Der Weihnachtsirrtum
Es war mal wieder Weihnachtszeit und somit stand für den Weihnachtsmann eine Menge Stress auf dem Programm, aber auch er wollte, sobald alle Aufträge erledigt waren, die besinnlichen Tage genießen. Und genau deshalb hatte er sich etwas besonderes überlegt. „Adolf, komm mal her", sprach er eines Tages zu seinem Rentier. „Mir ist aufgefallen, dass du alt und schwach geworden bist, deshalb habe ich einen Entschluss gefasst." „Was meinst du damit?", fragte
Adolf mit zittriger Stimme. „Nun ja, ich sage es mal so", antwortete der Weihnachtsmann. „An Weihnachten werde ich dich töten, braten und dann essen, zu etwas anderem taugst du ja nicht mehr!" „Pfui, wie gemein!", sagte das Rentier beleidigt und erbrach sich auf seine Schuhe. „Wichtel, komm her und mach meine Schuhe sauber!" „Ja, aber ich heiße nicht Wichtel, sondern Leopold!" „Mir doch egal, wie du heißt, hol das Putzzeug und mach meine Schuhe sauber!" Doch es gab ein Problem: Das Putzzeug war alle, allerdings nicht wegen der häufigen Nutzung. „Verzeihung, ich hatte gestern solchen Durst, deshalb habe ich...",
stammelte Adolf, doch weiter kam er mit seinen Worten auch nicht, da der Weihnachtsmann mit einem Kochlöffel auf ihn einschlug. „Für dich habe ich ebenfalls eine schlechte Nachricht", sagte er zu dem Wichtel, als er fertig war. „Dich werde ich auch essen, zusammen mit Rudolf schmeckst du bestimmt gut." Leopold weinte bitterlich. „Ey, ich heiße Adolf, nicht Rudolf, du Bockwurst!", rief Adolf wütend. Daraufhin bekam das arme Rentier noch ein paar Schläge mit dem Kochlöffel, sonderlich weh tat es aber nicht, da es nur ein Spielzeug war. Der Wichtel musste währenddessen in die Stadt gehen und mit Hundert Euro, die ihm der
Weihnachtsmann gegeben hatte, neue Schuhe kaufen.
Als er zurückkam, war der Weihnachtsmann in noch schlechterer Laune als sonst. Und betrunken war er auch. „Frohe Ostern!", schrie er und fiel bei jedem zweiten Schritt fast hin. „Hier sind deine neuen Schuhe", sagte der Wichtel. „Die haben Zwanzig Euro gekostet." Der Weihnachtsmann schaute ihn misstrauisch an. „Und wo ist das Restgeld?!" „Das habe ich verloren." „Lüg mich nicht an, du Scheißwichtel, wo sind die restlichen Achtzig Euro?!" Der Wichtel senkte den Kopf und sagte: „Ich habe bei McDonald's gegessen und
war auf dem Weihnachtsmarkt gewesen." Einen Moment lang herrschte Stille. „Das du auf dem Weihnachtsmarkt warst, dafür habe ich Verständnis", sagte der Weihnachtsmann. „Aber dafür, dass du mit meinem Geld zu McDonald's gegangen bist, statt es vollständig auf dem Weihnachtsmarkt auszugeben, dafür muss ich dich entlassen." Er packte den Wichtel und warf ihn aus dem Fenster. „Jeder wird glauben, dass es Selbstmord war", sagte der Weihnachtsmann und lachte dreckig. Und Adolf war klar, dass er schnellstens abhauen musste.
Am nächsten Tag war Weihnachten, doch es waren noch einige Stunden bis zum
Abend, wo die Bescherung stattfand. Der Weihnachtsmann hatte eine Sauce angerichtet, damit sein Rentier noch besser schmecken würde. „Adolf, es ist Zeit", sagte der er, während er das letzte Geschenk überprüfte, bevor er es losschickte, ein großes Plüschrentier, dass Adolf zum verwechseln ähnlich sah. Als er fertig war, suchte er ein Gewehr und fand es auch. „Ich habe mir etwas überlegt", sagte der Weihnachtsmann zu dem verängstigten Adolf. „Weil heute Weihnachten ist, lasse ich dich am Leben". Das Rentier strahlte vor Freude und kehrte dem Weihnachtsmann für einen kurzen Moment den Rücken zu, um sich auf einem kleinen Sofa
niederzulassen. Diesen Augenblick nutzte der Weihnachtsmann aus. „Verarscht!", rief er und ballerte wie verrückt auf Adolf. Das Rentier war schon tot, eh es begriff, dass es reingelegt worden war. Doch auch für die Arbeit des Weihnachtsmannes würde diese Tat noch schwere Folgen haben.
Das Plüschrentier für den Jungen Klaus lag auf demselben Tisch wie der Leichnam von Adolf. Nachdem er sich stundenlang betrunken hatte, kümmerte der Weihnachtsmann sich darum, das Geschenk einzupacken. Er nahm das Plüschtier und erledigte seine letzte Arbeit mit größter Sorgfalt. Dann
schickte er das Paket ab und war froh, endlich in Ruhe das Essen anrichten zu können. Doch als er den ersten Bissen probierte, musste er würgen. Das war ja kein Fleisch, sondern Plüsch! Mit Entsetzen begriff er, dass ihm in seinem Alkoholrausch ein schwerwiegender Fehler unterlaufen war.