Kleine Hoffnung
Wir waren nun fast zwei Tage unterwegs gewesen. Sie hatte fast einen ganzen Tag in der Medokapsel verbracht, da ihre Verletzungen sich im nachhinein als schwerer erwiesen hatten als sie erst aussahen. Sie schlief seit dem tief und fest. Das ist wohl der erste richtige Schlaf den sie seit Wochen bekommen hatte. Ich habe mich ebenfalls in die Medokapsel begeben, jedoch nur für ein paar Stunden. Dann bekam ich das Resultat, das meine Krankheit weiter fortgeschritten ist, mein Körper jedoch langsam anfing Antikörper zu bilden. Das waren die besten Nachrichten seit
Monaten für mich. Ich lag in meiner Kabine, als ich den Summer meiner Tür hörte. Ich richtete mich auf. "Ist offen." Die Tür ging auf und Tessia trat ein. "Was gibts?" "Nicht viel. Ich habe den Empfänger des Signals ermittelt. Er ist mitten im Gebiet der Xerc. Wollen sie etwa einen Krieg provozieren?" "Das interessiert mich gerade weniger. Die Hauptsache ist erst mal, das wir ihr Provokationsmittel zerstört haben. Was folgt liegt nicht in unseren Händen. Ich hatte mir übrigens gedacht, das ich dich zur nächsten Station im Schwesterngebiet bringe. Dann kannst du dir auch ein neues Schiff anschaffen. Die Kosten werde ich tragen. Es wird
wohl für ein großes Schiff reichen." "Ich bin sprachlos. Nach allem willst du mich schon wieder loswerden" "Genau. Ich arbeite lieber allein. Ich bin dir dankbar dafür, das du mich aufgesammelt hast. Aber ich will dich keinem Risiko aussetzen. Ausserdem brauchst du ein Schiff wo sich Menschen drauf befinden. Hier ist fast alles Maschienengesteuert. Und beim nächsten Mal wird hier noch mehr Technik drin sein." "Wahrscheinlich hast du recht. Aber die nächste Station ist nicht gerade in der Nähe. Also hast du mich noch ein bisschen an der Backe." "Warum? Warum bist du nur so ungerecht zu mir Gott? Was habe ich dir
getan?" Ich fing mir eine ein, woraufhin mein Kppf anfing zu brennen. Kopfschmerzen. Das hat mir noch gefehlt. Sie drehte auf der Stelle und ging. "Ich bin auf der Brücke, wenn was ist." "Geht klar, ich gönn mir noch etwas Schlaf." Ich legte mich wieder hin. Das leise Summen der Maschinen erfüllte das gesamte Schiff. Das waren die Momente, in denen man Kraft tanken konnte. Vereinzelt hörte man das klicken und zischen der automatischen Reparatursysteme oder der Klimakontrollen. Sonst war es still. Meine Augen wurden zunehmend schwerer und ich schlief ein. Einige Stunden stand ich verschlafen hinter
Tessia, die ebenfalls noch müde aussah, obwohl sie so viel Ruhe gehabt hatte. "Wie siehts aus?" Sie schaute mich fragend an. "Was soll sein? Bis auf einige kleine Verformungen an der Außenhülle ist alles in Ordnung. Mir geht nur das Bild der zerstörten Station nicht aus dem Kopf. Wie muss das gewesen sein, zu ersticken, zu verbrennen? Getötet von den vermeindlichen Verbündeten. Haben sie überhaupt noch reagieren können? Was ist so verkehrt an der Tatsache, das wir momentan Frieden haben? Wieso müssen wir uns gegenseitig töten? Wieso?" Eine Träne lief ihr über das Gesicht. Bestürzung ergriff mich. "Meist gibt es
keinen Grund. Das Verlangen, die Macht inne zu haben, ist so alt wie das Leben. Frieden ist ein Konzept, was diesem Berlangen wiederspricht. Man kann nicht erwarten, das alle sich miteinander vertragen. Dafür hat der Krieg zu tiefe Wunden geschlagen. Zu viel ist geschehen, als das die Völker noch in Frieden zusammenleben können. Zu viele Opfer, zu viele Grausamkeiten hat es gegeben. Auch wenn es dir nicht gefällt, so ist die Welt in der wir leben nun mal. Sie ist voller Hass, Verrat, Zwietracht, Intrigen. Aber es gibt auch Hoffnung. Auch wenn versucht wird, sie auszumerzen, verschwinden tut sie nie. Irgendwann wird es keinen Krieg mehr
geben. Irgendwann wird es Frieden geben. Jedoch liegt dies nicht in unserer Hand. Es sind unsere Kinder, die uns Frieden bringen werden. Wir können nur die Grundlage dafür schaffen. Doch solange der Rassenhass anhält, solange wird auch die nächste Generation verdorben." Ich hatte Tessia in den Arm genommen um sie zu trösten. "Und ich hatte gedacht, du denkst nur an deine Aufträge. Du machst immer den harten Typen, jedoch kannst du auch weich sein." "Ich stecke voller Überraschungen. Die eine ist, das ich mein Gewissen auch ausblenden kann. Dennoch mache ich mir Gedanken über unsere Zukunft." Ich hielt sie eine Weile
fest. Sie atmete flach, Tränen liefen ihr übers Gesicht. "Hey, alles gut. Aber denoch müssen wir weiter. Ich will dich nicht loswerden, aber ich will dich nicht gefärden. Denkst du, du schaffst das?". Sie nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Aye". "Dann wollen wir mal." Ich ging zu meinem Sessel und legte meine Hand auf die Lehne. "Setz Kurs auf die 2. Werftstation der Schwestern. Wir wollen dir noch ein vernünftiges Schiff anschaffen." "Du willst die Proteus anfliegen? Du weist das die Schwestern eine Piratenbande ist? Tauchst du mit diesem Schiff dort auf, hast du bald kein Schiff mehr." "Ich weis wer die
Schwestern sind. Und ich weis was sie versuchen werden. Aber auch ich habe einige Kontakte, und diese schulden mir noch einen Gefallen. Sie werden nicht angreifen." "Wenn du meinst. Kurs gesetzt. Eins noch, erzählst du irgendjemanden von dem was hier gerade passiert ist, bist du tot." Ich lächelte. "Geht klar. Und nun los. Wir haben noch etwas Weg vor uns. Wir müssen noch einen Zwischenstopp machen, ich muss noch Versorgungserledigungen machen." "Aye." Wir setzten uns in Bewegung. Auf zu den Sternen und darüber hinaus. So hat es mir damals mein Lehrer immer gesagt, wenn wir in einer Werft
waren und wir die Schiffe beim Start beobachtet haben.