Fantasy & Horror
Die fünf Nationen - die Prophezeiung (Kap 1 - 4)

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"Eine Prophezeiung erfüllt sich"
Veröffentlicht am 06. Dezember 2013, 52 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^
Eine Prophezeiung erfüllt sich

Die fünf Nationen - die Prophezeiung (Kap 1 - 4)

Die Prophezeiung

Aus strahlendem Sonnenschein wird tieffinstere Nacht

Aus stillem Gewässer werden tobende Wellen der Zerstörung.

Aus einem kleinen Licht wird eine wütende Feuersbrunst.

Die Welt versinkt im Chaos.


Eine Wende der Geschichte.

Alle Hoffnungen ruhen auf einem Kind.

>Prophezeiung des 2. Raja-Yadu im Jahr 43 nach Gründung der 5 großen Nationen<

1: diebisch

Nur noch ein bisschen näher ran. Gleich hätte er es geschafft. Er musste nur noch ein wenig näher an den Stand mit den Äpfeln ran kommen. Unbemerkt natürlich. Die Menschen drängten sich geradezu um das Obst. Es war viel los auf dem Markt von Itori. So wie immer irgendwie. Das war gut für Hiro. Von irgendetwas musste er ja leben. Noch ein kleines Stück und dann hätte er es geschafft. Der Junge beobachtete den Händler, wie er ausgiebig mit einem Kunden im Gespräch vertieft war. Ihn interessierte es wohl gar nicht, dass etwa zehn weitere Personen ebenfalls Obst kaufen wollten. Hiro schlich sich etwas seitlich an. Wie viele Äpfel wollte er denn?

Drei? Vielleicht auch vier oder fünf? Aber so viel konnte er nicht tragen. Also doch nur drei. 


Flink wie er war griff er nach dem ersten Apfel ohne bemerkt zu werden. Diesen steckte er in seinen kleinen Beutel, den er vor einigen Wochen im Müll gefunden hatte. Er schaute noch einmal das Geschehen an, vergewisserte sich, dass ihn niemand beobachtete und schwupp... Der zweite Apfel landete in seiner Tasche. Sie war nicht sehr groß. Wie gesagt, drei Äpfel fanden darin Platz. Schon lange wollte er sich nach einer größeren umschauen. Irgendwie kam er aber nicht dazu. Zur Zeit hatte sein Training oberste Priorität.


Als er nach dem dritten schnappen wollte packte ihn auf einmal jemand am Handgelenk.

"Aaah!!" schrie er bei dem festen Griff auf.

"Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, dass du dich hier nicht mehr blicken lassen sollst!?"

Der Fischhändler vom gegenüberliegenden Stand zerrte ihn ein Stück mit. Wenn sich Hiro aus einer solchen Lage nicht befreien konnte, dann hätte er es nicht verdient an den Hanen-Prüfungen teilzunehmen. Sein Ehrgeiz war gepackt. Er wollte sich nicht schon wieder den Polizisten ausliefern lassen wie beim letzten Mal, als er erwischt wurde.


Mit einem gekonnten Tritt auf den Fuß des

Fischhändlers lies der einen kurzen Schrei los. Der Griff lockerte sich etwas. Das war Hiros Chance. Er befreite sich daraus, schlug noch einmal mit dem Ellenbogen in die Bauchgegend des Händlers, dass dieser sich nicht sofort erholen konnte und dann sprintete er wie ein Weltmeister los. Die Leute gingen ihm weitgehend erschrocken aus dem Weg. Er nahm Kurs auf die Mauer, die sich am Ende des Marktes befand. Sie war etwa 2 Meter hoch. Mit seinen 1,40 Meter musste er sich etwas einfallen lassen. Dann erblickte sein Auge auf der linken Seite einen kleinen Handelskarren, mit dem die Händler ihre Ware auf den Markt brachten. Er sah zwar nicht stabil aus, aber dem Geschrei und dem Gerufe hinter ihm zu urteilen sollte er sich

beeilen. Mit einem Satz sprang er auf den kleinen Holzwagen. Er knackte verdächtig. Nun konnte er das obere Ende der Mauer mit seinen Händen erreichen. Er zog sich hoch und spürte gleichzeitig ein Hand, die ihn noch am Fuß packen wollte. Er blickte auf die andere Seite der Mauer und sah erschrocken, dass sich vor ihm ein mindestens vier Meter tiefer Abgrund befand. Er schaffte es weit genug von seinen Verfolgern weg zu bleiben, dass sie ihn nicht packen konnten. Der Fischhändler versuchte ebenfalls auf den Karren zu steigen, bei ihm aber brach dieser zusammen. Mit lautem Gefluche und einem wohlklingenden Plumps fiel der Händler auf sein Hinterteil. 


