Kinderbücher
Tiffany

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"Ein Detektivkrimi"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2013, 100 Seiten
Kategorie Kinderbücher
© Umschlag Bildmaterial: Simon Käßheimer
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Über den Autor:

Ich bin Hobbyautor aus Leidenschaft, das Schreiben kam mal wie ein Löwenzahnschirmchen zu mir ins Zimmer und in meine Welt geflogen, Ich hab es aufgefangen und seitdem lässt es mich nicht mehr los. :-) Eigentlich war und bin ich gar kein so großer Leser aber am Schreiben bin ich irgendwie hängen geblieben. Macht mir einfach Spaß; besonders wenn die Geschichte Erfolg hat und anderen Freude bereitet und somit gefällt. :-) Ansonsten gibt`s noch ...
Ein Detektivkrimi

Tiffany

°°°




1.

Es war Nacht die Nacht des 30 September. Der Nebel schlängelte und wand sich, und versteckte die Straßen von London in einem dichten Grau. Die Straßenlaternen die entzündet waren, prallten an den Nebelschwaden ab und erhellten so allein das Gebiet das sie direkt umgab und zu betreffen schien. In einer Lücke des ganzen, fiel der Strahl einer freistehenden Laterne, auf das Gesicht einer Person und machte dieses zur Hälfte kenntlich; wärend die andere Hälfte verborgen im Dunkel blieb, wie die Schminke eines Straßenpantomimen. Den Kopf der Person zierte eine hohe

Melone. Der Körperbau lies auf einen Mann schließen; welcher sich eben an einem alten Vorhängeschloss zu schaffen machte; welches an einer mittelalterlichen Gruft auf dem Stadtfriedhof hing. Keine Menschenseele ahnte von diesem tun, und auch das zu Boden rasseln des fallengelassenen Schlosses und das rattern der aus den Riegeln gezogenen Ketten hörte und sah niemand. Zuletzt sah man den dunkel gekleideten Melonenträger noch in die Gruft huschen und danach lag alles wieder ruhig da. Es schien alles wieder zu sein als wäre nichts passiert, als wäre es eine Nacht wie alle übrigen in London. Nur

das aufgebrochene Schloss und die daneben liegende Kette waren Hinweis und zugleich klares Indiz dafür das etwas geschehen und passiert war. Es war Morgen geworden und Nilix Howsand war bereits aufgestanden; an diesem zwar kühlen und leicht nebeligen aber dennoch schönen und vielversprechenden Morgen. Nach Tee und Gebäck das er heute zum Frühstück nahm, statt wie sonst zum Tee am Nachmittag, hatte er sich entschlossen heute Morgen in aller Frühe das Grab seines Vaters zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit wollte er dort ein paar bereits zu beginn der Woche erworbene

Beetpflanzen für den Winter pflanzen und die alten auszutauschen. Nach einer kurzem Fahrt mit der Tram, die ihn zum Friedhof gebracht hatte, betrat er mit einer kleinen henkellosen Holzkiste, die die Pflanzen und Pflanzutensilien enthielt, den Friedhof. Nach kurzer Orientierung steuerte er das nahe dem Haupteingang gelegene Verwaltungsgebäude an, um dort nach der Positionsnummer des väterlichen Grabes zu fragen. Er trat auf das Gebäude zu und klopfte mit dem Türring an, worauf sich nach einigen Minuten die Tür öffnete und ein schwarzgekleideter kleiner Mann erschien. Dieser fragte ihn ohne

Umschweife nach seinem Wunsch: „Guten Morgen junger Mann. Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte er freundlich, wenn auch noch etwas schlaftrunken. „Guten Morgen auch ihnen. Mein Name ist Nilix Howsand und ich würde sie gerne um einen kurzen Gefallen bitten. Sofern es ihre Zeit zulässt“, erklärte sich Nilix mit freundlichen gewählten Worten. „Gerne. Welcher Art ist der Gefallen?“. „Es handelt sich um die Position und die Grabnummer vom Grab meines Vaters, ich wollte sie fragen ob sie mir diese nennen können. Oder besser für mich in Erfahrung bringen. Sie ist mir leider entfallen und meine Notiz darüber ist gleichsam unauffindbar

verschwunden. „Natürlich, kommen sie herein“. Nilix trat ein. „Setzen sie sich auf einen der Stühle im Vorraum, ich werde für sie in meinen Akten nachsehen. „Wie war der Name“, hackte der Friedhofsangestellte nach. „Howsand Brent, vor drei Jahren verstorben“. „Ahh ja, das werden wir gleich haben“ sagte der Friedhofswärter, der er zu sein schien und verschwand in einem der hinteren Räume, die Tür hinter sich schließend. Nilix saß nur kurz da und schon öffnete sich die Tür wieder, der kleine Mann kam wieder heraus. „Zwischen 12 - 23 b auf der rechten Seite“ erklärte er. „Sie haben wie es scheint einen glücklichen Tag, ich

kann ihnen das gleich persönlich zeigen. In die Gegend muss ich auch um ein ungepflegtes Grab anzuschauen das geschlossen werden soll“. Wärend Nilix insgeheim über den Ausdruck „glücklichen Tag“ in Zusammenhang mit dem Friedhofswärter nachdachte, sowie über den Mangel an Besuchern von ungepflegten Gräbern nachsann, trottete er an der Seite des Friedhofswärters, der sich beim laufen mit Herold Snich vorstellte, aus dem Haus und folgte ihm in südlicher Richtung zu den dort gelegenen Gräbern. Herold lief gemütlich und so kam Nilix, die Holzkiste unter den Arm geklemmt, gut

nach. Sie hatten bereits ein gutes Drittel des Weges, so schätzte Nilix später, hinter sich gebracht; als er plötzlich mit den Augen Herold folgte der vom Zentralweg abkam und dann plötzlich zu rennen begann. Er kam erst vor einer größeren Betongruft zum stehen, die alle andern Gräber mit ihrer Größe überragte. Nilix kam langsam nach und sah, als er der Gruft näher kam, Herold mit einer Kette, und sich eben von den Knien erhebend, davor stehen. „Sie haben die alte Miltongruft aufgebrochen; schauen sie hier das Schloss, es wurde aufgesägt“, sagte Herold, als Nilix in Hörweite

war. „Was gibt es den da zu holen“, fragte Herold; wobei er mehr mit sich als mit Nilix sprach. „Vielleicht Kerzenständer oder ähnliches“, antwortete Nilix spontan auf die unklare Frage. „Das glaube ich weniger“, bekam er von Herold, leicht verärgert und gequält, zur Antwort. Sie gingen zur Tür der Gruft und nachdem Herold sie ganz geöffnet hatte um Licht im innern zu schaffen traten sie langsam hintereinander ein. Aus einer seitlichen Ritze drang ein wenig Morgenlicht herein und traf an der Seite des steinernen Gruftkastens auf. Der Kasten war abgedeckt gewesen,

doch nun war der Deckel zur Seite bewegt worden und die gesamte obere Hälfte lag fast unbedeckt frei. Nilix trat, nach Herold, näher und gemeinsam sahen sie die offene, schwach von dem Eingangslicht beleuchtete Sargmulde. Ein schauriger Anblick sollte sich ihnen Bieten doch dieser blieb aus. „Wo ist der Leichnam, oder das was von ihm übrig sein müsste“, fragte Herold. Dann trat er näher zur Sargmulde und fischte mit seinen Händen nach etwas was in dem Sarg zu liegen schien. Er zog es heraus wärend Nilix angewidert wegschaute; es war ihm doch zu

unappetitlich. Herold holte allerdings nicht irgend ein Skelettstück einen Schädel oder ähnliches heraus, wie Nilix erwartet hatte, sondern nur einen weißbraunen rechteckigen Zettel, auf dem ein verdeckter Gesichtansatz mit einer Melone abgebildet war. Darunter stand in dicken Buchstaben: TIFFANY.



