Biografien & Erinnerungen
Langsam wächst aus mir die Mama - Tagebuch 1

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"Für junge Mütter und naive Frauen"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2013, 558 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Für junge Mütter und naive Frauen

Langsam wächst aus mir die Mama - Tagebuch 1

Josephine (Zhanna) Mo

Langsam wächst aus mir die Mutter…

(ein philosophisch- therapeutisches Tagebuch, Teil I)
Meine Vorgeschichte

Seit meinem13. Lebensjahr lebte ich in ständiger Angst, dass mit mir etwas Schreckliches passieren könnte. In den folgenden 13 oder 14 Jahren „starb“ ich

jeden Morgen und auch jeden Abend ein Stück, weil ich keinen Schutz vor der Finsternis kannte: Brutale Wahnvorstellungen rissen mich in ein „Loch“ hinein, und ich stürzte dahin, leer und gemartert.

… Dann ließ es mich los… Bis zum Aufwachen.

Der nächste Tag begann wie gewohnt mit dem Gedanken, mich umzubringen.

Während des zweiten Studiums lernte ich mit 26 Jahren Jesus kennen, der mich mit seinem Blut auf wundersame Weise rettete. Das ganze Elend verschwand somit aus meinem Leben. Ich heiratete wie ich dachte aus Liebe

und bekam zwei aufgeweckte Kinder: Rebecca und Jeschua.

Dieses erste Tagebuch begleitet mich durch die Anfänge meines Lebens in der Ehe und schildert noch eine heile Welt, die an der Verachtung, der Respektlosigkeit und der Unsensibilität zerbrach.

Ich nahm den Kampf mit meiner alten Krankheit wieder auf, der über mehrere Jahre hinweg mein Leben vorbestimmte, mich stärkte und veränderte.

Langsam wächst aus mir die Mama... und auch die Frau.

Mir war danach:

...Das Auto gegen die Leitplanke zu fahren.....

…Die Augen zuzumachen und seit diesem Augenblick nichts mehr wahrnehmen zu können...

Ich wollte nichts mehr wahrnehmen.

“Meine Kinder!” hörte ich noch in der gleichen Sekunde tief in mir.

Ich war reif, zu gehen.

Aber viel schlimmer war es, dass er bliebe. Er, der mich dazu gebracht hat, jetzt an den Selbstmord zu denken und mit einer lässigen Bewegung zwei Kinder

zu Halb-Weisen zu machen.

“Meine Kinder lieben mich unendlich!” - die Seele rüttelte fest an jeder Faser meines müden Körpers.

Nur nicht weinen! Seit zwei Tagen weinst du nicht mehr. Obwohl dein rechtes Auge oft pulsiert, wenn du sein Zimmer betrittst oder seine Hausschuhe siehst. Damit konnte man leben, glaub mir. Nicht weinen! Ganz wichtig: Abstand nehmen. Ruhig bleiben. An die Kinder denken. Zwei wunderbare Wesen: Sie sind lustig, sie lieben mich und tauschen mich gegen keine andere Mama. Wie süß kuscheln sie sich an mich vor dem Schlafen gehen! Jeschua kommt noch gern an meine Brust,

obwohl dort keine Milch mehr ist. Er genießt diesen Augenblick. Und du willst ihm das weg nehmen? Weswegen? Wegen dieses krankhaften Mannes, der Glück hatte, mit dir eine Familie zu gründen?

...Rebecca betrachtet so oft mein Gesicht, um ihre und meine Gesichtszüge zu vergleichen. Und du willst diesen lebendigen Spiegel zerstören. Du bist krank, du bist....

Wach auf!

Wie gern würde ich aus diesem Leben aufwachen und fest stellen, dass das alles nur ein Traum war!

Etwa sechs Jahre früher…

Nun sind wir verheiratet. Die Feier letzte Woche war wunderbar. Alle, die gekommen sind, waren von uns gern gesehen. Wir waren nur glücklich, ohne sich unnötige Gedanken zu machen, ohne Angst zu haben. Ich kann mich sehr gut an die Einzelheiten erinnern. Mister Ti´s Kollegen haben einen professionellen Fotografen eingeladen.

Es ist ein anderes Gefühl, wenn ich Mister Ti mit seinem Ehering betrachte. Verheiratet zu sein ist überhaupt ein ganz anderes Gefühl. Tiefe Verbundenheit, Freude, Erfahrung, Zuversicht. Ich habe so viel gelacht und

war so gut gelaunt am Tage der Hochzeit und danach. Wir freuen uns auf das Baby in einem halben Jahr. Seit heute Morgen merke ich, dass ich wieder Allergie habe. Alles blüht. Ich niese und habe Schnupfen. Hermine, meine Schwiegermutter, sagt, dass es das Baby ist, das mich so ruhig macht. Normalerweise wird Braut sehr unruhig, schläft schlecht. Aber die Nächte, in denen Teufel mich mit Panik und Zweifel geplagt hat, sind längst vorbei. Gott sei Dank.

Mister Ti ist ein guter Ehemann, Herr im Hause, kein Despot, großer Helfer. Er gibt mir ein Gefühl, dass wir zusammengehören.

Am Vorabend der Hochzeit habe ich plötzlich daran gedacht, dass ich noch nicht geübt habe, mit neuen Namen zu unterschreiben. Wir haben es schnell zu zweit geübt.

Hochzeit war eine Woche nach Ostern, aber nach orthodoxem Kalender war das der Karfreitag.

Gestern war ich bei meiner Klavierspielerin EA zu Besuch. Sie hat gespielt, ich habe gesungen. In einem bestimmten Moment habe ich eine Schwermut gespürt. Wenn ich mich so betrachte, habe ich vieles, was mich glücklich macht: meine Familie, neues Heim, künftiges Kind. Aber da sind noch

zwei großen Wunden, die schmerzen, wenn ich daran denke. Die eine ist fast keine Wunde mehr. Das ist mein christlicher Bruder, der mich liebt und den ich nicht heiraten wollte. Bevor wir überhaupt befreundet waren, hatte ich einen Traum. Ich habe mich als seine Braut gesehen, obwohl ich gar nicht gewusst habe, dass er sich in mich verlieben wird. Er war im Traum mein Bräutigam, den ich vorm Altar stehen gelassen und weg gelaufen bin.

Die zweite Wunde schmerzt immer noch sehr, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Damit ist der andere Mensch gemeint, den ich geliebt habe und ihn nicht heiraten durfte.

Besuch beim Professor Haagen. Unter anderem führten wir eine typische für einen Gläubigen und einen Ungläubigen Diskussion. Sein Standpunkt ist „der Mensch selber regelt alles in der Welt“.

Aber es macht Spaß, mit ihm zu diskutieren. Wir sprachen vom kalten Katholizismus, ich versuchte eine Bezeichnung für Atheismus zu erklären: woran glaubt man? An Nicht-Gott? Und wie heißt es mit anderen Worten? Eine Leere? Man glaubt also an das, was es nicht gibt.

Aber ihm gefällt es nicht, sich nieder zu werfen und an Etwas zu glauben, was nicht eindeutig zu beweisen ist. Er kennt die groben Formen vom

Protestantismus, und die versperren ihm den Blick in die Tiefe. Auch die Mystik und Hierarchie der katholischen und orthodoxen Glauben machen ihn wütend auf Christentum.

Im Traum sah ich mein Baby, wie es da liegt und sehr klein ist. Ich schlafe die Nacht durch, ohne von ihm geweckt zu werden.

Als ich wirklich wach war, habe ich es für mich so erklärt: das Baby ist jetzt „vollständig“, aber es muss viel wachsen, um ein Leben hier zu führen, um zu schreien, zu trinken, mich zu wecken.

Im zweiten Traum habe ich das Baby im

Bauch getastet - ich habe klar gesehen, dass es quer liegt, Köpfchen an meiner rechten Seite. Ich habe das Köpfchen gestreichelt. Es war kleiner als meine Faust.

Diese Woche habe ich mich an die Geschichte vor einem Jahr erinnert, mit dem sterbenden Vogel.

Im Garten meiner Eltern landeten immer die Meisen, sie aßen unsere Beeren und zogen ihre Kinder groß. Eines Tages tauchte dort ein erwachsener Vogel, der nicht mehr fliegen konnte. Er wurde scheinbar von einer Katze angegriffen und erlitt große Verletzungen. Er kauerte mitten auf dem Gartenweg, versuchte zu

fliegen und sträubte sich dagegen. Er konnte nicht fliegen. Er spreizte seine Flügel und wälzte sich im Garten um nur noch einen Zentimeter weiter zu kommen. Das war grauenhaft.

Und noch ein Jahr zuvor war bei den Eltern ein Gartenfest. Damals hatte uns Mister Ti besucht. Und wir haben neugeborene Vögel in Weintrauben gefunden. Damals habe ich mir noch gedacht, was das zu bedeuten mag.

Heute gegen 17:00 Uhr war es mir komisch. Mein Herz klopfte langsam und brachte mir mit jedem Klopfen stumpfen Schmerz. Bis zum Magen und Rücken spürte ich es. An die 10 Minuten dauerte es. Das Atmen fiel mir

schwer.

Ich finde mich sehr schön, am liebsten würde ich Jahre lang so mit dem Bauch herum gehen. Ein äußerst angenehmes Gefühl. Seit ungefähr einer Woche werde ich durch Allergie in der Nacht geweckt. Auch paar Wochen früher hat es schon angefangen, ich war kurz wach, meistens um 2:00 Uhr und um 5:00 Uhr herum, und dann schief ich gleich wieder ein. Nun geht es richtig los. Eine Hoffnung habe ich, dass das Baby es nicht übernimmt.

Das Baby macht sich bemerkbar- strampelt heftig, der Bauch wächst. Die

42er Größe Hose konnte ich heute nur unter dem Bauch zuknöpfen. Bin auf der Suche nach leichteren Pullovern. Die, die ich finden konnte, sind eng geschnitten und zeigen leider viel vom Bauch. Mister Ti hat heute gesagt, dass er seine erste unglückliche Ehe komplett vergessen hat. Das einzige, woran er sich erinnert, ist wie man die Windeln wechselt. Mister Ti meint, dass für fünf Monate mein Bauch doch zu groß ist. Meine Mama meint, es kommt ein großes Kind.

Bauchumfang: 90 cm.

Gott, wir danken dir für unser Baby!

Heute gegen 23:00 Uhr hat Mister Ti zum ersten Mal gespürt, wie das Baby strampelt. Es waren zwei sehr kräftige Tritte gegen die Bauchdecke. Dann hat es noch etliche getan. Herrlich. Ich habe dabei gelacht.

Wir waren in der Praxis zu Ultraschall. Das Baby pustete hinter einander zwei großen Luftblasen von sich weg, das sah man ganz klar. Zuerst schwamm die eine auf das Baby zu, so groß wie ein halber Kopf, und das Baby bewegte die Zunge, die Blase schwamm zurück. Danach - das Gleiche mit der zweite Luftblase.

Mister Ti streichelt mich sehr oft. Das tut sehr gut. Es gibt ein tolles Gefühl.

Seit fünf Nächten schlafe ich fast durch, ohne Allergiebeschwerden. Heute Morgen strampelte das Baby wieder, und Mister Ti spürte es. Schönes Aufwachen!

Ich singe dem Baby „Guten Abend, gute Nacht“ vorm Schlafen gehen. Ich hoffe, es wird sich daran gewöhnen.

Beim Autofahren wurde mir manchmal so schlecht, dass ich mitten auf dem Weg, nach 7- 10-minütiger Strecke ein Gefühl hatte, bald in Ohnmacht fallen zu müssen. Mir wurde oft langsam, „schrittweise“ schlecht: Zuerst schwärzlich vor Augen, dann etwas Atemnot.

Gestern bin ich nachts gefahren. 2 Stunden lang. Darum träumte ich vom Fahren. Aber kurz vom Aufwachen sah ich folgenden Traum: Kurz nachdem ich die nächtliche Fahrstunde hatte, brachte ich ein Mädchen zur Welt. Ohne Blut und Schmerzen. Das war so, als ob ich sie nicht gebar, sondern bekam. Es hatte schon Babysachen an. Es konnte sich bewegen und … sprechen. Leise und leicht wie der Wind. Und alles passiert Zuhause. Ich sage zu Mister Ti: Ruft doch die Mütter an. Das Telefon ist im Flur ganz hoch, ich kann mit dem Kind kaum dran. Ich bitte Mister Ti anzurufen. Er tut es nicht. Dann rufe ich bei der Mutter an. Meine Tante ist

dran. Ich sage, dass das Kind da ist, aber sie ist nicht so begeistert.

Dann zähle ich, um wie viel früher ist das Kind zur Welt gekommen ist. Ich sage: Heute ist erster September, zwei Monate zu früh.

Komisch. Und Mister Ti tut alles Mögliche, nur nicht helfen. Er will, dass sich ein Thermometer finde. Und ich gehe hoch, im sein angebliches Arbeitszimmer und im großen Wirrwarr auf dem Tisch finde ich das Thermometer. Dann sagt Mister Ti, es war ein Scherz, er sucht nach einer Schere, will etwas ausschneiden.

Ich soll mit dem Baby alleine klar kommen. In dieser Zeit will es weder

trinken noch schlafen. Braves Baby. Und ich denke, so früh erwarteten wir es nicht. Wir haben noch keine Wiege, keinen Kinderwagen und manch anderes. Ich zerbreche mir den Kopf, nehme das Baby vom Esstisch hoch auf den Arm, und Mister Ti beschäftigt sich mit seinen Sachen. Ich gebe das Kind in seine Armen, doch sogar halten tut er falsch. Ich bin fast am explodieren. Und das Baby spricht, erzählt ganze Sätze in Deutsch. Solch ein Schmarrn!

Gestern früh beim Erwachen haben wir mit Mister Ti Babys Kopf getastet, ganz oben am Magen. So groß wie meine Faust.

Ich fahre fast täglich Auto. Es gefällt mir sehr zu fahren.

Das Baby tritt manchmal heftig gegen die Rippen.

Das Sodbrennen ist mir bekannt. Aber das Schlimme ist nicht das „Brennende“, sondern eine Art von Kloß, das langsam nach oben steigt.

Die Ärztin hat am zweiten September festgestellt, dass das Baby schon richtig mit Kopf nach unten liegt. Kann sein, dass ich den großen Dreh verpasst habe, aber kurz zuvor hat sich das Baby so etwas wie mit dem Rücken gezeigt, schief von oben links bis zur Mitte des Brauchs rechts. Das war etwas Neues.

Was mich glücklich macht: Kindesbewegungen, wenn es sich plötzlich meldet in der Zeit, als ich mir Sorgen mache, ob es ihm gut geht.

Traurig macht mich der Gedanke an die Zukunft.

Glücklich bin ich, wenn ich ein Bild von Amsterdam habe oder an diese Stadt denke. Traurig bin ich, wenn ich an den toten Vogel denke.

Glücklich bin ich, wenn ich mit Mister Ti bin oder an ihn denke.

Heute in der Nacht habe ich wieder einen Traum vom Baby gehabt: Meine Eltern wollen angeblich umziehen, eine Zweizimmerwohnung nehmen. Ich

protestiere, denn so kann man kein Enkelkind über Nacht nehmen, und ihre jetzige Wohnung ist schön. Dann sehe ich, dass ich das Baby stillen soll. Ich nehme es aus der Badewanne (!) und stille, es schweigt. Komisch, dass ich davon träume, dass das Baby mich durch sein Weinen nicht stört.

Diese Woche haben wir die Babyschale (Maxi Cosi) gekauft. Es sieht so aus, dass wir mehr zu blauer Farbe neigen.

Gestern Abend waren wir mit Mister Ti zu einem Vortrag von Sven Hillenbrandt aus Dresden. Das hat Mister Ti dem Baby gegenüber ein wenig geöffnet. Mister Ti freut sich sowieso riesig auf

das Baby, aber er zeigt wenig Gefühle, obwohl er glücklich ist.

Für mich war der Vortrag auch interessant. Bei der Geburt soll ich mich und das Baby als ein Team betrachten. Es hat auch Schmerzen und Angst. Ich soll mir und dem Baby sagen: wir schaffen es beide, zusammen.

Ungeborene träumen öfter als Kinder. Worüber nur?

Hilfreich war auch die Geschichte von der Tibetreise, die mit der Geburt zu vergleichen ist. Dabei fanden wir mit Mister Ti noch einen Namen für das Baby: Isabel.

Für Baby ist Plazenta (und Nabelschnur) ganz wichtiges Spielzeug. Da Plazenta

wie ein Baum aussieht, möchte ich einen Vorhang mit diesem Symbol für das Kleine malen.

Gestern träumte ich wieder vom Baby. Es war ein Mädchen mit Namen Adelheid. Es war, als ob ich auf einer breiten Treppe lag, es war sehr bequem. Meine Mutter meinte dann zu mir: Still doch das Kind!

Dann habe ich aus der Brust einige Spritzer auf den Bauch gespritzt, und gleich hob sich aus dem Bauch ein Baby heraus. Wieder ohne Blut, ohne Schmerzen und ganz ruhig. Das Mädchen hatte alle Zähne und war still. Ich stillte es rechts. Dann erfuhr ich

immer noch im Traum, dass zur gleichen Zeit auch andere Babys geboren wurden: ein Enkelkind vom Professor Sch., Baby von M´kis, auch unsere Schwiegertochter Olga hat es gekriegt. Nach diesem Traum ist mir unter anderem noch Beigeschmack geblieben, dass das Mädchen etwas im Charakter von meiner lieben Nichte hat.

Diese Woche am Donnerstag machte ich noch einen Bauchabdruck. Den male ich später blau an. Am gleichen Tag fand ich bei „Rossmann“ eine CD mit Vogelstimmen. Jetzt liege ich im Bett und habe die Kopfhörer auf dem Bauch. Baby hört mit und tritt gegen

Bauchdecke.

Mein Vater schenkte uns eine Wickeltischauflage. Bei meinen Eltern fand ich Fotos, die vom meinen Bauch von Anfang an „dokumentieren“. Das ist interessant.

Klinikkoffer ist gepackt, Babyausstattung und Heimweg- Kleidung auch.

Von Cryo- Care kam das Set für Stammzellen. Wir werden uns bald im Krankenhaus melden und Bescheid sagen.

Seit langem lese ich Psalmen, jeden Tag ein Psalm. Ich vermute, bis ich fertig bin, wird das Baby kommen. Jetzt lese ich Psalm Nummer 107.

Heute bestellten wir endlich den neuen

Fußboden für die obere Etage. Mister Ti sträubte sich sehr lange dagegen.

Inzwischen haben wir neuen Fußboden. Wieder en Traum von der Geburt.

Heute Nacht hat das Baby sich bis 2:00 Uhr ausgetobt. Ab und zu habe ich Bauchschmerzen.

Von Zeit zu Zeit macht das Baby ganz drollige Sachen: Es legt sich ganz rechts oder links zusammen, wodurch der Bauch total schief wird. Ich kann mich kaputt lachen. Mister Ti grinst darüber - na ja, mehr als die Hälfte verpasst er. Außerdem fühlt es sich lustig an. Besonders, wenn hier und da eine Hand

oder ein Fuß von innen sich den Bauch entlang bewegt. Das kitzelt so!

Wir hofften, dass das Kind noch im Oktober kommt. Heute waren wir beim Arzt, er meint, dass alles „klassisch gut“ ist. Das Köpfchen ist ziemlich tief, mein Gewebe ist weich, der Ausgang weit geöffnet. Es kann in jeder Minute losgehen.

Nach diesem Gespräch war ich sehr froh. Wahrscheinlich ist das Baby noch nicht gekommen, weil ich noch nicht bereit war. Ich stelle es mir tatsächlich schwer vor, dass ein Kind bald da sein wird. Eine ganz neue Situation für mich.

Es hört und versteht mich schon.

Gestern fing es an, nach unten zu drücken und zu „springen“. Ich legte meine Hand darauf und sagte: „Nun wollen wir jetzt aber schlafen. Sei bitte ruhig“.

Und gleich war es still. Ein Wunder.

Jetzt am Abend fühle ich mich sehr wohl, bin glücklich, weil ich endlich fühle, dass es bald soweit sein wird. Ich bin heute sehr gewachsen in Bezug auf Baby. Jetzt denke ich, dass das Baby endlich bereit ist, zu kommen. Es hat wahrscheinlich noch abgewartet, bis ich soweit bin.

Letzte Zeit kommen viele Mädchen auf die Welt.

(Zehn Tage vor der Geburt) Heute versuchte ich, Gitarre zu spielen und stellte fest, dass meine Finger ganz angespannt sind. Es sind Wasserablagerungen.

(Sechs Tage vor der Geburt) Auch heute gab es kein Zeichen, dass das Kind kommt. Ich habe manchmal zwiespältige Gefühle. Heute spürte ich, dass wir das Kind sehr erwarten und brauchen. Das gibt mir Kraft.

(Zwei Tage vor der Geburt) Der Bauch tut unten sehr weh, als ob ich etwas Schweres gehoben habe. Auch die Schambeingegend

ist sehr schmerzhaft, besonders jetzt. Das Fruchtwasser ist laut Untersuchung klar. Nur mit Mühe drehe ich mich, die Beine scheinen wie am Bauch  angewachsen zu sein und ziehen mit dem Bauch mit. 

(Abend vor der Geburt) Um 23:40 Uhr geht ein wenig Schleim mit Blut ab. Vorerst spüre ich keine Vorwehen. Das Baby ist sehr aktiv.

Um 3:20 Uhr setzen sich die Vorwehen ein. Es drückt so. Ich kann nicht liegen. Um 4:35 Uhr kommt ein kleines Erbrechen. Um 5:00

Uhr weckte ich Mister Ti. Um 5:30 Uhr bekomme ich starke Wehen, gehe im Vierfüßlerstand. Kurz vor 6:00 Uhr sind wir im Krankenhaus. Muttermund ist 7 cm weit.

Rebecca kommt um 8:23 Uhr.

Rebecca ist nach fast 3 Stunden da. 3880 Gramm schwer. Sie ist eine perfekte Kopie vom Papa.

Sehr schmerzhafte Nachgeburt, ziemlich großes „Stück Fleisch“. Aber mit welchen Schmerzen! Als ob ich wieder gebäre. Und sie wollte nicht raus kommen. Die Ärztin oder die Hebamme

steckte 2 Akkupunkturnadeln in meinen Bauch, legten einen Beutel Eis drauf. Es dauerte noch eine Weile, bis alles im Gang war. Insgesamt 10 Kilogramm verloren.

Höhepunkt der Geburt war, als ich Rebeccas Köpfchen (halb in mir steckend) tastete. Da verstand ich, dass das Baby geboren wird.


Erste Woche
 

Minuten nach der Geburt gabst du Töne von sich. Auch „ach, ja“.

Von 2 Uhr am 11.11. bis 2 Uhr nachts schlief ich tief. Dann wurdest du

„geliefert“. Du warst schon gewaschen, auch der Blutrest am Köpfchen war weg, du warst gekämmt und rochst gut.

Du hattest Hunger, weintest. Ich hörte sogar etwas wie „la... la…la“ oder „wa… wa….wa“.

Aber das Problem war, durch die schnelle Geburt schlucktest du wahrscheinlich viel Fruchtwasser, so dass du viel spuckst und lange Schluckauf- Phasen hast. Dieser Schluckauf fing aber schon im Bauch an. Das war phänomenal: ein zuckender Bauch!

Ich stillte dich im Stillzimmer, aber es ist schwer zu sagen, ob du etwas abbekommen hast. Danach gab ich dich

an die Schwester ab. Um 6.30 Uhr war deine zweite Mahlzeit. Ich windelte dich, dann lagst du da bis zum Frühstück. Dann fingst du an zu weinen. Ich sang dir vor, du wurdest gleich ruhig. Aber auch nicht lang, kaum fing ich an zu frühstücken, wolltest du mich bei sich haben. Darum nahm ich den Walkmann und spielte die Musik vor. Nach etwa einer halben Minute bist du eingeschlafen.

Vor dem Mittag bekamst du noch einmal die Brust aber diesmal wartete ich nicht, bis du dich meldest. Ich spürte den Moment, in dem du schon wach und hungrig, aber noch nicht „schreibereit“ warst. So klappte es ohne Probleme.

Aber dann bekamst du wahrscheinlich nicht genug zu essen und wurdest unruhig. Obwohl ich dich 3 Mal hinter einander stillte, an beide Brüste anlegte, warst du nicht satt und weintest ohne Ende.

Meine Eltern waren bei uns zu Besuch Mister Ti brachte sie mit. Er ist ein Schatz vom Mann regelt alles selbst, ohne dass ich mich um etwas außer Rebecca kümmere.

Wir tauschten uns noch nicht so richtig aus, auch nicht gekuschelt. Das kommt noch. Ich weiß, wie er mir vertraut und ich ihm. Und die Liebe wächst, besonders jetzt, als wir unsere Rebecca haben.

Ich füllte mich etwas unruhig, als alle weg waren. Mit Gebet kehrte die Ruhe in mich ein.

(3 Stunden später) …aber wie kann ich meine Ruhe finden, wenn das Kind vor Hunger die Zunge raus streckt, trotz dass ich sie lang stillte, und schreit, wird heiser?

Am Stillen habe ich meine Freude. Rebecca schaut mich so vertrauensvoll, ja ausgeliefert, hoffnungsvoll an, während sie versucht zu saugen.

Rebecca, ich betrachte dich oft beim Stillen: Du bewegst dein Köpfchen bei jedem Schluck an meiner großen Brust nach vorn und trinkst. Das stimmt mich

fröhlich ein, ich muss lachen, und du (noch immer ahnungslos) musst es über dich ergehen lassen. Darum lache ich umso mehr, dein Kopf bewegt sich noch heftiger, du trinkst, und weil ich mein Lachen nicht stoppen kann, tust du mir richtig Leid.

Heute war ich gerührt: Meine Mutter widmete Rebecca ein Gedicht. Es war so rührend, bis zu Tränen.

Dann las ich ihren in Prosa geschriebenen Brief an mich:

„Ich wünsche, dass dein Mann dich stets lobt und sich darüber freut, dass mit deinem „Auftauchen“ in seinem Leben alles seinen Sinn bekam. Das alte Haus wurde lebendig, rein und blühend.

Ich wünsche, dass du in deinem Zuhause aufs Neue den Wunsch zum Leben hast. Und das Wichtigste: du sollst die beste liebste, wunderbarste Mammi sein.“

Wimpern fangen an zu wachsen.

Ich höre deine Stimme in der Nacht aus dem Babyzimmer, stehe auf, mache mich frisch, binde einen Zopf. Du wirst zum Stillen gebracht.

Nachts gab mir Rebecca einen dicken Kuss: sie saugte zuerst, dann ließ die Warze los, suchte diese wieder und landete mit ihren Lippen etwas oberhalb von der Warze. Wunderbar!

Heute oder gestern waren drei Schülerinnen in der Klinik. Sie brachten ihre Musikinstrumente mit und spielten ein kleines Konzert im Vorraum. Das war für uns mit Rebecca ein besonderes Geschenk. Überhaupt war die Zeit in der Geburtsabteilung sehr schön. Wenn es möglich war, besuchte ich später die Abteilung gern und oft. Es tat gut, wieder diese süßen Babys in ihren durchsichtigen Bettchen zu sehen.

Wir gehen heim.

Ich kleidete dich im Schlaf, legte dich frisch.  Wir kauften noch schnell etwas zu essen und umweltfreundliche Windeln.

Schnell noch die Wiege zusammen

gebaut, und dann lies mich Mister Ti im Schlafzimmer alleine: „Bulle von Tölz“ gehörte zu seinem Abendprogramm.

In der ersten schlaflosen Nacht war ich mehrmals so verzweifelt… Es hat im Krankenhaus doch alles so toll geklappt! Diese Situation macht mich so kraftlos, dass ich aggressiv wurde. Es tut mir so Leid für Rebecca: ich hob sie rasch aus der Wiege hoch, drückte sie an mich fest, sie schrie aber immer noch, egal ob sie im Arm war, getragen wurde oder lag.

Verzweifelung.

Die kleine Rebecca tat mir so Leid, und

sie litt sowieso unter Schluckauf und hat noch dazu eine so dumme Mutter!

Ich liebe Rebecca über alles in der Welt und möchte ihr keinen Schmerz hinzufügen, aber in seltenen Momenten der Machtlosigkeit bete ich zu Gott aus lauter Verzweiflung: Bitte lass nicht zu, dass ich Rebecca weh tu!

Die zweite Nacht zu Hause dauerte nur 3 Stunden. Rebecca lag in unserem Bett umgeben vom Stillkissen, gelegentlich trug Papa sie herum. Aber sie schrie und schrie.

Zweite Woche

Es ist praktisch, dass ich die Babysachen

schon vor der Geburt kaufte. Ich habe keine Zeit, raus zu gehen und etwas zu kaufen. Rebecca nimmt viel Zeit in Anspruch. Außerdem lässt mich Hermine überhaupt nicht aus dem Hause. Mister Ti würde es alleine überhaupt nicht schaffen, die Babyausstattung zu besorgen. Noch dazu ist es keine Sache der 5 Minuten. Man muss schon genau wissen, was Babys brauchen.

Mir fehlen schon die Bodys 50/56. Und wie vorteilhaft diese Modelle mit Druckknüpfen sind!

Deine Nägelchen sind dünn wie Papier. Du hast hellbraune Wimpern.

Wir maßen deine Füße. Schwester

Raphaella von der Geburtstation sagte, es soll zeigen, welche Schuhgröße das Kind später tragen wird. 8 cm - es wird wohl die Größe 43 werden.

Meine Mutter schafft bei mir Ordnung - ich bin voll nur mit dir beschäftigt. Entweder ich stille, oder wir bäuern, oder ich esse oder du schläfst und ich erledige derweil einiges, oder bin müde und lege mich zu dir. Spaß habe ich an den Windelnwechseln und daran, dich mit Ö einzureiben, dich herum zu tragen, zu stillen, zu waschen, Wäsche zu machen. Nichts ist mir zu schwer reine Freude.

Ich bin seit Anfang der Schwangerschaft sehr sensibel geworden. Weine gleich los, wenn ich etwas Trauriges erfahre. Heute dachte ich beim Stillen, dass es für ausgesetzte Babys keine Möglichkeit gibt, dass jemand sie stillt. Auch frische Windeln bekommen sie nicht so oft wie ein Kind in der Familie. Und alle sind doch Babys. Das machte mich sehr traurig.  

Der Muskelkater bei mir in dem Arm lässt endlich nach. Der entstand durch die Geburt, als ich mich unter den Knien fest halten sollte.

Wenn ich wach werde, mich drehe oder im Liegen bewege, spüre ich, wie schwer und voll meine Brüste sind, wie

„lebendig“ mein Körper ist. Ich kribbele am ganzen Körper. Es ist, als ob jemand durch mein Bett  krabbelt. Jetzt weiß ich, warum ich vor kurzem in der Nacht die kleine Rebecca in unserem Bett liegend vermutete, obwohl sie in ihrer Wiege war.

Ein Mal warf ich mich neben dich auf unser Bett, du schriest seit langem ohne Ende, und ich weinte neben dir vor Ohnmacht. Dann schliefen wir beide ein.

Dritte Woche

Mich beunruhigt die Tatsache, dass ich Rebecca irgendwie nicht ganz liebe. Ich bin glücklich und doch schätze es nicht

ganz. In mir fragte ich, warum ist es so? Die Antwort war: Die Liebe ist lebendig, da aber alles Lebendige wächst, wird auch meine Liebe in mir wachsen. Ich darf an meiner kleinen Liebe nicht zweifeln.

Ich dachte, dass ich mich auf das Muttersein gut vorbereitete. Ich las doch so viel darüber. Aber eigentlich bin ich im Inneren viel zu wenig bereit, sie als meine Tochter zu akzeptieren. Vielleicht erst mal als eine Schwester.

Wahrscheinlich schenkte mir Gott Rebecca, damit ich verstehe, wer ich bin, was an mir falsch ist, und was ich ändern soll. Ich brauche viel Geduld.

Seit einigen Stunden bist du unruhig. Bald geht Papa zur Arbeit. Ich möchte ihn nicht stören, wir gehen herunter, dort lasse ich dich schreien. Wenn ich dich hoch nehme, trittst du mich, drehst in meinen Händen. Stuhlgang ist vor Stunden erledigt, wieso bist du immer noch unruhig?

Unten schläfst du schnell ein. Ich  auch.

Meine liebe Rebecca! Wie winzig bist du, und schon so groß! Wenn du schläfst und ich trage dich die Treppe hoch ins Schlafzimmer, bist du so leicht wie der Wind. Ich versuche, nicht zu atmen, damit du dich nicht erschrickst.

Nachts bist du schwer. Noch im Halbschlaf versuche ich, dich aus deiner Wiege hoch zu heben und schaffe es mit Mühe.

Wie winzig sind deine Fingerchen und Zehchen! Wie groß die Augen! Du bist voll Vertrauen. Verzeih mir, wenn ich keine gute Mutter bin. Ich bin ungeduldig. Wenn ich müde bin, werde ich schnell aggressiv. Und wenn ich keine Gefühle zeige und mit dir eine Weile nicht rede, dann nur weil ich Angst habe, ich könnte ausrasten. Manchmal ist es schwer, ohne genug Schlaf auszukommen. Verzeih mir.

Ich denke, dass du glücklich bist, weil du in unserer Familie lebst. Du hast

Vater und Mutter. Sie hat nicht jedes Kind. Und wir sind unendlich glücklich, dass es dich gibt. Nicht jeder hat ein Kind.

Bis 15 Uhr kam ich wieder zu nichts dazu. Der große Kochtopf mit deinen Mullwindeln ist wieder voll.

Zwischen 12 und 13 Uhr warst du brav, aber davor und danach... Und da dachte ich: Wenn mein Mann da ist, ist die Situation einfacher. Nicht dass er vieles abnimmt, es geht schließlich ums Stillen, und das kann er nicht. Es geht um seine Ausstrahlung. Er ist ruhig. Er kann mich zwischendurch ablösen, dich tragen, auch nachts, auch wenn er zur

Arbeit muss und in einer Stunde aufstehen muss. Und ich koche für ihn so gern.

Sobald ich mich neben dich hin lege, was selten vorkommt, spürst du es und wirst wach. Ohne mich bist du ruhig und schläfst. Ehrlich gesagt, ich ärgere mich darüber. Ich brauche ab und zu, öfters als ich es mich zugestehe, eine Pause, und die gönnst du mir nicht so gern. Mit Musik kann ich dich beruhigen und sogar in den Schlaf singen. Gitarre wirkt Wunder.

Meine Gewohnheiten veränderten sich. Ich bin nicht mehr so starr am Schlaf fixiert, meine Stimme wurde sanfter und ruhiger, ich versuche, schnell zu

verzeihen. Langsam wächst in mir die Mama.  

Seit heute weinst du mit winzigen Tränen.

Vierte Woche

 

Gestern und heute grunzest du, weil deine Nase voll ist. Das ist gleichzeitig lustig und traurig es gab ein Theater. Und es gibt dir zu schaffen. Vorher ließest du mich nicht an deine Nase ran, bald aber merktest du, dass ich dir damit helfen kann. Du niestest etwas heraus. Jetzt grunzt du nicht mehr.

Du bist einen Monat alt! Die Zeit läuft

sehr schnell. Obwohl sie aus Stillen und nächtlichen Wachen besteht, kann ich kaum glauben, dass schon so viel Zeit vorbei ist.

Oma Hermine ist im Krankenhaus.

Es ist schwierig mit mir. Manchmal habe ich so manche schlimme Gedanken, nicht meine eigene Gedanken. Die vertreibe ich. Ich kämpfe mit Bösem außerhalb von mir und in mir auch. Das kostet Kraft. Auch meinen Charakter ändere ich nach und nach.

Ich glaube, durch die Liebe zu Rebecca spiegelt sich meine Liebe zum Herrn wieder. Jetzt ist es schwer für mich,

darum scheint mir die Liebe zu dir nicht groß genug zu sein, als ob sie von mir durch einen Schleier getrennt ist.

      

   Mein Herz, mit der Wolke bedecktes,

   Mein Fleisch, nichts als Stein…

(Mandelstam)

Etwas Ähnliches (nach Mandelstam) erlebe ich seit du geboren bist. Ich kenne die reinste Freude durch zwei vorausgegangenen Ereignisse: Als ich gläubig wurde (drei Tage lang verspüre ich, dass ich fliege) und die Zeit der und nach der Hochzeit. Darum erwartete

ich, dass die Geburt mich überglücklich machen wird. Ich freute mich schon auf dich, liebte dich, aber mir fehlt die emotionale „Unterstützung“. Manchmal spüre ich diese unsagbare prickelnde Freude in mir, dann pflege ich dieses Gefühl, um es nicht zu verlieren. Ich stelle fest, dass ich manchmal automatisch und fixiert dich windele oder trage. Ohne mit dir zu sprechen oder dir vorzusingen.

Wann endet endlich diese „Halbschlaf- Beziehung“? Wach auf!

Warum benahm ich mich anfangs so egoistisch mit dir? Wie ist es mit dem biblischen Satz „Ein jeder nehme sein

Kreuz auf sich und trage es“?

Seitdem bin ich total anders. Du bist mein Schatz nicht nur wenn du lächelst oder schläfst, sondern auch wenn du andere Sachen tust.

 

Eines Tages kamen wir nach Hause, du fingst an zu weinen, Mister Ti ließ den Herminas Kater zu uns und war gleich Einkaufen gegangen. Je mehr weintest du, desto mehr miaute der Kater. Und dabei sollte ich noch etwas schnell zum Abendbrot kochen. Ich scheuchte zuerst den blöden Kater und beruhigte dich. Irrenanstalt!

Rebecca leidet unter Schluckauf.

Rebecca blieb für 10 Minuten mit Opa im Auto, dann aber so hysterisch geweint, dass Opa fast am Weinen war. Ihm riss dein Weinen fast das Herz.

Vorgestern schliefst du ein, und ich dachte, wenn man solch ein ruhig schlafendes Kind sieht, vergisst man, dass es irgendwo einen Krieg gibt. Meinen seelischen Zustand jetzt kann man als „Verzweiflung an der Menschheit“ nennen. Da so viele Menschen das Vertrauen missbrauchen, viele mogeln, klauen, lügen und es passieren allerlei Katastrophen, und im Grunde hängt der Frieden an einem seidenen Faden. Mir scheint, dass es zu

Zeit keine menschliche Kraft existiert, die uns für die nächsten Jahre garantiert einen Frieden gibt.

Wann kommt das Jahrhundert des Friedens?

Unser Jahrhundert fing mit großen Katastrophen an.

Nachts ist Rebecca drei oder vier Male wach. Auch am Tag will sie nicht schlafen. Kurzer Schlaf.

Trotzdem gelingt es mir, jeden zweiten Tag beide Etagen sauber zu machen und Sachen in Ordnung zu bringen.

Kater pisste schon das vierte Mal seit Hermine weg ist, neben dem Kästchen. Ich musste alles weg machen.

Vor einem Tag stritten wir uns mit meiner Mutter fast. Und Schuld daran hat eine verrückte Zimmernachbarin von Hermine. Zuerst telefonierte meine Mutter mit Hermine und sagte, dass sie eine Trinkflasche für Rebecca kaufte. Dann sprach sie darüber, dass ich und Mister Ti gleich ins Krankenhaus fahren und dass Mister Ti die Milch für die Kleine besorgte, wenn die Kleine in meiner Abwesenheit weine oder Durst habe. Hermine wiederholte es laut. Die verrückte Zimmernachbarin ließ sie nicht weiter sprechen und schrie: Sie sollen dem Kind keine Milch geben!  

Sie stellte es so vor, dass meine Mutter der Kleinen die Kuhmilch statt meiner

Milch geben will. Als wir eintrafen, war Hermine aufgedreht und befahl mir, keine Milch dem Kind zu geben. Ich war erschrocken, bis es sich endlich herausstellte, wer sich irrte. Jetzt war ich aber aufgedreht, und als wir zurück waren, warf ich meiner Mutter vor, zu viel zu erzählen und dadurch auch für die Verwirrung gesorgt zu haben. Bis wir alles zurückverfolgten, war der Abend nicht mehr so schön…

Wenn ich dich auf die Lippen küsse, machst du schnell die Augen zu, dann wieder auf, guckst mich mit großen Augen an und lächelst breit. Heute war meine Mutter  zu Besuch, du schliefst

auf dem Balkon sieben Stunden lang, mit einer kleinen Unterbrechung. Ich machte mir Sorgen wegen deiner Windel. Die Größe S ist schon klein. Die Beinchen sind dick. Auch heute hast du rote Bäckchen. Sieht toll aus.

Die Verkäuferin aus dem Windelgeschäft meint, Babys machen niemals vor vier Uhr morgens in die Hose. Aha! Darum hörte ich schon vorher auf, dich zwischen 3 und 7 Uhr zu windeln. Jetzt ziehe ich dir gegen 23 Uhr „Pampers“ an, die bis früh morgen bleibt.

Sobald ich mit neuen Windelhöschen (keine Mullwindeln mehr) windele, habe ich wesentlich weniger Wäsche.

Rebecchen, ich werde dir beibringen, dass alles sein Gegenstück hat, so wirst du die Welt besser verstehen und aus dieser Erkenntnis heraus deine Weisheit und Kraft schöpfen.

Ich verbrannte meine rechte Hand am Dampf. Jeder Finger wurde einzeln verpackt, und es tut nicht weh, ich kann dich nehmen, tragen, windeln.

Ich denke, wir sollen den Menschen nicht böse sein, die das Böse und Unrecht tun. Sie sind Opfer eigener Entscheidung. Man ist entweder beim Guten oder man liefert sich dem Bösen aus. Kaum einer kann nachvollziehen, warum man es tut. Genau wie die, die

das Gute tun, verstehen ihre Handlung nicht ganz. Sie tun es einfach. Gehasst soll nur der eine der Fürst der Finsternis.

Ich lag anschließend auf dem Sofa und sprach zu Gott: Er soll mir ein Herz schenken und den Stein, den ich jetzt habe, wegnehmen. Er soll mir Liebe zu dir schenken: Nicht die zu der ruhigen und guten Rebecca, sondern auch zu dir, der weint, „stört“, schreit oder mich kratzt. Ach, hätte ich diese Liebe gehabt!

Heute versteckte sich der Kater bei uns im Bad in der Wickelkommode. Ich

lachte mich kaputt, als er plötzlich aus der Kommode heraus kroch.

Seit etwa vier Tagen spüre ich, dass ich zu dir einen wunderbaren Kontakt herstellte (durch intensives Beten). Ich änderte mich, lasse mich durch Schreien, Kratzen oder langes Stillen nicht beruhigen, bliebe gelassen. Darum bist du schnell ruhig und hast deinen stabilen Rhythmus.

Die Zeit vom Einschlafen ist wunderbar. Ich genieße es, dich fertig anzuziehen, zu stillen, mit dir zu sein.

Wir schaffen es nicht immer, dich regelmäßig zu baden, weil wir fast immer unterwegs sind (Hermine ist in

der Reha). Und gegen 20 Uhr willst du schon von alleine schlafen.

Es wird immer schöner. Mir scheint, dass alles in meinem Leben sich wie die Ziegelsteine zu einem Haus zusammenfügt. Halleluja!

Jetzt geht alles durcheinander. Früher, als du immer zu Hause warst, konntest du deinen Rhythmus leben. Nun sind wir seit die Oma im Krankenhaus (und zu Zeit in der Reha) ist - ständig unterwegs. Und das stört dich. Kaum schläfst du ein, wirst du frisch gewindelt, warm angezogen, weggebracht. Kaum kamst du dort zur Ruhe… Und das Schlimme ist dein

Winteranzug. Wenn ich dich daraus hole, wirst du immer wach. Sag mal, wie oft und wie lang duldet ein Kind solche Störung?

Soll ich die Oma nur ein Mal in der Woche besuchen?

Soll ich zu Hause bleiben und dir die „Führung“ übergeben? Wer soll bestimmen, wann du schläfst?

Aber Mister Ti meint, wir müssen Hermine alle oft besuchen.

Seit Gestern Abend spüre ich Kopfschmerz, hinten am Kopf, wie Halbmond vom Ohr zu Ohr.

Papa schimpfte über die Nikky Pullis: Sie sind viel zu eng, haben zwei Knöpfe

an der Schulter statt vorne. Ich meide sie auch, obwohl wir schon welche kauften.

Es ist 22 Uhr. Du schläfst fast ununterbrochen seit es 19 Uhr ist. Wir waren zu Besuch bei der kranken Oma, und im Auto schliefst du ein. Zu Hause stillte ich dich noch ein Mal im Halbschlaf. Ich wollte so sehr mit Papa den Film „Jumanji“ zusammen sehen, denn er kannte ihn noch nicht. Die ganze Zeit schliefst du in meinem Schoß geschützt vom Licht des Fernsehers durch eine Decke und das Stillkissen. Du musst noch gewindelt werden.

Gestern bekamst du im Supermarkt einen Schluckauf und bekämpftest ihn von alleine.

Heute vorm Spiegel machtest du mir mehrmals folgendes nach: Ich riss meinen Mund auf, du auch.

Gestern zeigtest du dein Humor. Du warst auf meinem Arm, legtest dein Köpfchen auf meine Schulter, dann stecktest du dein Näschen in meine Ohrmuschel und hustetest laut.

Du bist drei Monate alt. Schon groß, wenn man bedenkt, wie schwer die ersten Monate sind. Da die Oma Hermine seit gestern wieder zu Hause ist, kam der Doktor zu uns. Ich bat ihn,

auch auf dich einen Blick zu werfen. Er verschrieb dir pflanzliches Mittel. Und es hilft wunderbar. Du schliefst vier Stunden am Stück (vormittags).

Ich bin jetzt Mitglied eines kleinen Chores in unserem Städtchen. Etwa eine Woche vor deiner Geburt trafen wir uns zum ersten Mal. Das Singen bringt uns allen Spaß.

Papa installierte auf unserem Computer das „Studio 10“- Programm, damit ich meine Filme schneiden kann.

Dann warteten wir unten bei der Oma bis der Doktor sie besucht. Später konnten wir spazieren gehen. Wir waren bei der Apotheke, am Friedhof, im

Geschäft und bei einer Therapeutin. Jetzt ist es 21.50 Uhr, und seit einigen Minuten schläfst du.

Zu Mittag koche ich für uns mit Hermine.

