Jäger und Gejagte
Der Wind fuhr leise durch die Bäume. Die Baumkronen schwankten leicht und das Blätterrauschen erfüllt die Nacht. Das fahle Mondlich strahlte durch das Blätterdach und tauchte den Wald in ein kaltes Licht. Die Äste warfen lange Schatten auf den Boden und gelegentlich hörte man eine Eule. Raben saßen auf einzelnen Ästen und ihre roten Augen fixierten ein junges Mädchen. Ihr weißes Kleid war bei ihrer Flucht zerissen und hinderte sie mehr als das es sie schützte. Außer Atem lehnte sie sich an einen Baum. Sie bemerkte nicht wie sich alle Blicke auf sie gerichtet hatten.
Die Raben sprangen auf und flogen dicht über ihr vorbei. Sie schrie auf und schlug nach den Raben. Diese flogen um sie herum und schlossen sie in ihrem Wirbel ein. Sie schrie und begann zu weinen. Das kreischen der Raben übertönte alles um sie herum. Ihr Herz raste, sie wollte weg. Doch nirgends war ein Ausgang oder eine Öffnung zu erkennen. Dann, so plötzlich wie sie gekommen waren so verschwanden sie hinaus in die Nacht. Das Mädchen war wieder alleine, nur der Mond beobachtete sie. Sie sank auf die Knie und versuchte sich zu beruhigen. Im fahlen Licht des Mondes erspähte sie eine Höhle. Eine Wolke schob sich vor
den Mond und tauchte den Wald in tiefste Schwärze. Der Wind wurde stärker und somit auch das Rascheln der Blätter. Die Bäume begannen sich leicht zu bewegen und die Äste knacken dazu. Ein Blitz erhellte den Himmel. Ein Tropfen fiel auf ihre Wange. Und ein weiterer. Es begann langsam zu regnen. Schwere Tropfen fielen vom Himmel und begannen das zerrissene Kleid zu durchnässen. Sie musste sich irgendwo unterstellen. Sie stand auf und ging zu der Höhle. Sie war pech schwarz. Sie wusste nicht ob jemand oder etwas in ihr war, aber hier draußen konnte sie auch nicht bleiben. Sie ging ein paar Schritte in die Höhle und lehnte sich gegen die
Höhlenwand. Sie war feucht und modrig und ein fauliger Gestank kam tiefer aus der Höhle. Jedoch interessierte es sie nicht sonderlich, da sie hier nicht lange bleiben wollte. Der leichte Regen entwickelte sich zunehmend zu einem Wolkenbruch. Das Wasser floss in Strömen von der Kante des Höhleneingang herab. Ein Blitz fuhr gelegentlich herab und erhellte kurz die Nacht. Das Mädchen kam langsam zur Ruhe, was dem Rauschen des Regens zuzuschreiben war. Ein leichter Windzug fuhr durch die Höhle. Sie fröstelte. Ihr Kleid war durch den Regen vollkommen durchnässt. Ein Reh lief an der Höhle vorbei. Ihre Augen wurden schwer und
sie war dabei einzuschlafen. Sie bemerkte die smaragdgrünen Augen nicht, die sie beobachteten. Langsam pürschte sich der Jäger an seine Beute heran. Die Tatzen glitten leise über den Boden. Er machte keine Geräusche als er durch Wasserlachen schritt und sein Atem war kaum wahrzunehmen. Sie war kurz davor einzuschlafen als ein Blitz die Höhle einen Moment erleuchtete. Sie sah eine Spiegelung auf der Wasseroberfläche. Ihr stockte der Atem. Neben ihr schlich sich eine schwarze Raubkatze an sie heran. Sie war schlagartig wach aber auch unfähig sich zu bewegen. Bloß nichts anmerken lassen. Ihr Herz begann zu rasen und
schmerzte in ihrer Brust. Sie sah wie sich langsam das Maul des Jägers öffnete und sich eine blanke Zähne entblößten. Sie packte den Stein neben ihr fester. Sie wollte sich an ihm hochziehen um aus der Höhle fliehen zu können. Der Ausgang war nur ein paar Schritte entfernt. Aber wohin sollte sie dann? Sie war zuvor stundenlang durch den Wald geiirt. Sie wusste nicht wo sie war. Egal, sie musste soweit laufen wie ihre Füße sie tragen konnen. Ihre blonden Haare wehten im Takt zu den Atemzügen der Raubkatze. Ihr Gesicht war schon ganz nah an ihrem. Wenn sie fliehen wollte dann musste es jetzt geschehen. Ruckartig stand sie auf in
