Storybattle 29
Thema: „Die fantastische Welt des Weihnachtswunderlandes“
Tauben
Rute
Stricknadel
Wunder
Sterne
verzaubern
Bommel
Sanduhr das Joker-Wort "Tannenbaum"
Ein Zitat oder Sprichwort passend zur Weihnachtszeit !
Vorbemerkung
Der Bär Grischa ist eigentlich der Menschenmann Gregor aus Berlin. Ohne sein Wissen war er von der „Herrin der Tiere“ aus dem Zwischenreich zum Schamanen auserkoren und mit einer tiermenschlichen Doppelnatur ausgestattet worden… Um diesen sich häufenden Verwandlungen in einen Bären ein für alle mal zu entgehen, hatte er den sibirischen Schamanen Awdeijitsch in der Region Burjatien, am Baikalsee, um Hilfe aufgesucht und sich in dessen Tochter verliebt. Obwohl diese seine Liebe zutiefst erwiderte, hatte Awdeijitsch in seinem Zorn das Liebespaar in den Großen und den Kleinen Bären verwandelt und als
Sternbilder in den Himmel geschossen … (Sternbilder Haiku-SB 28, Randbeitrag)
Das Weihnachtswunder
Seit geraumer Zeit befinden sich Grischa und Daarsuren nun als sogenannte zirkumpolare Sternbilder „Großer Bär“ und „Kleiner Bär“ am Himmel. Von der um ihre Achse rotierenden Erde aus gesehen, kreisen sie gemeinsam mit Cassiopeia um den Polarstern und sind auf der nördlichen Halbkugel zu jeder Jahreszeit sichtbar.
Auf der Erde schreibt man den 24. Dezember, auf der Nordhalbkugel ist der Winter eingezogen. Da sie nun Sterne sind, macht Grischa und seiner „Taigablume“ die Kälte im All nichts aus, sie sind dagegen gefeit. Sie können sich wortlos – nur durch ihre
Gedanken – miteinander verständigen, selbst die Gefühle des einen kann der andere spüren.
Grischa hängt Kindheitserinnerungen nach, Heiligabend durften er und sein Zwillingsbruder Viktor vormittags den Tannenbaum schmücken, während die Mutter das Essen vorbereitete und in ihrem Schlafzimmer noch die Geschenke hübsch verpackte. Wenn es dunkel wurde, war es soweit, Mama läutete das Glöckchen. Dann öffnete sich die Tür, der Baum erstrahlte im Kerzenlicht, und unter ihm lagen die Geschenke …. Später aßen sie fröhlich zu Abend, nicht ohne vorher noch ein paar Weihnachtslieder gesungen zu haben. Am liebsten mochten sie alle
drei
„Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud …“
Daarsuren spürt seine Wehmut, doch sie kann seine Empfindungen jetzt nicht teilen. Für sie als Burjatin gibt es keine christliche Religion und kein Weihnachtsfest. Ihr Vater ist zwar Halbrusse, doch er ist als Waise in der Familie eines Schamanen groß geworden … Bei dem Gedanken an ihn erfüllen sie Zorn und Schmerz.
Da die Ranger des Nationalparks nichts von Grischas Doppelnatur wissen konnten, hatten sie ihn an diesem unglückseligen Morgen mit einem Betäubungsschuss niedergestreckt, weil er als Bär nicht in ihr Revier gehörte. Wie
erschrocken waren sie, als sie beim Näherkommen die Botschaft lasen, die er mit seinen Krallen ungelenk in den feuchten Ufersand geschrieben hatte, „Awdeijitsch, bitte hilf …“ Als sie den Schamanen per Funk benachrichtigt hatten, war seine Tochter mit ihm gemeinsam in die unwegsame Schlucht geritten, wo selbst mit dem Jeep kein Durchkommen war. Sie mussten sich beeilen, der Weg war weit, und die Zeit stand nicht still in der Sanduhr des Narkosezeitfensters …
Dann hatte sie den Vater angefleht, Grischa aus der Betäubung zurückzuholen und den Bärenzauber von ihm zu nehmen, doch er war außer sich vor Zorn und noch vom Wodka benebelt … So hat er sie beide in den Himmel geschossen, wie zwei Tontauben …
Auf der Erde ist es inzwischen dunkel geworden. Die beiden Bären im All sehen all die Lichter, doch sie wissen nicht, dass heute eine ganz besondere Weihnachtsnacht anbricht.
Die Märchenfiguren hatten vorher geheimen Rat gehalten und beschlossen, die Bösen unter ihnen von der Erde zu verbannen. Nie mehr sollten böse Hexen, Teufel, Drachen und Zauberer andere unglücklich verzaubern oder gar töten. Über der Erde rauschen Lichter in die Höhe, wie Silvesterraketen. Das sind die Hexen auf ihren funkensprühenden Besen, manche von den jüngeren reiten sogar auf riesigen Stricknadeln… Die Teufel und bösen
Zauberer werden in ein Raumschiff verfrachtet und in eine ferne Galaxie geschossen. Die Bären sehen es ganz nah am Polarstern vorbeifliegen, und Cassiopeia zieht fragend ihre linke Augenbraue hoch. Dem maroden Raumschiff, das nicht zur Rückkehr auf die Erde bestimmt ist, folgt ein Geschwader feuerspeiender Drachen und anderer Ungeheuer, in ihrem Schlepptau die böse dreizehnte Fee mit flatterndem Schleier. Noch ehe sie den Bären zu nahe kommen können, sind sie schon verglüht wie ein Meteoritenschwarm…
Während unten auf der Erde den Weihnachtsmännern mit ihren roten Bommelmützen die Ruten weggenommen werden, damit sie keine Kinder mehr
erschrecken oder gar schlagen können, rückt das unsterbliche Liebespaar unmerklich ganz eng zusammen, nur für einen Moment. Sobald ihr nach ihnen schaut, stehen sie schon wieder auf ihrem Platz. Das Wunder dieser Weihnachtsnacht ist vollendet.