Ich habe das Märchen doch nicht mehr gelesen, gestern Abend, war der erste Gedanke, der Ihr durch den Kopf ging.
Tiffany Walter erwachte kurz nach neun Uhr an diesem wundervollen Dienstagmorgen in Ihrem Bett und musste sich erst mal ausgiebig strecken und herzhaft gähnen.
Ich bin die Auserwählte! dachte Tiff vorerst noch zusammenhanglos und danach bemerkte Sie die Wärme unter Ihrer dünnen Sommerdecke, unter welcher Sie lag und Tiffany kam zum
Schluss, dass es sich dabei doch wohl eher um Hitze handelte, welche Sie so intensiv an diesem sonnendurchfluteten Morgen wahrnehmen konnte. Und das Zentrum dieser Hitze schien sich direkt zwischen Ihren Schenkeln zu befinden.
So beschloss Tiff also, sich zuerst mal in aller Ruhe Erleichterung zu verschaffen; während sie dabei die Bettdecke immer etwas mehr von sich runterzog und als Tiff dann schliesslich mit einem kurzen, lauten Schrei kam, war Sie ganz abgedeckt und Ihr sanfter Körper glänzte leicht golden durch die kleinen Schweißtröpfchen, welche sich soeben auf Ihr gebildet hatten und
welche nun durch ein paar verirrte Sonnenstrahlen richtiggehend angestrahlt wurden.
Hach; das hat gut getan! dachte Sie bei sich und nach etwa einer Viertelstunde beschloss Tiff dann aufzustehen. Doch zuvor kam Ihre schwarze Katze; Luna, nach Hause und hatte natürlich Vorrang; Tiffany kraulte Sie ausgiebig und schmuste mit ihr auf dem Bett, bevor Sie ihr dann frisches Wasser und Fressen gab.
Nach einer kurzen, aber äußerst belebenden Morgendusche, unter der Sie die Bilder der vergangenen Nacht richtiggehend wegwaschen konnte; Sie würde sich zu einem späteren Zeitpunkt damit beschäftigen, nahm Tiff ein reichhaltiges Morgenessen zu sich.
Im Anschluss danach sass Tiffany in der Wohnstube auf Ihrem großen dunkelblauen und wunderbar wohligen Sofa und hatte eine große Tasse dampfenden Kaffee vor sich, auf dem Stubentisch stehen.
Nun denn; dachte Sie. Es ist an der Zeit, dass ich
anfange.
Rein Äußerlich wäre man nicht darauf gekommen, dass es in Tiffs Innerem alles andere als ruhig zu und her ging. Sie wusste, dass Sie sich nun umgehend um die Erlebnisse der letzten zwei Wochen und auch insbesondere um all die neuen Erfahrungen der letzten Nacht zu kümmern hatte.
Etwas in Ihr schrie immer wieder: Na los!, mit einem unverkennbar fordernden Unterton in der Stimme; es war Tiffs eigene innere Stimme und da Sie gelernt hatte, in Ihrem Leben auf ihren Mensch im Kopf zu hören, wollte Sie es nun auch
möglichst bald getan haben.
Doch bevor Sie sich damit beschäftigen können würde, war es natürlich erst mal an der Zeit für Musik.
Mushroomhead! traf Sie kurzum Ihre Entscheidung und gleich darauf konnte man auch schon die wunderbar abgedrehte Musik ebendieser Band in jedem Winkel von Tiffs Wohnung hören; Sie konnte Ihren Sound im Prinzip so laut hören wie Sie das auch wollte, da oben in Ihrer Dachwohnung. Denn darauf hatte Sie der Hausvermieter schliesslich damals, als Sie eingezogen ist, mit großer Freude hingewiesen. Die
Wohnung die sich unter Ihrer befand wurde nicht als Heim sondern nur als Lagerraum vom Hauseigentümer selbst verwendet und da die Isolierung während der letzten Renovierungsarbeiten auch erneuert worden ist, kamen Tiffany diese Umstände natürlich nur gelegen. Tiff setzte sich mit einem vergnügten Lächeln im Schneidersitz auf das große Sofa, nachdem Sie alles weitere bereit gelegt hatte. Doch bevor Sie sich damit würde beschäftigen können, brauchte Sie noch etwas anderes. Etwas, dass Ihr letzte Nacht; kurz bevor Sie zusammen mit Leonardo und Mark wieder durch das Portal zurück in Unsere Welt gereist
war, vom Obersten persönlich mitgegeben worden ist. Es handelte sich dabei um eine kleine Blüte Marihuana. Und zwar nicht irgendein Gras, wie Ihr zuvor noch von Allen drei; von Mark, Leonardo und auch vom Obersten selbst versichert worden ist. Dabei handelte es sich um etwas, was es wohl so auf der Erde selbst gar nicht gibt.
„Nimm das und rauche morgen, nachdem du aufgestanden bist und du dich gekräftigt hast, etwas davon. Es wird dir helfen, mit der Welt da oben (Wobei der Oberste mit rollenden Augen nach oben geblickt hat, was Tiff besonders reizend
gefunden hat) besser klar zu kommen. Und natürlich auch mit dem Rest!“ waren seine Worte gewesen und an diese musste Tiff nun wieder denken, als Sie sich daran machte, den Joint zu drehen. Da Sie selbst dann und wann einen guten Rauch stets zu schätzen wusste, hatte Sie das Rauchstäbchen dann kurzum auch gleich gemacht und war bereit für die:
Rekapitulation! dachte Tiff so laut, dass Sie sich anfangs einen Moment nicht sicher war, ob Sie nun dieses Wort tatsächlich laut ausgesprochen hatte und musste dann herzhaft über sich selbst lachen, als Ihr gewahr wurde, dass Sie
sich wieder ein weiteres Mal zum Narren gehalten hatte.
Das Lachen wirkte äusserst befreiend und lösend zugleich und spätestens jetzt waren alle Zweifel, die Sie bis jetzt noch gehegt hatte, sich damit; das heißt, sich mit Ihrer Rolle als Auserwählte auseinanderzusetzen, wahrlich wie weggeblasen.
So zündete Sie sich den Joint also an, und genoss erst Mal das angenehm anmutende Aroma, dass Ihr gleichzeitig so fremd und doch auch wiederum so bekannt vorkam. Das Gras hatte einen leichten, frisch fruchtigen Geschmack,
welcher mit einer Süsse durchgezogen war, die einem an gar paradiesische Orte denken ließ.
Zu genießen war wirklich das einzige, was Tiffany während der ersten fünf Minuten als Sie am Rauchen war, tun konnte. So etwas hatte Sie bis anhin wirklich noch kein einziges Mal geraucht und doch war es unverkennbar Gras. Nach einem großen Schluck des kräftigen Kaffees, den Sie für sich zubereitet hatte, merkte Tiff, wie sich Ihre Gedanken anschickten, allesamt in die gleiche Richtung zu fließen und atmete, ein paar Mal tief durch um dann
mit dem rekapitulieren zu beginnen.
Tiff wurde erst, nachdem Sie sich schon eine Weilchen damit beschäftigt hatte gewahr, dass Sie sich immer noch so fühlte, als würde Sie träumen. Eigentlich ist es ja so, dachte Sie, dass ich ganz und gar nicht das Gefühl habe, als wäre ich heute Morgen in meinem Bett wirklich erwacht.
Noch immer fühlte Sie diesen seltsamen und doch irgendwie so bekannten Hauch, welcher Sie die letzte Nacht stets wie eine schützende Hand umgeben hatte. Trotzdem hielt Tiff in diesem Moment die Tasse mit dem noch immer heißen
Kaffee gerne zwischen den Händen, um so ein wenig von der Wärme des schwarzen Goldes in sich aufzunehmen. Tiff ließ das Erlebte Revue passieren, während Sie dabei immer wieder genüsslich an Ihrem Rauchstäbchen zog; der Anfang machte dabei Leonardos erster Besuch; hier bei Ihr Hause. Ihre neu erwachten Emotionen spielten dabei genauso eine Rolle, wie auch Tiffs riesengroße Freude darüber, dass Leonardo nun also ein Teil Ihres Lebens geworden war. Sie konnte ganz eindeutig eine sonderbare, doch nicht unangenehme Leichtigkeit in Ihrem Herzen spüren,
welche Sie nun gut nutzen konnte, um sich weiter eingehend damit zu beschäftigen:
Damit nämlich, was Sie von Leonardo erfahren hatte; über die internen Machenschaften. Über das rüber geleiten. Und natürlich, über das Wesen, welches dahinter steht. - An dieser Stelle lief Ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken, den Sie als sehr prickelnd wahrnahm.
Es handelt sich dabei also tatsächlich um Ihn, dachte Sie; um den Gevatter Tod! - Doch verwirrten Sie diese Gedanken keineswegs. Im Gegenteil: Die tiefe
Ruhe, die sich Ihrer nun nach und nach bemächtigte; seitdem Sie angefangen hatte, sich mit Ihm zu beschäftigen, tat Ihr einfach gut; vor allem nach all dieser Action, dass Tiffany wiederum äußerst erfreut auf diesen Umstand reagierte. Sie nahm einen weiteren Schluck von Ihrem Kaffee und nahm den Geschmack der frisch gemahlenen Bohnen besonders intensiv wahr.
Und trotzdem stellte sich Tiff wieder dieselbe Frage: Die Frage, welche Sie sich, nachdem Sie heute Morgen aufgestanden war, nämlich gleichsam immer wieder gestellt hatte: Bin ich wirklich
wach?
Nun, der Geschmack Ihrer äußerst speziellen Rauchmischung war zu pur, war zu intensiv, als dass es sich dabei um einen Traum handeln könnte, stellte Tiffany dann aber mit einem sonnengleichen Lächeln im Gesicht fest und fuhr dann fort:
Ihr Erlebnis, bei welchem Ihr Leonardo einen recht gelungenen Einblick in seine interne Tätigkeit gegeben hatte, bildete darum den Eckstein Ihrer nächsten Überlegung. Noch immer lächelnd holte Tiff darum jeden einzelnen Augenblick davon in Ihr bewusstes Denken und ließ
das ganze dann wie einen Film in Ihrem Kopf ablaufen:
Beginnend mit dem Auto; ein Ford – es ist ein Ford gewesen! beharrte dabei Ihre innere Stimme; nun denn, dachte Sie: Der Ford, welcher schlitternd von der Straße abgekommen ist und der darauffolgende Unfall. – Mit, tödlichem Ausgang. Und natürlich auch: Das alles durchdringende Kraah! Kraah! Kraah! Kraah! welches kurz danach zu hören war, überlegte Sie weiter.
Die Rekapitulation dieses Erinnerungs-fetzens bewirkte, dass Tiff sich nun
etwas anderem voll und ganz bewusst wurde: Nämlich, dass Sie nach dem Ereignis des Unfalls unter Stock gestanden hatte. Und das intensiv. Darum war auch der Besuch im Restaurant so neblig in Ihrer Erinnerung vorhanden. Bis … Nun, bis ich dann zusammen mit Leonardo und Mark den Trank in der Limousine zu mir genommen hatte! dachte Tiff.
Trotzdem war Ihr alles, was Ihr zuvor durch Leonardo im Restaurant; wo die beiden sich ein feines Essen gegönnt hatten, offenbart worden ist, sehr gut in Erinnerung geblieben, wie Sie soeben feststellte. Ich bin also die Auserwählte!
sagte Tiffany ein weiteres Mal in Gedanken zu sich selbst.
Und wieder fühlte Tiff diesen angenehmen, auf Ihrer Haut prickelnden Hauch.
Sie lehrte den Rest des Kaffees, den Sie inzwischen fast getrunken hatte, in einem Schluck runter, stellte die leere Tasse wieder zurück auf den Stubentisch und kam dann zu einem weiteren Punkt: Leonardo und Mark sind anders! dachte Sie und gleich darauf überlegte Sie folgendes: Und Leonardo scheint mit dem Gevatter Tod in direkter Verbindung zu
stehen, sonst hätte ich ja kaum … Ja; was? … Komm und sag es! forderte Tiffs innere Stimme … Sonst hätte ich Ihn wohl kaum so pur in Leonardos Augen sehen können. Überlegte Sie darum weiter.
Doch hatte Sie diesen seltsamen und doch so wunderbaren Glanz, den Sie zuerst in Leonardos Augen im Restaurant wahrgenommen hatte, nicht auch beim Obersten selbst auch entdeckt, als Sie das erste Mal das getan hatte, was zu tun war?
Mit anderen Worten, dachte Tiffany weiter, steht wohl jeder interne Mittätige
in diesem speziellen Kontakt mit Ihm. - Und wieder lief es Ihr kalt den Rücken rauf und runter. Tiffany machte wiederum eine kurze Pause, zündete den Joint neu an, um dann ein paar weitere tiefe Züge davon zu genießen.
Und nachdem Sie sich eingehend mit dem Portal und der äußerst merkwürdigen und sonderbaren Reise beschäftigte, welche Sie zusammen mit Leonardo und Mark nach dem Durchgang durch selbiges dann - nach unten! - getan hatte, dachte Sie anschließend an:
Die Lichtung! Und natürlich auch an: Die vielen Wesen! All diese Wesen, die alle meinetwegen gekommen sind! überlegte
Tiff weiter.
Vielen von diesen Wesen ist Sie zuvor bereits schon in Ihren Träumen begegnet; das wusste Sie mit Sicherheit. - Das und auch, dass in der letzten Nacht; also danach dann, als Sie wieder zu Hause gewesen ist und in Ihrem eigenen Bett lag, Sie viele der Wesen wieder getroffen hatte, während Sie am träumen war. Dann fingen die Bilder und die Töne in Ihrer Erinnerung an, sich zu verschmelzen und außerdem schienen Ihre Gedanken abzuschweifen, und Tiffany begriff nun nach und nach; nachdem Sie den Joint fertig geraucht
hatte, dass Sie eine Menge an Konzentrationskraft hatte aufwenden müssen, um die Rekapitulation der letzten Zeit befriedigend zu vollziehen.
Was Ihr wiederum ja auch gelungen ist, wie Sie jetzt mit einem zufriedenem Lächeln feststellte und noch etwas anderes wurde Ihr nun nach und nach gewahr, nachdem Sie das Rekapitulieren fast beendet hatte: Die Gegenseite; wovon Prikelmann ja auch ein Mitglied gewesen ist, und den Sie erst letzte Nacht selbst rüber geleitet hatte, schien alles andere als stark zu sein; stark schienen lediglich die Fehler zu sein, die diese machte.
Zuletzt sah Tiff; kurz bevor Sie damit fertig war, dann noch unverkennbar ein Bild in Ihrem Kopf, dass Sie so; auf diese Weise, bis anhin noch gar nicht betrachtet hatte: Es war das Bild des Gevatters, mit schwarzer; im Wind flatternder Kutte und mit der Sense in der Hand. Es strahlte eine wunderbare Vertrautheit für Sie aus.
Nach der Rekapitulation, welche Sie zu absoluter Einsicht geführt hatte, konnte Tiffany außerdem feststellen, dass die
Magenkrämpfe, unter denen Sie vor circa zwei Wochen so arg zu gelitten hatte; welche Hand in Hand aufgetaucht sind, kurz nachdem Leonardo sich das erste Mal bei Ihr gemeldet hatte, nun wieder vollständig abgeklungen waren. Also ist es nur etwas vorübergehendes gewesen, dachte Tiff darum und Sie wusste zu diesem Augenblick nicht wie nahe Sie dem Grund für diese Schmerzattacken im Prinzip gekommen ist.
Sie wechselte daraufhin die CD, und machte es sich dann; indem Sie Ihre langen Beine streckte, so richtig gemütlich auf Ihrem großen Sofa,
worauf kurze Zeit später dann ein wissendes Lächeln Ihre Lippen umspielte. Denn etwas war Tiff nun vollkommen klar geworden; Sie brauchte im Prinzip überhaupt keinen Schutz. Sie nicht.
Es sind inzwischen vier Tage vergangen, seit Tiffs denkwürdiger Reise nach unten und heute Donnerstag würde Sie nun Leonardo und Mark wieder sehen. Demzufolge war Sie natürlich auch ein wenig durcheinander, um nicht zu sagen: Randgefüllt mit Vorfreude, in Bezug auf das, was nun kommen würde.
Demzufolge schwebte Tiff im wahrsten Sinne des Wortes durch diesen Tag, wobei die Zeit gar komische Sprünge zu nehmen schien. Doch das kennen Wir wohl alle. Sie verbrachte den Tag damit, um Einkäufe für sich zu tätigen und um
Ihre Wohnung auf Vordermann zu bringen. Und natürlich um zu kochen; denn schliesslich hatte Sie Mark und Leonardo zum Nachtessen zu sich nach Hause eingeladen. Leonardo hatte den Wunsch geäußert, nochmals eine leckere, selbstgemachte Lasagne genießen zu können und Tiff kam dieser Bitte natürlich nur zu gerne nach.
Nun war die Lasagne im Ofen, die Wohnung war wieder sauber und aufgeräumt und geduscht hatte Sie auch schon. Ihre lange, schwarze Mähne war ebenfalls durchgebürstet und so stand Tiff dann nackt vor Ihrem Schlafzimmerschrank und betrachtete
sich in dessen Spiegel. Heute; heute wird es also weitergehen!, dachte Sie dabei die ganze Zeit über und Ihr Herz, welches spüren konnte, dass es gar nicht mehr so lange dauern würde, schien Ihr dabei immer leichter zu werden. So bedachte Sie sich, während ein traumhaftes Lächeln Ihr Gesicht zierte, mit freudigen Blicken und von allen Seiten.
Selbstverliebt ist Tiffany Walter allemal. (- Wie ich es selbst persönlich schon oftmals festgestellt habe; das können Sie mir ruhig glauben!)
Nachdem sich Tiff also dann satt geguckt hatte an sich selbst, ging es
darum, die passenden Kleider für den Abend zu finden. Zum Glück hatte Sie mehr als genug Zeit, bevor die beiden auftauchen würden und so konnte Sie heute alles mit einer großen Ruhe angehen. Denn diese brauchte Sie auch, wollte Sie alles richtig auf die Reihe kriegen; dessen war Tiff sich voll und ganz bewusst. Nachdem Tiff sich also für eine schlichte schwarze Jeans mit einer wunderhübschen, dazu passenden dunkelblauen Bluse; deren Farbe schon fast ins violette rüber geht, entschieden hatte, stand Sie kurz darauf wieder in der Küche, um nach der Lasagne zu gucken.
