Maltibl-Tschoiss
Um Himmels Willen!!!! Was ist denn nur los mit mir? Dieses Studium versaut mir meine Kreativität. Zum schreiben komme ich nur noch, wenn ich muss. Wenn mal wieder eine Hausarbeit fällig ist, oder eine Literaturkritik.
Wo sind die Tage hin, an denen ich zum reinen Vergnügen in die Tasten meines Laptops gehauen habe?
Wo sind die fremden Königreiche, die verfeindet aufs Bitterste, Kriege von historischen Ausmaßen führen?
Die Väter, schwer geplagt vom Schicksal
und gebeutelt vom Leben selbst, dennoch standhaft bleibend, ihre Kinder mit aller Liebe versorgen?
Die Diebe, Könige, Kapitäne vergangener Tage?
Wo sind sie hin, die Momente der Ruhe, in denen leise, ja, fast zärtlich Gedichte ihre Reime weben? Kurzgeschichten sich erheben und Romane stolz ihr Antlitz der Sonne zuwenden, bereit, mit den fantastischsten Geschichten gefüllt, auszufliegen, nur darauf wartend gelesen zu
werden?
Diese Inseln der Ruhe, dieses Land der Ideen, dieser Kontinent der Kreativität – Wo ist es nur hin?
Gewichen ist es, nicht freiwillig, aber dennoch aus freien Stücken. Gewichen für empirische Studien, Zulassungsklausuren, Multiple – Choice Aufgaben....
Multiple Choice, wenn ich das schon höre: Maltibl Tschoiss, Maltibl Tschoiss!!! Diese eitrig, madig gefüllte Pestilenzbeule von belanglosen
Auswendigkeiten. Das stupide Erbrechen von angeblich Gelernten,
diese Widerwärtigkeit, die gleich einer schleimig schmierigen freikörperkulturfrönenden Schnecke ihre von ätzender Säure durchzogenen Kreise zieht.
Eine Erleichterung für den Dozent soll es sein, jenes nach Schwefel stinkende Teufelswerk.
Das ich weine, ist der grausige Beweis meiner Abneigung gegen diese frei erwirkte miasmatische Dunkelheit die mir, bei aller Stille die mich umgibt, Hohn lacht.
Ich sehne mich nach der alten Tage Glanz. Der unbändigen Fantasie, ach nein, ich muss eine empirische Forschung beschreiben...