Fantasy & Horror
Der Seher Kapitel 6

0
"Der Seher Kapitel 6"
Veröffentlicht am 26. November 2013, 52 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der Seher Kapitel 6

Der Seher Kapitel 6

Kapitel 6 Rückkehr und Diebe


Magie hat einen eigenen Willen. Jeder Zauberer wird dies bestätigen und in manchen Fällen scheint sie gerne Gebrauch davon zu machen. Wenn Narren glauben, dass es so etwas wie Schicksal gäbe, meinen sie damit immer nur Magie und übersehen, dass dahinter kein wirklicher Plan steht. Wesen der Zauberei

Jaret war gestürzt, als er dem Wesen das Messer in den Rücken gerammt hatte. Langsam stand er wieder auf und sah sich um. Immer noch stieg Rauch von ihrem gefallenen Gegner auf. Der letzte Zauber Rubens hatte dessen Körper quer durch den Raum geschleudert und eine Faustgroße Wunde in der Brust hinterlassen. Der Magier ging auf die am Boden liegende Gestalt zu, die ganze Zeit über

bereit ihr, sollt sie sich noch einmal rühren, den Rest zu geben. Dann zog er Jarets Waffe aus dem Körper und reichte sie ihm wortlos zurück. Schwarzes Blut troff von der Klinge. Die Kapuze die das Gesicht des Dings verdeckt hatte war ein Stück nach oben gerutscht und legte Züge frei, dass nur noch mit Mühe als Menschlich zu erkennen war. Die Haut war bleich und fast durchsichtig. Dunkelblaue Adern verliefen unter der Stirn, von der einige kalkweiße Haare herabhingen. Die Augen waren von einem tiefen Schwarz. Was immer es war, es sah aus als wäre es schon vor Jahrhunderten

gestorben. ,, Was...“ Jaret konnte kaum klar Denken. Nicht nur das aussehend er Kreatur war schrecklich. Jetzt wo, was auch immer es am Leben erhalten hatte fort war, forderte die Zeit offenbar ihren Preis. Er konnte geradezu zusehen, wie das Fleisch um die Knochen vermoderte, die Kleidung rissig wurde und zu Grabesstaub zerfiel. ,, Was ist das ?“ , brachte er schließlich hervor. ,, Ein Lich.“ , antwortete Ruben und gab dem zerfallenen Haufen Knochen einen Tritt, der die Überreste über den ganzen Boden verstreute. Manche Rippen hatten sich aufgelöst, bevor sie den Boden

erreichten. ,, Ich hatte eigentlich gehofft nie einem begegnen zu müssen.“ ,, Aber was… war es vorher?“ Ruben sah einen Moment nachdenklich zu dem sich in nichts verwandelnden Staubhaufen herüber. Das war alles, was jetzt noch von diesem einst so mächtigen Wesen übrig geblieben war. ,,Ein Lich“ , sagte der Zauberer schließlich. ,, ist ein Magier.“ ,, Das Ding war kaum mehr menschlich.“ , erklärte Jaret entsetzt. ,, Natürlich nicht. Ich habe es vielleicht falsch Angefangen. Es ist Seelenmagie. Im Prinzip kann sich ein Zauberer unsterblich werden aber der Preis…“

Von den Überresten stieg kurz eine türkisfarbene Flamme auf, die auch das restliche Zeugnis der Kreatur vernichtete. ,, Der Preis ist die eigene Seele. Wer weiß wie lange es hier unten war. Gut möglich, das es tatsächlich einer der Magier von vor so langer Zeit war.“ ,, Glaubt ihr das wirklich?“ ,, Wenn, dann hätten wir es niemals zu zweit bezwingen können. Es sei denn die Jahrhunderte haben auch die Erzmagier von Indigor ihre Kräfte gekostet. “ Ruben zuckte mi den Schultern bevor er fortfuhr : ,, Es ist tot, das ist alles was zählt. Das Buch muss hier irgendwo sein, diese Kreatur hat es mit Sicherheit

bewacht. Wieso sie es allerdings nicht verwendet hat ist mir ein Rätsel. Vielleicht aus Angst entdeckt zu werden?“ Der Magier schien mehr mit sich selbst zu sprechen und Jaret hörte ohnehin nur noch halb zu. Ein Flüstern schien sich in seinem Geist manifestiert zu haben. Leise, schläfrig aber mit zunehmender Intensität. Es war schon vorher dagewesen, dachte er. Aber während des Kampfes hatte er kaum darauf geachtet. Erst jetzt bemerkte er, wie Hasserfüllt die immer lauter werdenden Stimmen waren. In seinem Kopf hämmerte es als würde irgendetwas versuchen ihm den Schädel

