Der Romanschreiber, das ist eine Artikelreihe, in der ich dir praxisnahe Tipps zum Entwickeln, Schreiben, Anbieten und Vermarkten eines Romans gebe. Anders als mit den bisherigen Artikeln will ich dir damit nicht verschiedene Wege zum Ziel aufzeigen. Zwar gilt natürlich weiterhin, dass letztlich das Ergebnis zählt, welchen Weg auch immer du beschreitest, doch als der Romanschreiber habe ich mir vorgenommen, keine verwirrende Vielfalt an Möglichkeiten, sondern (zum Teil am praktischen Beispiel) klare, einfache Strategien aufzuzeigen, die meiner Meinung nach besonders hilfreich sind.
Wenn es gelingt, solltest du diese Artikel beinahe wie eine Anleitung lesen und direkt umsetzen können. Willst du in eines der Themen tiefgründiger eindringen, stehen dir ja weiterhin die anderen Artikel zur Verfügung.
Und noch einmal: Auch wenn ich in dieser Reihe beinahe so tue, den goldenen Weg für jeden gibt es nicht. Jeder muss letztlich seinen eigenen finden.
Mit diesem Artikel wendet sich der Romanschreiber dem Überarbeiten des Manuskripts zu, einem Thema, das uns eine Weile beschäftigen wird. Warum das so ist, dürfte schon nach diesem Artikel klar werden, der eine erste Übersicht zu den Allgemeinheiten des Themas bieten will.
Damit fällt er dann doch ein bisschen aus der Reihe, weil er erst gegen Ende auf die praktische Strategie zuläuft, die dir beispielhaft als Handlungsanweisung dienen kann und dann in den folgenden Artikeln beschrieben wird.
Diese setzen sich im Detail mit der gesamten Überarbeitungsphase von der eigens durchgeführten Überarbeitung in allen Einzelheiten über die Arbeit mit Testlesern bis hin zu den Feinheiten des Lektorats auseinander.
1 Einleitung
Wenn du dich bis hierhin schon mit den Romanschreiberartikeln beschäftigt hast, solltest du deinen Roman recht gut geplant und vorbereitet haben, um ihn dann nach deiner selbst erstellten Anleitung zu schreiben. Aber auch, wenn dir das optimal gelungen ist, wirst du um eine Überarbeitung des so entstandenen Manuskripts kaum herumkommen.
Daher bildet dieser Artikel auch eine Art Zäsur. Hier kann jeder neu einsteigen, weil in gewissem Sinne auch die Arbeit noch einmal ganz von vorn beginnt.
Wenn du der Reihe bisher schon gefolgt bist, vielleicht sogar andere Artikel hier auf „Hilfe für Autoren“ gelesen oder dich an anderer Stelle schon intensiv mit dem Schreiben von Romanen beschäftigt hast, bist du sicherlich trotzdem ein wenig im Vorteil, weil du schon viel genauer weißt, worauf du auch beim Überarbeiten achten musst. Denn deine wesentliche Aufgabe besteht jetzt natürlich darin, zu prüfen, ob du das, was du dir in der Planung für deinen Roman vorgenommen hast, auch erreicht hast. Und ob du es jetzt nach der Schreiberfahrung sogar noch übertreffen kannst. Dabei geht es (unter anderem) wieder um die gleichen Dinge wie Dramaturgie, Figurenentwicklung, Erzählweise oder Konflikt. Und natürlich um die sprachliche Umsetzung.
Aber auch, wenn du hier erst einsteigst, sollten dir dieser und die folgenden Artikel zum Überarbeiten gut weiterhelfen, und falls du doch einmal nicht sicher bist, wie das mit dem Spannungsbogen wirklich funktioniert oder wie man denn dafür sorgt, dass eine Figur authentisch rüberkommt, kannst du ja einen Abstecher zu den entsprechenden Artikeln machen.