Rebecca, gestern war ein schlechter Tag. Früh am Morgen fuhren wir alle wegen Hermine ins Krankenhaus zum Röntgen. Du konntest grade erst eine halbe Stunde lang schlafen, dann zogen wir dich an und los. In der Nacht warst du ein paar Stunden am Schaffen, gabst keinem die Ruhe. Darum begnügte ich mich mit nur drei Stunden Schlaf. Und es wäre ja nicht schlecht, wenn ich am Tage noch etwas schlafen konnte.

Aber als wir zurückkamen, wurde ich von meinen Gedanken abgebracht und vergaß meine Babytasche in Papas Auto (am Nachmittag sollte das Baby Treffen stattfinden, und ich wusste nicht, ob wir so schnell mit Hermine nach Hause kommen, darum packte ich die Tasche schon am Vormittag ein). Bis ich der Schwiegermutter half, die Treppe hoch zu steigen, fuhr er weg. Wie es sich später herausstellte, war er zuerst nur zum Arzt gefahren, erst dann zur Arbeit. Dazwischen war er auch zu Hause, und ich wickelte dich und hörte es nicht.

Also, um 10.30 Uhr als ich mich zu dir auf ein Schläfchen legen wollte, fiel mir

ein, dass ich die Tasche mit Führerschein und Schlüssel und allem, was für Nachmittag vorbereitet war, bei Mister Ti vergaß. Und dabei freute ich mich schon seit Wochen af diesen Tag, denn um 14 Uhr sollte unser erstes Baby- Treffen nach der Entbindung stattfinden. Wie ich das erfuhr, dass die Tasche mit allem weg fährt, brach ich in den Tränen aus. Ich hatte regelrechte Hysterie. Und du wurdest natürlich wach.

Ja, ich war allein dran schuld. Aber ich kann nicht so viel Verantwortung tragen: genug schon, dass ich mit dir, meine Kleine, Tag und Nacht zusammen bin. Du schläfst letzte Zeit nicht besonders

gut: ungefähr alle zwei Stunden wirst du wach. Und dann braucht Hermine auch Zeit. Und manchmal soll ich etwas mehr Zeit bei ihr verbringen, auch wenn du unruhig oder schläfrig bist. Hermine ist jetzt schwach und nicht in Ordnung. Und ich soll sie beruhigen. Das geht, wenn ich wohlauf bin, das ging auch bis Gestern…Aber dann… So manches und die Müdigkeit kamen zusammen, und es brannte.

Nur wurde Mister Ti zurück gefordert. Ich meinte zu ihm vor einigen Wochen: Nimm zwei Wochen Urlaub, wenn Hermine wieder zu Hause ist, ich werde sie nicht pflegen können, ohne dass das Kind vernachlässigt wird. Er hörte nicht

auf mich. Jetzt haben wir es.

Aber das noch nicht genug. Das Baby- Treff war gut und traurig zugleich. Du stelltest dich schön dar. Warst die einzige, die ruhig war (Lob!), und alle staunten, dass du so fit bist. Kein Kind konnte im Liegen Beine heben, aber du. Du drehtest einen halben Kreis nur durchs Heben der Beine.

Nun merkte ich, dass es andere Babys dick waren, solche dicke Backen! Und du…Ach, Schatz, war ich traurig. Aber es kann unmöglich sein, dass es dir etwas fehlt!

Erst in der Nacht zu Hause verstand ich, es waren doch keine Stillkinder, die die Backen hatten, sondern die tranken

Industrie- Milch. Du und noch ein weiteres Stillkind waren normal, ohne quadratisches Gesicht.

Als wir mit dir zu Hause waren, war ich so kaputt, plus Kopfschmerz. Ich stillte dich noch ein Mal, dann im Schlafzimmer. Also, von 16.30 bis 20.30 Uhr dauerte es, wie immer.

Als du um 23 Uhr kurz wach warst, stillte ich dich. Und so mache ich immer alle zwei Stunden stillen. Und bei anderen Babys von Kurs ist es anders: 5 bis 7 Stunden Schlaf, dann 10 Minuten Stillen. Und sie pennen weiter. Von wegen! Du bist doch gesund. Warum nach drei Monate immer noch kein Erfolg? Na, dass du schon ohne

Milch einschläfst, ist gut genug.

Mister Ti übernimmt das Kochen am Samstag und Sonntag, und sonst auch das Abendbrot- Servieren.

Gestern Abend gegen 18 Uhr hattest du „Sprechstunde“. Wir waren bei REWE. Du hast so laut und mit höherer Stimme „gesprochen“ ganz kurze Sätze wie „ui- - i- a- ah“ mit Intonation, dass alle Kunden Bescheid wussten, dass es du warst.

Weißt du, Rebecca, das Böse wird niemals Oberhand gewinnen. Das Gute gewinnt, weil es viele gibt, die das Gute tun und es tun wollen. Das Gute ist

immer in der Eintracht. Das Böse dagegen wünscht immer wieder, das Böseste zu sein. Viele böse Kräfte befinden sich dadurch in ständigem Wettbewerb wer von denen der Allerböseste ist. Und das sie niemals einfach so das Böse tun, sondern unter einander Rivalen sind, wird das Böse immer von innen kaputt gehen, so zu sagen aus sich heraus zerstört.

Das Gute dagegen hat kein Interesse, wer von den Guten das Beste, Gütigste ist. Das Tun an sich und nicht die Macht, die Stärke der Tat ist das Wichtigste. Und wenn ein andere noch mehr gutes tut, besteht da keine Konkurrenz, keine Neid. Alle tragen dem

Guten bei. Bei dem Bösen aber zählt, wer was geleistet hat. Es existiert kein nachvollziehbares Ziel für das Böse es ist ein Trotz zu dem, was nicht böse ist. Und aus Trotz existiert keiner.

Ich habe jetzt keine Möglichkeit, meinen Schlaf nachzuholen. Und das ist schlecht, denn 24 Stunden am Tag und 7 Tage der Woche schon über drei Monate bin ich bei dir. Mister Ti kommt spät heim, gegen 19 Uhr und lässt mich nach dem Abendbrot wieder mit dir allein. Hermine will, dass wir immer mit ihr essen.

Je früher ich dich nach oben trage, desto schneller schläfst du ein. Wenn ich

erst um 22 Uhr es tu, dann bist du um 23 Uhr noch wach. Aber aufwachen in der Nacht tust du regelmäßig. Und diese 6 Uhr morgens! Die verpasst du nicht. Dann um 6.40 Uhr kommt die Krankenpflege, ich muss schon früher runter laufen, Türe aufschließen, und als jemand schellt, stehe ich auf und drücke auf den Knopf.

Gestern warst du kurz nach 5 Uhr wach. Nach dem Stillen lief ich zur Haustür und schloss auf.

Zu Mittag fragte Hermine: „Wieso denn brannte das Licht in Treppenhaus schon um 5 Uhr? Wir müssen eine schwächere Glühbirne benutzen.“

Na ja, im Flur ist es sowieso nicht

besonders hell. Ich widerspreche nicht, denn sie ist schwierig geworden. Jede Kleinigkeit interessiert sie, und ich habe meine Tochter, die oft nach mir schreit. Ich schlucke alles runter.

Ach, Rebecca, seit Omas Sturz ist alles anders geworden. Es ist einfach schwierig. Papa ist den ganzen Tag an der Arbeit, ich gehe mindestens drei Mal am Tag zur Oma und schau nach ihr, gebe dem Kater was zu essen, als ob ich nichts zu tun hätte. Von Papa gibt es zu Zeit keine große Hilfe Tag wie Nacht bin ich mit wenigen Ausnahmen die einzige Person, die für dich sorgt. Am Wochenende kocht Papa.

Und noch was: Hermine ist ab und zu

wirklich schwierig. Das fehlt noch zu dem, was ich sonst erlebe. Nun mischte sie sich noch in unser Leben ein. Ich möchte nämlich am Freitag zum Chorauftritt, und sie hat es mir mehrere Male ausdrücklich verboten, alleine zu gehen. Wenn ich im Chor den wirklichen Grund der Absage nenne, werden alle mich auslachen. Und solche und ähnliche Dinge muss ich über mich ergehen lassen. Mister Ti passt auf dich auf, ich gehe trotzdem singen.

Mein früheres schüchternes, kindliches Benehmen lege ich nach und nach ab. Wenn man mich fragt, ob ich dies oder jenes machen kann oder ob es von mir zu

erwarten ist, sage ich bestimmt „ja“ oder „nein“. Und wenn man mich immer noch versucht, kann ich antworten, „Sie kennen mich doch“. Und ich brauche kein entschuldigendes Lächeln (das hasse ich in mir).

Es stellt sich wieder heraus, dass ich ein Außenseiter bin. Egal, wo ich bin, in welcher Gruppe von Menschen ich auftauche, bin ich nicht zu übersehen und irgendwie anders. Daran gewöhnte ich mich schon.

Dass ich ein komischer Vogel bin, besagt folgendes Beispiel: Frauen, die im Geburtsvorbereitungskurs mit mir waren, nehmen alle gewöhnliche Windeln, ich die aus Baumwolle. Keine

andere führt ein Tagebuch über das Kind, sie ließen die Stammzellen ihren Babys nicht aufbewahren, wir mit Papa schon. Ihre Babys sind dick, faul und zufrieden. Meine Rebecca ist stark, fit und hat Drang zu allem Neuen.

Du singst seit Heute, mein Vögelchen! Wirklich schön!

Ach, alle Frauen plagten sich mit der Geburt ziemlich lang. Aber meine Rebecca war schnell. Und außer der einen geben sie ihren Kindern schon die Flasche. Manche kombinieren es mit Stillen.

Um 6.40 Uhr schellt es an der Tür. Krankenpflege. Um 8.40 Uhr schellt es

an der Tür. Therapeutin. Dazwischen auch nur Bruchstücke vom Schlaf. Ich zog dich um. Dann schellte es zum dritten Mal. Ohne etwas zu fragen, machte ich auf. Egal, wer kommt. Gebt nur die Ruhe. Es war der Schornsteinfeger.

Zur guten Letzt als du gegen 10 Uhr einschliefst, schellte die Hermine bei uns, du bist beinah wach geworden. Sie wollte nur sagen, dass sie beim Arzt anrief und er kommt gleich. Dann stellte ich dein Bettchen vorsichtshalber ins Wohnzimmer, damit du ruhig schläfst, und gleich danach das 5. Schellen. Der Arzt.

Ich habe es noch nicht erwähnt, meine Liebe, aber seit einem Monat bekommst du hinter der Ohrmuschel und in ihr und auf der Backe leicht blutige Schüppchen. Um die Ohren herum ist dein Gesicht rau. Papa fertigte uns Balsam an. Das soll helfen.

Gestern Abend spürte ich solch eine große Liebe zu dir! Gott erweist seine Liebe, unendliche Liebe indem er uns dich geschenkt hat. Du bist ein Engel. Immer wenn ich dich bevorstehende Nacht in Seine Hände lege, erleben wir ruhige und schöne, stille Nacht.

Meine Eltern kommen oft zu uns. Sie bügeln, putzen, gehen mit Rebecca spazieren.

In deinem künftigen Kinderzimmer ist der Schrank fast fertig. Wir hatten vorerst vor, den alten Papas Schrank aus seiner Kindheit dort zu lassen. Da aber der Korkfußboden noch einen Monat vor deiner Geburt verlegt wurde, wollte ich keinen begehbaren Schrank im Schlafzimmer haben, wie der Papa vorerst plante. Ich sortierte vieles aus, damit unsere alle Sachen (Kleidung) in einen großen hohen Schrank hinein passen, dann konnte man auf den zweiten verzichten, und viel Platz im Zimmer frei lassen (zum Beispiel, zum Spielen). Die Sachen, die wir nicht immer benutzen, kamen in die Schräge

(sie wurde später mit Legosteine - Sammlung voll gemacht). Statt des leer gewordenen Schranks stellten wir ein Sofa hin. Und Papa dachte, er könnte lieber diesen Schrank (auch alt, aber viel größer als sein Kindheitsschrank) in dein Kinderzimmer stellen. Ein Stück davon schnitt er sogar schräg ab, damit der ganze Schrank hinein passte. Das macht mich schon stutzig, aber Mister Ti mag halt seine Erinnerungsstücke.

Diese Woche entdecke ich eine neue Frisur für mich. Hochgestecktes Haar, ein Mal zusammengelegt, ein Mal gedreht, wird mit einer Haarspange gehalten. Die Frisur erinnert ein wenig an Spanien und steht mir sehr gut. Ich

mache sie im Nu, sogar ohne in den Spiegel zu schauen.

Ich roch an dir. Du riechst nach Mandelöl. Ich verwende es, damit deine Schüppchen leichter abgehen. Einige davon gehen mit Haaren ab. Weiterhin riechst du nach Eiter (an den Ohrmuscheln und Backen gibt es raue Stellen, du kratzt sie aus, da kommt manchmal Eiter raus), nach „Ariel“ (du hast den frisch gewaschenen Schlafsack an) und nach Karamelle (dein Mundatem, wie süße Bonbons mit Milch).

Ich überlege mir, dass ich ein weiteres Tagebuch anlegen soll. Entweder werde

ich meine Erinnerungen aus der Kindheit aufschreiben, angefangen mit der hellblauen Gobelindecke, wo ich mich drauf zu legen pflegte, um zu träumen, dass es ein fliegender Teppich war. Oder ich notiere das, was mich glücklich oder traurig macht. Wahrscheinlich wird es beides beinhalten, denn so kann ich meine Geschichte und meine Gefühle für dich zugängig machen. Meine Schrift ist nicht schön und ich  weiß nicht, ob du es lesen wirst oder kannst. Ich liebe Tagebücher und Biographien. Schade, dass meine Mutter sie niemals schrieb.

Heute Nacht träumte ich einen

besonderen Traum: Ich gehe mit Mister Ti in eine unbekannte Apotheke im Städtchen, obwohl der Standort falsch ist. Dort möchte ich Medizin kaufen. Die Wände der Apotheke sind hoch, und keiner darf hinein, in den einzigen Raum. Alle stehen vor der geöffneten Tür. Als wir an der Reihe waren, reiche ich der Apothekerin mein Rezept, und sie nahm die Leiter, stieg hoch über alle Schränke und saß da und fing an zu singen. Ach, was war das für eine Engelstimme! Ich war sofort in diese Stimme verliebt. An was ich mich noch erinnere, war ein dickes Buch über Napoleon im oberen Regal, oberhalb von dem die Frau saß und sang.

Du bist putzig. Beim Spielen mit Papa sprachst du plötzlich: OGELEDL.

Dann lerntest du vom Papa das Pfeifen. Du schautest lange Zeit ihn an, dann faltetest deine Lippen zu einem „O“ oder „U“ und spucktest Speichel raus. Dass du so intelligent bist, ist wunderbar.

Heute beim Windeln zeigtest du etwas Neues: Du strecktest die Zunge heraus und mit dem Mund versuchtest ein Laut zu erzeugen.

Du brauchst jetzt etwa eine halbe Stunde zum Einschlafen. Und das nachdem du satt bist.

Ein tolles Gefühl, dich zu stillen, wieder zu sehen du zu umarmen nach zwei

Stunden Chorprobe. Wie ein Vorgeschmack des Himmels. Grade an diesen Abenden stelle ich fest, wie wunderbar der Beruf der Mutter und der Frau ist.

Manche Tage sind kurz wie der Windhauch, manche dagegen lang. Heute ist ein langer Tag. Um 7.20 Uhr schellte die Krankenpflegerin an der Tür. Jetzt ist es fast 23 Uhr. Ich bin müde, könnte aber noch weiter schaffen. Die Suppe ist vorgekocht, Hermine gebadet und im Bett, du bist seit 4 Stunden im Bettchen. Um 22 Uhr warst du kurz wach, ich stillte dich, so schliefst du schnell wieder ein. Der Film ist fertig geschnitten, Sachen vom

Flohmarkt werde ich noch waschen.

Und um 7.25 Uhr ärgerte ich mich regelrecht. Kurz nach 7 Uhr warst du wach. Schnell gestillt, schon träumst du wieder. Ich wollte übrigens auch schlafen. Aber ich wusste, dass um 7.20 Uhr die Pflegerin kommt und bei uns schellt. Was blöd ist, wir haben auf beiden Etagen eine Sprechanlage. Die obere, zum Schlafzimmer, wo wir alle schlafen, wollte ich schon mal abstellen. Die untere läutet so wie so stark genug. Und damit dein Schlaf nicht unterbrochen wird, entschied ich mich heute, die 5-7 Minuten an der Sprechanlage zu lauern (mit

geschlossenen Augen, im Halbschlaf). Erfahrungsgemäß wartete ich auf ein kommendes Auto der Mobilpflege. Um 7.25 Uhr hörte ich von weitem, dass jemand mit dem Papier raschelte. So kam es mir vor, als ob die Zeitung ausgetragen wird. Und schwupps- läutete es schon bei uns. Das war ärgerlich. Zum ersten Mal treffe ich Pflegerin, die entweder zu Fuß oder … auf dem Besen ihre Patienten besucht. Natürlich, wurdest du, Kleine, wach. Ich weinte still. Das Ding haue ich kaputt, damit wir ungestört schlafen.

Warum geht Mister Ti niemals nach der Mutter schauen oder die Tür aufzumachen?

Ich träumte, dass bei dir die unteren 13 Zähne auf einmal kamen.

Auf deiner Haut sind überall rote Flecken und seit heute auch winzige Pusteln am Körper. Am kommenden Freitag muss ich mit Doktor darüber sprechen.

Deine Pusteln gehen nicht weg. Die roten rauen Stellen an Armen werden größer. Du bist verspannt, ziehst Kopf weit nach hinten. Gestern hattest du 37,6 Grad, dann nach dem halbstündigen Schlaf schon 37,2 Grad. Und am Abend 36,8 Grad. Was das bedeutet, weiß ich nicht. Ich bin jeden

Tag so voll beschäftigt, dass mir keine Zeit bleibt, zum Arzt zu gehen und dich impfen zu lassen.

Um 1 Uhr wollte Papa schlafen gehen, aber da ich auf seiner Seite lag und du - auf meiner (in unserem Bett), wollte er uns nicht wecken und wartete bis du um 2 Uhr von alleine wach wurdest. Erst dann kamst du ins Bettchen. So gütig ist unser Papa.

Seit Montag bemerkten wir, dass du vorne an Stirn einige Büschel von neuem kurzem Haar hast. Du bist ja ein Igelchen!

Gestern und bis jetzt bin ich

eingeschnappt. Jeden Abend bitte ich Mister Ti darum, früher ins Bett zu gehen bzw. mit uns nach oben zu gehen. Denn es kostet Kraft, dich ins Bett zu bringen, und letzte Zeit bist du, meine Süße, ziemlich unruhig. Du willst nicht einschlafen. Dann wachst du oft mit Schrei auf. Während ich etliche Male aus dem Schlaf gerissen werde, macht sich Papa vorm Fernseher oder vom Computer bequem, schaut alles Mögliche, schläft dabei ein, aber er weigert sich, mit uns hoch zu gehen und zuzugeben, dass er auch müde ist.

Gestern bzw. heute um die Mitternacht war es soweit: Ich war so einsam mit dir. Du bist zum dritten Mal innerhalb

von wenigen Minuten wach geworden, geschrien. Ich wollte so sehr schlafen, aber ich hatte niemanden da, der dich trägt bzw. dir Bauchmassage macht. So lagst du in unserem Bett und schriest so laut… Aber glaubst du, Papa ist hoch gekommen? Schade.

So dauerte es einige Minuten, und nichts half weder das Stillen noch das Massieren. Da nahm ich dich nach unten (aus der Dunkelheit ins Helle) und sagte Mister Ti Bescheid. Er bat um einige Minuten, weil er beschäftigt war. So bin ich einsam mit dir nach oben marschiert. Ich war enttäuscht und aufgeregt, denn dir tat etwas furchtbar weh, und ich konnte nicht helfen. Beinah

hat der Teufel wieder in mir einen Hass gegen dich geweckt. Warum musst du immer leiden, wenn es bei uns Probleme gibt?

Es kommt mir so vor, als ob alleine ich dich habe, und Mister Ti nur wahlweise: wenn er Lust hat, spielt er Papa, und sonst hat sich für ihn seit unserer Zeit ohne Kind nichts verändert. Er verbringt zuhause viel mehr Zeit mit Computer als mit mir und dir. Wie soll ich es ihm klar machen?

Als letzte Rettung sah ich das Pucken. Ich nahm die weiche dünne Decke und machte ein Kuvert. Darin wurdest du gleich ruhiger und zufrieden. Bis Papa endlich kam, warst du erlöst von deinen

Schmerzen und schliefst ein. Ich weinte, aber ich konnte gar nicht stark genug und befreiend weinen, denn es steht immer noch eine „Wand“ zu meinen Gefühlen, und nur manchmal kann ich Freude oder Trauer so richtig erleben und ausdrücken.

Mister Ti ist vielleicht einliebender Vater, er weiß bloß nicht, dass dazu nicht nur das Geld verdienen oder ein paar Küsse, oder das Tragen (er trägt dich, wenn ich ihn darum bitte), oder das kurze Spielen mit dir oder das Baden gehören. Auch dich beobachten, streicheln, trösten ist drin. Manchmal ist er egoistisch und das versteckt er hinter seiner lustigen Natur und dem

Scherzen. Manchmal existiert für ihn nur seine gewöhnliche Welt, seine Bedürfnisse oder Gewohnheiten. Er kocht aber und serviert für uns sehr gern und immer freiwillig. Darum weiß ich nicht, wie ich es ihm beibringe, dass ich und vor allem du von ihm noch mehr erwarten und brauchen.

Wir waren beim Kinderarzt und bekamen unsere erste Impfung. Außerdem bekamst du jetzt etwas verschrieben: „Laticort“- Salbe für Ohrenmuscheln und Salicylöl für den Milchschorf. Als Nachbehandlung Linola Urea.

Du wiegst 6400 Gramm.

Zu allen Beschwerden gab es nur eine

ganz professionelle Antwort: Kuhmilcheinweißunverträglichkeit. Wenn ich meine Müslimilch, meinen Käse, Kindernahrung (für mich) und Eis auslasse, wird es dir ganz gut gehen. Unverträglichkeit schlägt auf den Darm, daher kommen die Schmerzen und die Schreie in der Nacht, die Unruhe, schlechte Haut, die Verspannung.

Achtzehnte Woche

Den ganzen Tag ging es mir nicht gut. Ich möchte doch, dass es dir gut geht, darum stille ich dich, darum leben wir am Lande, darum windele ich dich mit Baumwolle. Darum ließ ich Haustelefon leise stellen. Jetzt muss ich stark auf

meine Ernährung aufpassen solange ich stille. Leichter wäre es, abzustillen, wie die meisten es tun, dann hätte ich alle essen können. Nun bin ich mir nicht sicher, ob du es akzeptierst. Und es ist ein tolles Gefühl, dich an der Brust zu haben.

Ohne dich will ich nicht leben, du sollst gesund und glücklich sein, weil es sich lohnt, zu leben.

Kein Schmerz stört dich, Gott sei Dank! Nur husten tust du, komischerweise: kurz und oft.

Auf dem Weg zu EA wollten wir auch kurz bei der Erna schauen, aber die

Nachbarn sagten uns, sie sei im Krankenhaus. Da fuhren wir von EA gleich ins Krankenhaus. Sei war so überrascht! Und du warst natürlich der Höhepunkt!

Erna hat es zutiefst bedauert, dass ich nicht das Leben mit Baby führen kann, die ich mir vorstelle. Aber ich sehe es so, dass wir in unserer großen Familie einander gegenüber auch verpflichtet sind, zu helfen. Und das ist richtig so. Während ich Hermine bade und frisiere, bleibt Papa mit dir.

Jetzt aber kommen die Zähne.

Heute war ein Wunder: Zum ersten Mal wurdest du ohne Schrei wach. Du

meldetest dich stattdessen mit „Singen“. Ich wusste, dass du wach wirst, kurz zuvor war ich oben, schaute nach, aber dass du beim Aufwachen lachst, das erlebe ich zum ersten Mal.

Am Abend war mein Kopfschmerz größer, so dass ich mit dir schon vor 20 Uhr im Bett lag. Übrigens, du kannst jetzt schon sofort einschlafen gleich an der Brust. Aber ich stille dich fast nur im Legen.

Ich nahm dich mit, unten in der Küche stellte ich den Teig für die Pizza, dich legte ich in das Bettchen. Dann spülte ich und sang dabei für dich. Als ich plötzlich pfiff, merkte ich, dass du jedes

Mal dein Köpfchen und die Beine hoch hobst, um besser zu horchen. Wahrscheinlich erwartest du, dass Papa bald erscheint (er pfeift oft).

Mir ist schon der zweite Abend nach einander schlecht. Heute beim Baden von Hermine ging mir Licht auf: Es kann sein, dass ich wieder schwanger bin. Mister Ti war überrascht, dann lachte er laut. Und wieder sagte er: So schnell schießen die Preußen nicht.

Wieso wird es mir immer nach 17 Uhr übel? Schon der vierte Abend nach einander. Das halbe Glas Saure Gurken ist weg.

Als du noch keinen Monat alt warst, fragte mich der Papa, woher ich weiß, ob Rebecca schon schläft oder nicht, wenn es Nacht und dunkel ist? Wahrscheinlich konnte ich schon zu dieser Zeit mit Herzen fühlen und sehen. Ich weiß einfach von vornherein, was passiert, wenn ich dies und jenes tu. Oder wenn du so oder anders hingelegt, hochgenommen oder behandelt wirst. Einige Sekunden bevor du weinst, weiß ich, was jetzt kommt. Und oft ergreife ich Initiative bevor du es tust. Ich mache „tsch- tsch- tsch“, um dich zu beruhigen oder nehme dich hoch.

Lisa gab mir eine Idee: wenn du oft in

der Nacht aufwachst, kannst du nicht nur nach der Milch schreien, sondern auch meine Nähe suchen. Also, erst trösten, dann bei Bedarf stillen.

In der Nacht träumte ich unter anderem Folgendes:

Ich bekam drei Eier, die wie die Knospen aussahen, etwas angerissen an der Seite, und man konnte drei Kücken darin sehen. Ich schälte sie vorsichtig und befreite die nackten rosa Kücken. Im letzten Ei lag ein Kücken in seiner Kacke, dünn wie bei Säuglingen. Und dieser Kücken gefiel mir am meisten, ich legte ihm einen einfachen Halsband um, damit ich ihn von den anderen

unterscheide und bat Hermine um einen alten Brattopf, wohin ich Sand schüttete und alle Kücken hin setzte.

Ich bin Gott sieht es glücklich als Frau, Hausfrau, vor allem als Mutter. Amen.

Zu Mittag möchte jetzt Hermine immer „etwas ohne Fleisch“ zubereitet bekommen. Die fertigen Gerichte vom Eismann nehme ich jetzt nicht, denn darin ist Milchpulver oder eiweiß. Ich werde heute einen Eintopf machen: Zwiebeln, Broccoli, Zucchini, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Knoblauch, Olivenöl. Davor gab es Kartoffeln mit Heilbutt, Oliven und Hagebuttentee.

Am Abend ist mir wieder unwohl. Keine Chorprobe. Du liegst schon im Bett. Es ist 20.15 Uhr. Ich wusch einige Sachen, die die Nacht über trocknen können und machte mich fertig für die Nacht.

Gott behüte dich. Ich liebe dich, egal was du machst du bist mein Ein und Alles. Und wenn das zweite Baby doch schon unterwegs ist, freue ich mich umso mehr.

Seit vorgestern weiß ich, dass in mir endlich eine Mutter geboren wurde. Halleluja!

Ich stellte deine Wiege auf den Balkon, du bist schnell eingeschlafen. Gestern

schliefst du auch dort. Dann drei Stunden lang mit Großeltern unterwegs im Nachbarsdorf. Da ich dort in der Kirche sang, wollte Mister Ti aufnehmen und den Großeltern das Dorf zeigen.

Bin ich doch schwanger? Hermine will jeden Tag wissen, was los ist. Aber ich gehe zu keinem Arzt (es ist zu Zeit nicht günstig, aus dem Haus zu gehen), was kann sich an meinem Wissensstand ändern?

Ich glaube, du wirst lockiges Haar bekommen.

Du schläfst seit 2,5 Stunden draußen auf dem Balkon. Ich lese. Du wurdest

sogar von der Feuerwehrsirene nicht wach gemacht! Jetzt musst du aber schon wach werden, denn ich soll beim Doktor für Hermine etwas abholen. Meine Mutter putzte mir die ganze Wohnung. Mein Mann besitzt so viel, was wir nicht brauchen und lieber weg tun sollen. Zuerst ärgerte ich mich darüber, dann aber… Langsam werde ich ausmisten, wie ich es mit Kleidern immer tu.

Auch Tiefflieger konnte dich nicht wecken.

Heute erwarten wir Besuch.

Früh am Morgen bin ich schon bei Hermine. Ich frühstückte unten, du lagst

im Kinderwagen. Dann stillte ich dich, und du schliefst ein. Innerhalb von 15 Minuten kamen 5 laute Autos vorbei.

Ich ärgerte mich, denn du lagst im Erdgeschoß, und das Fenster war gekippt. Und zur guten letzt läutete ein Postbote an der Tür. Da es bei Hermine ein ziemlich lauter Klingel ist, wurdest du trotz der geschlossenen Tür wach. Das ist ja eine Irrenanstalt! Keine Ruhe. Lieber gehe ich in den Park oder zum Sportplatz gehen. Oder zum Fluss.

Von Anfang an kochten wir mit Hermine jeden zweiten Tag abwechselnd. Sie bestand drauf, zusammen zu essen, obwohl es mir nach deiner Geburt

überhaupt nicht günstig war. Ich konnte nicht immer um punkt 12 Uhr servieren, so wie sie es gewöhnt war. Und oft war es mir nicht danach, ich hätte lieber länger geschlafen und später gegessen, doch ich wollte sie nicht enttäuschen. Wenn sie kochte, gab es nur das aufgewärmte Tiefgefrorene. Und sie quälte mich noch stets mit der Frage, wieso ich nur bestimmte Sachen essen durfte.

Du bekommst wieder diese Krämpfe. Ich bin verzweifelt und enttäuscht. Ich bat Gott, deinen Schmerz zu lindern. Nichts tat er. Da war die Grenze erreicht. Wenn ich weiterhin mit deiner

Krankheit alleine kämpfe, glaube ich, ich werde nicht mehr glauben können.

Wenn wir nur zu dritt (mit Papa) wären, so könnte ich mir kochen was ich möchte und brauche. Zum Beispiel, viel Fisch. Aber da ich auch für Hermine koche, und sie stets „etwas vom Gemüse“ will, jeden Tag höre ich diesen Wunsch, so kann ich doch nicht vieles zaubern. Denn die Kühltruhe ist voll mit Fertiggerichten, die ich nicht essen darf, und mit Fleisch, das sie selbst kauft.

Ach, es könnte alles viel einfacher sein! Jetzt bist du hungrig, und ich habe Angst, dich zu stillen, denn es wird alles von vorne losgehen.

Ach, ich „freue“ mich schon auf Morgen. Ich soll Hermine erklären, wieso du Schmerzen von diesen guten Sachen vom Eismann hast. Und darauf habe ich keine Lust. Das macht mich krank, und ausschlafen möchte ich, aber dann wird Hermine mich wohl wegen dies und jenes zu sich rufen.

Seit ich in ihrem Haus wohne und besonders nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, nimmt sie keine Rücksicht darauf, dass ich mit Baby auch meine Ruhe haben möchte. Sie klingelt am Haustelefon jedes Mal mehrmals am Tag, wenn sie etwas fragen möchte, etwas braucht oder Beschwerden hat. Ich bin ihre Sklavin.

Es ist schon 4 Uhr Morgens. Mister Ti schläft auch nicht. Du bist ruhig, aber nur weil du im Schaukelsessel neben dem Schrank bist, in Papas Arm. Sobald du in die Nähe von unserem Bett kommst, wirst du wach, aktiv und schreist. Das wollen wir nach etlichen Versuchen bitte vermeiden.

Ich weiß nicht, was uns helfen kann. Das ist eine verdammte Situation.

Natürlich war ich wütend, auch auf dich.

Jetzt bist du in der Wiege draußen. Seit 3,5 Stunden schon. Ich kochte, aß, war beim Arzt wegen einer Überweisung, denn gleich gehe ich endlich zum Frauenarzt. Es könnte sein, dass ich eine

Infektion habe, die durch die Muttermilch zu dir übergeht. Kurz nach 5 Uhr stillte ich dich, dann warst du ruhiger, wachtest noch mal auf, und dann erst kurz vor 9 Uhr. Der Schlaf hat mir auch gereicht.

Kann sein, dass es keine Maultaschen, sondern die eingelegte Rote Beete oder Artischocken sind… Mist!

Eben grade kommen wir vom Arzt. Ich bin nicht schwanger, und etwas Entzündung gibt es. Darum- Zäpfchen. Und wenn du so schlecht auf die Milch reagierst, meinte die Ärztin, soll ich abstillen. Ich bin schon etwas ruhiger bei diesem Thema. Aber mal sehen wann ich abstillen kann.

Ich bin ruhiger geworden, vielleicht deswegen, weil Hermine bald wieder jeden zweiten Tag kocht, und ich kann mit dir viel mehr ruhige Zeit verbringen, ohne an Termine gebunden zu sein.

Dadurch, dass ich für Hermine kochen musste, durfte ich nicht für den ganzen Tag zu meinen Eltern fahren. Hermine ließ mich nicht einfach gehen, obwohl dieser Tag meine seelische Rettung war.

Meine Mutter meint, dir war es in der Nacht deswegen so schlecht, weil es Sonnenfinsternis gab.

Am Nachmittag waren wir wiederum mit Papa zu zweit durch die Stadt gezogen. Du wurdest von Großeltern mit

meiner Milch versorgt. Ich stille dich oft.

Die Nacht war erholsam. Zwar 4 Mal gestillt für Einschlafen, dann aber fast 6 Stunden ruhigen Schlafes. Plus fast 3 weitere Stunden. Um 9 Uhr schliefst du wieder ein. 2,5 Stunden lang. Prima! Ich konnte mich duschen, essen, einige Kleidungsstücke ausbessern. Und dann gab es schon das Mittagessen vom Samstag.

Ich danke dir, Rebecca, dass ich ruhig und gelassen bin.

Ich stelle fest, ich spreche mit dir genau so viel, wie ich dir vorsinge. Schon von Anfang an. Wenn ich das Lied vom Pony einstimme, mache ich ein

Geräusch, den die Pferde machen. Und wie ich es mit meiner Zunge mache, fasziniert dich, du schenkst mir dein breites Lächeln.

Mein Putzelchen, du warst heute wieder unterwegs. In der Stadt besuchten wir Lea. Und dann schliefst du gut 1,5 Stunden lang

Am frühen Morgen schliefst du 40 Minuten lang. Ich aß etwas und rieb Kartoffeln für die Reibekuchen.

Ich bin Mama, das spüre ich gut. Ich bin ruhiger und liebender geworden. Wenn du mal unruhig wirst, weiß ich den Grund und handle ruhig.

Es ist so, als ob du erst jetzt geboren bist, Rebecca.

Ich machte sauber in der Küche, tippte etwas ab, wusch, aß, sah fern, nähte dabei. Aber ehrlich gesagt, du fehlst mir, wenn du über längere Zeit schläfst.

Früh am Morgen war Frau Doktor da. Sie nahm der Oma das Blut ab. Daraufhin waren wir mit dir schon kurz nach 9 Uhr unterwegs: wir holten beim Arzt Ergebnisse für Hermine ab. Dann waren wir bei der Apotheke, einkaufen und im Kinderladen. Ich kaufte einiges für Jetzt und Später für dich. Unter anderem auch ein süßestes Mützchen mit Zipfel und der Maus (hellrosa,

warm). Eine halbe Stunde lang schliefst du draußen. Und danach kochte ich die Reispfanne. Nach dem Essen schliefst du wieder ein, für 30- 40 Minuten. Und bald wird die Wäsche fertig, die kann ich draußen aufhängen.

Am Nachmittag, nachdem du nacheinander jeweils 30- 40 Minuten schliefst, waren wir im Garten. Du betrachtetest alles ganz genau: Die aufgehängte Wäsche, die Bäume, die Sträucher, die wunderschöne Krokusse und Osterglöckchen. Dann war es dir zuviel, weil die Sonne so toll schien.

Ich kam kurz zu Hermine (interner Anruf). Als ich in die Küche schaute, sah ich ihren Kater mitten in deinem

Kinderwagen sitzend. Ich erschrak beinah. Hermine meinte, sie hätte die ganze Zeit gut aufgepasst. Aber es ist schwierig, aufzupassen und gleichzeitig in einem anderen Zimmer fern zu sehen. Ich müsste selbst den Wagen im Wohnzimmer verstauen. Aber wenn meine Mutter das erfährt, wird sie dadurch ganz wütend.

Eben grade war ich in der unteren Etage, um dir einige Rasseln und Beißring zu besorgen. Am Vorabend blieben bei uns noch einige Kartoffelpuffer, die Papa an seine Mutter nicht abtreten wollte. Ich fand diese ungegessen in der Küche stehen.

Danke dir, dass du es mir ermöglichtest, die Wäsche zu stellen und dann aufzuhängen. Obwohl du dann schon nicht mehr schliefst, weintest du nicht und beschäftigtest dich mit dir selbst.

Nur du, Bekki, machst mich endlos glücklich. Wie du mich immer anlächelst und schön lachst versuch es in Worte zu fassen! Du, mein Häschen, mein Kaninchen, ein Wunder vom Kinde!

Doch ich habe starke Kopfschmerzen. Die Nacht brachte nichts, ebenso wenig wie das Haare waschen.

Gestern waren die Großeltern da. Meine Mutter wollte gern putzen. Aber zuerst

sollte sie mit meinem Vater auf dich aufpassen, während wir ins Dorf flitzten, um leckeren Spanferkel zu holen. Den aßen wir zu Mittag. Du zeigtest reges Interesse am Spanferkel. Obwohl du bis jetzt ein Stillkind bist, wolltest du dich an das feste Essen ran machen. Meine Mutter nahm dich auf den Schoß und wollte essen. Du brachtest sie zum lachen, indem du ihre Gabel den ganzen Weg vom Teller bis zum Mund verfolgtest und dann noch die Gabel mit dem Fleisch in Omas Hand anfasstest und zu deinem Mund führtest. Da lachten wir alle laut. Die Oma erlaubte dir, den Scherz zu wiederholen. Aber ich war dagegen, denn

du vertraust zu Zeit jeden, und hinterher veräppelt man dich noch.

Als ich dich gegen 6 Uhr frisch windelte, nahmst du heimlich eine Socke vom Wickeltisch und kautest genüsslich einige Minuten lang daran. Erst als es hell wurde, entdeckte ich die Socke im unserem gemeinsamen Bett.

Der Schluckauf plagt dich.

Im Schrank liegt ein vorbereitetes Päckchen nach Moldawien. Ich würde gern noch ein Paar selbst genähte Lederlaufschuhe abschicken, mal sehen, wie schnell ich den zweiten Schuh fertig bekomme. Das nächste Mal am Markt werde ich mir Nadeln für Leder

(Nähmaschine) besorgen, damit die Schuhe für dich, Rebecca, noch schöner aussehen und schneller fertig werden. Du wirst bald mobil.

Schwer ist es manchmal mit Hermine. Sie ist nach den Operationen angeschlagen. Sie ist schwierig, obwohl sie uns liebt. Probleme macht zum Beispiel der Kater, der sie beißt und kratzt. Überall, auch auf deinen Sachen, sind Katzenhaare. Ekelhaft.

Es ist ja schwierig zu Zeit, aber mir reicht aus, dich anzugucken oder mich an dich zu kuscheln, und schon vergesse ich alles.

Am Samstag gehen ich und Papa in Zirkus.

Jawohl, jetzt ist es offenbar: du bekommst große Locken. Als ich dich heute stillte, stellte ich fest, dass hinter deinem linken Ohr einige Haarsträhnchen sich zu den Locken formen. Das ist fantastisch!

Seit einer Stunde versuche ich, dich ins Bett zu bringen. Du schläfst an der Brust ein, wirst aber kurz darauf wieder wach.

 

Morgen sollen Paten zu uns kommen, deswegen fing ich schon gestern an, aufzuräumen. Heute geht es weiter. Aber findest du nicht, dass es irgendwie ungerecht ist, dass zum größten Teil ich alles mache? Als Papa Cordon Bleu für

alle aufwärmte und ich versuchte, zwischen Windeln, Säubern und Stillen noch weiter aufzuräumen. Dann aber am Nachmittag wolltest du mehr Aufmerksamkeit. Die soll dir ausnahmsweise auch ein anderes Mitglied der Familie schenken, wenn ich beschäftigt bin, oder? Gut, Papa half auch, sortierte etwas aus, was längst weggeworfen werden sollte. Dann aber wollte Hermine Kaffee trinken, das ist eine gute Tradition, aber sie nimmt so viel Zeit in Anspruch! Und am Abend sollen wir sie besuchen und sprechen über dies und jenes. Für uns als Paar bleibt fast keine gemeinsame Zeit mehr.

Entschuldige, aber irgendwann ließ ich

dich im Bettchen schreien, um in dem Esszimmer alleine den Tisch aufzustellen, Staub zu wischen, die ewige „Ausstellung“ von Weinen, Sekten und Geräten auf dem Esszimmerschrank irgendwo anders zu verstecken. Papa war auch „beschäftigt“, aber zum Teil konnte diese Arbeit schon früher gemacht werden: Weihnachtsdekoration in die Schräge zu legen, Flaschen aus dem Wohnzimmer ins Labor zu bringen, und auch nicht grade jetzt, wo es brennt, die Türe am Labortisch aufzuhängen.

Manchmal fühle ich mich so, als ob ich verdammt bin, 24 Stunden zu schaffen. Sieh: Nachts schläfst du höchstens 5-6

Stunden am Stück, und ich lege mich natürlich nicht mit dir gleichzeitig schlafen. Dann alle 1,5 bis 2 Stunden stillen. Dann Essen mit dir auf dem Arm, an Werktagen das Kochen für mich und Hermine, sauber halten, etwas im Hause verändern, waschen, bügeln, mit Hermine sprechen, mit dir spazieren gehen, für Papa kochen, zwischendurch dich versorgen, tragen, wiegen, trösten, Windeln und Kleidung vorwaschen, Telefonate entgegen nehmen, dich schlafen legen und, und, und.

Ich weiß nicht, wann mein Tag zu Ende ist und die Nacht anfängt. Ich kenne keine Nacht. Jawohl, ich kann mir erlauben, den ganzen Tag nichts zu tun,

doch alleine du bist schon Arbeit genug. Und außerdem alles, was ich heute stehen lasse, soll ich später aufräumen. Und gekocht muss jeden Tag.

Ich bin traurig ich bin glücklich.

Hermine brachte uns zum Lachen. Sie wog sich falsch (hielt sich am Schränkchen zum Gleichgewicht) und meinte, über Nacht verlore sie 11 Kilos.

Vorgestern träumte ich von einem Kleidergeschäft, wo am Abend, nach dem Ladenschluss, Krebskranke zum schlafen untergebracht werden. Der Traum ging weiter ich badete Hermine, und der Kater hätte in die Badewanne sein großes Geschäft gemacht.

Du bist fast 7 kg schwer.

Du zeigst, Rebecca, dass du Papa sehr magst. Das ist gut.

Gestern kamen zu uns die Paten. Sie brachten dir etwas zum Anziehen und eine wunderschöne Raupe. Erst einmal ist es ein Spielzeug für halbjährige und nicht erst ab 1 Jahr. Zweitens, ist sie bunt, weich und kann auseinander genommen werden, und jedes Glied hat seine Funktion. Etwas bimmelt, das Andere raschelt, das Dritte hat „Flügelchen“ usw. Du spielst schon schön damit.

Gestern trank ich etwas Likör am Tisch. Kurze Zeit drauf stillte ich dich, und

dann fingst du an ununterbrochen zu reden. Ich konnte es sogar meinen Eltern am Telefon vorführen. Und überhaupt warst du aufgeweckter als sonst.

Heute früh zeigtest du mir, wie du deine Beinchen mit Händchen fassen kannst. Auch erste Beule hast du: Wir aßen zu Abend und wollten, dass du uns etwas ruhige Zeit schenkst. Darum legte ich dich auf den Fußboden in der Küche, in die Bauchlage. So bliebst du einige Minuten lang und mit einem Ruck du stütztest dich dabei auf eine Hand fielst du rückwärts um. Und geheult hast du! Seitdem wissen wir: Du bist „rückfällig“.

Und eigentlich, wer ist der Herr im Hause?

Das stört mich unheimlich, dass Hermine nach ihrer Krankheit und OPs sich ständig in unser Privat- und Berufsleben einmischt. Ich kann mit ihr überhaupt nicht reden, nichts sagen. Wenn ich etwas meine, sagt sie immer: „Ja, es ist alles schön und gut, aber…“

Und dann schweigt sie oder sagt das, was gar nicht stimmt.

Um mich nicht aufzuregen, versuche ich so wenig wie es möglich ist, mit ihr zu diskutieren. Sie kann es sich immer noch nicht merken, dass ich seit 1,5 Monaten keine Milchprodukte essen darf. Sie sagt niemals: „Bitte, tu dies

oder jenes für mich.“ Sondern: „Hier, kannst du runterkommen? Hier, ich brauche Brot.“

Mein Name ist „Hier“.

Dieses „Hier“ kann ich bald nicht mehr hören. Und abends müssen wir zu ihr gehen. Und zum Kaffeetrinken, wo ich wieder und wieder mich rechtfertigen muss, warum ich kein Gebäck essen darf. Und wenn es parallel eine von ihren Seifenopern läuft, lässt sie uns am Tischsitzen, nimmt ihre Tasse und setzt sich in dem Nebenzimmer vor die Glotze.

Ich schreibe alles auf, damit ich nichts in mir sammele. Sonst werde ich eine bittere Frau.

Ich ließ meine Schwiegermutter zu nah

an mich ran. Auch in der Schwangerschaft kontrollierte sie mich ständig, sagte zu allem ihre persönliche Meinung.

Aber gehen wir auf das heutige Gespräch zurück. Hermine wollte nicht, dass ich schon jetzt, im April, den Reifenwechsel mache. Für mich wäre diese kurze Fahrt auch eine Möglichkeit, mal alleine zu bleiben, ohne dich und ohne an dich, Rebecca, Rücksicht zu nehmen. Um 13 Uhr weckte ich dich, stillte, windelte, stillte noch einmal, du hattest Stuhlgang, so windelte ich dich noch einmal. Dann setzte ich mich ins Auto. Papa blieb bei dir.

