mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Antje Szillat

Foto: © Antje Szillat

Gewinnspiel

Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Antje ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende die Antwort an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. April 2017!

Die heutige Frage:

Welche Sonderform des Bilderbuchs ist lediglich meiner Fantasie zu verdanken?

a) Fädelbuch,

b) Fühlbuch,

c) Guckloch-Buch,

d) Knusperbuch,

e) Pop-up-Buch,

f) Badebuch,

g) Puzzle-Buch. 

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview

Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?

Ich liebe Pferde!!! Aber das dürfte inzwischen wohl kein Geheimnis mehr sein. Mit acht Jahren habe ich daher beschlossen, später einmal sehr, sehr reich zu werden, damit ich mir ein Pferd kaufen kann – oder zwei, drei … ganz viele. Mein Plan war es, dass ich mein Geld mit dem Schreiben von Pferdebüchern verdiene – natürlich Millionen (oder auch mehr). Davon wollte ich dann eine große Anlage in Schweden kaufen, weil ich Schweden einfach toll fand (und noch immer finde) und meine damalige Lieblingsbuchreihe „Britta“ von Lisbeth Pahnke dort spielte. Also war ich gedanklich bereits mit 8 Jahren Schriftstellerin.

Meinen Plan vom Glücklichsein mit vielen Pferden in Schweden, weil ich mir als Schriftstellerin eine goldene Nase verdiene, habe ich dann jedoch mit der Zeit vergessen. Tausend andere Dinge passierten, ich schlug später einen betriebswirtschaftlichen Weg ein (warum auch immer ;-)) und war auch ohne Bestsellerautoren-Dasein in der Lage, mir endlich ein Pferd zu kaufen.

Irgendwann habe ich geheiratet, bekam Kinder, alles war prima und dann – RUMS! – fiel es mir wieder ein. Ich wollte doch eigentlich Schriftstellerin werden!

Also nahm ich mein Glück in die Hände und fing an zu schreiben – für Therapiekinder, die ich inzwischen als Lerntherapeutin mit dem Schwerpunkt LRS betreute. Und plötzlich war mein Kindheitstraum wieder so präsent, so drängend, so alles bewegend, dass ich fortan sehr zielstrebig diesen Weg verfolgte. Zunächst für Online- und Printmagazine rund um das Thema Lernen und Erziehung als Fachfrau, die ich ja ohne Frage war. Später mit dem ersten Buch „Motiv Angst!“ bei der Edition Zweihorn, einem kleinen, aber sehr feinen Verlag in der Nähe von Passau, für den ich heute noch hin und wieder schreibe.

Der Durchbruch kam mit „Rick“, ja, ich schätze, von diesem Moment an war ich tatsächlich Schriftstellerin.

 

Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?

Ich bin eindeutig Berufsschriftstellerin. Das hat mit Hobby nichts zu tun. Ich arbeite jeden Tag locker 8 Stunden und mehr, und das in der Regel 6 Tage die Woche. Ich gehe Geschäftsvereinbarungen mit den Verlagen ein, werde von einer Agentur vertreten, bin absoluter Profi und zahle artig meine Steuern. Ich kann es mir nicht erlauben, auf die Muse zu hoffen, sondern setze mich jeden Morgen spätestens um 6 Uhr an den Schreibtisch und fange an zu arbeiten. Nein, auch wenn ich glücklich bin, dass ich in einem Beruf arbeiten kann, den ich so sehr liebe, und mir damit sogar meinen Kindheitstraum erfüllen konnte, so hat das Ganze nichts mit einem Hobby zu tun.

 

Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?

Mein Ehrgeiz! Mein fester Wille! Mein Talent!

 

Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?

Hm … ich sollte nicht so viel im Internet herumsurfen und dort meine Zeit verplempern. ;-) Wobei, nein, das ist so auch nicht richtig, denn dank des Internets, habe ich zum Beispiel sehr, sehr geschätzte Kollegen und Schreibpartner „gefunden“.

Spaß beiseite, das mag jetzt vielleicht etwas anmaßend klingen, aber ich finde schon, dass ich meinen Weg sehr zielstrebig und auch erfolgsorientiert gegangen bin. Ich „bereue“ nichts, keine Zusammenarbeit, kein Buch, keine Lesung. Alles war richtig und wichtig und meistens zum passenden Zeitpunkt.