aufzusprengen. Die Welt schien alle Farbe zu verlieren, bis auf eine. Rot. Und endlich wendete er sich dem Ursprung der Stimmen zu. In einer Nische in der Rückwand des Raumes stand etwas. Etwas das verdächtig nach einem Buch aussah. Jetzt schien auch Ruben etwas gemerkt zu haben denn er drehte sich zu Jaret um. Und dann viel auch sein Blick auf das Buch. ,, Götter steht uns bei.“ Es stand auf einem Altar aus schwarzem Marmor der mit roten Adern durchsetzt war. Fast sah es so aus, als würde das rote Gestein im Puls ihres Blutes pulsieren,

aber Jaret schob das auf die Einbildung. Er war tatsächlich kurz davor wegzurennen, zwang sich aber stehen zu bleiben wo er war. Ein Blick zu Ruben sagte ihm, dass es dem Zauberer nicht besser ging, auch wenn dieser wohl nicht mit den Stimmen zu kämpfen hatte. Er sagte irgendetwas, aber Jaret Verstand es nicht. Dafür war der mittlerweile zu Gebrüll gewordene Lärm in seinem Verstand zu groß. Der Wälzer auf dem Altar hatte einen Roten Einband wie auf der Zeichnung. Doch eines hatte diese nicht gezeigt. Es besaß, über den ganzen Umschlag verteilen, Leuchtend Rote Augen. Augen die Blinzelten, Augen die sich zu den

Neuankömmlingen hindrehten. Und sie voller Hass musterten. ,, Was machen wir jetzt?“ , fragte Jaret der einer Panik nahe war. Die Augen, sie fixierten sich allesamt auf ihn. ,, Furcht…“ Jaret drehte sich zu Ruben um. ,, Was ?“ Der Zauberer sah ihn nur verwirrt an. ,, Alles in Ordnung Jaret?“ Es war nicht der Magier gewesen, der gesprochen hatte… ,, Es...“ Auch Ruben schien nun endgültig die Nerven zu verlieren. , ,, Es... es besitzt tatsächlich Bewusstsein. Spürst du es?“ ,, Als würde man in sein eigenes Grab

schauen.“ , antwortete Jaret. Einen Passenderen vergleich, dachte er, gibt es dafür nicht. Eine der Stimmen wurde ungleich lauter, warf sich ohne Rücksicht gegen die schwache Barriere von Jarets Geist. Die zerbrechliche Hülle aus Glas, die jetzt noch seinen Verstand vor dem Wahnsinn schützte. Dem Wahnsinn, der ihn dazu treiben wollte, sich die Kehle durchzuscheinen nur damit Ruhe herrschte. Er spürte, wie seine Hand langsam zu dem Messer an seiner Hüfte wanderte… ,, Nein.“ Er riss die Hand zurück und schlug alle Türen zu seinem Geist auf einmal zu, wie er es gelernt hatte. Die Fugen in den Bodenfließen, die Anzahl

der Staubkörner auf dem Boden… das alles war viel interessanter als die forschenden, ihm den Verstand raubenden Schreie. Nicht nur das, sie waren langweilig. Unbedeutend wie alles, wenn man sich näher damit beschäftigte. Ich bin ein Seher, dachte er und rief sich diesen Umstand mit Macht zurück ins Gedächtnis. Zwang sich, es selbst zu glauben. Ich überblicke Zeit und Schicksal wenn ich es möchte. Und was immer existiert ist winzig, nichtig. Du bist nichtig, wie mächtig du auch sein magst. Unbedeutend. Noch bevor das Flüstern seine Finger

ganz aus seinem Verstand ziehen konnte stieß es einen letzten Schrei aus, der dafür sorgte, dass seine Beine unter ihm nachgaben. Trotzdem lächelte Jaret. Er hatte es überrascht. Und viel wichtiger, er hatte es Verletzt. Ruben half ihm auf. ,, Was ist passiert ?“ Der Magier hatte offenbar nichts von Jarets innerem Kampf mitbekommen. ,, Ich will es gar nicht wissen.“ , erklärte er immer noch nicht wieder ganz sicher auf den Füßen. Eine Weile lang standen sie einfach nur da und musterten den Altar. Und viel wichtiger, das Buch darauf. Die

