß und im nächsten Augenblick wurde es mir

schwarz vor den Augen. Ich hörte nur noch, dass Dana rief: „Serena, hol die Schwester!“ Langsam öffneten sich meine Lider und ich fühlte mich noch schwacher als zuvor. Debra sprach zu Maria: „Sie kann nicht länger als diese Woche hier bleiben. Das können wir nicht mehr bezahlen. Wir bezahlten ihre aufwendigen und teuren Operationen. Sie muss diese Woche noch auf die Beine kommen. Wie konnte das heute passieren?“ Maria sah Debra geschockt an und meinte: „Wissen Sie, was dieses Mädchen durchmachen musste? Sie erlitt deshalb leider eine Panikattacke und davon muss sie sich erst einmal erholen. Frau Konskolinski, stellen Sie sich mal vor,

Sie wären an ihrer Stelle. Sie sollten sich schämen. Richtig schämen. Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen!“ Somit verließ Debra das Zimmer und Maria wandte ihren Blick zu mir. „Oh, Sie sind ja wach. Bleiben Sie ruhig liegen. Ich bringe schnell eine Flasche Wasser.“ Sie lächelte kurz und ging. Es war schon wieder dunkel und ich konnte gar nicht glauben, dass wieder ein Tag verging. Qualvoll drückte meine Blase, aber ich war viel zu labil um aus dem Bett zu steigen. Also drückte ich die rote Taste rechts neben meinem Bett. Das Gespräch zwischen Maria und Debra verwirrte mich ebenfalls. Sollte das etwa bedeuten, dass ich bald wieder in die grausame Realität zurückkehre. Zwar war

das Krankenhaus nicht Utopia, aber es war garantiert viel schöner als dort im Bordell. Das Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken und Maria betrat vorsichtig den Raum. „Alles gut?“, fragte sie liebevoll und schenkte mir ein kleines Lächeln. Ich verzog meinen Mund etwas, weil ich die Schmerzen kaum noch aushielt. Leise sprach ich: „Ich müsste unbedingt auf die Toilette.“ Kurz bevor sie mein Zimmer verließ, gab sie mir eine niedrig dosierte Schlaftablette, damit ich endlich mal ausruhe. Sie meinte: „Du müsstest schon bald wieder fit sein.“ Am nächsten Morgen wachte ich auf und konnte sagen, dass ich einigermaßen gut geschlafen hatte. Ich versuchte mich

langsam aufzusetzen, um selbstständig ins Bad zu gehen. Humpelnd schaffte ich es zum Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel. Und konnte gar nicht wahr haben, dass ich so schlimm aussah. Ich war bleich, geradezu grau und die Augenringe wurden immer tiefer und dunkler. Links neben mir war eine Halterung, an diese ich mich abstütze, um meine Zähne zu putzen und anschließend mein Gesicht zu waschen. Es war so ein schönes Gefühl, das kalte Wasser auf meiner Haut zu spüren. Das fühlte sich so erfrischend an. Ich spürte neue Energie und kurz lächelte ich in den Spiegel. Marias Stimme ertönte auf einmal: „Frau Capaceloni?“ Daraufhin rief ich: „Hier.“ Vorsichtig öffnete sie die

Tür und sagte: „Oh, geht es Ihnen etwas besser?“ Ich schenkte ihr ein leichtes Lächeln und sprach: „Ein bisschen.“ „Schön, Sie endlich mal lächeln zu sehen. Ich stelle Ihr Frühstück auf den Tisch. Bräuchten Sie noch Hilfe?“, fragte sie und ich antwortete: „Es wäre nett, wenn Sie mich zum Tisch begleiten würden. Das Gehen fällt mir leider noch schwer.“ Sie nickte und half mir. Zum Frühstück bekam ich heute etwas richtiges. Ein Buttercroissant mit Marmelade und dazu einen heißen grünen Tee. „Lassen Sie es sich schmecken. Falls etwas sein sollte, dann wissen Sie ja, welchen Knopf Sie drücken müssen.“ Nickend verabschiedete ich mich von ihr und versuchte das

