Titel
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit…“, schallte es durch die weihnachtlich dekorierten Straßen der Altstadt. Überall drückten Jungen und Mädchen ihre Nase an den Schaufenstern platt. Ob sie nun nach den Leckereien einer Bäckerei lechzten oder sich vorstellten wie das brandneuste Legosortiment unter ihrem Weihnachtsbaum am heiligen Abend stehen würde. Sie alle hatten etwas gemein, ihre Augen glänzten vor Vorfreude auf das Weihnachtsfest.
Die Schneeflocken, welche die Stadt
langsam in ein Winterwunderland verwandelten, schienen zu der Musik zu tanzen. Abermillionen von leuchtend weißen Kristallen verdrängten gemeinsam mit den Lichterketten die aufkommende Dunkelheit.
Irgendwo in diesem wundersamen Treiben stiefelte ein Mann durch das Schneetreiben. Sein Blick war wohl wissend gesenkt, so dass er von all dem nichts mitbekommen konnte. Er hatte sich die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, sodass seine Mimik nicht zu erkennen war. Minutenlang stapfte er so vor sich dahin. Fast hätte er sein Ziel auch erreicht, da zupfte jemand an dem Saum seines Mantels. Wie angewurzelt
blieb er stehen, behielt seinen Blick jedoch gesenkt und sagte kein Wort. Der Unbekannte zupfte noch einmal. Langsam wurde der Mann sehr ärgerlich, doch er lies sich nichts anmerken und wollte gerade weitergehen, da erschien vor ihm ein kleiner Junge. Dem Mann blieb nichts anderes übrig als diesem geradewegs ins Gesicht zu starren. Der Junge streckte ihm nur seine Faust entgegen. Neugierig geworden, was der Knirps wohl in seiner kleinen Faust verstecken mochte streckte der Mann intuitiv seine Handfläche aus. Langsam öffnete der Junge seine Faust und ein kleines Lebkuchenpferd fiel auf die ausgestreckte Handfläche des Mannes.
Der Junge strahlte als er sein kleines Geschenk übergab, dann lief er davon. Verdutzt schaute der Alte ihm hinterher bis ihn die Dunkelheit verschlang. Vorsichtig, gerade so als könnte es in seiner Hand zerbrechen, berührte er sein Geschenk. Ein Lächeln überzog seine Lippen.
Hoffentlich hatte das niemand gesehen.