Hustend und keuchend stand er auf, der Geruch von Ozon stieg ihm in die Nase. Kleine Steine rollten von seinem Rücken herab, er merkte, dass er am Kopf blutete. Bevan setzte sich auf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Angst, Verständnislosigkeit, Panik… dies waren die einzigen Gedanken die er momentan hatte. Es war ein doch so normaler Tag gewesen, er wollte nur seine Pflichten als Minister erfüllen, die sein Lebensinhalt waren. Den Menschen von Xiand wollte er dienen, ihnen helfen, wenn diese Hilfe benötigten. Wenn eine Region Probleme hatte, war er immer
selbst vor Ort. „Bevan, nun reiß dich zusammen.“, sagte er sich. Nach einer mühsamen Kletterpartie befand sich Bevan wieder am Rand des Kraters. Seinen Augen offenbarte sich ein Bild der Zerstörung. Der Boden glühte, Gestein war zerschmolzen worden, Lava brodelte und ließ die Luft flimmern. Vom Drachen war nichts zu sehen, Bevan ahnte sofort furchtbares. Hier hatte der Metalldrache durch seine schreckliche Waffe nur Schaden an der Natur verursacht. Was nur, wenn er diese in einem dicht bewohnten Gebiet einsetzen würde? Das Ausmaß der Zerstörung konnte und wollte er sich
nicht ausmalen. Er ging zum Springer, der weit genug entfernt stand, um vom Angriff verschont zu bleiben. Bevan bestieg diesen, schaltete das bordeigene Kommunikationsgerät ein und wählte eine Frequenz. „Hier ist der herzogliche Minister Bevan, bitte antworten.“, Als solche erhielt er nur Rauschen. Er wählte eine andere Frequenz, jedoch wieder nur Rauschen. Er versuchte es noch unter ein paar andere Frequenzen, bis er eine schwache Stimme auf einer Notfrequenz hörte. „Hier Rettungstrupp eins, wir hören Euch“, hörte Bevan schwach aus den
Lautsprechern. „Wo befindet sich Ihr Trupp zur Zeit?“, fragte er und fühlte sich einigermaßen erleichtert. „Wir befinden uns in Xiand-Prime um Rettungsmaßnahmen durchzuführen, wir werden von eigenartigen Metallwesen angegriffen. Viele Teile der Stadt sind verwüstet und teilweiße zerstört worden. Die Verteidigung vollzieht sich nur schleppend und… oh nein, Hilfe!“, Die Stimme verstummte und Bevan vernahm nichts als Rauschen. „Verdammt, verdammt, verdammt!!!“, stieß er durch zusammengebissenen Zähnen hervor und schlug mit der flachen Hand auf das
Kommunikationsgerät. Ohne recht zu wissen, warum er es tat, schloss er die Luke des Springers und startete die Triebwerke. Er fuhr sie hoch auf volle Leistung. Der Boden unter dem Springer wurde regelrecht aufgewühlt als die Triebwerke aufheulten. Der ruckartige Schub drückte Bevan tief in den Sitz. Es waren ungeheure G-Kräfte denen er ausgesetzt war. Doch dies war ihm egal. Er musste so schnell wie möglich nach Xiand-Prime. Mit maximaler Geschwindigkeit flog er hoch über den Wolken nach Norden. Während des Fluges versuchte er wieder auf verschiedenen Frequenzen mit irgendwem Kontakt aufzunehmen, doch
es gelang ihm nicht. Nach einigen Minuten des Fluges sah er, dass plötzlich einige Objekte auf dem Kurzstreckenradar auftauchten, sie wiesen erfreulicherweise eine freundliche Signatur auf, da diese auf dem Radarschirm mit dem herzoglichen Wappen aufleuchteten. Sofort öffnete Bevan einen Kanal um die Piloten zu kontaktieren. „Bevan hier, ich bin ein Minister des Herzogs.“, sagte er aufgeregt und erleichtert. Die Flugobjekte, zehn an der Zahl, flogen in einer dreieckigen Angriffsformation nun auf der Höhe in der sich Bevan befand. Die Piloten saßen in schnellen