Hiro entschloss sich nun auf den Baum zu springen, der in nicht geringem Abstand zur Mauer wuchs. Mit einem großen Satz stieß er sich von den Steinen ab und konnte sich gerade noch an einem Ast festhalten. Knack. Das hörte sich gar nicht gut an. Schnell hangelte er sich weiter Richtung Baumstamm vor und in dem Moment, als der Ast abbrach, war er nahe genug an einem anderen dran, der etwas stabiler aussah. Geschafft. Hiro hörte noch das Getümmel am Markt. Mit beiden Händen zerraufte er sich noch kurz die Haare und merkte dabei, dass er seinen Beutel nicht mehr hatte. "Verdammt. Wo hab ich ihn verloren. Auf der Mauer hatte ich ihn doch noch." murmelte er vor sich hin. Er musste ihm beim Sprung herunter gefallen

sein. Aufmerksam musterte er die Gegend. Zuerst entdeckte er nichts. Dann ging er ein paar Schritte in Richtung der Mauer und entdeckte dort in einem kleinen Gebüsch seine Tasche. Puh. Beide Äpfel waren noch drin. Zwar hatte er es nicht geschafft drei Stück zu ergattern, aber dafür hatte er eine kleine Trainingseinheit hinter sich gebracht.


Während Hiro wieder zurück in den Lichterwald schlenderte träumte er wie so oft von großen Abenteuern. Er träumte von Menschen, die er beschützen konnte, von einer Familie, die sich um ihn sorgte und er träumte davon ein Hanen zu werden. Ein Kämpfer für das Felsenreich Yadu. In Gedanken und Träumen versunken, den Blick

himmelwärts gerichtet und die Wolken beobachtend kehrte er also zurück zu seinem Trainingsplatz. Auf dem Weg dorthin aß er seine beiden sehr hart erkämpften Äpfel. Der Junge kam wie immer auf dem Weg am kleinen See vorbei. Er fragte sich immer zwei Dinge. Zum einen, wenn es einen kleinen See gab, müsste es nicht auch einen großen See geben und zum anderen, warum dieser See nicht großer See hieß, denn er war groß.


Er setzte sich einen Moment ans Ufer. Diese idyllische Ruhe hier. Es kamen kaum Menschen hier vorbei. In den Lichterwald wollte keiner, deshalb war auch Hiro dort. Es wollte keiner mit ihm zu tun haben und aus diesem Grund wollte auch er nichts mit den

anderen zu tun haben. Der Lichterwald, so hieß es immer, sei sehr gefährlich. Im Inneren des Waldes lauerten Ungeheuer und seltsame Wesen. Nichts für unerfahrene Hanen und schon gar nichts für Kinder. Dieser kleine See aber war wunderschön. Im richtigen Licht konnte man sich selbst darin sehen. Hiro blickte ins Wasser und erkannte ein schmales Gesicht. Seine blonden Haare wehten im Wind zur Seite. Im blickten fast ausdruckslose grüne Augen entgegen. Ein kleines Lächeln entstand. Jedes Mal, wenn er sich im See anschauen konnte, dann dachte er darüber nach, wie es wohl sein würde, wenn er groß wäre. Würde er dann nicht mehr diese zerfetzten Klamotten tragen? Musste er dann noch stehlen um sich zu ernähren? Würde er

es schaffen Anerkennung zu bekommen? Würde er vielleicht auch Freunde finden? Er wehrte sich gegen diesen Gedanken. Er war allein. Schon immer gewesen und das würde auch für immer so bleiben. Er war stark, gerade weil er alleine war. Auf niemanden angewiesen. Ein Einzelgänger eben.


"Wann sind wir denn endlich da? Du hast schon vier Mal behauptet es würde sich nur noch um Minuten handeln."

Hiro erschrak. Wer konnte denn das sein? Hier im Wald traute sich doch niemand her. Selbst im ungefährlichen Waldrand war niemand anzutreffen. Zur Sicherheit verschwand er hinter Gestrüpp. Hier sollten sie ihn eigentlich nicht sehen können.

"Ja ja. Es dauert nicht mehr lange. Itori liegt gleich da vorne. Wir sind doch schon in diesem Lichterwald."

