Kurzgeschichte
Wessen Schuld?

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"Jonathans Abgründe"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2013, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: diavolessa - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Über mich gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen. Ich mag Bücher und wenn´s mich überkommt schreibe ich mal etwas Eigenes auf. Derzeit werde ich etwas zu sehr vom unkreativeren Teil des Lebens eingenommen, finde also keine Zeit um meine Geschichten weiter zu schreiben. Das tut mir vor allem die für Fans von "Aurelias Plan" leid.
Jonathans Abgründe

Wessen Schuld?



Wer hat mir das angetan? Wer würde mich so abgrundtief hassen und mich unter Drogen zu setzen? Noch dazu eine solch absurde Menge, die mich umbringen würde?
Bitte sagt doch etwas, ich kann euch hören! Sprecht mit mir, Mama und Papa! Ich weiß, dass ihr hier seid. Auch wenn ich mich nicht bewegen kann, so kann ich doch jedes einzelne Wort verstehen. Papa, was hat dir der Arzt gesagt als du ihm gerade nachgelaufen bist, warum bist du jetzt so still?




Was ist nur passiert? Ich kann mich kaum noch erinnern.
Da war doch Jo, der neulich beim Wettkampf gegen diesen selbstverliebten Erik verloren hatte. Ich hatte es verpasst ihn rechtzeitig in die Schwimmhalle zu fahren, deshalb konnte er sich nicht aufwärmen. Das Training eines ganzen Jahres war binnen Minuten umsonst gewesen. Er war so sauer, dass ich ihn kaum noch wiedererkannte. Jedes Bitten, jedes Flehen wehrte er ab. Aber gestern war er wieder in der Halle, ein deutliches Zeichen für seine abflauende Wut. Nein, er

kann es nicht gewesen sein.
Oder Henrick! Er mich zur Tür hinaus geworfen als ich ihm helfen wollte. Zugegeben, ich hätte einfühlsamer reagieren sollen, als er mir eröffnete nun doch Pädagogik studieren zu wollen. Schon seine Eltern hatten ihm davon abgeraten, er sei zu sprunghaft. Aber der Ehrgeiz hatte ihn gepackt, das hab ich immer deutlicher gespürt, wann immer er mir von seinen Plänen erzählte. Es war gemein mich auf die Seite seiner Eltern zu schlagen, das weiß ich. Sobald ich diese Krankenhaussache hinter mir habe werde ich zu ihm

gehen.
Warte, da war noch Jaden. Am Dienstag kam er in die WG geschneit. Er hatte Liebeskummer, ja genau! Er war total aufgelöst und brabbelte 2 Stunden etwas von „schwul sein“. Eigentlich wollte ich für eine Klausur lernen, deshalb war ich wohl etwas knapp angebunden und wollte nichts von seinen Problemen wissen. Mein Jurastudium fällt mir momentan nicht wirklich leicht, aber ich brauche dieses Stipendium, da kann ich mir keine Ablenkung leisten. Was er wohl gerade macht? Es schien schon ziemlich ernst zu sein, aber ich war so genervt! Dämliche Ausrede, was bin ich nur für ein

Unmensch! Ich hätte für ihn da sein müssen, hätte ihm zuhören sollen! Jetzt weint er seiner heimlichen Liebe nach, die nichts von ihm wissen will und ich bin ein Arsch!
Apropos Arsch, hat Toni nun doch mit dem Kellnern aufgehört? Sie war so verstört, als sie neulich von einem Herrn bedrängt wurde. Es schien auch nicht das erste Mal zu sein! Dabei wirkte die Bar doch so seriös. Als ich mir den Laden zum ersten Mal anschauen wollte, wäre ich beinahe vorbei gegangen. Nobler Chic! Etwas zu verspielt und extravagant für meinen Geschmack, aber ihr hat es zu Beginn sehr gefallen. Was musste sie alles

erdulden, während ich sie ignorierte und meinem Leben nachging?

Seit wann bin ich schon dieses egozentrische Schwein, das niemanden fragt wie es ihm geht? Es geschieht mir ganz recht. Irgendjemand hat sich wohl rächen wollen. Dabei hab ich mir doch im Stillen Sorgen gemacht, um sie alle! Ich konnte kaum mehr schlafen, deshalb musste ich doch auch – Nein!


Schritte kündeten vom Eintreten einer weiteren Person in den Raum des Komapatienten. Der Mann sprach mit ruhiger, vertrauensvoller Stimme: „Ihrem Sohn geht es den Umständen entsprechend gut. Ich denke er wird sich bald wieder erholen. Jedoch sollten sie sich in nächster Zeit gut um ihn kümmern. Mit Selbstmordversuchen ist nicht zu spaßen. Nehmen sie ihm den Stress ab. Kein Schwimmtraining mehr, kein Zweitstudium und keinen Job in zwielichtigen Schwulenbars mehr und vor allem: Machen sie ihm bewusst dass sie es nicht schlimm finden, wenn er homosexuell ist.“

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Über den Autor

Zebra
Über mich gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen.
Ich mag Bücher und wenn´s mich überkommt schreibe ich mal etwas Eigenes auf.

Derzeit werde ich etwas zu sehr vom unkreativeren Teil des Lebens eingenommen, finde also keine Zeit um meine Geschichten weiter zu schreiben. Das tut mir vor allem die für Fans von "Aurelias Plan" leid.

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Frettschen Sehr schön geschrieben und kritisch obendrein.
Hampeln wir doch alle durch unsere Welt und schauen erst auf, wenn es entweder zu spät oder haarscharf ist - - - schade eigentlich!
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra Das Kuriose: vor einer Woche habe ich meine Geschichten nochmal durchgeschaut und habe diese fast selbst nicht mehr verstanden.
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Wolfspfote Eine wirklich gelungene Kurzgeschichte!!! Ich finde es toll, dass du fragen offen lässt und alles nicht ganz so genau erklärst :) Gefällt mir!
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Zebra Danke sehr.
Die offenen Fragen sind doch meist das schönste an Kurzgeschichten. So hat es für jeden eine eigene Bedeutung :-)
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Albatros99 Eine gelungene Geschichte, ich schau gern wieder bei dir vorbei. Liebe Grüße Christine
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Zebra Vielen Dank :-)
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scrittura gut geschrieben, mit einer gelungenen Wende am Ende. Hätte ich nicht erwartet. Regt gerade deswegen zum Nachdenken an. gefällt mir!
Grüße, Fiona
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EagleWriter interessanter Plottwist am Ende
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Zebra Danke!

War in vielerlei Hinsicht ein Experiment, bin mir aber nicht wirklich sicher ob es auch als gut oder wenigstens passabel durchgehen kann ...
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