2.

Wer war Tiffany? Und warum hatte er die Überreste von einem der angesehensten Herren der Londoner Geschichte gestohlen? Das war die Frage, die sich nachdem der Tatort von Polizei und Scotland Yard gesichert, untersucht und geprüft war immer noch stellte. Was war das Motiv von dem, welcher sich selbst Tiffany nannte, und offensichtlich diese Karte im Gruftsarg zurückgelassen hatte? Dieser war nun vollkommen leer und seines Besitzers beraubt. Dieser hatte in großen englischen Tagen für seine Königin gekämpft und war dafür nicht nur mit

Orden, sondern auch mit Ruhm und der Erinnerung an ihn dekoriert worden - George Frederick Milton. An den folgenden und deren Folgetagen wiederum, überschlug sich die Londoner Presse mit ihren Schlagzeilen und Vermutungen über den Dieb. Welcher durch diese Schlagzeilen und ihre Verbreitung der Hauptgesprächsstoff an jedem Londoner Teetisch wurde. Eine vage Ahnung des Motivs war die Vermutung von Vandalismus oder einem Erpressungsversuch des Königshauses. Herold Snitch und Nilix Howsand waren in aller Munde als Entdecker des Einbruchs des mysteriösen Täters. Erst am Ende der Woche wurde es wieder

ruhiger um sie und die ganze Sache; welche nun nach allen Regeln der Kunst aufbereitet und ausgeschlachtet war und die Zeitungsauflagen erhöht hatte. Nun, nachdem die Woche nun an ihrem Ende stand, fand die Stadt wieder Ruhe und mit ihr Herold der Friedhofswärter. Er saß in seinem Häuschen, welches nur ein paar Schritte vom Hauptfriedhof entfernt lag und lies bei einer wohl temperierten Tasse Kräutertee die vergangene Woche aus seinem Geist verschwinden. Dabei kam er, mehr ungewollt, darauf dass er selbst gar nicht viel über George Frederick Milton wusste. Nun es hatte ihn die Woche über auch niemand nach genaueren

Auskünften über ihn gefragt. Und nun da er darüber nachdachte wurde ihm klar dass er damit großes Glück gehabt hatte. Den bei einer Frage zu Miltons Person hätte er wirklich nicht gut ausgesehen. Oder sagen wir, er wäre wohl nicht dem Eindruck entgangen, ungebildet wenn nicht sogar ignorant, zu sein. Nach dieser gewonnenen Erkenntnis wurde ihm schnell klar dass er diesbezüglich etwas unternehmen musste. Er beschloss das nahe liegendste zu tun und am nächsten Morgen, in aller Frühe, die städtische Bibliothek aufzusuchen um diese Bildungslücke zu schließen.

Es war 8:50 Uhr, oder etwas später, als er nahe der Bibliothekstreppe stand - welche um 9 Uhr zu öffnen pflegte. Er stellte sein Rad in einer unmittelbar der Bibliothek gelegenen Seitenstraße ab und kettete es dort an einen weißen Metallzaun. Danach lief er über die Straße deren Ampel eben auf grün gesprungen war und stieg dann die Treppenstufen hinauf. Er begrüßte einen Mann am Eingang der eben die zweite Tür des Eingangs in einem Riegel an der Unterseite einrasten ließ. Dann trat Herold in den prächtigen Besuchervorraum und an

Rückgabeschaltern vorbei, bis zu einer seitlich befindlichen Theke an welcher auf einem Schild darüber hängend in altmodischer Schrift Info stand. Nachdem eine älteren Dame vor ihm sich über irgendeinen griechischen Philosophen informiert hatte und mit einem Zettel zufrieden davongelaufen war wendete sich Herold an die Infodame und fragte in einfachem Englisch: „Können sie mir sagen wo ich hier Informationen über George Frederick Milton finden kann, oder seine Biografie?“. Die Dame schrieb ihm etwas auf eine alte Karteikarte und erklärte ohne ihre Akten zu bemühen: „Im oberen hinteren Teil der Bibliothek,

bei den Altertümern - Reihe H23 L - Z, unter M, das weis ich seit letzter Woche auswendig“. Überrascht blickte ihr Herold ins Gesicht und sie lächelte ihm entgegen. „Sie sind wohl bald der hundertste der nach ihm fragt, aber ich kann sie beruhigen, es sind noch fast alle Bücher über ihn und sein Leben da. Die meisten gehören zu den Einsichtexemplaren und dürfen nicht entliehen werden“. Nach einem kurzen, aber freundlichen, bedanken für diese und die anderen Informationen machte sich Herold in das Zentrum der Bibliothek auf; dabei hielt er, sich orientierend, die Karteikarte mit der notierten Nummer vor sich in der Hand.

Als er fast im Herzen des Regalkreises stand, fiel sein Blick auf die Wendeltreppe die in das obere Stockwerk führte. An ihrer Seite war die Nummer H22 - H30 angebracht und ein Pfeil der nach oben zeigte. Herold stieg vorsichtig die Wendeltreppe hinauf und kam dann im oberen Teil an. Sein Blick schweifte umher, die vor ihm liegenden Regale waren nicht kenntlich gemacht. Er lief in eine der ausgeleuchtete Zeilen und entdeckte dann im Quergang angebracht das Schild H21 - H23. Dem folgte er und stand dann nach erneuter Orientierung in einem der rechten Gänge, Reihe H23, dort vor sich sah er

den am Regal angebrachten Wimpel A - L. Er lief weiter, nach rechts und sah dann nach einigem forschen im unteren Teil den Wimpel L - Z. Kleinen Schrittes ging er das Regal ab, nach M suchend weiter nach rechts und stieß dann nach Ma und Me auf Mi. Seine Augen wanderten durch die Stufen der Bücher und ihre Titel und an der Stelle wo sich mehrere Bücher befinden sollten die Informationen über George Frederick Milton betrafen war nur gähnende Leere. Überrascht und zugleich ein wenig verärgert über die Zusicherung welche die Dame an der Information hatte verlauten lassen, welche sich nun als