"Uns hat auch schon lange nichts mehr angegriffen. Meinst du wir verlassen den Wald schon? Das wäre schade. Die süßen Monsterchen hatten so viel Spaß gemacht."

Der Junge versuchte etwas zu erkennen. Er traute sich aber nicht so sehr. Sie könnten ihn schließlich erkennen, sobald er sich bewegte. Er sah Füße und lange Mäntel. Die Mäntel waren Rot, mit weißen Längsstreifen. Die Oberkörper und die Köpfe waren leider aus Hiros Sicht nicht zu erkennen. Ihrer Unterhaltung nach zu urteilen mussten sie aber ebenfalls Hanen sein. Außerdem mussten sie stark sein.

"Komm jetzt. Wir haben keine Zeit um uns um deine Monster zu kümmern. Auf dem Rückweg kommen wir hier ja noch mal vorbei. Da kannst du dich dann von mir aus austoben."

Es war die tiefere Stimme die er hörte. Er klang irgendwie befehlerisch. War er vielleicht der Anführer der beiden? Jedenfalls gab der andere nach. Er hatte eine etwas höhere Stimme. Nicht so ernst, wie der andere.

"Na gut. Ich komme ja schon. Nur keine Hektik."

Hiro ahnte schlimmes. Seine Nase juckte. Lange konnte er es nicht mehr aushalten. Er musste dringend Niesen. Was war wenn sie ihn entdecken würden? Was waren das für zwei Männer?

Ha... er holte Luft zum Niesen, konnte es sich aber gerade noch so unterdrücken.

Der vermeintliche Anführer der beiden blickte über seine Schulter genau in Hiros Richtung. Das Herz des Jungen schien stehen zu bleiben. Hatte er ihn entdeckt?

"Was ist los Lotogi? Was hast du?"

"Nichts." er drehte sich wieder um. "Gehen wir"

Die beiden verschwanden in Richtung der Felsenstadt.


Wer waren die beiden gewesen? Hiro rätselte noch lange darüber. Was konnten sie nur wollen? Waren sie wegen der Prüfungen hier? Dieser Gedanke erinnerte ihn wieder ans Training. Das hatte er total vergessen. Er

rannte den Rest des Weges zu seinem Trainingsplatz und machte dort den ganzen Nachmittag Wurf und Kampfübungen. Er musste sich schließlich auf eine Prüfung vorbereiten.

2: nervig

Es war überraschend wenig los in der Stadt. Er hasste so etwas. Ihn störten die Blicke, die die Menschen auf ihn warfen. Auch dieses Mal stach er durch seine zerfetzten Klamotten besonders hervor. Er sah, wie eine kleine Familie ihm entgegenkam. Ein kleiner Junge und seine beiden Eltern. Der Junge sah Hiro genau an, dann zeigte er auf ihn und schien seine Mutter etwas zu fragen. Diese wollte aber scheinbar nicht antworten. Also tat es der Vater. Hiro konnte nicht hören, was sie redeten, aber der Vater blickte ihn immer wieder an, während er etwas seinem Sohn zu erklären versuchte. Das Kind schien einfach nur zuzuhören und lies seine Augen stets auf

Hiro ruhen. 

Er konnte solche Situationen einfach nicht leiden. Jedoch hatte er gar keine Zeit sich große Gedanken darum zu machen. Heute war es endlich so weit. Die Prüfungen würden beginnen. Er freute sich schon darauf. Trotzdem war ihm die Nervosität anzusehen. Er Blickte stets zu Boden und war nicht ganz bei der Sache. Er wäre beinahe in die völlig falsche Richtung gelaufen. Er musste zur Agni-Akademie. Dort fanden sie statt. An der Schule für angehende Hanen. Die Schule brachte den Kindern allerhand bei. Darunter auch Lesen und Schreiben. Grundbegriffe für den Kämpfer und verschiedene taktische und strategische Fertigkeiten. Alles was ein Hanen eben so brauchte. Ab und zu hatte er heimlich

gelauscht. Er wollte selbst auch an die Akademie gehen, aber sie hatten ihn nicht gelassen. Es kostete nämlich Geld dort aufgenommen zu werden. Die Prüfungen durfte trotzdem jeder machen. Wer aber auf der Akademie aufgenommen wurde, der hatte deutlich bessere Chancen zu bestehen.


