Erinnerungen an Weihnachten 1948
Erinnerungen an Weihnachten 1948 - Sie wohnte in einem kleinen, aber doch gemütlichem Häuschen, das direkt am großen Wald lag. Von ihrem Zimmerfenster aus konnte sie direkt in den Wald sehen. Es war Weihnachtszeit. Die ganze Nacht durch hatte es geschneit und an diesem Morgen war der Wald in eine weiße Winterlandschaft gehüllt.
Es war noch früh am morgen und im Hause schliefen alle noch. Sie stand leise auf und zog sich an. Diesen
wunderschönen Winterrmorgen wollte sie ganz für sich alleine genießen. In eine warme Jacke gehüllt ging sie aus dem Haus. Ein kalter aber herrlich frischer Wind pfiff ihr ins Gesicht. Ihre Nase wurde kalt, aber sie fühlte sich wie ein kleines Kind übermütig und wollte es mit der Natur aufnehmen.
Am klaren blauen Himmel ging langsam die Sonne auf und hüllte die weiße Winterlandschaft in ein glitzerndes goldenes Licht. Andächtig und eine tiefe Ruhe in sich fühlend ging sie durch den Wald. Die großen Tannenbäume bogen sich unter der Last des Schnees. Im Schnee sah sie die
Abdrücke von Hasenpfoten. Der Hase war also schon vor ihr unterwegs und suchte wahrscheinlich nach Futter.
Ihr Weg führte sie durch den Wald. Es tat so gut, einmal allein mit sich und der Natur zu sein. Sie fühlte ihren Körper, wie er sich unter der Kälte veränderte und sie freute sich schon auf ihr gemütliches, warmes Zimmer. Und so kam sie nach einer Stunde wieder zu Hause an. Sie ging in die Küche und machte sich eine Tasse heißen Tee. Mit der warmen Tasse in ihren Händen ging sie in ihr Zimmer. Sie zündete eine Kerze an und setzte sich ans Fenster. Hier im warmen Raum fühlte sie sich
geborgen und geschützt. Draußen aber schneite es dicke Flocken.
Während sie aus dem Fenster dem Schneetreiben zusah. Gingen ihre Gedanken zurück in ihre Kindheit. Sie sah sich als Kind am heiligen Abend, in einem kleinen, kalten Zimmer sitzen. Denn geheizt wurde damals nur in der guten Stube und genau aus dieser guten Stube hörte sie geheimnisvolle Geräusche. Sie war so aufgeregt und neugierig. Und dann endlich, nach einer für sie viel zu langen Zeit hörte sie ein Glöckchen klingen. Da stand die Mutter in der Tür und holte sie ins Weihnachtszimmer. Sie ging ins
Weihnachtszimmer und blieb staunend stehen. Mit großen leuchtenden Augen sah sie auf den weihnachtlich, festlich geschmückten Tannenbaum, der im Glanz seiner Kerzenlichter erstrahlte.
Dieser Tannenbaum von damals war krumm gewachsen und er hatte nicht viele Zweige. Er war mit Lametta geschmückt, das aus der Silberfolie von Zigarettenschachteln geschnitten wurde. Auf den Zweigen waren ein paar Wachskerzen befestigt. Bunte Kugeln zierten den Baum und es hingen Äpfel und selbstgemachte, knochenharte Plätzchen daran. Die Lichter am Weihnachtsbaum waren angezündet und
für sie war dieser Baum, der schönste Weihnachtsbaum auf der Welt.
Ihr kleines Kinderherz war ganz weit geöffnet und es strahlte seine ganze Liebe auf den Christbaum aus. Und die gute Stube wurde hell und warm durch Liebe dieses Kinderherzens.
Für große Geschenke hatte man kein Geld. Sie bekam eine warme Hose und ein kleines Püppchen aus Stoff. Ihr Bruder bekam einen Holzdackel, der wenn man ihn hinter sich herzog, sich bewegte. Für sie aber waren es die schönsten Geschenke.
Das Jahr hat 8760 Stunden. Und ich bitte jeden von Euch, sich von diesen 8760 Stunden nur eine Stunde zu nehmen und sich mit dieser Stunde an einen Platz zu setzen, an dem man sich wohlfühlt und dann die Gedanken in die Kindheit zurückgehen zu lassen. Wie war es Weihnachten, wie sah das Weihnachtszimmer aus? Wie hast Du dich als Kind über den Christbaum und die Geschenke gefreut.
Diese eine Stunde von 8760 Stunden kann vielleicht Dein ganzes Leben positiv verändern. In unserer heutigen materealistischen Zeit wünschen wir uns alle, dass jeder sein Herz öffnen
kann, so wie ein Kind und sich wieder freuen kann, so wie ein Kind, auch über die ganz kleinen Dinge im Leben.
Mögen uns die Hoffnung und die Zuversicht auf eine friedlichere und zufriedenere Zukunft nicht verlassen.