Gedichte
Klagende Säulen

Klagende Säulen

Jeden Stein hast du Stück für Stück zusammen getragen deinem Haus Knochen und Rippen gegeben, Mörtel gerührt ihm Augen geschenkt und seine Mauern hochgezogen Du rüttelst an seinem marmorierten Fundament 

bis die Säulen auf ihren Sockeln schwanken

auf die du dein Haus

mit schweißnasser Stirn heimat suchend

gebaut hast

Das erste Knirschen warnt mit stummen Morsezeichen erreicht Dich nicht - trifft Dich zielgenau mittig ins Herz ungläubig knirscht es lauter, als du es in die Hosentasche steckst

Die erste Säule verliert den Halt unter den Füßen, tanzt einen Todeswalzer auf ihrem zitternden Sockelkopf stürzt haltlos wie ein gestorbener Baum  

in Zeit und Raum Mit der gefällten Säule rennst Du davon, ächzt unter ihrer Last schleppst eine zweite, eine dritte, eine vierte davon fängst Deine salzigen Tränen mit einem goldenen Becher auf Noch steht es, Dein Haus, auf dem marmorierten Fundament sucht Balance zwischen klagenden Säulen und enthaupteten Sockeln Zwischen den Kieseln rollst Du Dich zusammen und hälst dir die Ohren zu