und stark bewaffneten Militärspringern, die für Luft-Raum Flüge entwickelt worden waren. Einer der Piloten drehte nun seinen Kopf in Richtung von Bevans, wobei sein schwarzes Helmvisier das Sonnenlicht reflektierte, und grüßte ihn mit einem Salut. „Seid gegrüßt Minister Bevan, hier spricht der Geschwaderführer der Luftverteidigung. Sie befinden sich im Moment in einem umkämpften Gebiet. Bitte drehen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit bei.“, gab der Geschwaderführer zurück. Er beendete die Verbindung zum Minister. Das Geschwader beschleunigte und schoss an ihm vorbei. Es befand sich
nun einige hundert Meter vor Bevan. Plötzlich bemerkte er, wie etwas das Sonnenlicht reflektierte. Zu seinem Entsetzen durchbrach der Metalldrache die Wolkenschicht, über der sich die Piloten befanden. Einzelne Wolkenfetzen glitten von den weit ausgestreckten Schwingen des Drachen herab. „Herr, ich bitte Euch, fliegt so schnell wie möglich hier weg. Wir kümmern uns um das Ding hier.“, teilte der Geschwaderführer durch das Kommunikationsgerät mit. Fast augenblicklich nachdem er den Satz beendet hatte, sah Bevan wie ein heller Lichtstrahl eines der Fluggefährte traf. Dieses wurde glatt entzwei gerissen und
fiel rauchend dem Erdboden entgegen. Die verbliebenen Kampfpiloten eröffneten sofort das Gegenfeuer. Hellrote Laserstrahlen trafen den Metalldrachen schwer, doch konnten sie dessen Schild nicht durchbrechen. Der Drache stieß ein Brüllen aus und fiel, gehüllt in rotes Feuer, einige hundert Meter tief herab. Er taumelte dabei und die Piloten ließen nicht von ihm ab. Sie nahmen ihn weiter unter Beschuss. Im Augenblick des fast sicher erschienenen Sieges, fing der Drache seinen Sturz ab, indem er seine mächtigen Schwingen öffnete. Wie ein hell leuchtender Engel des Todes, stieg er wieder empor und feuerte abermals seinen tödlichen
Lichtstrahl ab. Wieder verlor ein tapferer Pilot sein leben. Wilde Schreie der Trauer und Wut der übrigen Piloten waren durch die Lautsprecher von Bevans Springer zu hören. Dieser hatte nun nur noch einen Gedanken: FLUCHT!!! Weg aus dieser Hölle aus Tod und Verderben. Er stieß den Steuerknüppel stark nach vorn, um unter die für ihn vielleicht sichere Wolkendecke zu gelangen. Als er diese durchflog, stockte ihm der Atem. Bevan hatte es erwartet, doch nicht in solch einem Ausmaß. Unter ihm befand sich eine große Stadt in Trümmern. Etliche Einschlaglöcher waren in Wohnvierteln und der Innenstadt zu
erkennen. Hochhäuser waren eingestürzt oder es fehlten ganze Wohnviertel, wo zuvor reges Treiben herrschte. Entsetzt musste er feststellen, dass etliche Drachen in geringer Höhe über der Hauptstadt flogen und mit ihren so fürchterlichen Waffen brennende Schneisen der Verwüstung hinterließen. Panische Menschenmassen wurden durch einen hellen Blitz einfach atomisiert. Vereinzelt rotteten sich Widerstandstruppen zusammen, um sich dem Feind entgegenzustellen. Die Soldaten rückten mit schwerem Gefährt vor und feuerten mit mächtigen Marschflugkörpern und Lasern auf die Angreifer. Doch konnten sie nicht einen
einzigen Drachen vernichten. Der Himmel über Xiand-Prime war dunkel von den unzähligen Schatten, der gegeneinander kämpfenden Menschen und Metalldrachen. Nur das Aufleuchten der Waffen erhellte die künstliche Nacht. Selbst gigantische Schlachtschiffe, der Stolz der herzoglichen Armee, befanden sich im Kampf gegen die Drachen. Bevan musste hilflos mit ansehen, wie diese mächtigen Kolosse aus Stahl, den Metalldrachen unterlagen. Nichts schien sie aufhalten zu können. Die Zerstörungswut dieser Wesen kannte keine Grenzen. Noch nie hatten die Xiandianer gegen eine solche Übermacht gekämpft.