Die Reifen waren schon seit 1,5 Wochen

im Auto verstaut. Und morgen wollten wir mit meinem Auto in die Großstadt fahren. Ich habe letzte Zeit gar keine Möglichkeit, meine Leidenschaft fürs Autofahren auszukosten.

Das Auto sprang aber nicht an. Ich ärgerte mich deswegen, weil es kaum allein ausfahre. Aber ich fasste mich, kehrte zurück, spielte mit dir. Jetzt besorgen wir uns einen neuen Akku.

Mister Ti machte mich drauf aufmerksam, dass ich der Hermine bitte nicht so viel erzähle, sonst macht sie mit ihren unendlichen Fragen, Nachfragen und eigener Meinung einen verrückt.

Aber jetzt weiß ich, dass ich keinen Menschen zu nah an mich ran lassen will. Das Problem ist, man kann es nicht jedem klar machen, wo die Grenzen meiner Freiheit angegriffen werden.

Ich kann niemals ohne weiteres ruhig stillen, kochen oder mit dir spielen. Zu jeder Zeit kann das Haustelefon klingeln, und dann folgt wie zum Beispiel vor kurzem: Hier, ist die Tür im Keller offen?

Woher weiß ich das? Ich stille grade. Aber das sage ich leider nicht laut.

Na, grade eben kam der zweite Anruf von ihr. Hermine will es doch wissen, ob die Tür zu ist, und so nebenbei Wo

Mister Ti und mein Auto sind (er war vor einer Weile weg gefahren).

Das geht auf die Nerv.

Ich freue mich, dass es ihr gut geht, aber letzte Zeit, seitdem sie schnell aufstehen und mit dem Stock wie vorher so normal wie immer gehen kann, haben wir keine Ruhe. Ruckzug ist sie an der Tür: wohin gehen wir, warum, etc.

Ach, lebten wir bloß alleine! Manchmal konnte ich vor Aufregung heulen.

Gestriger Tag war schön. Ich fuhr mit dir und Mister Ti in die Großstadt. Es war sehr warm. Ich hatte etwas zu erledigen. Darum ging ich mit dir im

Kinderwagen los. Kaum kaufte ich ein Hemd für Papa und ein Wickelbody für dich, da traf ich Margarita. Etwa 1,5 Stunden verbrachten wir zusammen, saßen draußen beim Getränk. Du schliefst. Dann wurdest du wach. Und bald wolltest du an die Brust. Margarita erzählte mir ihre Neuigkeiten, ich ihr meine. Wir sehen manche Dinge ganz ähnlich. Sie bestätigte mir, dass man das Familienleben managen soll.

Papa wird immer häuslicher und väterlicher. Klar, zuerst waren wir zu zweit, und die vielen Jahren als Junggeselle prägen einen. Dann kamst du, und es gab nicht so viele Gelegenheiten für Papa, mit dir

zusammen zu spielen oder etwas zu unternehmen. Die erste Zeit war ich für dich die wichtigste Bezugsperson.

In der Nacht träumte ich davon, dass ich in einer Baracke, wie der Arbeitsplatz von meiner Tante war, das Kind kriegen soll. Gleichzeitig ist es ein Wohnheim und ein Lokal „Anker“ mit weißer Aufschrift.

Ich bat Hermine heute, bei mir oben zu essen. Sie soll lieber zu uns kommen. Es ist schwer, zu kochen, dich runter und dann rauf zu tragen, auch den heißen Topf und die heiße Pfanne. Außerdem wenn wir bei ihr sind, erzählt

sie viel, und von früher, was ich schon kenne oder nicht hören will (die erste Ehe vom Papa). Sobald du sitzt, sollen wir uns darauf einigen, dass wir nur bei uns essen, denn zwei Hochstühle müssen wir uns nicht anschaffen. Außerdem sitzt der Kater ja überall.

Deine Augen wechseln die Farbe. Mal sind sie dunkelblau, blau oder grau. Ich verstehe Hermine nicht, die mir Vorwürfe macht, wenn ich mich freue, dass du blaue Augen von meiner Oma behältst. Und die Locken sind auch ein Grund für kleinen Streit. Warum will sie mir immer ihre Meinung aufdrehen? Ich bin schließlich die Mutter. Will etwa

keine Mutter, dass ihr Kind schöner wird? Soll man sie deswegen beurteilen und kritisieren?

Heute war etwas total doofes. Von nichts sagt die Oma Hermine: „Also, dein Vater muss unheimlich viel Geld verdienen.“

„Warum?“

„Weil deine Mutter dir immer mal was kauft.“

Das war wegen meinem Outfit gemeint, weil ich mich gut kleide. Das nervt. Bin ich etwa arm? Oder alt? Oder dick? Ich als Hausfrau, junge Frau, Mutter, habe mein Anrecht, mich anständig zu kleiden.

Manchmal übertreibt Hermine: „Ach, du

bist ja wunderschön angezogen! Woher hast du es?“

Und dabei starrt sie mich minutenlang an, als ob ich im Museum ausgestellt bin, und fragt aus. Einmal habe ich gesagt: Gestohlen.

Ist es etwa eine Sünde, sich gut zu kleiden? Oder will sie, dass das ganze Dorf sich über mich lustig macht? Jeder weiß, dass Mister Ti recht gut verdient und es uns leisten kann.

Rebecca, du „wackeltest“ heute und gestern in meinem Schoß im Sitzen so, als ob du Kanu- Fahrerin wärest. Wenn Papa dich vor sich hält, fängst du an, wie ein Pendel hin und her zu schaukeln.

Besondere Freude bereitet dir das Kitzeln deines Kinnes. Du lachst so schön!

Ich bin enttäuscht, dass meine Meinung in diesem Hause wenig bedeutet. Und wenn Hermine mich fragt, dann fragt sie mehrmals das Gleiche, sie verändert die Grammatik, doch der Sinn bleibt. Ich muss wieder und wieder das gleiche antworten, ohne sie zu verletzen. Dass ich dadurch verletzt werde, ist ihr egal. Wenn sie den Mister Ti das Gleiche fragt, und er gleiche Antwort gibt, wird sie ruhig und zufrieden.

Meine Schwiegermutter ist alte Hexe.

Papa ist manchmal abwesend, wenn ich

ihm etwas erkläre, Hermine sagt stets: „Du hast Recht, aber…“ oder „Ja, das ist alles schön und gut, aber…“

Irgendwann bin ich satt, Putzelchen. Ich erziehe dich, wasche, hänge auf, bügele, sortiere aus, koche, putze. Trotz dass ich dich versorge, mache ich komplette Ordnung auf beiden Etagen alle 2-3 Tage! Das ist nicht leicht.

Papa hat immer frische Wäsche da. Oma auch. Aber mir dankt keiner. Und grade die Kleinigkeiten machen es aus. Wenn ich esse, so bist du meistens in meinem Arm. So esse ich mit einer Hand, auch Brotschmieren, Zerkleinern etc. und keinen stört, dass mein Essen oft kalt wird, wenn du mich nicht zum

Essen lässt.

Gestern Nachmittag waren wir bei Hermine. Als wir am Tische saßen, übergab ich dich dem Papa, wollte schnell meinen Tee trinken. Papa hat sich Kaffee gemacht, Oma trank ihren Tee. Als ich nach ca. 3-4 Minuten fast fertig war, sagte Hermine: „Mister Ti, du kannst ja deinen Kaffee immer noch nicht trinken, dann wird er kalt.“

So! Schön! Wenn ich ständig gestört werde und mein Essen kalt wird, das geht in Ordnung!? Hermine denkt nur an ihren Kater, an Mister Ti und an sich. Ein wenig an dich, Rebecchen. In diesem Hause denkt man an mich am wenigsten. Schade! Ich kann Hermine

nichts sagen, sie ist zu komisch letzte Zeit, um zu verstehen, dass ich nicht in Worten geliebt werden möchte. Sie meint, sie liebt mich wie eigene Tochter. Dass ich nicht lache!

Und dann meint sie noch: „Ich habe so ein Gefühl, dass du mit mir wie mit einer Kranken sprichst, die nicht alles versteht“.

Das ist teilweise wahr, denn sie versteht nur wenig, dafür aber hat sie ihren endlosen Stolz. Ich kann mich nicht anders mit ihr unterhalten, denn ich weiß nicht, ob sie dem normalen Umgang gewachsen ist. Scheinbar nicht.

Letzte Zeit sage ich zu Mister Ti einiges über meine Gefühle, auch hart. Ob es

was nutzt?

4.23 Uhr. Von der nächtlichen Erholung bekam ich auch heute Nacht nicht viel. Als du gegen 20 Uhr in Vaters Arm einschliefst, wollte ich oben noch etwas aufräumen. Danach fragte ich Mister Ti, ob ich dich im Esszimmer in das Bettchen legen soll. Ja. Aber sobald ich dich hinlegte, ging er in die Küche und wollte Hautcreme mixen. Ich fragte ihn, was dies zu bedeuten hat. Denn in sein Arbeitszimmer durfte ich dich auch nicht legen. Und im Wohnzimmer wollte er parallel noch fernsehen. So war ich gezwungen, dich wieder hoch zu nehmen und nach oben zu marschieren.

Er weiß nicht, wie schwer es ist, dich, schlafende, hin zu legen.

Aber eins lernte Mister Ti gestern: Dass es schwierig ist, wenn du am Einschlafen bist, und jemand Lärm macht. Da zischte er genauso, wie ich ihn in solchen Situationen immer anzische: Ich lief etwas zu schnell und etwas laut für seine Ohren, als er die schlafende Rebecca hatte. Denn ausgerechnet war es er, dem ich immer sagte: Leise, trampele nicht, pfeife nicht, wenn die Kleine schläft.

Er begriff es nicht.

Ich bin sehr unglücklich. Es klappt

nicht. Ich… Mir fehlen die Worte. Eben grade lag ich wieder im Bett, überlegte vieles, weil der Schlaf wieder einmal von dir unterbrochen und dann ganz verschwunden war.

Warum heiratet man? Wieso heiratete ich? Dass meine Mühe umsonst ist? Dass ich versuche, jede Ecke im Hause „auszulecken“, und dass Papa es nicht einmal erwähnt und sieht? Und mehr noch: Er mag in diesem Schweinestahl leben, was er vor meinem Kommen bewohnte. Ich habe daraus ein Wohnhaus gemacht. Abgestaubt, endlich mal Fußboden gewischt. Ich wusch seine sämtlichen Strickjacken, denn sie alle waren schmutzig, altmodisch und

stanken. Die engen Hemde weg geschmissen, sowie die Hosen, die er vor zig Jahren noch trug, als sie noch gepasst haben!

Und welche Überredungskraft kosteten mir Gespräche mit seiner sturer Mutter, die meinte, Mister Ti träge immer noch die Hemdgröße 43, was sie ihm auch kaufte. Als ich einige Hemde in Größe 45 kaufte, kritisierte sie mich, von wegen, er hätte genug schöne Hemde, die noch passen. Das ist nicht war, sie spannen am Bauch und unter den Achseln.

Die Küche sah aus!!! Das war sein Labor. Überall, das ganze Haus war ein Labor. Überall dunkle Tapeten, bestimmt

die Mutters Wahl, in der Schlafetage überall die losen brüchigen Teppichfliesen. Der Staubsauger stank unmöglich. Und seine besten Schuhe waren die engen, die er nach  seinem Vater weiter trug. Das zweite Schuhpaar waren die hellbraunen Latschen mit kaputter Sohle. Als ich in der Schräge an die 20 andere neue Schuhe in Kartons entdeckte, staunte Mister Ti selbst nicht wenig.

Der Staubsauger. Das war die Geschichte für sich. Er war so lange verstopft und nicht benutzt, dass er nicht mehr saugte, sondern nur stank. Und mehr als ein halbes Jahr Mühe

kostete es mir, bis ich meinen lieben Mann überredete, Teppichfließen, die alt und kaputt waren, gegen normalen Fußboden zu tauschen. Bis er dazu kam, stand ich kurz vor der Entbindung.

Alles braucht er, jedes Fläschchen, Dosen, Bändchen, auch verrostete Nägeln. Hermine meint, sie seien noch besser als die neuen.

Dann fragte ich sie, wieso man keine Rostnägel verkauft, sondern nur die „nagelneue“?

Wie viele „nutzvolle und wichtige“ Bücher warf Mister Ti weg, als ich ihn endlich während der Renovierung dazu brachte!

Die Gardinen! Alte, nach Mutters Art,

mit einfachem Muster. Schwere, selbst genähte. Bis ich alles nach und nach austauschte…

Aber im Flur… Da muss ich noch an Mister Ti arbeiten. Diese alte selbst gebastelte Garderobe ist nicht das Beste. Wenn man noch die verschiedensten Bodenbeläge in jedem Zimmer bedenkt (wer sich das ausgedacht hat, muss ein Strolch sein) und den großen unnützlichen Schrank des Flurs entlang betrachtet, dem wird es schlecht.

Wir haben keinen Spiegel in Flur. Ich schäme mich, es zuzugeben, dass ich seit 1,5 Jahren keine Möglichkeit habe, vorm Hausverlassen mich komplett im

Spiegel zu betrachten. Für eine Frau ist es die Hölle. Ich weiß nie, ob die Hose eine Falte oder einen Fleck hat, ob die Bluse richtig sitzt und überall passt.

Mein größter Fehler ist, ich fing von Anfang an zu dienen und hatte kein Gefühl, hier die Frau zu sein. Jeden Wunsch erfüllte ich den anderen. Und gab mich ab mit Papas unwürdigen Scherzen wegen seinem unappetitlichen Aussehen und meinem Bemühen, etwas dran zu verändern.

Und unsere obere Etage ist immer noch voll mit Dosen und Kartons mit Kilos von Legosteinen, Armeen von Pferden, Männchen, Köpfen mit und ohne Hüte, weil Mister Ti keine Zeit fand, alles in

die Schräge zu legen. Endlich trug Papa den blöden alten Teppich vom Balkon zum Sperrmüll runter.

Ab und zu übernimmt er das Spülen. Aber da soll ich lieber weg gehen. Beide Spülbecken randvoll mit Wasser, überall auf dem Fußboden das Wasser. Er kennt es nicht anders. Was er mit Unmengen vom Wasser tut, tu ich mit wenig Wasser und dabei ärgere ich mich nicht.

Mir tut es Leid, Kleines, dass ich mein Tagebuch mit solchen Sachen fülle, denn es ist für dich vorbestimmt und hier soll über dich geschrieben werden. Vielleicht werde ich es dir überhaupt nicht zu lesen geben… Ich möchte, dass

du kein falsches Bild vom Papa hast. Er liebt uns beide sehr, nur dass die Liebe auch Anerkennung, Verehrung und Hilfe bedeutet, das hat er womöglich in seiner Familie nicht gelernt. Kein Respekt.

Nun bleibe ich als Leidende zurück.

Mein Schatz, wenn du einen Mann triffst, glaube nicht den Worten, den Augen. Prüfe alles ganz gut. Ich wünsche dir nicht, dass du und dein Mann zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett geht, wie es bei uns der Fall ist. Ich wünsche, dass er dich in vielen Situationen vertreten kann: als Hausmann, Vater, Verteidiger. Ich wünsche dir einen Mann mit sanftem Charakter, der weise genug ist, dich

glücklich zu machen und keine blöden oder beleidigenden Worte in deine Richtung abgibt. Ich wünsche, dass ihr Hand in Hand an allem arbeitet, was euch gut tut. Dass du eine verständnisvolle Schwiegermutter bekommst, die nicht nur sagt, dass sie dich liebt, sondern auch dich in Ruhe lässt und es erlaubt, eigene Meinung zu haben, ohne dass du dich für jeden Schritt rechtfertigst oder immer kritisiert und missverstanden wirst.

Wenn du mich jetzt weinen siehst, mache dir keine Sorgen. Das Weinen befreit. Ich werde morgen Baldriantropfen einnehmen. Die Nacht ist jetzt sowieso vorbei. Kurz nach 5 Uhr.

Und was wichtig ist bleibe du selbst, erlaube niemandem dich so zu gestalten, was den anderen lieber und bequemer wäre, was du nicht willst. Hab eigene Vorstellung von allem und weiß, dies zu verteidigen. Prüfe alles gut. Sei nicht zu naiv. Behalte den Glauben!

Was ich Papa übel nehme: er hat keine Disziplin. Noch vor deiner Geburt kauften wir Stange für den Himmel über dem Bettchen. Ich gab mir Mühe, kreative Vorhänge zu gestalten. Und… Es liegt alles da. Vorhänge wurden niemals aufgehängt. Das bedauere ich sehr. Alles zur richtigen Zeit. Und du bist schon 5 Monate alt.

Du wäschst, und schon vor 2 Monaten besorgte Papa die neue Platte für den Wickeltisch im Bad, der selbst gemachte Tisch, der in der Schräge steht. Von der alten Platte kann ich nur die Hälfte richtig nutzen, dort, wo die Schräge es erlaubt. Du strampelst stark, hängst über die Kante, dass ich Angst habe, du könntest runter stürzen. Aber die neue Platte fertig anzumalen und aufzulegen, dafür hat Papa keine Zeit. Das ist unordentlich. Für Computerspiele hat er immer Zeit.

Es ist hell geworden, Putzelchen. Ich gehe ins Bett, denn bald wirst du wach.

5.53 Uhr. Ich bin unzufrieden mit dem Leben. Leider überträgt sich diese

Unzufriedenheit ganz auf dich. Wenn du Schmerz hast, werde ich schnell wütend, denn bis jetzt war ich immer alleine gelassen mit meinen Problemen. Ich nehme es Papa die erste Nacht zu Hause übel, sowie fast jede weitere, weil er mich mit dir immer allein ließ. Jetzt frage ich mich, ob es sich lohnt, weiter zusammen zu bleiben.

Ich kann und werde anders sein, ich habe es satt, zu schweigen. Ich werde die „böse“ Schwiegertochter und Frau, aber ich werde wenigstens ich selbst. Wenn die beiden (Hermine und Mister Ti) nur den Kater und sich selbst kennen, so werde ich für mich so anstellen, dass es mir nur um dein und

mein Wohl gehen wird. Bin gespannt, wer als erster aufgibt. Aber es steht einem schon bis zu dem Hals, wenn keine Hilfe da ist, und an allem, was ich sage, gezweifelt wird, man mich keineswegs respektiert und ich werde nicht ernst genommen. Oh, wenn ich ausraste, wird sie was erleben! Samt meinem Mann.

Heute möchte ich deinen Tagesablauf aufschreiben. Wenn er von dem gewöhnlichen abweicht, werde ich einen ungefähren Tagesablauf von dir zusammenstellen, so wie du ihn am meisten hast.

Also, fangen wir mit 19 Uhr an.

19 Uhr Stillen. Dann warst du unruhig und bald drauf schläfrig. Dann trug dich Papa herum, etwas Muttermilch. Erst im Bett stillte ich dich im Liegen richtig und hoffte, dass du dich zum Bäuern schon bald selbst meldest. 

4 Uhr Stillen. Wachen bis 5 Uhr. Stillen immer wieder. Unruhe im Körper. Stuhlgang.

Ab 5 Uhr Schlaf. 7.40 Uhr Windeln. 8 Uhr Stillen. Normalerweise schläfst du nach einer Stunde wieder weiter. So wie Gestern, bei insgesamt 4 Schlafzeiten oder ab und zu bei nur 3 Schlafzeiten am Tag.

Wenn du müde bist, wiegst du dich selbst mit dem Quietschen und Singen in

den Schlaf. Irgendwann mal werden deine Augen schwer, oder vorher dein Blick erstarrt, du bewegst Arme und Beine nicht mehr, schließt die Augen, und schwupp schon schläfst du.

Auch Gähnen kannst du schon gut.

9.50 Uhr, nach mehrmaligem Stillen kam der Schlaf.

Du bist drollig: Wenn du Hunger hast, machst du deinen Mund schnell auf und zu (schmatz) wie ein Frosch.

Bis 11.50 Uhr Schlaf. Windel, etwas Stillen.

Windel und Stillen um 13 Uhr.

13.30 14.30 Uhr Schlaf.

14.40 15.40 Uhr Aufenthalt draußen.

16 Uhr Stillen.

Seitdem bist du zunehmend unruhig, zeigst durch das klägliche Weinen, dass du schlafen möchtest. Aber beim Trinken streckst du dich nach hinten. Jede Windel beinhaltet Stuhlgang.

Zwischen 17 und 18 Uhr permanente kleine Mahlzeiten (Stillen).

Gegen 18.30 Uhr Schlaf. Aber als ich dich hinlegen wollte, wurdest du sofort gestört und schreist. So trug ich dich noch eine Weile herum und stillte. Das ist das vorletzte Stillen bevor du schlafen gehst.

Ich weiche die Baumwollwindeln über Nacht mit Seife ein. Der Dreck geht dann bei der Handwäsche leichter ab.

Jetzt liegen alle Windeln immer frisch in der Windelkommode, keine landet im Wäschekorb, wie es früher war. Das Gleiche für die Einlagen (ich nehme zu Zeit Gästetücher dafür). Vor kurzem gab es viele benutze Windeln, ich wusch alles gleich, aber keine Windel war richtig trocken, und ich suchte nach einem Ersatz.

Die Nacht war hektisch, aber erholsam. Mit 4 oder 5 Unterbrechungen konnten wir fast 11 Stunden lang schlafen.

Einige Eindrücke nach der Opas Geburtstagsfeier:

Meine Nichten:  Das ist das süßestes

Baby, die wir kennen. Mit Rebecca wollen wir gern kuscheln.

Tante und Onkel: Du hast einen liebenden Mann. Und die Kleine ist fantastisch.

Oma Hermine über meine Nichten: Sie sind intelligente und gute Menschen. Die Tante ist wunderschön.

Tante und Onkel über mich:  Du bist sehr schön geworden. Heirat hat dir in jeder Hinsicht gut getan.

Andere Tante und Onkel würden dich am liebsten immer herum tragen.

Wir aßen mit Papa auf dem Balkon. Danach räumte er auf. Es wird frisch. Es war angenehm warm heute: +24 Grad.

Das ist gut. Ich zog kurze weiß -blau gestreifte Hose und neues gestreiftes Hemd vom Roten Kreuz an. Ich sah gut aus. Ich habe viele Sachen beim Roten Kreuz (Kleiderkammer) gekauft, es ist aus der zweiten Hand, manches aber neu und immer sehr günstig. Bevor ich etwas anziehe, auch neu aus dem Geschäft, wasche ich es vor, wenigstens mit der Hand und erst dann ziehe ich es an. Ich kann mich noch daran erinnern, wie gut ich in der Stadt vor zwei Wochen aussah. Ein Rock und Pullover, ebenfalls von der Kleiderkammer, und der rote Gürtel vom Rock über dem Pullover. Toll!

Ich habe grade jetzt viel Spaß an Sachen,

die ich früher nicht trug. Vorhin war ich mehr für Uno und Jeans. Oberteile eng und mit einfachem Schnitt (Sack). Nach der Geburt möchte ich etwas Besonderes tragen. Jeans mag ich, aber es gibt so viele andere Sachen zum Anziehen, die ich als junge Frau tragen kann. Auch die Ausschnitte werden tiefer.

Pullis um die Brust zu betonen, schöne Ärmel ¾ Länge, etwas ausgestellt. Röcke wurden kürzer: von bodenlangen auf etwas unter dem Knie. Vor kurzem kaufte ich mir einen Minirock in braun.

Schon drei Stunden lang schläfst du, Rebecca. Ich könnte bügeln, aber grade

jetzt möchte ich in Ruhe weiter schreiben. Es liegen einige Sachen auf der Nähmaschine, die kürzer oder weiter gemacht werden sollen. Meine CDs sind aussortiert, die besten sind im Flechtkorb mit seidigem Futter. Ich dachte früher, ich werde deine Sachen hinein legen. Aber bequem war das nicht: beim Windeln sollte ich mich immer hinknien.

Wenn ich auf die Mode für mich zurückkomme, stelle ich fest: Ich zog mich früher wie ein Teenager an oder wie ein Mensch, der meint, noch viel Zeit (für die besten Sachen) vor sich zu haben.

Man soll aber jetzt leben. Das heißt aber

nicht, man soll niemals an die Zukunft denken. Doch! Aber man soll mit dem Leben vernünftig umgehen: Lieben, Weinen, Verändern, Wissen jetzt oder nie! Es wird sonst spät. Zu spät.

Ich las irgendwo „Später heißt nie“. Später ist eine Form von „niemals“. Alles Wichtige muss gleich gemacht und gesagt werden. Schade, dass so vieles hinterher bedauert wird, weil es nicht zu erfüllen ist. Sag mir jetzt, dass du mich lieb hast, komm zu mir, streichele mich, genieß es, zusammen zu sein. Jetzt.

Das ist kein Abschied, ich möchte nur so viel, wie es möglich ist, von dir haben und erfahren. Ich möchte niemals

leer sein.

Seit frühem Morgen sagst du „Pf“ mit breiten zusammen gepressten Lippen und viel Spucke. Lustig! Total lustig!

Gratuliere! Du bist ganzes halbes Jahr alt, unsere Rebecca.

Ich würde dich am liebsten von Kopf bis Fuß küssen, mich an dich schmiegen, mit dir schmusen. Es ist ein großes Wunder eine Mutter und ein Kind zu sein.

Normalerweise fängt der Tag bei uns so: Aufwachen. Papi spielt mit dir, ich lese die Zeitung, esse einen Apfel. Dann duscht Papa, isst (oder wir essen

zusammen), ich stille dich, und öfters schläfst du dabei ein. Für eine Stunde. Ich gönne mir diese Ruhe.

Gestern war ich länger auf. Erstens, wollte ich dem Papa im Garten helfen. Zweitens, obwohl, es keine Bedeutung für uns hat, wollte ich nebenbei wissen, wer gewonnen hat: Deutschland oder Polen?

Wir aßen Eis nach 22 Uhr. Es war angenehm.

Ich brachte dich nach 20 Uhr ins Bett. Es gibt immer einen großen Kampf vorm Schlafengehen. Zuerst Windelwechsel, dann das Stillen im Liegen mit häufigen

Unterbrechungen. Und gegen 3.30 Uhr wurdest du für 1,5 Stunden wach. Meine Nase war komplett zu (Allergie), und ich schlief mit geöffnetem Mund, was ich aus der Not heraus lernte.

Vorm Schlafengehen beobachtete ich, wie du gegen der zur Wurst gedrehten Decke am Rande des Bettes (zur deinen Sicherheit!) dich bewegtest. Und dabei dachte ich: Das ist ein Symbol für die Kindererziehung. Du versuchst ununterbrochen an die Grenzen zu gehen, wir halten dich auf, schützen und erziehen. Aber du willst es trotzdem ausprobieren.

Wir machten schon vier Anläufe mit

Stillen, um dich zu Mittag ins Bett zu legen. Du saugst die Milch, drehst dich aber weg. Beim Stillen halte ich dich mit beiden Händen. Eine ist um den Arm, deinen Kopf und der Schulter herum, bis Po, eine zweite hält dein Bein, damit du dich nicht weg drehst. Dabei bewegst du dich wie Perpetuum Mobile. Oh, ich weiß, dass es existiert. Das bist du!

Du siehst aus wie ein Äffchen, so lustig bist du. Wenn ich dir noch ein Kleidchen anziehe, siehst du noch lustiger aus. Du hast viele ganz silbrige Haare. Das sieht auch lustig aus. Und wenn du an der Brust trinkst, versteckst du dein Gesicht hinter deiner Hand oder hinter meinem hochgeschobenen T-Shirt,

als ob du dich genierst.

Dieser Tag ist eine pure Strapaze!

Ich wollte so sehr einen ruhigen Tag verbringen. Ich bin langsam rausgegangen, stellte mir nur zwei Aufgaben auf: Die Bücher zur Bibliothek zu bringen und die „Apotheken Umschau“ zu besorgen. Dann war ich kurz bei „C & A“, kaufte ein süßes hellblaues Mützchen, beim Bäcker holte ich einen Wurzelsepp und war gegen 12 Uhr bei Papa an der Arbeit. Wir aßen zusammen, ich nahm einen großen Lachssalat und da du nur auf meinem Arm sitzen wolltest, nahm ich dich hoch und aß „mit Hindernissen“. Als Folge

hatte ich eine Menge fette Flecken auf meinem Sommermantel. Und du wolltest essen. Nach dem Stillen schliefst du nur 30 Minuten lang. Dann fuhr uns Papa zum nächsten Termin. Dort versammelte sich die Gruppe „Die soziale Stadt“ und ich wollte mein Projekt „Deutsch für den Führerschein“ für die Planung anbieten.

Zuerst warst du, Rebecca, ruhig. Mein Fehler war es, dass ich dich vor Beginn der Veranstaltung hoch nahm. Hätte ich dich im Kinderwagen gelassen… Nach einer halben Stunde wolltest du essen, plappertest, wursteltest…

Also, drei Male stillte ich dich innerhalb von 2,5 Stunden, musste ins andere

Zimmer gehen. Und ohne Ende plappertest du. Da kriegte ich nicht viel mit.

Zum Glück war Margarita da. Vielleicht wird es etwas mit einem Kindergartenprojekt. Sie suchen eine zweisprachige Mikroprojektleiterin.

Ich bin temperamentvoll, vieles spielt sich in meinem Inneren ab. Aber so manches Mal, wenn ich es dürfte, hätte ich dich gern etwas kräftiger genommen oder dir eine verpasst. Ich vergesse, wie teuer,  wie klein und intelligent du bist. Verzeih mir.

Ich vermute, ich bin auf dem Weg, durchzudrehen…

Ich wollte am liebsten aus dem Hause weg laufen und nie mehr kommen… Ich trennte ein Markenzeichen vom Ärmchen deines T- Shirts, das dich gekratzt hat, und machte dabei ein Loch. Das T- Shirt war neu, ein Geschenk. Schnell griff ich nach einer Schere und zerschnitt das Stück in kleine Tücher. Damit putzte ich dich später ab.

Ich nahm früh morgen 10 Tropfen Baldrian.

Du schreist so laut und lang! Das nervt mich, ich bin hilflos, möchte weg gehen. Ich bin nicht reif, ein Kind zu erziehen.

Jetzt, nachdem alles vorbei ist und du

schläfst, beschloss ich:

Und als ich Psalmen Davids aufschlug, las ich den Psalm 39: Ich habe mir vorgenommen; ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen...

Mein Problem ist auch die Zeit: was und zur welchen Zeit zu tun ist. Wenn ich dich spazieren fahre, möchte ich, dass du schnell schläfst, dass ich mein (Lehr)Buch weiter lesen kann. Das ist nicht richtig. Ich erziehe eine Tochter und bin kein Lektor bei einem Verlag.

Josephine (Zhanna) Mo

Langsam wächst aus mir die Mutter…

(ein philosophisch- therapeutisches Tagebuch, Teil I)
Meine Vorgeschichte

Seit meinem13. Lebensjahr lebte ich in ständiger Angst, dass mit mir etwas Schreckliches passieren könnte. In den folgenden 13 oder 14 Jahren „starb“ ich

jeden Morgen und auch jeden Abend ein Stück, weil ich keinen Schutz vor der Finsternis kannte: Brutale Wahnvorstellungen rissen mich in ein „Loch“ hinein, und ich stürzte dahin, leer und gemartert.

… Dann ließ es mich los… Bis zum Aufwachen.

Der nächste Tag begann wie gewohnt mit dem Gedanken, mich umzubringen.

Während des zweiten Studiums lernte ich mit 26 Jahren Jesus kennen, der mich mit seinem Blut auf wundersame Weise rettete. Das ganze Elend verschwand somit aus meinem Leben. Ich heiratete wie ich dachte aus Liebe

und bekam zwei aufgeweckte Kinder: Rebecca und Jeschua.

Dieses erste Tagebuch begleitet mich durch die Anfänge meines Lebens in der Ehe und schildert noch eine heile Welt, die an der Verachtung, der Respektlosigkeit und der Unsensibilität zerbrach.

Ich nahm den Kampf mit meiner alten Krankheit wieder auf, der über mehrere Jahre hinweg mein Leben vorbestimmte, mich stärkte und veränderte.

Langsam wächst aus mir die Mama... und auch die Frau.

Mir war danach:

...Das Auto gegen die Leitplanke zu fahren.....

…Die Augen zuzumachen und seit diesem Augenblick nichts mehr wahrnehmen zu können...

Ich wollte nichts mehr wahrnehmen.

“Meine Kinder!” hörte ich noch in der gleichen Sekunde tief in mir.

Ich war reif, zu gehen.

Aber viel schlimmer war es, dass er bliebe. Er, der mich dazu gebracht hat, jetzt an den Selbstmord zu denken und mit einer lässigen Bewegung zwei Kinder

zu Halb-Weisen zu machen.

“Meine Kinder lieben mich unendlich!” - die Seele rüttelte fest an jeder Faser meines müden Körpers.

Nur nicht weinen! Seit zwei Tagen weinst du nicht mehr. Obwohl dein rechtes Auge oft pulsiert, wenn du sein Zimmer betrittst oder seine Hausschuhe siehst. Damit konnte man leben, glaub mir. Nicht weinen! Ganz wichtig: Abstand nehmen. Ruhig bleiben. An die Kinder denken. Zwei wunderbare Wesen: Sie sind lustig, sie lieben mich und tauschen mich gegen keine andere Mama. Wie süß kuscheln sie sich an mich vor dem Schlafen gehen! Jeschua kommt noch gern an meine Brust,

obwohl dort keine Milch mehr ist. Er genießt diesen Augenblick. Und du willst ihm das weg nehmen? Weswegen? Wegen dieses krankhaften Mannes, der Glück hatte, mit dir eine Familie zu gründen?

...Rebecca betrachtet so oft mein Gesicht, um ihre und meine Gesichtszüge zu vergleichen. Und du willst diesen lebendigen Spiegel zerstören. Du bist krank, du bist....

Wach auf!

Wie gern würde ich aus diesem Leben aufwachen und fest stellen, dass das alles nur ein Traum war!

Etwa sechs Jahre früher…

Nun sind wir verheiratet. Die Feier letzte Woche war wunderbar. Alle, die gekommen sind, waren von uns gern gesehen. Wir waren nur glücklich, ohne sich unnötige Gedanken zu machen, ohne Angst zu haben. Ich kann mich sehr gut an die Einzelheiten erinnern. Mister Ti´s Kollegen haben einen professionellen Fotografen eingeladen.

Es ist ein anderes Gefühl, wenn ich Mister Ti mit seinem Ehering betrachte. Verheiratet zu sein ist überhaupt ein ganz anderes Gefühl. Tiefe Verbundenheit, Freude, Erfahrung, Zuversicht. Ich habe so viel gelacht und

war so gut gelaunt am Tage der Hochzeit und danach. Wir freuen uns auf das Baby in einem halben Jahr. Seit heute Morgen merke ich, dass ich wieder Allergie habe. Alles blüht. Ich niese und habe Schnupfen. Hermine, meine Schwiegermutter, sagt, dass es das Baby ist, das mich so ruhig macht. Normalerweise wird Braut sehr unruhig, schläft schlecht. Aber die Nächte, in denen Teufel mich mit Panik und Zweifel geplagt hat, sind längst vorbei. Gott sei Dank.

Mister Ti ist ein guter Ehemann, Herr im Hause, kein Despot, großer Helfer. Er gibt mir ein Gefühl, dass wir zusammengehören.

Am Vorabend der Hochzeit habe ich plötzlich daran gedacht, dass ich noch nicht geübt habe, mit neuen Namen zu unterschreiben. Wir haben es schnell zu zweit geübt.

Hochzeit war eine Woche nach Ostern, aber nach orthodoxem Kalender war das der Karfreitag.

Gestern war ich bei meiner Klavierspielerin EA zu Besuch. Sie hat gespielt, ich habe gesungen. In einem bestimmten Moment habe ich eine Schwermut gespürt. Wenn ich mich so betrachte, habe ich vieles, was mich glücklich macht: meine Familie, neues Heim, künftiges Kind. Aber da sind noch

zwei großen Wunden, die schmerzen, wenn ich daran denke. Die eine ist fast keine Wunde mehr. Das ist mein christlicher Bruder, der mich liebt und den ich nicht heiraten wollte. Bevor wir überhaupt befreundet waren, hatte ich einen Traum. Ich habe mich als seine Braut gesehen, obwohl ich gar nicht gewusst habe, dass er sich in mich verlieben wird. Er war im Traum mein Bräutigam, den ich vorm Altar stehen gelassen und weg gelaufen bin.

Die zweite Wunde schmerzt immer noch sehr, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Damit ist der andere Mensch gemeint, den ich geliebt habe und ihn nicht heiraten durfte.

Besuch beim Professor Haagen. Unter anderem führten wir eine typische für einen Gläubigen und einen Ungläubigen Diskussion. Sein Standpunkt ist „der Mensch selber regelt alles in der Welt“.

Aber es macht Spaß, mit ihm zu diskutieren. Wir sprachen vom kalten Katholizismus, ich versuchte eine Bezeichnung für Atheismus zu erklären: woran glaubt man? An Nicht-Gott? Und wie heißt es mit anderen Worten? Eine Leere? Man glaubt also an das, was es nicht gibt.

Aber ihm gefällt es nicht, sich nieder zu werfen und an Etwas zu glauben, was nicht eindeutig zu beweisen ist. Er kennt die groben Formen vom

Protestantismus, und die versperren ihm den Blick in die Tiefe. Auch die Mystik und Hierarchie der katholischen und orthodoxen Glauben machen ihn wütend auf Christentum.

Im Traum sah ich mein Baby, wie es da liegt und sehr klein ist. Ich schlafe die Nacht durch, ohne von ihm geweckt zu werden.

Als ich wirklich wach war, habe ich es für mich so erklärt: das Baby ist jetzt „vollständig“, aber es muss viel wachsen, um ein Leben hier zu führen, um zu schreien, zu trinken, mich zu wecken.

Im zweiten Traum habe ich das Baby im

Bauch getastet - ich habe klar gesehen, dass es quer liegt, Köpfchen an meiner rechten Seite. Ich habe das Köpfchen gestreichelt. Es war kleiner als meine Faust.

Diese Woche habe ich mich an die Geschichte vor einem Jahr erinnert, mit dem sterbenden Vogel.

Im Garten meiner Eltern landeten immer die Meisen, sie aßen unsere Beeren und zogen ihre Kinder groß. Eines Tages tauchte dort ein erwachsener Vogel, der nicht mehr fliegen konnte. Er wurde scheinbar von einer Katze angegriffen und erlitt große Verletzungen. Er kauerte mitten auf dem Gartenweg, versuchte zu

fliegen und sträubte sich dagegen. Er konnte nicht fliegen. Er spreizte seine Flügel und wälzte sich im Garten um nur noch einen Zentimeter weiter zu kommen. Das war grauenhaft.

Und noch ein Jahr zuvor war bei den Eltern ein Gartenfest. Damals hatte uns Mister Ti besucht. Und wir haben neugeborene Vögel in Weintrauben gefunden. Damals habe ich mir noch gedacht, was das zu bedeuten mag.

Heute gegen 17:00 Uhr war es mir komisch. Mein Herz klopfte langsam und brachte mir mit jedem Klopfen stumpfen Schmerz. Bis zum Magen und Rücken spürte ich es. An die 10 Minuten dauerte es. Das Atmen fiel mir

schwer.

Ich finde mich sehr schön, am liebsten würde ich Jahre lang so mit dem Bauch herum gehen. Ein äußerst angenehmes Gefühl. Seit ungefähr einer Woche werde ich durch Allergie in der Nacht geweckt. Auch paar Wochen früher hat es schon angefangen, ich war kurz wach, meistens um 2:00 Uhr und um 5:00 Uhr herum, und dann schief ich gleich wieder ein. Nun geht es richtig los. Eine Hoffnung habe ich, dass das Baby es nicht übernimmt.

Das Baby macht sich bemerkbar- strampelt heftig, der Bauch wächst. Die

42er Größe Hose konnte ich heute nur unter dem Bauch zuknöpfen. Bin auf der Suche nach leichteren Pullovern. Die, die ich finden konnte, sind eng geschnitten und zeigen leider viel vom Bauch. Mister Ti hat heute gesagt, dass er seine erste unglückliche Ehe komplett vergessen hat. Das einzige, woran er sich erinnert, ist wie man die Windeln wechselt. Mister Ti meint, dass für fünf Monate mein Bauch doch zu groß ist. Meine Mama meint, es kommt ein großes Kind.

Bauchumfang: 90 cm.

Gott, wir danken dir für unser Baby!

Heute gegen 23:00 Uhr hat Mister Ti zum ersten Mal gespürt, wie das Baby strampelt. Es waren zwei sehr kräftige Tritte gegen die Bauchdecke. Dann hat es noch etliche getan. Herrlich. Ich habe dabei gelacht.

Wir waren in der Praxis zu Ultraschall. Das Baby pustete hinter einander zwei großen Luftblasen von sich weg, das sah man ganz klar. Zuerst schwamm die eine auf das Baby zu, so groß wie ein halber Kopf, und das Baby bewegte die Zunge, die Blase schwamm zurück. Danach - das Gleiche mit der zweite Luftblase.

Mister Ti streichelt mich sehr oft. Das tut sehr gut. Es gibt ein tolles Gefühl.

Seit fünf Nächten schlafe ich fast durch, ohne Allergiebeschwerden. Heute Morgen strampelte das Baby wieder, und Mister Ti spürte es. Schönes Aufwachen!

Ich singe dem Baby „Guten Abend, gute Nacht“ vorm Schlafen gehen. Ich hoffe, es wird sich daran gewöhnen.

Beim Autofahren wurde mir manchmal so schlecht, dass ich mitten auf dem Weg, nach 7- 10-minütiger Strecke ein Gefühl hatte, bald in Ohnmacht fallen zu müssen. Mir wurde oft langsam, „schrittweise“ schlecht: Zuerst schwärzlich vor Augen, dann etwas Atemnot.

Gestern bin ich nachts gefahren. 2 Stunden lang. Darum träumte ich vom Fahren. Aber kurz vom Aufwachen sah ich folgenden Traum: Kurz nachdem ich die nächtliche Fahrstunde hatte, brachte ich ein Mädchen zur Welt. Ohne Blut und Schmerzen. Das war so, als ob ich sie nicht gebar, sondern bekam. Es hatte schon Babysachen an. Es konnte sich bewegen und … sprechen. Leise und leicht wie der Wind. Und alles passiert Zuhause. Ich sage zu Mister Ti: Ruft doch die Mütter an. Das Telefon ist im Flur ganz hoch, ich kann mit dem Kind kaum dran. Ich bitte Mister Ti anzurufen. Er tut es nicht. Dann rufe ich bei der Mutter an. Meine Tante ist

dran. Ich sage, dass das Kind da ist, aber sie ist nicht so begeistert.

Dann zähle ich, um wie viel früher ist das Kind zur Welt gekommen ist. Ich sage: Heute ist erster September, zwei Monate zu früh.

Komisch. Und Mister Ti tut alles Mögliche, nur nicht helfen. Er will, dass sich ein Thermometer finde. Und ich gehe hoch, im sein angebliches Arbeitszimmer und im großen Wirrwarr auf dem Tisch finde ich das Thermometer. Dann sagt Mister Ti, es war ein Scherz, er sucht nach einer Schere, will etwas ausschneiden.

Ich soll mit dem Baby alleine klar kommen. In dieser Zeit will es weder

trinken noch schlafen. Braves Baby. Und ich denke, so früh erwarteten wir es nicht. Wir haben noch keine Wiege, keinen Kinderwagen und manch anderes. Ich zerbreche mir den Kopf, nehme das Baby vom Esstisch hoch auf den Arm, und Mister Ti beschäftigt sich mit seinen Sachen. Ich gebe das Kind in seine Armen, doch sogar halten tut er falsch. Ich bin fast am explodieren. Und das Baby spricht, erzählt ganze Sätze in Deutsch. Solch ein Schmarrn!

Gestern früh beim Erwachen haben wir mit Mister Ti Babys Kopf getastet, ganz oben am Magen. So groß wie meine Faust.

Ich fahre fast täglich Auto. Es gefällt mir sehr zu fahren.

Das Baby tritt manchmal heftig gegen die Rippen.

Das Sodbrennen ist mir bekannt. Aber das Schlimme ist nicht das „Brennende“, sondern eine Art von Kloß, das langsam nach oben steigt.

Die Ärztin hat am zweiten September festgestellt, dass das Baby schon richtig mit Kopf nach unten liegt. Kann sein, dass ich den großen Dreh verpasst habe, aber kurz zuvor hat sich das Baby so etwas wie mit dem Rücken gezeigt, schief von oben links bis zur Mitte des Brauchs rechts. Das war etwas Neues.

Was mich glücklich macht: Kindesbewegungen, wenn es sich plötzlich meldet in der Zeit, als ich mir Sorgen mache, ob es ihm gut geht.

Traurig macht mich der Gedanke an die Zukunft.

Glücklich bin ich, wenn ich ein Bild von Amsterdam habe oder an diese Stadt denke. Traurig bin ich, wenn ich an den toten Vogel denke.

Glücklich bin ich, wenn ich mit Mister Ti bin oder an ihn denke.

Heute in der Nacht habe ich wieder einen Traum vom Baby gehabt: Meine Eltern wollen angeblich umziehen, eine Zweizimmerwohnung nehmen. Ich

protestiere, denn so kann man kein Enkelkind über Nacht nehmen, und ihre jetzige Wohnung ist schön. Dann sehe ich, dass ich das Baby stillen soll. Ich nehme es aus der Badewanne (!) und stille, es schweigt. Komisch, dass ich davon träume, dass das Baby mich durch sein Weinen nicht stört.

Diese Woche haben wir die Babyschale (Maxi Cosi) gekauft. Es sieht so aus, dass wir mehr zu blauer Farbe neigen.

Gestern Abend waren wir mit Mister Ti zu einem Vortrag von Sven Hillenbrandt aus Dresden. Das hat Mister Ti dem Baby gegenüber ein wenig geöffnet. Mister Ti freut sich sowieso riesig auf

das Baby, aber er zeigt wenig Gefühle, obwohl er glücklich ist.

Für mich war der Vortrag auch interessant. Bei der Geburt soll ich mich und das Baby als ein Team betrachten. Es hat auch Schmerzen und Angst. Ich soll mir und dem Baby sagen: wir schaffen es beide, zusammen.