Nun konnte er das Tor sehen. Es war eine kleine Schlange von vier Kindern zu sehen. Hier musste man sich wohl anmelden. Hiro stellte sich hinten an. zuerst bemerkten ihn die anderen gar nicht. Das war ihm eigentlich ganz Recht so. Was interessierten ihn schon Schüler der Akademie. Sie sollten ihn nur in Ruhe lassen. Aber es war unvermeidlich, dass ihn jemand sehen würde.

"Wer bist denn du? Bist du etwa frisch aus der Kanalisation gekommen? Hat dir noch nie jemand gesagt dass du stinkst?"

Wie Hiro das Gerde anderer hasste. Sie hatten doch alle keine Ahnung.

"Halt die Klappe", erwiderte er ziemlich sachlich.

"Hör auf zu reden, dein Mundgeruch ist ja noch schlimmer."

Nun ging er ihm richtig auf die Nerven. Er sah ihm in sein freches Gesicht. Er trug saubere Klamotten und seine kastanienbraunen Haare waren schön säuberlich nach hinten gekämmt. Hiro vermutete, dass das einer von der Akademie war, dessen Eltern zu viel Geld hatten.

"Warum sagst du denn nichts mehr? Erstickst

du etwa in deinem eigenen Gestank?"

Der Schnösel war ihm näher gekommen. Das war ein Fehler. Hiro schlug ihm blitzschnell und hart ins Gesicht, so dass sein Gegenüber völlig überrascht nach hinten viel.

"Stopp! Keine Prügeleien. Sonst werdet ihr beide nicht an den Prüfungen teilnehmen. Habt ihr mich verstanden?"

Es war der Wachposten am Eingang, der nun zu ihnen herübergekommen war. Hiro nickte nur. Der andere sah ihn immer noch verwundert an.

"I- Ich habe d-doch gar nichts getan!"

stotterte er immer noch auf dem Boden liegend. Ein anderer half ihm auf die Beine.

"Komm schon Lucedo. Wir müssen uns jetzt anmelden."


Während sich schon mehr Leute hinter Hiro anstellten hörte er immer wieder Getuschel. Auch das war er gewohnt. Es tuschelten die meisten Leute, wenn er in der Nähe war. Meistens über ihn, so dachte er.

"Nächster."

Hiro nahm es gar nicht wahr.

"Nächster."

Immer noch zeigte Hiro keine Reaktion. Er war in Gedanken versunken und stellte sich vor, wie er es dem Jungen, der offensichtlich Lucedo hieß, heimzahlen konnte. Natürlich hatte er schon einen Schlag ins Gesicht abbekommen, aber er stellte sich einen epischen Kampf vor.

"Hey du mit den blonden Haaren, ich warte

nicht ewig auf dich!"

Nun hatte es Hiro auch begriffen, dass er gemeint war.

"Oh tut mir Leid."

Er drehte sich zu dem kleinen Tisch, hinter dem ein schlanker junger Mann saß. Vor ihm, auf dem Tisch, lag ein Zettel.

"Hier, trag dich ein."

Hiro zögerte kurz.

"Ich kann nicht."

"Wie, du kannst nicht?"

"Ich kann weder Lesen, noch Schreiben."

Der Mann seufzte.

"Na gut. Name?"

"Hiro"

"Alter?"

"Dreizehn"

"Ob du zur Akademie gegangen bist muss ich wahrscheinlich nicht mehr fragen, wenn du nicht Lesen und Schreiben kannst. Oder?"

"Ich war nie auf der Akademie, wenn du das wissen willst."

"Also schön. Hiermit bist du angemeldet. Aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen Junge. Die allerwenigsten, die nicht auf der Akademie waren schaffen die Prüfungen."

"Ich werde sie schaffen", erwiderte Hiro selbstsicher und ging weiter. 


Er wusste eigentlich nicht mal wohin er gehen sollte. Also führten ihn seine Füße einfach mal in Richtung des Hauptgebäudes. Dort fand er ein Schild vor. Er konnte es natürlich nicht lesen, aber der Pfeil zeigte ins Gebäude

hinein. Dort hin wollte er gehen. Hinter einer Tür fand er eine größere Halle vor. Sie hatte eine runde Form und ging abschüssig nach unten. In der Mitte war der tiefste Punkt. Rundherum sah das Ganze nach einer Tribüne aus. Er sah schon viele Kinder, die sich irgendwo hingesetzt hatten. Die aller meisten in Gruppen. Klar, sie kannten sich. Am anderen Ende der Halle entdeckte er auch den ätzenden Typ von vorhin. Dieser schaute ihn kurz an, zeigte kurz auf ihn und redete dann mit seinen Freunden weiter. Hiro selbst setzte sich dort hin, wo die wenigsten anderen waren. Er wollte für sich allein sein.