Bevan lenkte seinen Springer in Richtung des herzoglichen Schutzbunkers, in der Hoffnung den Herzog wohl auf zu finden und um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Er stieg wieder über die Wolkendecke um schneller sein Ziel zu erreichen. Ohne jede Vorwarnung, schoss jedoch ein Drache durch die Wolkenschicht unter ihm. Er öffnete seine Schwingen und in seinem aufgerissenen Maul begann es hell zu leuchten. Instinktiv riss Bevan am Steuerknüppel, um aus der Schusslinie zu gelangen. Der Lichtstrahl traf aber noch einen Teil des Hecks. Ein Alarm ertönte und das Fluggefährt geriet außer
Kontrolle. Sich um die eigene Achse drehend, stürzte es dem Erdboden entgegen. Ohne zu Überlegen, speiste Bevan sämtliche, verbliebene Energie in die Triebwerke um den Sturz abzufangen. Nur einige dutzend Meter über dem Boden gewann er wieder die Kontrolle über den Springer und riss diesen wieder höher, um nicht gegen einen Berg oder ein hohes Gebäude zu fliegen. Beißender Rauch von verschmorten Kabeln hüllte das Cockpit ein und erschwerte Bevan´s Sicht. Er steuerte wieder gen Erdboden und machte sich bereit, unfähig das Gefährt gänzlich unter Kontrolle zu halten, auf eine harte
Landung. Unweit der Burg, grub sich der Springer in den Erdboden, das Glas des Cockpits zersplitterte und der Minister wurde wild im Sitz umhergeschüttelt. Dabei stieß er sich hart den Kopf. Die eintretende Stille nach der Bruchlandung erschien wie eine halbe Ewigkeit. Völlig benommen schnallte er sich ab und fiel vom Sitz, er lag auf Knien und erbrach sich. Ihm war schwindelig und Blut tropfte von seiner Stirn herab. Mit zittrigen Händen und verschwommenem Blick suchte er einen Verbandskasten, fand jedoch keinen. Keuchend und mit letzter Kraft riss er sich einen langen Stofffetzen aus seiner Uniform und verband sich die blutende Stirn.
Taumelnd ging er zur Ausstiegsluke, öffnete sie und musste einen kleinen Sturz in Kauf nehmen, da sich der Springer schräg in den Erdboden gebohrt hatte. Die nun tief stehende Sonne blendete ihn und er musste sich schützend die Hand vor Augen halten. Der Minister warf einen lang gezogenen Schatten in die sich langsam rot färbende Landschaft und machte sich auf den Weg zur herzoglichen Burg. *** Katrina stand mitten in einem Beet, aus roten und weißen Rosen. Sie pflückte ein paar und ging, gefolgt von einigen
Dienerinnen, durch den Garten. Sie setzte sich auf eine Bank, aus weißem Marmor und legte das Bündel Rosen in einen Korb, der neben ihr stand. Sie schloss kurz die Augen um sich zu entspannen und das letzte Sonnenlicht an diesem Tag zu genießen, das vereinzelt durch eine Wolkenlücke schien. Als Katrina die Augen wieder öffnete, erblickte sie am Himmel einen hellen Feuerball, der hinter einem Hügel hinabraste. Erschrocken stand sie auf, sah zu, wie dieser Richtung Erde raste und eine Feuersäule aufleuchtete, gefolgt von einem tiefen Grollen. „Vielleicht nur ein kleiner Asteroid, Herrin.“ sagte eine Dienerin lächelnd zu
ihr, die Katrinas Reaktion beobachtet hatte. „Kommt, aber vorsichtshalber mit uns, wir geleiten euch wieder hinein.“ Irritiert und besorgt zugleich, ging die Herzogin mit ihrem Gefolge zurück in die Burg. Sie nahm sich vor, Cian zu fragen, was genau dort abgestürzt war, da er ja sofort Mitteilung erhalten würde. Sie gingen hinein in einen großen Vorhof, dessen Dach offen war. Vier kunstvoll verzierte Säulen stützten die Konstruktion. Ein angenehmes Plätschern war zu hören, das von einem hübschen Springbrunnen in der Mitte des Hofes ausging. Katrina ging zum Brunnen, stellte den Korb, voll mit Rosen ab und benetzte sich mit dem kalten und klaren
Wasser das Gesicht. Sie erschauderte von der Kälte des Wassers, fühlte sich jedoch sofort erfrischt. Sie vernahm Schritte hinter sich, die nur von schweren Stiefeln stammen konnten. Sie drehte sich um und vor ihr stand ein schwarz-rot uniformierter Offizier der herzoglichen Armee. Hinter ihm standen zwei Soldaten mit voller Bewaffnung. Der Offizier salutierte vor ihr und sagte: „Herrin, wir haben Order Sie unverzüglich in Sicherheit zu bringen. Folgt uns, bitte in den Schutzbunker!“ „Ja, aber was ist denn nur los? Was ist passiert? Was ist mit meinem Mann?“, gab sie zurück. „Das werde ich Euch gerne erklären.