Ungeborene träumen öfter als Kinder. Worüber nur?

Hilfreich war auch die Geschichte von der Tibetreise, die mit der Geburt zu vergleichen ist. Dabei fanden wir mit Mister Ti noch einen Namen für das Baby: Isabel.

Für Baby ist Plazenta (und Nabelschnur) ganz wichtiges Spielzeug. Da Plazenta

wie ein Baum aussieht, möchte ich einen Vorhang mit diesem Symbol für das Kleine malen.

Gestern träumte ich wieder vom Baby. Es war ein Mädchen mit Namen Adelheid. Es war, als ob ich auf einer breiten Treppe lag, es war sehr bequem. Meine Mutter meinte dann zu mir: Still doch das Kind!

Dann habe ich aus der Brust einige Spritzer auf den Bauch gespritzt, und gleich hob sich aus dem Bauch ein Baby heraus. Wieder ohne Blut, ohne Schmerzen und ganz ruhig. Das Mädchen hatte alle Zähne und war still. Ich stillte es rechts. Dann erfuhr ich

immer noch im Traum, dass zur gleichen Zeit auch andere Babys geboren wurden: ein Enkelkind vom Professor Sch., Baby von M´kis, auch unsere Schwiegertochter Olga hat es gekriegt. Nach diesem Traum ist mir unter anderem noch Beigeschmack geblieben, dass das Mädchen etwas im Charakter von meiner lieben Nichte hat.

Diese Woche am Donnerstag machte ich noch einen Bauchabdruck. Den male ich später blau an. Am gleichen Tag fand ich bei „Rossmann“ eine CD mit Vogelstimmen. Jetzt liege ich im Bett und habe die Kopfhörer auf dem Bauch. Baby hört mit und tritt gegen

Bauchdecke.

Mein Vater schenkte uns eine Wickeltischauflage. Bei meinen Eltern fand ich Fotos, die vom meinen Bauch von Anfang an „dokumentieren“. Das ist interessant.

Klinikkoffer ist gepackt, Babyausstattung und Heimweg- Kleidung auch.

Von Cryo- Care kam das Set für Stammzellen. Wir werden uns bald im Krankenhaus melden und Bescheid sagen.

Seit langem lese ich Psalmen, jeden Tag ein Psalm. Ich vermute, bis ich fertig bin, wird das Baby kommen. Jetzt lese ich Psalm Nummer 107.

Heute bestellten wir endlich den neuen

Fußboden für die obere Etage. Mister Ti sträubte sich sehr lange dagegen.

Inzwischen haben wir neuen Fußboden. Wieder en Traum von der Geburt.

Heute Nacht hat das Baby sich bis 2:00 Uhr ausgetobt. Ab und zu habe ich Bauchschmerzen.

Von Zeit zu Zeit macht das Baby ganz drollige Sachen: Es legt sich ganz rechts oder links zusammen, wodurch der Bauch total schief wird. Ich kann mich kaputt lachen. Mister Ti grinst darüber - na ja, mehr als die Hälfte verpasst er. Außerdem fühlt es sich lustig an. Besonders, wenn hier und da eine Hand

oder ein Fuß von innen sich den Bauch entlang bewegt. Das kitzelt so!

Wir hofften, dass das Kind noch im Oktober kommt. Heute waren wir beim Arzt, er meint, dass alles „klassisch gut“ ist. Das Köpfchen ist ziemlich tief, mein Gewebe ist weich, der Ausgang weit geöffnet. Es kann in jeder Minute losgehen.

Nach diesem Gespräch war ich sehr froh. Wahrscheinlich ist das Baby noch nicht gekommen, weil ich noch nicht bereit war. Ich stelle es mir tatsächlich schwer vor, dass ein Kind bald da sein wird. Eine ganz neue Situation für mich.

Es hört und versteht mich schon.

Gestern fing es an, nach unten zu drücken und zu „springen“. Ich legte meine Hand darauf und sagte: „Nun wollen wir jetzt aber schlafen. Sei bitte ruhig“.

Und gleich war es still. Ein Wunder.

Jetzt am Abend fühle ich mich sehr wohl, bin glücklich, weil ich endlich fühle, dass es bald soweit sein wird. Ich bin heute sehr gewachsen in Bezug auf Baby. Jetzt denke ich, dass das Baby endlich bereit ist, zu kommen. Es hat wahrscheinlich noch abgewartet, bis ich soweit bin.

Letzte Zeit kommen viele Mädchen auf die Welt.

(Zehn Tage vor der Geburt) Heute versuchte ich, Gitarre zu spielen und stellte fest, dass meine Finger ganz angespannt sind. Es sind Wasserablagerungen.

(Sechs Tage vor der Geburt) Auch heute gab es kein Zeichen, dass das Kind kommt. Ich habe manchmal zwiespältige Gefühle. Heute spürte ich, dass wir das Kind sehr erwarten und brauchen. Das gibt mir Kraft.

(Zwei Tage vor der Geburt) Der Bauch tut unten sehr weh, als ob ich etwas Schweres gehoben habe. Auch die Schambeingegend

ist sehr schmerzhaft, besonders jetzt. Das Fruchtwasser ist laut Untersuchung klar. Nur mit Mühe drehe ich mich, die Beine scheinen wie am Bauch  angewachsen zu sein und ziehen mit dem Bauch mit. 

(Abend vor der Geburt) Um 23:40 Uhr geht ein wenig Schleim mit Blut ab. Vorerst spüre ich keine Vorwehen. Das Baby ist sehr aktiv.

Um 3:20 Uhr setzen sich die Vorwehen ein. Es drückt so. Ich kann nicht liegen. Um 4:35 Uhr kommt ein kleines Erbrechen. Um 5:00

Uhr weckte ich Mister Ti. Um 5:30 Uhr bekomme ich starke Wehen, gehe im Vierfüßlerstand. Kurz vor 6:00 Uhr sind wir im Krankenhaus. Muttermund ist 7 cm weit.

Rebecca kommt um 8:23 Uhr.

Rebecca ist nach fast 3 Stunden da. 3880 Gramm schwer. Sie ist eine perfekte Kopie vom Papa.

Sehr schmerzhafte Nachgeburt, ziemlich großes „Stück Fleisch“. Aber mit welchen Schmerzen! Als ob ich wieder gebäre. Und sie wollte nicht raus kommen. Die Ärztin oder die Hebamme

steckte 2 Akkupunkturnadeln in meinen Bauch, legten einen Beutel Eis drauf. Es dauerte noch eine Weile, bis alles im Gang war. Insgesamt 10 Kilogramm an Gewicht verloren.

Der Höhepunkt der Geburt war, als ich Rebeccas Köpfchen (halb in mir steckend) tastete. Da verstand ich, dass das Baby geboren wird.


Erste Woche
 

Minuten nach der Geburt gabst du Töne von sich. Auch „ach, ja“.

Von 2 Uhr am nachts schlief ich tief. Dann wurdest du „geliefert“. Du warst

schon gewaschen, auch der Blutrest am Köpfchen war weg, du warst gekämmt und rochst gut.

Du hattest Hunger, weintest. Ich hörte sogar etwas wie „la... la…la“ oder „wa… wa….wa“.

Aber das Problem war, durch die schnelle Geburt schlucktest du wahrscheinlich viel Fruchtwasser, so dass du viel spuckst und lange Schluckauf- Phasen hast. Dieser Schluckauf fing aber schon im Bauch an. Das war phänomenal: ein zuckender Bauch!

Ich stillte dich im Stillzimmer, aber es ist schwer zu sagen, ob du etwas abbekommen hast. Danach gab ich dich

an die Schwester ab. Um 6.30 Uhr war deine zweite Mahlzeit. Ich windelte dich, dann lagst du da bis zum Frühstück. Dann fingst du an zu weinen. Ich sang dir vor, du wurdest gleich ruhig. Aber auch nicht lang, kaum fing ich an zu frühstücken, wolltest du mich bei sich haben. Darum nahm ich den Walkmann und spielte die Musik vor. Nach etwa einer halben Minute bist du eingeschlafen.

Vor dem Mittag bekamst du noch einmal die Brust aber diesmal wartete ich nicht, bis du dich meldest. Ich spürte den Moment, in dem du schon wach und hungrig, aber noch nicht „schreibereit“ warst. So klappte es ohne Probleme.

Aber dann bekamst du wahrscheinlich nicht genug zu essen und wurdest unruhig. Obwohl ich dich 3 Mal hinter einander stillte, an beide Brüste anlegte, warst du nicht satt und weintest ohne Ende.

Meine Eltern waren bei uns zu Besuch Mister Ti brachte sie mit. Er ist ein Schatz vom Mann regelt alles selbst, ohne dass ich mich um etwas außer Rebecca kümmere.

Wir tauschten uns noch nicht so richtig aus, auch nicht gekuschelt. Das kommt noch. Ich weiß, wie er mir vertraut und ich ihm. Und die Liebe wächst, besonders jetzt, als wir unsere Rebecca haben.

Ich füllte mich etwas unruhig, als alle weg waren. Mit Gebet kehrte die Ruhe in mich ein.

(3 Stunden später) …aber wie kann ich meine Ruhe finden, wenn das Kind vor Hunger die Zunge raus streckt, trotz dass ich sie lang stillte, und schreit, wird heiser?

Am Stillen habe ich meine Freude. Rebecca schaut mich so vertrauensvoll, ja ausgeliefert, hoffnungsvoll an, während sie versucht zu saugen.

Rebecca, ich betrachte dich oft beim Stillen: Du bewegst dein Köpfchen bei jedem Schluck an meiner großen Brust nach vorn und trinkst. Das stimmt mich

fröhlich ein, ich muss lachen, und du (noch immer ahnungslos) musst es über dich ergehen lassen. Darum lache ich umso mehr, dein Kopf bewegt sich noch heftiger, du trinkst, und weil ich mein Lachen nicht stoppen kann, tust du mir richtig Leid.

Heute war ich gerührt: Meine Mutter widmete Rebecca ein Gedicht. Es war so rührend, bis zu Tränen.

Dann las ich ihren in Prosa geschriebenen Brief an mich:

„Ich wünsche, dass dein Mann dich stets lobt und sich darüber freut, dass mit deinem „Auftauchen“ in seinem Leben alles seinen Sinn bekam. Das alte Haus wurde lebendig, rein und blühend.

Ich wünsche, dass du in deinem Zuhause aufs Neue den Wunsch zum Leben hast. Und das Wichtigste: du sollst die beste liebste, wunderbarste Mammi sein.“

Wimpern fangen an zu wachsen.

Ich höre deine Stimme in der Nacht aus dem Babyzimmer, stehe auf, mache mich frisch, binde einen Zopf. Du wirst zum Stillen gebracht.

Nachts gab mir Rebecca einen dicken Kuss: sie saugte zuerst, dann ließ die Warze los, suchte diese wieder und landete mit ihren Lippen etwas oberhalb von der Warze. Wunderbar!

Heute oder gestern waren drei Schülerinnen in der Klinik. Sie brachten ihre Musikinstrumente mit und spielten ein kleines Konzert im Vorraum. Das war für uns mit Rebecca ein besonderes Geschenk. Überhaupt war die Zeit in der Geburtsabteilung sehr schön. Wenn es möglich war, besuchte ich später die Abteilung gern und oft. Es tat gut, wieder diese süßen Babys in ihren durchsichtigen Bettchen zu sehen.

Wir gehen heim.

Ich kleidete dich im Schlaf, legte dich frisch.  Wir kauften noch schnell etwas zu essen und umweltfreundliche Windeln.

Schnell noch die Wiege zusammen

gebaut, und dann lies mich Mister Ti im Schlafzimmer alleine: „Bulle von Tölz“ gehörte zu seinem Abendprogramm.

In der ersten schlaflosen Nacht war ich mehrmals so verzweifelt… Es hat im Krankenhaus doch alles so toll geklappt! Diese Situation macht mich so kraftlos, dass ich aggressiv wurde. Es tut mir so Leid für Rebecca: ich hob sie rasch aus der Wiege hoch, drückte sie an mich fest, sie schrie aber immer noch, egal ob sie im Arm war, getragen wurde oder lag.

Verzweifelung.

Die kleine Rebecca tat mir so Leid, und

sie litt sowieso unter Schluckauf und hat noch dazu eine so dumme Mutter!

Ich liebe Rebecca über alles in der Welt und möchte ihr keinen Schmerz hinzufügen, aber in seltenen Momenten der Machtlosigkeit bete ich zu Gott aus lauter Verzweiflung: Bitte lass nicht zu, dass ich Rebecca weh tu!

Die zweite Nacht zu Hause dauerte nur 3 Stunden. Rebecca lag in unserem Bett umgeben vom Stillkissen, gelegentlich trug Papa sie herum. Aber sie schrie und schrie.

Zweite Woche

Es ist praktisch, dass ich die Babysachen

schon vor der Geburt kaufte. Ich habe keine Zeit, raus zu gehen und etwas zu kaufen. Rebecca nimmt viel Zeit in Anspruch. Außerdem lässt mich Hermine überhaupt nicht aus dem Hause. Mister Ti würde es alleine überhaupt nicht schaffen, die Babyausstattung zu besorgen. Noch dazu ist es keine Sache der 5 Minuten. Man muss schon genau wissen, was Babys brauchen.

Mir fehlen schon die Bodys 50/56. Und wie vorteilhaft diese Modelle mit Druckknüpfen sind!

Deine Nägelchen sind dünn wie Papier. Du hast hellbraune Wimpern.

Wir maßen deine Füße. Schwester

Raphaella von der Geburtstation sagte, es soll zeigen, welche Schuhgröße das Kind später tragen wird. 8 cm - es wird wohl die Größe 43 werden.

Meine Mutter schafft bei mir Ordnung - ich bin voll nur mit dir beschäftigt. Entweder ich stille, oder wir bäuern, oder ich esse oder du schläfst und ich erledige derweil einiges, oder bin müde und lege mich zu dir. Spaß habe ich an den Windelnwechseln und daran, dich mit Ö einzureiben, dich herum zu tragen, zu stillen, zu waschen, Wäsche zu machen. Nichts ist mir zu schwer reine Freude.

Ich bin seit Anfang der Schwangerschaft sehr sensibel geworden. Weine gleich los, wenn ich etwas Trauriges erfahre. Heute dachte ich beim Stillen, dass es für ausgesetzte Babys keine Möglichkeit gibt, dass jemand sie stillt. Auch frische Windeln bekommen sie nicht so oft wie ein Kind in der Familie. Und alle sind doch Babys. Das machte mich sehr traurig.  

Der Muskelkater bei mir in dem Arm lässt endlich nach. Der entstand durch die Geburt, als ich mich unter den Knien fest halten sollte.

Wenn ich wach werde, mich drehe oder im Liegen bewege, spüre ich, wie schwer und voll meine Brüste sind, wie

„lebendig“ mein Körper ist. Ich kribbele am ganzen Körper. Es ist, als ob jemand durch mein Bett  krabbelt. Jetzt weiß ich, warum ich vor kurzem in der Nacht die kleine Rebecca in unserem Bett liegend vermutete, obwohl sie in ihrer Wiege war.

Ein Mal warf ich mich neben dich auf unser Bett, du schriest seit langem ohne Ende, und ich weinte neben dir vor Ohnmacht. Dann schliefen wir beide ein.

Dritte Woche

Mich beunruhigt die Tatsache, dass ich Rebecca irgendwie nicht ganz liebe. Ich bin glücklich und doch schätze es nicht

ganz. In mir fragte ich, warum ist es so? Die Antwort war: Die Liebe ist lebendig, da aber alles Lebendige wächst, wird auch meine Liebe in mir wachsen. Ich darf an meiner kleinen Liebe nicht zweifeln.

Ich dachte, dass ich mich auf das Muttersein gut vorbereitete. Ich las doch so viel darüber. Aber eigentlich bin ich im Inneren viel zu wenig bereit, sie als meine Tochter zu akzeptieren. Vielleicht erst mal als eine Schwester.

Wahrscheinlich schenkte mir Gott Rebecca, damit ich verstehe, wer ich bin, was an mir falsch ist, und was ich ändern soll. Ich brauche viel Geduld.

Seit einigen Stunden bist du unruhig. Bald geht Papa zur Arbeit. Ich möchte ihn nicht stören, wir gehen herunter, dort lasse ich dich schreien. Wenn ich dich hoch nehme, trittst du mich, drehst in meinen Händen. Stuhlgang ist vor Stunden erledigt, wieso bist du immer noch unruhig?

Unten schläfst du schnell ein. Ich  auch.

Meine liebe Rebecca! Wie winzig bist du, und schon so groß! Wenn du schläfst und ich trage dich die Treppe hoch ins Schlafzimmer, bist du so leicht wie der Wind. Ich versuche, nicht zu atmen, damit du dich nicht erschrickst.

Nachts bist du schwer. Noch im Halbschlaf versuche ich, dich aus deiner Wiege hoch zu heben und schaffe es mit Mühe.

Wie winzig sind deine Fingerchen und Zehchen! Wie groß die Augen! Du bist voll Vertrauen. Verzeih mir, wenn ich keine gute Mutter bin. Ich bin ungeduldig. Wenn ich müde bin, werde ich schnell aggressiv. Und wenn ich keine Gefühle zeige und mit dir eine Weile nicht rede, dann nur weil ich Angst habe, ich könnte ausrasten. Manchmal ist es schwer, ohne genug Schlaf auszukommen. Verzeih mir.

Ich denke, dass du glücklich bist, weil du in unserer Familie lebst. Du hast

Vater und Mutter. Sie hat nicht jedes Kind. Und wir sind unendlich glücklich, dass es dich gibt. Nicht jeder hat ein Kind.

Bis 15 Uhr kam ich wieder zu nichts dazu. Der große Kochtopf mit deinen Mullwindeln ist wieder voll.

Zwischen 12 und 13 Uhr warst du brav, aber davor und danach... Und da dachte ich: Wenn mein Mann da ist, ist die Situation einfacher. Nicht dass er vieles abnimmt, es geht schließlich ums Stillen, und das kann er nicht. Es geht um seine Ausstrahlung. Er ist ruhig. Er kann mich zwischendurch ablösen, dich tragen, auch nachts, auch wenn er zur

Arbeit muss und in einer Stunde aufstehen muss. Und ich koche für ihn so gern.

Sobald ich mich neben dich hin lege, was selten vorkommt, spürst du es und wirst wach. Ohne mich bist du ruhig und schläfst. Ehrlich gesagt, ich ärgere mich darüber. Ich brauche ab und zu, öfters als ich es mich zugestehe, eine Pause, und die gönnst du mir nicht so gern. Mit Musik kann ich dich beruhigen und sogar in den Schlaf singen. Gitarre wirkt Wunder.

Meine Gewohnheiten veränderten sich. Ich bin nicht mehr so starr am Schlaf fixiert, meine Stimme wurde sanfter und ruhiger, ich versuche, schnell zu

verzeihen. Langsam wächst in mir die Mama.  

Seit heute weinst du mit winzigen Tränen.

Vierte Woche

 

Gestern und heute grunzest du, weil deine Nase voll ist. Das ist gleichzeitig lustig und traurig es gab ein Theater. Und es gibt dir zu schaffen. Vorher ließest du mich nicht an deine Nase ran, bald aber merktest du, dass ich dir damit helfen kann. Du niestest etwas heraus. Jetzt grunzt du nicht mehr.

Du bist einen Monat alt! Die Zeit läuft

sehr schnell. Obwohl sie aus Stillen und nächtlichen Wachen besteht, kann ich kaum glauben, dass schon so viel Zeit vorbei ist.

Oma Hermine ist im Krankenhaus.

Es ist schwierig mit mir. Manchmal habe ich so manche schlimme Gedanken, nicht meine eigene Gedanken. Die vertreibe ich. Ich kämpfe mit Bösem außerhalb von mir und in mir auch. Das kostet Kraft. Auch meinen Charakter ändere ich nach und nach.

Ich glaube, durch die Liebe zu Rebecca spiegelt sich meine Liebe zum Herrn wieder. Jetzt ist es schwer für mich,

darum scheint mir die Liebe zu dir nicht groß genug zu sein, als ob sie von mir durch einen Schleier getrennt ist.

      

   Mein Herz, mit der Wolke bedecktes,

   Mein Fleisch, nichts als Stein…

(Mandelstam)

Etwas Ähnliches (nach Mandelstam) erlebe ich seit du geboren bist. Ich kenne die reinste Freude durch zwei vorausgegangenen Ereignisse: Als ich gläubig wurde (drei Tage lang verspüre ich, dass ich fliege) und die Zeit der und nach der Hochzeit. Darum erwartete

ich, dass die Geburt mich überglücklich machen wird. Ich freute mich schon auf dich, liebte dich, aber mir fehlt die emotionale „Unterstützung“. Manchmal spüre ich diese unsagbare prickelnde Freude in mir, dann pflege ich dieses Gefühl, um es nicht zu verlieren. Ich stelle fest, dass ich manchmal automatisch und fixiert dich windele oder trage. Ohne mit dir zu sprechen oder dir vorzusingen.

Wann endet endlich diese „Halbschlaf- Beziehung“? Wach auf!

Warum benahm ich mich anfangs so egoistisch mit dir? Wie ist es mit dem biblischen Satz „Ein jeder nehme sein

Kreuz auf sich und trage es“?

Seitdem bin ich total anders. Du bist mein Schatz nicht nur wenn du lächelst oder schläfst, sondern auch wenn du andere Sachen tust.

 

Eines Tages kamen wir nach Hause, du fingst an zu weinen, Mister Ti ließ den Herminas Kater zu uns und war gleich Einkaufen gegangen. Je mehr weintest du, desto mehr miaute der Kater. Und dabei sollte ich noch etwas schnell zum Abendbrot kochen. Ich scheuchte zuerst den blöden Kater und beruhigte dich. Irrenanstalt!

Rebecca leidet unter Schluckauf.

Rebecca blieb für 10 Minuten mit Opa im Auto, dann aber so hysterisch geweint, dass Opa fast am Weinen war. Ihm riss dein Weinen fast das Herz.

Vorgestern schliefst du ein, und ich dachte, wenn man solch ein ruhig schlafendes Kind sieht, vergisst man, dass es irgendwo einen Krieg gibt. Meinen seelischen Zustand jetzt kann man als „Verzweiflung an der Menschheit“ nennen. Da so viele Menschen das Vertrauen missbrauchen, viele mogeln, klauen, lügen und es passieren allerlei Katastrophen, und im Grunde hängt der Frieden an einem seidenen Faden. Mir scheint, dass es zu

Zeit keine menschliche Kraft existiert, die uns für die nächsten Jahre garantiert einen Frieden gibt.

Wann kommt das Jahrhundert des Friedens?

Unser Jahrhundert fing mit großen Katastrophen an.

Nachts ist Rebecca drei oder vier Male wach. Auch am Tag will sie nicht schlafen. Kurzer Schlaf.

Trotzdem gelingt es mir, jeden zweiten Tag beide Etagen sauber zu machen und Sachen in Ordnung zu bringen.

Kater pisste schon das vierte Mal seit Hermine weg ist, neben dem Kästchen. Ich musste alles weg machen.

Vor einem Tag stritten wir uns mit meiner Mutter fast. Und Schuld daran hat eine verrückte Zimmernachbarin von Hermine. Zuerst telefonierte meine Mutter mit Hermine und sagte, dass sie eine Trinkflasche für Rebecca kaufte. Dann sprach sie darüber, dass ich und Mister Ti gleich ins Krankenhaus fahren und dass Mister Ti die Milch für die Kleine besorgte, wenn die Kleine in meiner Abwesenheit weine oder Durst habe. Hermine wiederholte es laut. Die verrückte Zimmernachbarin ließ sie nicht weiter sprechen und schrie: Sie sollen dem Kind keine Milch geben!  

Sie stellte es so vor, dass meine Mutter der Kleinen die Kuhmilch statt meiner

Milch geben will. Als wir eintrafen, war Hermine aufgedreht und befahl mir, keine Milch dem Kind zu geben. Ich war erschrocken, bis es sich endlich herausstellte, wer sich irrte. Jetzt war ich aber aufgedreht, und als wir zurück waren, warf ich meiner Mutter vor, zu viel zu erzählen und dadurch auch für die Verwirrung gesorgt zu haben. Bis wir alles zurückverfolgten, war der Abend nicht mehr so schön…

Wenn ich dich auf die Lippen küsse, machst du schnell die Augen zu, dann wieder auf, guckst mich mit großen Augen an und lächelst breit. Heute war meine Mutter  zu Besuch, du schliefst

auf dem Balkon sieben Stunden lang, mit einer kleinen Unterbrechung. Ich machte mir Sorgen wegen deiner Windel. Die Größe S ist schon klein. Die Beinchen sind dick. Auch heute hast du rote Bäckchen. Sieht toll aus.

Die Verkäuferin aus dem Windelgeschäft meint, Babys machen niemals vor vier Uhr morgens in die Hose. Aha! Darum hörte ich schon vorher auf, dich zwischen 3 und 7 Uhr zu windeln. Jetzt ziehe ich dir gegen 23 Uhr „Pampers“ an, die bis früh morgen bleibt.

Sobald ich mit neuen Windelhöschen (keine Mullwindeln mehr) windele, habe ich wesentlich weniger Wäsche.

Rebecchen, ich werde dir beibringen, dass alles sein Gegenstück hat, so wirst du die Welt besser verstehen und aus dieser Erkenntnis heraus deine Weisheit und Kraft schöpfen.

Ich verbrannte meine rechte Hand am Dampf. Jeder Finger wurde einzeln verpackt, und es tut nicht weh, ich kann dich nehmen, tragen, windeln.

Ich denke, wir sollen den Menschen nicht böse sein, die das Böse und Unrecht tun. Sie sind Opfer eigener Entscheidung. Man ist entweder beim Guten oder man liefert sich dem Bösen aus. Kaum einer kann nachvollziehen, warum man es tut. Genau wie die, die

das Gute tun, verstehen ihre Handlung nicht ganz. Sie tun es einfach. Gehasst soll nur der eine der Fürst der Finsternis.

Ich lag anschließend auf dem Sofa und sprach zu Gott: Er soll mir ein Herz schenken und den Stein, den ich jetzt habe, wegnehmen. Er soll mir Liebe zu dir schenken: Nicht die zu der ruhigen und guten Rebecca, sondern auch zu dir, der weint, „stört“, schreit oder mich kratzt. Ach, hätte ich diese Liebe gehabt!

Heute versteckte sich der Kater bei uns im Bad in der Wickelkommode. Ich

lachte mich kaputt, als er plötzlich aus der Kommode heraus kroch.

Seit etwa vier Tagen spüre ich, dass ich zu dir einen wunderbaren Kontakt herstellte (durch intensives Beten). Ich änderte mich, lasse mich durch Schreien, Kratzen oder langes Stillen nicht beruhigen, bliebe gelassen. Darum bist du schnell ruhig und hast deinen stabilen Rhythmus.

Die Zeit vom Einschlafen ist wunderbar. Ich genieße es, dich fertig anzuziehen, zu stillen, mit dir zu sein.

Wir schaffen es nicht immer, dich regelmäßig zu baden, weil wir fast immer unterwegs sind (Hermine ist in

der Reha). Und gegen 20 Uhr willst du schon von alleine schlafen.

Es wird immer schöner. Mir scheint, dass alles in meinem Leben sich wie die Ziegelsteine zu einem Haus zusammenfügt. Halleluja!

Jetzt geht alles durcheinander. Früher, als du immer zu Hause warst, konntest du deinen Rhythmus leben. Nun sind wir seit die Oma im Krankenhaus (und zu Zeit in der Reha) ist - ständig unterwegs. Und das stört dich. Kaum schläfst du ein, wirst du frisch gewindelt, warm angezogen, weggebracht. Kaum kamst du dort zur Ruhe… Und das Schlimme ist dein

Winteranzug. Wenn ich dich daraus hole, wirst du immer wach. Sag mal, wie oft und wie lang duldet ein Kind solche Störung?

Soll ich die Oma nur ein Mal in der Woche besuchen?

Soll ich zu Hause bleiben und dir die „Führung“ übergeben? Wer soll bestimmen, wann du schläfst?

Aber Mister Ti meint, wir müssen Hermine alle oft besuchen.

Seit Gestern Abend spüre ich Kopfschmerz, hinten am Kopf, wie Halbmond vom Ohr zu Ohr.

Papa schimpfte über die Nikky Pullis: Sie sind viel zu eng, haben zwei Knöpfe

an der Schulter statt vorne. Ich meide sie auch, obwohl wir schon welche kauften.

Es ist 22 Uhr. Du schläfst fast ununterbrochen seit es 19 Uhr ist. Wir waren zu Besuch bei der kranken Oma, und im Auto schliefst du ein. Zu Hause stillte ich dich noch ein Mal im Halbschlaf. Ich wollte so sehr mit Papa den Film „Jumanji“ zusammen sehen, denn er kannte ihn noch nicht. Die ganze Zeit schliefst du in meinem Schoß geschützt vom Licht des Fernsehers durch eine Decke und das Stillkissen. Du musst noch gewindelt werden.

Gestern bekamst du im Supermarkt einen Schluckauf und bekämpftest ihn von alleine.

Heute vorm Spiegel machtest du mir mehrmals folgendes nach: Ich riss meinen Mund auf, du auch.

Gestern zeigtest du dein Humor. Du warst auf meinem Arm, legtest dein Köpfchen auf meine Schulter, dann stecktest du dein Näschen in meine Ohrmuschel und hustetest laut.

Du bist drei Monate alt. Schon groß, wenn man bedenkt, wie schwer die ersten Monate sind. Da die Oma Hermine seit gestern wieder zu Hause ist, kam der Doktor zu uns. Ich bat ihn,

auch auf dich einen Blick zu werfen. Er verschrieb dir pflanzliches Mittel. Und es hilft wunderbar. Du schliefst vier Stunden am Stück (vormittags).

Ich bin jetzt Mitglied eines kleinen Chores in unserem Städtchen. Etwa eine Woche vor deiner Geburt trafen wir uns zum ersten Mal. Das Singen bringt uns allen Spaß.

Papa installierte auf unserem Computer das „Studio 10“- Programm, damit ich meine Filme schneiden kann.

Dann warteten wir unten bei der Oma bis der Doktor sie besucht. Später konnten wir spazieren gehen. Wir waren bei der Apotheke, am Friedhof, im

Geschäft und bei einer Therapeutin. Jetzt ist es 21.50 Uhr, und seit einigen Minuten schläfst du.

Zu Mittag koche ich für uns mit Hermine.

Rebecca, gestern war ein schlechter Tag. Früh am Morgen fuhren wir alle wegen Hermine ins Krankenhaus zum Röntgen. Du konntest grade erst eine halbe Stunde lang schlafen, dann zogen wir dich an und los. In der Nacht warst du ein paar Stunden am Schaffen, gabst keinem die Ruhe. Darum begnügte ich mich mit nur drei Stunden Schlaf. Und es wäre ja nicht schlecht, wenn ich am Tage noch etwas schlafen konnte.

Aber als wir zurückkamen, wurde ich von meinen Gedanken abgebracht und vergaß meine Babytasche in Papas Auto (am Nachmittag sollte das Baby Treffen stattfinden, und ich wusste nicht, ob wir so schnell mit Hermine nach Hause kommen, darum packte ich die Tasche schon am Vormittag ein). Bis ich der Schwiegermutter half, die Treppe hoch zu steigen, fuhr er weg. Wie es sich später herausstellte, war er zuerst nur zum Arzt gefahren, erst dann zur Arbeit. Dazwischen war er auch zu Hause, und ich wickelte dich und hörte es nicht.

Also, um 10.30 Uhr als ich mich zu dir auf ein Schläfchen legen wollte, fiel mir

ein, dass ich die Tasche mit Führerschein und Schlüssel und allem, was für Nachmittag vorbereitet war, bei Mister Ti vergaß. Und dabei freute ich mich schon seit Wochen af diesen Tag, denn um 14 Uhr sollte unser erstes Baby- Treffen nach der Entbindung stattfinden. Wie ich das erfuhr, dass die Tasche mit allem weg fährt, brach ich in den Tränen aus. Ich hatte regelrechte Hysterie. Und du wurdest natürlich wach.

Ja, ich war allein dran schuld. Aber ich kann nicht so viel Verantwortung tragen: genug schon, dass ich mit dir, meine Kleine, Tag und Nacht zusammen bin. Du schläfst letzte Zeit nicht besonders

gut: ungefähr alle zwei Stunden wirst du wach. Und dann braucht Hermine auch Zeit. Und manchmal soll ich etwas mehr Zeit bei ihr verbringen, auch wenn du unruhig oder schläfrig bist. Hermine ist jetzt schwach und nicht in Ordnung. Und ich soll sie beruhigen. Das geht, wenn ich wohlauf bin, das ging auch bis Gestern…Aber dann… So manches und die Müdigkeit kamen zusammen, und es brannte.

Nur wurde Mister Ti zurück gefordert. Ich meinte zu ihm vor einigen Wochen: Nimm zwei Wochen Urlaub, wenn Hermine wieder zu Hause ist, ich werde sie nicht pflegen können, ohne dass das Kind vernachlässigt wird. Er hörte nicht

auf mich. Jetzt haben wir es.

Aber das noch nicht genug. Das Baby- Treff war gut und traurig zugleich. Du stelltest dich schön dar. Warst die einzige, die ruhig war (Lob!), und alle staunten, dass du so fit bist. Kein Kind konnte im Liegen Beine heben, aber du. Du drehtest einen halben Kreis nur durchs Heben der Beine.

Nun merkte ich, dass es andere Babys dick waren, solche dicke Backen! Und du…Ach, Schatz, war ich traurig. Aber es kann unmöglich sein, dass es dir etwas fehlt!

Erst in der Nacht zu Hause verstand ich, es waren doch keine Stillkinder, die die Backen hatten, sondern die tranken

Industrie- Milch. Du und noch ein weiteres Stillkind waren normal, ohne quadratisches Gesicht.

Als wir mit dir zu Hause waren, war ich so kaputt, plus Kopfschmerz. Ich stillte dich noch ein Mal, dann im Schlafzimmer. Also, von 16.30 bis 20.30 Uhr dauerte es, wie immer.

Als du um 23 Uhr kurz wach warst, stillte ich dich. Und so mache ich immer alle zwei Stunden stillen. Und bei anderen Babys von Kurs ist es anders: 5 bis 7 Stunden Schlaf, dann 10 Minuten Stillen. Und sie pennen weiter. Von wegen! Du bist doch gesund. Warum nach drei Monate immer noch kein Erfolg? Na, dass du schon ohne

Milch einschläfst, ist gut genug.

Mister Ti übernimmt das Kochen am Samstag und Sonntag, und sonst auch das Abendbrot- Servieren.

Gestern Abend gegen 18 Uhr hattest du „Sprechstunde“. Wir waren bei REWE. Du hast so laut und mit höherer Stimme „gesprochen“ ganz kurze Sätze wie „ui- - i- a- ah“ mit Intonation, dass alle Kunden Bescheid wussten, dass es du warst.

Weißt du, Rebecca, das Böse wird niemals Oberhand gewinnen. Das Gute gewinnt, weil es viele gibt, die das Gute tun und es tun wollen. Das Gute ist

immer in der Eintracht. Das Böse dagegen wünscht immer wieder, das Böseste zu sein. Viele böse Kräfte befinden sich dadurch in ständigem Wettbewerb wer von denen der Allerböseste ist. Und das sie niemals einfach so das Böse tun, sondern unter einander Rivalen sind, wird das Böse immer von innen kaputt gehen, so zu sagen aus sich heraus zerstört.

Das Gute dagegen hat kein Interesse, wer von den Guten das Beste, Gütigste ist. Das Tun an sich und nicht die Macht, die Stärke der Tat ist das Wichtigste. Und wenn ein andere noch mehr gutes tut, besteht da keine Konkurrenz, keine Neid. Alle tragen dem

Guten bei. Bei dem Bösen aber zählt, wer was geleistet hat. Es existiert kein nachvollziehbares Ziel für das Böse es ist ein Trotz zu dem, was nicht böse ist. Und aus Trotz existiert keiner.

Ich habe jetzt keine Möglichkeit, meinen Schlaf nachzuholen. Und das ist schlecht, denn 24 Stunden am Tag und 7 Tage der Woche schon über drei Monate bin ich bei dir. Mister Ti kommt spät heim, gegen 19 Uhr und lässt mich nach dem Abendbrot wieder mit dir allein. Hermine will, dass wir immer mit ihr essen.

Je früher ich dich nach oben trage, desto schneller schläfst du ein. Wenn ich

erst um 22 Uhr es tu, dann bist du um 23 Uhr noch wach. Aber aufwachen in der Nacht tust du regelmäßig. Und diese 6 Uhr morgens! Die verpasst du nicht. Dann um 6.40 Uhr kommt die Krankenpflege, ich muss schon früher runter laufen, Türe aufschließen, und als jemand schellt, stehe ich auf und drücke auf den Knopf.

Gestern warst du kurz nach 5 Uhr wach. Nach dem Stillen lief ich zur Haustür und schloss auf.

Zu Mittag fragte Hermine: „Wieso denn brannte das Licht in Treppenhaus schon um 5 Uhr? Wir müssen eine schwächere Glühbirne benutzen.“

Na ja, im Flur ist es sowieso nicht

besonders hell. Ich widerspreche nicht, denn sie ist schwierig geworden. Jede Kleinigkeit interessiert sie, und ich habe meine Tochter, die oft nach mir schreit. Ich schlucke alles runter.

Ach, Rebecca, seit Omas Sturz ist alles anders geworden. Es ist einfach schwierig. Papa ist den ganzen Tag an der Arbeit, ich gehe mindestens drei Mal am Tag zur Oma und schau nach ihr, gebe dem Kater was zu essen, als ob ich nichts zu tun hätte. Von Papa gibt es zu Zeit keine große Hilfe Tag wie Nacht bin ich mit wenigen Ausnahmen die einzige Person, die für dich sorgt. Am Wochenende kocht Papa.

Und noch was: Hermine ist ab und zu

wirklich schwierig. Das fehlt noch zu dem, was ich sonst erlebe. Nun mischte sie sich noch in unser Leben ein. Ich möchte nämlich am Freitag zum Chorauftritt, und sie hat es mir mehrere Male ausdrücklich verboten, alleine zu gehen. Wenn ich im Chor den wirklichen Grund der Absage nenne, werden alle mich auslachen. Und solche und ähnliche Dinge muss ich über mich ergehen lassen. Mister Ti passt auf dich auf, ich gehe trotzdem singen.

Mein früheres schüchternes, kindliches Benehmen lege ich nach und nach ab. Wenn man mich fragt, ob ich dies oder jenes machen kann oder ob es von mir zu

erwarten ist, sage ich bestimmt „ja“ oder „nein“. Und wenn man mich immer noch versucht, kann ich antworten, „Sie kennen mich doch“. Und ich brauche kein entschuldigendes Lächeln (das hasse ich in mir).

Es stellt sich wieder heraus, dass ich ein Außenseiter bin. Egal, wo ich bin, in welcher Gruppe von Menschen ich auftauche, bin ich nicht zu übersehen und irgendwie anders. Daran gewöhnte ich mich schon.

Dass ich ein komischer Vogel bin, besagt folgendes Beispiel: Frauen, die im Geburtsvorbereitungskurs mit mir waren, nehmen alle gewöhnliche Windeln, ich die aus Baumwolle. Keine

andere führt ein Tagebuch über das Kind, sie ließen die Stammzellen ihren Babys nicht aufbewahren, wir mit Papa schon. Ihre Babys sind dick, faul und zufrieden. Meine Rebecca ist stark, fit und hat Drang zu allem Neuen.

Du singst seit Heute, mein Vögelchen! Wirklich schön!

Ach, alle Frauen plagten sich mit der Geburt ziemlich lang. Aber meine Rebecca war schnell. Und außer der einen geben sie ihren Kindern schon die Flasche. Manche kombinieren es mit Stillen.

Um 6.40 Uhr schellt es an der Tür. Krankenpflege. Um 8.40 Uhr schellt es

an der Tür. Therapeutin. Dazwischen auch nur Bruchstücke vom Schlaf. Ich zog dich um. Dann schellte es zum dritten Mal. Ohne etwas zu fragen, machte ich auf. Egal, wer kommt. Gebt nur die Ruhe. Es war der Schornsteinfeger.

Zur guten Letzt als du gegen 10 Uhr einschliefst, schellte die Hermine bei uns, du bist beinah wach geworden. Sie wollte nur sagen, dass sie beim Arzt anrief und er kommt gleich. Dann stellte ich dein Bettchen vorsichtshalber ins Wohnzimmer, damit du ruhig schläfst, und gleich danach das 5. Schellen. Der Arzt.

Ich habe es noch nicht erwähnt, meine Liebe, aber seit einem Monat bekommst du hinter der Ohrmuschel und in ihr und auf der Backe leicht blutige Schüppchen. Um die Ohren herum ist dein Gesicht rau. Papa fertigte uns Balsam an. Das soll helfen.

Gestern Abend spürte ich solch eine große Liebe zu dir! Gott erweist seine Liebe, unendliche Liebe indem er uns dich geschenkt hat. Du bist ein Engel. Immer wenn ich dich bevorstehende Nacht in Seine Hände lege, erleben wir ruhige und schöne, stille Nacht.

Meine Eltern kommen oft zu uns. Sie bügeln, putzen, gehen mit Rebecca spazieren.

In deinem künftigen Kinderzimmer ist der Schrank fast fertig. Wir hatten vorerst vor, den alten Papas Schrank aus seiner Kindheit dort zu lassen. Da aber der Korkfußboden noch einen Monat vor deiner Geburt verlegt wurde, wollte ich keinen begehbaren Schrank im Schlafzimmer haben, wie der Papa vorerst plante. Ich sortierte vieles aus, damit unsere alle Sachen (Kleidung) in einen großen hohen Schrank hinein passen, dann konnte man auf den zweiten verzichten, und viel Platz im Zimmer frei lassen (zum Beispiel, zum Spielen). Die Sachen, die wir nicht immer benutzen, kamen in die Schräge

(sie wurde später mit Legosteine - Sammlung voll gemacht). Statt des leer gewordenen Schranks stellten wir ein Sofa hin. Und Papa dachte, er könnte lieber diesen Schrank (auch alt, aber viel größer als sein Kindheitsschrank) in dein Kinderzimmer stellen. Ein Stück davon schnitt er sogar schräg ab, damit der ganze Schrank hinein passte. Das macht mich schon stutzig, aber Mister Ti mag halt seine Erinnerungsstücke.

Diese Woche entdecke ich eine neue Frisur für mich. Hochgestecktes Haar, ein Mal zusammengelegt, ein Mal gedreht, wird mit einer Haarspange gehalten. Die Frisur erinnert ein wenig an Spanien und steht mir sehr gut. Ich

mache sie im Nu, sogar ohne in den Spiegel zu schauen.

Ich roch an dir. Du riechst nach Mandelöl. Ich verwende es, damit deine Schüppchen leichter abgehen. Einige davon gehen mit Haaren ab. Weiterhin riechst du nach Eiter (an den Ohrmuscheln und Backen gibt es raue Stellen, du kratzt sie aus, da kommt manchmal Eiter raus), nach „Ariel“ (du hast den frisch gewaschenen Schlafsack an) und nach Karamelle (dein Mundatem, wie süße Bonbons mit Milch).

Ich überlege mir, dass ich ein weiteres Tagebuch anlegen soll. Entweder werde

ich meine Erinnerungen aus der Kindheit aufschreiben, angefangen mit der hellblauen Gobelindecke, wo ich mich drauf zu legen pflegte, um zu träumen, dass es ein fliegender Teppich war. Oder ich notiere das, was mich glücklich oder traurig macht. Wahrscheinlich wird es beides beinhalten, denn so kann ich meine Geschichte und meine Gefühle für dich zugängig machen. Meine Schrift ist nicht schön und ich  weiß nicht, ob du es lesen wirst oder kannst. Ich liebe Tagebücher und Biographien. Schade, dass meine Mutter sie niemals schrieb.

Heute Nacht träumte ich einen

besonderen Traum: Ich gehe mit Mister Ti in eine unbekannte Apotheke im Städtchen, obwohl der Standort falsch ist. Dort möchte ich Medizin kaufen. Die Wände der Apotheke sind hoch, und keiner darf hinein, in den einzigen Raum. Alle stehen vor der geöffneten Tür. Als wir an der Reihe waren, reiche ich der Apothekerin mein Rezept, und sie nahm die Leiter, stieg hoch über alle Schränke und saß da und fing an zu singen. Ach, was war das für eine Engelstimme! Ich war sofort in diese Stimme verliebt. An was ich mich noch erinnere, war ein dickes Buch über Napoleon im oberen Regal, oberhalb von dem die Frau saß und sang.

Du bist putzig. Beim Spielen mit Papa sprachst du plötzlich: OGELEDL.

Dann lerntest du vom Papa das Pfeifen. Du schautest lange Zeit ihn an, dann faltetest deine Lippen zu einem „O“ oder „U“ und spucktest Speichel raus. Dass du so intelligent bist, ist wunderbar.

Heute beim Windeln zeigtest du etwas Neues: Du strecktest die Zunge heraus und mit dem Mund versuchtest ein Laut zu erzeugen.

Du brauchst jetzt etwa eine halbe Stunde zum Einschlafen. Und das nachdem du satt bist.

Ein tolles Gefühl, dich zu stillen, wieder zu sehen du zu umarmen nach zwei

Stunden Chorprobe. Wie ein Vorgeschmack des Himmels. Grade an diesen Abenden stelle ich fest, wie wunderbar der Beruf der Mutter und der Frau ist.

Manche Tage sind kurz wie der Windhauch, manche dagegen lang. Heute ist ein langer Tag. Um 7.20 Uhr schellte die Krankenpflegerin an der Tür. Jetzt ist es fast 23 Uhr. Ich bin müde, könnte aber noch weiter schaffen. Die Suppe ist vorgekocht, Hermine gebadet und im Bett, du bist seit 4 Stunden im Bettchen. Um 22 Uhr warst du kurz wach, ich stillte dich, so schliefst du schnell wieder ein. Der Film ist fertig geschnitten, Sachen vom

Flohmarkt werde ich noch waschen.