Oberfläche wirkte nicht wie Pergament, sondern mehr wie echte Haut und die Augen… Es waren tatsächlich welche. Kurz hatte Jaret gehofft, es wäre ein Trugbild seines noch angeschlagenen Geists. Es war beinahe lachhaft. Zum praktisch ersten Mal in seinem Leben verließ er Seminium… und starb gleich fast dreimal. Eine bittere Ironie, die ihn allerdings erneut zum Lächeln brachte. ,, Ich glaube es wäre zu gefährlich es einfach so mitzunehmen.“ , meinte Ruben schließlich. ,, Wer weiß womit sich dieses Ding noch schützen kann.“ Jaret konnte dem nur zustimmen. ,, Was

habt ihr vor?“ , fragte er. ,, Ich werde versuchen es für den Transport unschädlich zu machen.“ Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie der Zauberer das anstellen wollte. ,, Tritt lieber ein paar Schritte zurück.“ , ordnete dieser an. Jaret ging langsam bis zur dunkel verfärbten Eingangstür. Dabei stellte Jaret stellte fest, dass die Fackeln draußen nun verloschen waren. Ob das mit dem Tod des Wächters zusammenhing oder nicht wusste er jedoch nicht zu sagen. Ruben drehte sich noch einmal um, wohl um sicherzugehen, dass er weit genug entfernt stand. Dann sammelte der

Zauberer alle ihm nach dem Kampf mit dem Lich noch zur Verfügung stehenden Kräften. Zuerst versuchte er das Buch mit einem schwächeren Bann zu belegen, nur um zu sehen was passierte. Das Ergebnis war Entmutigend. Der Zauber prallte als blauer Lichtbogen von den Seiten zurück und verlosch ohne jede Wirkung. Hier würde er mit einfacher Magie nicht weiterkommen. Er seufzte. ,, Jaret komm bitte wieder her.“ Die Stimme des Magiers klang niedergeschlagen und traurig. Jaret trat wieder auf den nun gebeugt dastehenden Magier zu.

,, Gib mir dein Messer.“ , sagte er nur. Jaret fragte nicht lange wieso sondern hielt es Ruben mit dem Griff voran hin. Eine Weile betrachtete er fasziniert das Spiel des Lichtes auf der Waffe. ,, Jetzt hör zu. Um das Buch zu bannen brauche ich mächtigere Magie. Die gleiche Magie die das Buch geschaffen hat. Seelenmagie.“ Er holte eine kleine kristalline Phiole mit einem Wachsdeckel aus seiner Tasche. ,, Was habt ihr vor?“ ,, Was mir übrig bleibt.“ , erwiderte der Zauberer. ,, Ich habe keine Seele hier und dich kann ich schlecht fragen…“ ,, Ihr seid doch wahnsinnig…“ ,, Ich nehme nicht meine ganze Seele

Jaret.“ , sagte er. Es sollte wohl beruhigend klingen. Dazu zitterte die Stimme des Zauberers jedoch zu sehr. ,, Das ist gefährlich.“ Jaret brauchte keine Antwort. Ruben wäre nicht selbst so eingeschüchtert, wenn es das nicht wäre. ,, Es wäre sogar ungefährlicher, wenn ich gleich meinen ganzen Geist nehmen würde. Nur wäre das dann auch mein Tod.“ ,, Und das hier nicht?“ ,, Nein… aber einen Teil der eigenen Seele zu separieren ist alles andere als angenehm.“ Ruben zögerte, bevor er hinzufügte: ,,Glaube ich.“ ,, Ihr habt das also noch nie gemacht?“

Jaret konnte es leicht zugeben, er machte sich Sorgen um den Zauberer. Auch wenn er diesen nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. Etwas, das selbst Ruben Angst machte musste unglaublich gefährlich sein. ,, Nicht bei einem Menschen und schon gar nicht bei mir selbst. Oh und“, meinte er mit einer Spur Humor, ,, das du das ja keinem erzählst. Ich könnte dafür echt Ärger bekommen. Den grauen Orden mag es nicht mehr geben, aber trotzdem ist das hier nicht die angesehene Kunst der Magie.“ Grauer Orden? Bevor Jaret fragen konnte nahm Ruben das Messer und entfernte den Wachsdeckel des Gefäßes.