Folgt uns nun, bitte!“ Katrina folgte mit samt ihren Hofdamen den drei Männern durch die halbe Burg in Richtung des Bunkers. Der Offizier schilderte ihr die jüngsten Ereignisse, angefangen bei Bevans Begegnung mit dem Drachen bis hin zu den Einschlägen in der Stadt. Sie musste sich an einer Wand abstützen, als die Gruppe durch einen engen Gang, unweit des Bunkers ging. Sie war einfach überwältigt von den Geschehnissen, die sich in so kurzer Zeit ereignet hatten. Ebenso war sie in Sorge um Cian, obwohl sie von dem Offizier wusste, dass er auf dem Weg zum Bunker war. Sie würde ihm gleich in die Arme fallen und sich von ihm
trösten lassen. Sie durchschritten den langen Gang, der zwei Abzweigungen hatte und gelangten in einen großen, abgesicherten Raum, in dem ein schweres Stahltor eingelassen war, die Pforte zum Bunker. In diesem Vorraum befanden sich schon sämtliche, verbliebenen Kabinettsmitglieder und andere Würdenträger mit ihren Ehefrauen und Kindern. Sie wurden von mehreren Palastwachen und Soldaten begleitet. Katrina fiel sofort auf, das ihr Mann nicht zugegen war. Sie fragte den Offizier, wo er wohl bliebe. Er versicherte ihr, dass er jeden Augenblick kommen müsse. Plötzlich piepte das
Kommunikationsgerät des Offiziers. Am anderen Ende war die Stimme des Herzogs zu hören, der um das Wohl und den Verbleib seiner hochschwangeren Frau besorgt war. „Hier, Offizier Powder. Seid gegrüßt Herr, wir haben Ihre Frau in Sicherheit gebracht.“ Katrina hörte Powder aufmerksam zu. „Ja, aber Ihr seid noch gar nicht hier, Herr, sollten wir nicht besser auf Euch warten?“ Die Gemahlin des Herzogs bekam langsam Angst. Wurde Cian aufgehalten? Ist ihm etwas zugestoßen? Ihre Gedanken rasten. „Was ist mit meinem Mann?“, fragte sie den Offizier, der soeben das Gespräch
beendet hatte und das Gerät ausschaltete. „Der Herzog ist wohl auf, Mylady! Er wurde unterwegs von zwei eigenartigen Kreaturen angegriffen. Der Angriff wurde jedoch erfolgreich von zwei Wachen abgewehrt. Er ist auf schnellstem Wege hierher unterwegs. Ich habe aber den Befehl alle hier Versammelten in den Bunker zu bringen.“ „Aber mein Mann ist doch noch da draußen.“, stammelte Katrina. „Herrin, ich bitte Euch. Ich könnte dem Herzog nie wieder in die Augen sehen, wenn Euch etwas zustoßen sollte. Kommt, bitte mit uns!“ Sie lenkte ein und begleitete den
Offizier zum Tor. Er gab einen langen Code in ein Terminal ein, das an der Wand angebracht war. Das schwere Tor öffnete sich unter lautem Ächzen, sodass einige das Gesicht verzogen. Die Herzogin, die Kabinettsmitglieder, sowie deren Begleiter traten in den Bunker ein. Kaltes Licht durchflutete einen Gang, der weiter in die Tiefe hinabführte. An dessen Ende befand sich ein Schnelllift, der groß genug war, um alle beim ersten Mal nach unten zu befördern. Als sie alle im Lift waren und die Türen sich schlossen, setzte er sich ruckartig in Bewegung. Ohne jede Vorwarnung erlosch das Licht und einige der Gruppe gerieten in hektische Panik. Frauen
schrieen umher und ihre Männer sprachen beruhigende Worte, jedoch mit zittriger Stimme. Als das erwartete Notlicht ausblieb, schalteten die anwesenden Soldaten ihre Taschenlampen an, um für Licht zu sorgen. Der Lift kam zum Stillstand und die Türen öffneten sich. Die Gruppe war in Sicherheit. Vorläufig… *** Powder bewachte mit fünf zurückgebliebenen Soldaten das große Stahltor. Jeden Augenblick müsse der Herzog in Begleitung seiner zwei fähigsten Männer eintreffen. Erleichtert hörte er gleichmäßige Schritte und