Und um 7.25 Uhr ärgerte ich mich regelrecht. Kurz nach 7 Uhr warst du wach. Schnell gestillt, schon träumst du wieder. Ich wollte übrigens auch schlafen. Aber ich wusste, dass um 7.20 Uhr die Pflegerin kommt und bei uns schellt. Was blöd ist, wir haben auf beiden Etagen eine Sprechanlage. Die obere, zum Schlafzimmer, wo wir alle schlafen, wollte ich schon mal abstellen. Die untere läutet so wie so stark genug. Und damit dein Schlaf nicht unterbrochen wird, entschied ich mich heute, die 5-7 Minuten an der Sprechanlage zu lauern (mit

geschlossenen Augen, im Halbschlaf). Erfahrungsgemäß wartete ich auf ein kommendes Auto der Mobilpflege. Um 7.25 Uhr hörte ich von weitem, dass jemand mit dem Papier raschelte. So kam es mir vor, als ob die Zeitung ausgetragen wird. Und schwupps- läutete es schon bei uns. Das war ärgerlich. Zum ersten Mal treffe ich Pflegerin, die entweder zu Fuß oder … auf dem Besen ihre Patienten besucht. Natürlich, wurdest du, Kleine, wach. Ich weinte still. Das Ding haue ich kaputt, damit wir ungestört schlafen.

Warum geht Mister Ti niemals nach der Mutter schauen oder die Tür aufzumachen?

Ich träumte, dass bei dir die unteren 13 Zähne auf einmal kamen.

Auf deiner Haut sind überall rote Flecken und seit heute auch winzige Pusteln am Körper. Am kommenden Freitag muss ich mit Doktor darüber sprechen.

Deine Pusteln gehen nicht weg. Die roten rauen Stellen an Armen werden größer. Du bist verspannt, ziehst Kopf weit nach hinten. Gestern hattest du 37,6 Grad, dann nach dem halbstündigen Schlaf schon 37,2 Grad. Und am Abend 36,8 Grad. Was das bedeutet, weiß ich nicht. Ich bin jeden

Tag so voll beschäftigt, dass mir keine Zeit bleibt, zum Arzt zu gehen und dich impfen zu lassen.

Um 1 Uhr wollte Papa schlafen gehen, aber da ich auf seiner Seite lag und du - auf meiner (in unserem Bett), wollte er uns nicht wecken und wartete bis du um 2 Uhr von alleine wach wurdest. Erst dann kamst du ins Bettchen. So gütig ist unser Papa.

Seit Montag bemerkten wir, dass du vorne an Stirn einige Büschel von neuem kurzem Haar hast. Du bist ja ein Igelchen!

Gestern und bis jetzt bin ich

eingeschnappt. Jeden Abend bitte ich Mister Ti darum, früher ins Bett zu gehen bzw. mit uns nach oben zu gehen. Denn es kostet Kraft, dich ins Bett zu bringen, und letzte Zeit bist du, meine Süße, ziemlich unruhig. Du willst nicht einschlafen. Dann wachst du oft mit Schrei auf. Während ich etliche Male aus dem Schlaf gerissen werde, macht sich Papa vorm Fernseher oder vom Computer bequem, schaut alles Mögliche, schläft dabei ein, aber er weigert sich, mit uns hoch zu gehen und zuzugeben, dass er auch müde ist.

Gestern bzw. heute um die Mitternacht war es soweit: Ich war so einsam mit dir. Du bist zum dritten Mal innerhalb

von wenigen Minuten wach geworden, geschrien. Ich wollte so sehr schlafen, aber ich hatte niemanden da, der dich trägt bzw. dir Bauchmassage macht. So lagst du in unserem Bett und schriest so laut… Aber glaubst du, Papa ist hoch gekommen? Schade.

So dauerte es einige Minuten, und nichts half weder das Stillen noch das Massieren. Da nahm ich dich nach unten (aus der Dunkelheit ins Helle) und sagte Mister Ti Bescheid. Er bat um einige Minuten, weil er beschäftigt war. So bin ich einsam mit dir nach oben marschiert. Ich war enttäuscht und aufgeregt, denn dir tat etwas furchtbar weh, und ich konnte nicht helfen. Beinah

hat der Teufel wieder in mir einen Hass gegen dich geweckt. Warum musst du immer leiden, wenn es bei uns Probleme gibt?

Es kommt mir so vor, als ob alleine ich dich habe, und Mister Ti nur wahlweise: wenn er Lust hat, spielt er Papa, und sonst hat sich für ihn seit unserer Zeit ohne Kind nichts verändert. Er verbringt zuhause viel mehr Zeit mit Computer als mit mir und dir. Wie soll ich es ihm klar machen?

Als letzte Rettung sah ich das Pucken. Ich nahm die weiche dünne Decke und machte ein Kuvert. Darin wurdest du gleich ruhiger und zufrieden. Bis Papa endlich kam, warst du erlöst von deinen

Schmerzen und schliefst ein. Ich weinte, aber ich konnte gar nicht stark genug und befreiend weinen, denn es steht immer noch eine „Wand“ zu meinen Gefühlen, und nur manchmal kann ich Freude oder Trauer so richtig erleben und ausdrücken.

Mister Ti ist vielleicht einliebender Vater, er weiß bloß nicht, dass dazu nicht nur das Geld verdienen oder ein paar Küsse, oder das Tragen (er trägt dich, wenn ich ihn darum bitte), oder das kurze Spielen mit dir oder das Baden gehören. Auch dich beobachten, streicheln, trösten ist drin. Manchmal ist er egoistisch und das versteckt er hinter seiner lustigen Natur und dem

Scherzen. Manchmal existiert für ihn nur seine gewöhnliche Welt, seine Bedürfnisse oder Gewohnheiten. Er kocht aber und serviert für uns sehr gern und immer freiwillig. Darum weiß ich nicht, wie ich es ihm beibringe, dass ich und vor allem du von ihm noch mehr erwarten und brauchen.

Wir waren beim Kinderarzt und bekamen unsere erste Impfung. Außerdem bekamst du jetzt etwas verschrieben: „Laticort“- Salbe für Ohrenmuscheln und Salicylöl für den Milchschorf. Als Nachbehandlung Linola Urea.

Du wiegst 6400 Gramm.

Zu allen Beschwerden gab es nur eine

ganz professionelle Antwort: Kuhmilcheinweißunverträglichkeit. Wenn ich meine Müslimilch, meinen Käse, Kindernahrung (für mich) und Eis auslasse, wird es dir ganz gut gehen. Unverträglichkeit schlägt auf den Darm, daher kommen die Schmerzen und die Schreie in der Nacht, die Unruhe, schlechte Haut, die Verspannung.

Achtzehnte Woche

Den ganzen Tag ging es mir nicht gut. Ich möchte doch, dass es dir gut geht, darum stille ich dich, darum leben wir am Lande, darum windele ich dich mit Baumwolle. Darum ließ ich Haustelefon leise stellen. Jetzt muss ich stark auf

meine Ernährung aufpassen solange ich stille. Leichter wäre es, abzustillen, wie die meisten es tun, dann hätte ich alle essen können. Nun bin ich mir nicht sicher, ob du es akzeptierst. Und es ist ein tolles Gefühl, dich an der Brust zu haben.

Ohne dich will ich nicht leben, du sollst gesund und glücklich sein, weil es sich lohnt, zu leben.

Kein Schmerz stört dich, Gott sei Dank! Nur husten tust du, komischerweise: kurz und oft.

Auf dem Weg zu EA wollten wir auch kurz bei der Erna schauen, aber die

Nachbarn sagten uns, sie sei im Krankenhaus. Da fuhren wir von EA gleich ins Krankenhaus. Sei war so überrascht! Und du warst natürlich der Höhepunkt!

Erna hat es zutiefst bedauert, dass ich nicht das Leben mit Baby führen kann, die ich mir vorstelle. Aber ich sehe es so, dass wir in unserer großen Familie einander gegenüber auch verpflichtet sind, zu helfen. Und das ist richtig so. Während ich Hermine bade und frisiere, bleibt Papa mit dir.

Jetzt aber kommen die Zähne.

Heute war ein Wunder: Zum ersten Mal wurdest du ohne Schrei wach. Du

meldetest dich stattdessen mit „Singen“. Ich wusste, dass du wach wirst, kurz zuvor war ich oben, schaute nach, aber dass du beim Aufwachen lachst, das erlebe ich zum ersten Mal.

Am Abend war mein Kopfschmerz größer, so dass ich mit dir schon vor 20 Uhr im Bett lag. Übrigens, du kannst jetzt schon sofort einschlafen gleich an der Brust. Aber ich stille dich fast nur im Legen.

Ich nahm dich mit, unten in der Küche stellte ich den Teig für die Pizza, dich legte ich in das Bettchen. Dann spülte ich und sang dabei für dich. Als ich plötzlich pfiff, merkte ich, dass du jedes

Mal dein Köpfchen und die Beine hoch hobst, um besser zu horchen. Wahrscheinlich erwartest du, dass Papa bald erscheint (er pfeift oft).

Mir ist schon der zweite Abend nach einander schlecht. Heute beim Baden von Hermine ging mir Licht auf: Es kann sein, dass ich wieder schwanger bin. Mister Ti war überrascht, dann lachte er laut. Und wieder sagte er: So schnell schießen die Preußen nicht.

Wieso wird es mir immer nach 17 Uhr übel? Schon der vierte Abend nach einander. Das halbe Glas Saure Gurken ist weg.

Als du noch keinen Monat alt warst, fragte mich der Papa, woher ich weiß, ob Rebecca schon schläft oder nicht, wenn es Nacht und dunkel ist? Wahrscheinlich konnte ich schon zu dieser Zeit mit Herzen fühlen und sehen. Ich weiß einfach von vornherein, was passiert, wenn ich dies und jenes tu. Oder wenn du so oder anders hingelegt, hochgenommen oder behandelt wirst. Einige Sekunden bevor du weinst, weiß ich, was jetzt kommt. Und oft ergreife ich Initiative bevor du es tust. Ich mache „tsch- tsch- tsch“, um dich zu beruhigen oder nehme dich hoch.

Lisa gab mir eine Idee: wenn du oft in

der Nacht aufwachst, kannst du nicht nur nach der Milch schreien, sondern auch meine Nähe suchen. Also, erst trösten, dann bei Bedarf stillen.

In der Nacht träumte ich unter anderem Folgendes:

Ich bekam drei Eier, die wie die Knospen aussahen, etwas angerissen an der Seite, und man konnte drei Kücken darin sehen. Ich schälte sie vorsichtig und befreite die nackten rosa Kücken. Im letzten Ei lag ein Kücken in seiner Kacke, dünn wie bei Säuglingen. Und dieser Kücken gefiel mir am meisten, ich legte ihm einen einfachen Halsband um, damit ich ihn von den anderen

unterscheide und bat Hermine um einen alten Brattopf, wohin ich Sand schüttete und alle Kücken hin setzte.

Ich bin Gott sieht es glücklich als Frau, Hausfrau, vor allem als Mutter. Amen.

Zu Mittag möchte jetzt Hermine immer „etwas ohne Fleisch“ zubereitet bekommen. Die fertigen Gerichte vom Eismann nehme ich jetzt nicht, denn darin ist Milchpulver oder eiweiß. Ich werde heute einen Eintopf machen: Zwiebeln, Broccoli, Zucchini, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Knoblauch, Olivenöl. Davor gab es Kartoffeln mit Heilbutt, Oliven und Hagebuttentee.

Am Abend ist mir wieder unwohl. Keine Chorprobe. Du liegst schon im Bett. Es ist 20.15 Uhr. Ich wusch einige Sachen, die die Nacht über trocknen können und machte mich fertig für die Nacht.

Gott behüte dich. Ich liebe dich, egal was du machst du bist mein Ein und Alles. Und wenn das zweite Baby doch schon unterwegs ist, freue ich mich umso mehr.

Seit vorgestern weiß ich, dass in mir endlich eine Mutter geboren wurde. Halleluja!

Ich stellte deine Wiege auf den Balkon, du bist schnell eingeschlafen. Gestern

schliefst du auch dort. Dann drei Stunden lang mit Großeltern unterwegs im Nachbarsdorf. Da ich dort in der Kirche sang, wollte Mister Ti aufnehmen und den Großeltern das Dorf zeigen.

Bin ich doch schwanger? Hermine will jeden Tag wissen, was los ist. Aber ich gehe zu keinem Arzt (es ist zu Zeit nicht günstig, aus dem Haus zu gehen), was kann sich an meinem Wissensstand ändern?

Ich glaube, du wirst lockiges Haar bekommen.

Du schläfst seit 2,5 Stunden draußen auf dem Balkon. Ich lese. Du wurdest

sogar von der Feuerwehrsirene nicht wach gemacht! Jetzt musst du aber schon wach werden, denn ich soll beim Doktor für Hermine etwas abholen. Meine Mutter putzte mir die ganze Wohnung. Mein Mann besitzt so viel, was wir nicht brauchen und lieber weg tun sollen. Zuerst ärgerte ich mich darüber, dann aber… Langsam werde ich ausmisten, wie ich es mit Kleidern immer tu.

Auch Tiefflieger konnte dich nicht wecken.

Heute erwarten wir Besuch.

Früh am Morgen bin ich schon bei Hermine. Ich frühstückte unten, du lagst

im Kinderwagen. Dann stillte ich dich, und du schliefst ein. Innerhalb von 15 Minuten kamen 5 laute Autos vorbei.

Ich ärgerte mich, denn du lagst im Erdgeschoß, und das Fenster war gekippt. Und zur guten letzt läutete ein Postbote an der Tür. Da es bei Hermine ein ziemlich lauter Klingel ist, wurdest du trotz der geschlossenen Tür wach. Das ist ja eine Irrenanstalt! Keine Ruhe. Lieber gehe ich in den Park oder zum Sportplatz gehen. Oder zum Fluss.

Von Anfang an kochten wir mit Hermine jeden zweiten Tag abwechselnd. Sie bestand drauf, zusammen zu essen, obwohl es mir nach deiner Geburt

überhaupt nicht günstig war. Ich konnte nicht immer um punkt 12 Uhr servieren, so wie sie es gewöhnt war. Und oft war es mir nicht danach, ich hätte lieber länger geschlafen und später gegessen, doch ich wollte sie nicht enttäuschen. Wenn sie kochte, gab es nur das aufgewärmte Tiefgefrorene. Und sie quälte mich noch stets mit der Frage, wieso ich nur bestimmte Sachen essen durfte.

Du bekommst wieder diese Krämpfe. Ich bin verzweifelt und enttäuscht. Ich bat Gott, deinen Schmerz zu lindern. Nichts tat er. Da war die Grenze erreicht. Wenn ich weiterhin mit deiner

Krankheit alleine kämpfe, glaube ich, ich werde nicht mehr glauben können.

Wenn wir nur zu dritt (mit Papa) wären, so könnte ich mir kochen was ich möchte und brauche. Zum Beispiel, viel Fisch. Aber da ich auch für Hermine koche, und sie stets „etwas vom Gemüse“ will, jeden Tag höre ich diesen Wunsch, so kann ich doch nicht vieles zaubern. Denn die Kühltruhe ist voll mit Fertiggerichten, die ich nicht essen darf, und mit Fleisch, das sie selbst kauft.

Ach, es könnte alles viel einfacher sein! Jetzt bist du hungrig, und ich habe Angst, dich zu stillen, denn es wird alles von vorne losgehen.

Ach, ich „freue“ mich schon auf Morgen. Ich soll Hermine erklären, wieso du Schmerzen von diesen guten Sachen vom Eismann hast. Und darauf habe ich keine Lust. Das macht mich krank, und ausschlafen möchte ich, aber dann wird Hermine mich wohl wegen dies und jenes zu sich rufen.

Seit ich in ihrem Haus wohne und besonders nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, nimmt sie keine Rücksicht darauf, dass ich mit Baby auch meine Ruhe haben möchte. Sie klingelt am Haustelefon jedes Mal mehrmals am Tag, wenn sie etwas fragen möchte, etwas braucht oder Beschwerden hat. Ich bin ihre Sklavin.

Es ist schon 4 Uhr Morgens. Mister Ti schläft auch nicht. Du bist ruhig, aber nur weil du im Schaukelsessel neben dem Schrank bist, in Papas Arm. Sobald du in die Nähe von unserem Bett kommst, wirst du wach, aktiv und schreist. Das wollen wir nach etlichen Versuchen bitte vermeiden.

Ich weiß nicht, was uns helfen kann. Das ist eine verdammte Situation.

Natürlich war ich wütend, auch auf dich.

Jetzt bist du in der Wiege draußen. Seit 3,5 Stunden schon. Ich kochte, aß, war beim Arzt wegen einer Überweisung, denn gleich gehe ich endlich zum Frauenarzt. Es könnte sein, dass ich eine

Infektion habe, die durch die Muttermilch zu dir übergeht. Kurz nach 5 Uhr stillte ich dich, dann warst du ruhiger, wachtest noch mal auf, und dann erst kurz vor 9 Uhr. Der Schlaf hat mir auch gereicht.

Kann sein, dass es keine Maultaschen, sondern die eingelegte Rote Beete oder Artischocken sind… Mist!

Eben grade kommen wir vom Arzt. Ich bin nicht schwanger, und etwas Entzündung gibt es. Darum- Zäpfchen. Und wenn du so schlecht auf die Milch reagierst, meinte die Ärztin, soll ich abstillen. Ich bin schon etwas ruhiger bei diesem Thema. Aber mal sehen wann ich abstillen kann.

Ich bin ruhiger geworden, vielleicht deswegen, weil Hermine bald wieder jeden zweiten Tag kocht, und ich kann mit dir viel mehr ruhige Zeit verbringen, ohne an Termine gebunden zu sein.

Dadurch, dass ich für Hermine kochen musste, durfte ich nicht für den ganzen Tag zu meinen Eltern fahren. Hermine ließ mich nicht einfach gehen, obwohl dieser Tag meine seelische Rettung war.

Meine Mutter meint, dir war es in der Nacht deswegen so schlecht, weil es Sonnenfinsternis gab.

Am Nachmittag waren wir wiederum mit Papa zu zweit durch die Stadt gezogen. Du wurdest von Großeltern mit

meiner Milch versorgt. Ich stille dich oft.

Die Nacht war erholsam. Zwar 4 Mal gestillt für Einschlafen, dann aber fast 6 Stunden ruhigen Schlafes. Plus fast 3 weitere Stunden. Um 9 Uhr schliefst du wieder ein. 2,5 Stunden lang. Prima! Ich konnte mich duschen, essen, einige Kleidungsstücke ausbessern. Und dann gab es schon das Mittagessen vom Samstag.

Ich danke dir, Rebecca, dass ich ruhig und gelassen bin.

Ich stelle fest, ich spreche mit dir genau so viel, wie ich dir vorsinge. Schon von Anfang an. Wenn ich das Lied vom Pony einstimme, mache ich ein

Geräusch, den die Pferde machen. Und wie ich es mit meiner Zunge mache, fasziniert dich, du schenkst mir dein breites Lächeln.

Mein Putzelchen, du warst heute wieder unterwegs. In der Stadt besuchten wir Lea. Und dann schliefst du gut 1,5 Stunden lang

Am frühen Morgen schliefst du 40 Minuten lang. Ich aß etwas und rieb Kartoffeln für die Reibekuchen.

Ich bin Mama, das spüre ich gut. Ich bin ruhiger und liebender geworden. Wenn du mal unruhig wirst, weiß ich den Grund und handle ruhig.

Es ist so, als ob du erst jetzt geboren bist, Rebecca.

Ich machte sauber in der Küche, tippte etwas ab, wusch, aß, sah fern, nähte dabei. Aber ehrlich gesagt, du fehlst mir, wenn du über längere Zeit schläfst.

Früh am Morgen war Frau Doktor da. Sie nahm der Oma das Blut ab. Daraufhin waren wir mit dir schon kurz nach 9 Uhr unterwegs: wir holten beim Arzt Ergebnisse für Hermine ab. Dann waren wir bei der Apotheke, einkaufen und im Kinderladen. Ich kaufte einiges für Jetzt und Später für dich. Unter anderem auch ein süßestes Mützchen mit Zipfel und der Maus (hellrosa,

warm). Eine halbe Stunde lang schliefst du draußen. Und danach kochte ich die Reispfanne. Nach dem Essen schliefst du wieder ein, für 30- 40 Minuten. Und bald wird die Wäsche fertig, die kann ich draußen aufhängen.

Am Nachmittag, nachdem du nacheinander jeweils 30- 40 Minuten schliefst, waren wir im Garten. Du betrachtetest alles ganz genau: Die aufgehängte Wäsche, die Bäume, die Sträucher, die wunderschöne Krokusse und Osterglöckchen. Dann war es dir zuviel, weil die Sonne so toll schien.

Ich kam kurz zu Hermine (interner Anruf). Als ich in die Küche schaute, sah ich ihren Kater mitten in deinem

Kinderwagen sitzend. Ich erschrak beinah. Hermine meinte, sie hätte die ganze Zeit gut aufgepasst. Aber es ist schwierig, aufzupassen und gleichzeitig in einem anderen Zimmer fern zu sehen. Ich müsste selbst den Wagen im Wohnzimmer verstauen. Aber wenn meine Mutter das erfährt, wird sie dadurch ganz wütend.

Eben grade war ich in der unteren Etage, um dir einige Rasseln und Beißring zu besorgen. Am Vorabend blieben bei uns noch einige Kartoffelpuffer, die Papa an seine Mutter nicht abtreten wollte. Ich fand diese ungegessen in der Küche stehen.

Danke dir, dass du es mir ermöglichtest, die Wäsche zu stellen und dann aufzuhängen. Obwohl du dann schon nicht mehr schliefst, weintest du nicht und beschäftigtest dich mit dir selbst.

Nur du, Bekki, machst mich endlos glücklich. Wie du mich immer anlächelst und schön lachst versuch es in Worte zu fassen! Du, mein Häschen, mein Kaninchen, ein Wunder vom Kinde!

Doch ich habe starke Kopfschmerzen. Die Nacht brachte nichts, ebenso wenig wie das Haare waschen.

Gestern waren die Großeltern da. Meine Mutter wollte gern putzen. Aber zuerst

sollte sie mit meinem Vater auf dich aufpassen, während wir ins Dorf flitzten, um leckeren Spanferkel zu holen. Den aßen wir zu Mittag. Du zeigtest reges Interesse am Spanferkel. Obwohl du bis jetzt ein Stillkind bist, wolltest du dich an das feste Essen ran machen. Meine Mutter nahm dich auf den Schoß und wollte essen. Du brachtest sie zum lachen, indem du ihre Gabel den ganzen Weg vom Teller bis zum Mund verfolgtest und dann noch die Gabel mit dem Fleisch in Omas Hand anfasstest und zu deinem Mund führtest. Da lachten wir alle laut. Die Oma erlaubte dir, den Scherz zu wiederholen. Aber ich war dagegen, denn

du vertraust zu Zeit jeden, und hinterher veräppelt man dich noch.

Als ich dich gegen 6 Uhr frisch windelte, nahmst du heimlich eine Socke vom Wickeltisch und kautest genüsslich einige Minuten lang daran. Erst als es hell wurde, entdeckte ich die Socke im unserem gemeinsamen Bett.

Der Schluckauf plagt dich.

Im Schrank liegt ein vorbereitetes Päckchen nach Moldawien. Ich würde gern noch ein Paar selbst genähte Lederlaufschuhe abschicken, mal sehen, wie schnell ich den zweiten Schuh fertig bekomme. Das nächste Mal am Markt werde ich mir Nadeln für Leder

(Nähmaschine) besorgen, damit die Schuhe für dich, Rebecca, noch schöner aussehen und schneller fertig werden. Du wirst bald mobil.

Schwer ist es manchmal mit Hermine. Sie ist nach den Operationen angeschlagen. Sie ist schwierig, obwohl sie uns liebt. Probleme macht zum Beispiel der Kater, der sie beißt und kratzt. Überall, auch auf deinen Sachen, sind Katzenhaare. Ekelhaft.

Es ist ja schwierig zu Zeit, aber mir reicht aus, dich anzugucken oder mich an dich zu kuscheln, und schon vergesse ich alles.

Am Samstag gehen ich und Papa in Zirkus.

Jawohl, jetzt ist es offenbar: du bekommst große Locken. Als ich dich heute stillte, stellte ich fest, dass hinter deinem linken Ohr einige Haarsträhnchen sich zu den Locken formen. Das ist fantastisch!

Seit einer Stunde versuche ich, dich ins Bett zu bringen. Du schläfst an der Brust ein, wirst aber kurz darauf wieder wach.

 

Morgen sollen Paten zu uns kommen, deswegen fing ich schon gestern an, aufzuräumen. Heute geht es weiter. Aber findest du nicht, dass es irgendwie ungerecht ist, dass zum größten Teil ich alles mache? Als Papa Cordon Bleu für

alle aufwärmte und ich versuchte, zwischen Windeln, Säubern und Stillen noch weiter aufzuräumen. Dann aber am Nachmittag wolltest du mehr Aufmerksamkeit. Die soll dir ausnahmsweise auch ein anderes Mitglied der Familie schenken, wenn ich beschäftigt bin, oder? Gut, Papa half auch, sortierte etwas aus, was längst weggeworfen werden sollte. Dann aber wollte Hermine Kaffee trinken, das ist eine gute Tradition, aber sie nimmt so viel Zeit in Anspruch! Und am Abend sollen wir sie besuchen und sprechen über dies und jenes. Für uns als Paar bleibt fast keine gemeinsame Zeit mehr.

Entschuldige, aber irgendwann ließ ich

dich im Bettchen schreien, um in dem Esszimmer alleine den Tisch aufzustellen, Staub zu wischen, die ewige „Ausstellung“ von Weinen, Sekten und Geräten auf dem Esszimmerschrank irgendwo anders zu verstecken. Papa war auch „beschäftigt“, aber zum Teil konnte diese Arbeit schon früher gemacht werden: Weihnachtsdekoration in die Schräge zu legen, Flaschen aus dem Wohnzimmer ins Labor zu bringen, und auch nicht grade jetzt, wo es brennt, die Türe am Labortisch aufzuhängen.

Manchmal fühle ich mich so, als ob ich verdammt bin, 24 Stunden zu schaffen. Sieh: Nachts schläfst du höchstens 5-6

Stunden am Stück, und ich lege mich natürlich nicht mit dir gleichzeitig schlafen. Dann alle 1,5 bis 2 Stunden stillen. Dann Essen mit dir auf dem Arm, an Werktagen das Kochen für mich und Hermine, sauber halten, etwas im Hause verändern, waschen, bügeln, mit Hermine sprechen, mit dir spazieren gehen, für Papa kochen, zwischendurch dich versorgen, tragen, wiegen, trösten, Windeln und Kleidung vorwaschen, Telefonate entgegen nehmen, dich schlafen legen und, und, und.

Ich weiß nicht, wann mein Tag zu Ende ist und die Nacht anfängt. Ich kenne keine Nacht. Jawohl, ich kann mir erlauben, den ganzen Tag nichts zu tun,

doch alleine du bist schon Arbeit genug. Und außerdem alles, was ich heute stehen lasse, soll ich später aufräumen. Und gekocht muss jeden Tag.

Ich bin traurig ich bin glücklich.

Hermine brachte uns zum Lachen. Sie wog sich falsch (hielt sich am Schränkchen zum Gleichgewicht) und meinte, über Nacht verlore sie 11 Kilos.

Vorgestern träumte ich von einem Kleidergeschäft, wo am Abend, nach dem Ladenschluss, Krebskranke zum schlafen untergebracht werden. Der Traum ging weiter ich badete Hermine, und der Kater hätte in die Badewanne sein großes Geschäft gemacht.

Du bist fast 7 kg schwer.

Du zeigst, Rebecca, dass du Papa sehr magst. Das ist gut.

Gestern kamen zu uns die Paten. Sie brachten dir etwas zum Anziehen und eine wunderschöne Raupe. Erst einmal ist es ein Spielzeug für halbjährige und nicht erst ab 1 Jahr. Zweitens, ist sie bunt, weich und kann auseinander genommen werden, und jedes Glied hat seine Funktion. Etwas bimmelt, das Andere raschelt, das Dritte hat „Flügelchen“ usw. Du spielst schon schön damit.

Gestern trank ich etwas Likör am Tisch. Kurze Zeit drauf stillte ich dich, und

dann fingst du an ununterbrochen zu reden. Ich konnte es sogar meinen Eltern am Telefon vorführen. Und überhaupt warst du aufgeweckter als sonst.

Heute früh zeigtest du mir, wie du deine Beinchen mit Händchen fassen kannst. Auch erste Beule hast du: Wir aßen zu Abend und wollten, dass du uns etwas ruhige Zeit schenkst. Darum legte ich dich auf den Fußboden in der Küche, in die Bauchlage. So bliebst du einige Minuten lang und mit einem Ruck du stütztest dich dabei auf eine Hand fielst du rückwärts um. Und geheult hast du! Seitdem wissen wir: Du bist „rückfällig“.

Und eigentlich, wer ist der Herr im Hause?

Das stört mich unheimlich, dass Hermine nach ihrer Krankheit und OPs sich ständig in unser Privat- und Berufsleben einmischt. Ich kann mit ihr überhaupt nicht reden, nichts sagen. Wenn ich etwas meine, sagt sie immer: „Ja, es ist alles schön und gut, aber…“

Und dann schweigt sie oder sagt das, was gar nicht stimmt.

Um mich nicht aufzuregen, versuche ich so wenig wie es möglich ist, mit ihr zu diskutieren. Sie kann es sich immer noch nicht merken, dass ich seit 1,5 Monaten keine Milchprodukte essen darf. Sie sagt niemals: „Bitte, tu dies

oder jenes für mich.“ Sondern: „Hier, kannst du runterkommen? Hier, ich brauche Brot.“

Mein Name ist „Hier“.

Dieses „Hier“ kann ich bald nicht mehr hören. Und abends müssen wir zu ihr gehen. Und zum Kaffeetrinken, wo ich wieder und wieder mich rechtfertigen muss, warum ich kein Gebäck essen darf. Und wenn es parallel eine von ihren Seifenopern läuft, lässt sie uns am Tischsitzen, nimmt ihre Tasse und setzt sich in dem Nebenzimmer vor die Glotze.

Ich schreibe alles auf, damit ich nichts in mir sammele. Sonst werde ich eine bittere Frau.

Ich ließ meine Schwiegermutter zu nah

an mich ran. Auch in der Schwangerschaft kontrollierte sie mich ständig, sagte zu allem ihre persönliche Meinung.

Aber gehen wir auf das heutige Gespräch zurück. Hermine wollte nicht, dass ich schon jetzt, im April, den Reifenwechsel mache. Für mich wäre diese kurze Fahrt auch eine Möglichkeit, mal alleine zu bleiben, ohne dich und ohne an dich, Rebecca, Rücksicht zu nehmen. Um 13 Uhr weckte ich dich, stillte, windelte, stillte noch einmal, du hattest Stuhlgang, so windelte ich dich noch einmal. Dann setzte ich mich ins Auto. Papa blieb bei dir.

Die Reifen waren schon seit 1,5 Wochen

im Auto verstaut. Und morgen wollten wir mit meinem Auto in die Großstadt fahren. Ich habe letzte Zeit gar keine Möglichkeit, meine Leidenschaft fürs Autofahren auszukosten.

Das Auto sprang aber nicht an. Ich ärgerte mich deswegen, weil es kaum allein ausfahre. Aber ich fasste mich, kehrte zurück, spielte mit dir. Jetzt besorgen wir uns einen neuen Akku.

Mister Ti machte mich drauf aufmerksam, dass ich der Hermine bitte nicht so viel erzähle, sonst macht sie mit ihren unendlichen Fragen, Nachfragen und eigener Meinung einen verrückt.

Aber jetzt weiß ich, dass ich keinen Menschen zu nah an mich ran lassen will. Das Problem ist, man kann es nicht jedem klar machen, wo die Grenzen meiner Freiheit angegriffen werden.

Ich kann niemals ohne weiteres ruhig stillen, kochen oder mit dir spielen. Zu jeder Zeit kann das Haustelefon klingeln, und dann folgt wie zum Beispiel vor kurzem: Hier, ist die Tür im Keller offen?

Woher weiß ich das? Ich stille grade. Aber das sage ich leider nicht laut.

Na, grade eben kam der zweite Anruf von ihr. Hermine will es doch wissen, ob die Tür zu ist, und so nebenbei Wo

Mister Ti und mein Auto sind (er war vor einer Weile weg gefahren).

Das geht auf die Nerv.

Ich freue mich, dass es ihr gut geht, aber letzte Zeit, seitdem sie schnell aufstehen und mit dem Stock wie vorher so normal wie immer gehen kann, haben wir keine Ruhe. Ruckzug ist sie an der Tür: wohin gehen wir, warum, etc.

Ach, lebten wir bloß alleine! Manchmal konnte ich vor Aufregung heulen.

Gestriger Tag war schön. Ich fuhr mit dir und Mister Ti in die Großstadt. Es war sehr warm. Ich hatte etwas zu erledigen. Darum ging ich mit dir im

Kinderwagen los. Kaum kaufte ich ein Hemd für Papa und ein Wickelbody für dich, da traf ich Margarita. Etwa 1,5 Stunden verbrachten wir zusammen, saßen draußen beim Getränk. Du schliefst. Dann wurdest du wach. Und bald wolltest du an die Brust. Margarita erzählte mir ihre Neuigkeiten, ich ihr meine. Wir sehen manche Dinge ganz ähnlich. Sie bestätigte mir, dass man das Familienleben managen soll.

Papa wird immer häuslicher und väterlicher. Klar, zuerst waren wir zu zweit, und die vielen Jahren als Junggeselle prägen einen. Dann kamst du, und es gab nicht so viele Gelegenheiten für Papa, mit dir

zusammen zu spielen oder etwas zu unternehmen. Die erste Zeit war ich für dich die wichtigste Bezugsperson.

In der Nacht träumte ich davon, dass ich in einer Baracke, wie der Arbeitsplatz von meiner Tante war, das Kind kriegen soll. Gleichzeitig ist es ein Wohnheim und ein Lokal „Anker“ mit weißer Aufschrift.

Ich bat Hermine heute, bei mir oben zu essen. Sie soll lieber zu uns kommen. Es ist schwer, zu kochen, dich runter und dann rauf zu tragen, auch den heißen Topf und die heiße Pfanne. Außerdem wenn wir bei ihr sind, erzählt

sie viel, und von früher, was ich schon kenne oder nicht hören will (die erste Ehe vom Papa). Sobald du sitzt, sollen wir uns darauf einigen, dass wir nur bei uns essen, denn zwei Hochstühle müssen wir uns nicht anschaffen. Außerdem sitzt der Kater ja überall.

Deine Augen wechseln die Farbe. Mal sind sie dunkelblau, blau oder grau. Ich verstehe Hermine nicht, die mir Vorwürfe macht, wenn ich mich freue, dass du blaue Augen von meiner Oma behältst. Und die Locken sind auch ein Grund für kleinen Streit. Warum will sie mir immer ihre Meinung aufdrehen? Ich bin schließlich die Mutter. Will etwa

keine Mutter, dass ihr Kind schöner wird? Soll man sie deswegen beurteilen und kritisieren?

Heute war etwas total doofes. Von nichts sagt die Oma Hermine: „Also, dein Vater muss unheimlich viel Geld verdienen.“

„Warum?“

„Weil deine Mutter dir immer mal was kauft.“

Das war wegen meinem Outfit gemeint, weil ich mich gut kleide. Das nervt. Bin ich etwa arm? Oder alt? Oder dick? Ich als Hausfrau, junge Frau, Mutter, habe mein Anrecht, mich anständig zu kleiden.

Manchmal übertreibt Hermine: „Ach, du

bist ja wunderschön angezogen! Woher hast du es?“

Und dabei starrt sie mich minutenlang an, als ob ich im Museum ausgestellt bin, und fragt aus. Einmal habe ich gesagt: Gestohlen.

Ist es etwa eine Sünde, sich gut zu kleiden? Oder will sie, dass das ganze Dorf sich über mich lustig macht? Jeder weiß, dass Mister Ti recht gut verdient und es uns leisten kann.

Rebecca, du „wackeltest“ heute und gestern in meinem Schoß im Sitzen so, als ob du Kanu- Fahrerin wärest. Wenn Papa dich vor sich hält, fängst du an, wie ein Pendel hin und her zu schaukeln.

Besondere Freude bereitet dir das Kitzeln deines Kinnes. Du lachst so schön!

Ich bin enttäuscht, dass meine Meinung in diesem Hause wenig bedeutet. Und wenn Hermine mich fragt, dann fragt sie mehrmals das Gleiche, sie verändert die Grammatik, doch der Sinn bleibt. Ich muss wieder und wieder das gleiche antworten, ohne sie zu verletzen. Dass ich dadurch verletzt werde, ist ihr egal. Wenn sie den Mister Ti das Gleiche fragt, und er gleiche Antwort gibt, wird sie ruhig und zufrieden.

Meine Schwiegermutter ist alte Hexe.

Papa ist manchmal abwesend, wenn ich

ihm etwas erkläre, Hermine sagt stets: „Du hast Recht, aber…“ oder „Ja, das ist alles schön und gut, aber…“

Irgendwann bin ich satt, Putzelchen. Ich erziehe dich, wasche, hänge auf, bügele, sortiere aus, koche, putze. Trotz dass ich dich versorge, mache ich komplette Ordnung auf beiden Etagen alle 2-3 Tage! Das ist nicht leicht.

Papa hat immer frische Wäsche da. Oma auch. Aber mir dankt keiner. Und grade die Kleinigkeiten machen es aus. Wenn ich esse, so bist du meistens in meinem Arm. So esse ich mit einer Hand, auch Brotschmieren, Zerkleinern etc. und keinen stört, dass mein Essen oft kalt wird, wenn du mich nicht zum

Essen lässt.

Gestern Nachmittag waren wir bei Hermine. Als wir am Tische saßen, übergab ich dich dem Papa, wollte schnell meinen Tee trinken. Papa hat sich Kaffee gemacht, Oma trank ihren Tee. Als ich nach ca. 3-4 Minuten fast fertig war, sagte Hermine: „Mister Ti, du kannst ja deinen Kaffee immer noch nicht trinken, dann wird er kalt.“

So! Schön! Wenn ich ständig gestört werde und mein Essen kalt wird, das geht in Ordnung!? Hermine denkt nur an ihren Kater, an Mister Ti und an sich. Ein wenig an dich, Rebecchen. In diesem Hause denkt man an mich am wenigsten. Schade! Ich kann Hermine

nichts sagen, sie ist zu komisch letzte Zeit, um zu verstehen, dass ich nicht in Worten geliebt werden möchte. Sie meint, sie liebt mich wie eigene Tochter. Dass ich nicht lache!

Und dann meint sie noch: „Ich habe so ein Gefühl, dass du mit mir wie mit einer Kranken sprichst, die nicht alles versteht“.

Das ist teilweise wahr, denn sie versteht nur wenig, dafür aber hat sie ihren endlosen Stolz. Ich kann mich nicht anders mit ihr unterhalten, denn ich weiß nicht, ob sie dem normalen Umgang gewachsen ist. Scheinbar nicht.

Letzte Zeit sage ich zu Mister Ti einiges über meine Gefühle, auch hart. Ob es

was nutzt?

4.23 Uhr. Von der nächtlichen Erholung bekam ich auch heute Nacht nicht viel. Als du gegen 20 Uhr in Vaters Arm einschliefst, wollte ich oben noch etwas aufräumen. Danach fragte ich Mister Ti, ob ich dich im Esszimmer in das Bettchen legen soll. Ja. Aber sobald ich dich hinlegte, ging er in die Küche und wollte Hautcreme mixen. Ich fragte ihn, was dies zu bedeuten hat. Denn in sein Arbeitszimmer durfte ich dich auch nicht legen. Und im Wohnzimmer wollte er parallel noch fernsehen. So war ich gezwungen, dich wieder hoch zu nehmen und nach oben zu marschieren.

Er weiß nicht, wie schwer es ist, dich, schlafende, hin zu legen.

Aber eins lernte Mister Ti gestern: Dass es schwierig ist, wenn du am Einschlafen bist, und jemand Lärm macht. Da zischte er genauso, wie ich ihn in solchen Situationen immer anzische: Ich lief etwas zu schnell und etwas laut für seine Ohren, als er die schlafende Rebecca hatte. Denn ausgerechnet war es er, dem ich immer sagte: Leise, trampele nicht, pfeife nicht, wenn die Kleine schläft.

Er begriff es nicht.

Ich bin sehr unglücklich. Es klappt

nicht. Ich… Mir fehlen die Worte. Eben grade lag ich wieder im Bett, überlegte vieles, weil der Schlaf wieder einmal von dir unterbrochen und dann ganz verschwunden war.

Warum heiratet man? Wieso heiratete ich? Dass meine Mühe umsonst ist? Dass ich versuche, jede Ecke im Hause „auszulecken“, und dass Papa es nicht einmal erwähnt und sieht? Und mehr noch: Er mag in diesem Schweinestahl leben, was er vor meinem Kommen bewohnte. Ich habe daraus ein Wohnhaus gemacht. Abgestaubt, endlich mal Fußboden gewischt. Ich wusch seine sämtlichen Strickjacken, denn sie alle waren schmutzig, altmodisch und

stanken. Die engen Hemde weg geschmissen, sowie die Hosen, die er vor zig Jahren noch trug, als sie noch gepasst haben!

Und welche Überredungskraft kosteten mir Gespräche mit seiner sturer Mutter, die meinte, Mister Ti träge immer noch die Hemdgröße 43, was sie ihm auch kaufte. Als ich einige Hemde in Größe 45 kaufte, kritisierte sie mich, von wegen, er hätte genug schöne Hemde, die noch passen. Das ist nicht war, sie spannen am Bauch und unter den Achseln.

Die Küche sah aus!!! Das war sein Labor. Überall, das ganze Haus war ein Labor. Überall dunkle Tapeten, bestimmt

die Mutters Wahl, in der Schlafetage überall die losen brüchigen Teppichfliesen. Der Staubsauger stank unmöglich. Und seine besten Schuhe waren die engen, die er nach  seinem Vater weiter trug. Das zweite Schuhpaar waren die hellbraunen Latschen mit kaputter Sohle. Als ich in der Schräge an die 20 andere neue Schuhe in Kartons entdeckte, staunte Mister Ti selbst nicht wenig.

Der Staubsauger. Das war die Geschichte für sich. Er war so lange verstopft und nicht benutzt, dass er nicht mehr saugte, sondern nur stank. Und mehr als ein halbes Jahr Mühe

kostete es mir, bis ich meinen lieben Mann überredete, Teppichfließen, die alt und kaputt waren, gegen normalen Fußboden zu tauschen. Bis er dazu kam, stand ich kurz vor der Entbindung.

Alles braucht er, jedes Fläschchen, Dosen, Bändchen, auch verrostete Nägeln. Hermine meint, sie seien noch besser als die neuen.

Dann fragte ich sie, wieso man keine Rostnägel verkauft, sondern nur die „nagelneue“?

Wie viele „nutzvolle und wichtige“ Bücher warf Mister Ti weg, als ich ihn endlich während der Renovierung dazu brachte!

Die Gardinen! Alte, nach Mutters Art,

mit einfachem Muster. Schwere, selbst genähte. Bis ich alles nach und nach austauschte…

Aber im Flur… Da muss ich noch an Mister Ti arbeiten. Diese alte selbst gebastelte Garderobe ist nicht das Beste. Wenn man noch die verschiedensten Bodenbeläge in jedem Zimmer bedenkt (wer sich das ausgedacht hat, muss ein Strolch sein) und den großen unnützlichen Schrank des Flurs entlang betrachtet, dem wird es schlecht.

Wir haben keinen Spiegel in Flur. Ich schäme mich, es zuzugeben, dass ich seit 1,5 Jahren keine Möglichkeit habe, vorm Hausverlassen mich komplett im

Spiegel zu betrachten. Für eine Frau ist es die Hölle. Ich weiß nie, ob die Hose eine Falte oder einen Fleck hat, ob die Bluse richtig sitzt und überall passt.

Mein größter Fehler ist, ich fing von Anfang an zu dienen und hatte kein Gefühl, hier die Frau zu sein. Jeden Wunsch erfüllte ich den anderen. Und gab mich ab mit Papas unwürdigen Scherzen wegen seinem unappetitlichen Aussehen und meinem Bemühen, etwas dran zu verändern.

Und unsere obere Etage ist immer noch voll mit Dosen und Kartons mit Kilos von Legosteinen, Armeen von Pferden, Männchen, Köpfen mit und ohne Hüte, weil Mister Ti keine Zeit fand, alles in

die Schräge zu legen. Endlich trug Papa den blöden alten Teppich vom Balkon zum Sperrmüll runter.

Ab und zu übernimmt er das Spülen. Aber da soll ich lieber weg gehen. Beide Spülbecken randvoll mit Wasser, überall auf dem Fußboden das Wasser. Er kennt es nicht anders. Was er mit Unmengen vom Wasser tut, tu ich mit wenig Wasser und dabei ärgere ich mich nicht.

Mir tut es Leid, Kleines, dass ich mein Tagebuch mit solchen Sachen fülle, denn es ist für dich vorbestimmt und hier soll über dich geschrieben werden. Vielleicht werde ich es dir überhaupt nicht zu lesen geben… Ich möchte, dass

du kein falsches Bild vom Papa hast. Er liebt uns beide sehr, nur dass die Liebe auch Anerkennung, Verehrung und Hilfe bedeutet, das hat er womöglich in seiner Familie nicht gelernt. Kein Respekt.

Nun bleibe ich als Leidende zurück.

Mein Schatz, wenn du einen Mann triffst, glaube nicht den Worten, den Augen. Prüfe alles ganz gut. Ich wünsche dir nicht, dass du und dein Mann zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett geht, wie es bei uns der Fall ist. Ich wünsche, dass er dich in vielen Situationen vertreten kann: als Hausmann, Vater, Verteidiger. Ich wünsche dir einen Mann mit sanftem Charakter, der weise genug ist, dich

glücklich zu machen und keine blöden oder beleidigenden Worte in deine Richtung abgibt. Ich wünsche, dass ihr Hand in Hand an allem arbeitet, was euch gut tut. Dass du eine verständnisvolle Schwiegermutter bekommst, die nicht nur sagt, dass sie dich liebt, sondern auch dich in Ruhe lässt und es erlaubt, eigene Meinung zu haben, ohne dass du dich für jeden Schritt rechtfertigst oder immer kritisiert und missverstanden wirst.

Wenn du mich jetzt weinen siehst, mache dir keine Sorgen. Das Weinen befreit. Ich werde morgen Baldriantropfen einnehmen. Die Nacht ist jetzt sowieso vorbei. Kurz nach 5 Uhr.