2 Wozu das alles?
Im vorangegangenen Romanschreiberartikel, in dem es endlich um den zentralen Schreibprozess ging, habe ich versucht, dich dazu anzuhalten, beim Schreiben den inneren Zensor so weit wie möglich auszuschalten, und es fließen zu lassen. Du solltest dir keine Gedanken darüber machen, ob der erste Satz wirklich schon der beste ist, der er sein könnte, solltest nicht über einzelnen Formulierungen grübeln, dich nicht einmal lange oder gar immer wieder darum sorgen, ob du wirklich schon die optimale Erzählweise für deine Geschichte gefunden hast. Eine Vorgehensweise also, die schlicht und ergreifend sagt: Schreib erst einmal, verbessern (sprich: überarbeiten) kannst du das alles später immer noch.
Allerdings habe ich auch davon geschrieben, dass dieser sogenannte Flow eine Art Ideal für den Schreibprozess darstellt und dir vielleicht nicht durchgehend bis zum Wörtchen „Ende“ gelingt. Und dass das nicht schlimm ist, weil es ja unterschiedliche Schreibertypen gibt. Ja, du wirst lachen, ich zum Beispiel würde ja gern, bin aber so ziemlich das Gegenteil. Ich kann kaum einen Satz stehen lassen, ohne mehrfach darüber nachgedacht zu haben, ob da auch jedes Wörtchen sitzt (dass in diesem Satz der Satz steht und das Wörtchen sitzt, ist dann doch einmal einem meiner Miniflows zu verdanken). Mein innerer Zensor ist ständig aktiv und bremst mich im eigentlichen Schreibprozess. Ich überarbeite schon während des Schreibens, um quasi am Ende der Schreibphase einen druckreifen Text vorliegen zu haben. Idealerweise natürlich nur.
Denn trotz dieser Arbeitsweise, kann ich mir das Überarbeiten nicht sparen. Es wird vergleichsweise kurz ausfallen, aber es ist immer noch jede Menge zu tun. Und so geht es allen Autor*innen, die ich kenne, egal, wie viel Erfahrung sie in die Waagschale werfen können, egal, wie erfolgreich sie sind, wie gründlich sie ihren Roman vorbereiten, wie schnell oder langsam sie ihn schreiben, welches Genre sie bedienen, egal, ob sie für einen Groß-, Klein- oder im Selbstverlag veröffentlichen und schließlich egal, ob es ihnen bewusst ist oder nicht: Für sie alle macht die Überarbeitung einen bedeutenden Anteil ihrer Arbeit aus. Und wenn nicht, merkt man es ihren Werken an.
Andreas Eschbach, der ja unter anderem für seine großartigen Tipps zum Schreiben und Überarbeiten bekannt ist (wenn auch nicht so sehr wie für seine Romane), schreibt dazu: „Und ich kenne keinen Schriftsteller, mich selbst eingeschlossen, der jemals eine Rohfassung veröffentlicht hätte. Hemingway geht so weit zu sagen: ‚Jede erste Fassung ist Scheiße.‘ Es ist nun einmal so, daß Schreiben sogar in der HAUPTSACHE Überarbeitung ist.“ (3)
Dennoch, die Frage nach dem Warum ist noch nicht beantwortet. Warum ist es denn so wichtig, das Manuskript zu überarbeiten, wenn doch die Geschichte längst erzählt ist?
Nun, zunächst gehe ich doch einfach wieder davon aus, dass du den Anspruch hast, deine Sache so gut wie möglich zu machen. Wenn dem nicht so wäre, da wiederhole ich, was ich schon in früheren Artikeln schrieb, müsstest du dich ja gar nicht mit der Romanschreiberreihe auseinandersetzen, denn die verfolgt ja genau dieses Ziel.
Dies vorausgesetzt ist der Grund für die Überarbeitung ein ganz simpler: Es ist praktisch unmöglich, diesem Anspruch schon während des Schreibens vollkommen zu genügen. Zum für dich erreichbaren Optimum kommst du nur durch weiteres Verbessern im Anschluss an die Schreibphase. Tatsächlich sollte dein Anspruch sogar noch darüber hinausreichen: Indem du in einer späteren Überarbeitungsphase zusätzlich kritische Leser hinzuziehst (Testleser, Lektoren, Korrektoren), wirst du dein bis dahin bestes Ergebnis noch weiter verbessern.
