Die Art wie Aileen einen angesehen hatte, wenn man ihr sagte, dass man nun leider gehen müsse, war niedlich und traurig zugleich. Sie hatte immer aufgeblickt, die Hände im Schoß liegend, und dabei seufzend ausgeatmet. Dann hatte sie gelächelt. Ich musste die Szene unzählige Male gesehen haben und es kam mir vor, als ob es immer dieselbe Szene gewesen war, in vielen Variationen, wie bei einem Musiker, der ein und dasselbe Stück auf verschiedene Weise interpretiert, ohne den Kern der Musik zu verfälschen. Aber das war damals. Ich wusste nicht, was Aileen nun machte, wie es ihr ging, oder wie sie einen anschauend würde, wenn man ihr etwas bestimmtes sagte. So viel Zeit war seitdem vergangen; Zeit, in der manche Leute Familien gegründet hatten, Karrieren gehabt hatten oder auch verstorben waren.
Ich war mittlerweile fünfzig und hatte eine Phase erreicht, in der ich hoffnungslos nostalgisch wurde. Alles Vergangene erschien mir nun so viel
bedeutender als die Gegenwart, als würde die Patina der Zeit alles mit einem magischen Schleier überziehen. Vielleicht würde ich in vielen Jahren darauf zurückblicken, wie ich heute Morgen aus dem Haus gegangen war, um im Park spazieren zu gehen. Und ich würde mir denken, wie schön es damals war, als ich mich an diesem sonnigen Tag auf eine Bank gesetzt hatte um ein wenig nachzudenken und das Wetter zu genießen.
Eben kam eine Frau mit ihrem Hund vorbei. Als sie mich da sitzen sah, lächelte sie und wünschte mir einen guten Tag, was ich erwiderte. Sie war etwa in meinem Alter und hatte die Haare zu einem Zopf gebunden.
Auch daran würde ich denken, in der Zukunft. Retrospektiv wird mir das alles sicher lebendiger vorkommen, realer, vielleicht sogar wie eine Prophezeihung. Man weiß ja nie, was noch passieren wird. Vielleicht würde ich die Frau später wieder treffen und es würde der Anfang einer Freundschaft. Oder der Anfang einer
Liebesbeziehung. Dann könnten wir darauf zurückblicken, wie wir uns das erste Mal begegnet waren, damals im Park. Ich würde sicher sagen, dass ihr Lächeln meinen Tag schon bei dieser ersten Begegnung aufgehellt hatte, was nicht wirklich gelogen wäre. Sie würde sagen, dass ich so einsam ausgesehen hätte, wie ich gedankenverloren auf der Bank saß. Dann würden wir darüber lachen und sie würde fragen, ob sie uns einen Tee kochen solle.
Mittlerweile war die Frau mit ihrem Hund verschwunden. Vielleicht war sie auf dem Weg nach Hause, wo ihr Mann und ihre Kinder schon auf sie warteten.
Ich blieb noch eine Weile sitzen und atmete tief durch. Als ich aufstand, dachte ich, dass bei mir zu Hause keine Frau und keine Kinder auf mich warten würden. Nicht einmal ein
Hund.