Weihnachten vor vielen Jahren...
Einleitung
Heute ist die Vorweihnachtszeit hektisch und unglaublich konsumorientiert.
Weihnachtliche Artikel gibt es bereits im Früherbst zu kaufen und der Wunschzettel der Kinder ist schier unendlich lang geworden. Bei Adventskalendern müssen es immer die größten sein und sie müssen bereits voll mit Geschenken gespickt sein. Sonst haben die Eltern schon die ersten Probleme mit den lieben Kleinen.
***********
Wenn ich so zurückdenke an meine Kinderzeit, da war Weihnachten noch eine Zeit voller Geheimnisse, romantisch und auch eine Zeit in denen Kinder dem Fest entgegen
fieberten, voller Spannung und Aufregung.
Es begann immer meist mit dem ersten Advent, da wurde von meinem Großvater der Adventskranz aus frischen Tannengrün gebunden. Wir Kinder halfen beim verzieren mit goldenen Nüssen die wir mit goldener Farbe bemalen durften.Strohsternen und Tannenzapfen in den Wochen vorher eifrig gesammelt, meine Großmutter steckte dann die Kerzenhalter auf den Kranz und nahm die selbst hergestellten Bienenwachskerzen aus dem Schrank die sie dann auf dem Kranz
befestigte. Wenn der Kranz nun fertig war stand er auf dem Tisch in der Wohnstube, so begannen meistens unsere besinnlichen Vorbereitungen in der Vorweihnachtszeit.
Am ersten Advent gab es oft herrliche
Bratäpfel, es duftete nach Zimt, Marzipan und Kerzenlicht und wir sangen vorweihnachtliche Lieder begleitet vom Großvater auf der Zitter. Wir spielten dazu auf der Blockflöte und erwarteten
dann mit Spannung den sechsten Dezember, den Nikolausabend.
Damals kam der Nikolaus noch ins Haus, vor allem wenn man in kleinen Dörfern aufgewachsen ist. Wir Kinder gaben oft an den Nikolaus,
unsern Wunschzettel ab, natürlich wesentlich bescheidener als die heutige Generationen.
Wir freuten uns schon über ein neues Buch, neue Stifte, eine Puppe, einen Teddy und ein vom Vater oder Großvater gebautes Puppenhaus oder Holzauto. Mit
handgestrickten Pullis, Mützen, Socken, Handschuhe oder Schals waren wir schon sehr zufrieden.
Gelegentlich lagen ein neues Kleid oder auch neue Schuhe als besonderes Geschenk unterm Weihnachtsbaum, oder auch ein Gesellschaftsspiel wo wir gar nicht mit gerechnet hatten. Besondere Freude empfand ich, als eines Tages sogar eine Kette für mich unterm
Tannenbaum lag, oder einmal auch sogar eine Armbanduhr.
Das waren außer der Reihe Geschenke, die dann überraschend leuchtende Augen in unsere Gesichter zauberten.
Das waren noch Zeiten, die meine Kinder leider nie so erleben konnten.
Beinahe täglich wurde dann am Abend bei Kerzenlicht gebastelt und gewerkelt. Wir Kinder bastelten an unsren Geschenken, die wir den Großeltern oder Eltern machen wollten oder auch an denen für die Tante und den Onkel.
Und wenn es dann im Laufe des Tages zu schneien begann, waren wir wie aus dem Häuschen. Dann ging es hinaus zum Rodeln oder Skifahren und Schneemann bauen. Unter den Nachbarskindern gab es immer einen heimlichen Wettbewerb, wer denn anschließend den größten Schneemann vorm Hause zu stehen hatte. Vom Opa den Zylinder, eine dicke Möhre
als Nase, Kohlen als Augen, noch ein altes Tuch oder Schal und fertig war er, der
schönste Schneemann der Welt. Und der stand meist bis spät in den Januar hinein vor den Häusern.