Sie spielte mit dem Gedanken, noch ein Rauchstäbchen von ebenjenem speziellen Gras zu rauchen, welches Sie auch beim rekapitulieren verwendet hatte, entschied sich dann aber doch für etwas aus Ihrem eigenen Vorrat und so rauchte Tiff also, eine halbe Stunde bevor Leonardo und Mark bei Ihr eintrafen, erst mal in aller Ruhe genüsslich ein Rauchstäbchen mit Gras, welches von auf der Erde stammte. Als die Prodigy CD, welche Sie aufgelegt hatte, dann beim Song „Firestarter“ angelangt war, klingelte es prompt an Ihrer Haustür.
Na; das ist ja passend! dachte Sie und
ging dann mit einem vergnügten Lächeln zur Tür. Das Lächeln verwandelte sich in ein äußerst vergnügtes Lächeln, als Tiff Ihre Haustür öffnete um dann Leonardo und Mark mit offenen Armen zu begrüßen.
Die Lasagne; welche übrigens vorzüglich schmeckte, war dann auch im Handumdrehen verputzt und kurze Zeit später saßen die drei dann gemütlich auf Tiffs großem Sofa, wobei jeder von Ihnen eine Tasse mit frischem und heißem Kaffee vor sich stehen hatte.
Leonardo war dann auch der erste von
Ihnen, welcher die Tasse vom Stubentisch nahm und zaghaft einen kleinen Schluck von dem Kaffee trank. Dann sagte er; während er die Tasse weiter in seiner Hand behielt:
„Als erstes möchte ich gerne noch einmal auf die Wirkung des Tranks zu sprechen kommen, den du“ womit er zuerst Tiff anguckte, um danach Mark zuzunicken „und du, sowie auch ich, zu uns genommen haben.“
Tiff wurde dabei gewahr, dass Sie sich ja eigentlich mithilfe des Internets ein paar Informationen hätte holen wollen; Informationen über den Fliegenpilz und
natürlich auch über daraus gebraute Tränke; doch irgendwie schien Sie es wohl doch gespürt zu haben, dass das von Leonardo selbst übernommen werden würde.
Gleichzeitig griffen nun Tiff und Mark nach Ihren Kaffeetassen, um gleichfalls mit kleinen und vorsichtigen Schlucken davon zu trinken, wie es zuvor schon Leonardo getan hatte. Er hat so schöne Augen, dachte Tiff abermals, als Sie die Tasse anschließend wieder auf dem Stubentisch abstellte; der Kaffee war Ihr noch zu heiß, als das Sie die Tasse allzu lange in der Hand hätte halten
können.
Und eben diese wundervollen Augen ruhten nun voll und ganz auf Ihr, als Leonardo daraufhin das Wort wieder ergriff:
„Es ist so, dass das, was Wir drei in der Limousine getrunken haben, etwas altes; etwas urtümliches ist.“ Leonardo sammelte seine Gedanken, indem er tief durchatmete und fuhr dann fort, während Tiff schier an seinen Lippen zu hängen schien: „Und, das Amanita Muscaria; oder auf gut deutsch eben: Der Fliegenpilz, schon
seit jeher als Hilfsmittel dazu verwendet wird, um die andere Welt wahrnehmen zu können ist also genauso ein Fakt, wie auch die Tatsache, dass es sich bei dem Trank, den wir zusammen genossen hatten, um ein sehr altbekanntes Gemisch handelt.“
Das war etwas, dass Tiff immerhin schon in Betracht gezogen hatte. Sie nahm einen weiteren kleinen Schluck von dem herrlich duftenden Kaffee und drehte sich dann wieder Leonardo zu.
„Was du; was wir Alle drei gesehen hatten, nachdem Wir also den Trank zu uns genommen hatten“ fuhr Leonardo
fort „ist im Prinzip immer da; in jedem Augenblick. Der Trank hat also vorwiegend die Aufgabe, dem Mensch; welcher ihn genießt, dass zu zeigen, was die Menschheit verlernt hat, zu schauen.“ Leonardo machte eine erneute Pause und nahm dann einen großen Schluck von seinem Kaffee.
An dieser Stelle griff Mark den Faden auf und sprach, den Blick auf Tiff gerichtet, weiter:
„Die Welt welche du dort unten gesehen hast und auch all die vielen, verschiedenartigen Wesen sind also weder ein Produkt deiner Fantasie, noch
sonst irgendein Hirngespinst; deine Fantasie wurde; wie wir intern zu sagen pflegen, durch den Trank lediglich richtig kanalisiert.“
Es entstand wieder eine kleine Pause, wobei Tiff lediglich das dachte, was Sie so lange schon tief in sich gespürt hatte: Ich hab’s doch gewusst!
Ihre Freude musste Ihren beiden Gästen aufgefallen sein, denn Leonardo fing darauf an, einnehmend zu nicken, während Mark dann mit einer freudigen Erregung in der Stimme weitersprach:
„All die Ideen, zu Märchen, zu
Geschichten und zu Legenden haben also fürwahr einen realen Hintergrund. Denn es sind also wiederum nichts anderes als Berichte über ebenjene Wesen und Welten, die der Mensch früher als so selbstverständlich; als Teil seines eigenen Lebens betrachtet hatte!“
Nun sprach wieder Leonardo, welcher inzwischen seinen Kaffee leergetrunken hatte; wobei seine Worte für Tiff dabei absolut klar und verständlich rüberkamen:
„Der Hauptgrund für diese Abkehr, die schlussendlich sogar bis zur
Verleugnung führt, ist im kalten, logischen Denken zu finden.“
„Anstatt sich nach Innen zu wenden und so den wahren Reichtum zu finden, sucht der Mensch von heute im Außen.“ ergänzte Mark.
„ … und er sucht und sucht, ohne jemals irgendetwas wahres zu finden.“ sprach Leonardo das aus, was Tiffany wiederum auch so lange schon festgestellt hatte; dieses Gespräch nahm für Sie nun immer mehr die Züge einer wunderbaren Offenbarung an.
Das ist ja ein Ding, dachte Sie und war
gespannt darauf, was noch alles folgen würde.
Was Leonardo im Anschluss daran Tiff noch berichtete, war die Tatsache, dass er; obwohl er ein Teil der Ereignisse rund um den Fluch von damals gewesen ist, er doch völlig im Unwissen darüber war, dass Bea gestorben ist. Damals zumindest.
Später dann rauchten Sie zu dritt ein Rauchstäbchen; es wurde dann ein ruhiger und gemütlicher Abend, den alle drei in guter Erinnerung behalten würden.
>
Tiff ist ins kalte Wasser geworfen worden. Nach Ihrem Ausflug nach unten, hat man von interner Stelle aus beschlossen, umgehend mit Tiffs Vorbereitungsphase zu beginnen.
Das ist vor circa drei Monaten gewesen.
Und nachdem Sie nun also das Training erfolgreich; höchst erfolgreich, sogar; abgeschlossen hatte, befand Tiff sich nun heute das erste Mal draussen, um Ihren zweiten Auftrag zu erledigen. Die Person, die Sie rüber zu geleiten hatte, war eine Frau mittleren Alters, welche Tiff nun seit etwa fünf Minuten
am überwachen war. Der Zeitpunkt für das rüber geleiten ist in greifbare Nähe gerückt und die Frau; Helena Birkener, hat kurz zuvor den großen Einkaufsmarkt von Reichsbach betreten. Helena befand sich gerade beim Büchsenfutter, als Tiff, mit einem großzügigen Abstand zwischen ihnen, sich scheinbar für ein Waschmittel interessierte. Aus dem Augenwinkel konnte Tiff die Zielperson genauestens beobachten.
Sie spürte den Ruf mehr, als dass Sie ihn hörte und Tiff wusste: Es ist soweit! Tiff nahm Ihr Handy aus der Tasche und schaute einen Moment lang auf das Bild, welches Sie von der Zielperson darauf
gespeichert hatte. Helena Birkener fasste sich im gleichen Augenblick an die Brust und brach dann unter einem erstickten Laut zusammen. Auch wenn es so aussah, als ob die Zielperson noch leben würde, wusste Tiff trotzdem, dass Sie den Auftrag erfüllt hatte. Helena Birkener war tot.
Das Training hatte Sie gut für den Ernstfall vorbereitet; während Ihr Gesicht einen verwirrten Ausdruck an den Tag legte; in welchem sich leichte Panik spiegelte, hielt Tiff den Blick auf den Boden gerichtet und so verließ Sie kurz danach auf schnellstem Weg den
Supermarkt. Sie war mehr als zufrieden.
Auf dem Heimweg erinnerte sich Tiff dann an die Übergabe dieses; nun erledigten,Auftrags, welche vorgestern durch den Obersten selbst stattgefunden hatte und an den Monsterrülpser, den Sie aus lauter Vorfreude nicht hatte zurückhalten können. Was dann natürlich eine herzhafte Lachszene zur Folge hatte. Als Tiff dann den Schlüssel in Ihre Wohnungstür steckte, grinste Sie innerlich. Sie war voller Vorfreude auf die kommenden Ereignisse; noch drei Tage …
Nachdem Leonardo und Mark später am Abend dann wieder gegangen waren, wollte Tiff, als Sie wieder alleine war, dann nur noch eines: Sie wollte heute unbedingt „Das Märchen vom guten Menschen“ lesen – wieder einmal.
Was Ihr da von Leonardo und Mark gesagt; oder besser gesagt: Was Ihr von den beiden an diesem Abend offenbart worden ist, war zu logisch und zu offensichtlich, als dass Sie es eben allzu stark hinterfragt hätte. Der Mensch von
heute verliert sich im Aussen; suchend. – Während er sich so, immer mehr von sich selbst entfernt, dachte Sie jetzt, als Sie vor Ihrem großen Bücherregal stand, um nach dem Märchenbuch zu greifen.
Tiff wusste, dass diese Worte absolut wahr sind. Schließlich hatte auch Sie diesbezüglich schon viele Erfahrungen sammeln können. Und umso schmerzhafter wurde Sie sich in diesem Augenblick darüber bewusst, dass sich ja eigentlich genau das nun eben gerade bei Ihrer Mutter abspielte.
„Ich vermisse dich so fest!“ sagte Tiff deshalb in Ihrem Schlafzimmer und fast
gleichzeitig bahnten sich heiße Tränen einen Weg aus Ihren Augen. Tiff konnte zwar die Tränenflut wahrnehmen, die da wie bei einem gewaltigen Dammbruch hervorzubrechen drohte, doch konnte Sie ihr keinerlei Einhalt gebieten; wollte es auch nicht.
Und so sank Tiff also laut schluchzend vor Ihrem Bücherregal, mit dem Märchenbuch in den Händen, auf Ihre Knie runter, während Sie bemerkte, dass Ihr Blick sich immer mehr und mehr verschleierte.
„Warum, zum Teufel, tust du dir das an?“ schrie Sie nun mit tränenerstickter
Stimme ins Zimmer. Und in Gedanken und genau so laut brüllte Tiff in Ihrem Kopf: Warum, bei allen Dämonen der Hölle, tust du mir das an; Mutter?
Der Weinkrampf tobte während fast fünf Minuten. Fünf Minuten, während denen Tiff einfach vor ihrem Bücherregal auf dem Boden sass und nichts anderes tun konnte, als den Tränen freien Lauf zu lassen. Sie wusste, dass sie das zu tun hatte; anders hätte es Sie wohl innerlich zerrissen. Und Sie fühlte sich danach zwar irgendwie erschöpft, doch gleichzeitig auch sonderbar wohlig. Das hat gut getan! sagte Sie deshalb laut in
Gedanken, nachdem Sie sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, um tief durchatmen und wieder langsam aufstehen zu können.
Hätte Sie das vorher; vor dem heutigen Abend, schon einmal versucht, so hätte es Sie wohl schlichtweg einfach umgehauen.
Deshalb freute sich Tiff nun; nachdem Sie sich die Nase geputzt und die letzten Tränen aus Ihren Augen getrocknet hatte, umso mehr auf eine belebende Dusche. Unter der Dusche dann, kamen Ihr dieselben Gedanken, die Sie zuvor schon
während des fünf minütigen Weinkrampfs malträtiert hatten nun wieder hoch, doch diesmal konnte Tiff mit Leichtigkeit Herrin darüber werden und sich Ihnen angemessen widmen. Der Hauptfokus Ihrer Überlegungen bildete natürlich Ihre Mutter. Schniefend nahm Tiff hinter dem Duschvorhang tief Luft und öffnete sich dann der Einsicht, die sich nun nach und nach in Ihr zu festigen begann. Später, als Sie dann mit nur einem T-Shirt und in knappen schwarzen Höschen bekleidet auf Ihrem Bett lag, um das Märchen zu lesen –wieder einmal-, und welches Sie eben auch so lange schon durch Ihr Leben begleitete (Worüber sich
Tiff übrigens in letzter Zeit nach und nach; doch mehr traumähnlich, bewusst wurde) wusste Sie nun ganz genau, was Sache ist.
Sie wusste nun ganz genau, das sich Ihre Mutter auf einer regelrechten Abwärtsspirale befand, Bildlich gesprochen, dachte Tiff. Und, dass es, so gesehen, nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis auch Ihre Mutter von der Erde gehen würde.
Diese Tatsache hatte Tiffany nun weitestgehend akzeptiert.
Oder es würde sich etwas
ändern.
Dieser Frage konnte und wollte Tiff aber nicht für sich selbst klären. Dazu brauchte es noch eine andere Person. Doch war jetzt nicht die Zeit für solche Überlegungen.
Stattdessen griff Sie nun nach dem Märchen, machte es sich so richtig bequem auf dem Bett und hatte bald schon alles um sich herum vergessen.
Am nächsten Morgen dann, als Tiff um sieben Uhr aufwachte, stellte Sie fest, dass in Ihrem Schlafzimmer eine angenehm beruhigende Kühle herrschte. Das, und dass es draussen wie aus Kübeln goss. Daher kam also diese wunderbar herrliche Kühle, welche sich in den frühen Morgenstunden sanft in Ihr Zimmer geschlichen hatte und welche Sie nun mit zarten Berührungen liebkoste, überlegte Tiff und fing dann an, sanft in Ihrem Bett zu lächeln. Die interne Ausbildungsphase hatte Sie
stark in Anspruch genommen und Sie hatte in dieser Zeit viel gelernt. Und Sie hatte auch gelernt zu akzeptieren.
Zudem war Ihr nun voll und ganz bewusst, dass Ihr Kommen vor langer Zeit schon prophezeit und dass mit großer Vorfreude Ihre Ankunft wissend ersehnt worden ist.
Das, und dass Ihr einiges bevor stehen würde. Ihre Rolle als Auserwählte schien nur darauf geachtet zu haben, bis Tiff dafür in Ihrem Leben bereit dazu war, um dann mit kristallklarer Intensität in den Vordergrund zu kommen und von dort zu scheinen. Und so eben all die unwichtigen und
doch so menschlichen Kleinigkeiten zu erhellen und: Um Ihr dann so zu zeigen, was denn wirklich dahinter steckte.
Tiff hatte es geschafft, hinter den Vorhang von Allem zu blicken; zaghaft zuerst nur, doch langsam aber sicher immer mehr, und vor allem mit immer mehr Aufmerksamkeit.
Das, wusste Tiff, hatte eine sehr große Bedeutung für Sie.
Tiff nahm die Kühle dankbar in sich auf; Sie war nämlich heute Morgen erregt; und das von den Zehen bis hinauf in die Haarspitzen. Nicht bloß ein wenig mit Lust erfüllt. Nein, denn diese Beschreibung hätte Ihren jetzigen
Zustand nur leicht ankratzen können anstatt das aus-zudrücken, was Sie heute Morgen, nun mit der Decke wieder bis zum Kinn raufgezogen, unter ihr spüren konnte: Tiff war scharf wie eine Chili.
Wovon dieser Zustand kam, war Sie sich momentan noch nicht bewusst, als Sie nun daran ging, sich genüsslich unter der Decke Abhilfe zu verschaffen. Sie wusste nur, dass Sie Ihren zweiten Auftrag gestern mit Bravour bestanden hatte und als Tiffany danach zuerst auf sanften Wellen reitend; welche sich aber alsbald dann in einen wahren Orkan verwandelten, einen äußerst intensiven Orgasmus hatte, schrie Sie Ihre Lust mit
einem lebensfrohen Schrei in die Welt hinaus.
Es ist doch einfach schön, wieder zu Hause zu sein! sagte Sie deshalb in Gedanken zu sich, als Sie etwas später dann aufstand. Es sollte ein angenehmer und entspannter Tag werden für Tiff; ein ausgesprochen entspannter Tag.
Deshalb freute Sie sich natürlich umso mehr, als sich Leonardo im Verlauf des Tages bei Ihr meldete, um zu fragen, ob es denn in Ordnung sei, wenn er am Abend bei Ihr vorbeischauen würde.
Als es später am Tag dann bei Ihr klingelte und Tiff mit leichtem Schritt zur Wohnungstür ging, um sie zu öffnen, wusste Sie zudem auch, dass heute ein weiteres Kapitel in Ihrem Leben geschrieben werden würde.
Internes gab es nicht so viel zu besprechen heute und Leonardo brachte es schon zu Anfang seines Besuchs vor, als es sich die beiden dann in Tiffs Wohnstube auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten und da Leonardo ein hohes Maß von Selbstdisziplin an den Tag legte (Wie
immer! stellte Tiffany dabei höchst erfreut fest), wollte er diesen Punkt natürlich umgehend erledigt haben:
„Ich habe Dir als erstes ein großes Danke sowie auch die Anerkennung von höchster Stelle zu überbringen, meine liebe Tiffany!“ begann Leonardo und Tiff konnte richtiggehend spüren, wie seine Worte, ähnlich einem feinem Honig, in Ihr runterflossen.
Mit leicht verträumtem Blick fragte Sie deshalb:
„Dann ist also alles soweit in Ordnung?“ Tiff holte scharf Luft und benantwortete
sich dann die Frage selbst, indem Sie das sagte, was Sie kurz zuvor noch gedacht hatte:
„Ich habe es gewusst. Oder besser gesagt; gespürt! Da drin!“ wobei Sie bei diesen Worten sanft Ihren Bauch tätschelte. Sie und Leonardo saßen sich mit geradem Rücken auf dem großen und wohligen Sofa gegenüber und so konnten natürlich beide die Mimik und die Körpersprache des anderen genauestens mitverfolgen und erleben.
Leonardo musste bei diesen Worten, welche Tiff da eben vorgebracht hatte herzhaft lachen; etwas anderes hätte er
schlichtweg nicht gekonnt und so riss er für eine Weile sogar Tiff mit, worauf sich die beiden dann einfach nur lachend und mit vielsagenden Blicken in den Augen gegenübersassen.
Als Leonardo sich dann etwas gefangen hatte, sagte er zu Tiff:
„Das ist das schönste, was ich je von jemandem gehört habe, der über eine interne Tätigkeit spricht!“ Der Glanz in seinen Augen sprach dabei wahre Bände.