Im Laufe der Zeit füllte sich die Halle immer mehr. Nur in seine unmittelbare Nähe setzte sich keiner.


"Hi."

Behutsam schaute Hiro nach links. Er sah ein Mädchen, nicht viel älter als er selbst, mit kurzen schwarzen Haaren und einer Art Rüstung aus Leder. So wirklich Rüstung konnte man es nicht nennen, aber es war zumindest etwas ähnliches.

"Bist du alleine hier?"

Sie nervte ihn eigentlich jetzt schon. Aber er lies es sich nicht anmerken und antwortete ganz trocken: "Ja."

"Darf ich mich zu dir setzen?"

Hiro blickte zur Mitte der Halle, wo vermutlich bald die erste Prüfung erklärt würde.

Als er nicht antwortete setzte das Mädchen sich einfach neben ihn.

Es kam Mann mittleren Alters aus einem Gang, der zur Hallenmitte führte. Wahrscheinlich würde es jeden Moment anfangen.

Gerade als das Mädchen ansetzte sich vorzustellen begann der Mann in der Mitte mit sprechen:

"Herzlich Willkommen zu den Hanen-Auswahlprüfungen im Jahr 157 seit Gründung der fünf großen Nationen"

3: bedrohlich

"Wir müssen aufpassen. Uns wurde schon berichtet, dass sich zwei von ihnen hier aufhalten sollen. Sie wurden bereits mehrfach gesehen."

"Mir ist bewusst, dass es gefährlich werden kann, aber dennoch können wir die Prüfungen nicht einfach so abbrechen. Die erste Prüfung müsste jeden Moment beginnen."

Der fünfte Raja-Yadu blickte dennoch mit besorgter Mine aus dem Fenster seines kleinen Büros. Es war schlecht, wenn solche Neuigkeiten während der Prüfungen an ihn herangetragen wurden.

"Was sollen wir also unternehmen?"

"Beobachtet sie. Findet heraus, was sie

vorhaben. Ich schicke derweil eine Taube an den Raja-Meji."

Was wollten die zwei hier? Die Prüfungen wollten sie sicherlich nicht bewundern. Was führte zwei Hanen aus dem Feuerreich nach Itori? Es sollte doch nicht etwa...

Nein. Diesen Gedanken verwarf Ruko wieder. Es war zwar nicht ausgeschlossen, aber so unwahrscheinlich dass er keinen weiteren Gedanken daran verschwendete.

"Beobachten? Aber Raja? Wir wissen doch im Moment gar nicht, wo sich die beiden aufhalten..."

"Dann findet sie!" Er drehte sich genervt um. Warum konnten die Prüfungen nicht einmal ohne Probleme ablaufen? Jedes Jahr war irgendetwas anderes.


Der junge Hanen verließ schnell das Büro des Raja-Yadu, als er merkte, dass dieser so langsam die Geduld verlor. Ruko hingegen setzte sich erstmal auf seinen bequemen Stuhl. Er musste nachdenken. Wie fing er an? Ein Schreiben an einen anderen Raja war immer etwas kompliziertes. Man durfte den Respekt ihm gegenüber nicht vermissen lassen, aber auch nicht sich untergeben verhalten, schließlich war man selbst auch ein Raja. Vor allem als einer des Felsenreiches durfte er nicht zu unterwürfig sein. Es verlangte diplomatisches Geschick, vor allem, wenn es sich um eine solche Angelegenheit handelte. Ruko wollte also lediglich darauf hinweisen, dass sich zwei Hanen des

Feuerreiches hier in Itori aufhielten, was genau genommen nicht gestattet war, wenn sie keine offizielle Genehmigung hatten. Er wollte die Gründe erfahren, warum die beiden sich hier aufhielten. Außerdem drohte er versteckt mit Konsequenzen für die zwei unerwünschten Gäste, sollten sie sich noch länger hier aufhalten.


Das war geschafft. Er lief zum Taubenstand und suchte die schnellste Taube heraus. Eilig band er das Schreiben an ihr Bein und vergewisserte sich noch einmal, dass es auch tatsächlich fest war. Nach zwei maligem gurren des Vogels hob dieser ab und flog in Richtung Osten. Das Oberhaupt des Landes sah dem Vogel noch eine Weile nach und

entschloss sich dann zu den Prüfungen zu gehen. Er war gespannt, welche Talente es dieses Jahr unter den Teilnehmern gab.


