Aller Anfang ist schwer - Besonders wenn's ums arbeiten geht
„Und du bist dir wirklich sicher dass du das machen willst?“, fragt Robert während er mich von oben nach unten und dann wieder von unten nach oben mustert.
„Ja“, seufze ich während ich „nein“ denke. Ich werde mich auch nicht beim hunderttausendsten Mal dass er diese Frage stellt umdrehen und gehen, auch wenn ich das am liebsten tun würde. Seh ich so aus als würde es mir Spaß machen den ganzen Tag herumzulaufen und irgendwelchen Leuten irgendwelche Getränke zu bringen und dabei auch noch
freundlich zu sein weil ich auf ihr Trinkgeld aus bin?
Gut, ihr könnt mich nicht sehen. Nur zu Info: Nein, so sehe ich definitiv nicht aus, dafür bin ich zu klein, zu braunhaarig, zu unscheinbar.
„Du weißt doch dass ich es machen muss“, seufze ich. Indem er mich so oft fragt ob ich das wirklich will macht Robert es auch nicht leichter. Für meine Schule braucht man nun einmal ein Ferialpraktikum, das bedeutet auf Deutsch: Meine Ferien sind im Arsch.
Natürlich hab ich dabei nicht zuerst an Kellnern gedacht, aber äh… ich war mit der Suche nach einem Job nicht gerade früh dran und in unserem kleinen Kaff
gibt es auch nicht viele Auswahlmöglichkeiten.
Ich hasse unser Kaff.
„Glücklicherweise“ ist Robert der Bruder meiner Stiefmutter und hat sich freudig bereit erklärt mir eine Arbeit zu geben und auf diesen ganzen Bestätigungen und was ich sonst noch brauche zu unterschreiben. Die Verwandtschaft sollte zumindest dazu führen dass er verhindert dass mich irgendwer blöd anmacht. Das hätte gerade noch gefehlt!
„Schon gut“, Robert lächelt mich herzlich an. „Wir werden sicher gut miteinander auskommen. Linn? Linn!!“ Linn ist eine von den beiden Frauen die
er bei sich als Kellnerinnen angestellt hat, die andere, Kristen, liegt momentan im Spital und ich bin der Ersatz für sie. Sicher werde ich meine Sache nicht halb so gut machen, aber das Wichtigste ist dass Robert mich nicht rauswirft und ich am Ende die Unterlagen die ich zum Aufsteigen in die nächste Klasse benötige habe. Ansonsten kann ich mir diesen Sommer sowieso sonstwohin stecken.
Linn kommt aus der kleinen Küche geschlendert und lächelt mich mütterlich an. „Ah unser Neuzugang ist hier. Keine Sorge, ich werde schon gut auf dich aufpassen.“
„Das will ich auch hoffen“, brummt
Robert. „Ich habe heute noch einiges zu tun und kann nicht hier sein, also achte darauf dass sie nichts falsch macht.“ Mit diesen Worten lässt er mich auch schon bei Linn stehen und geht davon.