dem sie sich an dem Stein hochzog und rannte zum Höhlenausgang. Im selben Moment schnappte der Jäger nach ihr, bekam aber nur ein Stück ihres Kleides zu fassen. Es riss sofort ab, brachte das Mädchen jedoch nicht aus dem Gleichgewicht. Es rannte durch den Wasservorhang aus der Höhle. Sie stolperte über einen Stein und fiel auf den matschigen Boden. Wasser spritzte auf. Ein markerschütterndes Brüllen drang aus der Höhle. Dann sprang der Jäger aus der Höhle heraus. Für einen kurzen Moment schien alles langsamer zu sein. Die Wasserwand bog sich leicht nach vorne bis der Kopf des Raubkatze durch das Wasser brach. Ein Loch
enstand, durch das der Körper hindurchglitt. Ein Blitz lies ihn zu einem Schatten werden der durch die Luft flog. Dann flog er über sie hinweg und rutschte bei der Landung über den Boden. Das Mädchen schüttelte den Kopf und richtete sich auf. Die Raubkatze zuckte mit einer Pfote. Das Mädchen rannte los. Sie lief in den Wald und sprang über Wurzeln und Büsche, ständig verfolgt von den schweren Schritten der Raubkatze, welche sie verfolgte. Sie schrie als eine Tatze sie am Rücken streifte. Sie musste nicht hinsehen um zu wissen was passiert war. Sie Raubkatze hatte ihr den gesammten Rücken aufgekratzt. Die Wunden
brannten und das Mädchen fiel zu Boden. Es überschlug sich ein paar mal und prallte hart gegen einen Baum. Es trieb ihr die Luft aus den Lungen. Als sie sich umschaute war sie alleine. Sie setzte sich aufrecht an den Baum und wartete. Sie wusste das sie nicht mehr weglaufen konnte. Nicht mit der Verletzung. Das Rauschen des Regens machte es fast unmöglich etwas zu hören, der Wind, welcher stärker geworden war, trieb ihr immer mehr Wasser ins Gesicht. Die Bäume knackten bedrohlich. Ein Blitz fuhr herab und spaltete einen Baum neben ihr. Er fing Feuer und begann zu brennen. Ein Rascheln lenkte ihre Aufmerksamkeit auf
einen Busch neben ihr. Majestätisch schritt die Raubkatze aus dem Gebüsch hervor. Sie musterte ihr Beute, umkreiste sie. Alles um sie herum war still geworden. Das Mädchen nahm nur noch das Knurren der Katze war. Sie stand nun vor ihr. Sie senkte den Kopf. Sie wusste das das Mädchen nicht mehr weglaufen konnte. Also konnte sie auch ein wenig mit ihr spielen. Sie brüllte mehrmals und versuchte ihr Angst zu machen. Sie starrte die Katze jedoch nur an. Ein Blitz fuhr herab. Im selben Moment sprang die Katze auf das Mädchen zu. Die Raubkatze hatte beide Vorderbeine nach vorne gestreckt und das Maul aufgerissen. Das Mädchen
lehnte sich nur zurück und schloss die Augen. Das war es also gewesen. Ein pfeifen erfüllte den Wald. Sie riss ihre Augen auf und sah wie sich mehrere Pfeile in den Körper der Raubkatze bohrten. Sie wurde seitlich weggerissen und schlug hart neben dem Mädchen auf dem Boden auf. Sie keuchte und zockte mit ihrem Hinterbein. Dann regte sie sich nicht mehr. Das Mädchen fühlte sich als wäre ihr eine gewaltige Last genommen worden. Sie blickte zur Seite und sah wie zwei Gestalten aus dem Dickhicht des Waldes auf sie zu schritten. Es waren zwei Jäger des Könighauses. Erleichtert rutschte sie ein wenig an dem Baum herab. Nun spürte
sie erst wie erschöpft sie war. Der eine hob sie an und sagte etwas zu ihr, was sie aber nicht mehr verstand. So sehr sie sich eben auf die Katze konzentriert hatte, so sehr driftete sie nun in einen Dämmerzustand ab. Sie wurde in ein paar Decken gewickelt und dann angehoben. Langsam lies der Regen nach und die Wolken gaben den Mond wieder frei. Ein Lichtstrahl fiel direkt auf sie. Er würde immer über sie wachen. Sie schlief mit einem Lächeln im Gesicht ein.