Falschaussage entpuppt hatte, lief Herold dem Regalbogen folgend weiter nach rechts. Dort sah er ein Buch auf dem Boden liegen. Was war das? Er kam bei dem Buch an, welches er auf dem Boden ausgemacht hatte und sah dann vor sich ein Chaos. Dutzende Bücher waren herausgerissen, lagen auf dem Teppich und am Ende des Ganges, welcher von einer Scheibe abgeschlossen wurde, hörte er das Wimmern des Windes durch den Fensterrahmen pfeifen. Beim näherkommen sah er Glasscherben die Teils auf dem Boden ausgebreitet und teils vor ihm lagen, oder noch im

Rahmen steckten. Am Boden vor dem Fenster machte Herold nach prüfendem Blick etwas ihm wohl bekanntes aus. Er näherte sich und hob die kleine bräunliche Karte auf dem Boden auf. Tiffany dachte er und blickte auf die Karte mit dem ihm bekannten Kopf und seinem Besitzernamen, welchen er ja kannte. „Ein Mauerstein war es das Werkzeug mit dem die Scheibe zerschmettert wurde“, stellte Inspektor Howler, der mit dem Fall betraut worden war, fest. Als er auf dem, an das Bibliothekfenster grenzenden, Vordach stand fügte er hinzu: „Hier unten, sehen sie, hat er den

Mauerziegel weggetreten“. Er zeigte auf eine am unteren Rand befindliche Lücke im Mauerwerk, welches das zerschmetterte Fenster von außen umgab. Dann trat er durch den Scherbenbogen, der mal ein prunkvolles Fenster gewesen war, wieder ins innere. Er schaute sich kurz um und hob einen seitlich unter einem Buch begrabenen Ziegelstein auf. „Da ist er, die Maurer sollen ihn wieder einsetzen - im Fall das sie bestellt worden sind“.

3.

Schreib mir was!„Offensichtlich will der Verbrecher dass wir uns Gedanken über ihn, seine Präsenz und sein Tun machen. Wieso sonst würde er seine Visitenkarten als Handschrift am Tatort lassen“, sagte Inspektor Howler als sie wieder in Scotland Yard waren und sie zur Beratung der Lage bei Tisch saßen. „So ist es“. Ein Unbekannter der sich Tiffany nannte trieb in London sein Unwesen - soviel war nun, nach einer mehrstündigen Sitzung zu den Vorfällen, allen beiwohnenden klar.

Howler fragte sich ins geheim: „Was soll ich tun“, wärend ihm bewusst war das sich jeden Moment ein neuer Skandal um diesen Tiffany ereignen konnte. Wenn nicht sogar mit Sicherheit würde. London war groß, sehr groß sogar, sogar diesen Milton betreffend; und damit die Möglichkeiten für einen weiteren Einbruch fast unendlich. Dennoch trieb es Howler, seinem Spürsinn und Instinkt folgend, zum Anwesen und ehemaligen Heim von George Frederick und seinem Haus der Familie Milton. Howler hatte nach einigem nachdenken

nicht lange überlegt, ein Fahrzeug - einen schwarzen Rover, durch einen der Telefonisten des Scotland Yard bestellen lassen und war wenige Minuten darauf im Wagen auf dem Weg zu dem nahe St. Marys gelegenen Anwesen. Regen, mehr als sonst in London üblich, prasselte auf die Windschutzscheibe, sie kamen langsam voran und die Sicht nach draußen zu halten gestaltete sich schwierig. Als sie jedoch in den gepflasterten Vorfahrtsweg, der vor den Haupteingang Miltonmanors führte, einfuhren klarte es für einen Moment auf. Darauf schlossen sich die Wolken auch schon wieder und als sie fast durch das Eingangstor zum Anwesen gefahren

waren sah Howler rechts neben sich durchs Fenster. Durch die abgetropfte Scheibe sah er eine schwarzgekleidete Gestalt durch den Metallzaun schlüpfen. Einen Moment später, als der Wagen bereits mehrere Meter gemacht hatte, reagierte Howler und wies den Fahrer mit einem kurzen aber entschiedenen Schrei an anzuhalten. Howler zog am Türgriff, die Tür versagte. Einen weiteren Moment später öffnete ihm, der aus dem Wagen gesprungene Fahrer, die Tür. Howler sprang leise fluchend heraus und rannte den Weg entlang zurück. Er bog nahe dem Zaun, seine Waffe ziehend, ein und lief mit langsam werdenden Schritten auf

die Stelle zu wo er den schwarzgekleideten vom Autofenster aus ausgemacht hatte. Howler trat näher, richtete seine Pistole auf die Gebüsche vor ihm, links und rechts wanderte die Pistole im Regen hin und her; dann sah er dass er wieder zu spät dran war. Der schwarzgraue Metallzaun dem er kurz darauf gegenüber stand hatte ein Loch, rautenförmig und oberhalb und unterhalb von einem Schweißbrenner durchtrennt. Darunter lagen die 40 - 80 cm lange Metallsprossen vom Zaun -abgetrennt und ein paar andere waren nach unten weggebogen. Der Eindringling war weg. Die ausgekühlten Sprossen am Zaun

verrieten dass der Besucher sich längere Zeit auf dem Gelände aufgehalten hatte und die Zaunsprossen vermutlich vor dem Einstieg entfernt und beschädigt hatte. Howler machte sich das nur kurz klar, den schon gleich darauf war er wieder flotten Schrittes auf dem nassen Rasen, zum Rover unterwegs. „Schnell, geben sie Gas zum Hauptgebäude“, herrschte er den Fahrer in den Wagen springend an. Dieser tat wie ihm befohlen wurde und wenige Sekunden später hielten sie vor der grauen Treppe des Hauptgebäudes. Howler stieg aus dem Wagen; mit einem kurzen: „Sie bleiben hier und warten“, hielt er den Fahrer vom Aussteigen

ab. Howler eilte die Treppe hinauf und betätigte den Türklopfer. Minuten später wurde ihm die Tür geöffnet - es war der Butler. „Guten Tag, ich bin Inspektor Howler von Scotland Yard“. Man hat meine Ankunft bestimmt angekündigt“, stellte Howler klar. „So ist es“, erklärte der Butler, winkte ihn darauf herein und lies die Tür hinter ihm ins Schloss fallen. „Haben sie spezielle Wünsche oder Gründe die sie herführen“, fragte der Butler ihn als er ihn durch die Eingangshalle führte. „Bis grade eben nicht, oder nicht konkret“, antwortete Howler zurückhaltend. „Was heißt das“, fragte der Butler kühl.