„Ich bin so froh und glücklich darüber, dass DU die Auserwählte bist, meine liebe Tiffany!“ sagte er deshalb und ab
diesem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Das Maß ist endgültig voll! dachte Tiff deshalb noch kurz bevor sich die beiden dann küssend in den Armen lagen; Er hat es schon wieder gesagt! dachte Sie und auch dieses Mal trafen seine Worte mitten in Ihr Herz.
Bald schon waren die zwei dann, inzwischen nackt, in Tiffs Schlafzimmer angelangt und was dann folgte war ein Akt der Lust und der Freude, wie sie ihn beide so noch nie zuvor in ihren Leben erfahren hatten. Leonardo war sanft und wild gleichzeitig und Tiff erlebte während dieser Zeit wahre orgiastische Höhenflüge und
genau das gab Sie an ihn ( - Meiner! wie Sie zwischendurch immer wieder dachte) entsprechend weiter.
Völlig erschöpft und zufrieden, aber dennoch wach, lag Tiff später dann wieder; nachdem sich die beiden gewaschen hatten, neben Leonardo auf Ihrem Bett, welches noch immer den die Wärme und den Duft von intensiver Liebe ausstrahlte.
Leonardo ist dann; gleich nachdem er zurück ins Bett und wieder unter die Decke gekrochen kam und die beiden sich innig geküsst hatten, in einen tiefen
Schlaf gefallen. Und das hatte Tiff natürlich mit einiger Belustigung zuerst einmal in aller Ruhe zu betrachten.
So nah bei Ihr; neben Ihr, war er nun also und Tiff spürte eine tiefe, grund- und bodenlose Liebe in sich aufsteigen, als Sie ihn einige Zeit mit einem lieblichen Blick betrachtet hatte und während Sie sich von dieser wunderbaren und intensiven Kraft langsam davon tragen ließ, merkte Sie, dass Sie nun bestimmt ganz einfach und schnell einschlafen würde.
Jetzt ganz bestimmt.
Trotzdem lagen die beiden; etwa zwei
Stunden später, nachdem sie eingeschlafen waren, dann doch wieder wach nebeneinander im Bett. Leonardo war noch immer nackt, während sich Tiff inzwischen ein knappes Höschen übergestreift hatte. Jetzt griff Sie nach Ihrem Schlafshirt, welches am Boden lag und zog sich auch das über; irgendwie fröstelte es Sie. Tiff hatte zudem wieder die Nachttischlampe, welche sich auf Ihrer Seite des Bettes befand, eingeschaltet und nun war das gesamte Zimmer vom Licht der nicht besonders hell leuchtenden Glühbirne in ein sonderbar diffuses Zwielicht getaucht. Tiff hatte diese Glühbirne mit Bedacht für Ihr
Nachttischlämpchen ausgewählt, denn Sie fand nichts unangenehmer, als gleißend helles Licht, dass einem jäh aus dem Traum reißt, kurz nachdem man aufgewacht ist, und man wenn man daraufhin eben das Licht im Zimmer einschaltete.
Es fühlte sich wirklich ganz so an, als ob noch etwas getan werden muss, kam Tiff einige Tage später dann für sich zum Schluss, als Sie sich ebendiese Nacht ins Gedächtnis zurückrief und sich fragte, wieso sie wohl beide zu so verfrühter Stunde wiederum gleichzeitig zusammen erwacht waren.
Leonardo war der erste, der den Mund auftat, um etwas zu sagen, als Tiff mit verschränkten Händen unter dem Kinn auf seiner Brust lag, welche sich in einem steten Rythmus sanft hob und senkte und dabei aus verschlafenen Augen hinauf in sein Gesicht guckte.
Er nahm dabei seine warmen Hände; wobei seine linke Hand zuvor noch auf einer von Tiffs knackigen Pobacken geruht hatte und die andere, welche Sie sanft an der Schulter umfasst hielt, und nahm dann behutsam Tiffs Kopf dazwischen und hielt ihn zart fest. Nachdem er Ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht gewischt hatte, sagte
er:
„Es gibt da noch etwas, das gesagt werden muss.“ begann Leonardo, während er Tiff dabei ununterbrochen in die Augen blickte. Er hat so schöne Augen, dachte Tiff in diesem Moment wieder einmal, während Sie darauf Acht gab, nicht darin zu versinken; noch nicht wieder.
„Es geht dabei um deinen dritten Auftrag. Eigentlich ist es ja so geplant gewesen, dass ich dir zuvor schon darüber Bericht erstatte“ sagte er, während er dazu seine Augen rollen ließ, was Tiff mehr als Tausend Worte sagte,
worauf Sie mit einem unverkennbarem Schlafzimmerblick in den Augen lächelnd auf seiner Brust ein paar Mal nickte, um so anzuzeigen, dass für Sie soweit alles in Ordnung sei und das er weiterreden soll.
„Ich habe alle Unterlagen, die du dafür brauchst dabei“ fuhr er darum, den Blick nun wieder auf Tiffs Augen gerichtet, fort: „und ich werde sie dir morgen auf den Tisch legen.“
Sie brachte darauf lediglich ein leises und sanftes: „Ist gut, mein Schatz“ zustande, was Ihr so natürlich prompt einen neuerlichen zauberhaften Blick von
Leonardo einbrachte.
Etwas später dann, atmeten sie genussvoll die frische Luft ein, die, nachdem Tiff zuvor das Fester geöffnet hatte, nun langsam aber sicher das gesamte Schlafzimmer zu erfüllen schien und Leonardo fuhr fort:
„Das ist das eine. Das andere ist die Tatsache, die mit deiner Rolle, in Zusammenhang steht. Ich spreche dabei von ihm.“
Der Gevatter! dachte Tiff in diesem Moment freudig
erregt.
Umso mehr verblüffte Sie daher auch Leonardos Antwort auf Ihre innere Regung:
„Ja; genau der Gevatter!“ und ohne Umschweife fragte er Sie daraufhin:
„Hast du ihn gespürt? - Weißt du, dass Er; seit wir dich gefunden hatten, nun stets an deiner Seite ist?“
Das wusste Tiff und darüber war Sie sich Tiff voll und ganz bewusst. Sie hatte die Präsenz des Gevatters schon
seit geraumer Zeit bewusst wahrgenommen, doch irgendwas schien auf ebendiese Worte gewartet zu haben, welche Leonardo soeben ausgesprochen hatte, um diese Tatsache nun endlich voll und ganz akzeptieren zu können. Das alles, sagte TIff ihm, als Antwort auf seine Fragen.
Nun wusste Sie also, warum Sie diese sonderbare und zugleich auch wunderbare Leichtigkeit seit einiger Zeit schon so intensiv wahrgenommen hatte und zudem schien sich Tiff nun auch darüber bewusst zu werden, dass Sie den Gevatter schon seit geraumer Zeit kannte; aber das behielt Sie vorerst noch
für sich. Eine innere Stimme riet Ihr dazu. (Tiff hatte schon immer; dann und wann Träume gehabt, in denen der Gevatter vorgekommen ist. Träume, die Ihr nun nach und nach wieder in den Sinn kamen. Mit anderen Worten: Der Gevatter ist schon immer ein Bestandteil Ihres Lebens gewesen und Tiff war drauf und dran, diese Tatsache zu erkennen und zu akzeptieren.)
Als Leonardo etwas später dann über sich und seine Vergangenheit zu sprechen begann, waren Tiffs Augen zwar geschlossen, doch schlief Sie
keineswegs. Gebannt hörte Sie Leonardo zu, was er Ihr mitteilen wollte und mit ein paar Unterbrüchen, die dadurch entstanden, dass Sie dann und wann bei etwas, was Ihr nicht ganz klar war, nachhakte, sprach Leonardo ohne Unterlass, während Sie; nun wieder neben ihm liegend, genüsslich seinen Worten lauschte. Seine Worte wie ein Schwamm in sich aufsog. Silbe um Silbe.
Nach schätzungsweise einer Stunde hatte Leonardo dann alles gesagt, was ihm auf dem Herzen gelegen ist und Tiff kuschelte sich daraufhin sanft an
Leonardos Rücken, nachdem sie sich einen innigen und scheinbar ewig dauernden Gute Nacht Kuss gegeben hatten. Leonardo lag mit angezogenen Beinen katzengleich neben Ihr, während Sie sich eng an ihn kuschelte und seine festen Pobacken an ihren Oberschenkeln spüren konnte; da wusste Tiff noch etwas mehr: Die Welt war für Sie in Ordnung.
Bevor Sie dann von Morpheus wieder in die Arme genommen wurde, warf Tiff noch einen Blick auf den Wecker, sah das es bereits kurz vor vier war und schlief dann anschließend mit einem Gedanken im Kopf; welcher Ihrem
Gesicht ein mysteriöses Lächeln verlieh, ein: Noch zwei Tage!
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Tiff schlief, nachdem Sie das Märchen gelesen und es dann neben sich, auf Ihr kleines Nachttischchen gelegt hatte, fast augenblicklich ein.
Dank dem Märchen und auch der wunderbaren magischen Kraft, welche darin wohnt, ist es Tiff dann so, auch ohne weiteres gelungen, dass zu tun, was Sie am meisten brauchte: Sie schaffte es, los zu lassen.
Der darauf folgende Tag brachte die
Überzeugung mit, dass sich Tiff heute um Ihre Mutter zu kümmern hatte. Deshalb nahm Sie dann; nach einem leckeren und kräftigenden Frühstück, anschliessend ihren schnurlosen Telefonhörer in die Hand und setzte sich damit in der Wohnstube auf Ihr großes Sofa, bevor Sie dann die Nummer der Privatklinik wählte, in der Ihre Mutter so lange Zeit schon untergebracht war. Sie kannte die Nummer der Grundauer Heilklinik mittlerweile zwar auswendig, hatte sich aber bis heute nicht die Zeit genommen, sie im Telefon als Kurzwahl zu speichern.
Nach einer kurzen Phase des sich
Vorstellens, samt Vortragen Ihrer Bitte und einem längeren; ziemlich lange, dauernden „kleinen Augenblick“ ; mit wahrhaft idiotisch klingender Musik; klassischer Musik, denn das, was da gerade gespielt wurde, tönte nach Bach, welche lieblos auf ein Xylophon gehämmert wurde, bekam Tiff dann endlich Ihre Mutter ans Telefon.
„Ja, hallo? Ist alles in Ordnung bei dir, meine liebes Kind?“ war das erste, was Tiff dann hörte, nachdem Ihre Mutter den Anruf entgegen nahm. Silvia Walters Stimme klang müde, unvollständig und unangenehm verzehrt. Tiff kam es dabei
fast so vor, als würden Sie und Ihre Mutter ein Gespräch zwischen Erde und Mars führen, anstatt, dass die beiden etwa lediglich 20 Kilometer voneinander entfernt gewesen wären.
Tiff brachte ein passables „Hallo Mam; ja, bei mir ist alles in Ordnung, danke!“ zustande, doch noch bevor Sie auf Ihre Mutter und denn Grund für Ihren Anruf eingehen konnte, begann Ihre Mutter mit weinerlicher Stimme damit, Tiff ihre Sorgen zu vermitteln:
„Ich hatte schon die ganze Zeit über so ein komisches Gefühl, mein Kind! Ich dachte schon, vielleicht sei dir etwas
Schlimmes passiert! (Wobei Tiff bei diesen Worten, die Ihre Mutter da vorbrachte, still und irgendwie makaber in sich hinein lächelte; denn im Prinzip war es ja genau das, was Ihrer Mutter bevorstehen würde, wenn jetzt nicht eine Richtungsänderung in ihrem Leben vorgenommen werden würde, dachte Tiff bei sich und konnte dabei ganz deutlich einen bitteren Beigeschmack in Ihrem Mund wahrnehmen, während Sie weiter Ihrer Mutter zuhörte.)
„Ist bei dir auch wirklich alles in Ordnung?“ wurde Sie noch einmal von ihr
gefragt.
Und was konnte Tiff anders, als zwar mit einem leisen zornigen Ton in der Stimme, doch trotzdem bereitwillig, eine Antwort auf diese Frage zu geben?
„Ja Mam; bei mir ist wirklich alles in bester Ordnung.“ Und in Gedanken an Leonardo und somit auch etwas freudiger sagte Sie:
„Und zudem habe ich jemanden kennen-gelernt!“
Ihre Mutter blieb in den ersten Augen-blicken ruhig, so dass Tiff beinah
nachgefragt hätte, ob sie Sie auch wirklich verstanden habe. Doch gerade als Tiff dafür Luft holen wollte, antwortete Ihre Mutter, jetzt hörbar erfreut:
„Das ist ja bestens, meine liebe Tiffany! Wie heißt denn derjenige?“
Und noch bevor sich Ihre Mutter in Kleinigkeiten verlieren konnte (Wie das Mütter halt oftmals gerne tun) und Sie weiter mit Fragen löchern konnte, nahm Tiff darauf das Gespräch wieder in die Hand, um so einerseits anzuzeigen, dass Sie momentan nicht mehr darüber erzählen wollte; zumindest nicht am
Telefon und dass Sie gewollt war, dass Telefonat möglichst bald wieder zu beenden, deshalb legte Sie sich im Geist die Antwort zurecht und sagte dann:
„Sein Name ist Leonardo … und ich werde Dir bei meinem nächsten Besuch mehr von ihm erzählen.“ Und nach einer kleinen Pause, in der Sie Ihre Mutter hörbar aufatmen hörte, sagte Tiff dann:
„Wenn es dir recht ist, so würde ich dich heute gerne besuchen kommen.“ Sie wollte erst die Reaktion Ihrer Mutter abwarten, bevor Sie weiterfuhr und als Tiff darauf ein vergnügt klingendes, glockenhelles Lachen aus dem Hörer
wahrnahm, wusste Sie, dass Sie nun getrost weiterfahren konnte:
„Ich werde heute im früheren Nachmittag bei dir auftauchen. Ist das für dich in Ordnung?“ (Im Prinzip hätte Sie ja Zeit gehabt bis heute Abend um Zehn – so lange ging nämlich die Besuchszeit in der Klinik, doch wollte Sie das, was getan werden musste, so bald als möglichst erledigt haben, überlegte Tiff, als Sie darüber nachdachte, wann denn genau Sie heute bei Ihrer Mutter auftauchen würde. Sie setzte deshalb vierzehn Uhr als Zeitpunkt für Ihren Besuch fest.)
Tiff wurde daraufhin richtiggehend überrascht, von der Geschäftigkeit, die sich aufs Mal in die Stimme Ihrer Mutter geschlichen hatte, welche bis zuvor noch schläfrig und irgendwie weit entfernt geklungen hatte, obschon die Verbindung äußerst gut war:
„Na, das ist doch bestens!“ hörte Sie Ihre Mutter darauf lachend in den Hörer sprechen.
Tiff ließ sich vom Lachen Ihrer Mutter anstecken und erwiderte dann, ebenfalls lachend:
„In Ordnung! Dann also bis heute
Nachmittag!“ und nachdem Sie nochmals Atem geschöpft hatte, sagte Tiff:
„Ich freue mich, Mam!“
„Und ich freue mich, meine liebe Tiffany! Guten Appetit!“
Sie konnte die Gelöstheit; die Leichtig-keit in der Stimme Ihrer Mutter hören und das tat Tiff richtiggehend gut im Herz, weshalb Sie eine immense Vorfreude in sich verspürte, als Sie anschliessend die rote Hörer Taste auf Ihrem schnurlosen Telefon drückte und so das Telefonat beendete. Danach machte Sie sich parat; Sie wollte noch
im Supermarkt vorbeigehen, um dort ein paar Erledigungen zu tätigen. Und die ganze Zeit über, konnte Tiff spüren, dass sich ein dicker Brocken, der es sich auf Ihrem Herzen bequem gemacht hatte, ein wenig zwar bloß; doch unverkennbar(!), bewegt hatte. Zudem konnte Sie ganz deutlich wahrnehmen, dass jetzt Ihre gesamte Wohnstube von einer angenehm anmutenden Kühle erfüllt war, welche Sie in diesem Moment natürlich nur umso lieber, dankbar in sich aufnahm.
Tiff hatte soeben den Anfang Ihrer eigentlichen Aufgabe hinter sich gebracht, ohne dass Sie sich darüber;
zumindest bewusst, im Klaren war.
Nachdem Silvia Walter auf dem Telefonhörer; der nun, nachdem Tiff das Gespräch beendet hatte, lediglich noch ein langgezogenes „Tuut!“ von sich gab, ebenfalls die rote Hörer Taste gedrückt hatte, legte sie ihn auf das Nachttischchen, welches gleich in Griffweite neben ihrem Bett stand und hörte dann den Schrei.
Es war ein Schrei voller Panik und auf sehr groteske Weise schien er mit einer wahnsinnigen Todesangst angereichert zu sein. Silvia Walter bekam kurzerhand
eine Gänsehaut auf ihrem Rücken, welche sich über ihren ganzen Körper auszubreiten schien. Wie angenehm es doch unter der Bettdecke war.
Die Zeit vor dem Mittag, hier in der Klinik, in welcher Tiffs Mutter nun seit sieben Jahren schon Patientin war, schien immer von einer eigentümlichen Ruhe bestimmt zu sein; bis die Geschäftigkeit dann um die Mittags-stunde wieder einen bis zwei Gänge zulegte. Silvia Walter wusste zudem auch, dass über den ganzen Tag verteilt, immer wieder diese Phasen der absoluten und tiefen Stille hier einkehrten; diese Inseln
der Ruhe waren ja auch wichtig für die Patienten, welche hier in der Nervenklinik geheilt werden sollten. Aus diesem Grund wirkte der Schrei; welcher mit seiner hohen Stimmlage nur von einer Frau stammen konnte, natürlich umso erschreckender. In ihren Ohren tönte dieser, etwa zwei Sekunden dauernde Schrei, geradezu herzzerreißend.
Darum zog Tiffs Mutter nun doch die Decke von sich runter und bewegte sich zuerst ein wenig auf ihrem Krankenbett und streckte sich, um den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen. Dann schwang Tiffs Mutter ihre Beine über
den Bettrand, um aufzustehen. Sie wollte wissen, was da vor sich ging.
Wer das gewesen sein konnte, wusste Silvia nicht, doch das sie nachsehen musste, war ihr überaus bewusst.
Es handelte sich dabei aber weder um den Trieb der Neugier, welcher uns alle antreibt, noch wollte sie einfach gaffen gehen. Da war etwas, dass zu diesem Zeitpunkt seine Hände einfach zu tief in ihr Herz gesteckt hatte, als dass sie so wiederum das Warum dazu genauer hätte erörtern können.