Offensichtlich hatten die Prüfungen doch ein paar Verspätungen gehabt. Ruko kam in Mitten der Eröffnungsrede des Prüfungsaufsehers. Dieses Geschwafel konnte er noch nie leiden. Es war jedes Jahr langweilig. Die gesamte Geschichte wurde hoch und runter erzählt. Es wurde immer davon gesprochen, wie wichtig gute Hanen seien und wie das Land neue Talente benötige. Es erfordere Mut und Entschlossenheit. Kampfgeist und Teamwork. Gelassenheit und Durchhaltevermögen. Jaja, immer das Gleiche. Jahr für Jahr. Während

Belos noch weiter redete musterte der Raja die Menge. Wer könnte denn interessant sein?

Relativ weit unten erspähte er einen Jungen, der wohl von der Gesu Familie sein musste. Zumindest trug er ein Stirnband mit deren Familienwappen. Die Gesu Familie unterrichtete ihre Kinder schon seit Generationen selbst. Sie waren meist schon viel weiter als die Schüler der Akademie. Sein Blick schweifte weiter die Reihe entlang und der nächste interessante Kandidat war ein Schüler von dem er schon oft gehört hatte. Er sei stets arrogant. Nicht bei jedem beliebt, aber sein Geld locke wohl viele Schüler an. Er dachte über seinen Namen nach. Er wurde schon einmal erwähnt. Lucedo. Richtig. Aber warum hatte er denn ein blaues Auge?


Nun schaute er sich auf seiner Seite der Tribüne um. Sofort viel ihm eines der wenigen Mädchen hier auf. Wer war sie denn? Sie hatte kurze schwarze Haare und trug eine seltsame Lederkluft. Vermutlich selbst zusammengebastelt. Er kannte sie nicht. Er hatte sie noch nie gesehen. Er vermutete, dass sie nicht auf der Akademie war. Aber er hatte da so ein Gefühl, dass sie nicht schlecht sei. Sein Gefühl täuschte ihn selten. Dann rutschte sein Blick eins weiter. Der Junge. blonde Haare. Zerrissene Klamotten. Desinteressierter Blick. War das tatsächlich Hiro? Wollte er es wirklich wagen? Offensichtlich, sonst wäre er nicht hier. Ruko hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen.

Das letzte Mal war der Junge drei gewesen. zehn Jahre war das nun her. Er hörte von den Unruhen, die er immer wieder verursachte. Ständig machte er Blödsinn. Er stahl sich durchs Leben. Aber was sollte ein Kind auch schon anderes tun, wenn er keine Eltern mehr hatte. Er wollte mit sechs Jahren an die Akademie, aber man verweigerte ihm den Zutritt. Natürlich. Er war ein Waisenkind und hatte kein Geld. Aber dass er sich selbst trainieren würde, das hatte der Raja nicht geahnt.

Endlich war Belos fertig mit der Vorrede, nun ging es ans Eingemachte. Die erste Prüfung wurde erklärt.


(Fortsetzung folgt)

4: Gefährlich

“Lasst uns nun mit der Erklärung für die Prüfungen beginnen.“ Endlich wurde es spannend. Hiro war hellauf begeistert, als es endlich anfing. Was interessierte ihn schon die Geschichte von Yadu. Er wollte eine Prüfung bestehen, keinen Geschichtsunterricht nehmen. “Bevor ich die Regeln der ersten Prüfung erläutere“ Hiro sackte genervt zusammen. “Muss ich noch etwas grundsätzliches zu den bevorstehenden Tests sagen. Ihr werdet nicht alleine antreten“ Der Junge horchte beunruhigt auf. Er war kein Teamplayer. “Es werden jeweils Dreierteams gebildet. Es wurden insgesamt 96 Anwärter zugelassen.

Diese wurden anschließend in Dreiergruppen zugelost. Es ist also reiner Zufall, mit wem ihr in einem Team seid. Die Ergebnisse findet ihr draußen aushängen. Schließlich werden wir dann 32 Teams haben. Nach jeder Prüfung fliegt mindestens die Hälfte raus. Das bedeutet, dass wir nach Beendigung der drei Herausforderungen noch höchstens vier Teams übrig haben werden. Das bedeutet auch, dass von den insgesamt 96 Anwärtern am Ende lediglich zwölf von euch Hanen werden können. Nun bitte ich euch draußen in den Teams zu finden und danach gemeinsam mit mir zusammen zum ersten Prüfungsgebiet zu laufen.“ “Wie ätzend,“ murmelte Hiro. Seine Nebensitzerin schaute ihn fragend