,, Für den Fall, dass ich es nicht überlebe… verbrenn es.“ , erklärte der Zauberer und nickte in Richtung des schwarzen Obsidian-Altars. ,, Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt brennen würde.“ ,, Vermutlich nicht.“ , antwortete der Zauberer lachend . ,, Versuch es bitte trotzdem.“ Einen Moment stand Ruben schweigend da, während Jaret nur zusehen konnte. Dann füllte sich die Phiole mit einem türkisenen Schimmer, der aus Rubens Ausgestreckter Hand direkt in das Glasgefäß zu fließen schien. Als er sich wiederholt zu Jaret umdrehte

funkelte in seinen Augen silbrig-blau. Der Zauberer strauchelte kurz, bevor er sich wieder fing. Dann begann er. In seinen Bewegungen lag soweit Jaret das beurteilen konnte nicht das geringste Zögern. Er zeichnete mit den Händen Zauber in die Luft, welche mit einem blauen Schimmern gestalt annehmen um kurz darauf wieder in einem Lichtblitz zu verblassen, als sie auf die Barriere, die das Buch umgab trafen. Jaret konnte spüren, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Mit jedem Blitz verpuffender Energie schloss sich eines der Augen des Buches. Die roten Brunnen, die die Iris

darstellten verschwanden unter dem Stoff des Umschlages. Schließlich schloss sich auch das letzte Auge mit einem trägen Blinzeln. Die Spannung im Raum zerfiel schlagartig, als die Nachwirkungen des Zaubers verblassten. Als das letzte Auge zufiel ging Ruben auf die Knie, da ihn seine Beine offenbar nicht mehr trugen. Jaret wollte ihn stützen, der Magier bedeutete ihm aber, zu bleiben wo er war. Langsam streckten beide Hände, die Handflächen nach oben gekehrt aus und verschränkte sie dann in einer Flüssigen Bewegung vor der Brust. Ein letztes Aufleuchten auf den Seiten des Buches

selbst und dann war es vorbei. Ruben blieb noch einige Augenblicke erschöpft auf dem Boden sitzen, dann Erhob er sich. Die Phiole in seiner Hand hatte aufgehört zu leuchten und war wieder so leer wie zuvor. Der Zauberer ließ sie achtlos auf den Boden fallen, wo sie zerbrach. In seinem Blick war kein Schimmern mehr zu sehen. Seine Augen wirkten lediglich Entrückt und Leer. Leer mit einem feinen roten Schimmer… Jaret schüttelte den Kopf. Das bildete er sich ein.

Ruben war lediglich sichtlich völlig am Ende. Als er vorne überkippte fing Jaret ihn in letzter Sekunde auf. Vorsichtig legte Jaret den Mann auf den Steinboden ab. ,, Alles in Ordnung. Ich muss mich nur kurz... kurz ausruhen.“, sagte der Zauberer, als er sich langsam wieder aufsetzte. ,, Hohl das Buch.“ Jaret nickte nur, als er aufstand. Nur zögerlich ging er auf den Altar zu. Selbst jetzt wo seine Macht gebannt war, strahlte der schmutzig rote Band darauf eine Feindseligkeit aus die ihm sämtliche Haare zu Berge stehen lies. Zitternd streckte er die Linke nach dem Buch aus. Die Linke... Da war etwas

eine Entfernte Erinnerung... Ein See wie Blut, seine eigene verbrannte Hand. Die Vision hatte ihn bisher nicht weiter gekümmert und zwischenzeitlich hatte er sie beinahe vergessen. Jetzt jedoch… Es war seine linke Hand gewesen, dieselbe, die er nach dem Buch ausstreckte. Er zog die Hand zurück. Wenn dies nun die Ursache dafür gewesen war? Er hatte nicht wirklich eine Wahl… aber vielleicht konnte er das Schicksal erneut austricksen. Jaret nahm die rechte Hand. Langsam näherten sich seine Finger dem Einband. Dann hatte er das Buch endlich,

zog es von seinem Obsidiansockel und... nichts passierte. Trotzdem hielt der das Buch so weit er konnte von sich weg, während er zu Ruben zurückging. Noch immer konnte er leises Flüstern hören, das hier und da seinen Verstand streifte und die Zeit für den Rückweg zu dehnen schien. Aber es klang jetzt nicht mehr so bedrohlich wie vorher.Müde. Der Zauberer hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet. In der Hand hielt er einen kleinen Beutel, der aus einem silbrigen Gewebe bestand. ,, Leg das Buch da hinein“ , sagte er. Sobald Jaret das Buch losließ, zog der Zauberer die Schlaufe am Verschluss des

