Torsten Low, Baujahr 1975, hauptberuflich Softwaretester in der Luftfahrt (ein Beruf, in dem man seiner Destruktivität vollen Lauf lassen kann), nebenberuflich Verleger (eine Berufung, bei der man voller Inbrunst angehende Autoren ungestraft quälen und foltern kann) schreibt seit seiner Kindheit Geschichten. Die mittlerweile umfangreichste seiner Fortsetzungsgeschichten ist jene, wie man rein zufällig einen Verlag gründet und damit zu einem der bekanntesten Verlage der deutschen Phantastik-Szene wird. Diese Geschichte, die auf realen Erlebnissen seines im Jahre 2005 gegründeten Verlages beruht, wird - so hofft er - die Langlebigkeit der Lindenstraße haben und noch viele spannende Buchprojekte mit sich bringen.
Gewinne eine Einschätzung des Verlegers zu deinem Kurzexposé! Er verspricht, dir in einigen Sätzen seine ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Torsten ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.
Und so geht es:
Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende die Antwort an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an Torsten Low weiter. Dann heißt es, gespannt sein!
Einsendeschluss ist der 20. Januar 2017!
Die heutige Frage:
Wie nennt man in der Buchbranche einen Verlag, der im Zusammenhang mit der Herausgabe eines Buches das gesamte unternehmerische Risiko übernimmt?
a) Autorenverlag,
b) Publikumsverlag,
c) Risikoverlag,
d) Selbstverlag,
e) Pseudoverlag.
Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!
Lieber Torsten, in diesem Interview soll es vor allem darum gehen, welche Ratschläge du als erfahrener Verleger jungen Autoren, die veröffentlichen wollen, mit auf den Weg geben möchtest. Zunächst interessiert mich aber natürlich, wie du mir deinen Verlag vorstellen würdest. Wie ist er entstanden? Welche Art Bücher verlegt ihr? Und für wen?
Zum Verlag bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ursprünglich wollte ich nur meinen Roman schreiben. Als es ans Veröffentlichen ging, holte ich mir Informationen – und geriet prompt an den Verkehrten. Ein "Autorenratgeber" (wie ich später erfahren hatte, von einem bekannten DKZV herausgegeben) erklärte mir, dass deutsche Jungautoren eh keine Chancen in deutschen Verlagen hätten, dass deutsche Phantastik-Jungautoren gleich zweimal keine Chance in deutschen Verlagen hätten und dass deutsche Phantastik-Jungautoren mit Mehrteiler niemals nicht keine Chance in deutschen Verlagen hätten. Und dass alle bekannten Autoren für die Veröffentlichung hätten zahlen müssen und dass Selbstverlag eh das Beste ist, weil man da ja alles selber entscheiden kann und dass … na ja – ihr kennt ja diesen Blödsinn, der von DKZVs in die Welt gesetzt wird.
Ich ging dummerweise davon aus, dass diese Aussagen stimmten. Das war 2004 – im Internet gab es damals noch nicht sooo wahnsinnig viele Möglichkeiten, sich mit anderen Autoren kurzzuschließen. Die Schreibwerkstatt, Geschichtenweber und Tintenzirkel gab es so noch nicht. Und andere Autoren kannte ich selbst auch nicht – nicht persönlich zumindest. Noch dazu standen diese Informationen in einem Buch – in einem gedruckten Buch. Da musste es doch wahr sein, oder?
Kurz – ich glaubte diesen Quatsch. Da ich aber nicht vorhatte, einem Verlag Geld in den Rachen zu werfen, damit ich gedruckt würde, verabschiedete ich mich vom Projekt "Veröffentlichung". Stattdessen hatte ich vor, zwei Exemplare selber und von Hand zu binden – eins für mich und meine Frau, eins für eine gute Freundin, die mich dazu gebracht hatte, den ersten Roman auch wirklich zu schreiben. Das Buchbinden hatten wir mal bei einem Kurs gelernt – für zwei Exemplare traute ich mir das locker zu.