Spätere Überarbeitungsphase? Ja, ich sagte es ja schon, es wird jetzt noch einige Artikel lang ums Überarbeiten gehen, so wie es zuvor einige Artikel lang um die Planungsphase ging. Ist es nicht witzig, dass wir für die doch so zentrale Schreibphase im Gegensatz dazu nur einen einzigen Artikel benötigt haben? Tja, so viel zum Thema „Schreiben“ eines Romans.
3 Und was heißt das nun?
Okay, klar, überarbeiten. Aber wie genau funktioniert das jetzt? Was gehört denn dazu? Wenn das angeblich alles so viel ist, kann es ja wohl nicht nur darum gehen, Flüchtigkeitsfehler zu korrigieren, oder?
Tatsächlich denken viele beim Thema Überarbeiten zunächst an die Fehlerkorrektur. Neben Flüchtigkeitsfehlern hat man dann vielleicht auch noch solche Fehler im Sinn, die aus Unkenntnis entstanden sind und Rechtschreibung, Zeichensetzung sowie sonstige grammatikalische Fragen betreffen. Da bekommt man dann natürlich das Problem, dass man diese Fehler nur schwerlich beim Überarbeiten erkennt, schließlich weiß man ja gar nicht, dass es Fehler sind. Wer sozusagen aus Überzeugung vom Tot spricht, der wird auch in der Nachkontrolle keinen Tod daraus machen, bis ihn jemand anderes mit der Sense darauf stößt.
Aber lassen wir dieses Problem erst einmal beiseite. Wir wollen ja den letzten Schritt nicht vor dem ersten tun. Denn genau darum handelt es sich, jedenfalls dann, wenn wir uns diese Arbeit, die Fehlerkorrektur, nicht übermäßig häufig antun wollen. Sinnvollerweise korrigierst du also zum Schluss.
Worum geht es dann?
Um unseren Text zu optimieren, musst du ihn hinsichtlich folgender Fragen untersuchen:
Wir können all diese Fragen zusammenfassen, indem wir uns eine einzige von ihnen herausgreifen, der letztlich alle anderen untergeordnet sind:
Erzielt dein Text immer die beabsichtigte Wirkung bei den Leser*innen?
Allein darum geht es bei der Überarbeitung, was die übrigen Fragen nur konkreter veranschaulichen sollen. Oder wie weiter oben schon ähnlich formuliert, geht es darum, zu prüfen, ob der Text den Anspruch, den du an ihn stellst, mindestens erfüllt. Im Kleinen wie im Großen, im Allgemeinen wie im Konkreten.
Dein Anspruch ist, dass der Text den Leser*innen der Zielgruppe gefällt? Ziel der Überarbeitung ist es, diesen Anspruch so gut wie möglich zu erfüllen. Schaue also, dass dein Text gut gerüstet ist, um möglichst genau diese Wirkung zu erzielen.
Dein Anspruch ist, dass die Leser*innen an dieser Textstelle große Angst bekommen, die Protagonistin könne ihr Leben verlieren? Überprüfe beim Überarbeiten, ob dir das schon gelungen ist, oder wie du es noch besser hinbekommst.
Und natürlich wünschst du dir auch einen Text, bei dem die Leser*innen weder über Recherchefehler noch über logische Brüche stolpern. Und es wäre ja auch schön, würde der Lesefluss nicht durch unnötig viele Rechtschreib- und Kommafehler unterbrochen. Mit der Überarbeitung versuchst du diese Gefahren so gering wie möglich zu halten.
All das und noch vieles mehr, soll deinem Text helfen, die gewünschte, die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
Und ja, ich komme diesem lustigen Einwand zuvor: Wenn es aus irgendeinem Grund dein Ziel ist, die Leser*innen zu langweilen … Bitte, dann musst du beim Überarbeiten checken, ob dir das bereits optimal gelungen ist, oder ob du noch irgendwie nachhelfen kannst.
4 Zum Ablauf
Gut, das grobe Ziel ist klar. Und immerhin haben wir schon mal geklärt, dass du nicht damit beginnen solltest, nach Rechtschreibfehlern zu suchen. Ach ja, da war ja auch noch die Frage offen, wie das überhaupt gehen soll, wenn du beispielsweise von einem Wort gar nicht weißt, dass es nicht korrekt geschrieben ist. Nachschlagen würdest du es ja auch nur dann, wenn du an deiner Schreibweise Zweifel hättest. Richtig, wozu gibt es die Rechtschreibprüfung? Die kann aber auch nicht alles, was ich im entsprechenden Artikel noch genauer beleuchten möchte.