Stimmen, die aus einem Nebengang kamen. Er ging gerade in diesen, als Jemand durch den Gang geflogen kam. Er landete blutüberströmt vor Powders Füßen. Er sah dem Schwerverletzten in die Augen, in denen just das Leben erlosch. Als der Offizier in den Gang blickte, sah er das pure Grauen. Soldaten kämpften gegen eigenartige Wesen, die wie menschliche Reptilien aussahen. Mit scharfen Krallen schlugen sie nach den tapferen Männern oder gruben ihre scharfen Zähne in deren Körperpanzer. Die Wesen, einer Welle gleich, überrannten die Männer. Powder schrie: „Macht das ihr hier rauskommt! Geht in den Raum hinter mir in
Sicherheit!“ Er nahm einen kleinen Detonator, der an seinem Gürtel angebracht war, aktivierte ihn und schmiss ihn in den Gang. Er hatte nur wenige Sekunden um aus dem Gang zu gelangen. Als er und einige der kämpfenden Soldaten sich mit einem Sprung in den Vorraum retteten, explodierte der Detonator. Eine Staubwolke schoss durch den Gang und versperrte den Männern die Sicht. Zwei der Wesen sprangen aus der Wolke, die die Explosion überlebt hatten. Die Männer reagierten sofort und schossen sie nieder. Als sich die aufgewirbelten Staubpartikel gelegt hatten, sahen sie, dass der Gang vollständig verschüttet
worden war. Einer der Männer blickte hinauf zur Decke und bemerkte mit Entsetzen, dass sich ein langer Riss gebildet hatte. Staub und kleine Steine rieselten herunter. Er wollte gerade wieder in den großen Raum gehen, als die Decke mit einem lauten Knirschen nachgab. Tonnen von Schutt begruben den Mann unter sich. „Wir sind eingeschlossen!“, stellte er nüchtern fest, „Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten.“ *** Die Drei rannten über das Außengelände der Burg, ganz in der Nähe des
Raumhafens. Über ihnen schossen Kampfspringer entlang, die von ihm aus gestartet waren und feuerten aus sicherer Entfernung Raketen auf die Drachen ab. Das Ziel von Herzog Cian Baradion war klar. Er musste so schnell wie möglich in den Schutzbunker gelangen, dort wo sich seine geliebte Katrina befand. Es gab jedoch ein Problem. Durch das kurze Geplänkel mit den zwei Drachlingen, wie Malvin die Wesen getauft hatte, waren sie gezwungen, über das Außengelände zu gehen um den sicheren Bunker erreichen. „Nur noch ein paar Meter, Herr. Wir sind
gleich da.“, sagte Jack zum Herzog, der keuchend und schweißgebadet neben ihm her rannte. „Das will ich doch stark hoffen. Ich habe keine Lust, hier draußen als Drachenfutter zu enden!“, keuchte der Herzog. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, standen die drei vor einer Luke, die sich gut versteckt hinter der Burg befand. Es war der Eingang zu einem unterirdischen Gang, der zum Bunker führte. Als Malvin die Luke öffnete und die Leiter hinunterklettern wollte, hielt er kurz inne. Er hörte das Geschrei von Männern und das Zischen von Drachlingen. Rotes Licht blitze auf und warf lange Schatten
in den Gang. Kurz darauf trat Stille ein. Jack wollte seinem Freund gerade über die Schulter schauen, als beide ein Summen und Piepen vernahmen. Instinktiv schloss Malvin wieder die Luke und schrie: „In Deckung!“ Die drei warfen sich auf den Boden und hielten sich die Hände über die Köpfe. Prompt wurde die Luke in die Höhe geschleudert, als eine Druckwelle sie aus den Angeln riss. Erdreich und Staub fiel auf sie herab. „Jemand hat den gottverdammten Gang gesprengt. Verdammt, wie sollen wir jetzt bloß in den Bunker gelangen?“, fluchte Malvin, der wieder aufstand und vor Wut einen herumliegenden Stein