Wobei – ich hatte bei meiner Recherche was von einer ISBN gelesen – wenn ich mir so eine Nummer zulege und die auf die Bücher draufpappe, dann bin ich verpflichtet, vier Bibliotheksexemplare abzuliefern. Ich würde in der Bibliothek landen und zum deutschen Kulturerbe gehören. Das klang geil, das wollte ich haben.
Also: Nummer für knapp 80 Euro gekauft, auf den Umschlag draufgepappt, sechs Exemplare produziert, ausgeliefert – und das sollte es dann auch schon gewesen sein …
Wie heißt es so schön? Erstens kommt es anders …
Die gute Freundin begann plötzlich Werbung zu machen – und schwupps, hatte ich die ersten Bestellungen zu einem nicht wirklich existierenden Buch.
Daraufhin habe ich mich mit meiner Frau zusammengesetzt, und wir haben beraten, was wir machen. Wenige Tage später sind wir aufs Gewerbeamt gedackelt und haben den Verlag Torsten Low angemeldet. Das war im Mai 2005 – mit Gründung zum 1. Juni.
Am Anfang war der Verlag tatsächlich als reiner Eigenverlag konzipiert. Andere Autoren herauszubringen, konnte ich mir nicht vorstellen. Erst zwei Jahre später machte ich mir darüber Gedanken. Ich saß mit meiner Frau in einer Bar, wir schlürften Cocktails und schrieben Geschäftskonzepte auf Bierdeckel. Darunter waren auch einige Bezahlmodelle. Am nächsten Morgen, als ich wieder nüchtern war, ging ich durch die Bierdeckel durch und warf alle weg, die sich nicht selber tragen konnten.
Anfangs wollten wir uns tatsächlich viel breiter aufstellen. Meine Frau liebt historische Romane, ich Phantastik. Außerdem dachten wir beide auch an Kinder- und Jugendbücher. Doch schon nach kurzer Zeit entschied ich mich: Eine Sparte – die aber richtig.
Seitdem machen wir Phantastik für Erwachsene in allen Spielarten. Dabei sind wir die Spezialisten für die phantastische Kurzgeschichte. Wir haben zwar auch Romane – und nicht wenige. Aber wir machen seit acht Jahren Anthologien – und seit acht Jahren in Folge sind wir für die Kategorie "Beste Anthologie" für den Deutschen Phantastik-Preis nominiert. Das hat bislang noch kein anderer Verlag geschafft.
Bei deinem Verlag handelt es sich um einen Kleinverlag. Was heißt das? Machst du alles allein? Und macht das nicht unheimlich viel Arbeit?
Für Kleinverlage gibt es unterschiedliche Definitionen – je nachdem, worauf der Fokus liegt.
Ein Kleinverlag ist ein Verlag, der deutlich weniger als 2 Mio. Euro Umsatz im Jahr hat – das ist die Definition aus Sicht eines BWLers.
Ein Kleinverlag ist ein Verlag, der sich in einer Nische postiert, die für die meisten Publikumsverlage zu klein ist – das ist die Definition aus Sicht eines Literaturkundigen.
Ein Kleinverlag ist ein Verlag, dessen Bücher sich nur schwer verkaufen – das ist die Definition aus Sicht eines Buchhändlers.
Ein Kleinverlag ist ein Verlag, der oftmals sehr familiär geführt wird, und in dem Autoren sich wohl fühlen können – das ist die Definition aus Sicht eines Autors, der mit seinen Verlagen zufrieden ist.
An allen ist was dran.
Meine persönliche Definition: Kleinverleger sind Menschen, die unter persönlicher Selbstausbeutung wunderbaren Buchprojekten den Weg ebnen, die sonst nie erschienen wären. Die meisten können nicht davon leben, sondern arbeiten abends bis spät in die Nacht und am Wochenende daran, um ihren Traum von schönen Büchern zu verwirklichen. Bezahlt werden sie nicht ausschließlich mit Geld – das bei den meisten Verlegern eh viel zu knapp ist –, sondern auch mit der Anerkennung und Zuneigung ihrer Autoren. Die meisten Verleger halten sehr engen Kontakt zu ihren Autoren, so dass sich oftmals eine richtige "Familie" entwickelt hat.
