Der alte Mann
Und wieder sitzt er da. Auf der gleichen Bank, wie jeden Tag. Hört das Lachen der spielenden Kinder am Spielplatz. Wie gern würde er mit den Kindern spielen. Einfach zu ihnen gehen, mit ihnen reden. Aber das durfte er nicht.
Die Kinder hatten Angst vor ihm. Von den Eltern bekamen sie schlimme Geschichten zu hören. „Der verschleppt euch“, sagten sie. „Der ist komisch“. „Haltet euch von dem fern“, flüsterten sie ihren Kindern zu. „Nehmt ja keine Süßigkeiten von dem an“, meinten sie.
Doch er wollte ihnen nur etwas Gutes
tun, sie beschenken, ihnen Freude bereiten, mit ihnen spielen. Er liebte Kinder. Nicht auf die Weise wie er seine Frau geliebt hatte, sondern auf die Weise wie Eltern ihre Kinder lieben sollten. Aber das war nur ihm selbst bewusst.
Da rollte ein Fußball bei seinen Füßen vorbei und blieb in seiner Nähe liegen. Er schaute zu den Kindern, die ihn ängstlich ansahen. Langsam stand er auf und näherte sich dem Ball, den er zögernd zu den Kindern zurückschoss. Die Mütter der Kinder saßen etwas entfernt und steckten sogleich die Köpfe zusammen und tuschelten. Er musste sie
nicht hören, um zu wissen, was sie sagten.
Die Kinder spielten sofort weiter, als sie ihren Ball zurück hatten und kümmerten sich nicht mehr um den alten Mann.
Eine Träne bildete sich in seinem rechten Auge. Warum konnte er nicht einfach mit ihnen spielen? Warum konnte er nicht bei den Müttern sitzen und sich mit ihnen unterhalten? Warum dachten sie er sei ein Pädophiler? Warum verachteten sie ihn so sehr? Warum konnte er nicht das Glück haben mit seinen eigenen Kindern hier sein zu können? Warum mussten ausgerechnet seine Kinder so früh sterben?