Silvia Walter hatte den Gang erreicht und
nachdem sie die Türe zu ihrem Einzelzimmer wieder sachte geschlossen hatte, fiel ihr auf, dass die Stille wieder ganz genauso da war, wie sie es, um diese Zeit des Klinikalltags, immer war. Als wäre gar nichts geschehen. Hatte sie sich das alles etwa nur eingebildet? War der Schrei vielleicht so etwas wie eine akustische Halluzination gewesen? Denn die gab es ja tatsächlich; wie sie es vor circa einem Jahr zuvor in einem Buch eines Psychiaters gelesen hatte. Silvia Walter hatte in den letzten Jahren viel Zeit gehabt, um Bücher zu lesen. Viele Bücher. Und so eben auch das Buch mit dem Titel: „Überreizte Sinne
unter der Lupe betrachtet“. Die nun herrschende Stille deutete vollkommen darauf hin.
Nirgends war das Piepsen eines Patientenalarms zu vernehmen, niemand vom Klinikpersonal rannte mit zügigen Schritten aufgeregt umher und auch der Schrei schien sich nicht zu wiederholen.
Aber sie hatte den Schrei gehört. Davon war Silvia Walter absolut überzeugt.
Doch noch bevor sie näher darüber ins Zweifeln geraten konnte, wurde ihr überforderter Geist auf eine zugegeben
morbide Weise beruhigt; Silvia hörte den Schrei nämlich ein zweites Mal. Und noch immer schien die Nervenheilanstalt, in welcher Tiffs Mutter nun schon ein paar Jahre Patientin war, weiterhin vor sich hin zu dösen. Wie ist denn so etwas überhaupt möglich? fragte sie sich in Gedanken, wobei aber die Antwort ausblieb. Stattdessen machte sie sich nun auf den Weg in die Richtung, von welcher sie glaubte, den zweiten Schrei gehört zu haben. Es war im Prinzip ganz einfach; die nächste Tür, welche sich hier auf dem Gang befand, war etwa noch fünf, sechs Schritte von Silvias jetzigem Standort
entfernt und der Schrei schien genau aus dem dahinter liegenden Zimmer gekommen zu sein.
Silvia ging die paar Schritte zu dieser Tür, sie wusste, dass sich dahinter ein weiteres Patientenzimmer befand und als sie dann ihre Hand auf die Klinke legte, spürte sie einen eigen-artigen und gleichsam wunderbaren kühlen Hauch über ihren gesamten Körper krabbeln. Sie konnte diesen Hauch überall spüren; an ihren Fussknöcheln, an ihrem Hals und sogar im Dreieck zwischen ihren Beinen, woraufhin Silvia, ohne es zu merken, ein bisschen feucht wurde, dort
unten.
Fast unmerklich schüttelte Silvia sich und öffnete dann die Tür, ohne recht zu wissen, was sie da; zu so träumerischer Stunde, eigentlich überhaupt tat. Sie spürte nur den Drang in sich, weiter zu gehen und ergab sich ihm bereitwillig. War doch ihr Leben; ihr Klinikalltag, alles andere, als interessant und unterhaltsam.
Während Silvia die Tür zu dem Patientenzimmer vorsichtig und möglichst leise öffnete, machte sie sich auf allerhand gefasst; ein Pfleger, der plötzlich hinter ihr stand, um sie zu
fragen, was sie denn da tut, zum Beispiel. Oder jemand aus dem Ärzteteam, der sich schon im Zimmer befand und ebenfalls wissen wollte, was sie denn da zu suchen habe. Da waren noch andere Befürchtungen. Oder Ängste, um das Kind beim Namen zu nennen. Doch die schob Silvia tapfer zur Seite und dann stand sie mit klopfendem Herzen auf der Schwelle des Zimmers, aus welchem sie gerade erst den zweiten Schrei vernommen hatte. Na gut; sie glaubte es; aber im Grunde genommen war sie sich ziemlich sicher.
In diesem Moment wurde Silvia jäh überrascht, als sich jemand aus dem
Zimmer; in welches sie noch gar nicht einmal einen Blick hatte hineinwerfen können, an ihr vorbeistahl. Das Ganze ging überaus schnell; dauerte höchstens ein, zwei Sekunden.
Doch war die Zeit für die andere Person ausreichend; nachdem Silvia vor lauter Schreck heftig zusammengezuckt ist, sich ohne weiteres einfach aus dem Staub machen zu können.
Tiffs Mutter wusste nun nicht mehr, ob sie denn jetzt überhaupt noch Lust darauf hatte, in das Zimmer zu gehen, um nachzusehen, was denn gerade eben
wirklich geschehen ist. So stand Silvia Walter also unschlüssig und mit hohem Puls; fast keuchend, vor dem nun offenen Zimmer, ohne sich recht zu getrauen, überhaupt hinein zu schauen. Silvia wusste lediglich, dass sich in diesem Zimmer (nun) eine Leiche befand. Dankbar nahm sie deshalb die frische und kühle Brise, welche plötzlich wieder; wie aus dem Nichts um sie herumwirbelte, an.
Mark Peterson ging gemächlichen Schrittes; genauso wie man es ihm in der internen Ausbildung beigebracht hatte,
langsam aber sicher zum Ausgang der Nervenheilklinik und lächelte dabei verschmitzt; er wusste wen er da beinahe eben angerempelt hatte. Etwas später öffnete er dann die Haupteingangstür der Grundauer Heilklinik, an der Lerchenstrasse 14 und trat dann in den Tag hinaus, indem er tief die frische Luft einatmete. Ein weiterer Auftrag war mit Bravour erledigt worden und nun freute Mark sich lediglich auf eine heiße und belebende Dusche.
Der Vormittag ging schnell vorüber und ebenso schnell ist dann auch der Nachmittag vorüber gegangen, dachte Tiff irgendwann mal am Abend, nachdem Sie den Besuch bei Ihrer Mutter getätigt hatte und wieder in Ihren eigenen vier Wänden war. Und doch schien alles wiederum auch sehr lange gedauert zu haben.
Wie widersprüchlich doch das Leben dann und wann immer wieder ist.
Nachdem Sie heute Vormittag das
Telefonat mit Ihrer Mutter beendet hatte, überlegte Tiff noch etwas einkaufen zu gehen; Sie hatte sich auch schon parat gemacht, als Ihr in den Sinn kam, dass Sie ja eigentlich noch Toast und zudem auch noch Resten übrig hatte, die Sie sich lediglich wärmen konnte, und dass Sie sich Ihr Mittagessen eigentlich liefern lassen konnte. Tiff wusste heute sehr genau wie Zerstreutheit geschrieben wird. So zog Sie also daraufhin Ihre Schuhe und den leichten Mantel, den Sie angezogen hatte, wieder aus und lachte dabei göttlich über sich selbst.
Und als Sie dann auch noch in Ihre bequeme Stoffhose geschlüpft war,
welche Sie meistens bei sich zu Hause trug, fühlte Tiff sich etwas besser in Ihrem Bauch.
Der wahre Grund nämlich, wieso Sie nicht raus gegangen ist, um ein paar; wie sich gerade eben herausgestellt hatte, doch nicht so wichtige Einkäufe zu tätigen, war Ihr Bauch. In dem Moment, als Tiff vorhin die Hand auf den Griff Ihrer Wohnungstüre gelegt hatte, um diese zu öffnen, fühlte Sie sich aufs Mal alles andere als gut. Übelkeit hatte Sie zwar keine verspürt, doch trotzdem war dieses flaue Gefühl in Ihrem Magen zu eindrücklich, als das Tiff darauf nicht darauf eingegangen wäre.
Jetzt hatte Sie sich nach und nach wieder vollständig im Griff und nachdem Sie bewusst ein paar Mal tief ein und ausgeatmet hatte, war Sie bereit die Nummer des Pizza Lieferdienstes zu wählen und Ihre Bestellung durchzugeben. Was dann; als Sie daraufhin den Hörer wieder auf die Station gelegt hatte, auch prompt mit einem äusserst angenehmen Wohligkeitsgefühl von Ihrem Magen entsprechend quittiert wurde.
Die Pizza war; mit einem Wort, einfach lecker. Wie immer, und die Pizza Hawaii, welche Sie sich heute wieder einmal hat
liefern lassen, bestätigte Tiff wieder einmal in der Wahl Ihres Lieferdienstes. Hier in Reichsbach gab es an die vier; wenn nicht sogar fünf Hauslieferdienste, doch nur bei ProntoPizza bekam Sie Ihre Lieblingspizza genauso, wie Sie es liebte; mit mehr als genug Ananasstückchen darauf, den Käse goldig braun gebacken und vor allem: Mit richtig viel Schinken.
Der frisch zubereitete dampfende Kaffee und das Rauchstäbchen, welches Sie nach dem Essen dann dazu genoss, schmeckten Ihr genauso vorzüglich und schon bald war Tiff dann bereit und auch zeitlich sehr gut dran, für den Besuch bei Ihrer Mutter.
Auf geht’s sagte Sie sich deshalb in Gedanken und schon bald hatte Tiff dann die Wohnungstür abgeschlossen und das Haus, in welchem Sie sich so wohl fühlte, verlassen und sass etwas später dann, im Bus, Richtung Lerchenstrasse 14.
Sie hatte sich heute für ein schlichtes schwarzes Sweatshirt entschieden und als Tiff zuvor ein paar dunkle Hosen, (Schwarze Hosen, um genau zu sein) in den Händen gehalten hatte, als Sie vor Ihrem Wäscheschrank stand, da hatte Sie gleich gewusst, dass Sie heute genau dieses Paar Hosen anziehen würde. Leonardo hatte es Ihr ja im Prinzip mehr
als deutlich gezeigt, wie gut doch schwarze Kleidung eigentlich aussah; schlicht und simpel und trotzdem voller Ausdruck. Partnerlook dachte Tiff deshalb leicht belustigt, als Sie auf Ihrem Sitzplatz darauf wartete, dass der Bus Sie an Ihr Ziel brachte, wobei ein sanftes Lächeln über Ihr hübsches Gesicht huschte. Ihre lange Mähne hatte Sie sich mithilfe eines Haargummis zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und in diesem Augenblick bemerkte Tiff, dass Ihre Stirnfransen bereits wieder ziemlich stark nachgewachsen waren und blies diese dann lächelnd aus Ihrem Gesichtsfeld, bevor Sie dann den
Halteknopf an einer der Haltestangen im Bus drückte und aufstand. Es ist wieder mal an der Zeit für einen Besuch beim Coiffeur dachte Sie deshalb, als Sie darauf wartete, dass der Bus anhielt und die Türen sich öffneten. Jetzt war es aber erst mal Zeit für den Besuch bei Ihrer Mutter. Dieser hatte ohne Frage oberste Priorität. So stieg Unsere selbstbewusste Tiffany Walter also dann die Stufen, die zur Haupteingangstür der Grundauer Heilklinik führten, hinauf und stand kurz darauf am Empfangsschalter, um Ihren Besuch anzumelden; das war hier so Vorschrift. Und Rebellin hin oder her;
bestimmte Regeln galt es einfach zu befolgen; davon war Tiffany überzeugt. - Hatte auch Sie doch inzwischen schon viel Lehrgeld bezahlt.
Mit der nun herrschenden Nachmittagsruhe war mit ebendieser Zeit auch wieder dieselbe Ruhe in die Klinik eingekehrt, welche Wir schon heute Morgen wahrgenommen haben und welche lediglich durch die beiden Schreie jäh unterbrochen worden ist. Tiff war ja nicht das erste Mal da, um Ihre Mutter besuchen zu kommen und so genoss Sie diese tiefe Stille immer wieder aufs Neue, wenn Sie hier auftauchte.
Sie wusste zudem auch, dass die Grundauer Heilklinik auf eine hundertjährige erfolgreiche Geschichte verwies. Sie war es ja auch gewesen, welche zusammen mit Doktor Fischmann (Möge er in Frieden ruhen) eben diese Klinik für Ihre Mutter bestimmt hatte, da Silvia Walter während dieser gar schlimmen Zeit oftmals gar nicht mehr zurechnungsfähig gewesen war. Tiff sträubte sich vor diesen Gedanken und war dann mehr als froh, als Sie die Zimmertür Ihrer Mutter erreicht hatte, nachdem Sie mit dem Lift in den vierten Stock rauf gefahren ist. Dieser Teil Ihrer
Vergangenheit wartete noch tief in Ihr drin; schlummernd, darauf, dass Tiff sich ihm stellte.
Umso größer war natürlich auch Ihre Freude, als Sie Ihre Mutter; welche ein Nachmittags-schläfchen hielt, im Bett sah. Nachdem Tiff die Tür wieder sachte geschlossen hatte, wollte Sie sich einen Stuhl nehmen und sich zu Ihrer Mutter ans Bett setzen, als Sie den Zettel mit der Nachricht an Sie, auf dem Nachttischchen Ihrer Mutter entdeckte. Sie
las:
Liebe Tiffany
Da ich ein Beruhigungsmittel eingenommen habe, werde ich wohl, wenn Du hier ankommen wirst, noch schlafen. Du kannst mich ruhig wecken!
Ich freue mich auf Dich!
Mutter
Ein „Beruhigungsmittel“ ist ja ein weiter Begriff, wie Tiff jetzt überlegte. Sie bedachte Ihre Mutter mit einem studierenden Blick und fragte sich, wie tief sie wohl schlafen mag.
Hatte man Ihrer Mutter starke Schlafpillen gegeben, oder sind ihr lediglich ein paar Tranquilizer verabreicht worden? Nun, es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden und so trat Tiff, nachdem Sie die Nachricht Ihrer Mutter wieder zurück auf das Tischchen gelegt hatte, dann an das Bett, in dem Sylvia Walter friedlich am Schlafen war und stellte dabei fest, dass sich ihre Mutter die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen hatte.
Tiff hörte lediglich den ruhig gehenden Atem Ihrer Mutter. Ansonsten war es
hier drin mucksmäuschenstill und auch auf dem Gang vor dem Krankenzimmer schien es ausgesprochen ruhig zu sein. Bis auf die leisen Verkehrsgeräusche, die ab und zu durch die sehr gut isolierten Fenster des Zimmers drangen, war es so still, wie es sonst nur in den Bergen; fernab vom Trubel der Stadt, war, wie Tiff wieder einmal beruhigt feststellte.
Als Sie sich damals, zusammen mit Doktor Fischmann um die Wahl des bestmöglichen Aufenthaltsortes für Ihre Mutter gekümmert hatte, standen Tiff ein paar Möglichkeiten zur Auswahl, doch bei diesem Ort; der Grundauer Heilklinik hatte Sie von Anfang an ein
gutes Gefühl. Und da Tiff wiederum ein intuitiver Mensch war und zudem Ihr Bauchgefühl in den meisten Fällen richtig lag, war also diese Wahl goldrichtig gewesen. Das Beste war Tiff für Ihre Mutter nämlich nur gut genug. Erlebt hatte Silvia Walter nämlich schon genug und davon war das meiste schlichtweg böse. Zudem war da noch ein anderer Grund vorhanden, weshalb Tiff gerade die Grundauer Heilklinik gewählt hatte: Sie wusste, aus Ihren Ferien, von damals, mit der ganzen Familie, dass Ihre Mutter die Ruhe der Berge genauso zu schätzen wusste, wie auch Sie. Und wenn dieser Ort etwas ausstrahlte, dann war es eben
ganz eindeutig Ruhe. Das war ein Fakt, der in Bezug auf den Genesungsprozess Ihrer Mutter von allerhöchster Bedeutung war; auch das wusste Tiff genau.
Gerade als Tiff dann Atem schöpfen wollte, um Ihre Mutter leise anzusprechen, öffnete diese blinzelnd die Augen. Sie schien ihre Tochter zuerst gar nicht wahrzunehmen, denn als sie sich die Augen am reiben war, gab Silvia Walter ein herzhaftes und lautes Gähnen von sich, dass ihre Tochter so zum ersten Mal in Ihren Leben zu hören bekam.
Gleich darauf war Ihre Mutter dann hellwach, denn sie hatte soeben mit großer Freude festgestellt, dass ihr Besuch ja bereits schon da war.
„Also das habe ich nun zum ersten Mal in meinem Leben gehört“ fing Tiff an und noch bevor Sie sagen konnte: Dein Gähnen ist ja fast so laut, wie Löwengebrüll! lagen sich Mutter und Tochter lachend in den Armen.
Silvia Walters Wangen färbten sich ob der Bemerkung ihrer Tochter tatsächlich ein wenig rot, doch das bekam Tiff so nicht mit, denn die beiden ließen sich für ihr Begrüßungsritual richtig Zeit und als
sich dann wieder voneinander lösten, hätte wohl auch ein Außenstehender mitbekommen, was für ein Szene sich hier gerade abspielte.
Diese traute Verbundenheit zwischen Mutter und Tochter hielt den ganzen Besuch über an und wenn Tiff in den darauffolgenden Tagen ein wenig mehr in sich gehorcht hätte, so wäre Sie zweifelsohne auf etwas gestoßen, was Ihr einerseits große Freude bereitet hätte und: Worauf Sie weiter auch ausgesprochen stolz auf sich gewesen wäre. Doch ich schweife ab. Kehren Wir nun also wiederum in die Grundauer Klinik zurück und hören und sehen Wir
Uns an, was sich die beiden zu berichten haben. Zu sagen ist dazu lediglich, dass alles seinen Grund hat und auch für Tiff wird die Zeit der Erleuchtung kommen; ob früher oder später, das werden Wir sehen.
Gerade als Tiff es sich auf dem Stuhl neben dem Bett Ihrer Mutter bequem machen wollte und dann von Ihrer Mutter aufgefordert wurde, sich auf den Bettrand zu setzen, wollte Tiff sie fragen, warum Sie denn eigentlich ein Beruhigungsmittel eingenommen hatte. Und genau in diesem Moment wollte Silvia Walter ansetzen, um ihrer Tochter
über das erlebte des Vormittags zu berichten.
So brachen Mutter und Tochter aber beide gleichzeitig mitten im angebrochenen Satz ab, schauten einander an und kurz darauf waren Tiffany und Silvia Walter schon wieder herzhaft am lachen. Nachdem sich Tiff als erste wieder etwas gesammelt hatte, startete Sie einen neuen Versuch:
„Warum, um alles in der Welt, hast du Tranquilizer eingenommen?“ fragte Tiff Ihre Mutter, während Sie immer noch Lachtränen in den Augen hatte. Sie wusste ja auch, dass diese Phase;
also die Zeit der Beruhigungs- und Schlafpillen, für Ihre Mutter hier in der Klinik eigentlich schon seit einer Weile vorbei war und empfand von daher natürlich erst einmal Verwirrung. Das Tiff in diesem Moment verwirrt war, konnte man Ihr durchaus ansehen.