Ganz klar: Du brauchst Hilfe! Du kannst keinesfalls alle Aufgaben in der Überarbeitungsphase allein bewältigen.
Halt! Mach dich nicht gleich auf die Suche. Beginnen solltest du nämlich damit, den Text so weit aufzubereiten, wie es dir erst einmal selbstständig möglich ist.
4.1 Auszeit
Und noch mal halt! Die Überarbeitungsphase beginnt mit einer Pause. Selbst wenn du der größte Workaholic auf Erden bist, nach der Schreibphase ist erst einmal Ruhe. Das gilt natürlich nur für das Manuskript, das du gerade geschrieben hast. Niemand zwingt dich, die nächste Zeit ausschließlich auf dem Sofa zu verbringen. Im Gegenteil, jede Ablenkung ist willkommen, ob du in einen Abenteuerurlaub fährst, ob du alle Staffeln deiner Lieblingsserie schaust, ein paar dicke Bücher liest, ein nächstes schreibst oder dasjenige überarbeitest, das dem aktuellen vorausgegangen ist.
Was du erreichen musst, ist einen möglichst großen Abstand vom aktuell geschriebenen Text zu gewinnen. Dein größter Feind beim Überarbeiten bist nämlich du selbst, solange du noch sehr genau weißt, was gemeint war. Um es mit schon erwähntem Andreas Eschbach zu sagen: „Worauf es ankommt, ist, daß das ursprüngliche Bild aus dem Kopf verschwunden ist, wenn man seinen Text wieder hervorholt. Man muß sozusagen vergessen haben, was man gemeint hat, um lesen zu können, was man tatsächlich geschrieben hat.“ (1)
Je länger du den Text liegen lässt, desto näher bist du dem unbescholtenen Leser, für den du den Text geschrieben hast. Und auch, wenn du ihn nie ganz erreichst, dich mit dem Überarbeiten sogar wieder von ihm entfernst, zeitlicher Abstand ist die beste Möglichkeit, ihm nahe zu kommen. Glaub mir, selbst wenn du das veröffentlichte Buch in ein paar Jahren noch einmal zur Hand nimmst, wirst du erstaunt sein, was du da geschrieben hast, teilweise positiv, aber auch negativ. Überarbeiten kannst du es dann natürlich nicht mehr.
Wenn du also nicht irgendwelchen äußeren Zwängen ausgesetzt bist (nein, „ich kann die Veröffentlichung nicht erwarten“ gehört nicht dazu), dann nimm dir diese Zeit. Und versuch diese Zeit auch dann einzuplanen, wenn es um Erscheinungstermine geht, die du nicht beeinflussen kannst, indem du mit deinem Projekt rechtzeitig beginnst. Rechne wenigstens mit einer Woche, es dürfen aber gern auch mehrere Monate sein.
4.2 Du bist dran
Anschließend darfst du dich dann genüsslich an dem Text austoben. Dafür wirst du vermutlich einige Zeit benötigen und den Text in mehreren Durchgängen bearbeiten müssen. Damit werden wir uns noch genauer auseinandersetzen.
Verbessere deinen Text jedenfalls so lange, bis du überzeugt bist, das dir zu diesem Zeitpunkt bestmögliche Ergebnis erzielt zu haben. Jetzt, da du glaubst, es allein nicht mehr besser hinzukriegen, kommt die Hilfe von außen ins Spiel.
4.3 Testleser
Es wird von verschiedenen Faktoren abhängen, wie der weitere Verlauf bei dir genau aussieht. Idealtypisch sendest du dein Manuskript zunächst an einen oder besser mehrere Testleser und überarbeitest es mit deren Hinweisen ein weiteres Mal. Auch hierzu wird es einen eigenen Artikel geben.
Anschließend kommt es vor allem darauf an, wie du deinen Roman veröffentlichen wirst.