Vogelhäuschen wurden aufgestellt, meist liebevoll selbstgebaut und dann wurden stundenlang die Vögel beobachtet. Meisen, Sperlinge,Rotkehlchen,Dompfaffen,Kleiber und
Zaunkönig waren zu Gast und es war eine Wonne das Treiben zu beobachten, wenn sie zum Futterhäuschen kamen.
Am 4.Dezember holte meine Großmutter frische Zweige in die Stube.
Apfel,- und Kirschzweige.
Die wurden dann traditionell in eine Vase am Barbara-Tag aufgestellt.
In der Hoffnung, dass sie bis zum Heiligen
Abend in voller Blütenpracht erblühten.
In den Wochen vor dem Weihnachtsfest waren noch eine Menge Dinge zu tun, es wurden nämlich traditionell Kerzen hergestellt. Stundenlang zog sich das hin und das ganze Haus duftete dann wunderbar nach Bienenwachs. Ein Duft den ich auch heute noch mit der Weihnachtszeit verbinde, ebenso wie den von Zimt, Vanille, Anis, und Kardamon Lebkuchen und nicht zu vergessen, den Duft der Tannenzweige, die als Dekoration in den Vasen im Raum standen. Es wurden Sterne gebastelt,
aus Papier Schleifen und Stroh auch andere Dinge aus rotem Filz und roter Wolle.
Kein Tag verging, ohne etwas weihnachtliche Bastelei, die die Vorfreude auf das
Weihnachtsfest steigerte.
Als Kinder haben viel gebastelt Stroh und Spansterne Weihnachtskarten es wurden Strümpfe gestrickt und Topflappen gehäkelt. Vom Plätzchen backen bekamen wir Kinder nie etwas mit, es duftete zwar morgens immer verführerisch, aber entdeckt haben wir bis zum Heiligen Abend nichts. Das Gebäck war gut versteckt, ab und zu lag dann mal ein Plätzchen auf der Fensterbank, wenn wir besonders brav gewesen waren. Weihnachten war nicht so konsumorientiert wie heute.
Eine schöne Zeit damals, an die ich auch mit ein wenig Wehmut zurück denke.
Das, was wir noch erlebt haben, erleben meine Kinder leider nicht mehr. Ich kann mich
noch gut daran erinnern, die ersten Weihnachtsmänner in den Auslagen der Geschäfte kaum vor dem ersten Advent gesehen zu haben. Heute aber bereits schon ab September, oder ab Oktober.
Auch haben wir Kinder von allen weihnachtlichen Vorbereitungen, Krippen aufbauen, Weihnachtsbaum schmücken usw. nichts mitbekommen und mein Vater baute jedes Jahr die Krippe neu auf. Riesig war sie, teils mit Landschaften, Büschen Bäumchen Hügeln und über 150Figuren. Jedes Jahr gab es neue Figuren dazu Schafe, Hirten und Hirtenfeuer vor den kleinen Hütten, beleuchtete Engel.
Es war eine schöne Zeit.
Unser Weihnachtsbaum war immer
mindestens zwei Meter groß und mit unzähligen silbernen Kugeln geschmückt. Teilweise wurden sogar schon 20 Jahre alte einzelne Kugeln von Generation zu Generation weitervererbt und der Baum jeweils mit bis zu 50 Wachskerzen beleuchtet. Knallrote Äpfel, Orangen, Nüsse und die gebackenen Plätzchen auf den Weihnachtstellern rundeten das alles ab.
Ein alter Kachelofen brannte und spendete wohlige Wärme im Weihnachtzimmer und wir Kinder standen jedes Mal mit großen staunenden Augen im dem geschmückten Raum. Weihnachtslieder singend, voller Ehrfurcht Gänsehaut bekommend und an den Duft von Tannen, Bienenwachskerzen und die leckeren Plätzchen erinnere mich immer
wieder gern.
Ach, diese schöne alte Zeit, die kommt niemals wieder zurück.
© monalisa592107 29.11.13