Storybattle 29
Die Vorgaben:
Tauben
Rute
Stricknadel
Wunder
Sterne
verzaubern
Bommel
Sanduhr
Ein Zitat oder Sprichwort passend zur Weihnachtszeit
Sterne verzaubern den klaren Winterabend, bald ist Weihnachten. Draussen liegt Schnee, sehr viel Schnee. Die Vögel sind längst in den Süden geflogen. Zu bemitleiden sind nur die Tauben, die müssen den kalten Winter irgendwie überstehen, fast so wie Liesel.
Liesel fühlt sich einsam, wie jedes Jahr, wenn sich die Adventszeit ankündigt. Jedes Jahr das Gleiche! Das Fest der Liebe verbringt sie einsam und traurig in ihrem Chalet. Es ist zwar wunderbar warm und heimelig in ihren 4 Wänden, aber die Einsamkeit ist furchtbar!
Liesel legt die Stricknadel beiseite und lauscht. Was hört sie da nur?! Ein leises Wimmern, ein Kratzen an der Tür?! Schnell
eilt sie zum Fenster. Sie blickt nach rechts, sie blickt nach links. Nur die Sanduhr, welche Liesel vor Jahren zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen hat, steht da. Am gleichen Ort, wie immer schon. Liesel mag keine Veränderungen, sie ist zu alt dafür.
Wieder das Kratzen. Liesel holt ihre Taschenlampe und geht nach draussen. Ganz mutig schleicht sie sich ums Haus. Was sie jetzt sieht, lässt ihren Blick erstarren! Da steht ein kleines Kätzchen, bis auf die Rippen abgemagert! Liesel ist gewiss kein Tiernarr, aber das kleine Wesen einfach so vor der Türe sitzen lassen?! Nein, so wenig Herz hat sie nun doch nicht. Stattdessen holt sie das Katerchen in die warme Stube und holt Milch
und ein paar Brocken Brot. Alles wird eilig verspeist und bald schon schnurrt das Kätzchen in Liesel's Nähkorb. "Was für eine Schande", denkt sich Liesel. Die Katze liegt schön gemütlich auf einer halbfertigen Mütze und schläft. "Was soll's, ein wenig Gesellschaft kann nicht schaden." Liesel wird auch müde und macht sich auf den Weg ins Bett. Sie schläft sofort ein.
Am nächsten Morgen wird sie von energischen Katzenrufen geweckt. Liesel's Findelkind will Frühstück! So kommt es, dass Liesel immer schön auf Trab gehalten wird. Man glaubt es kaum, aber Liesel verschläft sogar den Nikolaustag. Als kleines Kind bekam sie vom Nikolaus häufig eine Rute, da
sie sich die schönen Verse und Reime nie merken konnte und zudem stotterte. Wenn sie ehrlich ist, mag sie den Nikolaus noch heute nicht.
Sie hat jede Menge zu tun mit ihrem Findelkind, die Zeit vergeht wie im Flug. Bommel, ihr kleiner Bommel wird von Tag zu Tag runder. Er hat eine stattliche Figur angenommen und sein Fell ist wunderbar seidig und weich. Ein Prachtskerl, das muss Liesel sich selber eingestehen.
Der Weihnachtsabend ist da, doch Liesel erwartet keinen Besuch, weshalb auch? Die letzten Jahre hat sie Weihnachten mit ihren Stricknadeln verbracht, langweilig eigentlich.
Liesel sitzt am Fenster, Bommel auf ihrem Schoss und beide träumen vor sich hin. Dann sieht sie weit weg ein Mädchen mit einer Laterne in der Hand. Es sucht etwas, das ist ganz offensichtlich. Das Mädchen weint. Liesel wird traurig, wie kann so ein kleines Mädchen schon so viel Schmerz ertragen? Dann hört Liesel ein scheues, leises "Bärli, wo bist du? Bitte komm zurück."
Auf einmal wird Bommel ungeduldig, er ist ganz aufgeregt. Jetzt dämmert es Liesel... Bommel gehört zu dem Mädchen. Sie öffnet leise die Türe und Bommel rennt um sein Leben. Er steuert schnurstracks auf das Mädchen zu. Das Mädchen hält inne und steht still. Sie streckt ihre Arme aus und empfängt ihren Freund mit offenen Armen.
Die Tränen werden zu Freudentränen! Das ist Liesel's schönstes Weihnachtsgeschenk. Dabei denkt sie sich: "Geben ist seliger denn Nehmen". Sie schliesst die Türe hinter sich zu und widmet sich wieder ihren Stricknadeln. Sie strickt eine Mütze; mit Bommel!