4.4 Lektorat im Verlag
Ist die nächste Station das Verlagslektorat, wird das Manuskript in der Regel (je nach Arbeitsweise und Zeitdruck der Lektor*innen) in mehreren Lektoratsdurchgängen noch einmal gründlich unter die Lupe genommen, um dann jedes Mal mit zahlreichen Anmerkungen versehen an dich zurückgeschickt zu werden, damit du diese jeweils für einen weiteren Überarbeitungsdurchgang nutzen kannst. Das nennt man Textredaktion. Sie endet mit der Schlussredaktion durch eine(n) Korrektor*in, die oder der die abschließende Fehlerkorrektur durchführt, bevor das Manuskript gesetzt wird.
Nun kommt es als Druckfahne noch einmal an dich, damit du es ein letztes Mal kontrollieren und eventuell noch übersehene Fehler aufspüren kannst. Meist bist du auch angehalten, das Layout im Blick zu haben und durch kleine Änderungen die berühmten Schusterjungen und Hurenkinder zu vermeiden.
Erst, wenn du die Druckfreigabe erteilst, macht sich deine Geschichte endgültig auf den Weg zwischen die Buchdeckel (oder hinter das E-Book-Cover), und die Überarbeitung ist endlich abgeschlossen.
Natürlich, das will ich nicht verschweigen, ist die Vorgehensweise von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Und man hört leider auch von Verlagen, die am Lektorat sparen (von den wirklich unseriösen Druckkostenzuschussverlagen, die den Titel „Verlag“ gleich ganz zu Unrecht tragen, spreche ich hier gar nicht erst). Unabhängig davon können Autorinnen und Autoren, die eine Weile im Geschäft sind, schon immer über sehr unterschiedliche Erfahrungen mit verschiedenen Lektorinnen und Lektoren berichten. Manchmal scheitert die Zusammenarbeit auch, dann gibt es im Verlag aber meist Kolleg*innen (oder andere Außenlektor*innen), mit denen es besser klappt.
4.5 Lektorat ohne Verlag
Wenn du deinen Roman selbst publizieren willst, musst du wohl oder übel in das Lektorat als Dienstleistung investieren. Das kann unter Umständen auch dann sinnvoll sein, wenn du dich mit deinem Manuskript erst noch bei einem Verlag oder einer Literaturagentur vorstellen willst.
In jedem Fall bestehen damit schon zwei grundlegende Unterschiede zum Verlagslektorat:
Im Idealfall bekommst du auch hier eine Textredaktion, in der sich Lektor oder Lektorin in mehreren Durchgängen so lange mit deinem Manuskript auseinandersetzen, bis ihr beide überzeugt seid, die Geschichte in den bestmöglichen Zustand gebracht zu haben. Im Idealfall wirst du außerdem für die abschließende Textredaktion einen zusätzlichen Korrektor engagieren.
Das wird dann alles leider sehr, sehr teuer. Und ja, dein Roman wird dadurch wahrscheinlich (annähernd) der beste Roman, der er sein könnte, aber, so schade das ist, der Markt funktioniert nun einmal anders. Eine Garantie für einen Bestseller, der deine Investitionen wieder einspielt, gibt es nicht.
Nicht zuletzt aus diesem Grund, aber oft auch einfach aus Unwissen, fällt ein solches Dienstleistungslektorat oft weit spärlicher aus. Häufig nur ein Lektoratsdurchgang, in dem alle Aspekte bis hin zur Fehlerkorrektur gleichzeitig bearbeitet werden, und kein zusätzliches Schlusskorrektorat.
Das ist dann sehr schade für deine Geschichte (und deine Leser), aber zum einen nicht immer zu vermeiden, zum anderen auf jeden Fall die weit bessere Lösung, als ganz aufs Lektorat zu verzichten.
Wie genau so ein Lektorat abläuft und worauf du dabei achten musst, das würde hier zu weit führen, dafür ist aber wieder ein ganz eigener Romanschreiberartikel geplant.
5 Schrittweise
Du siehst, der Überarbeitungsprozess als Ganzes ist ein sehr langwieriger, in dem dein Manuskript mehrere Stationen durchläuft, um an jeder ordentlich geschliffen zu werden, bis hoffentlich aus dem viel versprechenden Rohdiamanten ein echtes Schmuckstück geworden ist, das man stolz auf den Ladentischen präsentiert sehen will (den echten wie den virtuellen natürlich).