„Das heißt, das ich jetzt erst einmal sehen will wo der Einbruch vor Minuten, vielleicht Stunden, begangen wurde“. „Einbruch“, der Butler stoppte abrupt und erschrocken. „Hier bei uns, wo und wann“. „Heute, gerade vorher“, erklärte Howler: „Wo - werden wir sehn“. „Ich habe eben vor Minuten einen Einbrecher beim Ausstieg durch den von ihm geöffneten Zaun erwischt, kam jedoch zu spät um ihn zu fassen“. „Eine dunkle Gestalt“, fügte er abschließend hinzu. „Wir sollten zuerst Sir und Miss Milton davon in Kenntnis setzen“, erklärte der

Butler in selbstgefällig Art. „Nein“, sagte Howler forsch. „Ich möchte dem Besucher so nah auf der Fährte bleiben wie möglich, führen sie mich zum Tresor, der Bibliothek und sonstigen Orten die Wertgegenstände und andere mögliche Einbruchsziele darstellen“. „Nun gut, folgen sie mir“ sagte der Butler und eilte dem Inspektor voran.

4.

„Was hat er nur gesucht“, dachte sich Howler und folgte dem Butler der ihn zum Schlafgemach seiner Herren führte. „Hier ist einer von drei Tresoren im Anwesen. Die anderen zwei befinden sich im Obergeschoss“, erklärte der Butler und schob ein Seitenschränkchen auf Rollen zur Seite hinter dem eine Tresortür zum Vorschein kam. „Hier ist nicht`s geschehen“, stellte Howler fest. „Die Fenster sind auch intakt. Weiter“. Sie verließen das Schlafzimmer und eilten durch einen Gang. Am Ende des Ganges öffnete der Butler dem Inspektor die Tür - es war der Speisesaal. Der

Inspektor trat ein und sein geschultes Auge machte hinten Links eine zerbarstene Scheibe aus; er ging darauf zu und auf die linkerhand offenstehende Tür. „Hier ist er ein- und vermutlich auch ausgestiegen“, stellte er auf die Scherben deutend fest. Melissa Milton trat durch die Eingangstür, die der Butler und Howler eben betreten hatten, ein. „George, was wird hier getan“, fragte sie stolz an den Butler gewandt. Der Butler stockte erst und antwortete dann: „Das hier ist Inspektor Howler von Scotland Yard, wir stellen eben einem von ihm ertappten Einbrecher nach“. „Einem Einbrecher“, wiederholte Mrs. Milton mit Zweifel in ihrer Stimme.

„Ja Mrs. Milton“, bestätigte Howler dominant. „Ich überging es, und ihr Butler auf meine Anweisung hin, sie zuerst deswegen aufzusuchen, wir wollen erst einmal den Tatgrund feststellen und das hat äußerste Eile den die Tat hat eben vor Minuten erst geendet“. „So ist es Mrs. Milton“, bestätigte der Butler. „Wir haben hier bereits die Einbruchsstelle gefunden“, erklärte Howler und zeigte wärend Mrs. Milton näher trat auf die in Scherben liegende Scheibe neben ihnen. „Nun weiter“, sagte er. „Ich werde nachher mit ihnen - wenn möglich, darüber reden“. Das „gut“ der Besitzerin verhallte hinter

ihm und er eilte durch die offenstehende Tür in den vom Butler geöffneten Nebenraum. „Was fehlt hier“, fragte er sich, der Butler eilte ihm nach. „Hier fehlt nicht`s soweit ich erkennen kann“, sagte der Butler. „Sie haben meine volle Unterstützung“, fügte er hinzu. „Der Wunsch der Mrs.“. „Wo führt dieser Raum hin“, fragte Howler unberührt. „Zur linken zum Magazin, so nennen wir den Raum der allerlei Möbel und Gegenstände verbirgt, da vorn durch einen Zwischenraum zum Eingang und hier durch die rechte Tür zur Bibliothek“, antwortete der Butler. „Lassen sie uns zuerst zur Bibliothek gehen“, sagte der Inspektor.

Er öffnete die Tür und fand sich in einer durchwühlten Bibliothek wieder; Massen von Büchern lagen am Boden, Gemälde lagen abgehängt dazwischen und der Teppich war zur Seite geworfen. Es verging ein Moment ehe Howler feststellte: „Er oder vielleicht auch sie haben offensichtlich etwas wertvolles gesucht, jedoch seltsamer Weise keine der Gemälde die hier liegen obwohl diese sicher von hohem Wert sind. Warum hat er sie dann abgehängt?“. „Er muss etwas Verborgenes von Wert gesucht haben“, stellte Howler darauf fest. „Wahrscheinlich den Tresor“. „Die sind wie ich ihnen schon sagte zum

größten Teil im oberen Stockwerk“, sagte der Butler. „Ja, ich weis - das sagten sie“. „Ich glaube trotzdem nicht recht das er nach Geld oder Schmuck gesucht hat, wieso sonst hätte er diese kleineren Gemälde“, er zeigte auf kleinere am Boden liegende Din A4 Rahmen, „nicht mitgenommen“. „Lassen sie uns noch in die anderen Räume gehen“, sagte der Inspektor darauf. „Glauben sie wirklich er hat mehrere Räume durchsucht“, fragte der Butler ungläubig. „Nein, zumindest sollte ich das nicht; und doch sagt es mir meine Nase“, erklärte Howler. Sie gingen aus der Bibliothek und hinüber in das Magazin, dort sah es

ähnlich aus wie in der Bibliothek - der Einbrecher hatte also auch hier gesucht. Howler musterte wieder Boden, Raum und Wand und merkte dass eine alte Bürgerkriegskarte, das erzählte und bestätigte ihm der Butler, von der Wand verschwunden war. „Er hat also eine alte Karte gestohlen“, sagte Howler nachdem er mit dem Butler den Raum durchsucht hatte. „Deswegen war er wahrscheinlich hier“. „War die Karte den wertvoll“ fragte Howler. „Nein, das glaube ich nicht“, sagte dieser, behielt sich aber vor diese Frage von seiner Herrschaft beantworten zu lassen. Sie durchsuchten darauf hin noch

den Zwischenraum vor dem Eingang, wie zu erwarten ohne Verluste. Darauf gingen sie zurück zum Eingang. In der Eingangshalle trafen sie auf Horg und Melissa Milton, die dort auf der Bank der Besucherecke Tee tranken und warteten. „Haben sie etwas gefunden und festgestellt Herr Inspektor“, wollte Horg Milton wissen. „Ja und Nein“, antwortete dieser. „Es wurde, wie ihr Butler mich aufmerksam machte, eine alte Bürgerkriegskarte von der Wand genommen und wie es aussieht auch gestohlen“. Er schnaufte eine kleine Pause dann sagte er: „Meine Frage an sie nun ist, wieso sollte er das tun, hat diese Karte besonderen oder gar

überhaupt einen vom Alterswert abweichenden Wert“. Melissa Milton wusste nichts von besonderem oder hohem Wert daran und auch Horg Milton schien ein besonderer Wert nicht bekannt zu sein. Es schien so als verbargen sie etwas, das fiel auch Inspektor Howler auf, dieser sagte jedoch nicht`s und bat um ein Telefon, gab Suchmeldung, Beschreibung des Objektes und eine Vage Beschreibung des Täters heraus, forderte die Spuren und Tatortsicherung an und verließ, wohlbedacht - erst als diese eingetroffen war den Tatort von Milton Manor.