Und was wichtig ist bleibe du selbst, erlaube niemandem dich so zu gestalten, was den anderen lieber und bequemer wäre, was du nicht willst. Hab eigene Vorstellung von allem und weiß, dies zu verteidigen. Prüfe alles gut. Sei nicht zu naiv. Behalte den Glauben!

Was ich Papa übel nehme: er hat keine Disziplin. Noch vor deiner Geburt kauften wir Stange für den Himmel über dem Bettchen. Ich gab mir Mühe, kreative Vorhänge zu gestalten. Und… Es liegt alles da. Vorhänge wurden niemals aufgehängt. Das bedauere ich sehr. Alles zur richtigen Zeit. Und du bist schon 5 Monate alt.

Du wäschst, und schon vor 2 Monaten besorgte Papa die neue Platte für den Wickeltisch im Bad, der selbst gemachte Tisch, der in der Schräge steht. Von der alten Platte kann ich nur die Hälfte richtig nutzen, dort, wo die Schräge es erlaubt. Du strampelst stark, hängst über die Kante, dass ich Angst habe, du könntest runter stürzen. Aber die neue Platte fertig anzumalen und aufzulegen, dafür hat Papa keine Zeit. Das ist unordentlich. Für Computerspiele hat er immer Zeit.

Es ist hell geworden, Putzelchen. Ich gehe ins Bett, denn bald wirst du wach.

5.53 Uhr. Ich bin unzufrieden mit dem Leben. Leider überträgt sich diese

Unzufriedenheit ganz auf dich. Wenn du Schmerz hast, werde ich schnell wütend, denn bis jetzt war ich immer alleine gelassen mit meinen Problemen. Ich nehme es Papa die erste Nacht zu Hause übel, sowie fast jede weitere, weil er mich mit dir immer allein ließ. Jetzt frage ich mich, ob es sich lohnt, weiter zusammen zu bleiben.

Ich kann und werde anders sein, ich habe es satt, zu schweigen. Ich werde die „böse“ Schwiegertochter und Frau, aber ich werde wenigstens ich selbst. Wenn die beiden (Hermine und Mister Ti) nur den Kater und sich selbst kennen, so werde ich für mich so anstellen, dass es mir nur um dein und

mein Wohl gehen wird. Bin gespannt, wer als erster aufgibt. Aber es steht einem schon bis zu dem Hals, wenn keine Hilfe da ist, und an allem, was ich sage, gezweifelt wird, man mich keineswegs respektiert und ich werde nicht ernst genommen. Oh, wenn ich ausraste, wird sie was erleben! Samt meinem Mann.

Heute möchte ich deinen Tagesablauf aufschreiben. Wenn er von dem gewöhnlichen abweicht, werde ich einen ungefähren Tagesablauf von dir zusammenstellen, so wie du ihn am meisten hast.

Also, fangen wir mit 19 Uhr an.

19 Uhr Stillen. Dann warst du unruhig und bald drauf schläfrig. Dann trug dich Papa herum, etwas Muttermilch. Erst im Bett stillte ich dich im Liegen richtig und hoffte, dass du dich zum Bäuern schon bald selbst meldest. 

4 Uhr Stillen. Wachen bis 5 Uhr. Stillen immer wieder. Unruhe im Körper. Stuhlgang.

Ab 5 Uhr Schlaf. 7.40 Uhr Windeln. 8 Uhr Stillen. Normalerweise schläfst du nach einer Stunde wieder weiter. So wie Gestern, bei insgesamt 4 Schlafzeiten oder ab und zu bei nur 3 Schlafzeiten am Tag.

Wenn du müde bist, wiegst du dich selbst mit dem Quietschen und Singen in

den Schlaf. Irgendwann mal werden deine Augen schwer, oder vorher dein Blick erstarrt, du bewegst Arme und Beine nicht mehr, schließt die Augen, und schwupp schon schläfst du.

Auch Gähnen kannst du schon gut.

9.50 Uhr, nach mehrmaligem Stillen kam der Schlaf.

Du bist drollig: Wenn du Hunger hast, machst du deinen Mund schnell auf und zu (schmatz) wie ein Frosch.

Bis 11.50 Uhr Schlaf. Windel, etwas Stillen.

Windel und Stillen um 13 Uhr.

13.30 14.30 Uhr Schlaf.

14.40 15.40 Uhr Aufenthalt draußen.

16 Uhr Stillen.

Seitdem bist du zunehmend unruhig, zeigst durch das klägliche Weinen, dass du schlafen möchtest. Aber beim Trinken streckst du dich nach hinten. Jede Windel beinhaltet Stuhlgang.

Zwischen 17 und 18 Uhr permanente kleine Mahlzeiten (Stillen).

Gegen 18.30 Uhr Schlaf. Aber als ich dich hinlegen wollte, wurdest du sofort gestört und schreist. So trug ich dich noch eine Weile herum und stillte. Das ist das vorletzte Stillen bevor du schlafen gehst.

Ich weiche die Baumwollwindeln über Nacht mit Seife ein. Der Dreck geht dann bei der Handwäsche leichter ab.

Jetzt liegen alle Windeln immer frisch in der Windelkommode, keine landet im Wäschekorb, wie es früher war. Das Gleiche für die Einlagen (ich nehme zu Zeit Gästetücher dafür). Vor kurzem gab es viele benutze Windeln, ich wusch alles gleich, aber keine Windel war richtig trocken, und ich suchte nach einem Ersatz.

Die Nacht war hektisch, aber erholsam. Mit 4 oder 5 Unterbrechungen konnten wir fast 11 Stunden lang schlafen.

Einige Eindrücke nach der Opas Geburtstagsfeier:

Meine Nichten:  Das ist das süßestes

Baby, die wir kennen. Mit Rebecca wollen wir gern kuscheln.

Tante und Onkel: Du hast einen liebenden Mann. Und die Kleine ist fantastisch.

Oma Hermine über meine Nichten: Sie sind intelligente und gute Menschen. Die Tante ist wunderschön.

Tante und Onkel über mich:  Du bist sehr schön geworden. Heirat hat dir in jeder Hinsicht gut getan.

Andere Tante und Onkel würden dich am liebsten immer herum tragen.

Wir aßen mit Papa auf dem Balkon. Danach räumte er auf. Es wird frisch. Es war angenehm warm heute: +24 Grad.

Das ist gut. Ich zog kurze weiß -blau gestreifte Hose und neues gestreiftes Hemd vom Roten Kreuz an. Ich sah gut aus. Ich habe viele Sachen beim Roten Kreuz (Kleiderkammer) gekauft, es ist aus der zweiten Hand, manches aber neu und immer sehr günstig. Bevor ich etwas anziehe, auch neu aus dem Geschäft, wasche ich es vor, wenigstens mit der Hand und erst dann ziehe ich es an. Ich kann mich noch daran erinnern, wie gut ich in der Stadt vor zwei Wochen aussah. Ein Rock und Pullover, ebenfalls von der Kleiderkammer, und der rote Gürtel vom Rock über dem Pullover. Toll!

Ich habe grade jetzt viel Spaß an Sachen,

die ich früher nicht trug. Vorhin war ich mehr für Uno und Jeans. Oberteile eng und mit einfachem Schnitt (Sack). Nach der Geburt möchte ich etwas Besonderes tragen. Jeans mag ich, aber es gibt so viele andere Sachen zum Anziehen, die ich als junge Frau tragen kann. Auch die Ausschnitte werden tiefer.

Pullis um die Brust zu betonen, schöne Ärmel ¾ Länge, etwas ausgestellt. Röcke wurden kürzer: von bodenlangen auf etwas unter dem Knie. Vor kurzem kaufte ich mir einen Minirock in braun.

Schon drei Stunden lang schläfst du, Rebecca. Ich könnte bügeln, aber grade

jetzt möchte ich in Ruhe weiter schreiben. Es liegen einige Sachen auf der Nähmaschine, die kürzer oder weiter gemacht werden sollen. Meine CDs sind aussortiert, die besten sind im Flechtkorb mit seidigem Futter. Ich dachte früher, ich werde deine Sachen hinein legen. Aber bequem war das nicht: beim Windeln sollte ich mich immer hinknien.

Wenn ich auf die Mode für mich zurückkomme, stelle ich fest: Ich zog mich früher wie ein Teenager an oder wie ein Mensch, der meint, noch viel Zeit (für die besten Sachen) vor sich zu haben.

Man soll aber jetzt leben. Das heißt aber

nicht, man soll niemals an die Zukunft denken. Doch! Aber man soll mit dem Leben vernünftig umgehen: Lieben, Weinen, Verändern, Wissen jetzt oder nie! Es wird sonst spät. Zu spät.

Ich las irgendwo „Später heißt nie“. Später ist eine Form von „niemals“. Alles Wichtige muss gleich gemacht und gesagt werden. Schade, dass so vieles hinterher bedauert wird, weil es nicht zu erfüllen ist. Sag mir jetzt, dass du mich lieb hast, komm zu mir, streichele mich, genieß es, zusammen zu sein. Jetzt.

Das ist kein Abschied, ich möchte nur so viel, wie es möglich ist, von dir haben und erfahren. Ich möchte niemals

leer sein.

Seit frühem Morgen sagst du „Pf“ mit breiten zusammen gepressten Lippen und viel Spucke. Lustig! Total lustig!

Gratuliere! Du bist ganzes halbes Jahr alt, unsere Rebecca.

Ich würde dich am liebsten von Kopf bis Fuß küssen, mich an dich schmiegen, mit dir schmusen. Es ist ein großes Wunder eine Mutter und ein Kind zu sein.

Normalerweise fängt der Tag bei uns so: Aufwachen. Papi spielt mit dir, ich lese die Zeitung, esse einen Apfel. Dann duscht Papa, isst (oder wir essen

zusammen), ich stille dich, und öfters schläfst du dabei ein. Für eine Stunde. Ich gönne mir diese Ruhe.

Gestern war ich länger auf. Erstens, wollte ich dem Papa im Garten helfen. Zweitens, obwohl, es keine Bedeutung für uns hat, wollte ich nebenbei wissen, wer gewonnen hat: Deutschland oder Polen?

Wir aßen Eis nach 22 Uhr. Es war angenehm.

Ich brachte dich nach 20 Uhr ins Bett. Es gibt immer einen großen Kampf vorm Schlafengehen. Zuerst Windelwechsel, dann das Stillen im Liegen mit häufigen

Unterbrechungen. Und gegen 3.30 Uhr wurdest du für 1,5 Stunden wach. Meine Nase war komplett zu (Allergie), und ich schlief mit geöffnetem Mund, was ich aus der Not heraus lernte.

Vorm Schlafengehen beobachtete ich, wie du gegen der zur Wurst gedrehten Decke am Rande des Bettes (zur deinen Sicherheit!) dich bewegtest. Und dabei dachte ich: Das ist ein Symbol für die Kindererziehung. Du versuchst ununterbrochen an die Grenzen zu gehen, wir halten dich auf, schützen und erziehen. Aber du willst es trotzdem ausprobieren.

Wir machten schon vier Anläufe mit

Stillen, um dich zu Mittag ins Bett zu legen. Du saugst die Milch, drehst dich aber weg. Beim Stillen halte ich dich mit beiden Händen. Eine ist um den Arm, deinen Kopf und der Schulter herum, bis Po, eine zweite hält dein Bein, damit du dich nicht weg drehst. Dabei bewegst du dich wie Perpetuum Mobile. Oh, ich weiß, dass es existiert. Das bist du!

Du siehst aus wie ein Äffchen, so lustig bist du. Wenn ich dir noch ein Kleidchen anziehe, siehst du noch lustiger aus. Du hast viele ganz silbrige Haare. Das sieht auch lustig aus. Und wenn du an der Brust trinkst, versteckst du dein Gesicht hinter deiner Hand oder hinter meinem hochgeschobenen T-Shirt,

als ob du dich genierst.

Dieser Tag ist eine pure Strapaze!

Ich wollte so sehr einen ruhigen Tag verbringen. Ich bin langsam rausgegangen, stellte mir nur zwei Aufgaben auf: Die Bücher zur Bibliothek zu bringen und die „Apotheken Umschau“ zu besorgen. Dann war ich kurz bei „C & A“, kaufte ein süßes hellblaues Mützchen, beim Bäcker holte ich einen Wurzelsepp und war gegen 12 Uhr bei Papa an der Arbeit. Wir aßen zusammen, ich nahm einen großen Lachssalat und da du nur auf meinem Arm sitzen wolltest, nahm ich dich hoch und aß „mit Hindernissen“. Als Folge

hatte ich eine Menge fette Flecken auf meinem Sommermantel. Und du wolltest essen. Nach dem Stillen schliefst du nur 30 Minuten lang. Dann fuhr uns Papa zum nächsten Termin. Dort versammelte sich die Gruppe „Die soziale Stadt“ und ich wollte mein Projekt „Deutsch für den Führerschein“ für die Planung anbieten.

Zuerst warst du, Rebecca, ruhig. Mein Fehler war es, dass ich dich vor Beginn der Veranstaltung hoch nahm. Hätte ich dich im Kinderwagen gelassen… Nach einer halben Stunde wolltest du essen, plappertest, wursteltest…

Also, drei Male stillte ich dich innerhalb von 2,5 Stunden, musste ins andere

Zimmer gehen. Und ohne Ende plappertest du. Da kriegte ich nicht viel mit.

Zum Glück war Margarita da. Vielleicht wird es etwas mit einem Kindergartenprojekt. Sie suchen eine zweisprachige Mikroprojektleiterin.

Ich bin temperamentvoll, vieles spielt sich in meinem Inneren ab. Aber so manches Mal, wenn ich es dürfte, hätte ich dich gern etwas kräftiger genommen oder dir eine verpasst. Ich vergesse, wie teuer,  wie klein und intelligent du bist. Verzeih mir.

Ich vermute, ich bin auf dem Weg, durchzudrehen…

Ich wollte am liebsten aus dem Hause weg laufen und nie mehr kommen… Ich trennte ein Markenzeichen vom Ärmchen deines T- Shirts, das dich gekratzt hat, und machte dabei ein Loch. Das T- Shirt war neu, ein Geschenk. Schnell griff ich nach einer Schere und zerschnitt das Stück in kleine Tücher. Damit putzte ich dich später ab.

Ich nahm früh morgen 10 Tropfen Baldrian.

Du schreist so laut und lang! Das nervt mich, ich bin hilflos, möchte weg gehen. Ich bin nicht reif, ein Kind zu erziehen.

Jetzt, nachdem alles vorbei ist und du

schläfst, beschloss ich:

Und als ich Psalmen Davids aufschlug, las ich den Psalm 39: Ich habe mir vorgenommen; ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen...

Mein Problem ist auch die Zeit: was und zur welchen Zeit zu tun ist. Wenn ich dich spazieren fahre, möchte ich, dass du schnell schläfst, dass ich mein (Lehr)Buch weiter lesen kann. Das ist nicht richtig. Ich erziehe eine Tochter und bin kein Lektor bei einem Verlag.

Josephine (Zhanna) Mo

Langsam wächst aus mir die Mutter…

(ein philosophisch- therapeutisches Tagebuch, Teil I)
Meine Vorgeschichte

Seit meinem13. Lebensjahr lebte ich in ständiger Angst, dass mit mir etwas Schreckliches passieren könnte. In den folgenden 13 oder 14 Jahren „starb“ ich

jeden Morgen und auch jeden Abend ein Stück, weil ich keinen Schutz vor der Finsternis kannte: Brutale Wahnvorstellungen rissen mich in ein „Loch“ hinein, und ich stürzte dahin, leer und gemartert.

… Dann ließ es mich los… Bis zum Aufwachen.

Der nächste Tag begann wie gewohnt mit dem Gedanken, mich umzubringen.

Während des zweiten Studiums lernte ich mit 26 Jahren Jesus kennen, der mich mit seinem Blut auf wundersame Weise rettete. Das ganze Elend verschwand somit aus meinem Leben. Ich heiratete wie ich dachte aus Liebe

und bekam zwei aufgeweckte Kinder: Rebecca und Jeschua.

Dieses erste Tagebuch begleitet mich durch die Anfänge meines Lebens in der Ehe und schildert noch eine heile Welt, die an der Verachtung, der Respektlosigkeit und der Unsensibilität zerbrach.

Ich nahm den Kampf mit meiner alten Krankheit wieder auf, der über mehrere Jahre hinweg mein Leben vorbestimmte, mich stärkte und veränderte.

Langsam wächst aus mir die Mama... und auch die Frau.

Mir war danach:

...Das Auto gegen die Leitplanke zu fahren.....

…Die Augen zuzumachen und seit diesem Augenblick nichts mehr wahrnehmen zu können...

Ich wollte nichts mehr wahrnehmen.

“Meine Kinder!” hörte ich noch in der gleichen Sekunde tief in mir.

Ich war reif, zu gehen.

Aber viel schlimmer war es, dass er bliebe. Er, der mich dazu gebracht hat, jetzt an den Selbstmord zu denken und mit einer lässigen Bewegung zwei Kinder

zu Halb-Weisen zu machen.

“Meine Kinder lieben mich unendlich!” - die Seele rüttelte fest an jeder Faser meines müden Körpers.

Nur nicht weinen! Seit zwei Tagen weinst du nicht mehr. Obwohl dein rechtes Auge oft pulsiert, wenn du sein Zimmer betrittst oder seine Hausschuhe siehst. Damit konnte man leben, glaub mir. Nicht weinen! Ganz wichtig: Abstand nehmen. Ruhig bleiben. An die Kinder denken. Zwei wunderbare Wesen: Sie sind lustig, sie lieben mich und tauschen mich gegen keine andere Mama. Wie süß kuscheln sie sich an mich vor dem Schlafen gehen! Jeschua kommt noch gern an meine Brust,

obwohl dort keine Milch mehr ist. Er genießt diesen Augenblick. Und du willst ihm das weg nehmen? Weswegen? Wegen dieses krankhaften Mannes, der Glück hatte, mit dir eine Familie zu gründen?

...Rebecca betrachtet so oft mein Gesicht, um ihre und meine Gesichtszüge zu vergleichen. Und du willst diesen lebendigen Spiegel zerstören. Du bist krank, du bist....

Wach auf!

Wie gern würde ich aus diesem Leben aufwachen und fest stellen, dass das alles nur ein Traum war!

Etwa sechs Jahre früher…

Nun sind wir verheiratet. Die Feier letzte Woche war wunderbar. Alle, die gekommen sind, waren von uns gern gesehen. Wir waren nur glücklich, ohne sich unnötige Gedanken zu machen, ohne Angst zu haben. Ich kann mich sehr gut an die Einzelheiten erinnern. Mister Ti´s Kollegen haben einen professionellen Fotografen eingeladen.

Es ist ein anderes Gefühl, wenn ich Mister Ti mit seinem Ehering betrachte. Verheiratet zu sein ist überhaupt ein ganz anderes Gefühl. Tiefe Verbundenheit, Freude, Erfahrung, Zuversicht. Ich habe so viel gelacht und war so gut gelaunt am Tage der Hochzeit

und danach. Wir freuen uns auf das Baby in einem halben Jahr. Seit heute Morgen merke ich, dass ich wieder Allergie habe. Alles blüht. Ich niese und habe Schnupfen. Hermine, meine Schwiegermutter, sagt, dass es das Baby ist, das mich so ruhig macht. Normalerweise wird Braut sehr unruhig, schläft schlecht. Aber die Nächte, in denen Teufel mich mit Panik und Zweifel geplagt hat, sind längst vorbei. Gott sei Dank.

Mister Ti ist ein guter Ehemann, Herr im Hause, kein Despot, großer Helfer. Er gibt mir ein Gefühl, dass wir zusammengehören.

Am Vorabend der Hochzeit habe ich

plötzlich daran gedacht, dass ich noch nicht geübt habe, mit neuen Namen zu unterschreiben. Wir haben es schnell zu zweit geübt.

Hochzeit war eine Woche nach Ostern, aber nach orthodoxem Kalender war das der Karfreitag.

Gestern war ich bei meiner Klavierspielerin EA zu Besuch. Sie hat gespielt, ich habe gesungen. In einem bestimmten Moment habe ich eine Schwermut gespürt. Wenn ich mich so betrachte, habe ich vieles, was mich glücklich macht: meine Familie, neues Heim, künftiges Kind. Aber da sind noch zwei großen Wunden, die schmerzen,

wenn ich daran denke. Die eine ist fast keine Wunde mehr. Das ist mein christlicher Bruder, der mich liebt und den ich nicht heiraten wollte. Bevor wir überhaupt befreundet waren, hatte ich einen Traum. Ich habe mich als seine Braut gesehen, obwohl ich gar nicht gewusst habe, dass er sich in mich verlieben wird. Er war im Traum mein Bräutigam, den ich vorm Altar stehen gelassen und weg gelaufen bin.

Die zweite Wunde schmerzt immer noch sehr, und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Damit ist der andere Mensch gemeint, den ich geliebt habe und ihn nicht heiraten durfte.

Besuch beim Professor Haagen. Unter

anderem führten wir eine typische für einen Gläubigen und einen Ungläubigen Diskussion. Sein Standpunkt ist „der Mensch selber regelt alles in der Welt“.

Aber es macht Spaß, mit ihm zu diskutieren. Wir sprachen vom kalten Katholizismus, ich versuchte eine Bezeichnung für Atheismus zu erklären: woran glaubt man? An Nicht-Gott? Und wie heißt es mit anderen Worten? Eine Leere? Man glaubt also an das, was es nicht gibt.

Aber ihm gefällt es nicht, sich nieder zu werfen und an Etwas zu glauben, was nicht eindeutig zu beweisen ist. Er kennt die groben Formen vom Protestantismus, und die versperren ihm

den Blick in die Tiefe. Auch die Mystik und Hierarchie der katholischen und orthodoxen Glauben machen ihn wütend auf Christentum.

Im Traum sah ich mein Baby, wie es da liegt und sehr klein ist. Ich schlafe die Nacht durch, ohne von ihm geweckt zu werden.

Als ich wirklich wach war, habe ich es für mich so erklärt: das Baby ist jetzt „vollständig“, aber es muss viel wachsen, um ein Leben hier zu führen, um zu schreien, zu trinken, mich zu wecken.

Im zweiten Traum habe ich das Baby im Bauch getastet - ich habe klar gesehen,

dass es quer liegt, Köpfchen an meiner rechten Seite. Ich habe das Köpfchen gestreichelt. Es war kleiner als meine Faust.

Diese Woche habe ich mich an die Geschichte vor einem Jahr erinnert, mit dem sterbenden Vogel.

Im Garten meiner Eltern landeten immer die Meisen, sie aßen unsere Beeren und zogen ihre Kinder groß. Eines Tages tauchte dort ein erwachsener Vogel, der nicht mehr fliegen konnte. Er wurde scheinbar von einer Katze angegriffen und erlitt große Verletzungen. Er kauerte mitten auf dem Gartenweg, versuchte zu fliegen und sträubte sich dagegen. Er

konnte nicht fliegen. Er spreizte seine Flügel und wälzte sich im Garten um nur noch einen Zentimeter weiter zu kommen. Das war grauenhaft.

Und noch ein Jahr zuvor war bei den Eltern ein Gartenfest. Damals hatte uns Mister Ti besucht. Und wir haben neugeborene Vögel in Weintrauben gefunden. Damals habe ich mir noch gedacht, was das zu bedeuten mag.

Heute gegen 17:00 Uhr war es mir komisch. Mein Herz klopfte langsam und brachte mir mit jedem Klopfen stumpfen Schmerz. Bis zum Magen und Rücken spürte ich es. An die 10 Minuten dauerte es. Das Atmen fiel mir schwer.

Ich finde mich sehr schön, am liebsten würde ich Jahre lang so mit dem Bauch herum gehen. Ein äußerst angenehmes Gefühl. Seit ungefähr einer Woche werde ich durch Allergie in der Nacht geweckt. Auch paar Wochen früher hat es schon angefangen, ich war kurz wach, meistens um 2:00 Uhr und um 5:00 Uhr herum, und dann schief ich gleich wieder ein. Nun geht es richtig los. Eine Hoffnung habe ich, dass das Baby es nicht übernimmt.

Das Baby macht sich bemerkbar- strampelt heftig, der Bauch wächst. Die 42er Größe Hose konnte ich heute nur unter dem Bauch zuknöpfen. Bin auf der

Suche nach leichteren Pullovern. Die, die ich finden konnte, sind eng geschnitten und zeigen leider viel vom Bauch. Mister Ti hat heute gesagt, dass er seine erste unglückliche Ehe komplett vergessen hat. Das einzige, woran er sich erinnert, ist wie man die Windeln wechselt. Mister Ti meint, dass für fünf Monate mein Bauch doch zu groß ist. Meine Mama meint, es kommt ein großes Kind.

Bauchumfang: 90 cm.

Gott, wir danken dir für unser Baby! Heute gegen 23:00 Uhr hat Mister Ti zum ersten Mal gespürt, wie das Baby

strampelt. Es waren zwei sehr kräftige Tritte gegen die Bauchdecke. Dann hat es noch etliche getan. Herrlich. Ich habe dabei gelacht.

Wir waren in der Praxis zu Ultraschall. Das Baby pustete hinter einander zwei großen Luftblasen von sich weg, das sah man ganz klar. Zuerst schwamm die eine auf das Baby zu, so groß wie ein halber Kopf, und das Baby bewegte die Zunge, die Blase schwamm zurück. Danach - das Gleiche mit der zweite Luftblase.

Mister Ti streichelt mich sehr oft. Das tut sehr gut. Es gibt ein tolles Gefühl.

Seit fünf Nächten schlafe ich fast durch, ohne Allergiebeschwerden. Heute

Morgen strampelte das Baby wieder, und Mister Ti spürte es. Schönes Aufwachen!

Ich singe dem Baby „Guten Abend, gute Nacht“ vorm Schlafen gehen. Ich hoffe, es wird sich daran gewöhnen.

Beim Autofahren wurde mir manchmal so schlecht, dass ich mitten auf dem Weg, nach 7- 10-minütiger Strecke ein Gefühl hatte, bald in Ohnmacht fallen zu müssen. Mir wurde oft langsam, „schrittweise“ schlecht: Zuerst schwärzlich vor Augen, dann etwas Atemnot.

Gestern bin ich nachts gefahren. 2 Stunden lang. Darum träumte ich vom

Fahren. Aber kurz vom Aufwachen sah ich folgenden Traum: Kurz nachdem ich die nächtliche Fahrstunde hatte, brachte ich ein Mädchen zur Welt. Ohne Blut und Schmerzen. Das war so, als ob ich sie nicht gebar, sondern bekam. Es hatte schon Babysachen an. Es konnte sich bewegen und … sprechen. Leise und leicht wie der Wind. Und alles passiert Zuhause. Ich sage zu Mister Ti: Ruft doch die Mütter an. Das Telefon ist im Flur ganz hoch, ich kann mit dem Kind kaum dran. Ich bitte Mister Ti anzurufen. Er tut es nicht. Dann rufe ich bei der Mutter an. Meine Tante ist dran. Ich sage, dass das Kind da ist, aber sie ist nicht so begeistert.

Dann zähle ich, um wie viel früher ist das Kind zur Welt gekommen ist. Ich sage: Heute ist erster September, zwei Monate zu früh.

Komisch. Und Mister Ti tut alles Mögliche, nur nicht helfen. Er will, dass sich ein Thermometer finde. Und ich gehe hoch, im sein angebliches Arbeitszimmer und im großen Wirrwarr auf dem Tisch finde ich das Thermometer. Dann sagt Mister Ti, es war ein Scherz, er sucht nach einer Schere, will etwas ausschneiden.

Ich soll mit dem Baby alleine klar kommen. In dieser Zeit will es weder trinken noch schlafen. Braves Baby. Und ich denke, so früh erwarteten wir es

nicht. Wir haben noch keine Wiege, keinen Kinderwagen und manch anderes. Ich zerbreche mir den Kopf, nehme das Baby vom Esstisch hoch auf den Arm, und Mister Ti beschäftigt sich mit seinen Sachen. Ich gebe das Kind in seine Armen, doch sogar halten tut er falsch. Ich bin fast am explodieren. Und das Baby spricht, erzählt ganze Sätze in Deutsch. Solch ein Schmarrn!

Gestern früh beim Erwachen haben wir mit Mister Ti Babys Kopf getastet, ganz oben am Magen. So groß wie meine Faust.

Ich fahre fast täglich Auto. Es gefällt mir sehr zu fahren.

Das Baby tritt manchmal heftig gegen die Rippen.

Das Sodbrennen ist mir bekannt. Aber das Schlimme ist nicht das „Brennende“, sondern eine Art von Kloß, das langsam nach oben steigt.

Die Ärztin hat am zweiten September festgestellt, dass das Baby schon richtig mit Kopf nach unten liegt. Kann sein, dass ich den großen Dreh verpasst habe, aber kurz zuvor hat sich das Baby so etwas wie mit dem Rücken gezeigt, schief von oben links bis zur Mitte des Brauchs rechts. Das war etwas Neues.

Was mich glücklich macht: Kindesbewegungen, wenn es sich

plötzlich meldet in der Zeit, als ich mir Sorgen mache, ob es ihm gut geht.

Traurig macht mich der Gedanke an die Zukunft.

Glücklich bin ich, wenn ich ein Bild von Amsterdam habe oder an diese Stadt denke. Traurig bin ich, wenn ich an den toten Vogel denke.

Glücklich bin ich, wenn ich mit Mister Ti bin oder an ihn denke.

Heute in der Nacht habe ich wieder einen Traum vom Baby gehabt: Meine Eltern wollen angeblich umziehen, eine Zweizimmerwohnung nehmen. Ich protestiere, denn so kann man kein Enkelkind über Nacht nehmen, und ihre

jetzige Wohnung ist schön. Dann sehe ich, dass ich das Baby stillen soll. Ich nehme es aus der Badewanne (!) und stille, es schweigt. Komisch, dass ich davon träume, dass das Baby mich durch sein Weinen nicht stört.

Diese Woche haben wir die Babyschale (Maxi Cosi) gekauft. Es sieht so aus, dass wir mehr zu blauer Farbe neigen.

Gestern Abend waren wir mit Mister Ti zu einem Vortrag von Sven Hillenbrandt aus Dresden. Das hat Mister Ti dem Baby gegenüber ein wenig geöffnet. Mister Ti freut sich sowieso riesig auf das Baby, aber er zeigt wenig Gefühle, obwohl er glücklich ist.

Für mich war der Vortrag auch interessant. Bei der Geburt soll ich mich und das Baby als ein Team betrachten. Es hat auch Schmerzen und Angst. Ich soll mir und dem Baby sagen: wir schaffen es beide, zusammen.

Ungeborene träumen öfter als Kinder. Worüber nur?

Hilfreich war auch die Geschichte von der Tibetreise, die mit der Geburt zu vergleichen ist. Dabei fanden wir mit Mister Ti noch einen Namen für das Baby: Isabel.

Für Baby ist Plazenta (und Nabelschnur) ganz wichtiges Spielzeug. Da Plazenta wie ein Baum aussieht, möchte ich einen Vorhang mit diesem Symbol für das

Kleine malen.

Gestern träumte ich wieder vom Baby. Es war ein Mädchen mit Namen Adelheid. Es war, als ob ich auf einer breiten Treppe lag, es war sehr bequem. Meine Mutter meinte dann zu mir: Still doch das Kind!

Dann habe ich aus der Brust einige Spritzer auf den Bauch gespritzt, und gleich hob sich aus dem Bauch ein Baby heraus. Wieder ohne Blut, ohne Schmerzen und ganz ruhig. Das Mädchen hatte alle Zähne und war still. Ich stillte es rechts. Dann erfuhr ich immer noch im Traum, dass zur gleichen Zeit auch andere Babys geboren

wurden: ein Enkelkind vom Professor Sch., Baby von M´kis, auch unsere Schwiegertochter Olga hat es gekriegt. Nach diesem Traum ist mir unter anderem noch Beigeschmack geblieben, dass das Mädchen etwas im Charakter von meiner lieben Nichte hat.

Diese Woche am Donnerstag machte ich noch einen Bauchabdruck. Den male ich später blau an. Am gleichen Tag fand ich bei „Rossmann“ eine CD mit Vogelstimmen. Jetzt liege ich im Bett und habe die Kopfhörer auf dem Bauch. Baby hört mit und tritt gegen Bauchdecke.

Mein Vater schenkte uns eine

Wickeltischauflage. Bei meinen Eltern fand ich Fotos, die vom meinen Bauch von Anfang an „dokumentieren“. Das ist interessant.

Klinikkoffer ist gepackt, Babyausstattung und Heimweg- Kleidung auch.

Von Cryo- Care kam das Set für Stammzellen. Wir werden uns bald im Krankenhaus melden und Bescheid sagen.

Seit langem lese ich Psalmen, jeden Tag ein Psalm. Ich vermute, bis ich fertig bin, wird das Baby kommen. Jetzt lese ich Psalm Nummer 107.

Heute bestellten wir endlich den neuen Fußboden für die obere Etage. Mister Ti sträubte sich sehr lange dagegen.

Inzwischen haben wir neuen Fußboden. Wieder en Traum von der Geburt.

Heute Nacht hat das Baby sich bis 2:00 Uhr ausgetobt. Ab und zu habe ich Bauchschmerzen.

Von Zeit zu Zeit macht das Baby ganz drollige Sachen: Es legt sich ganz rechts oder links zusammen, wodurch der Bauch total schief wird. Ich kann mich kaputt lachen. Mister Ti grinst darüber - na ja, mehr als die Hälfte verpasst er. Außerdem fühlt es sich lustig an. Besonders, wenn hier und da eine Hand oder ein Fuß von innen sich den Bauch entlang bewegt. Das kitzelt so!

Wir hofften, dass das Kind noch im Oktober kommt. Heute waren wir beim Arzt, er meint, dass alles „klassisch gut“ ist. Das Köpfchen ist ziemlich tief, mein Gewebe ist weich, der Ausgang weit geöffnet. Es kann in jeder Minute losgehen.

Nach diesem Gespräch war ich sehr froh. Wahrscheinlich ist das Baby noch nicht gekommen, weil ich noch nicht bereit war. Ich stelle es mir tatsächlich schwer vor, dass ein Kind bald da sein wird. Eine ganz neue Situation für mich.

Es hört und versteht mich schon. Gestern fing es an, nach unten zu drücken und zu „springen“. Ich legte meine Hand darauf und sagte: „Nun

wollen wir jetzt aber schlafen. Sei bitte ruhig“.

Und gleich war es still. Ein Wunder.

Jetzt am Abend fühle ich mich sehr wohl, bin glücklich, weil ich endlich fühle, dass es bald soweit sein wird. Ich bin heute sehr gewachsen in Bezug auf Baby. Jetzt denke ich, dass das Baby endlich bereit ist, zu kommen. Es hat wahrscheinlich noch abgewartet, bis ich soweit bin.

Letzte Zeit kommen viele Mädchen auf die Welt.

(Zehn Tage vor der Geburt) Heute versuchte ich, Gitarre zu spielen und stellte fest, dass meine Finger ganz

angespannt sind. Es sind Wasserablagerungen.

(Sechs Tage vor der Geburt) Auch heute gab es kein Zeichen, dass das Kind kommt. Ich habe manchmal zwiespältige Gefühle. Heute spürte ich, dass wir das Kind sehr erwarten und brauchen. Das gibt mir Kraft.

(Zwei Tage vor der Geburt) Der Bauch tut unten sehr weh, als ob ich etwas Schweres gehoben habe. Auch die Schambeingegend ist sehr schmerzhaft, besonders jetzt. Das Fruchtwasser ist laut Untersuchung klar. Nur mit Mühe drehe

ich mich, die Beine scheinen wie am Bauch  angewachsen zu sein und ziehen mit dem Bauch mit. 

(Abend vor der Geburt) Um 23:40 Uhr geht ein wenig Schleim mit Blut ab. Vorerst spüre ich keine Vorwehen. Das Baby ist sehr aktiv.

Um 3:20 Uhr setzen sich die Vorwehen ein. Es drückt so. Ich kann nicht liegen. Um 4:35 Uhr kommt ein kleines Erbrechen. Um 5:00 Uhr weckte ich Mister Ti. Um 5:30 Uhr bekomme ich starke Wehen, gehe im Vierfüßlerstand. Kurz vor 6:00

Uhr sind wir im Krankenhaus. Muttermund ist 7 cm weit.

Rebecca kommt um 8:23 Uhr.

Rebecca ist nach fast 3 Stunden da. 3880 Gramm schwer. Sie ist eine perfekte Kopie vom Papa.

Sehr schmerzhafte Nachgeburt, ziemlich großes „Stück Fleisch“. Aber mit welchen Schmerzen! Als ob ich wieder gebäre. Und sie wollte nicht raus kommen. Die Ärztin oder die Hebamme steckte 2 Akkupunkturnadeln in meinen Bauch, legten einen Beutel Eis drauf. Es dauerte noch eine Weile, bis alles im

Gang war. Insgesamt 10 Kilogramm verloren.

Höhepunkt der Geburt war, als ich Rebeccas Köpfchen (halb in mir steckend) tastete. Da verstand ich, dass das Baby geboren wird.


Erste Woche
 

Minuten nach der Geburt gabst du Töne von sich. Auch „ach, ja“.

Von 2 Uhr am 11.11. bis 2 Uhr nachts schlief ich tief. Dann wurdest du „geliefert“. Du warst schon gewaschen, auch der Blutrest am Köpfchen war weg, du warst gekämmt und rochst gut.

Du hattest Hunger, weintest. Ich hörte sogar etwas wie „la... la…la“ oder „wa… wa….wa“.

Aber das Problem war, durch die schnelle Geburt schlucktest du wahrscheinlich viel Fruchtwasser, so dass du viel spuckst und lange Schluckauf- Phasen hast. Dieser Schluckauf fing aber schon im Bauch an. Das war phänomenal: ein zuckender Bauch!

Ich stillte dich im Stillzimmer, aber es ist schwer zu sagen, ob du etwas abbekommen hast. Danach gab ich dich an die Schwester ab. Um 6.30 Uhr war deine zweite Mahlzeit. Ich windelte dich, dann lagst du da bis zum

Frühstück. Dann fingst du an zu weinen. Ich sang dir vor, du wurdest gleich ruhig. Aber auch nicht lang, kaum fing ich an zu frühstücken, wolltest du mich bei sich haben. Darum nahm ich den Walkmann und spielte die Musik vor. Nach etwa einer halben Minute bist du eingeschlafen.

Vor dem Mittag bekamst du noch einmal die Brust aber diesmal wartete ich nicht, bis du dich meldest. Ich spürte den Moment, in dem du schon wach und hungrig, aber noch nicht „schreibereit“ warst. So klappte es ohne Probleme.

Aber dann bekamst du wahrscheinlich nicht genug zu essen und wurdest unruhig. Obwohl ich dich 3 Mal hinter

einander stillte, an beide Brüste anlegte, warst du nicht satt und weintest ohne Ende.

Meine Eltern waren bei uns zu Besuch Mister Ti brachte sie mit. Er ist ein Schatz vom Mann regelt alles selbst, ohne dass ich mich um etwas außer Rebecca kümmere.

Wir tauschten uns noch nicht so richtig aus, auch nicht gekuschelt. Das kommt noch. Ich weiß, wie er mir vertraut und ich ihm. Und die Liebe wächst, besonders jetzt, als wir unsere Rebecca haben.

Ich füllte mich etwas unruhig, als alle weg waren. Mit Gebet kehrte die Ruhe in mich ein.

(3 Stunden später) …aber wie kann ich meine Ruhe finden, wenn das Kind vor Hunger die Zunge raus streckt, trotz dass ich sie lang stillte, und schreit, wird heiser?

Am Stillen habe ich meine Freude. Rebecca schaut mich so vertrauensvoll, ja ausgeliefert, hoffnungsvoll an, während sie versucht zu saugen.

Rebecca, ich betrachte dich oft beim Stillen: Du bewegst dein Köpfchen bei jedem Schluck an meiner großen Brust nach vorn und trinkst. Das stimmt mich fröhlich ein, ich muss lachen, und du (noch immer ahnungslos) musst es über dich ergehen lassen. Darum lache ich

umso mehr, dein Kopf bewegt sich noch heftiger, du trinkst, und weil ich mein Lachen nicht stoppen kann, tust du mir richtig Leid.

Heute war ich gerührt: Meine Mutter widmete Rebecca ein Gedicht. Es war so rührend, bis zu Tränen.

Dann las ich ihren in Prosa geschriebenen Brief an mich:

„Ich wünsche, dass dein Mann dich stets lobt und sich darüber freut, dass mit deinem „Auftauchen“ in seinem Leben alles seinen Sinn bekam. Das alte Haus wurde lebendig, rein und blühend. Ich wünsche, dass du in deinem Zuhause aufs Neue den Wunsch zum Leben hast. Und das Wichtigste: du sollst

die beste liebste, wunderbarste Mammi sein.“

Wimpern fangen an zu wachsen.

Ich höre deine Stimme in der Nacht aus dem Babyzimmer, stehe auf, mache mich frisch, binde einen Zopf. Du wirst zum Stillen gebracht.

Nachts gab mir Rebecca einen dicken Kuss: sie saugte zuerst, dann ließ die Warze los, suchte diese wieder und landete mit ihren Lippen etwas oberhalb von der Warze. Wunderbar!

Heute oder gestern waren drei Schülerinnen in der Klinik. Sie brachten ihre Musikinstrumente mit und spielten

ein kleines Konzert im Vorraum. Das war für uns mit Rebecca ein besonderes Geschenk. Überhaupt war die Zeit in der Geburtsabteilung sehr schön. Wenn es möglich war, besuchte ich später die Abteilung gern und oft. Es tat gut, wieder diese süßen Babys in ihren durchsichtigen Bettchen zu sehen.

Wir gehen heim.

Ich kleidete dich im Schlaf, legte dich frisch.  Wir kauften noch schnell etwas zu essen und umweltfreundliche Windeln.

Schnell noch die Wiege zusammen gebaut, und dann lies mich Mister Ti im Schlafzimmer alleine: „Bulle von Tölz“ gehörte zu seinem Abendprogramm.

In der ersten schlaflosen Nacht war ich mehrmals so verzweifelt… Es hat im Krankenhaus doch alles so toll geklappt! Diese Situation macht mich so kraftlos, dass ich aggressiv wurde. Es tut mir so Leid für Rebecca: ich hob sie rasch aus der Wiege hoch, drückte sie an mich fest, sie schrie aber immer noch, egal ob sie im Arm war, getragen wurde oder lag.

Verzweifelung.

Die kleine Rebecca tat mir so Leid, und sie litt sowieso unter Schluckauf und hat noch dazu eine so dumme Mutter!

Ich liebe Rebecca über alles in der Welt und möchte ihr keinen Schmerz

hinzufügen, aber in seltenen Momenten der Machtlosigkeit bete ich zu Gott aus lauter Verzweiflung: Bitte lass nicht zu, dass ich Rebecca weh tu!

Die zweite Nacht zu Hause dauerte nur 3 Stunden. Rebecca lag in unserem Bett umgeben vom Stillkissen, gelegentlich trug Papa sie herum. Aber sie schrie und schrie.

Zweite Woche

Es ist praktisch, dass ich die Babysachen schon vor der Geburt kaufte. Ich habe keine Zeit, raus zu gehen und etwas zu kaufen. Rebecca nimmt viel Zeit in Anspruch. Außerdem

lässt mich Hermine überhaupt nicht aus dem Hause. Mister Ti würde es alleine überhaupt nicht schaffen, die Babyausstattung zu besorgen. Noch dazu ist es keine Sache der 5 Minuten. Man muss schon genau wissen, was Babys brauchen.

Mir fehlen schon die Bodys 50/56. Und wie vorteilhaft diese Modelle mit Druckknüpfen sind!

Deine Nägelchen sind dünn wie Papier. Du hast hellbraune Wimpern.

Wir maßen deine Füße. Schwester Raphaella von der Geburtstation sagte, es soll zeigen, welche Schuhgröße das Kind später tragen wird. 8 cm - es wird wohl die Größe 43 werden.

Meine Mutter schafft bei mir Ordnung - ich bin voll nur mit dir beschäftigt. Entweder ich stille, oder wir bäuern, oder ich esse oder du schläfst und ich erledige derweil einiges, oder bin müde und lege mich zu dir. Spaß habe ich an den Windelnwechseln und daran, dich mit Ö einzureiben, dich herum zu tragen, zu stillen, zu waschen, Wäsche zu machen. Nichts ist mir zu schwer reine Freude.

Ich bin seit Anfang der Schwangerschaft sehr sensibel geworden. Weine gleich los, wenn ich etwas Trauriges erfahre. Heute dachte ich beim Stillen, dass es für ausgesetzte

Babys keine Möglichkeit gibt, dass jemand sie stillt. Auch frische Windeln bekommen sie nicht so oft wie ein Kind in der Familie. Und alle sind doch Babys. Das machte mich sehr traurig.  

Der Muskelkater bei mir in dem Arm lässt endlich nach. Der entstand durch die Geburt, als ich mich unter den Knien fest halten sollte.

Wenn ich wach werde, mich drehe oder im Liegen bewege, spüre ich, wie schwer und voll meine Brüste sind, wie „lebendig“ mein Körper ist. Ich kribbele am ganzen Körper. Es ist, als ob jemand durch mein Bett  krabbelt. Jetzt weiß ich, warum ich vor kurzem in der Nacht die kleine Rebecca in unserem Bett

liegend vermutete, obwohl sie in ihrer Wiege war.

Ein Mal warf ich mich neben dich auf unser Bett, du schriest seit langem ohne Ende, und ich weinte neben dir vor Ohnmacht. Dann schliefen wir beide ein.

Dritte Woche

Mich beunruhigt die Tatsache, dass ich Rebecca irgendwie nicht ganz liebe. Ich bin glücklich und doch schätze es nicht ganz. In mir fragte ich, warum ist es so? Die Antwort war: Die Liebe ist lebendig, da aber alles Lebendige wächst, wird auch meine Liebe in mir wachsen. Ich darf an meiner kleinen

Liebe nicht zweifeln.

Ich dachte, dass ich mich auf das Muttersein gut vorbereitete. Ich las doch so viel darüber. Aber eigentlich bin ich im Inneren viel zu wenig bereit, sie als meine Tochter zu akzeptieren. Vielleicht erst mal als eine Schwester.