Säckchens zu. Auch die letzten leisen Stimmen verstummten augenblicklich. Es war geschafft. Ruben stützend kehrte er mit ihm zu dem Gasthaus zurück, wo sie vor Jarets Vision hatten übernachten wollen. Mit letzter Kraft half er Ruben die Treppe zu den Schlafkammern hinauf und schlappte sich dann in sein eigenes Zimmer. Morgen, wenn der Zustand des Magiers es erlaubte, würden sie die Rückreise antreten, dachte er erleichtert. Er konnte es kaum erwarten zurück zu

kommen. In Seminium kehrte Jarets Leben schnell in seine alten Bahnen zurück. Das Buch selbst sah er nicht mehr wieder und auch Ruben schwieg darüber. Nur von einigen der Grenzsoldaten die auf Besuch in der Stadt wahren hörte er von Zeit zu Zeit Gerüchte darüber das sich die Armeen von Egarium und Raven ohne ersichtlichen Grund zurückgezogen hatten obwohl es vorher so ausgesehen hatte als würden sie sich für eine Invasion rüsten. Jaret der den Grund dafür natürlich kannte, fragte sich ob der König einen

Boten mit einer Warnung in die Reiche geschickt hatte oder ob sie durch einen Spion von dem Buch erfahren hatten. Jedenfalls schien die Gefahr eines drohenden Krieges gebannt und es blieb die nächsten Jahre ruhig. Er ging Ruben oft weiterhin zur Hand, jedoch war es nun vor allem sein Sehergabe, auf die er sich mehr und mehr konzentrierte. Der Magier stellte ihn oft Wochenlang frei um ihn bei seinem eigenen Studium nicht zu stören und wenn Jaret ehrlich war, dann war ihm das auch recht so. Er verdankte Ruben viel, aber die meisten arbeiten, bei denen er Hilfe brauchte, konnte er genau so zuverlässig bezahlten

Hilfskräften oder Dienern überlassen. Es war nun sieben Jahre her, das er Ruben das erste Mal begegnet war. Aber der einzige Grund aus dem er hier war, blieb seine Sehergabe. Und bisher hatte diese außer Ruben nur wenigen genützt. Stunden verbrachte er in seinem Zimmer im Turmanbau des Palasts und versuchte, den ruhigen Pol zu finden, der wie er wusste, seine Gabe darstellte. Oft legte er dabei das Buch der Seher vor sich und versuchte in den verworrenen Symbolen irgendeine tiefere Bedeutung zu finden. Vor allem wollte Jaret herausfinden, ob er gezielt Visionen von etwas heraufbeschwören konnte,

ohne dabei dem Zufall zu überlassen, was er sah. Wenn er seine Gabe besser verstehen wollte, musste er sie endlich auch kontrollieren können. Tatsächlich gelang es ihm regelmäßig Visionen von Ruben oder von den Straßen Seminiums herbeizurufen, ohne dabei überhaupt das Buch zu verwenden. Ich werde stärker, dachte er, aber gleichzeitig wusste Jaret auch, dass das nicht alles war. Manchmal war es ihm auch so als wäre da noch mehr, neben seiner Sehergabe. Irgendetwas das noch schlief. Manchmal war ihm , egal wie sehr er

sich bemühte, als würde er doch nur die oberste Schicht seiner Fähigkeiten ankratzen und das begann an seinen Nerven zu zehren. Ruben schien darauf keine Antwort zu wissen, als Jaret ihm davon erzählte. Stattdessen fragte er: ,, Strebst du denn nach mehr Macht?“ Sie befanden sich in den Bibliotheken des Palastes. Eine gewaltige Halle, von oben bis unten mit Bücherregalen ausgekleidet. Ein großer Tisch verlief quer die Mitte des Saals und bot Platz zum Sitzen und lesen oder auch nur als Ablagefläche für Schriftrollen. Ruben besaß neben dieser noch eine weitere private Bibliothek, in der er die