Ihre Mutter die sich inzwischen mit einem Papiertaschentuch die Lachtränen aus den Augen gewischt hatte, guckte ihre Tochter daraufhin mit einem sehr ernsten Blick an. Ein Blick, den Tiff so lange schon nicht mehr gesehen hatte. Und so war Sie also einerseits froh, dass Sie Ihre Mutter wieder einmal so erlebte und andererseits wusste Tiff aber auch,
dass nun irgendein Hammer folgen würde; besser gesagt: folgen musste. Ihr Bauch schien dabei Bände zu sprechen.
Nachdem Ihre Mutter tief Atem geschöpft hatte, fing sie ihre Erzählung damit an, dass sie Tiffany fragte, ob Sie die tiefe Stille, hier, in der gesamten Klinik ebenso wahrnehmen konnte wie sie.
„Aber natürlich; Mama! Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich und Doktor Fischmann eben diese Klinik für dich ausgewählt hatten!“ gab Tiff mit einem unüberhörbaren Stolz in Ihrer Stimme zu verstehen, nachdem Sie sich von der
scheinbar absoluten Stille, welche hier herrschte, überzeugt hatte.
„Nun, das ist ja eigentlich auch die Regel“ fuhr ihre Mutter fort, nachdem sie sich das Kopfkissen hinter den Rücken geschoben hatte und nun fast aufrecht im Bett sass. Tiff fand; abgesehen von der Schläfrigkeit, die noch immer deutlich in ihrem Gesicht stand, das Ihre Mutter irgendwo einen ziemlich erschrockenen Eindruck auf Sie machte und lauschte deshalb gespannt ihren Worten.
„Aber heute Vormittag, gleich nachdem
wir beide das Telefonat beendet hatten, ist etwas schreckliches passiert!“ Silvia Walter senkte den Blick und holte nochmals tief Luft um Kraft für das, was sie nun ihr er Tochter erzählen wollte, zu sammeln, während Tiff ihr wie gebannt in die Augen sah.
„Also, gleich nachdem wir fertig waren, hörte ich einen jämmerlichen Schrei.“ Sie machte eine Pause und dann sagte Tiffs Mutter ergänzend:
„Es handelte sich dabei um eine Frau, wie mir schien!“ Tiff standen in diesem Moment tausend
Fragen auf den Lippen, doch Sie wusste, dass es besser sein würde, wenn Sie Ihre Mutter einfach weitersprechen ließ. Deshalb nickte Sie lediglich einmal und gut verständlich, um so Ihrer Mutter anzuzeigen, dass Sie weiterfahren möchte.
„Zuerst war ich ja zu schockiert, als dass ich etwas hätte unternehmen können oder wollen. Zudem sagte ich mir: Das ist ja schliesslich eine Klinik!“
Noch einmal holte Silvia Walter tief Luft, um dann Ihrer Tochter alles bis ins kleinste Detail zu schildern. Egal, wie schockierend sich das anhören würde; sie musste in diesem Augenblick einfach reden. Das spürte Tiffs Mutter nun ganz genau.
„Aber nachdem anschliessend dann wiederum die genau gleiche Ruhe geherrscht hatte, wie eben noch vor dem Schrei, bin ich natürlich stutzig geworden.
Und zudem konnte ich auch nirgends das schrillen eines Alarms hören; wie zum Beispiel das piepsende Warnsignal eines Herzüberwachungsgerätes.“
Tiff wusste was jetzt kommen würde; wusste es ziemlich genau. Trotzdem konnte Sie nicht mehr länger hinter sich halten und platzte deshalb mit Ihrer Frage heraus:
„Du bist also aufgestanden, um nachzusehen, was geschehen ist?“ fragte Sie deshalb mit einer atemlosen Stimme.
An dieser Stelle war es an Ihrer Mutter, zu nicken bevor sie dann weiterfuhr, während ihr Blick scheinbar in weiter Ferne lag:
„Ja. Ich hielt es einfach nicht mehr aus! Ich wollte wissen, was da los war. Und nachdem ich dann im Gang draussen gestanden bin und ich mich schon angefangen hatte, zu fragen, ob dies denn nun auch wirklich geschehen ist, hörte ich den Schrei zum zweiten Mal.“
Silvia Walter sah ihrer Tochter tief in die Augen und fuhr dann fort:
„Du kannst dir nicht vorstellen, was in diesem Moment in mir vorgegangen ist.“ Sie holte abermals tief Luft und während ihr Blick dann wiederum in die Weite schweifte, fand Silvia die richtigen Worte:
„Zuerst hatte ich diesen Schrei wirklich für eine Sinnestäuschung gehalten; ein Teil von mir wollte es sogar so. Aber dann habe ich ihn ein zweites Mal gehört und konnte mir also sicher sein, dass das die absolute Realität ist.“ Die Stimme Ihrer Mutter war, als sie diese Sätze
gesprochen hatte, ein wenig tiefer geworden und pendelte sich dann erneut im alten und Tiffs wohlbekannten Stimmmuster wieder ein:
„Dann bin ich also vor das Zimmer getreten, von dem ich eben glaubte, die Schreie vernommen zu haben und nachdem ich die Zimmertür geöffnet habe und eintreten wollte, ist mir etwas komisches passiert.“
An dieser Stelle wurde Tiffs Mutter von einem heftigen Hustenanfall durchgeschüttelt und musste sich danach erst mal wieder sammeln, bevor sie ihre Geschichte vor ihrer ziemlich
sprachlosen Tochter weiter erzählen konnte.
Tiff hatte in diesem Moment alles um sich herum vergessen und wollte nur hören, was es zu hören gab. Sie wusste, dass es sich hierbei um ein weiteres Puzzlestück handeln würde und so wartete Sie also, nachdem Sie ihrer Mutter das Trinkglas vom Nachttischchen gegeben hatte, um so den starken Husten beruhigen zu können, geduldig darauf, dass sie fortfuhr.
Selbstverständlich wurde Tiff nicht enttäuscht.
Mit dem Wasserglas noch immer in der Hand, nahm Ihre Mutter, nachdem sie sich ein paarmal geräuspert hatte, denn Faden dann wiederum auf und so erfuhr Tiff dann von der Begegnung Ihrer Mutter mit Mark Peterson. Sie wusste gleich nach den ersten paar Augenblicken, dass es sich dabei nur um ihn handeln konnte und musste daher Ihre Überraschung; welche nicht gerade gelinde war, vor Ihrer Mutter verbergen. Zumindest vorerst mal.
Was dann kam, überraschte Tiff dann noch mehr. Nicht, dass Sie gewusst hätte, was jetzt noch alles kommen
würde; Sie konnte es sich aber so ziemlich ausmalen. Und trotzdem war Sie an dieser Stelle verblüfft. Und zwar war lag der Grund darin, zu sehen, wie gut Sie sich mittlerweile schon in Ihre Rolle als Auserwählte gefügt hatte. Außerdem hatte Sie durch die Bezugnahme ihrer Mutter einen sehr guten Vergleichspunkt, der sozusagen in der Familie lag, um trotzdem sehr gut mitzubekommen, welche Auswirkungen das Werk des Gevatters auf „normale Menschen“ hatte. Ihr graute zwar (zumindest jetzt noch) vor diesem Ausdruck, doch Sie selbst konnte sich ja kaum noch als normalen Menschen bezeichnen;
oder?
„Ich bin also dann, nachdem ich den ersten Schrecken abgeschüttelt hatte, in das Zimmer gegangen.“ fuhr ihre Mutter mit einer eigentümlich ruhigen Stimme fort. Sie holte erneut tief Luft und Tiff hatte sich wirklich sehr zu beherrschen, um nicht einfach drauf los zu reden und Ihrer Mutter zu sagen, was denn da wirklich geschehen war. So atmete also auch Sie tief durch und entspannte sich, so gut es eben ging.
„Ja; und dann sah ich die Leiche.“ Silvia Walter hielt kurz inne um sich zu
sammeln und sagte dann:
„Es ist ja nicht so, dass ich noch nie eine gesehen hätte. Aber dieses Mal war es halt anders. Schon nur die Umstände, dass es sich hierbei weder um eine Aufbahrungshalle noch um einen Friedhof, sondern um ein Klinikzimmer handelte, verstärkte natürlich die Wirkung des Schocks.“
Die Augen von Tiffs Mutter fixierten nun wieder die ihrer Tochter (- und das recht intensiv wie Tiff mit einem kleinen Schaudern feststellen musste) bevor sie weiter sprach. Tiff war nun fast außer
Atem, als Ihre Mutter sagte:
„Die Leiche hatte einen fürchterlichen Gesichtsausdruck, der sich durch die einsetzende Leichenstarre bereits im Gesicht dieser armen Frau festgesetzt hatte. Das war das erste, was ich sah, meine über alles geliebte Tochter und dann,…“ Aber an dieser Stelle brach Tiffs Mutter ab und kurz danach lagen sich Silvia und Tiffany Walter wieder in den Armen. Doch dieses Mal weinte und schluchzte Tiffs Mutter so heftig, dass ihr gesamter Körper immer wieder durchgeschüttelt wurde, während Tiff sie fest an sich drückte.
Silvia Walter wollte ihrer Tochter auch von der eigentümlichen und doch auch angenehmen Kühle erzählen, die sie wahrgenommen hatte, doch dafür fehlte ihr zu diesem Zeitpunkt einfach die Kraft.
Außerdem war da noch etwas anderes: Silvia Walter hatte schlicht und ergreifend einfach Angst um Ihre Tochter. Angst davor, dass nun wieder genau das gleiche geschehen könnte, wie damals mit Robbie; Tiffs damaligem Freund, welcher einen ach so schrecklichen Tod gefunden hatte.
Silvia hatte damals direkt von Robbies Mutter erfahren, (welche übrigens kurz nach dem Ableben ihres Sohnes dann den Suizid für sich gewählt hat) dass Robbie richtiggehend von dem Lieferwagen, welcher ihn damals angefahren hatte, zerfetzt worden ist. Ein Detail das ihre Tochter nicht wusste; nicht zu wissen brauchte.
Worüber sich Mutter und Tochter dann noch unterhielten, war natürlich Leonardo; doch Tiff gab Ihrer Mutter nur spärliche Informationen über Ihre neue Bekanntschaft und liess sie noch
ein wenig zappeln, da Sie und Leonardo jetzt ja auch mal einfach Zeit für sich beide brauchten.
Doch Silvias Vertrauen in die Liebe war zu dieser Zeit höchst dürftig. Und tief in Ihrem Innern fragte sich sie sich, ob ihre Tochter das wohl wissen mag.
Wie Leonardo es Ihr; bevor er gegangen ist, gesagt hatte, lag wirklich alles, was Sie für den nächsten Auftrag brauchte, fein säuberlich sortiert auf dem Stubentisch.
Er war bereits in den frühen Morgenstunden aufgestanden und nach einer belebenden Morgendusche und einem kleinen Frühstück; inklusive fein duftendem Kaffee, welches Tiff ihm zubereitet hatte, ist er dann auf Samtpfoten losgezogen.
Er hatte in zwei Stunden eine Sitzung und wollte sich, gemäß dem Sprichwort: Vorbereitung ist die halbe Miete! eingehend mit den einzelnen Themen, welche zur Sprache kommen würden, befassen.
Tiff ging; nachdem Sie für Luna frisches Futter hingestellt hatte, dann noch einmal ins Bett und hatte so dann wiederum auch mehr als genug Zeit, um über das, was Sie in dieser Nacht von Leonardo erfahren hatte, einmal gründlich nachzudenken. Ihre Intuition hatte Sie also tatsächlich (wie fast
immer) richtig geleitet und so war dann auch das, was Sie von ihm zu hören bekam doch nicht so erschreckend gewesen. - Im Gegenteil!
Doch hört selbst:
„Als erstes, meine Liebe, muss ich dir offenbaren, dass ich kein Mensch bin.“ Das war der Satz, der jetzt im Morgengrauen noch immer durch Tiffs Kopf geisterte. So zog Sie sich die Bettdecke bis unter das Kinn und musste sich dabei eingestehen, dass Sie eben dieser eine Satz doch ein wenig schockiert hatte. Es folgte eine ziemlich detaillierte Erzählung, bei der Tiff ab und zu die
Nackenhaare zu Berge standen. Nun, alles davon zu berichten, würde wohl den Rahmen dieses Buches sprengen, doch will ich gerne versuchen, die wichtigsten Details von Leonardos Erzählung an Euch weiter zu geben.
Durch seine Offenbarung erfuhr Tiff also dann auch, dass Leonardo ein Wesen ist, dass sich aus der Geisterwelt; in welcher er vorher existiert hatte, eben hier, in dieser Welt, körperlich manifestiert hatte. Man könnte dazu ruhig die Bezeichnung „Außerirdischer“ verwenden. Doch geschah das mitunter nicht ohne Grund.
Leonardo ist ein Wesen, das zuvor in den Winkeln gelebt hatte. Und der Grund, wieso er also die geistige Welt; sprich seine Heimat, verlassen hat und stattdessen dann eben in dieser Welt ein Leben als Mensch; rein äußerlich betrachtet, begonnen hatte, liegt in einem Ruf des Gevatters. Leonardo ist also im Prinzip hierher beordert worden. Wieso das aber so vonstatten ging ist, liess er noch offen. – Tiff wusste zu diesem Zeitpunkt nur, dass es etwas mit Ihr; mit Ihrer Rolle als Auserwählte zu tun hat.
Es hatte sich wirklich ganz so angefühlt, als ob noch etwas getan werden musste,
kam Tiff am Abend dieses Tages dann für sich zum Schluss, als Sie sich die vorherige Nacht nochmals ins Gedächtnis zurückrief und sich fragte, warum sie wohl beide; gleichzeitig, zu so verfrühter Stunde, wieder wach geworden sind. So sass Sie mit unterschlagenen Beinen auf Ihrem Bett und genoss die wunderbare Stille, welche sich nun nach und nach über ganz Reichsbach ausbreitete. Nun wusste Sie also alles, was es von Leonardo zu wissen gab und zudem konnte Tiff deutlich spüren, wie Ihre Rolle als Auserwählte nun immer mehr Form annahm. Denn das wie spielt ja an und für sich keine Rolle, dachte Sie
deshalb während des Rekapitulierens; das was ist es, worauf es einzig und allein ankommt!
Tiff holte tief Atem und legte sich dann mehr als zufrieden hin; es war ja schliesslich schon nach Mitternacht und Ihr nächster Auftrag wartete auf Sie. Zeit, zu schlafen, dachte Sie deshalb, als Sie gleich danach Ihre kleine Nachttischlampe ausknipste.
Am nächsten Morgen dann, war Tiff bereit, Ihren nächsten Auftrag zu erledigen. Sie hatte dafür zum Bahnhof von
Reichsbach zu gehen. Und obschon zwischen den Unterlagen, die Leonardo für Sie dagelassen hatte, auch Bargeld für etwaige Spesen dabei war, entschied sich Tiff den knappen Kilometer von Ihrem Heim aus, zu Fuß zu gehen. Für den Rückweg konnte Sie sich dann ja noch immer ein Taxi nehmen.
Von Leonardo hatte Sie gestern Abend noch eine SMS erhalten, in der er Ihr einerseits seine Freude darüber mitgeteilt hatte, dass sie sich gefunden hatten. (Was Tiff natürlich sehr glücklich gemacht hat) und weiter hatte er Ihr für Ihren Auftrag viel Kraft und Liebe gesendet (welche Tiff natürlich dankbar
angenommen hat; so etwas tut schliesslich immer wieder gut – und bei Leonardo war Tiff zudem absolut davon überzeugt, dass es auch so gemeint war.
Und das ist es ja, worum es wiederum wirklich geht; oder?). Und während Sie nun also auf dem Weg war, holte Sie sich noch einmal die Details zu Ihrem Auftrag ins Gedächtnis, als Sie ruhigen und bestimmten Schrittes durch die frühen Morgenstunden wanderte. Die Sonne stand dabei schon hoch am Zenit und schickte ihre goldenen Strahlen über das Land. Da es aber mittlerweile Herbst war, hatte sie an Intensität abgenommen und brannte nun nicht mehr so heiß vom Himmel
herunter. Tiff hätte sich kein besseres Wetter dafür vorstellen können.
Nachdem Tiff ungefähr vor zehn Minuten aufgebrochen war, hörte Sie die Kirchenglocke von Reichsbach acht Uhr schlagen. Das war gut; Sie war vollkommen in der Zeit. Tiff wusste, dass die Person, welche rübergeleitet werden musste, um acht Uhr zweiundvierzig mit dem Zug hier am Bahnhof von Reichsbach ankommen würde. So würde Sie sich also noch ein wenig verpflegen können. Ihr hübsches Gesicht zierte ein sanftes Lächeln, als Sie mit zielgerichtetem Schritt unterwegs war; der Gedanke an
ein frisches Brötchen war einfach zu verlockend. Und während Ihre schwarzen Haare, welche Sie zuvor zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte, sanft auf Ihrem Rücken von einer Seite auf die andere pendelte, erfüllte Tiff eine unsagbar grosse Vorfreude.
Gegen zwanzig nach Acht erreichte Sie den Bahnhof an und ging dann auch gleich in den kleinen Foodshop des Bahnhofs, welcher unter anderem, direkt durch einen Bäcker aus Reichsbach beliefert wurde, um sich dort ein kleines Brötchen und einen Kaffee zum
Mitnehmen zu holen. Als Tiff etwas später dann mit Ihrer Verpflegung auf einer der Wartebänke Platz nahm, lächelte Sie wieder. Sie befand sich auf dem richtigen Gleisabschnitt und in genau zwölf Minuten würde es soweit sein.
Auf dem Bahnsteig herrschte um diese Zeit kein so großes Gedränge; die Stoßzeit war vorbei und bevor die nächste kam, würde Tiff bereits wieder fort sein. Genau nach Plan.
Tiff begann langsam und genüsslich Ihr kleines Brötchen zu essen und nippte dazu an dem ziemlich heißen, aber fein
duftenden Kaffee aus dem Pappbecher, welchen Sie in der anderen Hand hielt. Ihre Zielperson war dieses Mal ein Mann, den Sie kannte. Nun, nicht persönlich, doch Tiff kannte ihn durch die Medien. Er war einerseits ein hohes Tier in einem Stahlwerk und weiter hatte er auch in der Politik einen hohen Sitz inne. Denn als Vizepräsident der Stahl und Metal AG und als Direktor des Amts für Auslandsangelegenheiten war es daher nur logisch, dass Tiff sein Gesicht ab und zu schon in den Reichsbacher Anzeigen abgebildet gesehen hatte.