Welche Autor*innen veröffentlichen ihre Werke bei dir? Dabei geht es mir weniger um die Namen, sondern um die Frage, welche Gründe für eine*n Autor*in dafürsprechen, sich an einen kleineren Verlag zu wenden. Was hat ihnen im Speziellen dein Verlag zu bieten? Welche Erwartungen kann er möglicherweise nicht erfüllen?
Einer meiner Autoren, der auch bei anderen Verlagen – gerade auch bekannteren – veröffentlicht, meinte mal sinngemäß zu mir, in den größeren Verlagen verdiene er sein Geld – aber bei mir mache er die Projekte, die ihm am Herzen liegen.
Und derselbe Autor meinte, dass er glücklich sei, zur Lowschen Verlagsfamilie zu gehören.
Diese beiden Aussagen zeigen wohl recht deutlich, was man von uns erwarten kann – und was nicht. Reich wird man bei uns nicht. Das Honorar sind für unsere Antho-Autoren ein paar Euro, vielleicht eine Pizza. Für unsere Romanautoren ists ein wenig mehr, aber das abgezahlte Eigenheim ist auch für die nicht mit uns drin.
Aber wir machen Projekte mit Herz.
Ich nehme ausschließlich Projekte, die mir auch persönlich gefallen und die mich überzeugen. Bücher, die auf mehreren Ebenen überzeugen können. Bücher mit schönen Illustrationen, mit farbiger Innenumschlagsillustration, mit Download-Codes für Musik, mit integrierten Comics.
Ich mache Projekte, die in großen Verlagen keine Chance hätten, weil die Zielgruppe zu klein ist. Schön ists natürlich, wenn da am Ende eine schwarze Zahl steht – aber wenn ich nur auf das Geld schauen würde, dürfte ich die meisten Bücher nicht machen.
Dazu kommt, dass unsere Autoren quasi Familienanschluss haben … wenn sie möchten.
Allerdings ist es jedem seine Sache, was er draus macht. Es gibt Leute, die haben wir noch nie gesehen. Und es gibt andere, die sehen wir fast jedes Wochenende. Es gibt Leute, die wollen bei uns nur eine Geschichte unterkriegen. Und es gibt andere, mit denen gehen wir 1-2 mal im Monat essen. Es gibt Leute, die beobachten unseren Stand nur von fern. Und andere kommen ran und fallen uns um den Hals, stellen sich ganz selbstverständlich hinter den Stand, öffnen mir den Gürtel, schnallen mir den Geldbeutel ab und verkaufen unsere Bücher. Nicht ihre. UNSERE.
Es gibt Autoren, die haben schon bei uns im Lesemobil mit uns zusammen genächtigt, uns zu Hause besucht, sich von mir bekochen lassen, ihre privaten Probleme mit uns geteilt oder stundenlang mit uns telefoniert.
Und meine Autoren wissen, dass ich auf der Leipziger Buchmesse immer ein Schlückchen Port oder Sherry dabei habe.
Jeder meiner Autoren kann für sich entscheiden, wie weit er sich in die »Familie« integrieren möchte. Wir nehmen es niemandem übel, der das nicht will. Aber wer das Komplettpaket »Verlagsfamilie« will, der bekommt es.
Was muss wiederum ein*e Autor*in bzw. sein/ihr Manuskript bieten, damit es im Verlag Torsten Low eine gute Chance hat?
Gibt es Dinge, die dich bei einem Manuskript sofort in seinen Bann ziehen?
Das kann ich so im Detail gar nicht sagen, denn außer dass ich einfach nur wahnsinnig Phantastik-begeistert bin, kann man mich in keine Schublade stecken.
Ich liebe ultrabrutalen Splatter und sanften Grusel, spannende Low Fantasy (und das nicht nur wegen meines Namens), innovative High Fantasy und mitreißende Steampunk-Geschichten. Aber ich bin auch gegenüber Märchen für Erwachsene aufgeschlossen, mag gut geschriebene Urban-Fantasy und kriege weder von Zombies noch von Vampiren genug (solange sie nicht glitzern). Auch wenn jemand was schönes Humoriges für mich hat, bin ich dem gegenüber aufgeschlossen.
