Weihnachtstraum
Wie ist es heute draußen schön.
Kalte Winterluft erfrischt meine Nase. Sie beginnt etwas zu laufen, doch mit einem Taschentuch ist es schnell vorbei. Der Schnee der letzten Tage hat das grau zugedeckt, mit einem herrlichen Weiß überzogen.
Das sanftgewellte Land, das mich umgibt, scheint einem Märchen entlaufen. In der Ferne zeigt sich nahe eines Waldes ein Rudel von Rehen, die nach Essbarem suchen.
Von der Weghecke rieselt etwas Schnee herunter und benetzt mein Gesicht. Ansonsten bin ich gut eingepackt, friere
nicht. Überhaupt liebe ich es, mich im Schnee zu bewegen. Das macht einen Riesenspaß.
Da er gut durchfroren ist, knirscht er bei jedem Schritt. Das mag ich lieber, als wenn er so weich und matschig ist.
Wie hatte ich den lieben Gott darum gebeten, es an Weihnachten schneien zu lassen. Und nun ist dieser sehnliche Wunsch in Erfüllung gegangen. Ein wunderbarer Weihnachtstraum.
In diesem Moment höre ich eine Stimme, die nach mir ruft.
„Aufwachen, aufwachen!“, war zu vernehmen. Dabei bin ich doch wach. Hellwach.
Schließlich spüre ich, wie man meine
Schultern rüttelt. Ein weiteres Mal erklang der Ruf. „Aufwachen!“
Dann veränderte sich auf einen Moment auf den anderen die Umgebung. Die Winterlandschaft wich einem gemütlich warmen Raum, in dem ich in einem bequemen, alten Ledersessel saß.
Einen Moment verlor ich die Orientierung, dann war mein Bewusstsein wieder klar.
Ich musste eingenickt sein. Das passierte mir ins letzter Zeit öfter. Aber mein Körper verlangte einfach nach mehr Ruhe. Häufig glitt ich dabei in die Erinnerungen meiner Kindheit ab, eine schon lange zurückliegende Zeit.
Wenige Augenblicke später sah ich in die
lieben Augen meiner beiden Enkel. Sie schienen mich geweckt zu haben. Es sind wahre Sonnenscheine.
„Opi, Opi, es schneit“, sagte sie nahezu im Chor. „Das musst du dir unbedingt anschauen. Das ist so toll.“
„Ja, das ist wirklich toll“, antwortete ich ihnen.
Dann stand ich behutsam auf, denn nicht immer wollten meine alten Knochen so, wie ich. Schließlich aber stand ich, nahm den Stock in die Hand, den ich an die rechte Armlehne gestellt hatte, und begab mich zum Fenster. Meine Enkel folgten mir.
Draußen rieselten sanfte Flocken auf das Grau hernieder und fingen an, die
Landschaft in ein sanftes Weiß zu tauchen. Ganz so, wie es in meinem Traum geschehen war.
Eine wunderschöne Weihnachtsüberraschung am Heiligen Abend. Ich dankte Gott dafür, dass er diesen sehnlichen Wunsch erfüllt hat, auch meinen Engeln die Schönheit einer weißen Weihnacht zu zeigen.
Ich nahm mir fest vor, am nächsten Morgen zusammen mit meinen Enkeln einen ausführlichen Spaziergang zu machen und den Schnee in vollen Zügen zu genießen. Und ja, vielleicht würde wir auch die Rehe am Wald sehen, wie sie nach Futter suchen.