Okay, bei manchen Lesungen habe ich kurz überlegt, ob es sinnvoll ist, wenn ich erst die Stühle für die Kinder aufstellen muss, weil man sich in der Schule dazu nicht in der Lage sieht. In der Tat ist mir das schon passiert, und dann habe ich artig meinen Job gemacht – heute würde ich darauf bestehen, dass der Veranstalter seinen Job macht, damit ich meinen machen kann.

 

By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?

FREIHEIT!!! Absolut! Ich liebe diesen Job und eben die damit für mich ganz persönlich verbundene Freiheit. Und je erfolgreicher ist bin, desto freier bin ich eben auch in meinen Ideen, Projekten, Büchern – meiner ganz persönlichen Entwicklung und natürlich meiner beruflichen.

Außerdem verdiene ich auch nicht sooo schlecht, und das wiederum bedeutet im Endeffekt auch wieder Freiheit für mich. ;-)

 

Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?

Beides! Ohne eine Idee nützt das Handwerk auch nichts, ohne das (sein) Handwerk zu beherrschen, bringen dir all die schönen Ideen nichts! Es ist ein Zusammenspiel, und man lernt ständig dazu.

Ideen habe ich immer. Schon als kleines Kind war das so. Unmengen. Ständig neue. Ich brauche nur einen Namen zu hören, ein Haus zu sehen, einen Song im Radio, und schon geht es los – es rappelt, nicht im Karton, sondern in meinem Hirn.

Aber nur durch das gut geschulte Handwerk, durch all die Übung (inzwischen habe ich ja um die 70 Bücher geschrieben) kann aus all diesen Ideen auch ein Buch werden. Und wie bereits erwähnt, man lernt immer dazu, entwickelt sich immer weiter, probiert aus, geht auch mal neue Wege – ich find’s einfach super!

 

Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?

JA! Ich hatte in der Tat Hilfe. Meinen ersten Buchvertrag verdanke ich einer „Internetbekanntschaft“. Ich hatte eine Idee, nur keinen Verlag. Dann habe ich durch Zufall Stefan Gemmel im Internet kennengelernt, und irgendwie haben wir uns „virtuell“ angefreundet. Stefan hatte damals schon einige Bücher veröffentlicht, und eigentlich wollte ich ihn nicht als „Türöffner“ missbrauchen, aber irgendwann fragte er mich, ob ich ein aktuelles Projekt hätte. Ich habe ihm dann von der Idee zu „Motiv Angst“ erzählt, und er meinte spontan, dass er dafür einen Verlag wüsste, nämlich den, bei dem er selbst veröffentlichte: Edition Zweihorn. Er stellte den Kontakt zum Verleger her und – ZONG! – der war begeistert und brachte den Titel.

Zeitgleich bekam ich eine Absage vom Coppenrath Verlag für eine Kurzgeschichte. Allerdings war es eine Standardmail und diese zwar an meine E-Mail-Adresse gerichtet, jedoch wurde in der Anrede ein Herr Günther genannt.

Ich fragte spontan und leicht ironisch nach, die Lektorin „schämte“ sich, versprach (sozusagen als Wiedergutmachung), sich meine Kurzgeschichte noch mal anzusehen und, – OHA! – sie wollte sie immer noch nicht haben! Allerdings gefiel ihr meine Schreibe, und sie bat mich, ihr eine Kurzgeschichte für eine Piraten-Anthologie zu schreiben. Ich tat es, sie fand es gut, und nun habe ich an die 40 Bücher für den Coppenrath Verlag geschrieben.

Hier war es also der Zufall, der mir sozusagen „in den Sattel geholfen“ hat ;-), aber eben auch meine Beharrlichkeit.

Später lernte ich Bastian Schlück von der gleichnamigen Agentur kennen, und seitdem läuft es richtig gut.

Mein Tipp, oder anders, mein Resümee aus meinem eigenen „Werdegang“ ist eindeutig: Beharrlichkeit! Nie aufgeben. Auch mal nachhaken, nicht einschüchtern lassen. Bloß nie kleinmachen.

 

Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?