Wahrscheinlich schenkte mir Gott Rebecca, damit ich verstehe, wer ich bin, was an mir falsch ist, und was ich ändern soll. Ich brauche viel Geduld.

Seit einigen Stunden bist du unruhig. Bald geht Papa zur Arbeit. Ich möchte ihn nicht stören, wir gehen herunter, dort lasse ich dich schreien. Wenn ich dich hoch nehme, trittst du mich, drehst

in meinen Händen. Stuhlgang ist vor Stunden erledigt, wieso bist du immer noch unruhig?

Unten schläfst du schnell ein. Ich  auch.

Meine liebe Rebecca! Wie winzig bist du, und schon so groß! Wenn du schläfst und ich trage dich die Treppe hoch ins Schlafzimmer, bist du so leicht wie der Wind. Ich versuche, nicht zu atmen, damit du dich nicht erschrickst. Nachts bist du schwer. Noch im Halbschlaf versuche ich, dich aus deiner Wiege hoch zu heben und schaffe es mit Mühe.

Wie winzig sind deine Fingerchen und

Zehchen! Wie groß die Augen! Du bist voll Vertrauen. Verzeih mir, wenn ich keine gute Mutter bin. Ich bin ungeduldig. Wenn ich müde bin, werde ich schnell aggressiv. Und wenn ich keine Gefühle zeige und mit dir eine Weile nicht rede, dann nur weil ich Angst habe, ich könnte ausrasten. Manchmal ist es schwer, ohne genug Schlaf auszukommen. Verzeih mir.

Ich denke, dass du glücklich bist, weil du in unserer Familie lebst. Du hast Vater und Mutter. Sie hat nicht jedes Kind. Und wir sind unendlich glücklich, dass es dich gibt. Nicht jeder hat ein Kind.

Bis 15 Uhr kam ich wieder zu nichts dazu. Der große Kochtopf mit deinen Mullwindeln ist wieder voll.

Zwischen 12 und 13 Uhr warst du brav, aber davor und danach... Und da dachte ich: Wenn mein Mann da ist, ist die Situation einfacher. Nicht dass er vieles abnimmt, es geht schließlich ums Stillen, und das kann er nicht. Es geht um seine Ausstrahlung. Er ist ruhig. Er kann mich zwischendurch ablösen, dich tragen, auch nachts, auch wenn er zur Arbeit muss und in einer Stunde aufstehen muss. Und ich koche für ihn so gern.

Sobald ich mich neben dich hin lege, was selten vorkommt, spürst du es und

wirst wach. Ohne mich bist du ruhig und schläfst. Ehrlich gesagt, ich ärgere mich darüber. Ich brauche ab und zu, öfters als ich es mich zugestehe, eine Pause, und die gönnst du mir nicht so gern. Mit Musik kann ich dich beruhigen und sogar in den Schlaf singen. Gitarre wirkt Wunder.

Meine Gewohnheiten veränderten sich. Ich bin nicht mehr so starr am Schlaf fixiert, meine Stimme wurde sanfter und ruhiger, ich versuche, schnell zu verzeihen. Langsam wächst in mir die Mama.  

Seit heute weinst du mit winzigen Tränen.

Vierte Woche

 

Gestern und heute grunzest du, weil deine Nase voll ist. Das ist gleichzeitig lustig und traurig es gab ein Theater. Und es gibt dir zu schaffen. Vorher ließest du mich nicht an deine Nase ran, bald aber merktest du, dass ich dir damit helfen kann. Du niestest etwas heraus. Jetzt grunzt du nicht mehr.

Du bist einen Monat alt! Die Zeit läuft sehr schnell. Obwohl sie aus Stillen und nächtlichen Wachen besteht, kann ich kaum glauben, dass schon so viel Zeit vorbei ist.

Oma Hermine ist im Krankenhaus.

Es ist schwierig mit mir. Manchmal habe ich so manche schlimme Gedanken, nicht meine eigene Gedanken. Die vertreibe ich. Ich kämpfe mit Bösem außerhalb von mir und in mir auch. Das kostet Kraft. Auch meinen Charakter ändere ich nach und nach.

Ich glaube, durch die Liebe zu Rebecca spiegelt sich meine Liebe zum Herrn wieder. Jetzt ist es schwer für mich, darum scheint mir die Liebe zu dir nicht groß genug zu sein, als ob sie von mir durch einen Schleier getrennt ist.

      

   Mein Herz, mit der Wolke bedecktes,

   Mein Fleisch, nichts als Stein…

(Mandelstam)

Etwas Ähnliches (nach Mandelstam) erlebe ich seit du geboren bist. Ich kenne die reinste Freude durch zwei vorausgegangenen Ereignisse: Als ich gläubig wurde (drei Tage lang verspüre ich, dass ich fliege) und die Zeit der und nach der Hochzeit. Darum erwartete ich, dass die Geburt mich überglücklich machen wird. Ich freute mich schon auf dich, liebte dich, aber mir fehlt die emotionale „Unterstützung“. Manchmal spüre ich diese unsagbare prickelnde

Freude in mir, dann pflege ich dieses Gefühl, um es nicht zu verlieren. Ich stelle fest, dass ich manchmal automatisch und fixiert dich windele oder trage. Ohne mit dir zu sprechen oder dir vorzusingen.

Wann endet endlich diese „Halbschlaf- Beziehung“? Wach auf!

Warum benahm ich mich anfangs so egoistisch mit dir? Wie ist es mit dem biblischen Satz „Ein jeder nehme sein Kreuz auf sich und trage es“?

Seitdem bin ich total anders. Du bist mein Schatz nicht nur wenn du lächelst oder schläfst, sondern auch wenn du andere Sachen tust.

Eines Tages kamen wir nach Hause, du fingst an zu weinen, Mister Ti ließ den Herminas Kater zu uns und war gleich Einkaufen gegangen. Je mehr weintest du, desto mehr miaute der Kater. Und dabei sollte ich noch etwas schnell zum Abendbrot kochen. Ich scheuchte zuerst den blöden Kater und beruhigte dich. Irrenanstalt!

Rebecca leidet unter Schluckauf.

Rebecca blieb für 10 Minuten mit Opa im Auto, dann aber so hysterisch geweint, dass Opa fast am Weinen war. Ihm riss dein Weinen fast das Herz.

Vorgestern schliefst du ein, und ich

dachte, wenn man solch ein ruhig schlafendes Kind sieht, vergisst man, dass es irgendwo einen Krieg gibt. Meinen seelischen Zustand jetzt kann man als „Verzweiflung an der Menschheit“ nennen. Da so viele Menschen das Vertrauen missbrauchen, viele mogeln, klauen, lügen und es passieren allerlei Katastrophen, und im Grunde hängt der Frieden an einem seidenen Faden. Mir scheint, dass es zu Zeit keine menschliche Kraft existiert, die uns für die nächsten Jahre garantiert einen Frieden gibt.

Wann kommt das Jahrhundert des Friedens?

Unser Jahrhundert fing mit großen

Katastrophen an.

Nachts ist Rebecca drei oder vier Male wach. Auch am Tag will sie nicht schlafen. Kurzer Schlaf.

Trotzdem gelingt es mir, jeden zweiten Tag beide Etagen sauber zu machen und Sachen in Ordnung zu bringen.

Kater pisste schon das vierte Mal seit Hermine weg ist, neben dem Kästchen. Ich musste alles weg machen.

Vor einem Tag stritten wir uns mit meiner Mutter fast. Und Schuld daran hat eine verrückte Zimmernachbarin von Hermine. Zuerst telefonierte meine Mutter mit Hermine und sagte, dass sie eine Trinkflasche für Rebecca kaufte.

Dann sprach sie darüber, dass ich und Mister Ti gleich ins Krankenhaus fahren und dass Mister Ti die Milch für die Kleine besorgte, wenn die Kleine in meiner Abwesenheit weine oder Durst habe. Hermine wiederholte es laut. Die verrückte Zimmernachbarin ließ sie nicht weiter sprechen und schrie: Sie sollen dem Kind keine Milch geben!  

Sie stellte es so vor, dass meine Mutter der Kleinen die Kuhmilch statt meiner Milch geben will. Als wir eintrafen, war Hermine aufgedreht und befahl mir, keine Milch dem Kind zu geben. Ich war erschrocken, bis es sich endlich herausstellte, wer sich irrte. Jetzt war ich aber aufgedreht, und als wir zurück

waren, warf ich meiner Mutter vor, zu viel zu erzählen und dadurch auch für die Verwirrung gesorgt zu haben. Bis wir alles zurückverfolgten, war der Abend nicht mehr so schön…

Wenn ich dich auf die Lippen küsse, machst du schnell die Augen zu, dann wieder auf, guckst mich mit großen Augen an und lächelst breit. Heute war meine Mutter  zu Besuch, du schliefst auf dem Balkon sieben Stunden lang, mit einer kleinen Unterbrechung. Ich machte mir Sorgen wegen deiner Windel. Die Größe S ist schon klein. Die Beinchen sind dick. Auch heute hast du rote Bäckchen. Sieht toll aus.

Die Verkäuferin aus dem Windelgeschäft meint, Babys machen niemals vor vier Uhr morgens in die Hose. Aha! Darum hörte ich schon vorher auf, dich zwischen 3 und 7 Uhr zu windeln. Jetzt ziehe ich dir gegen 23 Uhr „Pampers“ an, die bis früh morgen bleibt.

Sobald ich mit neuen Windelhöschen (keine Mullwindeln mehr) windele, habe ich wesentlich weniger Wäsche.

Rebecchen, ich werde dir beibringen, dass alles sein Gegenstück hat, so wirst du die Welt besser verstehen und aus dieser Erkenntnis heraus deine Weisheit und Kraft schöpfen.

Ich verbrannte meine rechte Hand am Dampf. Jeder Finger wurde einzeln verpackt, und es tut nicht weh, ich kann dich nehmen, tragen, windeln.

Ich denke, wir sollen den Menschen nicht böse sein, die das Böse und Unrecht tun. Sie sind Opfer eigener Entscheidung. Man ist entweder beim Guten oder man liefert sich dem Bösen aus. Kaum einer kann nachvollziehen, warum man es tut. Genau wie die, die das Gute tun, verstehen ihre Handlung nicht ganz. Sie tun es einfach. Gehasst soll nur der eine der Fürst der Finsternis.

Ich lag anschließend auf dem Sofa und sprach zu Gott: Er soll mir ein Herz schenken und den Stein, den ich jetzt habe, wegnehmen. Er soll mir Liebe zu dir schenken: Nicht die zu der ruhigen und guten Rebecca, sondern auch zu dir, der weint, „stört“, schreit oder mich kratzt. Ach, hätte ich diese Liebe gehabt!

Heute versteckte sich der Kater bei uns im Bad in der Wickelkommode. Ich lachte mich kaputt, als er plötzlich aus der Kommode heraus kroch.

Seit etwa vier Tagen spüre ich, dass ich zu dir einen wunderbaren Kontakt herstellte (durch intensives Beten). Ich

änderte mich, lasse mich durch Schreien, Kratzen oder langes Stillen nicht beruhigen, bliebe gelassen. Darum bist du schnell ruhig und hast deinen stabilen Rhythmus.

Die Zeit vom Einschlafen ist wunderbar. Ich genieße es, dich fertig anzuziehen, zu stillen, mit dir zu sein.

Wir schaffen es nicht immer, dich regelmäßig zu baden, weil wir fast immer unterwegs sind (Hermine ist in der Reha). Und gegen 20 Uhr willst du schon von alleine schlafen.

Es wird immer schöner. Mir scheint, dass alles in meinem Leben sich wie die Ziegelsteine zu einem Haus zusammenfügt. Halleluja!

Jetzt geht alles durcheinander. Früher, als du immer zu Hause warst, konntest du deinen Rhythmus leben. Nun sind wir seit die Oma im Krankenhaus (und zu Zeit in der Reha) ist - ständig unterwegs. Und das stört dich. Kaum schläfst du ein, wirst du frisch gewindelt, warm angezogen, weggebracht. Kaum kamst du dort zur Ruhe… Und das Schlimme ist dein Winteranzug. Wenn ich dich daraus hole, wirst du immer wach. Sag mal, wie oft und wie lang duldet ein Kind solche Störung?

Soll ich die Oma nur ein Mal in der Woche besuchen?

Soll ich zu Hause bleiben und dir die

„Führung“ übergeben? Wer soll bestimmen, wann du schläfst?

Aber Mister Ti meint, wir müssen Hermine alle oft besuchen.

Seit Gestern Abend spüre ich Kopfschmerz, hinten am Kopf, wie Halbmond vom Ohr zu Ohr.

Papa schimpfte über die Nikky Pullis: Sie sind viel zu eng, haben zwei Knöpfe an der Schulter statt vorne. Ich meide sie auch, obwohl wir schon welche kauften.

Es ist 22 Uhr. Du schläfst fast ununterbrochen seit es 19 Uhr ist. Wir waren zu Besuch bei der kranken Oma,

und im Auto schliefst du ein. Zu Hause stillte ich dich noch ein Mal im Halbschlaf. Ich wollte so sehr mit Papa den Film „Jumanji“ zusammen sehen, denn er kannte ihn noch nicht. Die ganze Zeit schliefst du in meinem Schoß geschützt vom Licht des Fernsehers durch eine Decke und das Stillkissen. Du musst noch gewindelt werden.

Gestern bekamst du im Supermarkt einen Schluckauf und bekämpftest ihn von alleine.

Heute vorm Spiegel machtest du mir mehrmals folgendes nach: Ich riss meinen Mund auf, du auch.

Gestern zeigtest du dein Humor. Du

warst auf meinem Arm, legtest dein Köpfchen auf meine Schulter, dann stecktest du dein Näschen in meine Ohrmuschel und hustetest laut.

Du bist drei Monate alt. Schon groß, wenn man bedenkt, wie schwer die ersten Monate sind. Da die Oma Hermine seit gestern wieder zu Hause ist, kam der Doktor zu uns. Ich bat ihn, auch auf dich einen Blick zu werfen. Er verschrieb dir pflanzliches Mittel. Und es hilft wunderbar. Du schliefst vier Stunden am Stück (vormittags).

Ich bin jetzt Mitglied eines kleinen Chores in unserem Städtchen. Etwa eine Woche vor deiner Geburt trafen wir uns

zum ersten Mal. Das Singen bringt uns allen Spaß.

Papa installierte auf unserem Computer das „Studio 10“- Programm, damit ich meine Filme schneiden kann.

Dann warteten wir unten bei der Oma bis der Doktor sie besucht. Später konnten wir spazieren gehen. Wir waren bei der Apotheke, am Friedhof, im Geschäft und bei einer Therapeutin. Jetzt ist es 21.50 Uhr, und seit einigen Minuten schläfst du.

Zu Mittag koche ich für uns mit Hermine.

Rebecca, gestern war ein schlechter Tag.

Früh am Morgen fuhren wir alle wegen Hermine ins Krankenhaus zum Röntgen. Du konntest grade erst eine halbe Stunde lang schlafen, dann zogen wir dich an und los. In der Nacht warst du ein paar Stunden am Schaffen, gabst keinem die Ruhe. Darum begnügte ich mich mit nur drei Stunden Schlaf. Und es wäre ja nicht schlecht, wenn ich am Tage noch etwas schlafen konnte.

Aber als wir zurückkamen, wurde ich von meinen Gedanken abgebracht und vergaß meine Babytasche in Papas Auto (am Nachmittag sollte das Baby Treffen stattfinden, und ich wusste nicht, ob wir so schnell mit Hermine nach Hause kommen, darum packte ich die Tasche

schon am Vormittag ein). Bis ich der Schwiegermutter half, die Treppe hoch zu steigen, fuhr er weg. Wie es sich später herausstellte, war er zuerst nur zum Arzt gefahren, erst dann zur Arbeit. Dazwischen war er auch zu Hause, und ich wickelte dich und hörte es nicht.

Also, um 10.30 Uhr als ich mich zu dir auf ein Schläfchen legen wollte, fiel mir ein, dass ich die Tasche mit Führerschein und Schlüssel und allem, was für Nachmittag vorbereitet war, bei Mister Ti vergaß. Und dabei freute ich mich schon seit Wochen af diesen Tag, denn um 14 Uhr sollte unser erstes Baby- Treffen nach der Entbindung

stattfinden. Wie ich das erfuhr, dass die Tasche mit allem weg fährt, brach ich in den Tränen aus. Ich hatte regelrechte Hysterie. Und du wurdest natürlich wach.

Ja, ich war allein dran schuld. Aber ich kann nicht so viel Verantwortung tragen: genug schon, dass ich mit dir, meine Kleine, Tag und Nacht zusammen bin. Du schläfst letzte Zeit nicht besonders gut: ungefähr alle zwei Stunden wirst du wach. Und dann braucht Hermine auch Zeit. Und manchmal soll ich etwas mehr Zeit bei ihr verbringen, auch wenn du unruhig oder schläfrig bist. Hermine ist jetzt schwach und nicht in Ordnung. Und ich soll sie beruhigen. Das geht,

wenn ich wohlauf bin, das ging auch bis Gestern…Aber dann… So manches und die Müdigkeit kamen zusammen, und es brannte.

Nur wurde Mister Ti zurück gefordert. Ich meinte zu ihm vor einigen Wochen: Nimm zwei Wochen Urlaub, wenn Hermine wieder zu Hause ist, ich werde sie nicht pflegen können, ohne dass das Kind vernachlässigt wird. Er hörte nicht auf mich. Jetzt haben wir es.

Aber das noch nicht genug. Das Baby- Treff war gut und traurig zugleich. Du stelltest dich schön dar. Warst die einzige, die ruhig war (Lob!), und alle staunten, dass du so fit bist. Kein Kind konnte im Liegen Beine heben, aber du.

Du drehtest einen halben Kreis nur durchs Heben der Beine.

Nun merkte ich, dass es andere Babys dick waren, solche dicke Backen! Und du…Ach, Schatz, war ich traurig. Aber es kann unmöglich sein, dass es dir etwas fehlt!

Erst in der Nacht zu Hause verstand ich, es waren doch keine Stillkinder, die die Backen hatten, sondern die tranken Industrie- Milch. Du und noch ein weiteres Stillkind waren normal, ohne quadratisches Gesicht.

Als wir mit dir zu Hause waren, war ich so kaputt, plus Kopfschmerz. Ich stillte dich noch ein Mal, dann im Schlafzimmer. Also, von 16.30 bis 20.30

Uhr dauerte es, wie immer.

Als du um 23 Uhr kurz wach warst, stillte ich dich. Und so mache ich immer alle zwei Stunden stillen. Und bei anderen Babys von Kurs ist es anders: 5 bis 7 Stunden Schlaf, dann 10 Minuten Stillen. Und sie pennen weiter. Von wegen! Du bist doch gesund. Warum nach drei Monate immer noch kein Erfolg? Na, dass du schon ohne Milch einschläfst, ist gut genug.

Mister Ti übernimmt das Kochen am Samstag und Sonntag, und sonst auch das Abendbrot- Servieren.

Gestern Abend gegen 18 Uhr hattest du „Sprechstunde“. Wir waren bei REWE.

Du hast so laut und mit höherer Stimme „gesprochen“ ganz kurze Sätze wie „ui- - i- a- ah“ mit Intonation, dass alle Kunden Bescheid wussten, dass es du warst.

Weißt du, Rebecca, das Böse wird niemals Oberhand gewinnen. Das Gute gewinnt, weil es viele gibt, die das Gute tun und es tun wollen. Das Gute ist immer in der Eintracht. Das Böse dagegen wünscht immer wieder, das Böseste zu sein. Viele böse Kräfte befinden sich dadurch in ständigem Wettbewerb wer von denen der Allerböseste ist. Und das sie niemals einfach so das Böse tun, sondern unter

einander Rivalen sind, wird das Böse immer von innen kaputt gehen, so zu sagen aus sich heraus zerstört.

Das Gute dagegen hat kein Interesse, wer von den Guten das Beste, Gütigste ist. Das Tun an sich und nicht die Macht, die Stärke der Tat ist das Wichtigste. Und wenn ein andere noch mehr gutes tut, besteht da keine Konkurrenz, keine Neid. Alle tragen dem Guten bei. Bei dem Bösen aber zählt, wer was geleistet hat. Es existiert kein nachvollziehbares Ziel für das Böse es ist ein Trotz zu dem, was nicht böse ist. Und aus Trotz existiert keiner.

Ich habe jetzt keine Möglichkeit, meinen

Schlaf nachzuholen. Und das ist schlecht, denn 24 Stunden am Tag und 7 Tage der Woche schon über drei Monate bin ich bei dir. Mister Ti kommt spät heim, gegen 19 Uhr und lässt mich nach dem Abendbrot wieder mit dir allein. Hermine will, dass wir immer mit ihr essen.

Je früher ich dich nach oben trage, desto schneller schläfst du ein. Wenn ich erst um 22 Uhr es tu, dann bist du um 23 Uhr noch wach. Aber aufwachen in der Nacht tust du regelmäßig. Und diese 6 Uhr morgens! Die verpasst du nicht. Dann um 6.40 Uhr kommt die Krankenpflege, ich muss schon früher runter laufen, Türe aufschließen, und als

jemand schellt, stehe ich auf und drücke auf den Knopf.

Gestern warst du kurz nach 5 Uhr wach. Nach dem Stillen lief ich zur Haustür und schloss auf.

Zu Mittag fragte Hermine: „Wieso denn brannte das Licht in Treppenhaus schon um 5 Uhr? Wir müssen eine schwächere Glühbirne benutzen.“

Na ja, im Flur ist es sowieso nicht besonders hell. Ich widerspreche nicht, denn sie ist schwierig geworden. Jede Kleinigkeit interessiert sie, und ich habe meine Tochter, die oft nach mir schreit. Ich schlucke alles runter.

Ach, Rebecca, seit Omas Sturz ist alles anders geworden. Es ist einfach

schwierig. Papa ist den ganzen Tag an der Arbeit, ich gehe mindestens drei Mal am Tag zur Oma und schau nach ihr, gebe dem Kater was zu essen, als ob ich nichts zu tun hätte. Von Papa gibt es zu Zeit keine große Hilfe Tag wie Nacht bin ich mit wenigen Ausnahmen die einzige Person, die für dich sorgt. Am Wochenende kocht Papa.

Und noch was: Hermine ist ab und zu wirklich schwierig. Das fehlt noch zu dem, was ich sonst erlebe. Nun mischte sie sich noch in unser Leben ein. Ich möchte nämlich am Freitag zum Chorauftritt, und sie hat es mir mehrere Male ausdrücklich verboten, alleine zu gehen. Wenn ich im Chor den wirklichen

Grund der Absage nenne, werden alle mich auslachen. Und solche und ähnliche Dinge muss ich über mich ergehen lassen. Mister Ti passt auf dich auf, ich gehe trotzdem singen.

Mein früheres schüchternes, kindliches Benehmen lege ich nach und nach ab. Wenn man mich fragt, ob ich dies oder jenes machen kann oder ob es von mir zu erwarten ist, sage ich bestimmt „ja“ oder „nein“. Und wenn man mich immer noch versucht, kann ich antworten, „Sie kennen mich doch“. Und ich brauche kein entschuldigendes Lächeln (das hasse ich in mir).

Es stellt sich wieder heraus, dass ich ein

Außenseiter bin. Egal, wo ich bin, in welcher Gruppe von Menschen ich auftauche, bin ich nicht zu übersehen und irgendwie anders. Daran gewöhnte ich mich schon.

Dass ich ein komischer Vogel bin, besagt folgendes Beispiel: Frauen, die im Geburtsvorbereitungskurs mit mir waren, nehmen alle gewöhnliche Windeln, ich die aus Baumwolle. Keine andere führt ein Tagebuch über das Kind, sie ließen die Stammzellen ihren Babys nicht aufbewahren, wir mit Papa schon. Ihre Babys sind dick, faul und zufrieden. Meine Rebecca ist stark, fit und hat Drang zu allem Neuen.

Du singst seit Heute, mein Vögelchen!

Wirklich schön!

Ach, alle Frauen plagten sich mit der Geburt ziemlich lang. Aber meine Rebecca war schnell. Und außer der einen geben sie ihren Kindern schon die Flasche. Manche kombinieren es mit Stillen.

Um 6.40 Uhr schellt es an der Tür. Krankenpflege. Um 8.40 Uhr schellt es an der Tür. Therapeutin. Dazwischen auch nur Bruchstücke vom Schlaf. Ich zog dich um. Dann schellte es zum dritten Mal. Ohne etwas zu fragen, machte ich auf. Egal, wer kommt. Gebt nur die Ruhe. Es war der Schornsteinfeger.

Zur guten Letzt als du gegen 10 Uhr einschliefst, schellte die Hermine bei uns, du bist beinah wach geworden. Sie wollte nur sagen, dass sie beim Arzt anrief und er kommt gleich. Dann stellte ich dein Bettchen vorsichtshalber ins Wohnzimmer, damit du ruhig schläfst, und gleich danach das 5. Schellen. Der Arzt.

Ich habe es noch nicht erwähnt, meine Liebe, aber seit einem Monat bekommst du hinter der Ohrmuschel und in ihr und auf der Backe leicht blutige Schüppchen. Um die Ohren herum ist dein Gesicht rau. Papa fertigte uns Balsam an. Das soll helfen.

Gestern Abend spürte ich solch eine große Liebe zu dir! Gott erweist seine Liebe, unendliche Liebe indem er uns dich geschenkt hat. Du bist ein Engel. Immer wenn ich dich bevorstehende Nacht in Seine Hände lege, erleben wir ruhige und schöne, stille Nacht.

Meine Eltern kommen oft zu uns. Sie bügeln, putzen, gehen mit Rebecca spazieren.

In deinem künftigen Kinderzimmer ist der Schrank fast fertig. Wir hatten vorerst vor, den alten Papas Schrank aus seiner Kindheit dort zu lassen. Da aber der Korkfußboden noch einen Monat vor deiner Geburt verlegt wurde,

wollte ich keinen begehbaren Schrank im Schlafzimmer haben, wie der Papa vorerst plante. Ich sortierte vieles aus, damit unsere alle Sachen (Kleidung) in einen großen hohen Schrank hinein passen, dann konnte man auf den zweiten verzichten, und viel Platz im Zimmer frei lassen (zum Beispiel, zum Spielen). Die Sachen, die wir nicht immer benutzen, kamen in die Schräge (sie wurde später mit Legosteine - Sammlung voll gemacht). Statt des leer gewordenen Schranks stellten wir ein Sofa hin. Und Papa dachte, er könnte lieber diesen Schrank (auch alt, aber viel größer als sein Kindheitsschrank) in dein Kinderzimmer stellen. Ein Stück

davon schnitt er sogar schräg ab, damit der ganze Schrank hinein passte. Das macht mich schon stutzig, aber Mister Ti mag halt seine Erinnerungsstücke.

Diese Woche entdecke ich eine neue Frisur für mich. Hochgestecktes Haar, ein Mal zusammengelegt, ein Mal gedreht, wird mit einer Haarspange gehalten. Die Frisur erinnert ein wenig an Spanien und steht mir sehr gut. Ich mache sie im Nu, sogar ohne in den Spiegel zu schauen.

Ich roch an dir. Du riechst nach Mandelöl. Ich verwende es, damit deine Schüppchen leichter abgehen. Einige davon gehen mit Haaren ab. Weiterhin

riechst du nach Eiter (an den Ohrmuscheln und Backen gibt es raue Stellen, du kratzt sie aus, da kommt manchmal Eiter raus), nach „Ariel“ (du hast den frisch gewaschenen Schlafsack an) und nach Karamelle (dein Mundatem, wie süße Bonbons mit Milch).

Ich überlege mir, dass ich ein weiteres Tagebuch anlegen soll. Entweder werde ich meine Erinnerungen aus der Kindheit aufschreiben, angefangen mit der hellblauen Gobelindecke, wo ich mich drauf zu legen pflegte, um zu träumen, dass es ein fliegender Teppich war. Oder ich notiere das, was mich glücklich oder traurig macht.

Wahrscheinlich wird es beides beinhalten, denn so kann ich meine Geschichte und meine Gefühle für dich zugängig machen. Meine Schrift ist nicht schön und ich  weiß nicht, ob du es lesen wirst oder kannst. Ich liebe Tagebücher und Biographien. Schade, dass meine Mutter sie niemals schrieb.

Heute Nacht träumte ich einen besonderen Traum: Ich gehe mit Mister Ti in eine unbekannte Apotheke im Städtchen, obwohl der Standort falsch ist. Dort möchte ich Medizin kaufen. Die Wände der Apotheke sind hoch, und keiner darf hinein, in den einzigen Raum. Alle stehen vor der geöffneten

Tür. Als wir an der Reihe waren, reiche ich der Apothekerin mein Rezept, und sie nahm die Leiter, stieg hoch über alle Schränke und saß da und fing an zu singen. Ach, was war das für eine Engelstimme! Ich war sofort in diese Stimme verliebt. An was ich mich noch erinnere, war ein dickes Buch über Napoleon im oberen Regal, oberhalb von dem die Frau saß und sang.

Du bist putzig. Beim Spielen mit Papa sprachst du plötzlich: OGELEDL.

Dann lerntest du vom Papa das Pfeifen. Du schautest lange Zeit ihn an, dann faltetest deine Lippen zu einem „O“ oder „U“ und spucktest Speichel raus. Dass du so intelligent bist, ist wunderbar.

Heute beim Windeln zeigtest du etwas Neues: Du strecktest die Zunge heraus und mit dem Mund versuchtest ein Laut zu erzeugen.

Du brauchst jetzt etwa eine halbe Stunde zum Einschlafen. Und das nachdem du satt bist.

Ein tolles Gefühl, dich zu stillen, wieder zu sehen du zu umarmen nach zwei Stunden Chorprobe. Wie ein Vorgeschmack des Himmels. Grade an diesen Abenden stelle ich fest, wie wunderbar der Beruf der Mutter und der Frau ist.

Manche Tage sind kurz wie der Windhauch, manche dagegen lang. Heute

ist ein langer Tag. Um 7.20 Uhr schellte die Krankenpflegerin an der Tür. Jetzt ist es fast 23 Uhr. Ich bin müde, könnte aber noch weiter schaffen. Die Suppe ist vorgekocht, Hermine gebadet und im Bett, du bist seit 4 Stunden im Bettchen. Um 22 Uhr warst du kurz wach, ich stillte dich, so schliefst du schnell wieder ein. Der Film ist fertig geschnitten, Sachen vom Flohmarkt werde ich noch waschen.

Und um 7.25 Uhr ärgerte ich mich regelrecht. Kurz nach 7 Uhr warst du wach. Schnell gestillt, schon träumst du wieder. Ich wollte übrigens auch schlafen. Aber ich wusste, dass um 7.20

Uhr die Pflegerin kommt und bei uns schellt. Was blöd ist, wir haben auf beiden Etagen eine Sprechanlage. Die obere, zum Schlafzimmer, wo wir alle schlafen, wollte ich schon mal abstellen. Die untere läutet so wie so stark genug. Und damit dein Schlaf nicht unterbrochen wird, entschied ich mich heute, die 5-7 Minuten an der Sprechanlage zu lauern (mit geschlossenen Augen, im Halbschlaf). Erfahrungsgemäß wartete ich auf ein kommendes Auto der Mobilpflege. Um 7.25 Uhr hörte ich von weitem, dass jemand mit dem Papier raschelte. So kam es mir vor, als ob die Zeitung ausgetragen wird. Und schwupps- läutete

es schon bei uns. Das war ärgerlich. Zum ersten Mal treffe ich Pflegerin, die entweder zu Fuß oder … auf dem Besen ihre Patienten besucht. Natürlich, wurdest du, Kleine, wach. Ich weinte still. Das Ding haue ich kaputt, damit wir ungestört schlafen.

Warum geht Mister Ti niemals nach der Mutter schauen oder die Tür aufzumachen?

Ich träumte, dass bei dir die unteren 13 Zähne auf einmal kamen.

Auf deiner Haut sind überall rote Flecken und seit heute auch winzige Pusteln am Körper. Am kommenden Freitag muss ich mit Doktor darüber

sprechen.

Deine Pusteln gehen nicht weg. Die roten rauen Stellen an Armen werden größer. Du bist verspannt, ziehst Kopf weit nach hinten. Gestern hattest du 37,6 Grad, dann nach dem halbstündigen Schlaf schon 37,2 Grad. Und am Abend 36,8 Grad. Was das bedeutet, weiß ich nicht. Ich bin jeden Tag so voll beschäftigt, dass mir keine Zeit bleibt, zum Arzt zu gehen und dich impfen zu lassen.

Um 1 Uhr wollte Papa schlafen gehen, aber da ich auf seiner Seite lag und du - auf meiner (in unserem Bett), wollte er

uns nicht wecken und wartete bis du um 2 Uhr von alleine wach wurdest. Erst dann kamst du ins Bettchen. So gütig ist unser Papa.

Seit Montag bemerkten wir, dass du vorne an Stirn einige Büschel von neuem kurzem Haar hast. Du bist ja ein Igelchen!

Gestern und bis jetzt bin ich eingeschnappt. Jeden Abend bitte ich Mister Ti darum, früher ins Bett zu gehen bzw. mit uns nach oben zu gehen. Denn es kostet Kraft, dich ins Bett zu bringen, und letzte Zeit bist du, meine Süße, ziemlich unruhig. Du willst nicht einschlafen. Dann wachst du oft mit

Schrei auf. Während ich etliche Male aus dem Schlaf gerissen werde, macht sich Papa vorm Fernseher oder vom Computer bequem, schaut alles Mögliche, schläft dabei ein, aber er weigert sich, mit uns hoch zu gehen und zuzugeben, dass er auch müde ist.

Gestern bzw. heute um die Mitternacht war es soweit: Ich war so einsam mit dir. Du bist zum dritten Mal innerhalb von wenigen Minuten wach geworden, geschrien. Ich wollte so sehr schlafen, aber ich hatte niemanden da, der dich trägt bzw. dir Bauchmassage macht. So lagst du in unserem Bett und schriest so laut… Aber glaubst du, Papa ist hoch gekommen? Schade.

So dauerte es einige Minuten, und nichts half weder das Stillen noch das Massieren. Da nahm ich dich nach unten (aus der Dunkelheit ins Helle) und sagte Mister Ti Bescheid. Er bat um einige Minuten, weil er beschäftigt war. So bin ich einsam mit dir nach oben marschiert. Ich war enttäuscht und aufgeregt, denn dir tat etwas furchtbar weh, und ich konnte nicht helfen. Beinah hat der Teufel wieder in mir einen Hass gegen dich geweckt. Warum musst du immer leiden, wenn es bei uns Probleme gibt?

Es kommt mir so vor, als ob alleine ich dich habe, und Mister Ti nur wahlweise: wenn er Lust hat, spielt er Papa, und

sonst hat sich für ihn seit unserer Zeit ohne Kind nichts verändert. Er verbringt zuhause viel mehr Zeit mit Computer als mit mir und dir. Wie soll ich es ihm klar machen?

Als letzte Rettung sah ich das Pucken. Ich nahm die weiche dünne Decke und machte ein Kuvert. Darin wurdest du gleich ruhiger und zufrieden. Bis Papa endlich kam, warst du erlöst von deinen Schmerzen und schliefst ein. Ich weinte, aber ich konnte gar nicht stark genug und befreiend weinen, denn es steht immer noch eine „Wand“ zu meinen Gefühlen, und nur manchmal kann ich Freude oder Trauer so richtig erleben und ausdrücken.

Mister Ti ist vielleicht einliebender Vater, er weiß bloß nicht, dass dazu nicht nur das Geld verdienen oder ein paar Küsse, oder das Tragen (er trägt dich, wenn ich ihn darum bitte), oder das kurze Spielen mit dir oder das Baden gehören. Auch dich beobachten, streicheln, trösten ist drin. Manchmal ist er egoistisch und das versteckt er hinter seiner lustigen Natur und dem Scherzen. Manchmal existiert für ihn nur seine gewöhnliche Welt, seine Bedürfnisse oder Gewohnheiten. Er kocht aber und serviert für uns sehr gern und immer freiwillig. Darum weiß ich nicht, wie ich es ihm beibringe, dass ich und vor allem du von ihm noch mehr

erwarten und brauchen.

Wir waren beim Kinderarzt und bekamen unsere erste Impfung. Außerdem bekamst du jetzt etwas verschrieben: „Laticort“- Salbe für Ohrenmuscheln und Salicylöl für den Milchschorf. Als Nachbehandlung Linola Urea.

Du wiegst 6400 Gramm.

Zu allen Beschwerden gab es nur eine ganz professionelle Antwort: Kuhmilcheinweißunverträglichkeit. Wenn ich meine Müslimilch, meinen Käse, Kindernahrung (für mich) und Eis auslasse, wird es dir ganz gut gehen. Unverträglichkeit schlägt auf den Darm, daher kommen die Schmerzen und die

Schreie in der Nacht, die Unruhe, schlechte Haut, die Verspannung.

Achtzehnte Woche

Den ganzen Tag ging es mir nicht gut. Ich möchte doch, dass es dir gut geht, darum stille ich dich, darum leben wir am Lande, darum windele ich dich mit Baumwolle. Darum ließ ich Haustelefon leise stellen. Jetzt muss ich stark auf meine Ernährung aufpassen solange ich stille. Leichter wäre es, abzustillen, wie die meisten es tun, dann hätte ich alle essen können. Nun bin ich mir nicht sicher, ob du es akzeptierst. Und es ist ein tolles Gefühl, dich an der Brust zu haben.

Ohne dich will ich nicht leben, du sollst

gesund und glücklich sein, weil es sich lohnt, zu leben.

Kein Schmerz stört dich, Gott sei Dank! Nur husten tust du, komischerweise: kurz und oft.

Auf dem Weg zu EA wollten wir auch kurz bei der Erna schauen, aber die Nachbarn sagten uns, sie sei im Krankenhaus. Da fuhren wir von EA gleich ins Krankenhaus. Sei war so überrascht! Und du warst natürlich der Höhepunkt!

Erna hat es zutiefst bedauert, dass ich nicht das Leben mit Baby führen kann, die ich mir vorstelle. Aber ich sehe es so, dass wir in unserer großen Familie

einander gegenüber auch verpflichtet sind, zu helfen. Und das ist richtig so. Während ich Hermine bade und frisiere, bleibt Papa mit dir.

Jetzt aber kommen die Zähne.

Heute war ein Wunder: Zum ersten Mal wurdest du ohne Schrei wach. Du meldetest dich stattdessen mit „Singen“. Ich wusste, dass du wach wirst, kurz zuvor war ich oben, schaute nach, aber dass du beim Aufwachen lachst, das erlebe ich zum ersten Mal.

Am Abend war mein Kopfschmerz größer, so dass ich mit dir schon vor 20 Uhr im Bett lag. Übrigens, du kannst

jetzt schon sofort einschlafen gleich an der Brust. Aber ich stille dich fast nur im Legen.

Ich nahm dich mit, unten in der Küche stellte ich den Teig für die Pizza, dich legte ich in das Bettchen. Dann spülte ich und sang dabei für dich. Als ich plötzlich pfiff, merkte ich, dass du jedes Mal dein Köpfchen und die Beine hoch hobst, um besser zu horchen. Wahrscheinlich erwartest du, dass Papa bald erscheint (er pfeift oft).

Mir ist schon der zweite Abend nach einander schlecht. Heute beim Baden von Hermine ging mir Licht auf: Es kann sein, dass ich wieder schwanger bin.

Mister Ti war überrascht, dann lachte er laut. Und wieder sagte er: So schnell schießen die Preußen nicht.

Wieso wird es mir immer nach 17 Uhr übel? Schon der vierte Abend nach einander. Das halbe Glas Saure Gurken ist weg.

Als du noch keinen Monat alt warst, fragte mich der Papa, woher ich weiß, ob Rebecca schon schläft oder nicht, wenn es Nacht und dunkel ist? Wahrscheinlich konnte ich schon zu dieser Zeit mit Herzen fühlen und sehen. Ich weiß einfach von vornherein, was passiert, wenn ich dies und jenes tu. Oder wenn du so oder anders hingelegt,

hochgenommen oder behandelt wirst. Einige Sekunden bevor du weinst, weiß ich, was jetzt kommt. Und oft ergreife ich Initiative bevor du es tust. Ich mache „tsch- tsch- tsch“, um dich zu beruhigen oder nehme dich hoch.

Lisa gab mir eine Idee: wenn du oft in der Nacht aufwachst, kannst du nicht nur nach der Milch schreien, sondern auch meine Nähe suchen. Also, erst trösten, dann bei Bedarf stillen.

In der Nacht träumte ich unter anderem Folgendes:

Ich bekam drei Eier, die wie die Knospen aussahen, etwas angerissen an

der Seite, und man konnte drei Kücken darin sehen. Ich schälte sie vorsichtig und befreite die nackten rosa Kücken. Im letzten Ei lag ein Kücken in seiner Kacke, dünn wie bei Säuglingen. Und dieser Kücken gefiel mir am meisten, ich legte ihm einen einfachen Halsband um, damit ich ihn von den anderen unterscheide und bat Hermine um einen alten Brattopf, wohin ich Sand schüttete und alle Kücken hin setzte.

Ich bin Gott sieht es glücklich als Frau, Hausfrau, vor allem als Mutter. Amen.

Zu Mittag möchte jetzt Hermine immer „etwas ohne Fleisch“ zubereitet

bekommen. Die fertigen Gerichte vom Eismann nehme ich jetzt nicht, denn darin ist Milchpulver oder eiweiß. Ich werde heute einen Eintopf machen: Zwiebeln, Broccoli, Zucchini, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Knoblauch, Olivenöl. Davor gab es Kartoffeln mit Heilbutt, Oliven und Hagebuttentee.

Am Abend ist mir wieder unwohl. Keine Chorprobe. Du liegst schon im Bett. Es ist 20.15 Uhr. Ich wusch einige Sachen, die die Nacht über trocknen können und machte mich fertig für die Nacht.

Gott behüte dich. Ich liebe dich, egal was du machst du bist mein Ein und Alles. Und wenn das zweite Baby doch schon unterwegs ist, freue ich mich

umso mehr.

Seit vorgestern weiß ich, dass in mir endlich eine Mutter geboren wurde. Halleluja!

Ich stellte deine Wiege auf den Balkon, du bist schnell eingeschlafen. Gestern schliefst du auch dort. Dann drei Stunden lang mit Großeltern unterwegs im Nachbarsdorf. Da ich dort in der Kirche sang, wollte Mister Ti aufnehmen und den Großeltern das Dorf zeigen.

Bin ich doch schwanger? Hermine will jeden Tag wissen, was los ist. Aber ich

gehe zu keinem Arzt (es ist zu Zeit nicht günstig, aus dem Haus zu gehen), was kann sich an meinem Wissensstand ändern?

Ich glaube, du wirst lockiges Haar bekommen.

Du schläfst seit 2,5 Stunden draußen auf dem Balkon. Ich lese. Du wurdest sogar von der Feuerwehrsirene nicht wach gemacht! Jetzt musst du aber schon wach werden, denn ich soll beim Doktor für Hermine etwas abholen. Meine Mutter putzte mir die ganze Wohnung. Mein Mann besitzt so viel, was wir nicht brauchen und lieber weg tun sollen. Zuerst ärgerte ich mich darüber, dann aber… Langsam werde ich

ausmisten, wie ich es mit Kleidern immer tu.

Auch Tiefflieger konnte dich nicht wecken.

Heute erwarten wir Besuch.

Früh am Morgen bin ich schon bei Hermine. Ich frühstückte unten, du lagst im Kinderwagen. Dann stillte ich dich, und du schliefst ein. Innerhalb von 15 Minuten kamen 5 laute Autos vorbei.

Ich ärgerte mich, denn du lagst im Erdgeschoß, und das Fenster war gekippt. Und zur guten letzt läutete ein Postbote an der Tür. Da es bei Hermine ein ziemlich lauter Klingel ist, wurdest

du trotz der geschlossenen Tür wach. Das ist ja eine Irrenanstalt! Keine Ruhe. Lieber gehe ich in den Park oder zum Sportplatz gehen. Oder zum Fluss.

Von Anfang an kochten wir mit Hermine jeden zweiten Tag abwechselnd. Sie bestand drauf, zusammen zu essen, obwohl es mir nach deiner Geburt überhaupt nicht günstig war. Ich konnte nicht immer um punkt 12 Uhr servieren, so wie sie es gewöhnt war. Und oft war es mir nicht danach, ich hätte lieber länger geschlafen und später gegessen, doch ich wollte sie nicht enttäuschen. Wenn sie kochte, gab es nur das aufgewärmte Tiefgefrorene. Und sie

quälte mich noch stets mit der Frage, wieso ich nur bestimmte Sachen essen durfte.

Du bekommst wieder diese Krämpfe. Ich bin verzweifelt und enttäuscht. Ich bat Gott, deinen Schmerz zu lindern. Nichts tat er. Da war die Grenze erreicht. Wenn ich weiterhin mit deiner Krankheit alleine kämpfe, glaube ich, ich werde nicht mehr glauben können.

Wenn wir nur zu dritt (mit Papa) wären, so könnte ich mir kochen was ich möchte und brauche. Zum Beispiel, viel Fisch. Aber da ich auch für Hermine koche, und sie stets „etwas vom Gemüse“ will, jeden Tag höre ich diesen

Wunsch, so kann ich doch nicht vieles zaubern. Denn die Kühltruhe ist voll mit Fertiggerichten, die ich nicht essen darf, und mit Fleisch, das sie selbst kauft.

Ach, es könnte alles viel einfacher sein! Jetzt bist du hungrig, und ich habe Angst, dich zu stillen, denn es wird alles von vorne losgehen.

Ach, ich „freue“ mich schon auf Morgen. Ich soll Hermine erklären, wieso du Schmerzen von diesen guten Sachen vom Eismann hast. Und darauf habe ich keine Lust. Das macht mich krank, und ausschlafen möchte ich, aber dann wird Hermine mich wohl wegen dies und jenes zu sich rufen.

Seit ich in ihrem Haus wohne und besonders nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, nimmt sie keine Rücksicht darauf, dass ich mit Baby auch meine Ruhe haben möchte. Sie klingelt am Haustelefon jedes Mal mehrmals am Tag, wenn sie etwas fragen möchte, etwas braucht oder Beschwerden hat. Ich bin ihre Sklavin.

Es ist schon 4 Uhr Morgens. Mister Ti schläft auch nicht. Du bist ruhig, aber nur weil du im Schaukelsessel neben dem Schrank bist, in Papas Arm. Sobald du in die Nähe von unserem Bett kommst, wirst du wach, aktiv und schreist. Das wollen wir nach etlichen Versuchen bitte vermeiden.