5.

Es war in einer dunklen Seitenstraße Londons, wo die Geschichte plötzlich und unverhofft Tage zuvor weiterging. Tage waren vergangen, als die uns inzwischen bekannte Person - Tiffany, durch eine verregnete Straße im Armenviertel der Stadt ging. Ein paar alte schwarze Straßenlaternen leuchteten spärlich. Die Pflastersteine der Straße, deren Ränder vom Regen überspült waren, beschrieben - ob ihrer langjährigen Belastung, einen leichten und doch deutlich sichtbaren Bogen. Tiffany überquerte diese und ging dann gegenüber einen offenen Treppenaufgang

hinauf, welcher, wie üblich für diese Gegend, nicht beleuchtet wurde. Stunden vergingen, es wurde gegen drei Uhr Nachts, und zum Stundenschlag langte eine dunkle Kutsche vor dem Haus an. Es verstrich keine Zeit und die Tür über dem Treppenaufgang glitt leise, kaum merklich, auf. Tiffany stieg in die bereitstehende Kutsche und war ein weiteres mal verschwunden. Milton stand auf dem Türschild über der Treppe in verblichenen Buchstaben zu lesen; und nun war klar was Tiffany ein weiteres mal angezogen hatte. Oder schien es nur so ? Die Buchstaben selbst konnten darüber keine Auskunft

geben. Inspektor Howler indes suchte das Rätsel um Tiffanys Taten zu lösen und lag noch wach als das Telefon nahe seinem Bett gegen sechs Uhr klingelte. „Howler“ antwortete er ins Telefon, nachdem er den Hörer von der Gabel genommen hatte. „Was, Tiffany hat noch mal zugeschlagen ? Ich komme.“ Eine halbe Stunde später war er bei Scotland Yard angelangt, seine Kollegen erwarteten ihn bereits. Tiffany hatte wirklich ein weiteres Mal zugeschlagen, dieses mal im westlichen Teil von London. Sie fuhren hin. Eine Wohnung war durchwühlt worden und wieder war

eine kleine Karte mit der gewohnten Aufschrift zurückgeblieben. Howler überschaute den Tatort und sagte dann ratlos: „Was hat er bloß gesucht?“ Wieder lagen wertvolle Gegenstände wie Armbanduhren und kleinere Geschmeide am Boden und waren unberührt. Der Sekretär stand weit offen. Die Schubladen lagen verstreut darunter. Alles war durchwühlt und auf den Kopf gestellt. Das Arbeitszimmer glich einer Müllhalde. Howler fiel nach einigen Minuten des umsehen`s ein aufgebrochener Bilderrahmen auf, er bückte sich um ihn aufzuheben. Nach einigem betrachten reichte er ihn seinem Kollegen. „Ich

glaube er hat gefunden was er wollte.“ „Wieso sonst hätte er die Karte zurückgelassen“, stellte er die Frage in den Raum. „Er hat wieder Triumphiert.“ „Wem der Miltons gehört diese Wohnung ?.“ „Das ist es ja eben“, erklärte darauf sein Mitarbeiter. „Es gehört niemand mehr und gehörte dem verstorbenen George F. Milton.“ Howler stutzte. Hinter was war er hier nur her. Er wollte schon sagen: „hat doch alles keinen Zweck“, als ihm der Rahmen von seinem Mitarbeiter zurückgereicht wurde. Howler betrachtete ihn kurz und

wollte ihn schon fast wieder zurück an seinen Platz legen, als ein kleiner brauner Zettel aus der Bruchstelle rutschte und am Boden lag. Howler bückte sich danach und entfaltete ihn. Es war ein Stück einer Landkarte. Ein paar der amerikanischen Staaten waren deutlich erkennbar und darüber waren Koordinatendaten geschrieben. Linien markierten einen Zielpunkt am Rand. „Danach also hat er gesucht“, stellte Howler überzeugt fest. „Zum Glück hat er dieses Kartenstück übersehen oder nicht in die Hände bekommen, jetzt wissen wir wo Tiffany hin will und nach was er sucht. Er besitzt aller Wahrscheinlichkeit nach mit

der Bürgerkriegskarte aus Miltons Anwesen den restlichen Kartenteil und wird sich schon zusammenreimen können wo der Zielpunkt liegt, dafür auch der Diebstahl und Einbruch in Milton Manor. Wir müssen sofort nach Milton Manor und die Miltons nochmals nach der Karte befragen.“ Gesagt getan und so standen sie vereint, kurze Zeit später, wieder im Hause der Miltons. Diese jedoch hatten nicht viel zu der Karte zu berichten. „Es sei ein Erbstück gewesen“, hieß es und nicht mehr und das brachte Howler kein Stück weiter. Der Fall jedoch hatte ihn gepackt und so ließ ihm seine Lösung von nun an

keine Ruhe mehr. Er gönnte sich einen kleinen Urlaub um die Sache von allen Seiten in Ruhe beleuchten zu können und kam letztlich zu dem Schluss dass es nur eine richtige Vorgehensweise in der Angelegenheit gab. Eine Reise zum Zielpunkt der Karte und seiner Koordinaten, vielleicht würde er dort mehr erfahren.

6.

Es verging wieder eine Woche bis alle Koordinaten genau, von Fachkundiger Hand, bestimmt und das Schiff nach Amerika gebucht war. Howler traf jedoch pünktlich am Montag Morgen, nach einer unbefristeten Verlängerung seines Urlaubs, am Hafen von Brighton ein und war bereit sich auf die Reise zu machen. Er stand an der Kaimauer und betrachtete das vor ihm liegende Schiff, als ein Schatten hinter einigen Stapeln von Teekisten ihm in sicherer Entfernung folgte und jeden seiner Schritte umwarb. Dann, so schnell der Schatten der Gestalt aufgetaucht war war

er auch schon wieder verschwunden und Howler bestieg über die ausgelegte Bordrampe das Schiff das ihn nach Amerika bringen sollte. An Bord begrüßte er das bereitstehende Personal und fragte sogleich einen weiteren Bediensteten nach seiner Kabinennummer. Er bekam einen Zettel notiert auf dem stand Peron Howler 03.12 Norddeck. Howler suchte die Adresse auf und fand sich, nach schließen der Tür, in einer schönen kleinen Kabine der 2. Klasse wieder. Sie gefiel ihm und er spähte erst einmal durch das seitlich befindliche Fenster ehe er ablegte. „Eine hübsche

