Kurzgeschichte
Tu ihr nicht weh

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"Tu ihr nicht weh"
Veröffentlicht am 27. November 2013, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Tu ihr nicht weh

Tu ihr nicht weh

Titel

Er lief durch die Straßen. Mit gesenktem Kopf. War traurig, weil seine Frau nun bei einem anderen wohnte. Einen anderen liebte. Was hatte er falsch gemacht? Warum ging die Beziehung auseinander? Leichter Regen. Sanfte Brise. Seelischer Schmerz. Jeder Schritt fiel ihm schwer. Aber er musste sie sehen. Mit ihr reden. Sie zurückgewinnen. Denn er liebte sie immer noch. Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Ein plötzlicher Regen überraschte sie alle. Dabei war der Himmel Wolkenlos gewesen.

Während des kurzen Schauers, lernte er sie kennen. Hielt ihr den Schirm. Wartete mit ihr auf den Bus. Unterhielt sich mit ihr über belanglose Dinge. Irgendwie stimmte die Chemie. Bis... Sie hatten einen riesigen Streit. Worum es ging, wusste er nicht mehr. Es war auf jeden Fall etwas Schwachsinniges. Ein sinnloser Streit, der sie in die Arme eines anderen führte, um ihn zu vergessen. Denjenigen, der sie über alles liebte. Versuchte, ihr alles recht zu machen. Der den Boden küsste, auf dem sie ging. Heiße Tränen. Erinnerungen. Schmerzen. Was er wollte, wusste er

nicht mehr so genau. Es war schön gewesen, mit ihr. Sehr schön, sogar. In Gedanken ging er sämtliche Dialoge durch, die er mit ihr führen könnte, wenn er vor ihr stand. Positive, wie Negative. Vielleicht würde er ihr Vorwürfe machen. Möglicherweise würde er vor ihr auf die Knie fallen und sie heulend bitten, das sie zu ihm zurückkommt. Aber wahrscheinlicher war, das es ganz anders kam, wie er dachte. Weit war der Weg nicht, zu ihr und ihrem Neuen. Aber er machte absichtlich einen großen Umbogen. Er brauchte die frische Luft. Denn weder wollte er, das sie sich streiten, noch das er ihr was

vorjammerte. Aber was er genau wollte, wusste er auch nach zwei Stunden nicht. Durchnässt stand er vor ihrer Tür. Klingelte zaghaft. Wartete kurz und überlegte es sich anders. Er wollte und konnte nicht mit ihr reden. Sie hatte sich von ihm getrennt. Es tat zwar weh. Aber der Schmerz würde nicht ewig bleiben. Das Leben ging weiter. So, oder so. Die Tür ging auf. Vor ihm stand ein sympathischer Mann. Schlecht sah er nicht aus, so weit er es beurteilen konnte. Freundlich war er auch. Und höflich. Er sah ihm in die Augen. Atmete tief durch und sagte zu

ihm: „Tu ihr nicht weh.“ Es regnete immer noch. Aber das war ihm egal. Er war eh schon durch. Noch nasser konnte er nicht werden. Vielleicht würde er krank werden. Erkältung bekommen. Aber das war nicht so schlimm. Er hatte so wie so vorgehabt, die nächsten Tage in seinem Bett zu verbringen, bis der größte Schmerz vorbei war. Erst dann würde er beginnen, ein neues Leben anzufangen.

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