wertvolleren Schriften aufbewahrte. ,, Nein.“ , erwiderte Jaret. Er wollte nicht noch mehr sehen. ,, Gut. Die Gabe die du besitzt Jaret, es gibt Leute, die dafür ihre Seelen verkaufen würden. Und ich meine nicht nur die Hälfte davon.“ Ruben lächelte schief. In den letzten zwei Jahren schien er merklich gealtert zu sein und wirkte müde. ,, Ich weiß.“ , erklärte Jaret. Der Zauberer zog einen Folianten aus den Regalen und blätterte einige Seiten durch, bevor er sich wieder dem Seher zuwendete. Eine Weile musterte er Jaret nur stumm. ,, Wie lange bist du jetzt hier?“ , fragte

Ruben schließlich. ,, Fast acht Jahre.“ , erklärte er. ,, Seltsam wie schnell sich alles verändern kann. Ich will ganz ehrlich sein. Was du besitzt Jaret, ist vielleicht die Mächtigste Begabung, die ein Lebewesen besitzen kann. Stärker als jede andere Magie, gefährlicher als jede Armee. Und du bist bei weitem kein Kind mehr.“ ,, Was wollt ihr sagen?“ ,, Nichts.“ Jaret sah ihn nur einen Augenblick verwirrt an, bevor er fortfuhr, ,, Ich kann dir nicht sagen, was du damit tun sollst. Du hast ein Potential Jaret, das niemand übertreffen könnte, wenn du dich nur entscheidest

es zu nutzen. Und auch wenn du dich dagegen entscheidest, kann dir deine Gabe doch niemand nehmen.“ Er schwieg einen Moment. ,, Aber die Welt da draußen ist kein ungefährlicher und bei weitem kein friedlicher Ort. Nicht einmal besonders schön, wenn man all ihre Hässlichen Züge erst einmal gesehen hat. Und du kannst nicht ewig darauf bauen, das dich diese Mauern hier schützen.“ Der Magier lächelte wieder sein schiefes lächeln, bevor er mit den Schultern zuckte. ,, Aber nichts davon brauche ich dir sagen, nicht wahr ? Was wichtig ist, ich kann dir deinen Weg nicht vorschreiben und das solltest du auch sonst niemanden

gestatten. Du könntest Reiche zu Fall bringen, Welten neu aufbauen… Vielleicht wirst du dich eines Tages irgendwo niederlassen, wenn die Welt ihren letzten Seher vergessen hat? Eine Familie gründen? Was ich wirklich sagen will ist… was immer du tust, welchen Pfad du auch wählst, versprich mir eines…“ Jaret trat von dem Zauberer zurück. ,, Ich werde keine Reiche gründen oder zerstören. Ich will nichts davon Ruben. Keine Macht, keine Gabe.“ , erklärte er. ,, Aber du hast sie nun einmal.“ , erwiderte Ruben. ,, Du bist alt genug um das zu begreifen. Viel wichtiger als das, du bist der einzige, der es wirklich

begreifen muss. Die Welt leidet nicht darunter, wenn andere falsche Entscheidungen treffen, aber kannst du dir auch nur vorstellen…“ Er wurde von einem kurzen Hustenanfall unterbrochen, ,, Kannst du dir das Chaos vorstellen, dass du anrichten könntest? Für diese Narren da draußen wärst du ein Gott, wenn du es wolltest. Oder ein Dämon.“ ,, Wie ich bereits sagte, ich will nichts davon.“ , sagte Jaret nun fast wütend. ,, Wenn ihr es könnte, nehmt meine Gabe. Ich möchte sie nicht und ich habe sie mir auch nicht ausgesucht.“ Ruben schüttelte den Kopf. ,, Versprich mir nur, das du sie nie missbrauchen wirst. Es gibt zu viele

