Liebestod
Mein Name ist Julian Turner ich bin zweiundvierzig Jahre alt und habe eine gescheiterte Ehe hinter mir. Meine Ex-Frau Sarafina starb kurz nach unserer Scheidung, schlimme Sache. Eigentlich bin ich ein ganz normaler Mann, sowie jeder andere in den vereinigten Staaten, wie gesagt eigentlich. Ich bin Rechtsanwalt und habe eine eigene gutlaufende Kanzlei, sowie eine Villa, ein Penthouse und einen Sportwagen in San Francisco. Kurz vor der Pubertät war ich normal, doch dann begann ich mich auf seltsame Weise zu verändern. Meine
Haut färbte sich blutrot, meine Pupillen wurden milchig weiß und immer öfter litt ich an Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, ich begann in der Zeit meiner Pubertät, in der bekanntlich jeder Junge reift und sich verändert, mich auf andere Weise zu verändern. Ich hatte niemanden mit dem ich darüber sprechen konnte, was mit mir geschah damals. Niemanden außer meine Ex-Frau Sarafina die übernatürliche und hellseherische Fähigkeiten hatte, sie war eine Hexe und Seherin und meiner Tante Penelope, die vor mehr als Vierhundert Jahren von einer mystischen Gestalt, eine Mischung aus Werwolf, Geist und Dämon mit deren schwarzen Blut und somit mit
einem Dämon-Virus infiziert worden war. Durch die Fortpflanzung übertrug sich das Virus auf meinen Vater, meine Mutter und schließlich, wie kann es anders sein, auch auf mich. Die Bestimmung von uns Dämonen ist es, Hexen und andere menschliche Wesen zu vernichten, die uns, also dem Geist des Satans, unseres Dieners gefährlich erscheinen oder gefährlich werden könnten. Soweit unsere „Bestimmung“ oder besser gesagt unser „Pakt mit Satan“. Das ist die Theorie, doch praktisch sieht es bei mir momentan leider ein klein bisschen anders aus. Ich habe mich verliebt, in eine Hexe, in eine der mächtigsten Hexen überhaupt und
laut Pakt sollte ich sie eigentlich töten, doch das kann ich nicht und deshalb habe ich nach reiflicher Überlegung eine Entscheidung für mich, für uns beide getroffen…
Ich gehe in meine Villa, hole die Kristalle mit dem kleinen Fläschchen aus dem Schrank und Baue sie kreisförmig im Wohnzimmer auf. Es gibt nur eine Lösung, wie ich sie vor der Vernichtung vielleicht retten kann, ich muss die Liebe in mir, ich muss mich vernichten, damit sie womöglich von einem anderen Dämon? Meinem Bruder Balthasar, das ist mir alles egal. Sie wird sterben, das weiß ich, aber ich will nicht der
Schuldige sein. Sie wird nicht durch meine Hand sterben. Ich ritze mir mit einem Dolch tief in die Hand, mein Blut tropft auf den Schneeweißen Wohnzimmerboden. Ich hole das Fläschchen mit dem Elixier das mich vernichten wird, eine pinkfarbene, dickflüssige, milchige Flüssigkeit aus meiner Manteltasche und drückte es mit aller Kraft in einer Hand zusammen. Die Flüssigkeit bringt mich um, lässt mich langsam verbrennen, ich löse mich auf, bis ich nur noch ein Haufen Asche bin.
Meine Entscheidung ich habe sie getroffen: Den Tod für die Liebe.