Nun war also die Zeit des Gehens auch
für ihn gekommen. Kurt von Gantenburg. Ein lustiger Name, an und für sich, dachte Tiff, während Sie denn Kaffee in nun etwas grösseren Schlucken geniessen konnte, da dieser nun nicht mehr so heiß wie noch zu Anfang war. Ihre Ausbildung (welche kurz, aber intensiv gewesen ist) war Ihr natürlich allgegenwärtig. Dort ist Ihr unter anderem auch beigebracht worden, wie es sich anstellen lässt, eine emotionale Bindung zur Zielperson lediglich für den Auftrag zu nutzen. Damit hatte Tiff einerseits überhaupt keine Mühe. Sie wusste aber auch, dass Ihre Rolle als Auserwählte Ihr eine Handlungsfreiheit einräumte, die
selbst durch den Obersten nur erahnt werden konnte.
Acht Uhr achtunddreißig. Noch vier Minuten. Tiff stand auf, um den mittlerweile leeren Pappbecher und die Papierserviette, welche Sie mit dem kleinen Brötchen erhalten hatte, in den Mülleimer am anderen Ende der Sitzbank zu werfen.
Da es Ihr ja nicht darum ging, im Zug, welcher bald einfahren würde, Platz zu nehmen, setzte Tiff sich also wieder auf die Sitzbank. Den Himmel konnte Sie, als Sie Ihren Blick nach oben richtete, nicht
sehen, da der gesamte Bahnhof von Reichsbach komplett überdacht war. Man kam sich dabei schon fast so vor, als befände man sich in einem Metrobahnhof; tief unter dem Boden. Sie freute sich auf das normale Tageslicht, das da draussen auf Sie wartete, wenn Sie nach Erledigung Ihres Auftrags den Bahnhof wieder verlassen würde. Nicht dass die Beleuchtung hier drin zu wünschen übrig gelassen hätte; es war weder zu schummerig noch zu hell; die Lampen hier im Bahnhof von Reichsbach brannten alle stets genau mit der gleichen Intensität, was den gesamten Innenraum in eine angenehme Helligkeit
tauchte.
Acht Uhr zweiundvierzig, stellte Tiff mit einem Blick auf die Bahnhofsuhr, welche sich über Ihr befand, mit einem überraschten Blick fest. Da folgte auch schon prompt die Durchsage: „Der Zug Richtung Bohrstenau, auf Bahnsteig zwölf, fahrplanmäßige Ankunft: Acht Uhr zweiundvierzig, hat etwa vier Minuten Verspätung. Wir bitten um Verständnis.“
Tiff nutzte die Ihr gegebene Zeit, um sich noch einmal die Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen.
Ein tödlicher Herzschlag, welcher gleich unmittelbar nach dem verlassen des Zuges bei der Zielperson einzutreten hatte. Nach Erledigung des Auftrags unverzügliches Verlassen des Schauplatzes. Sie war bereit.
Tiff konnte die Bremsen des Zugs hören und wusste, dass die Zeit jetzt gekommen war. Sie holte Ihr Smartphone aus Ihrer Jackentasche hervor, öffnete die Bilderdatei, betrachtete für einen Moment die Farbfotografie von Kurt von Gantenburg und machte sich bereit.
Der Zug traf um acht Uhr
vierundvierzig ein und nachdem sich die Türen geöffnet hatten, blickte Tiff wieder auf Ihr Smartphone; das Bild hatte Sie vorhin zu Hause selbst von einer Fotografie, welche sich in den Auftragsunterlagen befand, gemacht. - So wollte es wiederum die Ausbildung. Sie brauchte die Zielperson nicht direkt anzuschauen; der Bezug wurde durch das Bild hergestellt. Die Verbindung, welche zur Ausübung des Auftrags von höchster Wichtigkeit war, wurde lediglich durch ein Abbild der Zielperson erreicht und so guckte Tiff, als die Reisenden die Wagen des nun stillstehenden Zuges verließen, also lediglich auf den Bildschirm Ihres Smartphones.
Dann hörte Sie die Schreie aus der Menge. Inmitten dieses Tumults nahm Tiff noch etwas anderes wahr: Das Bremsen eines weiteren, ankommenden Zuges.
Danach ging alles ziemlich schnell. Sie konnte sehen, wie Ihre Zielperson torkelnd von der einen Seite, des Bahnsteigs; an dem sich der Zug befand, mit welchem er soeben angekommen war, sich nun auf dem Weg zur gegenüberliegenden Gleisseite befand. Seine rechte Hand hatte sich dabei fest in seiner Brust verkrallt; es schien fast,
als wolle er sich da was rausreissen; das typische Bild eines Mannes mit einem Herzanfall.
Der andere Zug war schon fast da. Hatte schon fast völlig abgebremst. Und genau in diesem Moment betätigte der Zugführer die Signalpfeife, welche mit einem lauten unangenehmen Pfeifen die gesamte, friedliche Stille des Morgens zu durchbohren schien. Aber für Kurt von Gantenbein war es nun doch ein wenig zu spät. Er fiel, noch immer torkelnd, direkt auf das Gleis des gegenüberliegenden Bahnsteigs und das vordere linke Rad des Führerwagens zerteilte ihn gleich
darauf fein säuberlich in zwei Hälften. Während die Reisenden, die sich zu nahe auf dieser Gleisseite befanden mit Blut besprenkelt wurden, dass wild herumspritzte, fiel in der Nähe von Tiff eine Frau in Ohnmacht. Zu gut war das Geräusch zu hören, mit dem die Zielperson im wahrsten Sinne des Wortes geteilt wurde.
Tiff löschte die Fotografie Ihrer Zielperson; genauso wie Sie es in der Ausbildung gelernt hatte, und machte sich dann auf den Weg hinaus. Dabei behielt Sie einen verwirrten Gesichtsausdruck bei, welcher mit Panik
und Schock in Ihrem Blick angereichert war. Auch das ist Ihr in der Ausbildung so beigebracht worden. Ein Beobachter hätte Tiffany lediglich für eine schockierte Reisende gehalten, der das, was Sie da soeben gesehen hatte, eindeutig zu viel gewesen war. In Ihrem Innern aber tobte und jubelte Tiff in einem fort.
Tiff wusste es. Ihr war bewusst, dass Ihre Mutter; nachdem einerseits ihr Sohn und Tiffs Bruder; Michael, bei einem Stromschlag ums Leben gekommen war, und kurz da-rauf Tiffs Vater und Silvias Ehemann bei einem schweren Treppensturz, mit fol-gendem Genickbruch ebenfalls das Leben hatte lassen müssen, nun sehr große Mühe damit hatte, Vertrauen in das Leben und somit auch zur Liebe zu schöpfen. Oder, mit anderen Worten: in Leonardo.
Obschon dies ja bestimmt auf keine Weise persönlich gemeint war; ich ver-weise an dieser Stelle einfach auf die Macht der Sprichworte. Dann waren da ja noch der Tod von Bea; Tiffs damaliger bester Freundin und: Um dem Ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, auch das Ableben von Tiffs damaligen Freund, Robbie.
Das konnte Tiff nun ein paar Stunden, nach dem Besuch bei Ihrer Mutter, in der Klinik Grundau, noch immer in Ihrem Bauch spüren.
„Gebranntes Kind scheut das Feuer!“ sagte Sie deshalb zu Luna, als Sie gerade dabei war, Nassfutter in den Futternapf der süßesten Katze der Welt zu geben. Luna quittierte Tiffs Intuition mit einem langgezogenem „Miiiiu!“ und in diesem Moment war Tiff mehr als zufrieden mit sich und der Welt.
Als Tiff es sich, kurze Zeit später dann, in Ihrer Wohnstube auf dem Sofa be-quem gemacht hatte, fiel Ihr auf, dass Sie ja soeben an Robbie gedacht hatte. Doch hatte sich dabei die Trauer, über den Verlust Ihres damaligen Freundes,
nun angenehmerweise ziemlich in Gren-zen gehalten. Sie dachte darüber nach und empfand eine tiefe Ruhe und vor Allem eines: Dankbarkeit.
Denn diese Zeit war nun für Tiff ein-deutig vorbei und deshalb spürte Sie auch nichts falsches, wenn Sie nun wiederum in Liebe an Leonardo dachte. (Was in der letzten Zeit übrigens ziem-lich oft geschehen ist.) Sie war froh darüber, dass Sie es endlich geschafft hatte, loslassen zu können.
Die eine oder der andere von Euch mag sich jetzt bestimmt fragen, ob das denn normal ist, wenn ein Mensch eine so lange Zeit trauert. Nun, glauben Sie mir,
wenn ich Ihnen sage, dass halt ein jeder Mensch seine eigene Art und Weise hat, wie er mit der Trauer umgeht und vor Allem: Wie er sie lebt.
Und so hat also dieser Prozess seinen natürlichen Verlauf auch in Tiffs Leben genommen, wobei Wir Uns mit Ihr da-rüber freuen können, dass es (endlich wieder) weiter geht.
Die, die aber wiederum seit Anfang schon dabei sind, wissen zudem auch, was für eine Tortur Tiff immer wieder dann hatte durchleben müssen, wenn Sie von dieser tiefen und starken Trauer um Ihren damaligen Freund, Robbie, erfüllt worden ist.
Bei Ihrem Vater und Ihrem Bruder hatte es Tiff schon vor einiger Zeit geschafft, loszulassen. Doch auch an sie beide dachte Sie heute noch dann und wann voller Liebe und erfreute sich der vielen wunderbaren Erinnerungen, welche Sie tief in Ihrem Herzen stets bei sich trug. Die Therapie, die Sie, kurz nachdem sich diese grausame Serie von Toden in Ihrem Umfeld ereignet hatten, in Anspruch ge-nommen hatte, zeigte bald Wirkung und so konnte Tiff zumindest mit der Trauer um Ihren Vater und um Ihren Bruder recht früh abschließen. Doch bei Robbie verhielt sich das eben ein bisschen an-ders. Ein bisschen
intensiver.
Es ist daher gut nachvollziehbar, dass Tiffs Freude darüber; dass Sie es nun endlich geschafft hatte loszulassen, nun erheblich war und so machte Sie sich also mit einem kindlich freudigen Aus-druck in den Augen daran, sich ein Rauchstäbchen zuzubereiten.
Ein wenig später dann, als Tiff genüss-lich an Ihrem Rauchstäbchen zog; Sie hatte noch einen Rest des „grünen“ Ge-schenks vom Obersten an Sie übrig ge-habt, welchen Sie nun rauchte, kam Tiff wiederum zu einer neuen Erkenntnis.
Ihre Mutter hatte zwar wohl einerseits große Freude darüber gezeigt, dass ihre Tochter sich seit langem mal wieder verliebt hat, doch hat Tiff gleichzeitig auch etwas anderes bei ihr wahrgenom-men.
Etwas, dass sich mit einem Wort be-schreiben lässt: Angst.
Das wurde Ihr nun, nachdem Sie Ihren Geist auf eine angenehm anregende Weise beruhigt hatte, ganz und gar be-wusst. Tiff stand ruhig vom Sofa auf, griff sich das Telefon und wählte dann die Zimmernummer Ihrer Mutter in der Grundauer Heilklinik. Sie hatte ihr noch was zu sagen.
Auch nach mehrmaligem Klingeln ging Ihre Mutter nicht ran. Tiff überlegte sich dazu nicht all zu viel; Sie wusste, dass Ihre Mutter einerseits auf der Toilette sein oder aber in einer Therapiesitzung sein könnte.
Obschon ... Wie viel Uhr ist es nun, überhaupt? fing Sie an, sich zu fragen und nach einem Blick auf die Küchenuhr stellte Tiff fest, dass es mittlerweile doch schon nach neunzehn Uhr war und überlegte dann, dass Ihre Mutter um diese Zeit bestimmt keine Therapiesit-zungen mehr haben würde.
Also ist sie wohl … Doch bevor Tiffany den Gedanken zu Ende denken konnte, meldete sich eine Frauenstimme am an-deren Ende der Leitung, die ganz und gar nicht nach Ihrer Mutter klang. Sie wusste, dass Anrufe in die Patienten-zimmer, die nach einer bestimmten Dauer nicht entgegengenommen wurden, an-schließend an die Zentrale weitergeleitet wurden.
Es meldete sich schließlich eine leicht schnippische Stimme am anderen Ende der Leitung; Tiff hatte die etwas ältere Telefonistin wohl gerade bei etwas gestört.
„Grundauer Heilklinik, guten Abend. Mein Name ist Silvia Zaug; wie kann ich ihnen weiterhelfen?“
Sowas; genau wie meine Mutter, konnte Tiff gerade noch denken, bevor Sie sich vorstellte und Ihr Anliegen vorbrachte. Nicht, dass der Vorname Ihrer Mutter ein seltener Name wäre; aber die Um-stände schufen es trotzdem, ein ver-gnügtes Lächeln auf Ihr Gesicht zu zaubern. „Ihre Mutter nimmt also den Anruf nicht entgegen“ repetierte die Telefonistin, deren Stimme nun nicht mehr ganz so schnippisch tönte und nun nach und
nach einer erstaunten Aufregung Platz machte, die sie aber scheinbar gut im Griff zu haben schien.
„Ich werde gleich eine Schwester auf ihr Zimmer schicken“ sagte sie dann nach einer kleinen Pause.
„Möchten sie am Telefon warten, oder … ?“ und noch bevor die Telefonistin die Frage zu Ende stellen konnte, kam Tiffs Antwort wie aus der Pistole ge-schossen:
„Na klar bleibe ich am Apparat!“ Und nachdem Sie tief durchgeatmet hatte, fügte Tiff noch hinzu:
„Bitte machen sie nur, was sie machen müssen. Ich werde solange einfach war-ten.“
„Einen Moment bitte.“
Und dann hörte Tiff wieder diese idio-tisch klingende Version eines Meister-werks der klassischen Musik, das lieblos auf einem Xylophon runter gehämmert wurde, weshalb Sie beschloss, die Frei-sprechtaste auf Ihrem Telefonhörer zu drücken. Sie hatte nun wirklich absolut keine
Lust, sich diese so schrecklich klingende Version eines ansonsten schönen Musik-stücks so nahe an Ihrem Ohr anzuhören. Die Zeit verging. Tiff hatte sich in-zwischen wieder auf Ihr Sofa gesetzt, den Telefonhörer in Reichweite vor sich auf den Stubentisch gelegt und wartete nun darauf, dass sich wieder jemand meldete und dass (vor allem) diese irre klingende Musik endlich aufhören würde.
Sie versuchte nicht daran zu denken, was Ihrer Mutter schlimmes passiert sein könnte und sendete ihr deshalb lediglich einen Moment lang einfach
Liebe.
„Frau Walter? Haben sie vielen Dank für Ihre Geduld!“ meldete sich die Stimme eines Mannes mit tiefer Bassstimme, nachdem die Tonbandmusik wieder ver-stummt war. Tiff hatte innerhalb eines Augenblicks den Hörer wieder in die Hand genommen, die Freisprechtaste erneut gedrückt und hielt ihn sich dann wieder ans Ohr.
„Ja, das geht schon in Ordnung. Aber sagen sie mir bitte, was denn nun los ist.“ forderte Tiff mit einer Stimme, die sich nun doch etwas atemlos anhörte. Tiff konnte hören, wie die Person, die
sich nun am anderen Ende der Leitung befand, tief Luft schöpfte, bevor diese antwortete:
„Guten Abend, mein Name ist Pierre Krommenacher, ich bin der zuständige Stationsarzt und ich muss ihnen leider mitteilen, dass ihre Mutter vor circa fünfzehn Minuten in ein tiefes Koma gefallen ist. Wir haben sie bereits zur Überwachung auf die Intensivstation verlegen lassen.“ Doktor Krommenacher schöpfte noch-mals tief Atem und Tiff umklammerte in diesem Moment den Telefonhörer so fest, dass es beinah so aussah, als wolle
Sie ihn mit schierer Handkraft zer-drücken. Mit angehaltenem Atem hörte Sie, was es zu hören gab.
„Es ist einerseits unverständlich, dass so etwas geschehen konnte, ihre Mutter hatte über all die Jahre schließlich stets stabile Resultate.
Doch, wenn wir wiederum die Vergan-genheit ihrer Mutter beleuchten und wenn wir weiter auch die Form des ko-matösen Schlafes, in welchem sie sich nun befindet, genauer betrachten, dann liegt so doch auch klar auf der Hand, was genau vonstattengeht.“
Seine tiefe Bassstimme dröhnte mächtig
im Hörer und Tiff gestattete sich, wieder ein wenig zu Atem zu kommen.
„Ihre Mutter, oder besser gesagt: Ihr Körper hat momentan auf eine sogenann-te tiefe Ruhepause umgeschaltet. Ich will und kann hier nichts schön reden, Frau Walter. Doch im großen und ganzen spricht meine Erfahrung für sich, wenn ich ihnen sage, dass diese Form des komatösen Schlafes in der Regel nach vier bis fünf Wochen wieder vorbei sein wird.“ Er setzte Tiff außerdem darüber in Kenntnis, dass es; zumindest heute, nicht mehr viel bringen würde, wenn Sie
noch einmal in die Klinik kommen würde. Und Sie glaubte ihm auch in diesem Punkt, als er Ihr dann sagte, dass der Organismus ihrer Mutter während des komatösen Zustands keinerlei Schaden nehmen werde.
Es handelte sich, ganz einfach aus-gedrückt, um eine besonders tiefe Form des Schlafes, die nach allgemein gel-tenden medizinischen Maßstäben ganz klar unter die Kategorie „Koma“ fällt, wobei jedoch die Patienten hierbei scheinbar vieles unmittelbar selbst be-wirkten. Ihre Mutter hatte sich demzufolge also halb bewusst und halb unbewusst
aus-geklinkt und würde für circa einen Mo-nat in diesem Zustand verweilen, aus dem sie dann einigermaßen frisch und erholt erwachen würde; vorausgesetzt natürlich, dass Doktor Krommenachers Diagnose stimmte und dass alles seinen normalen Lauf nehmen würde.
Als Tiff sich etwas später dann von ihm verabschiedete und sich für die Auskunft bedankte, sprach Sie, bevor Sie das Gespräch beendete, deshalb dann auch murmelnd das aus, was ihr soeben durch den Kopf ging: „Gebranntes Kind scheut das Feuer!“
Leonardo hatte inzwischen einiges erlebt und darum ist es ein gutes am Geschich-ten schreiben, dass man die Zeit nach vorne und zurück drehen kann, so dass auch wirklich Alles berichtet werden kann, selbst wenn ein paar Sachen halt zur gleichen Zeit geschehen sind.
Drehen Wir an dieser Stelle also nun die Zeit etwas nach hinten und gehen noch-mal zurück zum gestrigen Tag, besser gesagt zum Morgen.