Menschen da draußen, die ihre Macht nur zum eigenen Vorteil einsetzen, ohne einen Gedanken an die Folgen…“ Das wiederum viel Jaret leicht. ,, Seid ihr nur ebenfalls vorsichtig.“ ,, Das bin ich immer.“ , erwiderte Ruben. Ein Roter Schimmer lag in den Augen des Magiers, den er sich aber auch nur eingebildet haben konnte. Die Wochen vergingen, ohne das Jaret noch einmal mit dem Zauberer gesprochen hätte. Die Stadt und vor allem das Umland litten unter dem heißesten Sommer soweit sich irgendjemand zurückerinnern

konnte. Ganze Flüsse wurden zu kleinen Rinnsalen oder trockneten komplett aus. Andernorts gab es Berichte, dass ganze Tierherden verdursteten. Keine guten Nachrichten, die die Gerüchte über einen erneuten Konflikt mit den zwei anderen Reichen wieder aufflammen ließen. Ein durch eine Dürre geschwächtes Arbitrium war wohl ein einfach zu verlockendes Ziel. Jaret machte sich deshalb Sorgen, aber viel blieb ihm nicht zu tun. Hinzu kamen noch die in den letzten Wochen aufkommenden Berichte aus Seminium selbst. Offenbar verschwanden in letzter Zeit Bewohner. Meistens aus den

Armenvierteln und meist Tabajaxie hieß es, aber das konnten auch wirklich bloß Gerüchte sein. Niemand wusste wirklich, wie viele und wer in der Barackenstadt lebten, also ließen sich die Behauptungen unmöglich nachprüfen. Die einzigen Orte in Seminium an denen die Hitze wenigstens etwas erträglich war, waren die zahlreichen Stadtbrunnen. Entsprechend war das Gedränge. Das gesamte öffentliche Leben schien sich auf die Plätze um die Brunnen verlagert zu haben. Jaret mochte den Trubel. Vielleicht war es noch eine Angewohnheit aus seiner Zeit auf der Straße, aber es gefiel ihm,

einfach in der Menge zu verschwinden. Händler mit ihren Karren hatten sich über den Platz verteilt und versuchten aus der Hitze wenigstens einen Nutzen zu schlagen. Viele verkauften frisches Obst, das durch die Ernteausfälle ohnehin schon teuer geworden war. Vermutlich machten einige hierbei das Geschäft ihres Lebens, dachte Jaret im Vorübergehen. Woher sie ihre Waren nahmen, das wollte er hingegen gar nicht wissen. Er drängte sich etwas weiter durch die Menge. Plötzlich spürte er einen Ruck. Seine Hand fuhr zu seiner Hüfte. Die Geldbörse war weg.

Sofort wirbelte er herum und sah grade noch eine Gestalt in einem grünen Mantel in einer Gasse verschwinden. Jaret seufzte. Das war wirklich großartig, dachte er, während er hinterherrannte. Es ging ihm nicht so sehr um das Geld. Es war nicht viel darin gewesen und er besaß einen zweiten Beutel den er versteckt unter seiner Kleidung trug. Eine Angewohnheit, die er sich schnell zugelegt hatte. Eigentlich hätte er dem Dieb den Beutel wohl einfach überlassen.Aber… Das nächste Mal könnte es ein Messer sein, das dir jemand zwischen die Rippen

rammt, dachte Jaret, während er grade noch einen Blick auf dunkelgrünen Stoff erhaschte, der um eine Ecke verschwand. Er hatte sich immer als jemanden gesehen der vorsichtig und aufmerksam war. Offenbar hatte er sich getäuscht. Bei den Temperaturen würde der Dieb hoffentlich nicht lange weiterlaufen können. Er allerdings auch nicht. Die Gestalt floh offenbar in Richtung der Armenviertel. Kurz überlegte Jaret wirklich stehenzubleiben. Wer auch immer es war, würde das Geld vermutlich um einiges nötiger haben als

er. Aber jetzt hatte ihn auch ein gewisser Ehrgeiz gepackt. Aus dem Rennen wurde ein Spiel. Jaret lief durch die verwinkelten Gassen der Unterstadt, den ihm entgegenkommenden Personen ausweichend. ,, Entschuldigung.“ , rief er noch über die Schulter, als er beinahe einen Adeligen umrannte, der ihm hinterherfluchte. Immer der fliehenden Gestalt hinterher, musste er aufpassen, nicht über eine Horde aufgeschreckter Hühner zu stolpern, die aus einem Hof gestürzt kamen.