an. “Was ist los? Ach ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin...“ “Mir ist es egal wer du bist, verstanden?“ Der Junge konnte sich nicht beherrschen. Er war sichtlich genervt von der Situation. Er hatte stets allein trainiert. Er war fest dazu entschlossen das Ganze hier alleine durchzustehen und jetzt sollte er sich in einem Team finden? Wie lächerlich. Hanen waren dort draußen doch auch auf sich allein gestellt. Oder nicht? Wenn er weiter darüber nachdachte, merkte er, dass er genau genommen keine Ahnung hatte, wie das Leben eines Hanen exakt aussah. Langsam lies er ein verdutztes Mädchen zurück, dass irritiert drein blickte. Er versuchte

sich ihre Gedanken auszumalen, scheiterte aber daran. Die Gedanken von Mädchen konnte man nicht verstehen oder nachvollziehen. Soviel wusste er. Vor dem Gebäude waren große Tafeln aufgestellt. Auf jeder der 32 Tafeln standen jeweils drei Namen und eine Nummer. Wahrscheinlich war diese dazu da, die Teams zuzuordnen. Hiro konnte zwar nicht lesen, aber er erkannte, wenn irgendwo sein Name stand. Das brachte er noch fertig. Da war es. Relativ weit hinten. Er hatte keine Lust zu zählen, aber es musste eine Zahl zwischen 20 und 30 sein. Als er näher kam und seinen Blick vom Schild hinab senkte musste er kurz stehen bleiben. Das war ein blöder Scherz

oder? Das durfte doch nicht wahr sein. Erst wurde er dazu genötigt die Prüfung im Team abzulegen und nun auch noch das. Diese nach hinten gekämmte Frisur und die schön säuberlich behandelten Klamotten kannte er doch. Der einzige Unterschied zu vorhin war, dass das linke Auge mittlerweile eine schöne violette Umrandung hatte. “Oh nein,“ beklagte sich Lucedo, “mit diesem Idioten werde ich garantiert kein Team bilden!“ “Lass mich einfach in Ruhe ja. Wenn du mir nicht in die Quere kommst, dann passiert dir auch nichts.“ Hiro gefiel es ganz und gar nicht, dass sie beide in einem Team waren. Was war das nur für ein Schicksal, das ihn da ereilte. “Hey, du heißt also Hiro

hm?“ Auch diese Stimme kam ihm merkwürdig vertraut vor. Konnte es etwas sein dass das... “So jetzt aber. Aller guten Dinge sind drei. Mein Name ist Lucile.“ Tatsächlich. Es war das Mädchen, dass gerade noch neben ihm gesessen hatte. “Wir sind also ein Team. Haha. Das gefällt mir.“ Hiro gefiel aber ihr lockeres Grinsen nicht. Sie war jedoch das geringere Problem. Er hatte aber keine Lust auf diesen dummen Schnösel neben ihm. “Oh, hat der Stinker schon eine Freundin gefunden was? Das passt ja. Mit einem Trottel aus der Kanalisation und mit der Ledertussi in einem Team. Mich hätte es nicht schlimmer

treffen können.“ Lucedo drehte sich von ihnen weg. “Hör zu, ich kann mich beherrschen. Weil wir in einem Team sind, müssen wir wohl zwangsläufig miteinander auskommen, aber wenn du mir noch einmal dumm kommst zögere ich nicht, dir noch einmal eine reinzuhauen,“ versuchte Hiro dem arroganten Depp zu drohen. Dieser aber blieb unbeeindruckt und erwiderte selbstsicher: “Glaubst du allen ernstes, dass ich so ein Schwächling bin? Das du mich vorhin umgehauen hast, war doch nur reines Glück. Ich war nicht vorbereitet und du hast mich überrascht. Ich werde vorsichtiger sein. Und ja, du hast Recht. Wir müssen wohl eine Zeit lang miteinander auskommen, aber das

bedeutet nicht, dass ich dich respektiere. Ein Schwachkopf aus der Gosse kann mir garantiert nicht das Wasser reichen. Wir werden wohl zusammen arbeiten müssen, aber nur, weil ich befürchte, dass wir bei den Prüfungen sonst tatsächlich aufgeschmissen sind. Wir alle. Ihr habt doch zugehört. Es können nur Teams gewinnen. Das heißt, entweder wir drei zusammen oder keiner von uns. Da ich auf alle Fälle ein Hanen werden möchte bedeutet das, dass ihr ebenfalls welche werdet. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr bei mir gelandet seid. Auch wenn es mir persönlich nicht gefällt.“ Lucedo schaute sie immer noch nicht an. Gerade als Hiro darauf noch etwas entgegnen

