Weihnachten ist schön
Ich bin kein Weihnachtsmuffel, das kann man wirklich nicht sagen - oder doch?
Es kommt ganz darauf an, wie man Weihnachten definiert:
Ist Weihnachten die Zeit der Besinnlichkeit? Kommt man mit der Familie zusammen und trifft Verwandte, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht, weil die räumliche Entfernung einfach zu groß ist? Backt man zusammen mit seinen Kindern Plätzchen, sieht ihnen zu, wie sie glücklich jeden morgen ein Türchen ihres Adventskalenders öffnen?
Dann muss ich sagen: Ich liebe Weihnachten!
Doch mit den eben genannten Adventskalendern geht es doch schon los. Schokolade?
Fehlanzeige! Spielfiguren, Schminksets, Bausteine einer bekannten Marke sind jetzt bei den Kids erwünscht.
Da kann so ein Adventskalender schonmal mehr kosten, als das eigentliche Weihnachtsgeschenk.
Und während die Kinder jeden Morgen ihre Actionfiguren und Lidschatten auspacken, ist man selbst im Stress. Wie hieß nochmal das überteuerte Plastikpferd, dass die Tochter für die Barbie wollte? Von welcher Marke war den jetzt der fernlenkbare Monstertruck?
Egal, wenn man lange genug vor dem Fernseher sitzt und sich Kanäle für Kinder anschaut, wird die Werbung schon irgendwann einen hilfreichen Tipp geben. Wenn nicht, wird ein Smartphone mit 10 Jahren auch ok sein.
Da ist es ja! Schnell aufschreiben und ab ins Getümmel. "Was soll das heißen, ausverkauft?"
Nun gut, also weiter suchen. Wieder raus in die Fußgängerzone. Und während man so gerade noch einem Obdachlosen ausweicht, der einem (Kornflasche schwingend) hinterherruft, das man doch besser aufpassen und lieber mal was spenden könne, fängt es an zu regnen.
Alles, was sich draußen aufgehalten hat, quetscht sich nun endgültig in die umliegenden Kaufhäuser.
Man dreht, quetscht und klettert sich durch die Menschenmassen in das nächste Spielwarengeschäft. Ausverkauft.
Nach der 10. Aussage dieser Art geht es wieder ins Auto. Die Heimfahrt genauso stressig wie der Bummel an sich. "Nur Idioten auf der Straße unterwegs heute!"
Ab ins Internet. Die Wunschzettel aus der
Tasche gesucht und los geht's. "Hey, hier ist das sogar zwei Euro günstiger!" Ab in den Warenkorb, Expresslieferung für zehn Euro angeklickt und ab dafür.
Drei Tage noch bis Heiligabend. Wo bleibt eigentlich das Paket und was schenkt man seiner Frau?
Sie hat doch jetzt ein Bügelbrett, ein Topfset und 'nen neuen Wischmop. Schmuck braucht sie nicht. "Ach, der neue Fernseher, den ich zu Weihnachten gekauft habe, reicht für uns beide".
Heiligabend, das Paket ist endlich da, Frau und Kinder werden in die überfüllte Weihnachtsmesse geschickt. Eine halbe Stunde Zeit, alle Geschenke in Szene zu setzen. Noch schnell die Beleuchtung des Plastikbaumes eingeschaltet und raus in die Küche.
Die Bibel mit der Weihnachtsgeschichte liegt
schon bereit. Interessiert doch eh niemanden.
"Nein lies du, ich hab keine Lust!"
Also gut, schnell durchgerast, Kinder vor der Wohnzimmertür aufgestellt. "Macht mal vorsichtig auf und schaut, ob das Christkind schon weg ist!"
Dass man auch jedes Jahr wieder den gleichen Scherz abzieht und die Tür noch abgeschlossen ist. Spaß muss sein!
Augenrollen, "Sehr witzig, Papa", Tür auf, Augenrollen.
Das Plastikpferd hat die falsche Farbe und der fernlenkbare Monstertruck ist gar nicht so riesig, wie im Fernsehen.
Vielleicht hat Oma morgen ja noch ein Ass im Ärmel.
Á propos Fernsehen: Nächstes Jahr gibt's Schmuck.