Als Kleinverleger kann ich es mir erlauben, Trends zu ignorieren.
Natürlich ist mir wichtig, dass die Geschichte interessant und nicht wie schon tausende Male gelesen wirkt, dass der Spannungsbogen funktioniert, dass der Autor sein Handwerk versteht – und vor allem (da reagier ich ganz allergisch drauf): dass der Autor seinen Leser (also mich) nicht für einen Dummkopf hält.
Was sorgt dafür, dass du das Manuskript wieder zur Seite legst und womöglich nie wieder anschaust?
Na ja – mit über der Hälfte aller Manuskripte passiert das tatsächlich ganz schnell. Vielen Autoren scheint es egal zu sein, was für einen Verlag sie anschreiben. Als wäre ihre Chance, veröffentlicht zu werden, wenn sie mir ein genrefremdes Manuskript unterjubeln, größer, als wenn sie es mir nicht zuschicken. Manuskripte, die absolut nichts mit Phantastik zu tun haben, landen sofort in der Tonne. Ohne große Absage!
Der Rest geht an meine Testleser, muss denen gefallen, um schließlich wieder auf meinen Schreibtisch zu kommen. Und dort wird der Stapel nach der Wertung der Testleser sortiert.
Was rätst du Autor*innen bezüglich der Bewerbung um einen Programmplatz? Wie mache ich es richtig?
Welche No-Gos gibt es, mit denen ich mir die Chance mit hoher Wahrscheinlichkeit zunichtemache?
Liebe AutorInnen – bitte informiert euch vorher, was ein Verlag herausbringt. Es ist absolut kontraproduktiv, einem Phantastikverlag euren historischen Roman ohne jegliche phantastische Elemente auf den Tisch zu schmeißen.
Ein Anschreiben, in dem ihr darauf hinweist, wie viele Jahrzehnte Lebenszeit in eurem Roman stecken, ist auch nicht hilfreich. Verlage kaufen keine Romane ein, sie bauen Marken auf. Und diese Marke steht und fällt mit dem Autor. Ein Autor jedoch, der nur alle 20 Jahre Nachschub liefert, wird nie zu einer Marke werden.
Es ist immer hilfreich zu wissen, wen man anschreibt. Meist ist es gar nicht so schwer, herauszubekommen, wer der Entscheider ist. Ein »sehr geehrter Herr Low« kommt einfach besser an, als ein »sehr geehrte Damen und Herren« oder ein »sehr geehrter Herr Verlag«.
Es kursiert in diversen Foren der Hinweis, doch im Verlag anzurufen und nachzufragen, ob man was einschicken dürfe. Damit – so die Meinung in diesen Foren – würde aus einer sonst unverlangten eine verlangte Einsendung. Ganz ehrlich? Durch diesen Ratschlag laufen in manchen Verlagen mittlerweile die Telefone heiß und es werden schon Hotline-Bearbeiter angestellt, um Autoren auf der Jagd nach dem »verlangt«-Stempel abzuwimmeln. Anrufen bringt gar nichts. Und bei einem Kleinverlag wie dem meinen, bei dem ich alles nach dem Nichtverlags-Brotjob von zu Hause aus erledige, nervt es einfach, wenn abends – wo man eigentlich vernünftig arbeiten möchte – dauerhaft das Telefon klingelt. Das verschafft einem keinen Zugang zu einem »besseren« Manuskriptstapel. Das verschafft einem nur einen sauren Verleger.
Schaut vorher auf der Webseite, ob der Verlag überhaupt Manuskripte möchte. Obwohl wir schon seit Jahren keine Manuskripte mehr auf dem normalen Wege annehmen – und das auch auf der Webseite so kommunizieren – trudeln immer noch 50-60 unverlangte Manuskripte im Jahr ein.