wollte begann der Prüfungsaufsehers zu reden: “Da ihr euch nun alle in euren Teams befindet und ihr euch gefunden habt, bitte ich euch nun mir zu folgen. Wir werden nun gemeinsam zur ersten Prüfung gehen.“ Die knapp hundert Anwärter folgten also dem vernarbten Aufseher. Hiro bemerkte früh, in welche Richtung sie liefen. Schließlich war er auch aus der Richtung gekommen. Das konnte nur bedeuten, dass der erste Test im Lichterwald stattfinden musste. Als auch die anderen es bemerkten entstand ein Gemurmel und Getuschel unter den restlichen Dreizehn und Vierzehnjährigen. Immer wieder hörte er den Namen des Waldes. Sie schienen alle beunruhigt. Die wenigsten von ihnen hatten

auch nur einen Fuß in diesen Wald gesetzt. Die Gerüchte um ihn waren zu angsteinflößend. “Das scheint ja spannend zu werden,“ lachte der Schnösel schelmisch. Lucile hingegen schien eher etwas eingeschüchtert und nicht ganz bei der Sache. Hiro hatte den Verdacht, dass sie Angst hatte. “Ich kenne mich aus. Keine Sorge.“ Versuchte er sie zu ermutigen. Warum er das tat wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht wollte er einfach das Team stärken. Wenn eine Angst hatte und der andere ein Angeber war, dann würde es schon schwierig genug werden. “So, wir sind am Ort der Prüfung

angekommen. Der Lichterwald. Hier werdet ihr eine Woche eures Lebens verbringen. Hoffen wir, dass es nicht eure letzte Woche sein wird.“ “Das klingt ja richtig aufheiternd.“ scherzte ein Junge neben Hiros Team. “Ich werde euch nun eure Aufgabe erklären. Irgendwo im Wald befindet sich ein geheimes Versteck. Eure Aufgabe ist es, das Versteck innerhalb der nächsten sieben Tage zu finden. Wenn ihr es nicht schafft das Ziel zu erreichen, scheidet ihr automatisch aus, egal ob noch Teams Platz hätten. Ebenso, wenn euer Team nicht komplett erscheint. Sollten bereits 16 Teams eingetroffen sein, dann ist die Prüfung vorzeitig beendet. Aber seid euch sicher, bisher haben es noch nie 16 Teams

geschafft. Es kamen bisher nie mehr als 10 an. Auf dem Weg dorthin ist alles erlaubt. Ihr dürft andere Teams herausfordern und bekämpfen. Lediglich töten ist verboten und wird mit dem Ausscheiden aus den Prüfungen bestraft. Für das gesamte Team, nicht nur für den Mörder. Wir wollen die Totenrate dieses Jahr etwas geringer halten als sonst. Wer den Wald verlässt gibt freiwillig auf. Fragen? … Nein? Na gut. Dann geht es nun los. Die erste Prüfung beginnt.

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currywurschT
Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^

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Maikaz Kann es leider aufgrund des Formates lesen, weiß nicht ob das am Smartphone liegt oder an der textausrichtung.
Vor langer Zeit - Antworten
currywurschT Ich denke du meinst, du kannst es nicht lesen oder?
Hoffe das liegt nur am Smartphone... ^^
Inwiefern könnte das an der Textausrichtung liegen?
Vor langer Zeit - Antworten
Maikaz Ja genau, nicht lesen war gemeint. Lag leider nicht am Smartphone, wenn du mal selbst duchblätterst wirst du sehen das manchmal der text ein wenig weit nach unten geht, zb auf seite 15.
Das is dann teilweise so heftig das einem einiges an taxt fehlt.

Wenn du ein Buch schreibst kannst du doch ganz oben das layout für den text wählen, und bei einem davon passiert es andauernd das test abgeschnitten wird so wie bei dir jetzt.
Vor langer Zeit - Antworten
currywurschT Hm, ich hoffe es ist jetzt besser. Zumindest bei mir ist das jetzt in Ordnung. Und danke für den Tipp mit dem Layout ;) Hab mich schon gefragt wo das geht :)
Vor langer Zeit - Antworten
Maikaz Jop, jetzt geht es.
Vor langer Zeit - Antworten
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