Romane & Erzählungen
15 Minuten Gefühlskälte

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"15 Minuten Gefühlskälte"
Veröffentlicht am 30. Dezember 2013, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Viel erreicht, viel gekämpft, viel verloren, viel gewonnen.. Doch das bin ich mit einer Seele wie eine Patchwork-Decke
15 Minuten Gefühlskälte

15 Minuten Gefühlskälte

6.05 Uhr

 

Es ist 6.05 Uhr am Wochenende in der Stadt. Die Arbeitnehmer die ihre Pflicht auch heute erledigen müssen, sitzen grau, schlapp, noch in sich gesunken auf ihren Tram Stühlen. Der Blick starr nach unten gerichtet.

 

Plötzlich wird es laut in der Mitte des Trams. 4 bunte Gestalten betreten die Bühne. An ihren Gesichtern sieht man, sie haben die Nacht zum Tag gemacht. In ihrem glänzenden, toten Blick, erkennt man das weisse "Wundermittel" der Straße. Sie lachen über Alles und

Nichts. Schöne Frauen werden bewertet. Die weniger Hübschen übersehen, als gebe es sie nicht. Die 4 glauben ihnen gehört die Welt. Sie sind für eine Nacht die Könige der Gefühllosen. Wieder zieht einer die Nase hoch. Schließlich will man nicht riskieren, ein Korn des teuren Pulvers an ein Taschentuch zu verlieren.

 

"Morgen muss ich lernen! Massiv lernen.." spricht der Dünnste selbstbewusst. Obwohl es schon morgen ist. Ja das Zeitgefühl geht schnell verloren beim Konsum. Ein Anderer stellt seine Schuhe auf den

gegenüberliegenden Stuhl. "Wieviel Geld haben wir noch?" Ausser dem klimpern der Münzen beim Durchsuchen der Geldbörsen verstummen die vier. Dann die große Freude als einer noch 100.- findet und die übrigen zusammen 80.- hinkriegen. "Ob er uns die 20.- erlässt?" Das nächste Nase hoch ziehen. Der Verantwortliche: "Ich muss auf die Toilette.." Gelächter. Ohne Worte antworten die anderen im Chor: "Wir auch!"

 

Noch zwei Stationen bis zur Innenstadt. Langsam lässt die Wirkung des kurzen Flash nach. Die Beine der vier fangen sich nervös auf und ab zu

bewegen. Endlich, die erhoffte Station wird monoton ausgerufen. So spektakulär der Einstieg war, so gestaltet sich auch der Ausstieg. Aus dem Fenster sehe ich einen fast vermummten Mann in einer dunklen Ecke stehen. Sein fettes Grinsen spricht Bände. Er schaut die ganze Zeit um sich. Die Vier laufen direkt auf ihn zu. Ein Handschlag. Eine Frage. Zwei Finger. Noch ein Handschlag. Und der grinsende Mann verschwindet im Dunkel.

 

Das Tram fährt um die Ecke. Die anfängliche Stille ist zurück gekehrt. Ich lehne mich zurück und überlege, ob ich

mir heute ein Brötchen zum Cappuccino gönne.

 


Es ist 6.20 Uhr am Wochenende in der Stadt.

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lilablume
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halifax200 Fünfzehn Minuten penibel beobachtet und literarisch umgesetzt. Mir gefällt die Geschichte - nur mit dem Titel habe ich ein Problem - ich kann keine Gefühlskälte erkennen - oder steh ich jetzt am Schlauch…?
lg halifax
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