wegtrat. Jack rappelte sich ebenfalls auf und half dem Herzog. „Verfluchte scheiße noch mal, was passiert hier nur?“, Malvin raufte sich die Haare. Er war einfach nur noch verzweifelt, alles dreht sich in seinem Kopf, alles geschah so schnell, so viel Grauen hatte er noch nie in seinem Leben erlebt. Er musste sich hinsetzten und verbarg sein Gesicht hinter seinen blutigen Händen. Jack ging zu seinem Freund, kniete sich neben ihn und schlang einen Arm um seine Schulter. Cian tat es ihm gleich und sagte: „Jetzt ist nicht die Zeit um zu trauern. Dazu werden wir noch genügend Zeit haben.“ Malvin blickte auf und sah in das
Gesicht des Herzogs, der selbst mit den Tränen kämpfte. Cian und Jack halfen ihm auf die Beine. „ Wir können nicht hier blieben. Wir müssen weg von hier, weg aus dieser Scheiße.“, meinte Jack sofort, der sich Staub von seiner Uniform klopfte. Malvin sah ihn schief an und meinte sarkastisch: „Ja natürlich, wie wäre es, wenn wir einfach ein Schiff nehmen und den Planeten verlassen, hmm?“ „Und du Jack, du fliegst mit deiner Verletzung das Schiff auch noch.“ Beide schauten sich einige Zeit ernst an, mussten jedoch prustend loslachen. Trotz der dramatischen Situation behielten sie ihren
Humor. „Wartet mal einen Moment! Das ist gar nicht so lachhaft wie ihr beide meint.“ „Herr?“ gaben beide zurück und sahen den Herzog stirnrunzelnd an. „Wir haben die Möglichkeit von Xiand zu entkommen und uns erstmal in Sicherheit zu bringen.“ Die beiden Wachen wussten nicht so recht, worauf der Herzog hindeuten wollte. „Ihr kennt doch unseren entlegenen Außenposten auf Shisun?!“, fragte Cian. „Damals auf der Akademie haben wir etwas darüber gehört und ich selber habe nur mit einer handvoll Leuten gesprochen, die mal dort waren.“
antwortete Jack. Malvin nickte zustimmend. „Wir könnten uns dort sammeln und neu formieren…“, überlegte der Herzog. „Ja, das wäre vielleicht eine kluge Möglichkeit, bis wir einen Weg finden diese Viecher zu vernichten.“, erwiderte Malvin. „Also ist es abgemacht, wir werden nach Shisun flüchten. Dafür brauchen wir erst einmal ein Schiff.“, sagte der Größere der beiden Palastwachen. Die Drei machten sich auf den Weg zum Raumhafen von Xiand-Prime. Nach einigen Minuten hatten sie diesen erreicht und stießen auf panische Menschenmassen, die schreiend und
völlig verängstigt ihren Weg kreuzten. Jeder war damit beschäftigt, sich in irgendein Schiff zu retten und vom Planeten zu entkommen. Ein kleines Mädchen löste sich aus dem Griff ihrer Mutter und sah nach oben in den, sich verdunkelnden Himmel. „Mama, guck mal da oben, was ist das?“, fragte das Mädchen. Die Mutter kniete sich neben ihr Kind und sah ebenfalls in den Himmel. Andere bemerkten das Unheil erst, als ein lang gezogener Schatten über sie hinweg flog. Ein einzelner Drache hatte es bis zum Raumhafen geschafft und flog immer enger werdende Kreise. Etliche Soldaten, die sich unter den Zivilisten befanden,
begannen auf den Eindringling zu feuern. Cian und seine beiden Begleiter suchten in dem Chaos ein geeignetes Schiff und beschlossen ein großes Transportschiff zu besteigen, der Platz für etliche Menschen bot. Jack und Malvin winkten einigen Leuten zu, die sich ihnen anschlossen und das Schiff bestiegen. Unterdessen lieferte sich der Drache einen erbitterten Kampf mit den Verteidigern. Helle Lichtstrahlen schnitten durch den Raumhafen und zerstörten alles was in ihrem Weg lag. Unaufhaltsam vernichtete der Drache die kümmerliche Verteidigung. Doch das Blatt wendete sich. Das Schild, welches dem Drachen Schutz bot, begann zu