Frühstück mit vollen Zügen zu genießen. Auf einmal fand ich neben dem Teller eine Tablette und einen kleinen Zettel: „Nimm sie, falls es dir wieder schlecht wird.“ Vermutlich war das eine Beruhigungstablette. Der grelle Sonnenschein weckte mich auf und es war nun der letzte Tag im Ledoromio Krankenhaus. Ich wollte nicht zurück. Lieber würde ich hier die letzten zweiundhalb Jahre verbringen als wieder dahin zurück zu gehen. In den letzten Tagen hatte ich einmal täglich Krankengymnastik und konnte nun wieder besser laufen. Es würde noch etwas dauern bis sich mein Körper ganz erholt hatte, aber mein Zustand verbesserte sich

deutlich. Debra betrug an, dass ich einmal wöchentlich einen Psychiater besuchen konnte, um die Geschehnisse der letzten Wochen zu verarbeiten. Maria kümmerte sich hervorragend um mich und leider konnte ich mich dafür nicht bedanken. Ich versuchte etwas Kraft zu sammeln, als ich mich aufsetzte. Dann hörte ich zum letzten Mal Maria klopfen. „Guten Morgen, Frau Capaceloni“, begrüßte sie mich. Sie lächelte zwar, aber man sah die Traurigkeit in ihren Augen. Ich saß mich auf den weißen Stuhl neben der Fensterbank und sie legte das Tablett mit meinen allerletzten Krankenhausfrühstück hin. Sie saß sich rechts neben mir und heute hatte sie ihre Haare zu einem Dutt

gebunden. „Für Sie wäre es besser gewesen noch länger hier zu bleiben. Tut mir Leid, dass Sie doch so früh zurück müssen. Sie sind noch viel schwach um all das wieder zu machen. Das geht echt nicht“, fing sie an zu reden. Ich schluckte erst einmal mein Croissant herunter und sprach dann: „Sie können nichts dafür. Danke, dass Sie sich so gut um mich gekümmert haben. Ich kann Ihnen leider nicht so viel zurückgeben, wie viel Sie mir gegeben haben. Maria, ich will wirklich nicht gehen. Ich bin kaputt. Ich bin zugegen ein Wrack. Genauso wie es David gesagt hat. Ich bin ein Stück Dreck.“ Das Glas Wasser hatte sie in die Hand genommen, bevor sie mich bestürzt

anschaute und mir ihre Meinung mitteilte: „Was reden Sie denn da? Sie sind kein Wrack. Frau Capaceloni, Sie sollten niemals Schwäche zeigen. Gott hat Sie all das nicht umsonst überleben lassen. Glauben Sie stets immer an sich. Und ich wette, Sie werden noch so vieles schaffen, aber bitte bleiben Sie stark. Bitte.“ Wortlos sah ich sie an. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Der Arzt hatte auch gemeint, dass ich großes Glück hatte, all das überlebt zu haben. War das wirklich mein Schicksal? Plötzlich stand sie auf und um umarmte mich. Ich spürte, wie ihre Träne an meiner linken Schulter herunterlief. Selbst ich, konnte mich nicht länger zusammenreißen und brach in

Tränen aus und ich flüsterte leise vor mich hin: „Danke, Maria, danke.“ Es war wahrscheinlich einer der längsten Umarmungen, die ich je hatte, aber auch eine, die mich sehr berührte. Und ich wusste, dass ich sie niemals vergessen würde. Die Frau, die mich in meiner schlimmsten Zeit pflegte und rund um die Uhr zu Verfügung stand. Eine, die mir Hoffnung gab wie schon lange niemand mehr. Mir wuchs keiner so schnell an mein Herz wie sie. Dann ließ sie mich los und wischte sie ihre Tränen unter die Augen weg. Darauf sagte sie: „Ich lasse Sie in Ruhe fertig essen. Ich komme jeden Moment wieder.“ Ich nahm den letzten Bissen und trank den letzten Schluck Tee

an meinen letzten Tag im Paradies. Wir packten zusammen meine Koffern. Erst jetzt sah ich all das, was mir Serena und Dana in der Zeit geschenkt haben. Karten, Plüschtiere und vieles mehr. Unter den Karten fand ich auch ein paar von David, diese gab ich Maria und meinte: „Die brauche ich nicht.“ Um ihren Mund umspielte sich ein entzückendes Lächeln und sie lobte mich: „Gute Einstellung!“ Ich nickte dankend und dann erhielt Maria einen Anruf: „Ja, wir sind jeden Moment fertig. Sagen Sie Frau Konskolinski, dass es noch ein bisschen dauern wird.“ Die schreckliche Realität kam immer näher. Ich wollte nicht zurück. Als wir unten vor dem Ausgang standen, umarmte mich

Maria und gab mir ihre Handynummer mit. „Pass auf dich auf!“, rief sie und ich antwortete ihr: „Mach ich!“ Dann stieg ich in Debras Auto und sie begrüßte mich: „Guten Morgen, Linda. Und bereit?“ Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und flüsterte: „Nein, ganz und gar nicht.“ Während der Fahrt erzählte mir Debra: „Keine Sorge, du wirst nicht sofort anfangen. Ich gebe dir mit den heutigen Tag noch drei Tage frei und wir werden heute Nachmittag in ein Dörfchen neben Tredomio fahren. Lass dich einfach überraschen! Ich will, dass du vollkommen ausgeruht wieder anfängst.“ Schwer schluckte ich, als sie sagte, dass ich anfangen musste. Dann fügte sie noch

hinzu: „Und übermorgen ist dein erster Termin beim Psychologen. Der wird jetzt jeden Donnerstag sein.“ „Über was sollte ich mit dem reden?“, fragte ich leicht genervt. Daraufhin lächelte sie mich kurz an und meinte: „Du weißt ganz genau über was, Linda. Also wir sind gleich da. Wir bringen jetzt schnell deine Sachen nach oben. Und packen nur ein paar Dinge für eine Nacht ein. Und jetzt lächele mal. Das wird dir gefallen!“ Kurz lächelte ich sie darauf an und versuchte mich darauf zu freuen. Als wir oben im Zimmer waren, sprangen Serena und Dana auf mich zu und schrien: „Oh Gott, wir haben dich so sehr vermisst! Das kannst du dir nicht vorstellen.“ Ich

war so glücklich darüber die beiden wieder zu sehen. Beide zwängten mich total ein, aber es war ein schönes Gefühl, die Nähe von den beiden zu spüren. „Ich warte dann unten, Linda“, sagte Debra und schenkte uns ihr Lächeln. Dann saß ich mich mit Dana und Serena auf ein Bett und dann fing Dana an zu fragen: „Wie geht es dir?“ Ich starrte kurz auf den Boden und versuchte mein Leiden zu verstecken: „Ach, wie sollte es mir gehen. Einerseits bin ich froh wieder hier zu sein, aber anderseits überhaupt nicht. Aber ich packe das schon. Und wie geht es euch?“ Serena antwortete darauf: „Uns geht es eigentlich wie immer. Wir haben einen neuen Drogendealer gefunden. Und ich sag es

dir. Der Typ ist so verdammt heiß. Wir waren mit ihm vor kurzem in einer Kokainbar. Das Zeug ist viel besser als Gras.“ Irgendwie fand ich das nicht so gut, dass die beiden nun einer anderen Droge verfielen. Dana wollte mich für die Droge begeistern: „Ja, du musst es echt ausprobieren. Und die Wirkung ist so toll, wenn man sich dazu noch besäuft. Glaub mir, Süße. Unser Leben ist damit einfach viel besser!“ „Seid ihr gerade high?“, fragte ich, weil sie so sehr strahlten, als wäre die Welt in Ordnung. „Von was denn? Von dem bisschen Koks? Also bitte!“, meinte Serena und sie kicherten wie verrückte. Dann sagte ich: „Ich muss jetzt endlich meine Sachen auspacken.“ Ich

fühlte mich total unwohl. Wieso stiegen sie auf eine andere Droge um? Mit meinen gepackten Rucksack stieg ich in Debras Auto. „Wir machen einen schönen Wellnesstag heute!“, gestand sie mir und sie sah sehr glücklich aus. Überrascht sagte ich: „Oh OK. Ich habe gehört, dass Sie in die Rente wollen.“ Daraufhin antwortete sie und stieß einen kleinen Seufzer von sich: „Ja, auch wenn ich nicht alt bin. Ich habe so viel erlebt, dass ich sagen kann, ich habe genug gearbeitet. Ich habe genug von dieser Qual gesehen.“ „Qual?“, fragte ich verwundert. Debra erzählte mir dann: „Linda, denkst du wirklich, mir hat all das hier ernsthaft Spaß gemacht? Ich bin nicht von hier

weggegangen, weil ich wusste, dass ich sonst keine Zukunft hätte. Ich habe oft geweint, weil das hier nicht menschlich ist und ich finde es schade, dass die anderen Ländern nicht das Chaos sehen. Nein, sie kümmern sich lieber um die Wirtschaft. Es geht nur um Geld, nicht um die Mitmenschen. Die Welt ist furchtbar, Linda. Ihr wisst alle so wenig davon. Ihr bekommt nicht die Nachrichten mit. Euch wird das da draußen verschwiegen, damit ihr Ledoromio bloß verfallen bleibt. Damit ihr weiterhin Sklaven bleibt. Wie oft wollte ich mich deswegen schon umbringen? Ich war und bin ein Sklave vom Staat. Ich habe als kleines Kind geträumt, dass ich eines Tages mal heirate, einen Jungen und

ein Mädchen auf die Welt bringe. Und schau, was aus mir geworden ist. Ich bin eine Hure. Auch wenn ich mich nicht mehr prostituiere. Das was ich gemacht und mit euch gemacht habe, ist dreckig. Ich gehöre in die Hölle. Ich bin kein guter Mensch.“ Mir stiegen die Tränen hoch. So habe ich Debra noch nie erlebt. „Aber Sie sind keine schlechte Person. Sie hatten einfach nur Angst um Ihr Leben. Wer weiß, vielleicht würde ich später genauso handeln – aus Angst und Verzweiflung. Und Sie sind keine Hure, solange es keinen Spaß gemacht hat.“ Debra seufzte und fing an zu weinen: „Manchmal denke ich, dass das Einzige ist, was ich kann. Sonst bin ich nutzlos für die Welt.“ Sie war innerlich

zerbrochen – genauso wie wir. „Wieso denken Sie so schlecht von sich? Das sind Sie doch gar nicht!“ „Glaub mir, ein guter Mensch wäre nicht in Ledoromio geblieben, sondern wäre gegangen und hätte nicht den Staat weiter unterstützt. Ich bin so froh, dass mein Antrag angenommen wurde. Heute arbeitet meine Nachfolgerin“, fügte Konskolinski hinzu. Ich betrachtete sie nun ganz anders als zuvor und fragte sie neugierig: „Wie ist die Nachfolgerin?“ Sie schüttelte den Kopf und antwortete mir: „Sie wird euch nicht die gefallen. Ich habe mich nur kurz mit ihr unterhalten und sie meinte: 'Ich muss diesen Gören Respekt und Disziplin beibringen'. Diese Frau ist einfach nur

kaltblütig. Genau das, was ihr nicht braucht. Nimmst du Drogen?“ In diesem Moment war ich so angespannt. Würde es hier nun noch schlimmer werden? Daraufhin antwortete ich auf Debras Frage: „Ab und zu habe ich einen Joint geraucht, aber mehr nicht. Wieso fragen Sie?“ „Weil ich damals alles mögliche zu mir genommen habe, um keine Schmerzen zu spüren. Ich habe aber viel härteres Zeug zu mir genommen. Fang bloß nicht mit Koks oder Heroin an! Das macht so schnell abhängig! Aus diesem Grund sind viele von meinen Bekannten gestorben. Ledoromio ist die Drogen- und Hurenstadt Nummer Eins! Ich hoffe, dass all das hier