Aussicht“, sagte er zu sich selbst, dann legte er seine Kleidung in den weißen Kleiderschrank an der Südwand und begab sich ins Badezimmer. Es war bereits Abend geworden und das Schiff hatte längst abgelegt als Peron Howler aus dem Badezimmer trat. Er hatte gebadet und fühlte sich seit langem endlich wieder erholt und frisch. Die vergangenen Wochen hatten doch sehr an seinem Nervenkostüm genagt und er war froh sich bis auf weiteres nicht mehr mit dem vor ihm liegenden beschäftigen zu müssen. Er schenkte sich ein Glas Eiswasser ein, trank es vorsichtig und wollte sich eben

auf Deck begeben als ihm etwas weißes auf seinem Kopfkissen auffiel. „Ohh eine Karte“, wollte er in Gedanken zu sich selbst sagen. Es war Tiffany`s Kopf und Schriftzug darauf zu erkennen. Darunter stand handschriftlich zu lesen: „Herzlich willkommen Mr. Howler“. Howler wusste erst nicht wie er darauf reagieren sollte. Erschrocken, bestürzt, oder doch eher gelassen und hinnehmend? Er entschied sich für eine Mischung aus beidem und setzte dann seinen Vorsatz auf Deck zu gehen in die Tat um. Auf Deck betrachtete er nochmals die Mitgenommene Karte und prüfte sorgsam alle anwesenden

Passagiere die sich auf Deck befanden. Ein Großteil war männlich und zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahren. Dazwischen befanden sich einige Frauen und alte Leute. Einige Kinder tobten an Deck aber sonst war nichts aufälliges zu erkennen. Jeder, mit Ausnahme der Kinder konnte Tiffany sein und so blieb Howlers Blick an den jüngeren Personen Hängen. Die Handschrift passte nicht recht zu einem alten Greis oder einer älteren Dame. Doch war das ein Indiz für Tiffanys Alter? Howler mochte sich nicht weiter fragen. Er entschied sich essen zu gehen und das kommende dort zu erwarten. Im

Speisesaal angekommen bediente er sich an den Köstlichkeiten des Buffets und fühlte sich dennoch immer heimlich beobachtet. Er musterte auch dort die Passagiere und fand nichts aufälliges. Letztlich entschied er sich dazu seinen Gedanken über Tiffanys aussehen nun keinen weiteren Lauf mehr zu lassen und versuchte sich ruhig zum Essen zu setzen. Es gelang und schon bald hatte er bei gutem Essen das meiste Besorgniserregende vergessen. Den restlichen Abend verbrachte er in ein Gespräch vertieft mit einer älteren Dame die ihm über Amerika und seine Kriminalität

berichtete. Nach einem langen und ausgiebigen Gespräch mit der älteren Dame das bis in die Nacht hinein rührte beschloss Howler sich freundlich zu verabschieden und ging dann zu Bett. Er machte noch einen kleinen Abstecher auf das Deck um den Mondschein zu betrachten und trottete dann erschöpft zu seiner Kabine die ein Stockwerk tiefer lag. Doch was war das, die Kabinentür stand offen obwohl er sie sorgsam verriegelt hatte bevor er sie verlies. War das das Zimmermädchen gewesen, er hatte doch 2. Klasse ohne Roomservice gebucht. Als er sie

vorsichtig öffnete fand er nicht wie vermutet ein Bild der Verwüstung vor und dennoch war er sicher dass die Kabine von oben bis unten durchsucht worden war. Er hatte Tiffany wirklich vergessen. Zu lange - ein Fehler, wie er nun einsah. Offensichtlich war die Matratze gewendet worden und auch der Kleiderschrank wies alle Anzeichen einer Durchsuchung auf. Plötzlich verstand Howler und wachte auf. Die Karte, das Kartenstück das er vorsichtshalber in seiner Börse bei sich trug - Tiffany hatte nach der Karte gesucht. Sie aber nicht gefunden. Nun würde es wohl noch spannender werden. Nicht nur weil er jetzt zur

Zielscheibe eines Überfalls wurde sondern auch weil er Tiffany`s Absichten nur kriminalistisch deuten konnte. Howler wurde klar das er mit diesem Fall sein Meisterstück würde machen müssen oder unterzugehen drohte. So gespannt und angespannt begab er sich zu Bett um den nächsten Tag freudig mit versperrter Kabinentür zu begehen. Er begab sich zum Frühstück und danach wieder auf Deck um das schöne Wetter zu genießen. Kein Anzeichen irgendeines merkwürdigen Passagiers. Howler entschied sich einen Rundgang zu machen und bei dieser Gelegenheit

einen Blick auf das Personal zu werfen. Schließlich hatte er eineinhalb Wochen Zeit und sein kriminalistischer Instinkt war geweckt. Mit dieser Beschäftigung und einigem Ausruhen verlebte er die kommenden Tage friedlich und bei guter Kost bis zum darauffolgenden Samstag. Dieser jedoch kündigte sich deutlich mit einer Nachricht von Tiffany an. Der Inspektor fand sie am Fuß seiner Kabinentür als er Morgens aus dem Schlaf erwachte. Offensichtlich in der Nacht unter der Tür durchgeschoben fand er eine weitere Visitenkarte mit der Aufschrift AU REVOIR auf der Rückseite. Tiffany hatte offensichtlich

vor mit dem Inspektor am Tag darauf von Bord zu gehen und ihm entweder voraus oder nach zu reisen. An den Ort den vielleicht nur Howler selbst kannte.

7.

Es war Sonntag geworden an Bord und der vergangene Samstag war ohne weitere Zwischenfälle oder Störungen verlaufen. Am Horizont konnte man schon schwach die amerikanische Küste sehen - am Abend würden sie dort eintreffen. Es war Nachmittag und Peron Howler hatte ausgiebig zu Mittag gegessen. Seine Nachforschungen an Bord hatten nichts ergeben und auch sonst waren die bekannten Passagiere über jeden Verdacht von ihm erhaben. Keiner konnte es sein - und doch musste einer von ihnen Tiffany in Person sein. Wenn er sich nur zeigen und mit offenen

Karten spielen würde statt mit diesen banalen Spielchen immer wieder eine neue Überraschung aus dem Hut zu zaubern um ihn in Unsicherheit wiegen zu können. Was sollte all das? Wo war der Mann oder vielleicht auch die Frau mit dem schwarzen Hut? Die Visitenkarten gaben keinen Aufschluss. Nur Misstrauen und Furcht säten sie in Howler`s Gedanken und machten ihn zu einem handlungsscheuen Wrack. Er beschloss in seine Kabine zu gehen um zu packen, sah er doch keine andere Möglichkeit wieder an Tiffanys Spur heranzukommen. So ging er wieder in seine Kabine. Sorgfältig faltete er seine Hemden und

einige Hosen und zwengte sich anschließend in seinen Mantel um für die Ankunft gerichtet zu sein als ihm die sich langsam öffnende Kabinentür auffiel. Es war kalt geworden und die Kabinenfenster beschlugen von der Wärme des Raumes. Howler`s Augen blieben auf die Tür gerichtet die er eben noch verlassen wollte. Mit einem Satz sprang er zur Tür und riss sie auf. Ein junger Matrose stand davor. „Entschuldigen sie Mr. Howler, wir legen bald an - ich wollte sie nur davon Informieren“, erklärte der Matrose erschrocken. „Sind sie Tiffany“, schrie Howler den Matrosen an. „Ti Ti Tiffany - nein bin ich nicht“, stammelte dieser.