Links durch eine Gasse, wieder auf die Straße. Jaret setzte über einen Karren, der ihm im Weg stand. Er hatte wenn er schätzte fast drei Jahre selbst in den Straßen der Unterstadt verbracht und wusste daher wie man sich Verfolger vom Hals schaffte. Die Überraschungsmanöver des Diebes, wie plötzliches Wenden und ähnliche Tricks überraschten ihn daher nicht so sehr wie sie es bei einer Wache oder einem anderen Bürger getan hätten. Doch plötzlich fand er sich nach einer Abbiegung vor einer Mauer wieder. Es gab keinen sichtbaren Weg hinüber. Auf

drei Seiten ragten Backsteinmauern in die Höhe. Aber es gab keinerlei ein oder Durchgänge… nicht einmal einen Kanalschacht. Das war eine Sackgasse. Aber Menschen lösten sich nicht in Luft auf. Jaret sah sich langsam um. Etwas Silbernes glitzerte vor ihm im Straßenstaub. Jaret bückte sich danach und hob es auf. Ein Ring, wie er schnell feststellte. Die Oberfläche wies eine feine Blattverzierung auf. Das seltsame war, das er tatsächlich aus reinem Silber zu bestehen schien. Wertvoll war er allemal. Jaret bezweifelte langsam, das der Ring

wirklich dem Dieb gehörte. Niemand, der so etwas besaß hätte es nötig zu stehlen. Und so etwas würde man nicht zurück lassen. Er drehte das Silber einen Augenblick unschlüssig zwischen den Fingern. Im nächsten Moment schien die Welt um ihn herum kurz zu verschwimmen. Jaret sah sich überrascht um. Vor ihm fiel eine Backsteinmauer steil in die tiefe ab. Hinunter in die Sackgasse, in der er eben noch Gestanden hatte. Als er langsam von der Kante zurücktrat und seine Verwirrung sich legte, verstand er langsam was passiert war. Der Ring war verzaubert… Offenbar ein Zauber, der es erlaubte kurze

Entfernungen zu überbrücken. Das war nicht nur wertvoll, das war fast unbezahlbar. Zumindest wusste er jetzt, wie der Dieb verschwinden konnte. Und offenbar hatte er den Ring dabei verloren. Aber wohin war er dann verschwunden? Jaret kam eine Idee. Er versuchte sich zu entspannen und jenen Geisteszustand zu erreichen der seine Visionen auszulösen schien. Es gelang ihm nicht immer, aber er hatte sonst keine andere Möglichkeit mehr als Aufzugeben. Er wollte den Dieb nicht einfach so davonkommen lassen. Seine Gedanken schweiften ab, beschäftigten sich mit den Einzelheiten

der Jagd durch die Stadt, das abrupte Ende in der Gasse…. Ein Sturm aus Bildern riss ihn mit sich. Er beobachtete das Ganze von der Stelle aus an der er auch in der Realität stand. Die Gestalt unter dem weiten Mantel trat langsam aus den Straßen Während der ganzen Zeit konnte er jedoch noch immer nicht erkennen, wer ihn bestohlen hatte. Ein Gesicht hätte ihm gereicht. Die Gestalt sah lediglich kurz hinauf zum Dach und in einem Wimpernschlag stand sie auch schon am Gipfel der Steinmauer. Der Ring jedoch rutschte ihr dabei vom Finger und fiel zurück in die Tiefe.

Der Dieb fluchte leise, aber Jaret sah bereits seinen eigenen Schatten um die Ecke biegen. Ein weiterer Sturm von Bildern und er fand sich in einem Raum wieder in dem Tische und Stühle verteilt standen. Als sein Blick auf den Wirt viel, wusste er auch wo er sich befand. Luthers Absteige. Auch wenn er den Dieb nicht sah, wusste er doch was die Vision ihm sagen wollte. Dort befand er sich. Von Neugier getrieben machte er sich auf den Weg zu der Kneipe. Was wäre es für den Dieb wohl eine Überraschung, dachte Jaret, wen sein

Opfer plötzlich wieder auftauchte. Derjenige der am Ende allerdings am meisten überrascht werden sollte, war er.

0

Hörbuch

Über den Autor

EagleWriter
...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich..
Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-)

Oh und mich gibts auch bei MyStorys
http://www.mystorys.de/profil/EagleWriter
Wattpad :
https://www.wattpad.com/user/Eagle_Writer
Bookrix
http://www.bookrix.com/-fp5b8dec42cb535/
Und bei Schreibernetzwerk :
http://www.schreiber-netzwerk.eu/de/Member/2648/EagleWriter/
Und Storyhub
https://storyhub.de/profil/EagleWriter

Leser-Statistik
2

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

100537
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung