Jeff Es war dunkel. Ich hörte ein metallisches Rascheln. Die Nadeln waren in ständiger Bewegung, da ich die wenigen Zentimeter Bewegungsfreiheit nutzte, um meine Muskulatur vor einem Krampf zu schützen. Würde ich jetzt einen kriegen würde ich wieder mal eine Giftnadel abbekommen. Ich weis nicht wie lange ich jetzt schon hier drin war, aber es war lange. Besuch hatte ich keinen bekommen, selbst Nawx war nicht mehr aufgetaucht. Alles ist still
gewesen, nie hatte ich irgendein Geräusch vernommen. Vollkommene Isolation. Zu meinem Leidwesen habe ich aber auch einige Zeit im Fieberwahn verbracht. Das Gift der Nadeln ist zwar gering dosiert, denoch hat es ausgereicht mich außer Gefecht zu setzen. Die haben sich wirklich was einfallen lassen. Aber nicht alle Nadeln hatten den Zweck mich zu vergiften. Zwei Mal am Tag bekam ich über eine Nadel Essen und Trinken. Meist war es nur irgendwas geschmackloses, was aber Satt machte. Zwischendurch bekam ich auch mal was mit Geschmack, jedoch konnte ich ihn nicht zu ordnen. Ob Nawx bereits die Macht an sich gerissen
hat? Und was haben die Phantome gemacht? Haben sie bereits ihren Zug gemacht? Und was war mit Tessia? War sie noch am Leben? Ging es ihr gut? Verdammt ich muss hier raus. Aber wie? Ich werde hier noch nicht mal rausgeholt wenn ich stark vergiftet wäre. Und bewegen kann ich mich auch kaum. Zudem hing ich über einem Abgrund, der direkt ins All führte. Einmal hat man mich zum Test, kann auch Spaß gewesen sein, fallen lassen. Nicht tief, denke ich. Trotzdem, das Gefühl so ausgeliefert zu sein gefällt mir nicht. Ob der Datentransfer geklappt hat? Mein Schiff war ja ziemlich angeschlagen. Drei bis vier
Monate hatte Ray gesagt. Ob er mich sucht? Die Nadeln zitterten leicht. Das war ungewöhnlich, das taten sie sonst nie. Dann schossen sie alle auf einmal auf mich zu und blieben nur wenige Milimeter vor mir wieder stehen. Was zur Hölle war jetzt schon wieder? Erlauben die sich wieder einen Spaß mit mir? Ich konnte noch nicht mal schlucken ohne das ich eine Nadel berührt hätte. Ich hab mich zwar langsam an das Gift gewöhnt, aber trotzdem vermeide ich die Nadeln lieber. Ein weiteres Zittern. Was passiert da draußen? Ich rüttelte leicht an meinen Fesseln. Merkwürdig, die Nadeln bewegen sich ja gar nicht.
Normalerweise sollten die mir doch entgegen kommen. Ich rüttelte etwas mehr an meiner Fessel. Bei ihr tut sich natürlich nichts. Ich schloss die Augen und wartete. Ist ja nicht so das draußen gerade eine Revolte stattfindet. Wäre aber mal interessant. Ich hörte ein Rascheln. Als ich die Augen wieder aufmachte sah ich, wie die Nadeln sich bewegten. Sie sahen aus als wenn ein Luftzug sie in Bewegung gesetzt hätte. Leicht schwangen sie umher und wenn sie sich berührten hörte sich das an wie kleine Glöckchen. Ok, irgendwas passierte da draußen. Dann geschah etwas womit ich nicht gerechnet hätte. Die Nadeln gingen erst in ihre
Ursprungsposition zurück, dann fuhren sie in einer Spirale weiter zurück. Licht. Ich schloss die Augen, weil sie wegen des Licht schmerzten. Wie lange ist es her das ich Licht gesehen hatte? Mussten es dann gleich Scheinwerfer sein die mich anleuchteten? Die Spiralbewegung wurde schneller und immer mehr Nadel zogen sich zurück. Langsam öffnete ich die Augen. Es war zwar nicht angenehm, aber es ging. Der Raum war riesig, wahrscheinlich ist das mal ein Hangar gewesen. Als ich nach unten schaute sah ich das All. Über mir verlor sich der Raum in schwärze. Vor mir war ein Steg, auf den ich nun zuschwebte. Irgendwer holt mich
anscheinend gerade raus. Oder es kommen gleich Soldaten rein und verlegen mich in einen anderen Hochsicherheitstrakt. Würde mich nicht wundern. Als ich über den Steg war lösten sich die Fesseln und ich fiel herab. Eigentlich wollte ich auf den Füßen landen, doch als ich aufkam knickte ich ein und fiel vorne über auf den Boden. Verdammt, hab ich vergessen wie man steht? Meine Beine waren es wohl einfach nicht mehr gewöhnt mein Gewicht zu tragen. Ich wollte mich hochstemmen aber meine Arme versagten ebenfalls ihren Dienst. So lag ich nun auf dem Boden und schaute in Richtung der Tür. Minuten
vergingen, falls sich mein Zeitgefühl nicht auch verabschiedet hat, bis die Tür aufging. Ich sah nur ein paar Stiefel, die den Raum betraten. "Mein Gott, siehst du jämmerlich aus. Aber deine Kleidung gefällt mir, die Farbe passt zu dir. Schwarz." "Mhm." "Mehr fällt dir nicht ein? Mhm? Ich glaub ich lass dich doch hier liegen." "Wie lange bin ich schon hier? Und Danke fürs rausholen." "Dreieinhalb Monate warst du hier drin." "Dann verzeih mir meine unbedachte Wortwahl, aber wenn du mehr wie drei Monate in dieser Zelle gewesen wärst hättest du wahrscheinlich genauso geantwortet." "Das mag sein, aber ich lass mich ja auch nicht
einfangen. " Mir wurde unter die Arme gegriffen damit ich aufstehen konnte. "Bist du schwerer geworden?" "Nein, ich hing so vor mich rum und kann im Moment nicht stehen." Ich schaute zur Seite und sah eine blaue Haarmähne, die ein kleines, rundes Gesicht mit Stupsnase umrahmte. Kastanienbraune Augen schauten mich fragend an. "Schön dich zu sehen Prometeus. Oder sollte ich sagen Isabella Narrus?" Sie wurde leicht rot. "Du erinnerst dich noch an mich?" "Wie könnte ich die Nichte von Francis vergessen? Schließlich hast du mir mehr als einmal aus der Patsche geholfen." Isbella Narrus, alias Prometeus, war die Nichte
von Francis, meinem Retter und Ausbilder. Sie war ein Jahr jünger wie ich, aber fast einen Kopf größer. Ich hatte sie früher während meiner Ausbildung ein zwei mal gesehen, dann hatten wir uns aus den Augen verloren. Durch Tessia hatte ich sie unter den Namen Prometeus kennen gelernt. Natürlich hatte ich sie nicht gleich erkannt, früher hatte sie blode Haare gehabt. Erst als sie sich vorgestellt hat hab ich sie wiedererkannt. Ihr eines Auge schimmerte nämlich, weswegen weis ich nicht, aber vergessen hatte ich es nicht. Sie ist wie Tessia eine der Schwestern. "Was ist dir lieber? Prometeus oder Isabell?" "Prometeus. So
nennen mich fast alle." Sie lächelte. "Wie hast du mich gefunden?" "Ich habe einen Tipp bekommen. Ich kann dir aber nicht sagen von wem, ich weis es nicht. Und da du nicht auf unserer Schwarzen Liste stehst habe ich ein paar Schiffe zusammen gesucht und habe mich auf den Weg hierher gemacht. Schließlich bist du ein Freund der Schwestern." "Freut mich zu hören das ich nicht nur Feinde hab. Weist du schon das mit Tessia?" "Ja. Wir haben ein Datenpacket erhalten wo alles drin enthalten war. Konntest du nichts unternehmen?" "Ich war dabei. Aber mein Schiff ist schon beschädigt gewesen und selbst wenn es im besten