„Mein Name ist Ireccrift“. Howler`s Nerven waren zum zerreißen gespannt. „Warum schleichen sie sich dann in meine Kabine“, fragte Howler ernst. „Ich ich ...“, erklärte der Matrose stotternd weiter „ich will ich wollte“. „Sie wollten was“, forderte Howler streng, er zog seine Waffe. „Iiich wollte sie ausrauben“, vollendete er - dann rannte er davon. Howler rannte ihm nach und lies seine Kabinentür knatternd ins Schloss fallen. Der Matrose war weg. An der nächsten Biegung hatte er ihn verloren. Howler war ganz verwirrt, war das nun Tiffany gewesen. Er glaubte es nicht.

Sein Spürsinn sagte ihm dass er es nur mit einem kleinen Ganoven zu tun hatte und dieser bestätigte sich als er beim Führungspersonal nach Ireccrift fragte und eine Beschwerde vorbrachte. Er war schon des öfteren aufgefallen und nun hatte man ihn erwischt. Howler war stolz - doch befriedigt war er nicht. Tiffany hatte er nicht erwischt und eben um diesen drehten sich doch immer noch all seine Gedanken. Nun mehr als je zuvor. Zumindest war die Zeit mit diesem Vorfall vergangen und nun stand endlich das große Ereignis, die Ankunft in

Nordamerika - den U.S.A., bevor. Howler freute sich von Bord zu kommen, jedoch nur mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend weil seine Unsicherheit Tiffany betreffend wieder zunahm und lachend; war er doch zuletzt ein wenig Seekrank geworden. Sorgfältig prüfte er die Landungsmauer und mögliche Beobachtungsverstecke ehe er von Bord ging ob er von dort erspäht oder beobachtet wurde, doch er fand niemand verdächtigen oder etwas auffälliges. Tiffany hielt sich weiter gekonnt versteckt wie es schien. Und doch waren da zwei Augen die Peron Howler`s Schritte auf`s genaueste

verfolgten - direkt hinter ihm. An Land angekommen wurde er auch schon von einem örtlichen Polizeibeamten - einem Sheriff Loansdale begrüßt. „Guten Tag Mr. Howler, sie sind mit Sicherheit einer der wenigen wirklichen Briten die man sofort ausmacht, willkommen in Dover. Wir haben ihren Brief mit den Anweisungen erhalten“. „Und sie Sir haben das Auge eines beruflich erfolgreichen Polizisten, wie mir scheint “, gab Howler mit bewunderndem Unterton spitz zurück. „Nein das nicht, aber ich kenne eben Amerikaner und ihre Verhaltensweisen“,

entschuldigte sich Loansdale für seine taktlos angekommene Bemerkung. „Wo soll es den nun eigentlich hingehen“, fragte Loansdale. „Das werde ich ihnen sagen wenn wir unter uns sind“, erklärte Howler geheimnisvoll. „Ahh, ein Geheimnis“, folgerte Loansdale. „Nein, eine Sicherheitsmaßnahme - alles weitere später“. Kurze Zeit später bestiegen sie einen alten Polizeiwagen und fuhren los. Howler erzählte Loandale was sich auf dem Schiff und in London zugetragen hatte und sie fuhren erst einmal weiter in Richtung Cleveland woher Loansdale

stammte. „Nun müssen sie mir aber schon sagen wohin sie wollen Mr. Howler“ erklärte Loansdale nach einiger Zeit stiller Fahrt. Howler blieb noch für eine ganze Weile Geheimnisvoll bis sie wieder mal an eine große Kreuzung kamen, dort wünschte Howler zu halten und zog aus seinem Geldetui das alte Kartenstück und ein beiliegendes Schreiben. „Was ist das den“, wollte Loansdale wissen. „Das hier ist der Ort an den ich will“, erklärte der Inspektor und zeigte auf die alte Karte: „Grand Rapids - Michigan“, beendete Loansdale. „Warum um alles in der Welt gerade dorthin“, wollte Loansdale

wissen. „Das ist meine Sache und die von London“, erklärte Howler typisch britisch. „Wie komme ich da am schnellsten hin“, wollte Howler daraufhin noch wissen. „Am besten mit dem Zug von Youngstown aus“, erklärte Loansdale. „Dann weiter über Akron, Cleveland und Toledo. An Fort Wayne vorbei und sie sind da. Alles in allem ein paar Tage mit dem Zug“. „Dann machen wir es so“, erklärte Howler und nickte zustimmend mit dem Kopf. Keinem von beiden fiel in diesem Moment das herangefahrene graubraune

Auto auf das ihnen bis hier her gefolgt war und nun hinter einer seitlichen Böschung versteckt parkte. Seine Scheinwerfer waren erloschen.

8.

Am nächsten Morgen langten sie in Youngstown an wo sich Howler von Loansdale herzlich verabschiedete um den dortigen Zug zu besteigen. Dieser wollte jedoch nicht von seiner Seite weichen und so betraten sie das Bahnhofsgebäude gemeinsam. Kurze Zeit später traf das braune Auto des Vorabends am Bahnhof in Youngstown ein. Sie lösten ein Ticket für den Inspektor und begaben sich zum Bahnsteig. „Passen sie gut auf sich auf Mr. Howler“, bat Loansdale. „Ich glaube es ist uns niemand

gefolgt“. Da täuschte sich Loansdale allerdings, den eben als er es Howler sagte, der vor ihm in den Zug stieg, huschte schon wieder ein unbekannter Schatten unbeobachtet in den nächsten Wagon. Howler dankte Loansdale nochmals für seine aufopfernden Bemühungen und stieg dann in den Zug um sein Abteil zu erreichen. Das Schlafwagenabteil war klein und eng und der Inspektor war froh dass er nur eine Nacht darin zuzubringen hatte. Nachdem er abgelegt hatte machte er sich auf in den Speisewagen wo er die gedeckten Tische bereits vorfand. Glas und Wein standen

bereits parat nur das Essen musste noch bestellt werden. Der Abend war ruhig verlaufen und der Inspektor hatte mit allerhand Leuten geplaudert ehe er zu Bett ging. Der Morgen kündigte sich ebenso ruhig an und gegen Abend traf Howler nach stressigem umsteigen in Toledo und Flint in Grand Rapids ein. Ein Hotel war bereits gebucht, dafür hatte Loandsdale noch Sorge getragen und Howler wurde vom örtlichen Sheriff am Bahnsteig begrüßt. Als Jack Meldan stellte sich dieser vor und wollte zuerst einmal den Grund des Besuchs wissen. Diesbezüglich konnte ihm Howler leider

keine Angaben machen bat aber dennoch um absolute Verschwiegenheit seinen Aufenthalt betreffend, wartete er doch selbst auf ein Zeichen oder eine Reaktion von Tiffany`s Seite. Meldan tat es als britische Exzentrik ab und belies es vorerst dabei. Sie fuhren zum Hotel wo Howler sogleich die Rezeption aufsuchte. Die Überraschung war groß als dort schon eine Nachricht auf ihn wartete. „Ein Gast hat eben vorher diese Karte für sie abgegeben“, erklärte der Rezeptionist und reichte ihm das gewohnte bedruckte Kärtchen. Howler bedankte sich und drehte Tiffanys Visitenkarte in seiner Hand. Die

