Die Typen aus S.
Es war ein Schultag wie jeder andere. Sie saß im Zug, wollte nur noch nach Hause. Ihre Freundinnen stiegen früh aus. Sie musste etwas länger im Zug warten. Wie immer saß sie dann allein im Zug und las ein Buch oder hörte Musik. Seit Beginn der Zugfahrt war ihr die Anwesenheit der 3 Störenfriede bewusst. Sie waren nicht zu überhören. Außerdem machten sie sich durch herumfliegende Flaschen bemerkbar.
Als sie so alleine dasaß und in einem Buch las, kamen sie plötzlich zu ihr. Sie setzen sich sofort auf die freien Plätze ohne zu fragen. Gleich begann einer von
ihnen ihr Knie zu streicheln und tat, als würde er mit ihr flirten. Natürlich wusste sie, dass er das nicht ernst meinte. Seine Freunde verkniffen sich das Lachen und taten, als würden sie sie total toll finden. Es war nicht schwer zu merken, dass sie sich nur ihren Spaß mit ihr machten. Dumme Sprüche war sie gewohnt, aber sie musste noch eine Viertelstunde mit ihnen in demselben Zugabteil verbringen, denn sie stiegen erst spät aus. Aber sie war froh, nicht vor ihnen aussteigen zu müssen. Bestimmt hätten sie sie nicht gelassen.
Nachdem sie darauf keine Reaktion zeigte, begannen sie sie zu beschimpfen. Ihr kamen die Tränen, so schlimm war
es, doch sie konnte nicht weinen. Sie musste stark sein. Diese Viertelstunde verging so langsam. Geschätzte Stunden saß sie da und musste sich belästigen lassen von diesen Idioten, die sich zu dritt auf ein Mädchen stürzten, wahrscheinlich weil sie sich dann besser fühlten. Es war für sie schon zur Gewohnheit geworden.
Als die 3 endlich in S. den Zug verließen, atmete sie erleichtert auf. Doch sie hatte nicht die Kraft jetzt zu weinen. Sie wartete bis sie zu Hause war und lief dann schnell in ihr Zimmer. Ihre Eltern arbeiteten, weshalb sie den ganzen Tag allein war.
Sie knallte die Tür hinter sich so laut zu, dass es sicher Ärger gegeben hätte, wenn sie Nachbarn gehabt hätten, die es hätten hören können. Sie schmiss sich aufs Bett und weinte, sie schrie, schlug aufs Bett ein. Freundinnen hatte sie, aber es gab so viele Plätze, an die sie schlechte Erinnerungen hatte, so viele Menschen, die sie nur verarscht hatten, so viele Sätze, die sie innerlich zerfraßen. Deshalb hasste sie ihr Leben. Jeden Tag weinte sie sich in den Schlaf. Ihre Existenz war unnütz, unbrauchbar, unnötig. Sie konnte nicht mehr. Es war für sie alles zu viel. Dann ging sie zum Fenster und öffnete es, sah hinunter. Es war ziemlich hoch oben. Die Tiefe
machte ihr aber keine Angst. Es gefiel ihr. Darunter war eine Straße, die zwar nicht sehr befahren war, aber es fuhren doch manchmal Autos vorbei. Sie setzte sich auf die Fensterbank und wartete. Dann kam ein Auto...