Es würde mir sehr viel bedeuten diese 2000 Euro zu gewinnen. Wir haben semtliche Reparaturen an unserem Haus vorzunehmen, jedoch reicht unser Geld nicht. Ich bitte zutiefst das ihr uns hilft, damit ich meinen Eltern einen Gefallen tuen kann.
mfg. Tim
Schemenhaft, wie die Schatten vieler kleiner Geister, wankt die alte Kork-Eiche im stürmischen Schneetreiben vor Edda´s kleinem Arbeitszimmerfenster hin und her. Die Schneeflocken die plötzlich, jedoch pünktlich am Heiligen Abend vom Himmel fallen, werden immer größer. Edda steht auf und geht noch einen Schritt weiter vor zum Fenster um das lustige Treiben der umherwirbelnden Flocken genauer beobachten zu können. Jeder Baum, jede Laterne und sogar
jedes Straßenschild ist schon zentimeterdick mit Schnee bedeckt und Edda findet den Gesamteindruck der ruhigen Straße idyllisch schön.
Nur ein Liebespaar schlendert lachend und eng umschlungen durch den dichten Schnee der sonst menschenleeren Straße.
Fast unhörbar leise seufzend setzt Edda sich zurück in den Stuhl, zündet ein paar Kerzen ihrer kleinen Weihnachtspyramide an und erfreut sich an ihrer liebevoll zusammengestellten weihnachtlichen
Dekoration. In jedem Teil ihrer Wohnung befindet sich mindestens ein kleines, aber gemütliches Weihnachtslicht. Edda mag diese wenigen besinnlichen Feiertage und ist auch gern allein. Und gerade jetzt zu Weihnachten bemerkt sie, wie einsam sie so allein doch eigentlich ist. Es ist niemand da mit dem sie sich gemeinsam am weihnachtlichen Ambiente erfreuen kann, keiner da, der mit ihr im Schneetreiben spazieren geht. Und nicht einmal ein Weihnachtsgeschenk gibt es für Edda. Denn das hat sie vergessen sich zu kaufen.
Etwas missmutig sortiert Sie die Tageszeitungen der letzen Woche zusammen, in denen sie bis eben noch etwas rumgeblättert hat und denkt nach, was sie nun tun kann. Auf das Fernsehprogramm hat Edda keine Lust und bescchließt daher das zu tun, worauf sie gerade richtig große Lust hat. Spazieren gehen im Schnee. Ruckartig steht sie auf, nimmt einen letzten Schluck ihres selbst gemachten Glühweins und bläst die Kerzen aus um sich startklar zu machen. So mummelt sie sich in ihre warme Jacke, setzt die alte Pudelmütze auf,
klettert in die gefütterten Stiefel und streift die Handschuhe über. Alle elektrisch betriebenen Lichter lässt sie an, schnappt sich den Wohnungsschlüssel und steht gleich darauf im Schnee.
Langsam tippelt sie die Straße hinunter und schaut sich die Weihnachtsbeleuchtungen der benachbarten Wohnhäuser an. Aus einem Haus ertönt weihnachtliche Musik, aus einem anderen kommt gerade ein Weihnachtsmann heraus. Im Vorbeigehen drückt er Edda einen kleinen Schokoladenanhänger in die
Hand und wünscht ihr ein Frohes Weihnachtsfest.
Sie läuft weiter bis zum Waldrand und kann gar nicht genug von dem frischen Weiß bekommen. Längst schon alle Häuser hinter sich gelassen, nimmt Edda ein Geräusch wahr. Vorsichtig bleibt sie stehen, schaut sich um, kann nichts entdecken und läuft weiter. Dann war es wieder da, das tappsende Geräusch. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, bereit schnellen Schrittes den Heimweg anzutreten, dreht sie sich
um. Im Moment der Schrecksekunde hört sie ihr Herz direkt in den frischen Schnee plumpsen. Keine zehn Meter von ihr entfernt kommt ein WEIßES ETWAS langsam auf sie zu und schaut sie mit leicht geneigtem Kopf an.
„Beeindruckend“ denkt sie, „mein Glühweinrezept ist wirklich gut, nun sehe ich schon Eisbären“.
Etwas ängstlich und nach Fluchtmöglichkeiten suchend schaut sie
noch einmal zu den ihr immer näher kommenden Eisbären hin. Der macht nun etwa vier Meter vor Edda halt, setzt sich in den Schnee und lässt keinen Blick von ihr. „Das gibt es doch gar nicht“, ruft Edda nun erregt.
Der Eisbär ist ein Golden Retriever, genau der Golden Retriever, der seit drei Wochen herrenlos und ängstlich in der Gegend umherirrt. Ein paar Leute haben ihn schon gesehen, aber niemand bekam ihn bislang zu fassen. Edda hatte von ihm sogar erst in der Zeitung gelesen.
Da sitzt er nun vor ihr, arg abgemagert, verdreckt und nass. Vorsichtig und langsam beugt sie sich hinunter um in gleicher Höhe mit dem Hund zu sein, greift vorsichtig in ihre Jackentasche und holt ihr einziges Weihnachtsgeschenk, den kleinen Schokoladenanhänger heraus. Vorsichtig zieht der Hund sich etwas zurück. Mit dem Papier raschelnd erlangt sie jedoch die Aufmerksamkeit der Hunde-Dame. Sie kommt näher schaut Edda treudoof an und schnappt vorsichtig nach der Süßigkeit. Sie verschlingt das kleine Naschwerk
gierig mitsamt des Papiers. „Na, dazu noch einen feinen Glühwein gefällig“, fragt Edda und streckt dem Hund langsam ihre Hand entgegen, welche direkt von einer kalten und rauen Riesenzunge abgeschlabbert wird.
Edda den Tränen nun nahe, sagt jedoch lachend: „Komm Eisbär, lass uns nach Hause gehen“.
Und so troddeln Edda und Eisbär wie unzertrennliche Freunde nebeneinander her in Edda´s gemütliches Heim und
verbringen gemeinsam ein wunderschönes Weihnachtsfest.