Rückseite war wieder beschriftet darauf stand: Willkommen in Grand Rapids dieser Gruß war unterstrichen; und darunter Fallasburg Brücke / 22:30 Uhr ,,Endlich, er gibt sich uns zu erkennen”, platzte es aus Howler heraus als er die Kartenrückseite gelesen hatte. „Uns“, der Rezeptionist schaute etwas verdutzt. Howler entschuldigte seine Bemerkung. „Ich meine London und mir“. „Londo...“,

setzte darauf der Rezeptionist an. „Vergessen sie`s“. Der Inspektor schaute auf seine Uhr; die er an einer langen silbernen Kette bei sich trug. „21:07 Uhr“, murmelte er. „Das schaff ich noch“. Darauf ergriff er die Koffer und die Zimmerschlüssel und verschwand im Aufzug.

9.

Es war gerade 22.19 Uhr auf seiner Taschenuhr als Howler an der Brücke eintraf. Die Brücke schwebte düster über den schmalen Fluß der unter ihr lag. Ein finsteres Tunnel aus Holz, der Kutschen und Personen beförderte. Howler trat zum Eingang auf der Südseite und spähte durch den Gang - niemand zu sehen. Er wartete. Nach etwa zwölf Minuten tauchte auf der anderen Seite der Brücke eine in dunkles Gewand gekleidete Person auf - Tiffany. Unverkennbar war er zu erkennen, die dunkle Melone zierte seinen Kopf und erschien wie auf der

Visitenkarte im dunkelgrau des Brückentunnels. Howler hielt sich nicht mit langem staunen auf, überlegte kurz und rief dann in den Hallenden Gang: „Was wollen sie, wer sind sie?“. Er zog seine Pistole. „Legen sie ihre Pistole weg und kommen sie langsam mit erhobenen Händen auf mich zu“, rief eine unbekannte Stimme ihm zu. Er sah das Aufblitzen eines Gewehrlaufes am anderen Ende. Tiffany sagte nicht`s - er legte die Pistole in seiner Brusttasche auf einen der Brückenquerbalken, betrat den Gang und schritt auf Howler zu. Langsam zeichnete sich Tiffany`s Gesicht im

Dunkel ab wärend er näher schritt und im Dunkel lief. Sekunden vergingen wie Stunden. Dann erkannte ihn Howler, doch das konnte nicht sein. Im dunklen Schein der kleinen Ausgangslampe, die über dem Querbalken hing, erkannte er das Gesicht von George Frederick Milton das er wie alle anderen Londoner aus der Zeitung kannte und das unter einer dunklen hohen Melone saß die samt Gesicht über einen Gewehrlauf gebeugt war. Howler starrte gebannt in sein Gesicht. „Müssten sie nicht eigentlich in ihrer Gruft liegen“, war das einzige das er noch

herausbrachte. Milton überlegte nicht lange und antwortete kurz: „Eigentlich schon“. „Doch der Bürgerkrieg war gut zu mir, und hat mich entgegen aller Behauptungen nicht getötet“. „Wie haben sie es geschafft die Zeitungen und Behörden zu täuschen?“. „Alles eine Frage der richtigen Höhe der Bestechungsgelder an die richtigen Personen“, war seine wiederum kurzgefasste Antwort. „Sie verstehen nichts, das fehlende Kartenstück und seine Nummer sind Millionen wert, Millionen versteckter Kriegsbeute sind darauf verzeichnet“. Howler griff unaufgefordert in seine

Manteltasche und holte das abgerissene Kartenstück hervor. „Darauf “, fragte er. Ich habe sie in ihrem eigenen Haus gefunden. Milton wartete nur kurz und gebot dann Howler, mit einem Wink des Gewehrlaufes, das Kartenstück rüber zu reichen. Er tat wie ihm befohlen und Tiffany stürmte den Kartenschnipsel aus seiner Hand ergreifend davon. Er drohte zu entkommen, doch hatte er Howler unterschätzt. Dieser Pfiff. Es war ein leichtes für das Rudel abgerichteter deutscher Schäferhunde die über den Flußlauf schwammen und

Milton nacheilten. Sie zogen ihn im weglaufen zu Boden und zu guter letzt fasten sie ihn ohne das er die Waffe erheben konnte. Miltons Plan war vereitelt. Howlers Spürsinn hatte gesiegt. Über den Schatz aus Bürgerkriegskassen und einiger Kunstwerke der in einem Eisenschrank in einem unbekannten Fluss Pensilvanias versenkt worden war, wie sich letztlich herausstellte, werde ich nun nicht mehr berichten. Doch das Londons Scotland Yard seinem Ruf gerecht wurde, welcher von Inspektor Peron Howler bestätigt ist, darüber verliere ich hiermit gern noch ein paar

letzte Worte.



ENDE

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Text & Cover + Illustration:


2016 © Simon Käßheimer

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Über den Autor

Buhuuuh
Ich bin Hobbyautor aus Leidenschaft, das Schreiben kam mal wie ein Löwenzahnschirmchen zu mir ins Zimmer und in meine Welt geflogen, Ich hab es aufgefangen und seitdem lässt es mich nicht mehr los. :-)
Eigentlich war und bin ich gar kein so großer Leser aber am Schreiben bin ich irgendwie hängen geblieben. Macht mir einfach Spaß; besonders wenn die Geschichte Erfolg hat und anderen Freude bereitet und somit gefällt. :-)

Ansonsten gibt`s noch zu sagen über mich das ich einfach gerne kreativ bin und was versuch aus der mir gegebenen Lebenszeit zu machen. Sei es nun Kunst, Musik, Schreiben ( in vielfältiger Weise ) o.w.a.i.. Ich schau aber auch gern einfach mal `nen Film an oder hör bis zum abwinken Musik wenn ich nicht grad mit Freunden und Bekannten was mach oder unternehm.

Mehr noch über mich und meine Person - siehe: http://www.simonkaessheimer.de

Achso: ,,Meine Texte hier sind größtenteils unlektortiert eingestellt ( nicht quergelesen ) also bitte habt Nachsicht mit mir diesbezüglich!" Rechtschreibtips und konstruktive wohlwollende Kritik dieser Art aber immer erwünscht bis gewollt.

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Heidrun Diese Tiffany ist ganz schön raffiniert!

Deine Heidrun
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Buhuuuh Ja. Danke. :O)
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