Wenn auf der Webseite irgendwas steht, in welcher Form das Manuskript eingeschickt werden soll – dann haltet euch penibel dran. Wenn der Verlag eine E-Mail mit einer 20-seitigen Leseprobe vom Anfang weg, ein 3-seitiges Expose und ein Anschreiben haben will – dann schickt ihr ihm das. Wenn der Verlag eine Briefeinsendung mit 30 Seiten aus der Mitte raus, ein 5-seitiges Expose, eine 1-seitige Handlungsangabe und einen Steckbrief für den Protagonisten haben möchte – dann schickt ihr ihm das. Und wenn der Verlag nur 5 Seiten vom Finale und ein 2-seitiges Expose haben möchte, allerdings geschrieben auf Bananenschalen – dann schickt ihr ihm auch das. Diese Einsendeformalien, die sich bei fast allen Verlagen geringfügig unterscheiden, sind quasi ein erster Einstellungstest: Flutet der Autor vier Dutzend Verlage mit immer demselben Content, ohne sich um den einzelnen Verlag zu kümmern? Oder ist der Autor wirklich interessiert, bei DIESEM Verlag unterzukommen?
Und wenn man abgelehnt wird, gibt es keinen Grund zum Diskutieren! Im Prinzip ist das Ganze eine ganz normale Bewerbung. Alles, was da gilt, gilt auch hier.
Wenn ich dich nun tatsächlich überzeugt hätte, wie sähe dann die weitere Zusammenarbeit aus?
Nachdem dein Manuskript mich überzeugt hätte, würde ich mit dir gemeinsam einen Zeitplan durchgehen. Nur schon mal vorab. Dieser Zeitplan ist eine Willensbekundung. Im Verlag kann es immer wieder zu Verzögerungen kommen. Schließlich ist das ein Ein-Mann-Unternehmen. Zwei Wochen Krankheit werfen meine Terminpläne genauso aus der Bahn wie Belastungen aus dem Brotjob. Ein anderes Projekt, das nicht so gut gelaufen ist und Ressourcen (= Geld) bindet, kann Folgeprojekte genauso schieben, wie ein Projekt, das sich quasi an allen anderen vorbeigemogelt hat, weil die aktuelle Situation es einfach erfordert.
Danach kriegst du von mir einen Vertrag, in dem dieser voraussichtliche Erscheinungstermin auch drinsteht.
Wenn der unterschrieben ist, kommst du automatisch auf den Newsletter für die Autoren des Verlages und in die Facebook-Gruppe für meine Autoren und bist ab dem Moment Teil unserer Autorenfamilie.
Irgendwann komm ich dann auf dich zu und stelle dir deinen Lektor vor. Der wird dann mit dir das Lektorat machen und den Hauptkontakt halten, bis das Lektorat abgeschlossen ist.
Danach kommt es bei mir ins Korrektorat. Und ich sprech mit dir über das Cover und Klappentext. Irgendwann kommen dann die Satzfahnen als PDF, die letzte Möglichkeit für dich, noch was zu ändern. Ich rede mir dir über Werbung. Wie viele Postkarten du brauchst, wie viele Plakate du benötigst, ob es Lesezeichen geben wird.
Und danach …
Erstveröffentlichungstag. Buch-Geburtstagsparty, wenn du magst. Lesungen. Messen. Blogtour. Leserunden …
Dieser letzte Teil ist halt hauptsächlich von dir getriggert. Ich kann dich nicht zwingen, Lesungen zu halten, auf Messen aufzutauchen oder Leserunden zu machen.
Es gilt als nahezu unmöglich, als „Neuautor“ in einem der großen Verlage unterzukommen (obwohl es natürlich viele Gegenbeispiele gibt). Ist die Chance bei Kleinverlagen größer? Hat das etwas mit Qualitätskriterien zu tun?
Ich glaub, ob die Chance im Kleinverlag größer ist, hängt auch ein wenig davon ab, wie lange es den Verlag bereits gibt. Anfangs haben die meisten Verlage noch keine Autoren. Sie suchen – teilweise auch fast schon krampfhaft – nach Autoren, panisch besorgt, deswegen nicht gleich in die DKZV-Ecke gesteckt zu werden. Je länger der Verlag existiert, desto mehr Stammautoren hat er. Die Möglichkeiten für Neulinge werden geringer. Manche Verlage arbeiten nach ein paar Jahren ausschließlich mit ihrem Stamm zusammen.
