Titel
„Sie können hier doch nicht einfach stehen bleiben! Gehen Sie weiter!“, der Mann wurde unsanft von hinten beiseite geschoben. Er konnte jedoch nicht erkennen wer der Übeltäter war, denn dieser war längst in der Menschenmasse um ihn herum verschwunden. Der Mann stand in einer scheinbar unendlich langen Einkaufsstraße vor einem kleinen Schaufenster. Immer wieder wurde er angerempelt und von vorbeieilenden Passanten beschimpft, was ihm denn einfalle einfach stehen zu bleiben. Er guckte sich um, niemand blieb stehen. Überall rannten Menschen von Geschäft
zu Geschäft, probierten eilig irgendetwas an oder versuchten einfach nur völlig genervt dem Trubel zu entkommen. Hier und da zog eine Mutter hastig ihr lärmendes Kind hinterher, damit es auch ja nicht in der Masse verloren ging. Als wäre es das nicht schon längst. Auf der anderen Straßenseite versuchten sich mehrere Menschen gleichzeitig durch eine viel zu kleine Ladentür zu zwängen, wann wohl der erste aufgeben mochte? Wenn man sich die verbissenen Blicke der Leute ansah wohl nie.
Eine Frau die vorbeieilte verlor ihren Handschuh, doch bevor der Mann sich bücken konnte um ihn aufzuheben, war
die Frau schon verschwunden. Sie hatte den Verlust nicht einmal gemerkt. Kopfschüttelnd widmete der Mann sich wieder seinem kleinen Schaufenster. Es war umrahmt von einer schwach leuchtenden Lichterkette. Hinter dem Glas waren einige Krippen aufgebaut. Es schien sie in allen Größen zu geben, bewohnt waren sie von kleinen Figuren. Der Mann öffnete mit einem Schellen die Ladentür und trat ein. Er war der einzige Besucher, es war mucksmäuschenstill, nur aus einer Ecke ertönte leise „Stille Nacht, heilige Nacht.“