Auf jeden Fall sollte man sich im Klaren darüber sein, was man überhaupt schreiben möchte. Also: Lerne (finde) dein Genre kennen! Wenn du Vampirromane bescheuert findest, dann schreib bitte keine, nur weil du denkst: Hey, das ist gerade der Megatrend.

Man wird es dem Text anmerken, wenn du dich nicht wohl mit dem Thema fühlst.

Ansonsten kann ich jedem nur raten, viel zu lesen, viel zu schreiben, denn dadurch lernt man automatisch und am meisten. Ach ja, und stets mit offenen Augen und Ohren durchs Leben laufen. Ideen ohne Ende … garantiert.

 

Du hast sehr erfolgreich Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher geschrieben. Welche Anforderungen an Texte für die jeweilige Zielgruppe haben dich überrascht? Sind die Unterschiede überhaupt so groß?

JA! Denn wenn man als Erwachsener für Kinder schreibt, ganz besonders in der Ich-Perspektive, dann ist man ja kein Kind, sondern eben ein Erwachsener. Und man „lebt“ von seinen eigenen Kindheitserinnerungen. Wie habe ich mich damals gefühlt? Hätte ich mich das getraut? Würde ich das so sagen? Nur ist meine Kindheit nicht mehr mit der heutigen zu vergleichen. Die Zeiten haben sich geändert. Und wie. Die Kids sind reifer und dennoch naiver.

Allerdings denke ich, ja, mein Umfeld sagt es auch öfter mal ;-), dass ich mir meine eigene Kindheit erhalten habe. Leider nur im Kopf, äußerlich bin ich tatsächlich älter geworden. Mist! Dazu bin ich ja Mutter von 4 Kindern und ständig von ihnen und all ihren Freunden umgeben. Da bleibt man im „kindlichen“ Training.

Wenn ich für Erwachsene schreibe, dann muss ich mein Denken und Empfinden umstellen. Dann bin ich erwachsen, und das ist dann auch gut so. Ich schätze, dadurch, dass ich mich nie auf ein Genre festlegen lassen wollte (und auch nicht konnte), bin ich recht flexibel im Kind- oder Erwachsensein. Es ist wahrhaftig ein Segen für mich, dass ich in so vielen unterschiedlichen Themen und Altersgruppen schreiben kann, weil ich die Aufträge dafür habe.

Schwierig, so richtig schwierig sind übrigens Bilderbücher. Sehr wenig Text, und dennoch musst du ganz viel „sagen“. Kurze Sätze (wo ich die langen doch sooo liebe), klare Worte, nichts Kompliziertes, sehr eindeutig, bloß nicht verschachteln.

Puh … ja, Bilderbuch ist das meistunterschätzte Genre, denn es verlangt dem erwachsenen Schreiber einiges ab.

 

Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?

Den Willen! Die Energie! Ein sehr gutes Konzept! Einen noch besseren Probetext und am besten eine Agentur!

Ich schätze, ohne Agentur ist es inzwischen recht schwer geworden. Aber auch da sollte man sehr genau hinschauen, denn es gibt – wie im Bereich der sogenannten DKZ-Verlage – auch hier einige schwarze Schafe.

Kontakte in Schreibforen knüpfen. An Ausschreibungen und Wettbewerben teilnehmen.

Vitamin B ist nie von Nachteil. Augen und Ohren auf.

Ja, ich würde heute tatsächlich zunächst versuchen, bei einer guten Agentur unterzukommen, die dann im besten Fall mein MS vermarkten oder eben mit mir an einem „anderen“ arbeiten.

 

Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?

Ich denke tatsächlich darüber nach, meine „alten“ Titel, die es inzwischen nicht mehr im Handel gibt, auf diesem Weg wieder zu veröffentlichen. Ansonsten war es bisher keine Alternative für mich, weil ich von Anfang an als Verlagsautorin gearbeitet habe und mich mit meinen Verlagen auch noch immer sehr wohl fühle.

Aber okay, ich weiß ja nicht, was die Zukunft bringt und werde daher niemals irgendetwas ausschließen wollen. Allerdings würde ich mir immer ein professionelles Lektorat gönnen/leisten, was ich leider bei sehr vielen der Selfpublishing-Projekten schmerzlich vermisse.

 

Vielen Dank für das interessante Interview!

Vielen Dank für die Fragen und sehr, sehr gerne! :-)

Veröffentlicht am 17.03.2017
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