schwinden. Unter einer gewaltigen Explosion verschwand der Angreifer und nur rauchende Trümmer blieben von ihm übrig. Jubelgeschrei brach aus und die Soldaten feuerten vor Freude in den Himmel. „Nun haben wir doch noch eines dieser Mistviecher erledigen können.“ sagte Jack, der sich das Spektakel auf der Laderampe des Transporters mit angesehen hatte. „Jack, jetzt komm endlich rein ins Schiff. Wir wollen hier weg.“, drängte ihn Malvin der hinter ihm stand. „Ja, ja. Ich komme ja schon.“, als Jack sich umdrehen wollte um in das Schiff zu gehen, sah er etwas vor seinen Füßen
liegen. Er hob es auf und wunderte sich über dessen eigenartiges Aussehen. *** Er rannte so schnell er konnte zum Raumhafen. Über ihm schossen Kampfflugzeuge entlang in Richtung der Hauptstadt um sich den Angreifern entgegenzustellen. Auf seinem Weg lagen rauchende Trümmer. Verkohlte Körper waren im schwindenden Sonnenlicht zu erkennen. Bevan kämpfte gegen einen Brechreiz an, der nichts mit seinen Kopfschmerzen zu tun hatte. Panisch stellte er fest, dass die Drachen fast bis zur Burg und dem Raumhafen
vorgedrungen waren. Seine Hoffnung schwand, aus dieser Hölle lebend zu entkommen. Er rannte einen Hügel hinauf, der zur Burg führte. Ihm offenbarte sich ein Szenario, das einem aufgeschreckten Ameisenhaufen glich. Tausende machten sich auf den Weg, um ein Schiff zu besteigen. Der Himmel war erfüllt von startenden Raumschiffen aller Art. Bevan wurde von Jemandem angerempelt, sodass er auf den staubigen Boden fiel. Die Person, die ihn versehentlich umwarf, war ein stämmiger Mann. Dieser blickte noch kurz nach hinten und machte einen Schritt auf den Minister zu, um ihm
aufzuhelfen. Jedoch entschloss er sich, lieber seine eigene Haut zu retten und rannte weg. Fluchend stand Bevan auf und spuckte Staub aus. Er hechtete der Masse hinterher und zuckte zusammen, als er ein metallisches Kreischen hörte. Einem Drachen war es gelungen, bis zum Raumhafen vorzudringen. Soldaten feuerten bereits auf das Ungetüm, konnten jedoch nicht verhindern, wie dieser seinen vernichtenden Lichtstrahl abfeuerte und auf einen Schlag hunderte Menschen vernichtete. Bevan achtete nicht mehr auf das Kampfgeschehen. Er wollte nur noch weg. Sein Blickt traf einen großen Militärspringer, den schon etliche Zivilisten und Soldaten bestiegen.
Plötzlich gab es eine gewaltige Explosion. Der Minister sah sich um, konnte den Grund der Explosion jedoch nicht ausmachen, bis er gen Himmel blickte. Dort wo eben noch der Drache war, sah man nur noch eine Explosionswolke, Bevan warf instinktiv seine Hände über den Kopf um sich vor herabfallenden Trümmern zu schützen. Er geriet dabei ins Stolpern und fiel abermals hin. Doch diesmal half ihm Jemand auf die Beine. „D… Danke.“, sagte er zu seinem Helfer. Er bemerkte, dass es sich um den Mann handelte, der ihn kurz vorher umgerannt hatte. „Kein Problem, nun kommen Sie. Sie
wollen doch auch hier weg.“, gab der stämmige Mann zurück Beide gingen schnellen Schritts weiter und erreichten die Laderampe des Transporters. „Ach nein, da ist ja der Minister von heute Morgen, der ohne was zu Sagen an uns vorbei gerannt ist.“ Irritiert sah Bevan nun zwei Wachen der herzoglichen Burg vor sich stehen, die sehr mitgenommen aussahen. Einer von beiden war schwer verletzt. Beim Hineingehen ins Schiff bemerkte er, dass der größere von den Zweien einen eigenartigen Gegenstand in den Händen trug. Er sah aus wie ein Kristall und schien in einem hellen Licht zu pulsieren.