Zustand gewesen wäre, es hätte nicht gereicht. Ich habe noch nicht mal Schaden angerichtet." "Das tut mir leid. Was ist mit deinem Schiff?" "Ich habs in die Sonne geschickt. Reparieren konnte ich es nicht mehr. Aber ich habe die Daten gerettet." Betroffen schaute sie zu Boden. "Kopf hoch, ist nicht deine Schuld. Jetzt sollten wir erst mal hier raus." "Erst mal solltest du dir was vernünftiges anziehen. Oder willst du Tessia im Kittel retten?" "Du hast nicht zufällig was passendes?" "Woher wusste ich das bloß?" Sie grinste und hielt mir einen Rucksack hin. "Ich schau auch nicht hin." Ich musste lachen. Im Rucksack befand sich eine Hose, Schuhe,
ein Hemd und ein Mantel. Als ich mich fertig angezogen hatte drehte ich mich wieder um. "Fertig. Können wir dann?" "Sicher, aber wie willst du dich verteidigen?" "Das lass mal mein Problem sein." Sie zuckte mit den Schultern und wir gingen den Gang hinunter. "Wo ist dein Schiff?" "An einer Andockschleuse. Wir haben ein bisschen Weg vor uns. Wir befinden uns hier fast im Zentrum der Anlage." Na super. Nun darf ich auch noch durch die ganze Alnage laufen. Überall brannten kleine Feuer und Löcher waren in den Wänden. "Hast du ein Armee mitgebracht?" "Sonst wäre ich nicht zu dir durch gekommen. Die haben hier
selber auch eine kleine Privatarmee drin." Zwei Soldaten kamen um die Ecke gelaufen. Ich reagierte sofort und sprang den ersten an. Jedoch fing er mich einfach auf. Ich werde ja gerade erst richt wach, da war was. Da er mich in der Luft hielt zog ich einfach mein Knie an und trat ihm damit unter das Kinn. Wir fielen beide nach hinten und ich griff nach seiner Pistole. Dann rollte ich über ihn und schoss auf den zweiten Soldaten. Er fiel augenblicklich um. Der andere wollte sich auf mich stürzen, fiel jedoch um bevor ich auf ihn schießen konnte. Isabell hatte abgedrückt. Ich streckte die Arme aus. "Warum? Ich hatte ihn doch." "Denkst
du ich überlass dir den ganzen Spaß?" Ein Schatten stand hinter ihr. Ich hob die Pistole und schoss. Sie zuckte zur Seite. "Danke." "Kein Ding. Wir sollten weiter." Wir durchquerten einige weitere Gänge die ähnlich aussahen wie der erste. Langsam konnte ich mich besser bewegen. "Warte." "Was ist?" Ich schaute sie fragend an. "Irgendwas stimmt hier nicht. Laufen wir im Kreis? Ich hab das Gefühl wir waren hier schon mal." "Das haben wir gleich." Ich stellte die Pistole auf Dauerfeuer, richtete sie auf eine Wand und schoss. Langsam wurde die Wajd dunkelrot, dann immer heller. Ich zog mit der Pistole einen Kreis und schoss zum
Schluss ein paar mal in die Mitte. "Hilf mir mal. Wir müssen hier gegentreten." Ich zeigte auf zwei Stellen in dem Kreis. "Gut. Auf drei. Eins, zwei,..." "Drei." Wir traten gegen den Kreis welcher nach innen fiel. "Darf ich bitten?" "Zu freundlich." Sie ging als erste durch und sicherte ab. Als ich durchstieg kamen Soldaten um die Ecke und eröffneten das Feuer. "Lauf. Schnell." Wir liefen durch die Nebengänge und wichen dem Feindfeuer aus. Dann kamen wir in eine große Halle. Hier kämften zwei Fraktionen um die Andockschleuse. Isabells Leute verteidigten die Schleuse, die Soldaten wollten sie einnehmen. "Gespart hast du
ja nicht." "Du färbst ab, ich mag große Auftritte." "Dann wollen wir die mal aufmischen. Siehst du die Tanks dort hinten?" Ich zeigte auf ein paar Plasmatanks. "Mhm." "Die werden eine hübsche Ablenkung abgeben. Warn aber deine Leute vor. Ich weis nicht wie stark die Explosion ist." "Geht klar." Sie ging ein paar Schritte weiter und hielt sich einen Finger ans Ohr. Ich schaute in den Gang zurück. Keiner kam. "Ok sie sind informiert. Wenn sie einen Schuss sehen gehen sie in Deckung." "Dann mach dich mal bereit." Wir gingen ein paar Schritte weiter und legten an. "Jetzt." Wir feuerten auf die Plasmatanks. Isabells