Ich weiß nicht, was uns helfen kann. Das ist eine verdammte Situation.

Natürlich war ich wütend, auch auf dich.

Jetzt bist du in der Wiege draußen. Seit 3,5 Stunden schon. Ich kochte, aß, war beim Arzt wegen einer Überweisung, denn gleich gehe ich endlich zum Frauenarzt. Es könnte sein, dass ich eine Infektion habe, die durch die Muttermilch zu dir übergeht. Kurz nach 5 Uhr stillte ich dich, dann warst du ruhiger, wachtest noch mal auf, und dann erst kurz vor 9 Uhr. Der Schlaf hat mir auch gereicht.

Kann sein, dass es keine Maultaschen, sondern die eingelegte Rote Beete oder

Artischocken sind… Mist!

Eben grade kommen wir vom Arzt. Ich bin nicht schwanger, und etwas Entzündung gibt es. Darum- Zäpfchen. Und wenn du so schlecht auf die Milch reagierst, meinte die Ärztin, soll ich abstillen. Ich bin schon etwas ruhiger bei diesem Thema. Aber mal sehen wann ich abstillen kann.

Ich bin ruhiger geworden, vielleicht deswegen, weil Hermine bald wieder jeden zweiten Tag kocht, und ich kann mit dir viel mehr ruhige Zeit verbringen, ohne an Termine gebunden zu sein.

Dadurch, dass ich für Hermine kochen musste, durfte ich nicht für den ganzen Tag zu meinen Eltern fahren. Hermine

ließ mich nicht einfach gehen, obwohl dieser Tag meine seelische Rettung war.

Meine Mutter meint, dir war es in der Nacht deswegen so schlecht, weil es Sonnenfinsternis gab.

Am Nachmittag waren wir wiederum mit Papa zu zweit durch die Stadt gezogen. Du wurdest von Großeltern mit meiner Milch versorgt. Ich stille dich oft.

Die Nacht war erholsam. Zwar 4 Mal gestillt für Einschlafen, dann aber fast 6 Stunden ruhigen Schlafes. Plus fast 3 weitere Stunden. Um 9 Uhr schliefst du wieder ein. 2,5 Stunden lang. Prima! Ich konnte mich duschen, essen, einige

Kleidungsstücke ausbessern. Und dann gab es schon das Mittagessen vom Samstag.

Ich danke dir, Rebecca, dass ich ruhig und gelassen bin.

Ich stelle fest, ich spreche mit dir genau so viel, wie ich dir vorsinge. Schon von Anfang an. Wenn ich das Lied vom Pony einstimme, mache ich ein Geräusch, den die Pferde machen. Und wie ich es mit meiner Zunge mache, fasziniert dich, du schenkst mir dein breites Lächeln.

Mein Putzelchen, du warst heute wieder unterwegs. In der Stadt besuchten wir Lea. Und dann schliefst du gut 1,5

Stunden lang

Am frühen Morgen schliefst du 40 Minuten lang. Ich aß etwas und rieb Kartoffeln für die Reibekuchen.

Ich bin Mama, das spüre ich gut. Ich bin ruhiger und liebender geworden. Wenn du mal unruhig wirst, weiß ich den Grund und handle ruhig.

Es ist so, als ob du erst jetzt geboren bist, Rebecca.

Ich machte sauber in der Küche, tippte etwas ab, wusch, aß, sah fern, nähte dabei. Aber ehrlich gesagt, du fehlst mir, wenn du über längere Zeit schläfst.

Früh am Morgen war Frau Doktor da.

Sie nahm der Oma das Blut ab. Daraufhin waren wir mit dir schon kurz nach 9 Uhr unterwegs: wir holten beim Arzt Ergebnisse für Hermine ab. Dann waren wir bei der Apotheke, einkaufen und im Kinderladen. Ich kaufte einiges für Jetzt und Später für dich. Unter anderem auch ein süßestes Mützchen mit Zipfel und der Maus (hellrosa, warm). Eine halbe Stunde lang schliefst du draußen. Und danach kochte ich die Reispfanne. Nach dem Essen schliefst du wieder ein, für 30- 40 Minuten. Und bald wird die Wäsche fertig, die kann ich draußen aufhängen.

Am Nachmittag, nachdem du nacheinander jeweils 30- 40 Minuten

schliefst, waren wir im Garten. Du betrachtetest alles ganz genau: Die aufgehängte Wäsche, die Bäume, die Sträucher, die wunderschöne Krokusse und Osterglöckchen. Dann war es dir zuviel, weil die Sonne so toll schien.

Ich kam kurz zu Hermine (interner Anruf). Als ich in die Küche schaute, sah ich ihren Kater mitten in deinem Kinderwagen sitzend. Ich erschrak beinah. Hermine meinte, sie hätte die ganze Zeit gut aufgepasst. Aber es ist schwierig, aufzupassen und gleichzeitig in einem anderen Zimmer fern zu sehen. Ich müsste selbst den Wagen im Wohnzimmer verstauen. Aber wenn meine Mutter das erfährt, wird sie

dadurch ganz wütend.

Eben grade war ich in der unteren Etage, um dir einige Rasseln und Beißring zu besorgen. Am Vorabend blieben bei uns noch einige Kartoffelpuffer, die Papa an seine Mutter nicht abtreten wollte. Ich fand diese ungegessen in der Küche stehen.

Danke dir, dass du es mir ermöglichtest, die Wäsche zu stellen und dann aufzuhängen. Obwohl du dann schon nicht mehr schliefst, weintest du nicht und beschäftigtest dich mit dir selbst.

Nur du, Bekki, machst mich endlos glücklich. Wie du mich immer anlächelst und schön lachst versuch es in Worte zu

fassen! Du, mein Häschen, mein Kaninchen, ein Wunder vom Kinde!

Doch ich habe starke Kopfschmerzen. Die Nacht brachte nichts, ebenso wenig wie das Haare waschen.

Gestern waren die Großeltern da. Meine Mutter wollte gern putzen. Aber zuerst sollte sie mit meinem Vater auf dich aufpassen, während wir ins Dorf flitzten, um leckeren Spanferkel zu holen. Den aßen wir zu Mittag. Du zeigtest reges Interesse am Spanferkel. Obwohl du bis jetzt ein Stillkind bist, wolltest du dich an das feste Essen ran machen. Meine Mutter nahm dich auf den Schoß und wollte essen. Du

brachtest sie zum lachen, indem du ihre Gabel den ganzen Weg vom Teller bis zum Mund verfolgtest und dann noch die Gabel mit dem Fleisch in Omas Hand anfasstest und zu deinem Mund führtest. Da lachten wir alle laut. Die Oma erlaubte dir, den Scherz zu wiederholen. Aber ich war dagegen, denn du vertraust zu Zeit jeden, und hinterher veräppelt man dich noch.

Als ich dich gegen 6 Uhr frisch windelte, nahmst du heimlich eine Socke vom Wickeltisch und kautest genüsslich einige Minuten lang daran. Erst als es hell wurde, entdeckte ich die Socke im unserem gemeinsamen Bett.

Der Schluckauf plagt dich.

Im Schrank liegt ein vorbereitetes Päckchen nach Moldawien. Ich würde gern noch ein Paar selbst genähte Lederlaufschuhe abschicken, mal sehen, wie schnell ich den zweiten Schuh fertig bekomme. Das nächste Mal am Markt werde ich mir Nadeln für Leder (Nähmaschine) besorgen, damit die Schuhe für dich, Rebecca, noch schöner aussehen und schneller fertig werden. Du wirst bald mobil.

Schwer ist es manchmal mit Hermine. Sie ist nach den Operationen angeschlagen. Sie ist schwierig, obwohl sie uns liebt. Probleme macht zum Beispiel der Kater, der sie beißt und kratzt. Überall, auch auf deinen Sachen,

sind Katzenhaare. Ekelhaft.

Es ist ja schwierig zu Zeit, aber mir reicht aus, dich anzugucken oder mich an dich zu kuscheln, und schon vergesse ich alles.

Am Samstag gehen ich und Papa in Zirkus.

Jawohl, jetzt ist es offenbar: du bekommst große Locken. Als ich dich heute stillte, stellte ich fest, dass hinter deinem linken Ohr einige Haarsträhnchen sich zu den Locken formen. Das ist fantastisch!

Seit einer Stunde versuche ich, dich ins Bett zu bringen. Du schläfst an der Brust ein, wirst aber kurz darauf wieder wach.

Morgen sollen Paten zu uns kommen, deswegen fing ich schon gestern an, aufzuräumen. Heute geht es weiter. Aber findest du nicht, dass es irgendwie ungerecht ist, dass zum größten Teil ich alles mache? Als Papa Cordon Bleu für alle aufwärmte und ich versuchte, zwischen Windeln, Säubern und Stillen noch weiter aufzuräumen. Dann aber am Nachmittag wolltest du mehr Aufmerksamkeit. Die soll dir ausnahmsweise auch ein anderes Mitglied der Familie schenken, wenn ich beschäftigt bin, oder? Gut, Papa half auch, sortierte etwas aus, was längst weggeworfen werden sollte. Dann aber wollte Hermine Kaffee trinken, das ist

eine gute Tradition, aber sie nimmt so viel Zeit in Anspruch! Und am Abend sollen wir sie besuchen und sprechen über dies und jenes. Für uns als Paar bleibt fast keine gemeinsame Zeit mehr.

Entschuldige, aber irgendwann ließ ich dich im Bettchen schreien, um in dem Esszimmer alleine den Tisch aufzustellen, Staub zu wischen, die ewige „Ausstellung“ von Weinen, Sekten und Geräten auf dem Esszimmerschrank irgendwo anders zu verstecken. Papa war auch „beschäftigt“, aber zum Teil konnte diese Arbeit schon früher gemacht werden: Weihnachtsdekoration in die Schräge zu legen, Flaschen aus dem Wohnzimmer ins Labor zu bringen,

und auch nicht grade jetzt, wo es brennt, die Türe am Labortisch aufzuhängen.

Manchmal fühle ich mich so, als ob ich verdammt bin, 24 Stunden zu schaffen. Sieh: Nachts schläfst du höchstens 5-6 Stunden am Stück, und ich lege mich natürlich nicht mit dir gleichzeitig schlafen. Dann alle 1,5 bis 2 Stunden stillen. Dann Essen mit dir auf dem Arm, an Werktagen das Kochen für mich und Hermine, sauber halten, etwas im Hause verändern, waschen, bügeln, mit Hermine sprechen, mit dir spazieren gehen, für Papa kochen, zwischendurch dich versorgen, tragen, wiegen, trösten, Windeln und Kleidung vorwaschen,

Telefonate entgegen nehmen, dich schlafen legen und, und, und.

Ich weiß nicht, wann mein Tag zu Ende ist und die Nacht anfängt. Ich kenne keine Nacht. Jawohl, ich kann mir erlauben, den ganzen Tag nichts zu tun, doch alleine du bist schon Arbeit genug. Und außerdem alles, was ich heute stehen lasse, soll ich später aufräumen. Und gekocht muss jeden Tag.

Ich bin traurig ich bin glücklich.

Hermine brachte uns zum Lachen. Sie wog sich falsch (hielt sich am Schränkchen zum Gleichgewicht) und meinte, über Nacht verlore sie 11 Kilos.

Vorgestern träumte ich von einem

Kleidergeschäft, wo am Abend, nach dem Ladenschluss, Krebskranke zum schlafen untergebracht werden. Der Traum ging weiter ich badete Hermine, und der Kater hätte in die Badewanne sein großes Geschäft gemacht.

Du bist fast 7 kg schwer.

Du zeigst, Rebecca, dass du Papa sehr magst. Das ist gut.

Gestern kamen zu uns die Paten. Sie brachten dir etwas zum Anziehen und eine wunderschöne Raupe. Erst einmal ist es ein Spielzeug für halbjährige und nicht erst ab 1 Jahr. Zweitens, ist sie bunt, weich und kann auseinander genommen werden, und jedes Glied hat

seine Funktion. Etwas bimmelt, das Andere raschelt, das Dritte hat „Flügelchen“ usw. Du spielst schon schön damit.

Gestern trank ich etwas Likör am Tisch. Kurze Zeit drauf stillte ich dich, und dann fingst du an ununterbrochen zu reden. Ich konnte es sogar meinen Eltern am Telefon vorführen. Und überhaupt warst du aufgeweckter als sonst.

Heute früh zeigtest du mir, wie du deine Beinchen mit Händchen fassen kannst. Auch erste Beule hast du: Wir aßen zu Abend und wollten, dass du uns etwas ruhige Zeit schenkst. Darum legte ich dich auf den Fußboden in der Küche, in

die Bauchlage. So bliebst du einige Minuten lang und mit einem Ruck du stütztest dich dabei auf eine Hand fielst du rückwärts um. Und geheult hast du! Seitdem wissen wir: Du bist „rückfällig“.

Und eigentlich, wer ist der Herr im Hause?

Das stört mich unheimlich, dass Hermine nach ihrer Krankheit und OPs sich ständig in unser Privat- und Berufsleben einmischt. Ich kann mit ihr überhaupt nicht reden, nichts sagen. Wenn ich etwas meine, sagt sie immer: „Ja, es ist alles schön und gut, aber…“

Und dann schweigt sie oder sagt das, was gar nicht stimmt.

Um mich nicht aufzuregen, versuche ich so wenig wie es möglich ist, mit ihr zu diskutieren. Sie kann es sich immer noch nicht merken, dass ich seit 1,5 Monaten keine Milchprodukte essen darf. Sie sagt niemals: „Bitte, tu dies oder jenes für mich.“ Sondern: „Hier, kannst du runterkommen? Hier, ich brauche Brot.“

Mein Name ist „Hier“.

Dieses „Hier“ kann ich bald nicht mehr hören. Und abends müssen wir zu ihr gehen. Und zum Kaffeetrinken, wo ich wieder und wieder mich rechtfertigen muss, warum ich kein Gebäck essen darf. Und wenn es parallel eine von ihren Seifenopern läuft, lässt sie uns am

Tischsitzen, nimmt ihre Tasse und setzt sich in dem Nebenzimmer vor die Glotze.

Ich schreibe alles auf, damit ich nichts in mir sammele. Sonst werde ich eine bittere Frau.

Ich ließ meine Schwiegermutter zu nah an mich ran. Auch in der Schwangerschaft kontrollierte sie mich ständig, sagte zu allem ihre persönliche Meinung.

Aber gehen wir auf das heutige Gespräch zurück. Hermine wollte nicht, dass ich schon jetzt, im April, den Reifenwechsel mache. Für mich wäre diese kurze Fahrt auch eine Möglichkeit, mal alleine zu bleiben, ohne dich und ohne an dich, Rebecca, Rücksicht zu

nehmen. Um 13 Uhr weckte ich dich, stillte, windelte, stillte noch einmal, du hattest Stuhlgang, so windelte ich dich noch einmal. Dann setzte ich mich ins Auto. Papa blieb bei dir.

Die Reifen waren schon seit 1,5 Wochen im Auto verstaut. Und morgen wollten wir mit meinem Auto in die Großstadt fahren. Ich habe letzte Zeit gar keine Möglichkeit, meine Leidenschaft fürs Autofahren auszukosten.

Das Auto sprang aber nicht an. Ich ärgerte mich deswegen, weil es kaum allein ausfahre. Aber ich fasste mich, kehrte zurück, spielte mit dir. Jetzt besorgen wir uns einen neuen Akku.

Mister Ti machte mich drauf aufmerksam, dass ich der Hermine bitte nicht so viel erzähle, sonst macht sie mit ihren unendlichen Fragen, Nachfragen und eigener Meinung einen verrückt.

Aber jetzt weiß ich, dass ich keinen Menschen zu nah an mich ran lassen will. Das Problem ist, man kann es nicht jedem klar machen, wo die Grenzen meiner Freiheit angegriffen werden.

Ich kann niemals ohne weiteres ruhig stillen, kochen oder mit dir spielen. Zu jeder Zeit kann das Haustelefon klingeln, und dann folgt wie zum Beispiel vor kurzem: Hier, ist die Tür im Keller offen?

Woher weiß ich das? Ich stille grade. Aber das sage ich leider nicht laut.

Na, grade eben kam der zweite Anruf von ihr. Hermine will es doch wissen, ob die Tür zu ist, und so nebenbei Wo Mister Ti und mein Auto sind (er war vor einer Weile weg gefahren).

Das geht auf die Nerv.

Ich freue mich, dass es ihr gut geht, aber letzte Zeit, seitdem sie schnell aufstehen und mit dem Stock wie vorher so normal wie immer gehen kann, haben wir keine Ruhe. Ruckzug ist sie an der Tür: wohin gehen wir, warum, etc.

Ach, lebten wir bloß alleine! Manchmal konnte ich vor Aufregung heulen.

Gestriger Tag war schön. Ich fuhr mit dir und Mister Ti in die Großstadt. Es war sehr warm. Ich hatte etwas zu erledigen. Darum ging ich mit dir im Kinderwagen los. Kaum kaufte ich ein Hemd für Papa und ein Wickelbody für dich, da traf ich Margarita. Etwa 1,5 Stunden verbrachten wir zusammen, saßen draußen beim Getränk. Du schliefst. Dann wurdest du wach. Und bald wolltest du an die Brust. Margarita erzählte mir ihre Neuigkeiten, ich ihr meine. Wir sehen manche Dinge ganz ähnlich. Sie bestätigte mir, dass man das Familienleben managen soll.

Papa wird immer häuslicher und väterlicher. Klar, zuerst waren wir zu

zweit, und die vielen Jahren als Junggeselle prägen einen. Dann kamst du, und es gab nicht so viele Gelegenheiten für Papa, mit dir zusammen zu spielen oder etwas zu unternehmen. Die erste Zeit war ich für dich die wichtigste Bezugsperson.

In der Nacht träumte ich davon, dass ich in einer Baracke, wie der Arbeitsplatz von meiner Tante war, das Kind kriegen soll. Gleichzeitig ist es ein Wohnheim und ein Lokal „Anker“ mit weißer Aufschrift.

Ich bat Hermine heute, bei mir oben zu essen. Sie soll lieber zu uns kommen. Es

ist schwer, zu kochen, dich runter und dann rauf zu tragen, auch den heißen Topf und die heiße Pfanne. Außerdem wenn wir bei ihr sind, erzählt sie viel, und von früher, was ich schon kenne oder nicht hören will (die erste Ehe vom Papa). Sobald du sitzt, sollen wir uns darauf einigen, dass wir nur bei uns essen, denn zwei Hochstühle müssen wir uns nicht anschaffen. Außerdem sitzt der Kater ja überall.

Deine Augen wechseln die Farbe. Mal sind sie dunkelblau, blau oder grau. Ich verstehe Hermine nicht, die mir Vorwürfe macht, wenn ich mich freue, dass du blaue Augen von meiner Oma

behältst. Und die Locken sind auch ein Grund für kleinen Streit. Warum will sie mir immer ihre Meinung aufdrehen? Ich bin schließlich die Mutter. Will etwa keine Mutter, dass ihr Kind schöner wird? Soll man sie deswegen beurteilen und kritisieren?

Heute war etwas total doofes. Von nichts sagt die Oma Hermine: „Also, dein Vater muss unheimlich viel Geld verdienen.“

„Warum?“

„Weil deine Mutter dir immer mal was kauft.“

Das war wegen meinem Outfit gemeint, weil ich mich gut kleide. Das nervt. Bin

ich etwa arm? Oder alt? Oder dick? Ich als Hausfrau, junge Frau, Mutter, habe mein Anrecht, mich anständig zu kleiden.

Manchmal übertreibt Hermine: „Ach, du bist ja wunderschön angezogen! Woher hast du es?“

Und dabei starrt sie mich minutenlang an, als ob ich im Museum ausgestellt bin, und fragt aus. Einmal habe ich gesagt: Gestohlen.

Ist es etwa eine Sünde, sich gut zu kleiden? Oder will sie, dass das ganze Dorf sich über mich lustig macht? Jeder weiß, dass Mister Ti recht gut verdient und es uns leisten kann.

Rebecca, du „wackeltest“ heute und gestern in meinem Schoß im Sitzen so,

als ob du Kanu- Fahrerin wärest. Wenn Papa dich vor sich hält, fängst du an, wie ein Pendel hin und her zu schaukeln.

Besondere Freude bereitet dir das Kitzeln deines Kinnes. Du lachst so schön!

Ich bin enttäuscht, dass meine Meinung in diesem Hause wenig bedeutet. Und wenn Hermine mich fragt, dann fragt sie mehrmals das Gleiche, sie verändert die Grammatik, doch der Sinn bleibt. Ich muss wieder und wieder das gleiche antworten, ohne sie zu verletzen. Dass ich dadurch verletzt werde, ist ihr egal. Wenn sie den Mister Ti das Gleiche

fragt, und er gleiche Antwort gibt, wird sie ruhig und zufrieden.

Meine Schwiegermutter ist alte Hexe.

Papa ist manchmal abwesend, wenn ich ihm etwas erkläre, Hermine sagt stets: „Du hast Recht, aber…“ oder „Ja, das ist alles schön und gut, aber…“

Irgendwann bin ich satt, Putzelchen. Ich erziehe dich, wasche, hänge auf, bügele, sortiere aus, koche, putze. Trotz dass ich dich versorge, mache ich komplette Ordnung auf beiden Etagen alle 2-3 Tage! Das ist nicht leicht.

Papa hat immer frische Wäsche da. Oma auch. Aber mir dankt keiner. Und grade die Kleinigkeiten machen es aus. Wenn ich esse, so bist du meistens in

meinem Arm. So esse ich mit einer Hand, auch Brotschmieren, Zerkleinern etc. und keinen stört, dass mein Essen oft kalt wird, wenn du mich nicht zum Essen lässt.

Gestern Nachmittag waren wir bei Hermine. Als wir am Tische saßen, übergab ich dich dem Papa, wollte schnell meinen Tee trinken. Papa hat sich Kaffee gemacht, Oma trank ihren Tee. Als ich nach ca. 3-4 Minuten fast fertig war, sagte Hermine: „Mister Ti, du kannst ja deinen Kaffee immer noch nicht trinken, dann wird er kalt.“

So! Schön! Wenn ich ständig gestört werde und mein Essen kalt wird, das geht in Ordnung!? Hermine denkt nur an

ihren Kater, an Mister Ti und an sich. Ein wenig an dich, Rebecchen. In diesem Hause denkt man an mich am wenigsten. Schade! Ich kann Hermine nichts sagen, sie ist zu komisch letzte Zeit, um zu verstehen, dass ich nicht in Worten geliebt werden möchte. Sie meint, sie liebt mich wie eigene Tochter. Dass ich nicht lache!

Und dann meint sie noch: „Ich habe so ein Gefühl, dass du mit mir wie mit einer Kranken sprichst, die nicht alles versteht“.

Das ist teilweise wahr, denn sie versteht nur wenig, dafür aber hat sie ihren endlosen Stolz. Ich kann mich nicht anders mit ihr unterhalten, denn ich weiß

nicht, ob sie dem normalen Umgang gewachsen ist. Scheinbar nicht.

Letzte Zeit sage ich zu Mister Ti einiges über meine Gefühle, auch hart. Ob es was nutzt?

4.23 Uhr. Von der nächtlichen Erholung bekam ich auch heute Nacht nicht viel. Als du gegen 20 Uhr in Vaters Arm einschliefst, wollte ich oben noch etwas aufräumen. Danach fragte ich Mister Ti, ob ich dich im Esszimmer in das Bettchen legen soll. Ja. Aber sobald ich dich hinlegte, ging er in die Küche und wollte Hautcreme mixen. Ich fragte ihn, was dies zu bedeuten hat. Denn in sein Arbeitszimmer durfte ich dich auch nicht

legen. Und im Wohnzimmer wollte er parallel noch fernsehen. So war ich gezwungen, dich wieder hoch zu nehmen und nach oben zu marschieren. Er weiß nicht, wie schwer es ist, dich, schlafende, hin zu legen.

Aber eins lernte Mister Ti gestern: Dass es schwierig ist, wenn du am Einschlafen bist, und jemand Lärm macht. Da zischte er genauso, wie ich ihn in solchen Situationen immer anzische: Ich lief etwas zu schnell und etwas laut für seine Ohren, als er die schlafende Rebecca hatte. Denn ausgerechnet war es er, dem ich immer sagte: Leise, trampele nicht, pfeife nicht,

wenn die Kleine schläft.

Er begriff es nicht.

Ich bin sehr unglücklich. Es klappt nicht. Ich… Mir fehlen die Worte. Eben grade lag ich wieder im Bett, überlegte vieles, weil der Schlaf wieder einmal von dir unterbrochen und dann ganz verschwunden war.

Warum heiratet man? Wieso heiratete ich? Dass meine Mühe umsonst ist? Dass ich versuche, jede Ecke im Hause „auszulecken“, und dass Papa es nicht einmal erwähnt und sieht? Und mehr noch: Er mag in diesem Schweinestahl leben, was er vor meinem Kommen bewohnte. Ich habe daraus ein Wohnhaus

gemacht. Abgestaubt, endlich mal Fußboden gewischt. Ich wusch seine sämtlichen Strickjacken, denn sie alle waren schmutzig, altmodisch und stanken. Die engen Hemde weg geschmissen, sowie die Hosen, die er vor zig Jahren noch trug, als sie noch gepasst haben!

Und welche Überredungskraft kosteten mir Gespräche mit seiner sturer Mutter, die meinte, Mister Ti träge immer noch die Hemdgröße 43, was sie ihm auch kaufte. Als ich einige Hemde in Größe 45 kaufte, kritisierte sie mich, von wegen, er hätte genug schöne Hemde, die noch passen. Das ist nicht war, sie spannen am Bauch und unter den

Achseln.

Die Küche sah aus!!! Das war sein Labor. Überall, das ganze Haus war ein Labor. Überall dunkle Tapeten, bestimmt die Mutters Wahl, in der Schlafetage überall die losen brüchigen Teppichfliesen. Der Staubsauger stank unmöglich. Und seine besten Schuhe waren die engen, die er nach  seinem Vater weiter trug. Das zweite Schuhpaar waren die hellbraunen Latschen mit kaputter Sohle. Als ich in der Schräge an die 20 andere neue Schuhe in Kartons entdeckte, staunte Mister Ti selbst nicht wenig.

Der Staubsauger. Das war die

Geschichte für sich. Er war so lange verstopft und nicht benutzt, dass er nicht mehr saugte, sondern nur stank. Und mehr als ein halbes Jahr Mühe kostete es mir, bis ich meinen lieben Mann überredete, Teppichfließen, die alt und kaputt waren, gegen normalen Fußboden zu tauschen. Bis er dazu kam, stand ich kurz vor der Entbindung.

Alles braucht er, jedes Fläschchen, Dosen, Bändchen, auch verrostete Nägeln. Hermine meint, sie seien noch besser als die neuen.

Dann fragte ich sie, wieso man keine Rostnägel verkauft, sondern nur die „nagelneue“?

Wie viele „nutzvolle und wichtige“

Bücher warf Mister Ti weg, als ich ihn endlich während der Renovierung dazu brachte!

Die Gardinen! Alte, nach Mutters Art, mit einfachem Muster. Schwere, selbst genähte. Bis ich alles nach und nach austauschte…

Aber im Flur… Da muss ich noch an Mister Ti arbeiten. Diese alte selbst gebastelte Garderobe ist nicht das Beste. Wenn man noch die verschiedensten Bodenbeläge in jedem Zimmer bedenkt (wer sich das ausgedacht hat, muss ein Strolch sein) und den großen unnützlichen Schrank des Flurs entlang betrachtet, dem wird es schlecht.

Wir haben keinen Spiegel in Flur. Ich schäme mich, es zuzugeben, dass ich seit 1,5 Jahren keine Möglichkeit habe, vorm Hausverlassen mich komplett im Spiegel zu betrachten. Für eine Frau ist es die Hölle. Ich weiß nie, ob die Hose eine Falte oder einen Fleck hat, ob die Bluse richtig sitzt und überall passt.

Mein größter Fehler ist, ich fing von Anfang an zu dienen und hatte kein Gefühl, hier die Frau zu sein. Jeden Wunsch erfüllte ich den anderen. Und gab mich ab mit Papas unwürdigen Scherzen wegen seinem unappetitlichen Aussehen und meinem Bemühen, etwas dran zu verändern.

Und unsere obere Etage ist immer noch

voll mit Dosen und Kartons mit Kilos von Legosteinen, Armeen von Pferden, Männchen, Köpfen mit und ohne Hüte, weil Mister Ti keine Zeit fand, alles in die Schräge zu legen. Endlich trug Papa den blöden alten Teppich vom Balkon zum Sperrmüll runter.

Ab und zu übernimmt er das Spülen. Aber da soll ich lieber weg gehen. Beide Spülbecken randvoll mit Wasser, überall auf dem Fußboden das Wasser. Er kennt es nicht anders. Was er mit Unmengen vom Wasser tut, tu ich mit wenig Wasser und dabei ärgere ich mich nicht.

Mir tut es Leid, Kleines, dass ich mein Tagebuch mit solchen Sachen fülle, denn

es ist für dich vorbestimmt und hier soll über dich geschrieben werden. Vielleicht werde ich es dir überhaupt nicht zu lesen geben… Ich möchte, dass du kein falsches Bild vom Papa hast. Er liebt uns beide sehr, nur dass die Liebe auch Anerkennung, Verehrung und Hilfe bedeutet, das hat er womöglich in seiner Familie nicht gelernt. Kein Respekt.

Nun bleibe ich als Leidende zurück.

Mein Schatz, wenn du einen Mann triffst, glaube nicht den Worten, den Augen. Prüfe alles ganz gut. Ich wünsche dir nicht, dass du und dein Mann zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett geht, wie es bei uns der Fall ist. Ich wünsche, dass er dich in vielen

Situationen vertreten kann: als Hausmann, Vater, Verteidiger. Ich wünsche dir einen Mann mit sanftem Charakter, der weise genug ist, dich glücklich zu machen und keine blöden oder beleidigenden Worte in deine Richtung abgibt. Ich wünsche, dass ihr Hand in Hand an allem arbeitet, was euch gut tut. Dass du eine verständnisvolle Schwiegermutter bekommst, die nicht nur sagt, dass sie dich liebt, sondern auch dich in Ruhe lässt und es erlaubt, eigene Meinung zu haben, ohne dass du dich für jeden Schritt rechtfertigst oder immer kritisiert und missverstanden wirst.

Wenn du mich jetzt weinen siehst, mache

dir keine Sorgen. Das Weinen befreit. Ich werde morgen Baldriantropfen einnehmen. Die Nacht ist jetzt sowieso vorbei. Kurz nach 5 Uhr.

Und was wichtig ist bleibe du selbst, erlaube niemandem dich so zu gestalten, was den anderen lieber und bequemer wäre, was du nicht willst. Hab eigene Vorstellung von allem und weiß, dies zu verteidigen. Prüfe alles gut. Sei nicht zu naiv. Behalte den Glauben!

Was ich Papa übel nehme: er hat keine Disziplin. Noch vor deiner Geburt kauften wir Stange für den Himmel über dem Bettchen. Ich gab mir Mühe, kreative Vorhänge zu gestalten. Und… Es

liegt alles da. Vorhänge wurden niemals aufgehängt. Das bedauere ich sehr. Alles zur richtigen Zeit. Und du bist schon 5 Monate alt.

Du wäschst, und schon vor 2 Monaten besorgte Papa die neue Platte für den Wickeltisch im Bad, der selbst gemachte Tisch, der in der Schräge steht. Von der alten Platte kann ich nur die Hälfte richtig nutzen, dort, wo die Schräge es erlaubt. Du strampelst stark, hängst über die Kante, dass ich Angst habe, du könntest runter stürzen. Aber die neue Platte fertig anzumalen und aufzulegen, dafür hat Papa keine Zeit. Das ist unordentlich. Für Computerspiele hat er immer Zeit.

Es ist hell geworden, Putzelchen. Ich gehe ins Bett, denn bald wirst du wach.

5.53 Uhr. Ich bin unzufrieden mit dem Leben. Leider überträgt sich diese Unzufriedenheit ganz auf dich. Wenn du Schmerz hast, werde ich schnell wütend, denn bis jetzt war ich immer alleine gelassen mit meinen Problemen. Ich nehme es Papa die erste Nacht zu Hause übel, sowie fast jede weitere, weil er mich mit dir immer allein ließ. Jetzt frage ich mich, ob es sich lohnt, weiter zusammen zu bleiben.

Ich kann und werde anders sein, ich habe es satt, zu schweigen. Ich werde die „böse“ Schwiegertochter und Frau, aber ich werde wenigstens ich selbst.

Wenn die beiden (Hermine und Mister Ti) nur den Kater und sich selbst kennen, so werde ich für mich so anstellen, dass es mir nur um dein und mein Wohl gehen wird. Bin gespannt, wer als erster aufgibt. Aber es steht einem schon bis zu dem Hals, wenn keine Hilfe da ist, und an allem, was ich sage, gezweifelt wird, man mich keineswegs respektiert und ich werde nicht ernst genommen. Oh, wenn ich ausraste, wird sie was erleben! Samt meinem Mann.

Heute möchte ich deinen Tagesablauf aufschreiben. Wenn er von dem gewöhnlichen abweicht, werde ich einen

ungefähren Tagesablauf von dir zusammenstellen, so wie du ihn am meisten hast.

Also, fangen wir mit 19 Uhr an.

19 Uhr Stillen. Dann warst du unruhig und bald drauf schläfrig. Dann trug dich Papa herum, etwas Muttermilch. Erst im Bett stillte ich dich im Liegen richtig und hoffte, dass du dich zum Bäuern schon bald selbst meldest. 

4 Uhr Stillen. Wachen bis 5 Uhr. Stillen immer wieder. Unruhe im Körper. Stuhlgang.

Ab 5 Uhr Schlaf. 7.40 Uhr Windeln. 8 Uhr Stillen. Normalerweise schläfst du nach einer Stunde wieder weiter. So wie Gestern, bei insgesamt 4 Schlafzeiten

oder ab und zu bei nur 3 Schlafzeiten am Tag.

Wenn du müde bist, wiegst du dich selbst mit dem Quietschen und Singen in den Schlaf. Irgendwann mal werden deine Augen schwer, oder vorher dein Blick erstarrt, du bewegst Arme und Beine nicht mehr, schließt die Augen, und schwupp schon schläfst du.

Auch Gähnen kannst du schon gut.

9.50 Uhr, nach mehrmaligem Stillen kam der Schlaf.

Du bist drollig: Wenn du Hunger hast, machst du deinen Mund schnell auf und zu (schmatz) wie ein Frosch.

Bis 11.50 Uhr Schlaf. Windel, etwas Stillen.

Windel und Stillen um 13 Uhr.

13.30 14.30 Uhr Schlaf.

14.40 15.40 Uhr Aufenthalt draußen.

16 Uhr Stillen.

Seitdem bist du zunehmend unruhig, zeigst durch das klägliche Weinen, dass du schlafen möchtest. Aber beim Trinken streckst du dich nach hinten. Jede Windel beinhaltet Stuhlgang.

Zwischen 17 und 18 Uhr permanente kleine Mahlzeiten (Stillen).

Gegen 18.30 Uhr Schlaf. Aber als ich dich hinlegen wollte, wurdest du sofort gestört und schreist. So trug ich dich noch eine Weile herum und stillte. Das ist das vorletzte Stillen bevor du schlafen gehst.

Ich weiche die Baumwollwindeln über Nacht mit Seife ein. Der Dreck geht dann bei der Handwäsche leichter ab. Jetzt liegen alle Windeln immer frisch in der Windelkommode, keine landet im Wäschekorb, wie es früher war. Das Gleiche für die Einlagen (ich nehme zu Zeit Gästetücher dafür). Vor kurzem gab es viele benutze Windeln, ich wusch alles gleich, aber keine Windel war richtig trocken, und ich suchte nach einem Ersatz.

Die Nacht war hektisch, aber erholsam. Mit 4 oder 5 Unterbrechungen konnten wir fast 11 Stunden lang schlafen.

Einige Eindrücke nach der Opas Geburtstagsfeier:

Meine Nichten:  Das ist das süßestes Baby, die wir kennen. Mit Rebecca wollen wir gern kuscheln.

Tante und Onkel: Du hast einen liebenden Mann. Und die Kleine ist fantastisch.

Oma Hermine über meine Nichten: Sie sind intelligente und gute Menschen. Die Tante ist wunderschön.

Tante und Onkel über mich:  Du bist sehr schön geworden. Heirat hat dir in jeder Hinsicht gut getan.

Andere Tante und Onkel würden dich am liebsten immer herum tragen.

Wir aßen mit Papa auf dem Balkon. Danach räumte er auf. Es wird frisch. Es war angenehm warm heute: +24 Grad. Das ist gut. Ich zog kurze weiß -blau gestreifte Hose und neues gestreiftes Hemd vom Roten Kreuz an. Ich sah gut aus. Ich habe viele Sachen beim Roten Kreuz (Kleiderkammer) gekauft, es ist aus der zweiten Hand, manches aber neu und immer sehr günstig. Bevor ich etwas anziehe, auch neu aus dem Geschäft, wasche ich es vor, wenigstens mit der Hand und erst dann ziehe ich es an. Ich kann mich noch daran erinnern, wie gut ich in der Stadt vor zwei Wochen aussah. Ein Rock und Pullover, ebenfalls von der

Kleiderkammer, und der rote Gürtel vom Rock über dem Pullover. Toll!

Ich habe grade jetzt viel Spaß an Sachen, die ich früher nicht trug. Vorhin war ich mehr für Uno und Jeans. Oberteile eng und mit einfachem Schnitt (Sack). Nach der Geburt möchte ich etwas Besonderes tragen. Jeans mag ich, aber es gibt so viele andere Sachen zum Anziehen, die ich als junge Frau tragen kann. Auch die Ausschnitte werden tiefer.

Pullis um die Brust zu betonen, schöne Ärmel ¾ Länge, etwas ausgestellt. Röcke wurden kürzer: von bodenlangen auf etwas unter dem Knie. Vor kurzem kaufte ich mir einen Minirock in braun.

Schon drei Stunden lang schläfst du, Rebecca. Ich könnte bügeln, aber grade jetzt möchte ich in Ruhe weiter schreiben. Es liegen einige Sachen auf der Nähmaschine, die kürzer oder weiter gemacht werden sollen. Meine CDs sind aussortiert, die besten sind im Flechtkorb mit seidigem Futter. Ich dachte früher, ich werde deine Sachen hinein legen. Aber bequem war das nicht: beim Windeln sollte ich mich immer hinknien.

Wenn ich auf die Mode für mich zurückkomme, stelle ich fest: Ich zog mich früher wie ein Teenager an oder wie ein Mensch, der meint, noch viel Zeit (für die besten Sachen) vor sich zu

haben.

Man soll aber jetzt leben. Das heißt aber nicht, man soll niemals an die Zukunft denken. Doch! Aber man soll mit dem Leben vernünftig umgehen: Lieben, Weinen, Verändern, Wissen jetzt oder nie! Es wird sonst spät. Zu spät.

Ich las irgendwo „Später heißt nie“. Später ist eine Form von „niemals“. Alles Wichtige muss gleich gemacht und gesagt werden. Schade, dass so vieles hinterher bedauert wird, weil es nicht zu erfüllen ist. Sag mir jetzt, dass du mich lieb hast, komm zu mir, streichele mich, genieß es, zusammen zu sein. Jetzt.

Das ist kein Abschied, ich möchte nur so

viel, wie es möglich ist, von dir haben und erfahren. Ich möchte niemals leer sein.

Seit frühem Morgen sagst du „Pf“ mit breiten zusammen gepressten Lippen und viel Spucke. Lustig! Total lustig!

Gratuliere! Du bist ganzes halbes Jahr alt, unsere Rebecca.

Ich würde dich am liebsten von Kopf bis Fuß küssen, mich an dich schmiegen, mit dir schmusen. Es ist ein großes Wunder eine Mutter und ein Kind zu sein.

Normalerweise fängt der Tag bei uns so: Aufwachen. Papi spielt mit dir, ich lese

die Zeitung, esse einen Apfel. Dann duscht Papa, isst (oder wir essen zusammen), ich stille dich, und öfters schläfst du dabei ein. Für eine Stunde. Ich gönne mir diese Ruhe.

Gestern war ich länger auf. Erstens, wollte ich dem Papa im Garten helfen. Zweitens, obwohl, es keine Bedeutung für uns hat, wollte ich nebenbei wissen, wer gewonnen hat: Deutschland oder Polen?

Wir aßen Eis nach 22 Uhr. Es war angenehm.

Ich brachte dich nach 20 Uhr ins Bett. Es gibt immer einen großen Kampf vorm

Schlafengehen. Zuerst Windelwechsel, dann das Stillen im Liegen mit häufigen Unterbrechungen. Und gegen 3.30 Uhr wurdest du für 1,5 Stunden wach. Meine Nase war komplett zu (Allergie), und ich schlief mit geöffnetem Mund, was ich aus der Not heraus lernte.

Vorm Schlafengehen beobachtete ich, wie du gegen der zur Wurst gedrehten Decke am Rande des Bettes (zur deinen Sicherheit!) dich bewegtest. Und dabei dachte ich: Das ist ein Symbol für die Kindererziehung. Du versuchst ununterbrochen an die Grenzen zu gehen, wir halten dich auf, schützen und erziehen. Aber du willst es trotzdem ausprobieren.

Wir machten schon vier Anläufe mit Stillen, um dich zu Mittag ins Bett zu legen. Du saugst die Milch, drehst dich aber weg. Beim Stillen halte ich dich mit beiden Händen. Eine ist um den Arm, deinen Kopf und der Schulter herum, bis Po, eine zweite hält dein Bein, damit du dich nicht weg drehst. Dabei bewegst du dich wie Perpetuum Mobile. Oh, ich weiß, dass es existiert. Das bist du!

Du siehst aus wie ein Äffchen, so lustig bist du. Wenn ich dir noch ein Kleidchen anziehe, siehst du noch lustiger aus. Du hast viele ganz silbrige Haare. Das sieht auch lustig aus. Und wenn du an der Brust trinkst, versteckst du dein Gesicht hinter deiner Hand oder

hinter meinem hochgeschobenen T-Shirt, als ob du dich genierst.

Dieser Tag ist eine pure Strapaze!

Ich wollte so sehr einen ruhigen Tag verbringen. Ich bin langsam rausgegangen, stellte mir nur zwei Aufgaben auf: Die Bücher zur Bibliothek zu bringen und die „Apotheken Umschau“ zu besorgen. Dann war ich kurz bei „C & A“, kaufte ein süßes hellblaues Mützchen, beim Bäcker holte ich einen Wurzelsepp und war gegen 12 Uhr bei Papa an der Arbeit. Wir aßen zusammen, ich nahm einen großen Lachssalat und da du nur auf meinem Arm sitzen wolltest, nahm ich dich hoch

und aß „mit Hindernissen“. Als Folge hatte ich eine Menge fette Flecken auf meinem Sommermantel. Und du wolltest essen. Nach dem Stillen schliefst du nur 30 Minuten lang. Dann fuhr uns Papa zum nächsten Termin. Dort versammelte sich die Gruppe „Die soziale Stadt“ und ich wollte mein Projekt „Deutsch für den Führerschein“ für die Planung anbieten.

Zuerst warst du, Rebecca, ruhig. Mein Fehler war es, dass ich dich vor Beginn der Veranstaltung hoch nahm. Hätte ich dich im Kinderwagen gelassen… Nach einer halben Stunde wolltest du essen, plappertest, wursteltest…

Also, drei Male stillte ich dich innerhalb

von 2,5 Stunden, musste ins andere Zimmer gehen. Und ohne Ende plappertest du. Da kriegte ich nicht viel mit.

Zum Glück war Margarita da. Vielleicht wird es etwas mit einem Kindergartenprojekt. Sie suchen eine zweisprachige Mikroprojektleiterin.

Ich bin temperamentvoll, vieles spielt sich in meinem Inneren ab. Aber so manches Mal, wenn ich es dürfte, hätte ich dich gern etwas kräftiger genommen oder dir eine verpasst. Ich vergesse, wie teuer,  wie klein und intelligent du bist. Verzeih mir.

Ich vermute, ich bin auf dem Weg,

durchzudrehen…

Ich wollte am liebsten aus dem Hause weg laufen und nie mehr kommen… Ich trennte ein Markenzeichen vom Ärmchen deines T- Shirts, das dich gekratzt hat, und machte dabei ein Loch. Das T- Shirt war neu, ein Geschenk. Schnell griff ich nach einer Schere und zerschnitt das Stück in kleine Tücher. Damit putzte ich dich später ab.

Ich nahm früh morgen 10 Tropfen Baldrian.

Du schreist so laut und lang! Das nervt mich, ich bin hilflos, möchte weg gehen. Ich bin nicht reif, ein Kind zu erziehen.

Jetzt, nachdem alles vorbei ist und du schläfst, beschloss ich:

Und als ich Psalmen Davids aufschlug, las ich den Psalm 39: Ich habe mir vorgenommen; ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen...

Mein Problem ist auch die Zeit: was und zur welchen Zeit zu tun ist. Wenn ich dich spazieren fahre, möchte ich, dass du schnell schläfst, dass ich mein (Lehr)Buch weiter lesen kann. Das ist nicht richtig. Ich erziehe eine Tochter und bin kein Lektor bei einem Verlag.

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ZhannaJoMo

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exguesi Tolles Buch. Ich bin auch Christin. Auch die Schilderung deiner Träume ist spannend .
Vor langer Zeit - Antworten
ZhannaJoMo Danke schön. Ich lese jetzt das Buch durch (in gedruckter Form) und finde wieder kleine Fehler. Deutsch ist nämlich nicht meine Muttersprache. Ich freue mich, wenn Du etwas neues in meinem Tagebuch für Dich findest. Danke.
Vor langer Zeit - Antworten
exguesi nun ja, ich bin noch weit von einer Mutterschaft entfernt. Aber spannend ist es trotzdem. Bist du denn chinesisch oder etwas ähnliches? ;)
Ich habe kaum Schreibfehler gefunden und die wenigen überliest man gut ;)
Vor langer Zeit - Antworten
ZhannaJoMo Ich bin tatsächlich an der Grenze zu China geboren, aber noch in Russland. Und Mo ist der Anfang meines Mädchennamens. Ich danke Dir, dass Du so gut zu mir bist.
Vor langer Zeit - Antworten
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