Gleich nachdem Leonardo Tiffs Woh-nung verlassen hatte, wurde er unver-züglich zur internen Zentrale gefahren, um sich dort für den nächsten Auftrag vorzubereiten, welcher auf seine Erledi-gung wartete. Leonardo ist zu diesem Zweck von einem internen Mitarbeiter direkt vor Tiffs Haustür abgeholt worden. Der Fahrdienst in die Zentrale war schon immer gang und gäbe. Denn schliesslich galt es ja, Diskretion zu bewahren und Taxifahrer beispielsweise, konnten schon mal über bestimmte Dinge anfangen zu plaudern,
wenn die Bezahlung stimmte.
Bestimmte Dinge die geheim bleiben mussten. So wie unter anderem eben auch all die verschiedenen Zufahrten und Zugänge, welche in die Zentrale führten. Das war nun mal eben nichts für die breite Masse. Punkt.
Leonardo hatte nach einer kurzen, aber dennoch intensiven Sitzung mit Rakon-son und dem Obersten alle erforderlichen Informationen beisammen und befand sich, nachdem er sich einen Kaffee und ein leckeres Sandwich aus der internen Cafeteria
gegönnt hatte, dann auf direk-tem Weg zu seiner Zielperson.
Und das im wahrsten Sinn des Wortes; dieser Auftrag würde bestimmt ein wenig leichter werden, da der Ort des rüberge-leitens dieses Mal das zu Hause der Zielperson sein würde.
Das bedeutete somit auch weniger Men-schen und solche bestimmten Umstände erlaubten immer eine etwas bessere Be-zugnahme, als dies ansonsten draußen; mitten im Gedränge, zum Beispiel, der Fall war. Auch jetzt Mal nutzte Leonardo wieder den internen Fahrdienst, um sich so möglichst schnell seiner Zielperson nä-hern zu können. Das Ganze war,
ob-gleich alles seinen normalen Verlauf nahm, doch ein wenig kurzfristig in die Wege geleitet worden und da war es natürlich keine Frage, wer denn nun diesen Auftrag zu erfüllen hatte. Leonardo saß noch im Wagen, als ihm das erste mal sehr deutlich klar wurde, dass die eben vergangene Nacht, die wahrhaft schönste Nacht seines Lebens gewesen war, welche er jemals mit einer Frau zusammen verbracht hatte. Und so strahlte Leonardo dann auch über sein ganzes Gesicht, als er kurze Zeit später ausstieg, damit er sich um die Erledigung des Auftrags kümmern konnte. Frank, der Fahrer wünschte ihm noch gutes Gelingen und das waren die
letzten Worte, die Leonardo von ihm hören sollte.
Bis jetzt hatte er sich noch gar keine Ge-danken darüber gemacht, was denn nun genau in der letzten Nacht geschehen war; Leonardo ist ein Mann mit einer eisernen Selbstdisziplin; der Auftrag hatte oberste Priorität und genau in dem Moment, als er die Straßenseite wech-seln wollte, kam es ihm hoch.
Tiffany; und nicht irgendein Mädchen; nein! Er hatte sich ganz im Geiste von Oscar Wilde nur mit dem besten zu-frieden gegeben und nun war er also drauf und dran, sich mit ganzem Herzen
in die Auserwählte zu verlieben. Das war ja nun eine überaus spezielle Angelegenheit. Und so gestatte er daher dem Lächeln, welches sein Gesicht wie die frühe Morgensonne zum strahlen brachte, sich weiter auszubreiten. Es tat schließlich mehr als gut. Nach all den Jahren. Leonardo ging zum Haus der Zielperson und blieb für einen Moment davor stehen, um den Himmel zu betrachten, welcher heute wolkenverhangen war und auf baldigen Regen schließen ließ. Er hatte nichts dagegen; im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, liebte Leoardo nämlich die grauen und
windigen Tage genauso wie den Sonnenschein. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Und als Leonardo die Haustür erreicht hatte, konnte er in seinem Nacken einen sanften kühlen Wind spüren, der ange-nehm kribbelte.
Er wusste im selben Moment, dass der Gevatter ihm sozusagen über die Schul-ter blickte, als er die Türklingel betätig-te. Er lächelte daher immer noch einneh-mend, als kurz darauf die Tür geöffnet wurde und die Person, die rübergeleitet werden sollte, vor ihm stand. Über Nachbarn, die sein Kommen beobachten würden, brauchte er sich keine
Gedan-ken zu machen. Von interner Stelle wurde alles in die Wege geleitet; sein Besuch ist bereits telefonisch angekündigt und vereinbart worden.
Er kam „sozusagen“ im Auftrag einer der großen Lokalzeitungen, um die Ziel-person betreffend eines Sieges, den sie im großen 100 Kilometer Marathonlauf von Reichsbach erst vor kurzem errun-gen hatte, zu interviewen. Leonardo trat also im Prinzip als Reporter für die Sportseiten der Zeitung auf. Der Name der Zielperson war Claudia Freienstall und so machte Leonardo sich also da-ran, sich vorzustellen.
„Guten Tag, Frau Freienstall, mein
Name ist Kevin Glatt; ich bin der Son-derberichterstatter des Sportabteils der Reichsbacher Nachrichten. Gehe ich richtig in der Annahme, dass meine Mitarbeiterin mein Kommen bereits schon angekündigt hat?“ fragte Leo-nardo und streckte dabei seine Hand aus, welche auch gleich von Frau Frei-enstall ergriffen und kräftig gedrückt wurde. Sie war eine hübsch anzusehen-de Frau von circa fünfunddreißig Jah-ren und ihr Händedruck war alles andere als schwach.
„Guten Tag, Herr Glatt. Ja, das ist richtig. - Ich habe ihren Besuch bereits erwartet!“ und nach einer kleinen Pause sagte
sie:
„Aber kommen sie doch rein, bitte. Es sieht nach Regen aus und ich denke kaum, dass wir das Interview hier draußen abhalten wollen, oder?“ Sie lächelte Leonardo mit einem vielsagen-den strahlen an und machte ihm dann Platz, so dass er eintreten konnte.
Das war vor circa einer Stunde ge-wesen. Nun sass Leonardo draussen auf der Sitzbank der Bushaltestelle und wartete darauf, dass sein Fahrer, der sich in der Zwischenzeit einen Kaffee in einem nahegelegenem Restaurant ge-gönnt hatte, ihn hier wieder abholen
kommen würde. Es lief alles nach Vorgabe. Und doch schien irgendetwas nicht so recht zu stimmen. Die Zielperson war inzwischen rüber geleitet worden. Sie erlag, kurz nachdem Leonardo sie nach dem Inter-view verlassen hatte, einem Herzinfarkt. - Als er kurz zuvor das Haus verlassen hatte, hatte er mitbekommen wie drinnen etwas zu Bruch ging, als die Zielperson vom Schlag getroffen, tödlich zusammengebrochen war. Soweit war also alles in Ordnung. Und doch fragte Leonardo sich, warum der Fahrer, der auf den Namen Frank hörte, sich noch nicht bei ihm gemeldet hatte. Was ja eigentlich laut interner
Vorge-hensweise gang und gäbe gewesen wäre.
So stieg Leonardo also in den nächsten Bus, welcher ihn direkt zum kleinen Restauran;, mit dem Namen „Stop and break!“ bringen würde, in welchem sich Frank im Prinzip befinden sollte. Im Bus befanden sich wenig Menschen und nachdem er sich ganz hinten hin-gesetzt hatte, versuchte er nochmal Frank via Handy zu erreichen. Keine Antwort. Na, dann wollen wir doch mal nach-sehen, dachte Leonardo, als der Bus sich daraufhin dem Restaurant näherte. Dort angekommen herrschte das pure Chaos. Neben einem Krankenwagen und
zwei Polizei-autos konnte Leonardo ebenfalls einen Leichenwagen auf dem Parkplatz des Restaurants sehen, als er bei der Haltestelle ausstieg und dann gemächlichem Schrittes auf das „Stop and break!“ zusteuerte.
Wieder einmal war Leonardo froh, dass er entsprechend von interner Stelle ausgebildet worden war, denn so konnte er nun auch in ebendiesem Moment seine Ruhe bewahren und in sich ruhen. Leonardo benutzte den Lieferantenein-gang des „Stop and break!“, welcher sich auf der Rückseite des Gebäudes befand, da die Polizeibeamten bereits dabei waren, die Vorderseite des „Stop
and Break!“ mit dem rot- weißen Ab-sperrband zu markieren. Weil Leonardo aber kein Gaffer war, konnte er das Restaurant, welches in einem flachen und großen Gebäude untergebracht war, dann auch ohne weiteres betreten. Und dann sah er das Blut.
Er hatte die Küche bereits passiert, als er, alarmiert durch die Blitze des Poli-zeifotografen, im kleinen Durchgangs-raum stehen blieb, um aus sicherer Ent-fernung die Szenerie zu beobachten. Frank war, wie Leonardo nun sehen konnte im ganzen Gastraum verteilt.
Auch wenn von seinem Fahrer nicht mehr viel an einem Stück war, wusste er
trotdem, dass es sich bei diesem Blut-massaker nur um ihn handeln konnte; Leonardo spürte das tief in sich drin.
Es sah aus, als hätte eine Bombe hier eingeschlagen und auch dort wo er stand, musste Leonardo aufpassen, dass er nicht auf einen der Blutspritzer trat, welche über den gesamten Boden verteilt waren. Nicht weit entfernt von da, wo er jetzt stand, konnte Leonardo zudem ein blutiges Auge samt Sehnerv erkennen, dass die Beamten wohl noch nicht entdeckt hatten. Er sah, dass das Auge fast unter die Ablage gekullert war, auf welcher das frische zubereitete Essen abgestellt wurde, bevor es dann
serviert wurde.
Auch an den Wänden und selbst an der Decke des Restaurants waren überall Spritzer von Franks Lebenssaft zu er-kennen. Doch damit nicht genug. In einer Ecke des Gastraums konnte er die Gedärme seines Fahrers sehen. Hautfetzen in den unterschiedlichsten Grössen waren genauso, wie auch das Blut, großzügig im gesamten Raum ver-teilt worden und gerade eben konnte Leonardo einen Beamten dabei beo-bachten, wie er einen Teil von Franks Kopf; es handelte sich dabei um den Unterkiefer seines Fahrers, in einen Plastikbeutel plumpsen ließ. Die Abneigung und die Verwirrung
standen dem Beamten dabei deutlich ins Gesicht geschrieben. Dazu kam noch etwas anderes.
Leonardo hatte genug gesehen und machte sich auf Samtpfoten daran, ge-nauso wie er gekommen war, wieder zu verschwinden. Inzwischen hatte es an-gefangen zu regnen und so zog er die Kapuze seines Pullovers über seinen Kopf. Dank des Ledermantels, den er trug, würde er kaum nass werden.
Gleich darauf rief er bei der Zentrale an, um Meldung über das Geschehnis zu er-statten und gleichzeitig seine Rückfahrt zu organisieren; es gab nun einiges das besprochen werden musste.
Der Leichenwagen, überlegte Leoardo, würde wohl noch ein wenig länger auf dem Parkplatz des „Stop and break!“ stehen bleiben, bevor alle Teile von Frank eingesammelt sein würden.
Am nächsten Morgen stand Tiff dann; trotz allem, ausgeschlafen und erholt auf. Sie freute sich auf die kommende interne Ausbildungsphase, welche in Kürze beginnen würde. Und Sie freute sich auf einen wunderbaren und an-genehmen Tag, an dem Sie einerseits vorhatte, gegebenenfalls (das heißt, wenn nichts dagegen sprach) Ihre Mutter zu besuchen. Und außerdem konnte Tiff an diesem Mittwochmorgen ein kleines Kribbeln in Ihrem Bauch wahrnehmen, das Sie mit ziemlich
großer Bestimmtheit Leonardo zu-ordnete.
Aber trotz allem befand sich Ihre Mut-ter nun also in einem Koma, aus wel-chem sie in ein paar Wochen; laut Aussage ihres behandelnden Arztes, dann mit ziemlich großer Bestimmtheit wieder erwachen würde. Es handelte sich dabei im Grunde ge-nommen um eine Schutzfunktion des Körpers; wenn es den Anschein macht, als würde nichts mehr gehen, so schal-tete der menschliche Körper oftmals auf „Reset“ – das war etwas, worüber sich Tiff durchaus im Klaren war. Doch da es sich dabei eben nicht um
ir-gendeinen Menschen handelte, sondern um Ihre Mutter, war die Sachlage nun doch ein wenig anders. Tiff beschloss aufzustehen, bevor der Wecker zum Wiederholungsschlag ansetzen konnte; Sie schaltete deshalb die Schlummer-funktion aus und kam dann langsam aber sicher so richtig in die Gänge.
„Grundauer Heilklinik, guten Tag. Mein Name ist Petra Wangenried; wie kann ich ihnen weiterhelfen?“
„Guten Morgen, mein Name ist Tiffany Walter und ich möchte mich gerne nach meiner Mutter, Frau Silvia Walter,
erkundigen.“ Die Telefonistin von ges-tern Abend hatte Ihre Schicht wohl durch, denn die Stimme, die Tiff an diesem Morgen am anderen Ende der Leitung hören konnte, war nun doch um einiges jünger und vor allem tönte diese, obschon leicht verschlafen, schon zu Anfang um Welten freund-licher, als dies eben gestern Abend der Fall gewesen war. Die Telefonistin holte hörbar tief Atem.
„Sie befindet sich momentan auf der Intensivstation, da sie in ein Koma ge-fallen ist.“ setzte Tiff deshalb noch hinten an, da Effizienz auch für Sie kein
Fremdwort war. Und schon konnte Sie hören, wie die Telefonistin die Angab-en auf der Computertastatur einzutip-pen begann.
„Danke vielmals. Einen kleinen Moment bitte … Ah, wie ich sehe, ist ihre Mutter, wie sie schon gesagt haben, momentan nicht ansprechbar.“ Die Telefonistin tippte weiter auf der Tastatur herum. (Ein Geräusch, dass Tiff in Ihrem Innersten als irgendwie angenehm empfand. Ob das aber nun damit zusammenhing, dass die Tele-fonistin nicht auf der Tastatur herumhämmerte, wie das eben oftmals bei anderen telefonischen Auskünften der Fall ist, oder ob das einen anderen
Grund hatte, hätte Tiff nicht mit Be-stimmtheit sagen können. Auf jeden Fall schlich sich ein sanftes Lächeln in Ihr Gesicht, als Sie daraufhin weiter-sprach.)
„Könnten sie mich dann bitte mit dem behandelnden Arzt, Doktor Krommen-acher verbinden?“
„Das hätte ich ihnen auch gerade vorschlagen wollen, Frau Walter, doch habe ich zuerst noch auf die Angaben des Systems warten müssen, welches sich wohl noch im Schlaf befindet.“
Tiffs glockenhelles Lachen zauberte nun auch ein ansehnliches Lächeln auf
das Gesicht von Petra Wangenried, weshalb sie Tiff mit nun freudig er-regter Stimme fragte:
„Dann darf ich sie also zu ihm durch-stellen?“
Tiff sagte ja und so wurde versucht, Sie zu Doktor Krommenacher durch-zustellen, doch dieser ging nicht ans Telefon und aus diesem Grund kam Tiffs Anruf dann auch wieder zu Frau Wangenried in die Telefonzentrale zurück; selbstverständlich nach einer neuerlichen Dosis absolut bescheuerter pseudo Musik, die wirklich nicht das geringste mit schöner, emotionsgelade-ner klassischer Musik am Hut hatte.
(Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass dies wirklich eine Art Belastungsprobe für Sie war!) Ihr kam die Stimme der freundlichen Telefonistin, als sie dann wieder miteinander verbunden waren, wie der süßeste Honig vor. Jetzt war es an Tiff, tief Atem zu schöpfen.
„Frau Walter? Wie ich sehe, ist der Doktor gerade nicht zu sprechen.“ Und dann, ohne großen Unterbruch:
„Möchten sie, dass ich einen Rückruf für sie in die Wege leite?“
„Ja; scheinbar ist das wohl die einzig verbleibende Möglichkeit für mich;
zu-mindest momentan.“ Tiff dachte noch einen Moment darüber nach, ob Sie sich bei der Telefonistin über die bescheuerte Musik in der telefonischen Warteschlaufe be-schweren wollte, entschied sich dann aber dagegen; denn einerseits wollte Sie das hier nun doch möglichst schnell hinter sich bringen. Und andererseits fand Sie die Telefo-nistin, deren Name Tiff sich nicht no-tiert hatte und woran Sie sich zumin-dest momentan nicht mehr erinnern konnte, mit einem Wort lediglich freundlich.
Sie gab deshalb Ihre Mobilnummer an,
verabschiedete sich mit Dank bei ihr (Petra; so lautet ihr Vorname, meldete sich Ihre innere Stimme) und beendete dann das Telefonat.
Ja richtig; Petra. Fast wie Bea.
Kurz darauf, nachdem Tiff das Gespräch beendet hatte; Sie hatte das Telefon noch nicht wieder auf die Ladestation gelegt, klingelte es in Ihrer Hand.
„Tiffany Walter“ meldete sich Tiff, wieder zurück am Telefon.
„Guten Tag Frau Walter. Hier ist Doktor Krommenacher. Sie haben versucht, mich zu erreichen?“ vernahm Tiff die
sehr tiefe Stimme, aus der Sie wiederum zwei Sachen wahrnahm.
Und zwar ekannte Sie als erstes, dass der Doktor wohl unter einem ziemlichen Druck stand heute, und das nächste war, dass Ihr bewusst wurde, dass der Doktor eine überaus freundliche Art hatte, die Sie nun eben intensiv – durch den Hörer – fast schon spüren konnte. In diesem Moment war Tiff ein-fach nur froh, dass Ihre Mutter gerade ihn als behandelten Arzt zugeteilt be-kommen hatte. Tiff nahm zuerst tief Atem um dann zu sprechen:
„Guten Tag, Herr Krommenacher. Ja; das ist richtig. Ich wollte mich einer-seits nach dem Zustand meiner Mutter erkundigen und weiter möchte ich sie gerne besuchen kommen, heute Nach-mittag.“
Sie machte eine deutliche Pause, um so-mit anzuzeigen, dass Sie fertig war und wartete nun geduldig auf das Feedback des Doktors, während just in diesem Moment Luna nach Hause kam und mit einem lauten und unüberhörbaren „Miiiiu?“ lautstark nach Essen ver-langte. Tiff wusste, dass ihr Futternapf leer war und wollte sich gleich
an-schliessend darum kümmern.
Der Doktor hatte den Schrei nach Futt-er ebenfalls mitbekommen und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, als er sich sogleich bei Tiff erkundigte, ob das Ihre Katze gewesen seie, die da „Hallo“ gesagt habe.
„Das ist richtig; darf ich vorstellen: Luna, meine treue Weggefährtin.“ an-twortete Sie und noch während Tiff das sagte, merkte Sie, dass auch Sie am Lachen war.