Truppen gingen in Deckung und liesen verdutzte Soldaten zurück. Dann explodierten die Tanks und tauchten das Schlachtfeld in ein Meer auf Flammen. Wir hörten Schreie. Markerschütternde Schreie. Plasmaverbrennungem sind sehr schmerzhaft und meist nie zu heilen. Dann erloschen die Flammen und Rauch stieg auf. "Lass uns runtergehen. Ich denke das wars." Stumm folgte sie mir die nahe Treppe hinunter. Überall lagen verbrannte Leichen und sich vor Schmerzen windende Soldaten. "Lass uns ihnen die Schmerzen nehmen." Wer sich noch bewegte wurde von uns erschossen. Das erspart ihnen die Qualen, falls sie den
Tag überstehen sollten. Dann gingen wir zu Isabells Truppen. Kaum einer war verletzt worden und wenn dann nur durch Metallsplitter. Einige waren erschossen worden. "Ok Jungs, bringt die Verletzten und Toten zurück auf das Schiff. Ihr drei bleibt mit mir hier und sichert den Abtransport. Jeff ich kann nicht für dich sprechen, aber..." "Ich sicher mit ab. Ich kenn mich auf deinem Schiff nicht aus und würde nur im Weg stehen." "Gut, dann geh dort hinüber." Ich stellte mich hinter ein paar Kisten und spähte in den Korridor. Ein Schatten kam herangerauscht. "Leute aufpassen. Wir bekommen Besuch." "Ihr habt ihn gehört. Beeilt euch. Der Rest
Verteidigungspositionen einnehmen." Wir verteilten uns und gingen in Deckung. Der Schatten kam ins Licht und entpuppte sich als Mehrzweckpanzer. Mehrere Geschütztürme, ein Schildgenerator, 360° Rundumsicht, 5 Personen Besatzung. Die zehn Meter Stahl parkten sich in der Mitte des Raumes. Dagegen sind wir machtlos. "Schießt auf die roten Punkte. Das sind sozusagen seine Augen. Wir sind in seinem Schild, aber riskiert nichts. Er hat immer noch genügen Feuerkraft um uns einzuäschern." "Schade das die Tanks schon weg sind." "Ja ein paar könnten wir jetzt gebrauchen." Wir
eröffneten das Feuer auf die vielen roten Punkte an der Außenseite des Panzers. "Prometeus, wir sind alle an Bord." "Alles klar. Abmarsch Leute, wir verschwinden." Wir liefen von Deckung zu Deckung. Einer nach dem anderen ging durch Schleuse, dann waren nur noch Isabell und ich übrig. "Geh vor ich geb dir Deckung." Ich lenkte die Aufmerksamkeit auf mich bis sie an der Schleuse war. Dann lief ich los. Die Schnellfeuerwaffen des Panzers zerrissen jede Deckung an der ich vorbei kam. Dann stellten sie das Feuer ein. Ein Surren verriet mir das sie einen Turm auf mich richteten. Vor mir war noch ein Container. Dann bin ich bei der
Schleuse. "Lauf. Ich bin hinter dir." Isabell hatte an der Schleuse auf mich gewartet und rannte nun die Schleuse runter. Verdammt das wird knapp. Ein Knall. Ich zog den Kopf ein und wartete. Dann explodierte der Container. Ich ging auf die Knie und rutschte unter der Explosion hindurch. Dann stand ich wieder auf und rannte durch die Schleuse. "Komm schon, wir fliegen ab." Der Gang knarrte bedrohlich. Anscheinend entfernt sich das Schiff bereits. Ungeduldig wie immer. Ich sprang durch die zweite Schleuse und war auf dem Schiff. "Hast ja ganz schön lange gebraucht." "Gönn mir etwas Schlaf und ich bin wieder fit.
Dann lauf ich dir wieder davon." "Abflug!" Ein Knacken ertönte, dann setzten wir uns in Bewegung. Ich lehnte mich an die Schleusenwand. Dreieinhalb Monate. Ich lag ja fast richtig. Tessia, ich bin unterwegs. Ich lies mich noch auf eine Kabine führen, wo ich mich auf das Bett fallen lies und sofort einschlief. Ein weiches Bett. Wie ich das vermisst habe.