Ist (d)ein Kleinverlag also ein gutes Sprungbrett, um in die Großen zu kommen? Mehr als das? Warum muss er für Autor*innen gar nicht unbedingt nur zweite Wahl sein?
Die Möglichkeit existiert definitiv. Wir haben durchaus Autoren, die in weitaus größeren Verlagen untergekommen sind.
Stephanie Mühlsteph (»Blutschwur«) ist danach bei Ullstein untergekommen. Vincent Voss (»Faulfleisch«, »Wasser«) hat zwischendurch einen Abstecher zu Bastei gemacht, bevor er mit »Frischfleisch« wieder bei mir herausgekommen ist. Es gibt einfach Bücher, die passen in große Verlage nicht rein, obwohl es keine schlechten Bücher sind.
Zum Schluss stellt sich noch die Frage, was du mir sagen würdest, wenn ich unsicher wäre, ob ich mich mit meinem Manuskript deinem Verlag anvertraue oder es doch selbst publiziere? Was spricht für deinen Verlag? Unter welchen Umständen würdest du vielleicht sogar zum Selfpublishing raten?
Ganz ehrlich? Ich würde dir meinen Verlag nicht empfehlen. Unser Verlagsprogramm steht bis Anfang 2019. Und wenn du wirklich Interesse an meinem Verlag hast, dann ist dir diese Information egal und du willst trotzdem noch zu mir. Beispielsweise, weil du von meinen Autoren gehört hast, wie es mit uns ist. Oder es live auf irgendwelchen Veranstaltungen gesehen hast. Aber ich werde dir ganz gewiss nicht sagen: »Du, lass doch das Selfpublishing. Komm lieber zu meinen Verlag.«
Wenn du unsicher wärest, würde ich dir in jedem Fall vom Selfpublishing abraten.
Selfpublishing ist eine tolle Möglichkeit, es macht Spaß, es ist spannend, das letzte große Abenteuer, und es ist toll, alles selbst entscheiden zu können. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille.
Selfpublishing bringt dich an die Grenzen und drüber hinaus, kann dich sogar krank machen, dich deinen Freunden entfernen, dich frustrieren und dich demotivieren. Das ist die andere Seite.
Wenn man sich für SP für ein Projekt entscheidet, dann muss man das wirklich tun, weil man SELBST extrem viel lernen will, SELBST extrem viel arbeiten will, SELBST extrem viel Werbung machen will. Viele, die sich mal eben schnell für SP entscheiden, vergessen, dass Selfpublishing auf Deutsch Selbstverlag heißt und dass dieses SELBST eben bedeutet, dass es kein anderer macht. Für viele Selbstverleger ist das Ende der Fahnenstange bei 75 verkauften Exemplaren je Titel erreicht. Das sollte man vorher wissen.
Ja, ich weiß. Es gibt die SP-Bestseller. Die kann man in Deutschland an 2 Händen abzählen.
Versteh mich nicht falsch – ich will niemanden dieses Selfpublishing ausreden. Im Gegenteil, mein Verlag ist so entstanden, und es war wirklich ein großartiges Abenteuer. Aber man sollte sich bewusst sein, dass ein Lektorat Geld kosten, dass ein Cover Geld kostet, dass Werbung Geld kostet – und dass man all diese Dinge komplett alleine tragen und auch verantworten muss. Wenn man das verstanden hat, wenn einem das klargeworden ist – dann spricht absolut nichts gegen SP.
Vielen Dank für dieses interessante Interview.
Vielen Dank für die interessanten Fragen.
Habe ich noch 2-3 Sätze?
Unabhängige Studien haben festgestellt, dass Vielleser im Durchschnitt oftmals über ein höheres Nettoeinkommen verfügen als Nichtleser oder Wenigleser. Und da die meisten Menschen ja gerne mehr Geld in der Tasche hätten, möchte ich einfach einen Rat in die Runde werfen: Lest mehr Bücher!
:-)