Tiere und kleine Kinder sind die gröss-ten Magier; so ist es gewesen und so wird es immer bleiben, überlegte Tiff,
und in diesem Moment konnte Sie wie-der einmal die tiefe Wahrheit entdek-ken, die diese Worte innehaben.
Wenig später hatte Tiff denn nun wieder stillen Telefonhörer in Ihrer Hand und wollte ihn wieder auf die Ladestation legen, um dann Lunas Futterschale mit Nassfutter füllen zu gehen, als es an Ihrer Wohnungstür klingelte.
Leonardo stand vor Ihrer Tür.
Da Tiff ihn die letzte Zeit; im Grunde genommen ja seit er nach jener Nacht dann am Morgen wieder von Ihr gegan-gen ist, nicht mehr gesehen hat, war die Überraschung natürlich umso größer, als Leonardo an diesem Dienstag nun wieder vor Ihrer Tür stand. Leonardo hatte es Ihr gesagt: Die Ar-beit rief und er würde in der nächsten Zeit nicht verfügbar sein. Aber dass er so schnell; so unerwartet wieder auf-tauchen würde, bewegte Tiff nun doch
mehr, als Sie es je für möglich gehalten hätte.
Nach einer überaus stürmischen Be-grüßung landeten die beiden daher dann auch in Tiffs Bett; eng umschlun-gen, um dort weiter zu machen, wo sie eben in jener Nacht aufgehört hatten. Es wird gesagt, dass Sex so etwas wie ein Weg ist, den man begeht – und manchmal, wenn es eben zwei sind, dann geht man diesen Weg zusammen. Und genau das taten die beiden dann. Lassen Wir nun Tiff und Leonardo also die Zeit, die sie füreinander brauchen und werfen an dieser Stelle stattdessen
noch mal einen Blick auf Ihre Mutter. Besser gesagt, auf Silvia Walters Träume. Denn wach ist Silvia Walter ja nach wie vor nicht, doch können Wir, wenn Wir denn auf Samtpfoten gehen, einen Blick in den Kopf von Tiffs Mut-ter werfen. - Das ist einer der großen Vorteile des Geschichtenschreibens; Grenzen und Limite gibt es im Prinzip nicht; wenn die Fantasie denn gross genug ist.
Doch genug der einleitenden Worte:
Silvia Walter war zwar am träumen, doch war sie sich darüber auf irgend-einer bestimmten geistigen Ebene durchaus bewusst. Komatöse Patienten
sind immer ein spezieller Fall und da machte nun auch Tiffs Mutter keine Ausnahme.
Den Inhalt ihres Traumes, den Wir aber jetzt genauer betrachten wollen, könnte mit einem Wort im Grunde genommen als süß bezeichnet werden.
Sie stand zu dem Zeitpunkt, als Tiff gerade mit Doktor Krommenacher am Telefon war, auf einer großen und wei-ten Ebene. Den Himmel zierte ein tiefes stahlblau; strahlend um nicht zu sagen, pulsie-rend. Silvia Walter senkte ihren Blick und sie konnte, neben der angenehmen Sonne, die die gesamte Szenerie in ein goldenes Licht tauchte, zudem auch das
Gras der Ebene an ihren nackten Füssen spüren.
In diesem Traum war Silvia Walter splitterfasernackt. Deshalb konnte sie auch den leichten und sanften Wind spüren, der ihren gesamten Körper lieb-koste. Silvia wusste nicht, wie lange sie schon so dagestanden hatte; die Zeit geht in Träumen oftmals eigenartige Wege, doch schien es so, als ob sie schon seit einem Weilchen hier am stehen war. Sie verspürte ja auch nicht den Drang, sich irgendwohin zu bege-ben; irgendwie wusste sie, dass sie hier zu warten hatte.
Deshalb genoss sie nun lediglich die
Sonne und den Wind auf ihrem nackten Körper und als sie dann ein wenig ge-nauer hinlauschte, konnte sie irgendwo in der Ferne sogar das sanfte rauschen einer Brandung hören; also musste sich irgendwo ein Meer befinden. Silvia kam aus dem genießen nicht mehr hinaus und so gab sie sich also voll und ganz der Eindrücken hin, die da in diesen Momenten auf sie einwirkten. Nach einer weiteren Weile; wobei es wieder unmöglich ist zu sagen, wie lange diese nun dauerte; da Raum und Zeit so gesehen in Träumen ja nicht existieren, kam Er. Der
Gevatter.
Tiffs Mutter hatte sich bis anhin nicht genauer mit Ihm auseinandergesetzt und befasst, doch wusste sie zu diesem Augenblick, als sich der Himmel zu ver-finstern begann, ganz genau was da jetzt geschehen würde; sie würde dem Gevatter Tod ins Angesicht blicken.
Angst verspürte sie keine und als dann die gesamte Szenerie in ein sonderbar diffuses Licht getaucht wurde, war Tiffs Mutter bereit.
Es gab einen grossen lautlosen Licht-blitz und dann war der Gevatter direkt
vor ihr. Silvia konnte das Gesicht, welches im Prinzip nur ein Schädel war, unter der schwarzen Kutte des Gevat-ters erkennen. Und auch die Sense, welche er sich, in seiner Skellethand haltend, locker auf die linke Schulter gelegt hatte.
Und als er dann zu sprechen anfing, war es eher so, als ob seine Worte nicht nur mit den Ohren gehört werden konnten; Silvia konnte den eigentüm-lichen Singsang seiner Stimme genauso direkt in ihrem Kopf vernehmen. Es war, als seie seine Stimmte überall.
„Sei gegrüßt, Silvia
Walter.“
„Und ich grüße dich ...“ Silvia atmete tief durch und fügte dann an:
„Gevatter!“ während ihre leise Stimme vor Ehrfurcht bebte. Sie wusste nicht, woher sie den Namen dieser Gestalt kannte, doch das spielte so momentan auch keine Rolle.
„Du musst wissen, dass alles seinen Grund hat und so will ich dich also denn über den Grund aufklären, wes-halb du hier, bei mir bist.“ fuhr der Gevatter fort und Silvia Walter konnte nicht anders, als einfach zuzuhören und die überirdische Macht des Gevatters
zu bestaunen; ihr Mund stand dabei weit offen, doch das bemerkte sie in diesem Moment nicht.
„Du musst auch wissen, dass deine Tochter Tiffany ein ganz besonderes Wesen ist. Es steht noch viel an, das getan werden muss und ich will auch, dass du dir dabei bewusst bist, dass egal, was auch immer sie tun wird, sie dich immer lieben wird. Das vorneweg.
Das Kommen deiner Tochter Tiffany wurde schon seit geraumer Zeit voraus-gesagt und du kannst mir glauben, dass sich nun einiges ändern wird.“
In diesem Moment hob der Gevatter seinen rechten Arm und streckte die
Knochen seines Zeigefingers unter dem Ärmel seiner Kutte hervor, um damit auf Silvia zu zeigen.
„Und du musst auch wissen, dass deine Tochter bereits über alles in Kenntnis gesetzt worden ist, das ist also bereits erledigt. Doch kommen wir nun zu dei-ner Rolle, in diesem Tanz. Du, Silvia Walter, hast im Prinzip nichts weiter zu tun, als dich gut um deine Tochter zu kümmern, denn sie braucht dich jetzt, mehr, als jemals zuvor. Das heißt auch, dass du für sie da zu sein hast, wann auch immer sie dich braucht. Darum lasse deine Trauer im Namen des Le-bens los und blicke nach vorn!“
Er ließ seinen Arm wieder sinken und dabei bemerkte Silvia, dass er sie ohne Unterlass aus seinen tiefen schwarzen Augenhöhlen ansah. Sie war wie gebannt und konnte nicht anders, als sich voll und ganz auf ihn; den Gevat-ter zu konzentrieren. Wie hätte sie auch etwas anderes tun können?
„Hast du das verstanden, Silvia Wal-ter?“ Die Frage hallte noch für einen Moment in ihrem Schädel; schwappte ähnlich der Brandung von Ohr zu Ohr.
„Ja; ich habe verstanden, Gevatter und ich werde genau das tun, was du von mir verlangst!“ sagte sie mit einer tief-en Überzeugung, worauf der Gevatter
sich vor ihr verneigte.
Und nachdem dieser in einem erneuten Lichtblitz verschwunden war, öffnete Silvia Walter langsam die Augen. Irgendwo auf der Intensivstation, auf der sie sich ja noch immer befand, ging ein leiser Alarm los und kurz darauf stand auch schon eine Krankenschwes-ter an ihrem Bett, welche sie mit einem erregten Gesichtsausdruck betrachtete. „Herzlich willkommen zurück, in der Welt!“ sagte die etwas ältere Kranken-schwester und gleich darauf fiel Silvia Walter wieder in einen tiefen, erholen-den Schlaf. Die Zeit des komatösen Zustandes war für sie nun vorbei und
nun ging es darum, wieder richtig ge-sund zu werden.
An das Treffen mit dem Gevatter, würde sie sich in der folgenden Zeit nun; nach und nach, in allen Einzelheiten er-innern können, obschon ihr dann schlicht die Worte fehlen werden, um irgendwas darüber zu berichten; zu traumhaft und zu schön ist das ganze nämlich für sie gewesen.
Doch Silvia Walter wird auch wissen, dass das, was sie erlebt hatte eben kei-ne Fieberfantasie gewesen war; dabei handelte es sich um nichts, als die un-verfälschte Wahrheit.
Der Sex war gut und erfüllend und nachdem die beiden zusammen eine Dusche genommen hatten, saßen Tiff und Leonardo dann anschließend zusammen in Ihrer Wohnstube. Tiff hatte die CD der „Expanded Ver-sion“ des Albums The Prodigy Experi-ence aufgelegt. Zusammen mit der einerseits harten und basslastigen und gleichsam auch wun-derbar verträumten Musik genossen sie nun zusammen den Augenblick auf dem Sofa. Sie rauchten genüsslich ein
Rauchstäbchen, während zwei dampfen-de Kaffeetassen vor ihnen auf dem Stubentisch standen.
Gerade als Leonardo seine Kaffeetasse greifen wollte, drückte ihm Tiff einen kleinen Kuss auf den Mund, worauf Leonardo Sie sanft im Nacken festhielt und den Kuss seinerseits erwiderte; es wurde ein lang dauernder und inten-siver Kuss daraus. Nachdem die beiden sich dann wieder voneinander gelöst hatten meinte Tiff:
„Nun nimm dir schon deine Tasse; der Kaffee wird sonst kalt!“ wobei Sie es natürlich nicht schaffte, so ernst rüberzukommen, wie Sie es eigentlich
gern gewollt hätte.
Die Liebe, die Tiff nun für Leonardo empfand, war einfach zu intensiv und so sprach Sie mit einem unüberhörbar belustigten Tonfall in Ihrer Stimme. Was Ihr so natürlich umgehend einen kecken Seitenblick von Leonardo einbrachte.
Leonardo nahm einen Schluck von seinem noch immer recht warmen Kaffee, wollte die Tasse wieder abstellen, als er sie dann nochmals zu seinem Mund führte. Nachdem er nochmal einen großen Schluck vom feinen Muntermacher genommen hatte, sprach er Tiff an, die inzwischen auch ihre Tasse in den Händen
hielt.
„Gestern ist etwas komisches geschehen. Und ich möchte, dass auch du darüber aufgeklärt wirst.“ Er verstummte, leerte die Tasse mit ein, zwei weiteren großen Schlucken und fuhr dann fort:
„Es ist so, dass die Gegenseite gestern zu einem immensen Gegenschlag ausgeholt hat.“ Nachdem Leonardo seine Erzählung beendet hatte, war auch Tiff fertig mit ihrem Kaffee, wobei Sie jetzt nur noch Augen für Leonardo hatte. Zu verstörend war das, was Sie da eben
von ihm erfahren hatte.
„Dann sagst du also, dass es sich dabei um einen schlecht inszenierten Warnruf der Gegenseite handelt?“ fragte Sie ihn deshalb mit großem Interesse.
„Genau das.“ antwortete Leonardo Ihr. Tiff atmete tief durch und wollte gerade aufstehen, um noch einmal Kaffee machen zu gehen, als Ihr etwas überaus wichtiges in den Sinn kam; nochmal holte Sie tief Luft und fragte deshalb: „Und du bist also auch der Ansicht, dass Frank ganz bewusst ausgewählt worden ist, damit so keinerlei Zweifel aufkommen kann, wem diese Warnung
gilt?“
Nun war es an Leonardo, tief durchzu-atmen, bevor er antwortete:
„Richtig. Das ganze war zwar eine ziemliche Schweinerei, doch ist auch der Oberste der Ansicht, dass Frank nicht einfach so ausgewählt worden ist.
Sein Tod, ist ganz klar ein Fingerzeig auf die idiotischen Machenschaften der Gegenseite. Sie ist zu verwirrt, um etwas genau zu erledigen und so wurde also beschlossen, das ganze mit der Ermordung von Frank zu erledigen.“
„Und wieso seid ihr so stark davon
überzeugt, dass es sich dabei um eine Warnung handelt?“ fragte Tiff weiter; denn das war ja eigentlich die hundert Punkte Frage, wie es Ihr verstorbener Vater immer ausgedrückt hatte. Beim Gedanken an ihn huschte ein sanftes Strahlen über Ihr hübsches Gesicht.
Möge er in Frieden ruhen.
Auffordernd blickte Sie Leonardo in die Augen. Dieser ließ sich Zeit mit seiner Antwort und als er dann wieder sprach, wurde Tiff in Ihrer Annahme bestätigt.
„Es ist so, dass eine Nachricht hinterlassen worden ist.“ sagte er.
„Jemand oder besser gesagt: Irgendwas
hat mit Franks Blut eine Nachricht an die Wand geschrieben. Da stand, in einer alten, heute kaum noch verwendeten Schrift:
"Nieder mit der Auserwählten!“
Leonardo brach abrupt ab und konzentrierte sich dann voll und ganz auf Tiff und auf Ihre Regung.
Tiff brachte daraufhin lediglich ein glockenhelles Lachen zustande und bevor Sie aufstand, um sich um den Kaffeenachschub zu kümmern, sagte Sie:
„Na dann mal eines um das andere!“ Sie
hatte bereits eine Ahnung in sich und sagte darum, bevor Sie die beiden leeren Kaffeetassen in die Hand nahm, etwas, das Leonardo tief berührte.
Sie sagte mit einem todernsten Ausdruck in den Augen:
„Die werden sich noch wundern!“ Als Tiff dann mit frischem dampfenden Kaffee zurück war, klärte Sie Leonardo darüber auf, dass Sie vor circa einem Jahr zu einer nicht gelinden Erbschaft gekommen ist. Eine Tante von Ihr ist damals gestor-ben und im Testament wurde Tiff als Alleinerbin des gesamten Vermögens erwähnt.
Sie war damals schon als Kind der absolute Liebling von Tante Rosalie gewesen und obschon Tiff sie in den letzten Jahren kaum noch zu Gesicht bekommen hatte, hatte Tiff sie damals mindestens einmal im Monat angerufen, um sich mit ihr zu unterhalten. Das war dann der ausschlaggebende Punkt gewesen, wie Tiff bereits intuitiv festgestellt hatte und so brauchte Sie sich also weder Gedanken um einen gut bezahlten Arbeitsplatz noch um das Geld im Gesamten zu machen; Sie hatte es so arrangiert, dass jeden Monat ein bestimmter Betrag auf Ihr Bankkonto überwiesen wurde und so konnte Sie sich also mit ganzem Herzen voll und
ganz Ihrer Bestimmung widmen.
Leonardo war sehr froh, als er das von Tiff erfuhr. Es war besser, wenn die Auserwählte von vorneherein ein festes Einkommen hatte.
Was er aber sonst noch alles von Ihr zu Ohren bekam, an diesem Tag, das ist wiederum nur für ihn bestimmt und so wollen Wir denn nun die beiden sich selbst verwöhnen lassen und gehen leise; auf Samtpfoten, weiter.
Es gibt noch viel zu berichten!
>
Nachfolgend ein Auszug eines Zei-tungsbrerichtes der Reichsbacher Nachrichten über einen besonders bösen Todesfall.
Tod durch ausgelaufene, eigene Exkremente
Nachdem erst vor kurzem im Restaurant „Stop and break!“ ein besonders grau-enafter und schlimmer Mord geschehen ist (Wir hatten darüber berichtet) ist gestern erneut etwas geschehen, dass einem die Haare zu Berge stehen lässt.
Am gestrigen Tag wurde im Treppen-haus des Wohnhauses an der Reichsalle 15, hier in Reichsbach, die Leiche eines einunddreißig jährigen Mannes gefunden worden (Name der Redaktion bekannt).
Der Grund für das Ableben des jungen Mannes ist laut ersten Aussagen des leitenden Ermittlers auf eine Darmverstopfung , welche sich im Endstadium befand, zurückzuführen, welche dann gleichsam zu seinem Tod geführt hat.
Laut Aussagen von Nachbarn wurde die ziemlich übel riechende Leiche
gestern Vormittag im Treppenhaus des besagten Wohnhauses gefunden. Die Exkremente des armen Mannes seinen ihm laut Aussagen der ziemlich geschockten Nachbarn „aus Nase, Ohren, Mund und Augen rausgelaufen“.
Laut ersten Angaben der Autopsie seie der Darm des Verstorbenen richtigge-hend explodiert.
Die genauen Ursachen werden jetzt geklärt, doch stand bei Redaktions-schluss eindeutig fest, dass es sich dabei wohl um eine der schrecklichsten Arten überhaupt handelt, um zu sterben.
Der junge Mann wurde als Eigenbrötler bezeichnet, der kaum Kontakt mit Nachbarn oder anderen Mitmenschen hatte und bis jetzt ist noch nicht klar, für wen der Verstorbene gearbeitet hat. Sobald mehr über diesen Fall verlaut-bart wird, werden Wir natürlich umge-hend darüber berichten. Von Tom Giullo Für die Reichsbacher Nachrichten
1:_ Wie in einem Traum, nur ...
2:_ ... ist das die Wirklichkeit
3:_ Märchenstunde
Erstes Zwischenspiel
4:_ Die unbequeme Wahrheit
Zweites Zwischenpiel
5:_ Familienblues
6:_ Besuchszeit
7:_ Puzzlestückchen
Drittes Zwischenspiel
8:_ Die Macht der Sprichworte
9:_ Welch eine Schweinerei!
10:_ Der Teufel und die Winkel
11:_ Tiffs Erbschaft erster Teil
12:_ Tiffs Erbschaft zweiter Teil
13:_ Lagebesprechung
14:_ Medienarbeit
(wird laufend aktualisiert!)