irgendwann mal ein Ende hat.“, meinte sie. Und sofort musste ich an Serena und Dana denken. Nun hatte ich Angst, dass sie viel zu viel zu sich nahmen. Ich war mehr als zwei Monate nicht mehr da. Seit wann nahmen sie es schon? „Glauben Sie mir, jeder hofft, dass das hier aufhört.“ Nach dem Gespräch mit ihr schlief ich ein. Ich träumte von Danas und Serenas Beerdigung, da sie an einer Überdosis starben. Aber sie waren nicht die einzigen. Der neue Drogendealer verkaufte so viel Koks durch seine charmante Art, dass immer mehr daran starben. „Linda, wach auf! Wir sind da!“, versuchte mich Debra zu wecken. Kurz nachdem ich meine Augen geöffnet habe, nahm ich

meinen Rucksack und wir gingen zur Rezeption. „Guten Tag. Ich habe ein Zweibettzimmer auf den Namen Konskolinski reserviert“, sprach Debra zu der asiatischen Angestellten. Sie übergab ihr die Karte und erklärte ihr mit einem starken Akzent: „Sie haben Zimmer 275.“ Als wir oben im Zimmer waren, staunte ich. Es war ein riesiges Zimmer mit zwei Einzelbetten. Die Bettwäsche war royalblau mit goldenen Strichen. Die Wände waren ebenfalls blau und gold. Das Badezimmer wurde eher schlicht gehalten. „Um sechzehn Uhr dreißig haben wir einen Termin zur Hot Stone Massage. Leg deinen Rucksack einfach unter deinem Bett.“ Auf den Weg zur Massage fragte ich

Debra gespannt: „Wieso musste ich schon so früh das Krankenhaus verlassen? Geheilt bin ich noch lange nicht.“ Sie warf mir einen verzweifelten und bemitleidenswerten Blick zu und antwortete mir dann darauf: „Die Regierung hat mir Druck gemacht, weil deine Behandlungen einfach zu teuer sind. Wenn du wüsstest, wie erleichtert sie waren, als sie erfahren haben, dass du aufgewacht bist. Das hier geht auf meine Kosten. Weil ich der Meinung bin, dass ich dir nicht gleich wieder so etwas antun kann.“ Ich blickte auf den Boden. Ich hatte Debra ganz anders eingeschätzt. „Danke“, sagte ich zu ihr und schenkte ihr ein Lächeln. Als wir den Raum betraten,

begrüßten uns zwei Thailänderinnen und dann lagen wir uns auf die Liegen. „Versuch dich zu entspannen, Linda“, flüsterte Konskolinski zu mir und schloss daraufhin ihre Augen. Als erstes wurde ich mit einem gut und intensiv riechenden Öl eingerieben. Dann legte sie mir ein paar heiße Steine entlang meiner Wirbelsäule und dann welche zwischen meinen Zehen, unter meine Bauch und anschließend auf meinen Oberschenkeln. Dann umwickelte sie mich mit einem Handtuch. Die Wärme war so angenehm und ich fühlte mich so leicht.

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LauraValencia

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maunzel Auf jeden Fall ein ernstes Thema in dem Buch, aber trotzdem ein richtig git zu lesendes Buch! ^^
Ist das das endgültige Ende?

LG
maunzel
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LauraValencia Danke :) Nein ist auf jeden Fall noch nicht zu Ende :)
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maunzel Bitte :D
Oh Gott sei Dank ^^ Dann gibt's noch mehr zu lesen :)
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LauraValencia hab gerade etwas hinzugefügt :D
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maunzel Habe es soeben gelesen ^^
Die arme Linda ...
Warst ja ganz schön fleißig, wow, ich wünschte ich könnte so viel auf einmal einfügen! :o
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LauraValencia hab für den Text auch etwas länger gebraucht, nur vergessen einzufügen :D. Das nächste Kapitel wird jetzt etwas mehr Zeit beanspruchen, weil ich jetzt wieder arbeiten muss :/
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maunzel Ja, das kenne ich. Ich arbeite zwar noch nicht, aber ich will ja auch gute Klausuren schreiben und wenn es dann mal wieder so weit ist... Ja, ich kenn das, dann kann das dauern (vor allem weil iche s dann auch immer vergesse :/ )
Aber wenn was gutes bei rauskommt, was soll's ^^ Vorfreude ist jedenfalls da :)
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