Die Überarbeitung im engeren Sinne, also das, was du selbst als Erstes tun kannst, sozusagen Station 1 nach der Auszeit, wird unser nächstes Thema sein. Allein an dieser Station wird sich der Romanschreiber mit mehreren Artikeln abarbeiten, denn, wie schon die Abschnittsüberschrift verrät, auch die Überarbeitung, die du selbst leisten kannst und musst, läuft in mehreren Schritten ab.
Dazu dann mehr beim nächsten Mal.
6 Mehr lesen
In dieser Reihe werde ich mich, wie man sieht, sehr ausführlich mit dem Thema Überarbeiten auseinandersetzen. Natürlich findest du bereits an anderer Stelle im Netz Internetseiten, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und dabei manchmal unterschiedliche Aspekte unterschiedlich beleuchten. Ich will hier eine kleine Auswahl auflisten, ohne auch nur annähernd eine Vollständigkeit herzustellen. Wenn du weitere Seiten, Artikel oder Bücher kennst, die für dich hilfreich waren, würde ich mich freuen, wenn du sie mir in die Kommentare schreibst. Auch ich werde hier ergänzen, wenn mir mal wieder ein guter ins Auge fällt.
Da sind zum Ersten die sehr umfangreichen und empfehlenswerten Tipps von Andreas Eschbach, den ich ja weiter oben bereits zitiert habe:
(1) Drei grundlegende Kniffe zum Überarbeiten, die unter anderen im nächsten Romanschreiber auch von mir beleuchtet werden: http://www.andreaseschbach.de/schreiben/phantastisch/folge7/folge7.html.
(2) Eine sehr praxisorientierte Methode, zu überarbeiten, als Zehn-Punkte-Plan. Die, die ich später vorstelle, wird davon abweichen. Probiere einfach aus, was dir mehr entgegenkommt. http://www.andreaseschbach.de/schreiben/10punkte/10punkte.html.
(3) Eine umfangreiche Ansammlung von Antworten auf konkrete Leserfragen zum Thema: http://www.andreaseschbach.de/schreiben/fragen/ueberarbeiten/ueberarbeiten.html.
Weitere Seiten:
(4) Eine solide, übersichtliche und auf klare Kürze getrimmte Trickliste vom Schreibwahnsinn: http://schreibwahnsinn.de/trickliste-fuers-ueberarbeiten/.
(5) Autorin und Selfpublisherin Kari Lessir hat eine Artikelreihe über die Überarbeitung bis hin zum Korrektorat geschrieben, die mir im Großen und Ganzen sehr gut gefällt (auch wenn ich ein wenig schmunzeln muss, wenn jemand fertige Satzhäppchen zum Twittern anbietet): http://www.kari-lessir.de/2015/04/18/%C3%BCberarbeiten-1-ran-an-den-text-aber-richtig/.
(6) Annika Bühnemann geht in Teil 5 ihrer Serie „Ein Roman entsteht“ auf die Überarbeitung ein, unterteilt sie in inhaltliche und stilistische Überarbeitung, bringt zum Inhalt auch Beispiele aus ihrer eigenen Schreibpraxis und zum Stilistischen die üblichen Verdächtigen übersichtlich zusammengefasst: http://www.vomschreibenleben.de/ein-buch-entsteht-teil-5/.
Schließlich sind da noch ältere Beiträge von mir selbst:
(7) Auf meinem Autorenblog gibt es eine Reihe, die noch fortgeführt werden will. Da kommt also noch was. Irgendwann. https://philippbobrowski.wordpress.com/2013/10/06/schon-uberarbeitet/.
(8) Vollständig in einem Artikel habe ich mich bereits hier bei Hilfe für Autoren zur Überarbeitung geäußert, wobei der Artikel zum Teil aus einer langen Liste mit Dingen besteht, die beim Überarbeiten zu beachten sind, und die ich (in überarbeiteter Form) auch für den Romanschreiber übernehmen werde: http://www.buch-schreiben.net/autoren_hilfe/84-Ueberarbeitet.htm.